Dienstag, 23. Mai 2023

Wandbilder in Moose Jaw

Murals of Moose Jaw

Im Jahr 2022 besuchten wir auf Vancouver Island den Ort Chemainus, um dort beeindruckende Wandmalereien zu bewundern.
Auch in der Stadt Moose Jaw befinden sich in der Innenstadt zahlreiche Wandbilder, die einen Überblick über die historische Entwicklung der Stadt geben sollen. Natürlich waren wir interessiert, die Kunstwerke von Vancouver Island und Saskatchewan zu vergleichen. Wir mussten feststellen, dass die Bilder von Moose Jaw teilweise durch Hausneubauten usw. ganz verschwunden waren und der Zahn der Zeit an einigen Werken doch bereits sehr „genagt“ hatte.
Von der Stadt begrüßt wurden wir von den nachfolgenden Bildern:

Wellcome
ice cold
Best Breakfast

Doch das waren nicht die "historischen Bilder" der Wandmalereien, das war nur Werbung!

Über 40 "Kunstwerke" soll es an Häuserfassaden in Moose Jaw geben; wir geben einige davon wieder.
In der High Street kann man ein Wandbild anschauen, das an die Zeit der ersten Pioniere erinnert: „Breaking New Ground“, erstellt wurde es von Paul Geraghty.
Es soll die Hoffnung, aber auch die harte Arbeit, der ersten Siedler zeigen, die erst nach der fünfjährigen Bewirtschaftung des ihnen zugewiesenen Landes, dieses ihr Eigentum nennen konnten.

Pflügender Bauer

Ein Wandgemälde in der Manitoba Street, gemalt von der ortsansässigen Künstlerin Carly Jaye Smith, weist auf eine touristische Attraktion in der Stadt hin – die „tunnels of moose jaw“. Sie wurden angeblich Anfang des 20. Jahrhunderts von chinesischen Eisenbahnarbeitern angelegt, die sich vor rassistischen Verfolgungen schützen wollten. In den 1920er Jahren wurden die Tunnel von verschiedenen kriminellen Banden zum Alkohol-Schmuggeln genutzt – allen voran von der „Chicago-Gang“ unter der Leitung von Al Capone. Die unterirdischen Tunnel existieren, ob die Geschichten dazu wirklich stimmen, ist mehr als ungewiss (Al Capone war nie in Kanada). Auf jeden Fall werden für zahlende Touristen in diesen Tunneln informative und spannende "Untergrundtouren" angeboten.

Al Capone
Motel Al Capone

Ein Stückchen weiter entdecken wir das Wandgemälde von der 
„Eröffnungsparade“ der Baseballsaison 1910 vom Bahnhof die Main Street hinauf, gemalt wurde es von Gus Froese.

Baseball

Eine freistehende Wand in dieser Straße wurde 1999 von Schülern von Dale Cline 
bemalt, die sich an einem Entwurf von ihm orientierten und die ihn auf diese Weise ehren wollten. Auf dem Bild wird die Geschichte der Canadian Pacific Railway-Station von Moose Jaw erzählt.

Bahnhof

Ebenfalls in der Manitoba Street befindet sich ein Werk von David Paul, das den Titel
Für die Veteranen“ trägt. Der Künstler orientierte sich bei diesem Wandgemälde an alten Kriegsrekrutierungsplakaten. Er wollte damit alle Veteranen ehren, die für die Freiheit aller Einwohner Canadas kämpften bzw. heute noch kämpfen.

für the veterans

Mit dem Thema Militär beschäftigt sich auch ein Gemälde in der Main Street. Es trägt 
den Namen „The Last Dambuster“. Mit den Dambusters wurden während des
Zweiten Weltkrieges schwierige Bombardierungsflüge durchgeführt, vor allem
Staudämme (Möhne- und Edersee-Talsperre) wurden angegriffen. Einer der damaligen Piloten, Ken Brown (1920- 2002), stammte aus Moose Jaw. Ein weiterer Dambusterflieger aus Moose Jaw, der Flugoffizier Robert Urquhart, starb allerdings in seinem abgeschossenen Flugzeug.
Der Künstler dieses Bildes, Jon Butterworth, stammt nicht aus Moose Jaw, sondern
aus Toowoomba in Australien.

The Last

In der High Street hat Dale Cline ein Wandgemälde hinterlassen, das den Frauen und Männern gewidmet ist, die im Ersten und Zweiten Weltkrieg gekämpft haben –
Lest we forget“ (Stolz in unserer Vergangenheit, Glaube für unsere Zukunft).

Lest we forget

In der Main Street erinnert ein Wandgemälde von Brian Volke an die erste Straßenbahnfahrt, die in Moose Jaw am 19. August 1911 stattfand.

erste Straßenbahn

Es folgt in der Fairford Street die Bilder-Serie „Fire Watch“ von Grant McLaughlin.
Geschichten über verheerende Brände und den lebensrettenden Einsatz der Feuerwehrleute werden dargestellt. Veränderungen in Methoden und Ausrüstung werden veranschaulicht, gleichzeitig wird Wert daraufgelegt, dass Engagement und Mut der Feuerwehrleute gleichbleiben.

feuerwehr
Feuerwehr
Feuerwehr
Firebrigade
Feuer
Das Gebet

In der Omnica Street wird ein Wandgemälde, erneut von Grant McLaughlin, unter dem Titel „Living with the Land“ gezeigt. Es wurde zu Ehren der Lakota Sioux, der Cree, der Assiniboine und der Métis gemalt, die über viele Jahrzehnte ihre Winterlager in Moose Jaw Valley errichteten. Das Rautenmuster der Einrahmung soll die Wertschätzung gegenüber der Natur zum Ausdruck bringen, genauso wie das Sioux-Zitat unter dem Gemälde.

Trails

Gemütlicher geht es ein Stückchen weiter in der Omnica Street zu. Das 
Wandgemälde „Sunday Outing“ von Wee Lee beschreibt eine Bootsfahrt auf dem Moose Jaw River, die anlässlich einer Verlobungsfeier stattgefunden hat.

Ausflug

Ebenfalls in der Omnica Street befindet sich das Fliesenbild „Discovery“ 
(Entdeckung) von Rob Froese. Es besteht aus 750 handgefertigten Tonfliesen und beschreibt den Fortschritt, den wir in der Kommunikationstechnik erreicht haben – „eine Entdeckung führt uns zu der nächsten“.

Kommunikation

Eine Collage von Bildern an einem Gebäude in der River Street erinnert an die
„verlorenen“ Wandgemälde („lost murals“). Durch Feuer, Abriss, Umbau oder
schlichtweg Verfall wurden im Laufe der Jahre einige von den Einwohnern und den
Touristen sehr geschätzte Stücke vernichtet. Die Bildercollage der erneuerten Werke
wurde vom ortsansässigen Künstler Grant McLaughlin 2017 erstellt.
Gezeigt wird u.a. ein ursprünglich im Jahr 1991 von Brian Romagnoli gestaltetes
Kunstwerk, das an das Milieu in der river street red erinnerte und bei einem Feuer im
Jahr 2014 verbrannte.

Hotel

Auch ein Wandbild, das an die Rolle, die die Eisenbahn in der Geschichte von Moose Jaw spielte, und den Titel „remember old 80“ trug, hat nicht überlebt. Es war übrigens das erste Wandbild, das in Moose Jaw in Auftrag gegeben wurde und stammt ursprünglich aus dem Jahr 1990, gemalt wurde es von Dan Sawatzki. 

Eisenbahn

Durch Abriss verschwand das Wandgemälde, das an das Moose Jaw Union Hospital erinnerte. 

Tradition

 Durch Verschleiß wurde das Bild „Sommerspiele“ (summer games) zerstört.

Spiel

 Auch das Gebäude, an dem dieses Bild einmal eine Wand verzierte, wurde abgerissen und nun als Minikopie an anderer Stelle angebracht. Es erinnert an die Ernennung zur Stadt von Moose Jaw.



Quellen und weiterführende Informationen:

Montag, 22. Mai 2023

Von Maple Creek nach Moose Jaw

Nach einem kurzen Zwischenstopp in Maple Creek setzen wir unsere Reise fort. Von Maple Creek aus, wie zahlreiche andere Städte im Rahmen des Eisenbahnbaus (CPR) im Jahr 1883 gegründet, fahren wir bis zum Trans-Canada Highway 1 zunächst 8 Kilometer nach Norden. Auch „Maple Creek“ (deutsche Übersetzung: „Ahornbach“), heute noch knapp 2.000 Einwohner, hat seine erfolgreichen Zeiten lange hinter sich und viele Geschäfte und Häuser werden zum Verkauf angeboten; so auch der Campingplatz, auf dem wir schon einige Male übernachten durften.

Campground Maple Creek

Während der Campingplatzbesitzer scheinbar Glück gehabt hat und sein gesamtes Areal verkaufen konnte, sind weiterhin bei einigen Häusern die Fenster und Türen mit Spanplatten "versiegelt". 

Auf dem Trans-Canada Highway fahren wir ostwärts. 


Die gesamte Strecke befindet sich in der Provinz Saskatchewan – dem „land of the living sky“.
Land of living sky

Von dieser Provinz erzählt man, dass sie so flach ist, dass man seinen Hund, wenn er wegläuft, noch zwei Tage lang beim Laufen sehen könne. 
Ja, flach ist dieses Land und damit bekommt man auch ein Gefühl von unendlichem Raum und dem weitesten Himmel, den man sich nur vorstellen könne.

Auf dem Highway wird es schnell eintönig. Manchmal begegnet uns auf der neben der
Straße verlaufenden Bahnlinie ein Zug der Pacific Railway mit meistens über 100 Waggons, doppelstöcktig.

Eisenbahnwagons

Auffallend sind auch die oft neben der Straße befindlichen langen Reihen von Holzmasten, mit denen über Kilometer der Strom geleitet wird.

Stromtrasse

In einigen wenigen Gegenden der Prärie sieht man rechts und links des Highways die sogenannten 
„Pferdeköpfe“ – Kleinpumpanlagen für die Erdölgewinnung.

Pferdeköpfe

Ansonsten befinden sich beiderseits der Straße unendlich weite Getreidefelder, 
zurzeit meistens noch Stoppelfelder, und dementsprechend immer wieder große Silo-Anlagen.

Stoppelfelder

Stoppelfelder

Siloanlage

An manchen Abschnitten ist das Land jedoch nur bedingt für den Getreideanbau geeignet -  es ist zu trocken. So sieht man immer wieder ausgetrocknete, völlig versalzene Wasserstellen bzw. kleinere Teiche.

salzhaltige Böden
Kein Schnee, sondern salzhaltige Böden - auskristallisiert

Natriumsulfat

Natriumsulfat

Die beeindruckendste „Salzstelle“ auf dieser Strecke befindet sich in den kleinen Ort
Chaplin. Dort wird von der Mining and Minerals Inc. ↗ in größerem Umfang Natriumsulfat
gewonnen, das überwiegend bei der Herstellung von Waschmitteln, Papier und Glas verwendet wird. Das Salz wird dem Wasser des benachbarten Chaplin Lakes ↗ entnommen. Dennoch leben in der Umgebung und im See selbst, oder rasten bei ihrem Vogelzug, zahlreiche Vögel. Der Ort Chaplin wirbt damit, dass er über das „salt of the earth“ verfügt.

Schließlich erreichen wir nach sehr eintönigen 310 Kilometern die city of „Moose
Jaw“ ↗ (deutsche Übersetzung: „Elchkiefer“; ca. 34.000 Einwohner). In der Stadt
befinden sich die Stützpunkte mehrerer Einheiten der kanadischen Armee, u.a. die
„snowbirds“, die 431 Air Demonstration Squadron, eine militärische Show-Fliegerstaffel.

Moose und fighter

Am Ortseingang begrüßt uns „Mac the Moose“, der 9,75 Meter hoch 
ist und als der „größte Elch der Erde“ angepriesen wird.


Freitag, 19. Mai 2023

Das Tipi in Medicine Hat

Flach ist das Land, das wir heute durchfahren. Soweit das Auge reicht, Getreidefelder. Auf den meisten sind die Stoppeln des letzten Jahres noch nicht untergepflügt; nur wenige sind schon bestellt.

Flaches Land

Nach rund 300 Kilometern auf dem Highway 1 in südöstlicher Richtung erreichen wir die Stadt Medicine Hat, die 1883 gegründet wurde. Die Stadt wird auch „The Gas 
City“ genannt, weil man schon seit vielen Jahrzehnten Gas aus den hier vorhandenen großen Erdgasvorkommen fördert. Etwa 65.000 Bewohner hat diese Universitätsstadt.
Auf einem Hügel über der Stadt befindet sich der größte „Tipi der Welt“ (englisch: teepee). Er wurde 1988 für die olympischen Winterspiele in Calgary erbaut und danach der Stadt Medicine Hat überlassen. Das einem indianischen Stangenzelt nachempfundene Modell erreicht eine Höhe von 65 Metern und hat einen Durchmesser von fast 50 Metern. Auf jeder der zehn „Zelt-Stangen“ befindet sich ein sogenanntes Storyboard, das Geschichten zur Kultur der first nations erzählt. Das Tipi wird nachts in verschiedenen Farben beleuchtet, um den Geist der Gemeinschaft in Medicine Hat zu zeigen.

Teepee in Medicine Hat

Unterhalb des Tipis befindet sich der „Seven Persons Creek“ ↗. Zwischen 1400 und
1800 n.Chr. lagerten dort im Winter und frühen Frühling verschiedene Stämme der
Blackfeet First Nations, um z.B. Bisonfleisch zu verarbeiten. Aus diesem Grund
befindet sich hier eine archäologische Fundstätte, auf der man bereits tausende
Artefakte entdecken konnte.

Gleichen Friedhof

Wenn man die heutige Ansiedlung Gleichen nach Norden Richtung Trans-Canada Highway verlässt, passiert man rechter Hand den Friedhof der einst quirligen Stadt. Er beinhaltet einen Grabstättenbereich für Konfessionslose, für katholischen Glaubens und den sog. "Eventide-Cemetery".

Friedhof Gleichen

Ein "Belegungsplan" zeigt, dass bei weitem nicht alle Grabstätten noch über einen Grabstein, eine Markierung verfügen. 
Die ältesten Gräber stammten von James und Elisa Wishart aus den Jahren 1900 und 1906 sowie von Sala Jace aus dem Jahr 1902. Aufgrund von fehlenden Grabsteinen wussten sogar manche Bewohner des Ortes nicht einmal, dass ihre Vorfahren hier beerdigt wurden.
Im Jahr 2013 erklärten sich "The County of Wheatland" und die katholische Diözese bereit, die Kosten für die Herrichtung und die künftigen Pflege des mittlerweile verwahrlosten Friedhofes zu übernehmen - man rechnete damals mit etwa 500.000 € 

Nur wenige Meter nordwärts trifft man auf eine weitere Gedenkstätte, die von Eventide.

Gedenstätte Eventide

Hier, an dieser Stelle stand einmal die Landwirtschaftsschule von Gleichen, die nach nur zweijähriger Betriebszeit 1922 geschlossen wurde. Sie war eine von drei Landwirtschaftsschulen, die 1920 von der Regierung von Alberta eröffnet wurden. Alle drei hatten eine sehr kurze Lebensdauer. Mit ein Grund war die wirtschaftliche Depression der Bauernhöfe in den 20er Jahren. Die Studenten konnten die Studiengebühren nicht mehr entrichten. Die 1921 neu gewählte Regierung schloss das „Board of Agricultural Education“, in erster Linie, um die Verluste für das Land zu minimieren.

Eventide

Danach stand das Haus vier Jahre lang leer.
Im Jahr 1926 kündigte der Landwirtschaftsminister von Alberta an, dass die Provinzregierung die Heilsarmee bei der Betreuung mittelloser alter Menschen unterstützen werde. Dazu wollten sie z.B. die ehemalige Landwirtschaftsschule in Gleichen zusammen mit Grundstücken von bis zu 20 Hektar an die Heilsarmee übergeben. Als Name der Einrichtung wurde „Eventide Home“  (Abendzeit - Heimat) gewählt. Die Einrichtung verfügte nach Kriegsende über 115 Betten und blieb bis 1960 in Betrieb.

Das heruntergekommene Gebäude wurde nach weiteren Jahren Leerstand abgerissen.


Weiterführende Info:

Die ehemalige "boomtown" Gleichen


Knapp 100 Kilometer hinter Calgary führt heutzutage der Trans-Canada Highway
nördlich an dem Ort Gleichen vorbei, doch die Geschichte dieses Ortes machte uns neugierig, hier einen kleinen Zwischenhalt einzulegen.
Am nördlichen Ortseingang von Gleichen - am kleinen Victor Beaupre Memorial Park - wird der Reisende von einem Willkommensschild begrüßt.

Gleichen - Wellcome

Inmitten des Bogens steht: GLORIOUS PAST  -  GREATER FUTURE

Nun, die Vergangenheit war vielleicht glorreich, die Gegenwart ist es sicherlich nicht, und ob der Blick in die Zukunft so vielversprechend wird, bleibt abzuwarten.

Weitere detaillierte Informationen zur Geschichte von Gleichen kann man auf meiner bebilderten Seite nachlesen.

Als die Canadian Pacific Railway (CPR) im Sommer 1883 die Eisenbahnlinie durch diese Ansiedlung verlegte, wurde sie zur Haltestelle, um u.a. Lokomotiven auftanken zu können. Das hier ebenfalls eingerichtete Abstellgleis war das 12. westlich von Medicine Hat, was ihm seinen ersten Namen gab, Twelfth Siding“.
Bald jedoch wurde dieser Ort nach dem Finanzier der CPR, Graf Albert Edward Wilfred Gleichen (1863–1937), benannt. Die Einwohner der Stadt anglisierten jedoch sehr bald die Aussprache zu 'Gleeshen' [= Glieschen].

Vor Jahren waren wir schon einmal in diesem Ort, der uns als ziemlich verlassen in Erinnerung blieb. Auch dominiert(e) in dieser Ansiedlung die indigene Bevölkerung aus dem nahen First Nation Reservat der Siksika Nation der Blackfoot Confederacy.
Anfang des 20. Jahrhunderts (1912) hatte Gleichen einmal über 2.000 Einwohner, derzeit jedoch liegt die Bevölkerungszahl bei ~ 350. Die Ausschlag gebenden Gründe des Bevölkerungsrückgangs ähneln vielen anderen ehemaligen Erstansiedlungen im Westen von Amerika. 

Die einst geschäftige Stadt an einer wichtigen Eisenbahnlinie war eine sogenannte „boomtown“, die sich von einem Zentrum der Viehzucht und der Heimat des Blackfoot-Reservats im späten 19. Jahrhundert zu einer großen Bauerngemeinde entwickelte.
Auswirkungen des 1. Weltkrieges ab 1913, die folgende Depression und Wetterkatastrophen (lange, sehr kalte Winter, Dürre im Sommer) führten jedoch ebenso zum Schwinden des erhofften Fortschritts wie der technologisch, industrielle Wandel, Brände im Ort und die Auswirkungen des 2. Weltkrieges.
Die auf sicheren Erwerb angewiesene Bevölkerung wanderte auf Grund der zunehmenden Arbeitslosigkeit ab; in den 1960er Jahre lebten nur noch etwa 50 Bürger in Gleichen.
Welches „Leben“ sich in der kurzen Zeit der „boomtown“ und der Phase danach in Gleichen abspielte, kann man auf den sehr interessanten Seiten „The Story of Gleichenvon Andrew Farris sowie im Artikel "Hamlet of Gleichen" ↗ nachlesen.


Quelle:
Gleichen United Church Women, 1968
The Gleichen Call: A history of Gleichen and surrounding areas, 1877-1968.

Im Reservat der Sisika Nation

Wir verlassen Calgary auf dem Highway 22x in südöstlicher Richtung und fahren
danach auf dem Highway 901 weiter, um nach knapp 90 Kilometern den kleinen Ort
Gleichen zu erreichen.
Kurz vor Gleichen passieren wir den nordwestlichen Bereich des „Siksika Indian
Reserve“ (# 146). Bei den Siksika handelt es sich um den nördlichsten Stamm der
Blackfeet (Übersetzung aus der Algonkin-Sprache: „Schwarzfuß“/ sik: schwarz und
ka: Fuß).
Die Siksika organisieren ihr Reservat in Eigenverwaltung, die meisten offiziellen
Einrichtungen befinden sich im Ort Gleichen - Stammesverwaltung, Polizei, Postamt,
Finanzverwaltung, Wohnungsmanagement, Gesundheitsservice, Seniorenbetreuung,
Schule …
Versammlungshaus
Versammlungshaus der Sisika Nation

Streusiedlung der Sisika Nation
Streusiedlung der Sisika Nations

Streusiedlung der Sisika Nation

Im südöstlichen Bereich des Reservates befindet sich das berühmte Siksika-Museum
„Blackfoot Crossing“, direkt an der ehemaligen Furt über den hier vorbeifließenden
Bow River. Im Museum werden zahlreiche archäologische Ausgrabungsstücke
gezeigt, die das jahrtausendelange Leben der Siksika in dieser Region
dokumentieren. Gleichzeitig werden hier auch Dokumente gezeigt, die einen Vertrag
von 1877 zeigen, in dem den Siksikas größere Landgebiete im Süden Albertas
zugesichert wurden.
Bereits 1910 hatte man den Vertrag von kanadischer Seite wohl vergessen und halbierte die Reservate, um das restliche Land an neu eintreffende Siedler zu
verkaufen. Im Juni 2022 entschied die kanadische Regierung, den Siksika für die
damalige ungerechte Entscheidung eine Ausgleichszahlung zu gewähren.

Besonders stolz sind die Siksika auf ihren ehemaligen Chief / Häuptling Crowfoot
(1830 - 1890), der sich intensiv um Frieden für sein Volk bemühte und hauptsächlich
die Bedingungen des Vertrages von 1877 aushandelte. Sein Grab kann im Reservat
besichtigt werden.

crowfoot


Donnerstag, 18. Mai 2023

Anreise zum L & C Trail

Dieses Jahr beabsichtigen wir, den ersten Abschnitt der Reise des Lewis & Clark Expeditionscorps von 1804 zu "erfahren".
Leider haben wir dazu vorher von der kanadischen Stadt Calgary aus einen etwa 3.000 Kilometer langen Anfahrtsweg zu absolvieren, wie aus den nachfolgenden Karten ersichtlich.


Auf dem TransCanada Highway, dem Hwy 1, von Calgary über Medicine HatRegina Richtung Winnipeg bis zur Grenze nach North Dakota.


St. Louis / Missouri ist zwar unser Anreiseziel, aber auch auf dem langen Weg dorthin durch die Bundesstaaten North Dakota, Minnesota, Iowa, Missouri und Illinois werden sich für uns sicherlich schon interessante Details ergeben, die unsere Aufmerksamkeit anregen werden, so dass bereits unsere Anreise - zumindest auf uns unbekannten Wegabschnitten - gemächlich erfolgen wird.

Wenn Sie mögen, können Sie uns bereits während diesem Teil unserer Reise
von Calgary nach St. Louis-Missouri  -
auf diesen Seiten des Blogs begleiten / verfolgen.

Also: let´s buckle up and try to keep the engine warm.

Dienstag, 16. Mai 2023

Wildfire Smoke in Calgary

Es sollte wieder ein schöner, warmer Sonnentag in Calgary werden  mit Tageshöchsttemperaturen von gut 25 oCEigentlich für diese Jahreszeit viel zu hoch, wenn man den langjährigen Durchschnittswert als Maß ansetzen würde. Doch die Sonne sollte heute nicht ihre Kraft entfalten dürfen, denn über Nacht brachten heftige Winde die Luftmassen aus den Regionen von Alberta und British Columbia über die Stadt. Mit dabei war der Rauch der vielen Waldbrände in der Gegend.
Er trieb den Air Quality Health Index (AQHI) später sogar auf seinen Höchststand.
Environment Canada sah sich veranlasst, am Dienstag eine erste Warnung zur gesundgeitsgefährdeten Luftqualität herauszugeben.
Climate Change Canada (ECCC) bewertete die situationsbedingte Beobachtung der Stadt in den Morgennachrichten um 6 Uhr nur mit 3 (auf einer Skala von 0 bis 10) bzw. einem geringen Risiko, erhöhte diese Bewertung allerdings bereits um 9 Uhr auf die Höchstbewertung der Skala von 10+.
Das bedeutet, dass jeder, der gefährdet ist, „anstrengende Aktivitäten im Freien meiden“ sollte. Später wurde sogar geraten, die Wohnung - wenn nicht notwendig - nicht zu verlassen. 
Selbst am frühen Dienstagmorgen wüteten weiterhin 87 Waldbrände in Nord- und Zentral-Alberta. Etwas mehr als ein Viertel der Brände wurden von "Alberta Wildfire" als außer Kontrolle eingestuft. 
Der Himmel zeigte sich zeitweise gelb orange.

gelber himmel

Nachbar im smoke

smoke in Calgary
Wildfire Smoke in Calgary
wildfire Smoke in Calgary
TransCanada Highway 1  -Wildfire Smoke in Calgary

Auch konnte man feststellen, dass die Sonne rot am Himmel schien.

rote sonne

rauch und sonne
Ein roter Kranz um die Mittagssonne in Calgary

Rote Sonne in Calgary

Rote Sonne - Aufnahme ohne Filter
Aufnahme erfolgte OHNE Filter!
Sonne am Nachmittag über Calgary

Die Begründung ist einfach: bei klarem Himmel können alle für das menschliche Auge sichtbaren Lichtwellenlängen den Boden erreichen. Diese liegen zwischen den  Wellenlängenbereichen von rot (~ 750 nm) bis violett (~ 400 nm). Dazwischen liegen orange, gelb, grün und blau.
Ist das Wetter hingegen trocken und befindet sich viel Rauch in der Atmosphäre, verhindern diese Rauchpartikel, dass die kürzeren Wellenlängen des Lichts den Boden erreichen.
Blaue [~ 430 – 490 nm] und grüne [~ 490 – 570 nm] Farben haben kürzere Wellenlängen als Rot und Orange, was bedeutet, dass die Menschen nur die längeren Wellenlängen des Lichts sehen, die durch den Dunst gelangen.


Quellen:
CTVNews.ca  -  Natasha O'Neill
Calgary Herald vom 16.05.2023 - Stephanie Babych

Springtime in Alberta

Der legendäre kanadische Folk-Singer Ian Tyson (1933-2022) beschreibt in seinem eher traurig stimmenden Liebeslied die Situation.

Just like springtime in Alberta
Warm sunny days endless skies of blue
Then without a warning
Another winter storm comes raging through.

Kaum ist der erste Schnee geschmolzen, das Schmelzwasser in den sandigen Böden versickert bzw. abgeflossen - ist es Sommer. Zumindest nach dem bisherigen Verständnis eines Europäers, denn eine Zeit des Frühlings scheint es in dieser Region nicht (mehr) zu geben.
Anfang Mai bereits erreichen die Tageshöchsttemperaturen 30 ํC, während nachts noch Bodenfröste herrschen können. Doch dann, plötzlich, quasi über Nacht beginnt die Natur zu erwachen.

springtime

Die auf der Erdoberfläche lebenden Moose, Flechten "dehnen" sich, Gräser fangen an zu sprießen und zwischen dem noch alten, trockenem Gras aus dem letzten Jahr hindurch schauen die ersten Frühjahrsboten hindurch. Dann jedoch geht alles sehr schnell und explosionsartig blühen viele Bäume, Büsche und in kürzester Zeit kann man auf den Wiesen die bunteste Blumenvielfalt bewundern.

Prairie Crocus
Prärie Crocus

grüner Baum

Quasi über das Wochende zeigten diese Bäume ihr erstes Frühlingsgrün.

Montag, 15. Mai 2023

im Kananaskis Country

Über das Wochenende unternahmen wir einen kleinen Ausflug Richtung Rocky Mountains. Dazu starteten wir aus Calgary heraus und fuhren zunächst auf dem TransCanada-Highway westwärts, Richtung Banff.
Nach etwa 70 Kilometern bogen wir südwestlich ab, um noch einmal rund 25 Kilometer über den Highway 40 in Richtung Kananaskis Village zu fahren. Die kleine Gemeinde liegt im Provincial-Park „Kananaskis Country“.
Schon auf der Hinfahrt konnten wir einige Dickhorn-Schafe am Straßenrand beobachten.

BigHorn-Sheep
Junge Bighorn-Sheep am Straßenrand

Im Jahr 1858 führte John Paliser eine Expedition durch diese südliche Gegend der kanadischen Rocky Mountains und benannte sie nach einem Cree-Indianer, der nach einem Kampf einen Tomahawk-Schlag auf seinen Kopf überlebte (“Kin-ea-kis“). Auch heute leben hier noch Mitglieder der Stoney Nakoda- und der Blackfoot First Nations.
Das Kananaskis-Country ↗ ist seit 1978 ein Provincial-Park, für den man seit einigen Jahren einen Park-Pass erwerben muss, wenn man sich hier touristisch aufhält.
Im Tal schlängelt sich der Kananaskis River und rund herum erheben sich mächtige Berge.

Kananaskis Country
links: the Wedge (2.665 m)

Das eigentliche Wahrzeichen ist der Mount Kidd, ein Doppelgipfelmassiv mit einer Höhe von 2.958 Metern. Der Mount Kidd und das gesamte umliegende Gebirge besteht hauptsächlich aus Kalkstein.

Mount Kidd
Mount Kidd (2.958 m)

Ein weiterer beeindruckender Berg ist der Fisher Peak mit einer Höhe von 2.846 Metern.

Fisher Peak
Fisher Peak (2.846 m)

Quellen und weiterführende Informationen:

Mittwoch, 10. Mai 2023

Wir wurden aufgeweckt

durch den Northern Flicker  -  Colaptes auratus
 
Im Gegensatz zu anderen Spechten hackt der Nördliche Specht nicht an Bäumen herum, um nach Insekten zu suchen. Diese Art "trommelt" vielmehr während der Brutzeit [auch in Wohngebieten], um zu kommunizieren - und um Rivalen abzuschrecken / fernzuhalten. Dazu nutzen diese Vögel nicht nur Regenrinnen; sie bevorzugen Schornsteine aus Metall oder auch nur eine Metallhalterung an einem Strommast, der ihren Specht-Trommelwirbel mit gut 25 Schlägen pro Sekunde wirklich laut zum Klingen bringen kann.

Northern Flicker
Northern Flicker ♀ - Colaptes auratus

Der Nördliche Flicker hat ein braunes Gefieder, das reich mit schwarzen Flecken gemustert ist. Sein Halskragen ist halbmondförmig schwarz gefärbt. Männchen haben einen schwarzen oder roten "Schnurrbart", während der des Weibchens braun ist. 

Northern Flicker
Northern Flicker ♂ - Goldspecht

Northern Flicker
Northern Flicker ♂ - Goldspecht

Dienstag, 9. Mai 2023

ein besonderer Outfitter

Für unsere beabsichtigte Camping-Reise benötigten wir noch das eine oder andere. Wir konnten kein besseres Haus finden als die Bass Pro Shops  ↗ im Norden von Calgary.

Bras pro shops


Montag, 8. Mai 2023

im Dean-House

verbrachten wir einen ersten gemeinsamen Abend in Calgary mit unserem Sohn und Familie. 

Dean-House

Dean-house-history

Im Sommer 2017 lernten wir erstmals die Geschichte des historischen Dean-Houses ↗ und seine excellente Küche kennen. Für beide wurde dieses Haus mehrfach mit "awards" ausgezeichnet.