Samstag, 6. Juli 2024

Von Whitehorse nach Haines Junction

Wenn man Whitehorse Richtung Haines Junction auf dem Alaska Highway in nordwestlicher Richtung verlässt, kann man zunächst kurz hinter der Stadt nach rechts auf den North Klondike Highway abbiegen, um nach rund zwanzig Kilometern das ehemalige Takhini Hotsprings, jetzt Eclips Nordic Hot Springs zu erreichen.
Vor sechs Jahren waren wir im alten Naturbecken im heißen Wasser baden.
In der Zwischenzeit wurde die ehemalige Einrichtung komplett abgerissen und an alter Stelle eine moderne Thermalanlage erbaut; mit vier in einer wunderschönen Steinlandschaft angelegten „hotpools“, durch die ständig 38°C bis 42° C heißes Wasser fließt. Das Wasser ist stark eisenhaltig. Das Angebot des Badens (hier: “to soak“) im heißen Wasser wird durch eine Saunalandschaft und viele gemütlich gestaltete Relax-Bereiche erweitert.
Webseite der Anlage: https://eclipsenordichotsprings.ca/ 

Nach einem mehrstündigen Aufenthalt in "Hot Springs" geht es zurück zum Alaska Highway in Richtung Haines Junction. Im nun folgenden Streckenabschnitt wird die neue, begradigte Straße mehrmals vom Old Alaska Highway gekreuzt.

old Alaska Highway

Kurz darauf fahren wir an einer interessanten Naturerscheinung vorbei – den „Takhini Salt Flats“. In dem hier recht sumpfigen Gelände befinden sich Salzwasserseen, die zum größten Teil bereits ausgetrocknet sind.

Salz Seen
Salz Seen

In Höhe der Takhini Salt Flats steht am Straßenrand ein historischer Marker – der Pfosten der Historic Mile 946.

Historic Mile 946

Hier ist eine weitere historische Straße links neben dem Highway an der alten Trassenführung zu erkennen – die Kluane Wagon Road. Sie wurde Anfang des 20. Jahrhunderts angelegt, damit man für Goldsucher Verpflegung und Ausrüstung zum Kluane Lake bringen konnte, an dem Gold entdeckt worden war. Diese Goldfunde waren jedoch nicht sehr ergiebig und dementsprechend wurde die Straße bald nicht mehr genutzt.
Wer sich für die Historie dieser Straße interessiert, kann hier sehr interessante Details nachlesen:

Nach weiteren knapp zwanzig Kilometern erreichen wir den Stoney Creek, an dem sich während der Bauphase des Alaska Highways ein Construction Camp (das Camp 956) und später ein großes Maintenance Camp befand.

956

Abseits der Straße kann man mitten durch Bäume und Büsche zum Grab des 1914 verstorbenen Robert John McCoy gehen. Er betrieb mit seinem Bruder bis zu seinem Tod an dieser Stelle der Kluane Wagon Road ein Roadhouse, das er im Rahmen der Goldsucher-Jahre dort errichtet hatte und das in dieser Zeit zahlreich frequentiert wurde. Später rasteten bei ihm viele Jäger.

Stoney Creek
Der Alaska Highway [verläuft von oben Bildmitte nach rechts]
Im Vordergrund das Gelände von Stoney Creek

dump
Viele unaufgeräumte Hinterlassenschaften sind hier noch zu finden
Grave-Marker
Grabmarkierung von Robert John McCoy

Wer sich für diese Geschichte interessiert, kann über den folgenden Link viele Details und Hintergrundinformationen erfahren sowie einige weitere Fotos sehen.

Unser nächstes Ziel ist Mendenhall Landing / Steamboat Landing. Dazu biegen wir fünf Kilometer weiter vom Highway links ab und fahren bis zur „Confluence“, dem Zusammenfluss, von Mendenhall River und Takhini River. Hier kamen einst die Goldsucher mit dem Steamboat (Dampfschiff) an, um anschließend auf dem Landweg weiter zum Kluane Lake zu laufen. Hierhin ließen sie sich aber auch Waren und Ausrüstung liefern. Fluss und Anlegestelle (Landing) des Dampfschiffes wurden zu Ehren des amerikanischen Physikers und Meteorologen Thomas Corwin Mendenhall (1841-1924) benannt. Viele Jahrzehnte war er für die U.S. Coast und Geodetic Survey tätig, die für die Landvermessung in den USA zuständig war. So war er mitverantwortlich für die exakte Grenzziehung zwischen den USA und Canada.

Mendenhall Landing
Mendenhall Landing
Mendenhall-River kommt von links
Tahkini-River kommt mit klarem Wasser von rechts.
Beide fließen geradeaus weiter.

Auf jeden Fall ist der Bereich der ehemaligen Mendenhall Landing am Takhini River auch heute noch wildromantisch und bietet herrliche Foto-Motive.

Tahkini-River
Tahkini-River

Wir fahren zurück zum Alaska Highway, um ihn nach weiteren fünfzehn Kilometern erneut zu verlassen.

Alter Highway
Alter Highway nach Champagne

Wir biegen Richtung Champagne ab. Der alte Alaska Highway führte einst direkt durch den Ort. Die dort lebenden First Nation, die zu den Aishihik und den Champagne gehören, fühlten sich durch den Verkehr und die Touristen gestört. Sie baten um eine Verlegung der Straße und 2002 kam man letztendlich ihrer Bitte nach. In Champagne leben aktuell noch fünfzehn Bewohner, die meisten der First Nation sind in den letzten Jahren nach Haines Junction umgezogen.

Champagne

In Champagne steht nicht nur der historische Milepost „974“, sondern eine Sammlung von Radkappen am "Wheel-house" von Eddy Chambers sticht ins Auge. Im Stil des „Sign Post Forest“ von Watson Lake hatte er hunderte über Jahre verlorene Radkappen gesammelt und an eine Hauswand sowie später an Pfosten genagelt. Die Sammlung soll u.a. daran erinnern, wie viel Müll der Mensch in der Natur hinterlässt.

wheel-house

In Champagne siedelte ab 1902 Harry Chambers bei den First Nation und etablierte und betrieb dort eine „Trading Post“ und ein Warehouse für die durchreisenden Goldsucher.
Nach dem Tod von Harry im Jahr 1929 übernahm sein Bruder George Chambers das Geschäft, das während der Bauphase des Alaska Highways noch eine Tankstelle und Werkstatt hinzubekam.
Über diesen Ort werden wir ausführlich gesondert berichten.

Werkstatt
Werkstattgebäude der Chambers

Etwa vierzig Kilometer weiter überqueren wir den Aishihik River. Kurz vorher steht links am Highway der „
Otterfalls Cutoff“-Truckstop. Aus unserer Sicht gibt es hier ein kleines Kuriosum. Der 2009 verstorbene, ehemalige Besitzer der Lodge, Leonard Beecher, ist auf dem Gelände der Lodge in einem „Beton-Sarg“ beerdigt. Beecher war nicht nur der Lodge-Besitzer, sondern auch Betreiber eines Beton-Unternehmens. Deshalb entschied er sich für diese außergewöhnliche Bestattungsform.

Grab von Leonard
Leonard Beecher´s Grabstätte

Knapp zwei Kilometer nach der Lodge befindet sich die Canyon Creek Bridge. Vor sechs Jahren konnten wir noch über die alte Holzbrücke laufen. Dies ist inzwischen nicht mehr möglich. Sie ist wegen Einsturzgefahr gesperrt.

Canyon Creek
Canyon Creek Bridge closed

Durch den Goldrausch 1903 kamen viele Bergleute in diese Gegend, was zur Folge hatte, das nicht nur ein Weg (die Kluane Wagon Road) durch diese Region von Whitehorse nach Silver City am Kluane Lake gebaut wurde. In diesem Zusammenhang errichteten der Trapper Sam McGee und der Roadhouse-Besitzer Gilbert Skelly eine Brücke über den Canyon Creek.
Ein Roadhouse und ein "convenience store" wurden ebenso 1904 etabliert.
Im Jahr 1923 beauftragte die Regierung die Brüder Gene und Louis Jacquot aus Burwash Landing, am Kluane Lake gelegen, diese Brücke im Rahmen des Straßenausbaues zu erneuern.
Während des Baus des Alaska Highway wurde die alte Brücke 1942 abgebaut und vom 18ten Engineer Regiment in nur 18 Tagen - als neue, jedoch im alten Stil - wieder errichtet.

Eine weitere neue Brücke in Stahlbauweise wurde 1943 etwas südlicher, d. h. flussabwärts gebaut. Sie hielt nicht lange und musste 1968 erneuert werden

Nach diesen zahlreichen interessanten Orten erreichen wir nach weiteren fünfzehn Kilometern unser heutiges Ziel, den Pine Lake Campground bei Haines Junction, ein Naturplatz des Yukon Territoriums.

Pine Lake Campground

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