Beaver Creek hat einen außergewöhnlichen Einwohner. Er heißt Sid van der Meer und ist häufig im Besucherinformationszentrum von Beaver Creek zu finden; dort arbeitet er nämlich, trotz hohem Alter.
Sid kam 1953 als Kind mit seiner Familie aus den Niederlanden nach Kanada und lebt seit Anfang der 1960er Jahre mit einigen Unterbrechungen in Beaver Creek. Er heiratete Mitte der 1960er Jahre eine Frau der White River First Nations, Marilyn John (18.03.1948 - 21.07.2023). Sid ist Vater von vier Kindern und hat einige Enkel und Urenkel. Einige Jahre besaß Sid mit seiner Familie die Mountain View Lodge am Alaska Highway. Die Lodge lag an der Mile 1128 am Alaska Highway, die sich rund 35 Kilometer nördlich von Burwash Landing befand. Die Kinder der Familie van der Meer mussten anfangs die Schule in der rund fünfzig Kilometer entfernten Destruction Bay besuchen. Sid verkaufte deshalb 1978 die Mountain View Lodge, um seinen Kindern die Schulausbildung in Whitehorse zu ermöglichen, zog selbst aber für einige Zeit nach Alberta.
Was macht Sid zu einem außergewöhnlichen Menschen? Einmal ist da seine Sammelleidenschaft für historische Gegenstände und die treibt ihn seit über fünfzig Jahren an. Zum Zweiten ist da seine Fähigkeit, Gegenstände wiederzuverwenden, zu recyceln. So hat er sein Lebenswerk aufgebaut – seine „Bordertown Garage and Museum“ direkt hinter seinem Haus in Beaver Creek. Eigentlich gehört sein Haus ebenfalls zum Museum.
Alle Fahrzeuge haben ein Nummerschild und sind fahrbereit |
Mit welchem fährt er denn nun eigentlich die 500 m zum Visitor Informationszentrum, wenn nicht mit dem Fahrrad? Mit dem, bei dem am meisten Benzin im Tank ist !!! |
Unter dem Museum von Sid darf man sich jedoch nicht ein herkömmliches Museum vorstellen. Sid hat eine eigene Philosophie. Er möchte seine historischen Fundstücke so präsentieren, wie er sie gefunden hat, und die Ausstellungsgebäude sollen seinen alten Fundstücken entsprechen. Der Besuch dieses Ortes wirkt anfänglich etwas skurril, gleichzeitig jedoch ist er faszinierend.
Betritt man das Grundstück von Sid fallen einem sofort seine am meisten geliebten Stücke auf – seine Oldtimer. Insgesamt hat er „etwa zehn“ davon und viele von ihnen sind noch fahrbereit. Highlight ist ein blaues Ford A-Modell aus dem Jahr 1928.
Motor läuft und die handbetriebene Hupe funktioniert ebenfalls noch |
Die hinter seinem Haus liegenden Ausstellungsgebäude sind alle aus „recycelten“ Materialien erbaut. Sid hat dazu, in alten Armeelagern gestöbert und noch brauchbare Teile für seine Bauten verwendet. Selbst Mile-Pfosten vom Alaska Highway, die in den 70er Jahren bei der Umstellung von Meilen auf Kilometer entsorgt wurden, sind von ihm als Stützpfeiler der Dächer, Treppen und Veranden verwendet worden.
Ehemalige, nicht verbaute Mile Post Pfosten wurden zur Abstützung verwendet |
Türen hat er auf der Müllhalde von Beaver Creek gefunden, Fenster sind u.a. aus dem ehemaligen Westmark-Hotel von Beaver Creek.
Schwerpunktmäßig zeigt Sid in seiner Sammlung Gegenstände aus den Zeiten des Goldrausches und der Bauphase des Alaska Highways und des zweiten Weltkrieges, aber es gibt auch viele historische Sachen aus dem Alltagsleben der Menschen im Norden Kanadas. Von der Zinkbadewanne bis hin zu alten Fußwärmern aus der Zeit der White Pass & Yukon Railway ist alles vorhanden.
Zinkbadewanne aus längst vergangenen Zeiten |
Einige Bereiche des Museums sind alten Geschäften nachempfunden. So gibt es einen Gemischtwarenladen, einen Friseurgeschäft und natürlich einen Saloon.
Der Saloon als "Social Club" |
Einige der ausgestellten Sachen hat Sid aus dem lange aufgegebenen, 1949 in Beaver Creek am Alaska Highway eröffneten Laden incl. Tankstelle von Livesay’s „übernommen“. Diesen Teil der Sammlung findet man überwiegend in seiner Gemischtwarenladenabteilung.
Von der alten Registrierkasse, über historische Waagen bis hin zu Getränken, Lebensmitteldosen, usw. aus lang vergangenen Zeiten ist alles zu finden.
Besonders zu erwähnen ist der Apothekenschrank, in dem einige sehr besondere Fläschchen lagern.
Im Friseurladen kann man sich auf einem alten Barbierstuhl niederlassen und dabei u.a. Schminkutensilien und Parfüms aus der Mitte des letzten Jahrhunderts anschauen.
Hier schlummert auch das ehemalige Hinweisschild: Travellers Information Beaver Creek Center |
Aber es gibt noch so viel mehr zu entdecken und zu bestaunen. Da gibt es zum Beispiel ein schönes Modell des Raddampfers „Tutshi“, dessen Original in Carcross zu finden ist / war.
Sehr ansprechend sind auch immer noch die zahlreichen Wandgemälde aus den Hotels längst vergangener Zeiten, die nun in Sids Ausstellung die Wände dekorieren.
Auch dem „alten Goldgräber“ und seinen Lebensbedingungen ist eine Ecke gewidmet. Dazu gehören nicht nur die Ausrüstungen und sonstigen Werkzeuge, sondern auch die Alltagsgegenstände wie Essgeschirr und die geflickte Unterwäsche auf der Wäscheleine.
In einen Teil seines Wohnhauses beherbergt Sid van der Meer zusätzlich eine Menge historischer Landkarten, Postkarten und Bücher, alte Fotoapparate, Telefone, ein Grammophon, einen herrlichen alten Globus mit Plattenspieler und vieles mehr.
Am Ende der Führung durch dieses außergewöhnliche Museum wird es noch besonders skurril – Sid stellt auch einen Sarg aus, der überwiegend an Halloween benutzt wird - für uns stellt er sich für ein Abschiedsfoto sogar in den Sarg.
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