Samstag, 3. Juni 2023

Hermann der Cherusker

Das Hermann-Denkmal in New Ulm

Hermann-Denkmal

Das 31 Meter hohe "Hermann Heights Monument" befindet sich in New Ulm in der Monument Street im sogenannten "Hermann Heights Park". Es hat einen engen Bezug zu den deutschstämmigen Einwanderern in die USA. Die Statue steht für Hermann, den Cherusker, der im Jahr 9 n.Chr. Germanien von der römischen Besetzung befreite.
Hermann war von seinem Vater, dem Cherusker-Häuptling Segimer, den Römern zur Ausbildung übergeben worden, nahm den römischen Namen Arminius an und erlebte eine erfolgreiche Karriere bei der römischen Armee. Zu dieser Zeit hatte Cäsar seinen General Varus als Gouverneur über Germanien eingesetzt. Die freiheitsliebenden germanischen Stämme waren unzufrieden mit der Verwaltung von Varus und Spannungen und Widerstand nahmen zu. Als Varus mit über 25.000 römischen Soldaten einen Rückzug ins römische Reich plante, wurde er von den Germanen unter Führung des zurückgekehrten Hermann vernichtend geschlagen.

Hermann der Cherusker

Bei den Deutschen hielt sich damit die Legende von Hermann als Symbol von Ehre 
und Stolz und vor allem von ihm als „Vater der deutschen Unabhängigkeit“.
In Deutschland errichtete man entsprechend dieser verehrenden Idee 1875 ein Hermanns-Denkmal ↗ auf dem Gebiet der Stadt Detmold in Nordrhein-Westfalen im Teutoburger Wald.

Hermann-Info

Die deutschen Einwanderer brachten diese Hermann-Verehrung mit in die USA und
gründeten 1840 in New York den "Orden der Hermann-Söhne" (the order of the sons of Hermann). 1887 ließ der Orden in New Ulm eine Hermann-Statue, vergleichbar mit der deutschen Ausgabe im Teutoburger Wald, erstellen, jedoch zunächst nur die 1800 Kilogramm schwere Statue. Erst 1897, als weiteres Geld zur Verfügung stand, konnte dann das gesamte Denkmal mit der Statue auf der Kuppel fertiggestellt werden. Das Denkmal in New Ulm wurde von dem Architekten Julius Berndt (1832-1916) geplant und von dem Bildhauer Alphons Pelzer entworfen. Die WH Mullins Factoring Company aus Salem in Ohio stellte die 9,75 Meter hohe Statue her, die mit Kupfer verkleidet ist. Das Denkmal wurde Anfang der 2000er Jahre komplett restauriert.

Hermann der Cherusker

Im Innern des Denkmals kann man heute eine Treppe bis zum Fuß der Statue emporsteigen und hat von dort einen herrlichen Blick auf die Stadt und die Umgebung.

Hermann saved England
Quelle: Infotafel am Hermann-Denkmal- 2023


Der Rathskeller in New Ulm

Vielleicht noch spannender als die Geschichte der „Turnhalle“ in der Stadt New Ulm, Minnesota, ist der ehemalige „Speisesaal“ im Kellergewölbe des Gebäudes - der sogenannte Rathskeller“. Er wird seit mehr als 150 Jahren als Restaurant und Bar genutzt und wird als älteste, ununterbrochen betriebene Bar von Minnesota angesehen.

Rathskeller

Man betritt einen gemütlichen, großen Raum, der von einem großen Steinkamin und 
der riesigen, alten Bar dominiert wird. Und dann schaut man auf die Wände und vergisst, dass man sich in den USA befindet. Die Wände sind auf über 20 Metern mit Szenen aus Deutschland und einigen seiner Nachbarländer bemalt und man fühlt sich an eine Geschichtsstunde erinnert. 

Rheinsteig

Diese Bilder wurden 1873 von Guido Methua-Scheller, 1887 von Christian Heller und 
1901 von Anton Gag gemalt. 1917, als die USA in den ersten Weltkrieg eintraten und sich eine gewisse Deutsch-Feindlichkeit verbreitete, verbarg man die Wandgemälde unter Sperrholzplatten. In den 60er Jahren wurden sie wieder freigelegt und über Jahrzehnte restauriert.
Da thront z.B. die Wartburg bei Eisenach und erinnert an die Heilige Elisabeth von Thüringen, an dort stattgefundene Minnesänger-Wettstreite  und dass Martin Luther dort weilte.

Wartburg
Man sieht die Ruinen der ehemalig riesigen, mittelalterlichen Reichsburg auf dem
Kyffhäuser in Thüringen. Gemäß von Sagen und Legenden soll im Kyffhäuser-Berg
Friedrich Barbarossa, durch einen Zauber dort gebannt, schlafen und auf die
Wiedererstehung seines Reiches warten.

Kyffhäuser
Reichsburg auf dem Kyffhäuser

Von der Schlossruine von Heidelberg auf dem Königstuhl blickt man auf die berühmte Neckar-Bogenbrücke hinab. Im pfälzischen Erbfolgekrieg (1688-1697), den der französische Sonnenkönig Ludwig XIV gegen die Kurfürsten der Pfalz führte, sprengten Soldaten 1693 den Pulverturm des Renaissance-Schlosses, was zum Einsturz großer Teile des Gebäudes führte. So ist das Schloss (als Ruine) bis heute erhalten geblieben.

Heidelberg
Schlossruine Heidelberg

Von der Romantik-Burg Rheinstein (rechts) schaut man auf das obere Mittelrheintal – eine bereits im 14. Jahrhundert errichtete Burg, oft verfallen und immer wieder aufgebaut.
Hier wird die Liebeslegende von Kuno und Gerda erzählt. Kuno schickte seinen Onkel Kurt zur Brautwerbung, der Gerda dann jedoch für sich selbst forderte. Beim Zug zur Kirche, wo die Trauung von Kurt und Gerda stattfinden sollte, gelang Gerda auf ihrem „weißen Ross“ die Flucht; sie konnte sich zu Kuno retten und die Liebenden waren wieder vereint.

Burg Rheinstein
Burg Rheinstein (rechts) 
 
Im Rahmen der Restaurierungen hat ein Künstler einfach die Ruine der Burg Papenburg (links) - im Altmühltal und nicht am Rhein gelegen - dazugemalt. Ihre wichtigste Zeit erlebte diese Burg während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648), als sie gegen die Angriffe der Protestanten, stark bewehrt wurde.
Der Graf von Pappenheim war einer der wichtigsten Generäle des Feldherren Wallenstein, der die katholische Liga unter Kaiser Ferdinand II befehligte.

Nicht an einem Fluss direkt, aber in der Nähe von Ulm und dem Donautal, befindet sich bei Reutlingen das Schloss Lichtenberg, das auch als das Märchenschloss von Württemberg bezeichnet wird. Der romantische Schriftsteller Wilhelm Hauff (1802-1827) veröffentlichte 1826 seinen berühmten historischen Roman „Lichtenberg“.

Schloss-Lichtenberg
Schloss Lichtenberg im Rathskeller vin New Ulm

Eine nächste Sage wird von der Burg Nideck, die in den Vogesen im Elsass steht, erzählt. Die „Herren von Nideck“ sollten einem Riesengeschlecht angehört haben. Die Riesentochter entdeckte bei einem Spaziergang Bauern bei der Feldarbeit und hielt sie für Spielzeug. Kurzerhand nahm sie Bauern, Wagen, Pflug und Zugtiere mit und zeigte dem Vater das neue, wunderbare Spielzeug. Der Vater reagierte erbost, erklärte ihr, wie wichtig die Arbeit der Bauern wäre und befahl ihr, alles zurückzubringen. Der eine Felsen, auf dem die Burg Nideck steht, soll an den erhobenen Zeigefinger des Vaters erinnern.

Burg Nideck
Burg Nideck

Eine Schlossanlage in der Nähe von Bayreuth in Oberfranken / Bayern (Fränkische Schweiz) wird auf einem weiteren Bild dargestellt, es handelt sich um die Burg Unteraufseß. Der dazugehörende Ort Aufseß ist seit 2001 im „Guiness-Buch der Rekorde“ eingetragen, weil er mit seinen vier ortsansässigen Brauereien die größte Brauereien-Dichte pro Einwohner hat.
Das Bild wird fast ganz von der Bar verdeckt.

Abgerundet wird die deutsche Geschichtsstunde mit dem Gemälde des Schlosses Habsburg („hapsburg“), das im Kanton Aargau in der Schweiz in der Nähe des Flusses Aar zu finden ist. Schloss Habsburg war der ursprüngliche Sitz des Fürstengeschlechtes der Habsburger.
Auch dieses Bild wird heute von der Bar verdeckt.

Die zweite Schweizer Burg ist Schloss Spiez am Thuner See im Kanton Bern. Diese
Burg verfügt auch heute noch über einen sehr markanten Burgturm.

Schloss Spitz
Schloss Spitz

Das Schweizer Ensemble wird mit der Darstellung der „via mala/schlechterWeg“ komplettiert. Hierbei handelt es sich um einen acht Kilometer langen, sehr schmalen Weg durch eine Schlucht des Hinterrheins im Schweizer Kanton Graubünden. Seit der Römerzeit wurde dieser Weg genutzt, um die Alpen zu überqueren.

Via Mala
Via Mala

An diesen Beschreibungen kann man sehen, dass man interessanteste deutsche Geschichte fernab in Minnesota (USA) erleben kann, wobei sich hinter der „Bar des Rathskellers“ noch weitere mit Holz abgedeckte Bilder befinden, die man dort allerdings ruhen lassen möchte.

Übrigens: gut Essen und Trinken kann man natürlich auch in dem "Rathskeller"!

Broschüre: Turner Hall New Ulm: Wall Murrals (einsehbar im Rathskeller)

Freitag, 2. Juni 2023

Die „Turnhalle“ in New Ulm

Gleich hinter dem Brown County Courthouse (Gerichts- bzw. Verwaltungsgebäude des 1855 gegründeten Landkreises Brown County) findet man die „Turner Hall / Turnhalle“ von New Ulm.
Ein Schild weist daraufhin, dass dieses Gebäude 1856 errichtet wurde. Auf einem „historical marker“ neben dem Gebäude wird die Entstehungsgeschichte beschrieben.

Turner Hall

Turner Hall

Emigranten aus Deutschland -  die ersten kamen überwiegend aus Württemberg 
und besonders aus Ulm  - , die nach dem Scheitern der 1848er Revolution geflohen waren, und zu den Gründern des Ortes New Ulm gehörten, brachten auch die Idee der „Entwicklung eines gesunden Geistes und Körpers durch Bewegung“ mit - ein Konzept, das 1811 von Friedrich Jahn in Berlin entwickelt worden war. So gründeten sie 1856 einen Turnverein / eine „Turner Society“ und konnten bereits zwei Jahre später ihre erste hölzerne „Turn Halle“ in Betrieb nehmen. Der Frauen-Turnverein wurde übrigens erst 1889 gegründet.

Turnhalle in New Ulm
Turnhalle von 1858 in New Ulm
Quelle: Rathskeller

Während des Dakota-Aufstandes wurde das erste Turnhallen-Gebäude durch einen Brand zerstört. Unter dem Dakota-Aufstand versteht man den Angriff verschiedener Stämme der Sioux, u.a. der Dakota, auf verschiedene Orte in Minnesota im Jahr 1862 – auch auf den Ort New Ulm. Die Native Americans reagierten auf die schlechte Versorgung in den Reservaten und die nicht eingehaltenen Versprechungen durch die Regierung mit diesen Angriffen. Der Dakota-Aufstand führte auf beiden Seiten zu großen Verlusten.
Die „Turner Hall“ in New Ulm wurde 1865 erneuert, diesmal aus Ziegelsteinen gemauert. Ein Anbau wurde 1873 erstellt.
Im Jahr 1900 wurde diese Halle jedoch abgerissen, da sie zu klein geworden war. Neben Sportveranstaltungen konnten im zweigeschossigen modernen Neubau nun auch Theathervorführungen stattfinden. 

Turner Hall
Turnhalle von 1901 - 1952 in New Ulm
Quelle: Rathskeller

Leider brannte dieses Haus 1952 komplett ab, wurde allerdings auch wieder unverzüglich durch einen reinen Zweckbau ersetzt. 

Turner Hall

Noch heute wird die „Turner Hall“ für Sportveranstaltungen genutzt; in ihr finden jedoch auch Tanzveranstaltungen, Konzerte, Empfänge und Hochzeiten statt. Das Gebäude wurde 1979 in das „national register for historic places“ der USA aufgenommen und wird als "älteste noch genutzte Turnhalle der USA" bezeichnet.

Donnerstag, 1. Juni 2023

im Flandrau State Park

In New Ulm steuerten wir einen Campingplatz an, der im Flandrau State Park liegt. Früher hieß er einmal nach dem Fluss, der ihn durchfließt, Cottonwood River State Park, doch 1945 nannte man den Park zu Ehren von Charles E. Flandrau ↗ (1828-1903) um.

Flandrau

Hier am Cottonwood Fluss befanden sich einmal einige Mühlen und eine Farm, ehe das Areal zum State Park wurde. Die Cottenwood Land-Gesellschaft erwarb das Gelände 1934 von Otto Wiedenmann.
Ab September 1934 begannen Männer der Works Progress Administration (WPA) - im Rahmen einer nationalen Arbeitsbeschaffungsmaßnahme - im heutigen Nationalpark u.a. zuerst für sich hölzerne Unterkünfte zu errichten, später dann einige rustikale Gebäude aus Granit, die heute noch erhalten sind: ein Beachhouse, das Haus des Managers mit einem Garagengebäude. Die Gebäude wurden in einem architektonisch deutschen Stil errichtet. 

Das Beachhouse
Das Beachhouse
Haus des Managers
Haus des Managers
Garagenbau
Garagenbau und Haus des Managers
Das Lager  der WPA wurde 1939 geschlossen und ihre Schlafbaracken sowie das Verwaltungsgebäude zu einem "Group Camp" umfirmiert. Ortsansässige Arbeiter der WPA stellten die Häuser bis 1941 fertig. 

Verwaltungsgebäude
Verwaltungsgebäude und Schlafbaracken im "Group-Camp"
Schlafbaracken
Schlafbaracken

Bereits im Juni 1935 kamen Männer des Veteran Conservation Corps (VCC), nach Abzug dieser im Juli 1936 junge Arbeiter des Civilian Conservation Corps (CCC) in den State Park, ebenfalls im Rahmen der nationalen Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Sie schlugen ihr Lager nordwestlich der Holzbauten des WAP auf und errichteten einem Damm für den Hochwasserschutz, legten Wege an, reinigten das Flussbett und erbauten das steinerne Haus „Picnic Shelter“.

Picnic Shelter
Picnic Shelter

Am 15. Januar 1942 wurde das CCC-Camp geschlossen; heute erinnert nichts mehr an dieses Lager.

POW-Internierungslager im Camp New Ulm
Während des Zweiten Weltkrieges diente das von der WPA ehemals genutzte Gelände südlich des Cottonwood-Rivers zur Unterbringung von deutschen Kriegsgefangenen (POW). Geleitet wurde es von dem regionalen Headquarter in Algona, Iowa.
Etwa 160 deutsche Kriegsgefangene, meist Angehörige der Luftwaffe, kamen im Juni 1944 im Camp New Ulm an. Sie wurden von Soldaten der 12. U.S. Armee bewacht.
Die Internierten wurden zur Arbeit in der "California Canning" (Dosenfabrik - Erbsen), bis 2020 Del Monte Vegetables, im nahen Ort Sleepy Eye eingesetzt, später in einer Ziegel- und Fliesen-Fabrik. Ebenso wurden sie an Farmer „ausgeliehen“, wo sie unbewacht arbeiteten. Die Winterzeit verbrachten die Kriegsgefangenen dann wieder in Algona und kamen erst im Frühjahr 1945 wieder ins Camp New Ulm. Das Camp wurde im Dezember 1945 geschlossen, die Internierten kehrten alle nach Deutschland zurück.

Quelle und weiterführende Informationen:
Brown County Historical Society and the State of MN

Mittwoch, 31. Mai 2023

Endlich wieder Tiere

Erschreckend "arm an Tieren" erschien uns die Prärie im Osten von Nord-Dakota. Hin und wieder ein überfahrener Waschbär, ein paar Vögel (Rotschulter-Stärling) im Schilf des Straßenrandes, doch das war alles. Nachdem wir jedoch einige Kilometer westlicher in Minnesota waren, änderte sich die Landschaft. Sie wurde hügeliger und viele kleine Seen und Tümpel taten sich hinter schützenden Baumreihen auf.
Hier konnten wir unsere Tierbeobachtungen beginnen und wurden z. B. mit dem kurzen Aufenthalt eines "Roten Kardinals" vor der Fotolinse belohnt, der jedoch bald wieder im Gebüsch verschwand.

Roter Kardinal

Auch konnten wir auf den - immer noch blumenlosen Wiesen - den einen oder anderen Schmetterling ausmachen, darunter den Monarch  (Danaus plexippus).

Monarchfalter

Minnesota

Auf unserer Weiterfahrt gen Süden (mit Ziel St. Louis / Missouri) verließen wir das flache, trockene und sehr windige Prärieland Nord-Dakota bei Fargo und fuhren im 32. Bundesstaat der Vereinigten Staaten, Minnesota, weiter.


Sein Name lässt sich auf ein Wort des Dakota-Stammes für den Minnesota River, "mnisota", zurückführen, was „trübes, schlammiges Wasser“ bedeutet. Der Bundesstaat erhielt am 11. Mai 1858 seine Eigenstaatlichkeit.
Das Land wird oft auch als „Das Land der 10.000 Seen“ bezeichnet. Tatsächlich gibt es in Minnesota 11.842 Seen. Hinzu kommen 6.564 Flüsse. Mit einer der Wichtigsten ist der  Mississippi. Er ist 3.778 Kilometer lang, entspringt dem Lake Itasca im Norden von Minnesota und mündet rund 160 Kilometer südlich von New Orleans in den Golf von Mexiko.
Dass Minnesota viele kleinere und größere Seen bzw. Flüsse hat, konnten wir auf unserer Fahrt sogar rechts und links des Highways sehen.

See
See

Dienstag, 30. Mai 2023

Das Wikingerschiff Hjemkomst

Heimkommen

Direkt neben der Hopperstad-Stabkirche in Moorhead, Minnesota, befindet sich das „Hjemkomst-Center ↗, in dem wir das „Werk eines weiteren Traumes“ anschauen können. „Hjemkomst“ ist das norwegische Wort für „Heimkehr“ und so heißt der Nachbau eines Wikinger-Schiffes, das dort ausgestellt ist.

Das Hjemkomst-Schiff
Die "Hjemkomst"

Dieses Schiff ist ein Nachbau des 1881 in Norwegen ausgegrabenen Gokstad-Schiffes ↗, gefunden bei dem Bauernhof Gokstad am Sandefjord. Von diesem Wikingerschiff, das ursprünglich im späten 9. Jahrhundert erbaut wurde, gibt es inzwischen einige Repliken, die teilweise „hochseetauglich“ über den Atlantik fuhren und in verschiedenen Museen der Welt ausgestellt sind.
Ein solcher Nachbau war der Traum eines zweiten norwegischen Einwanderer- Nachfahren, der in der Region Fargo/Moorhead lebte - Robert Asp (1923-1980).

ASP

Robert Asp war Berufsberater an der Junior High School von Moorhead und verfolgte 
über Jahre beharrlich seinen Traum, ein „seetaugliches“ Wikingerschiff zu bauen. Viele Jahre plante er und konnte schließlich 1972 mit seinem Vorhaben starten.
Das erste Holz wurde in diesem Jahr geschnitten. Bis zur Fertigstellung seines Nachbaus wurden letztendlich über 100 Bäume, zumeist Eichen, benötigt, Nachdem das Holz zugesägt war, lagerte man es zwei Jahre, damit es ausreichend abtrocknete. Im benachbarten Ort Hawley mietete Robert Asp 1973 eine ehemalige Kartoffellagerhalle und ernannte seine „Wikingerschiffswerft“ nun zum „Hawley Shipyard“.
1974 starteten die ersten Arbeiten am Schiff. Die Fertigstellung war aber trotz zahlreicher „Bauhelfer“ erst im Jahr 1980. Die aufwändigen Schnitzereien an Bug und Heck wurden übrigens von Gary Olsby aus Fargo sowohl entworfen als auch hergestellt.
Am Bug des Schiffes befindet sich ein geschnitzter Drache, liebevoll auf den Namen „Igor“ getauft.

Igor

Es ist heute jedoch mehr ein Einhorn als ein Drache, weil er bei einem Sturm während der 
Atlantiküberquerung 1982 eines seiner beiden Hörner verlor.
Am Heck befinden sich die „tail tales“ (deutsch: „Schwanzgeschichten“). Ein Bild zeigt ein Schiff in einer Wolke. Dies soll den Traum von Robert Asp darstellen. In der Mitte sieht man den Kiel eines Schiffes als ein Symbol für die Seetauglichkeit der
Hjemkomst. Das obere Bild eines Wikingerschiffes steht für die Seereise nach Norwegen, die 1982 tatsächlich stattfand.

Hintere Schnitzerei

Im August 1980 wurde das fertiggestellte Wikingerschiff über 300 Kilometer per LKW 
nach Duluth am Lake Superior, dem Oberen See der fünf großen Seen, transportiert und dort zu Wasser gelassen. Und das Schiff schwamm, trotz vieler Bedenken.
Robert Asp, der an Leukämie erkrankt war, konnte den Sommer über noch mit seiner Hjemkomst auf dem Lake Superior fahren, aber seinen Traum einer Atlantiküberquerung nach Norwegen konnte er nicht mehr in die Tat umsetzen.
1982 wurde dies jedoch von seinen Kindern, einem kleinen Unterstützungsteam sowie Erik Rudstrom, einem erfahrenen norwegischern „Wikingerschiff-Segler“, verwirklicht. Von  New York im Juni 1982 startend erreichten sie nach einigen heftigen Stürmen im Atlantik im August 1982 Oslo in Norwegen und verwirklichten so den Traum von Robert Asp.

Wikkingerschiff

Wickingerschiff

1983 wurde die Hjemkomst auf einem Frachter, der M / V Brunto, zurück in die USA nach Cleveland / Ohio transportiert und anschließend per LKW nach Minnesota / Moorhead.

Rücktransport
Rücktransport
Quelle: Hjemkomst-Center

1985 wurde dann das Hjemkomst-Center ↗ für die Ausstellung des Wikingerschiffes eröffnet.

Einige Unterstützergruppen hatten sogar nach alter Wikinger Tradition "Ihre" Schilder an dem Boot angebracht, die allerdings bei der Atlantiküberquerung im Innern des Schiffs sicher verstaut wurden.


Hallinglag

Die Hallinglag ist eine 1907 gegründete Organisation von Nachkommen der Auswanderer aus dem Halling-Tal in Norwegen und derjenigen, die sich für Geschichte und Kultur interessieren und um die Verbindung zum Heimatland aufrechtzuerhalten.

Dream

Auch dieses Projekt zeigt, dass mit großer Beharrlichkeit und Willen Träume wahr 
werden können.

Träume werden wahr

Eine Erinnerung an norwegische Einwanderer.

Interstate-29

Auf unserer weiteren Fahrt über die US-Interstate 29, immer entlang der Grenze zwischen den beiden US-Staaten North Dakota und Minnesota sowie dem ostwärts liegenden Grenzfluss Red River, erreichen wir die Metropolregion Fargo (125.000 Einwohner, North Dakota) und Moorhead (45.000 Einwohner, Minnesota).
Fargo wurde 1871 gegründet und nach dem Unternehmer William Fargo (Transport- und
Finanzdienstleistungen) benannt. Fargo ist heute eine wichtige Industriestadt. Die direkt anschließende „Schwesterstadt“ Moorhead wurde ebenfalls 1871 gegründet und erhielt ihren Namen nach einem Direktor der Northern Pacific Railway, William Moorhead. In Moorhead ist heute u.a. die „american crystal sugar company“ ein wichtiger Arbeitgeber.


In Moorhead besuchen wir die „
Hopperstad Stave Church“, eine maßstabgetreue
Nachbildung einer Stabkirche aus Norwegen. Sie wird von der Historical and Cultural
Society of Clay County verwaltet und gehört der Stadt. Sie liegt malerisch in einem
Park und man meint tatsächlich, das Land Norwegen zu besuchen.

Stabkirche in Moorhead

Das Original dieser Stabkirche steht im Ort Vik in Norwegen. Vik liegt am Sogneford,
der sich 80 Kilometer nördlich von Bergen befindet. Die Stabkirche dort wurde um das Jahr 1070 erbaut und trägt den Namen „Hopperstad“, nach dem Namen der wichtigsten Familie in Vik.

ueberdachter-rundgang

In Norwegen gibt es heute noch etwa 28 solcher Stabkirchen, einst existierten über 900, die man am Ende der Wikingerzeit an den Stellen errichtete, wo vorher heidnische Kulte praktiziert wurden. So versuchte man Heidentum und Christentum miteinander zu verbinden. Dementsprechend findet man an diesen Kirchen neben Kreuzen auch Drachen, heidnische Wächter gegen das Böse.

Drachen am Dach

Die Nachbildung der Hopperstad Stabkirche in Moorhead ist ein Zeugnis der 
norwegischen Kultur / des norwegischen Erbes im mittleren Westen der USA und soll an die norwegischen Einwanderer erinnern, die einst den Red River entlangzogen, um einen guten Platz zum Siedeln zu finden.
Einer der Nachfahren ist Gaylord Paulsen (*1937), der in Fargo für das US-Landwirtschaftsministerium als Forschungsassistent tätig war. Viele Jahre beschäftigte er sich mit dem Traum, eine originale norwegische Stabkirche in seiner US-Heimat zu bauen. Nach seinem Eintritt in den vorgezogenen Ruhestand startete er 1996 mit seinem Stabkirchenprojekt in Moorhead und konnte es bis zum Jahr 2001 mithilfe von zahlreichen Unterstützern verwirklichen. Die Einweihung fand 1998 statt, aber da waren viele Elemente im Innenraum noch nicht fertiggestellt, wobei Paulsen übrigens alle Zierschnitzereien selbst anfertigte.

Innenansicht der Stabkirche
Blick Richtung Apsis

Entstanden ist eine Holzkirche von 22 Metern Höhe, erbaut aus Holz von Kiefern und dem Mammutbaum. Auf dem Dach befinden sich 24.000 Zedern-Schindeln. Das tragende Gerüst besteht aus achtzehn Stäben (Masten), die jeweils sieben Meter hoch sind.

Innenbeleuchtung
Nur die oberen Rundfenster dienten früher
der Erhellung des Innenraums

Beeindruckend sind die zahlreichen Schnitzereien, außen und innen. Im Altarraum befinden sich etliche Malereien, die Darstellungen aus dem Leben Jesus zeigen und daran erinnern, dass man eine katholische Kirche besucht.

Christliche Darstellungen

Darstellungen aus dem Leben Christi

Wenn man 
zum Dach der Stabkirche hochschaut, erkennt man die Ähnlichkeit zur Holzkonstruktion eines umgekehrten Schiffes  -  eine Erinnerung an die geschickten Bootsbauer der Wikinger.

Dachkonstruktion der Kirche

Eingangsseite
Blick Richtung Dach  / Eingangsseite

Die in Natur belassene und nicht bemalte Kirche ist sehenswert und auf jeden Fall ein Beweis dafür, dass Träume wahr werden können.