Montag, 5. August 2024

In Whittier


Von Anchorage muss man zuerst den Seward Highway nutzen, um den Ort Whittier am Prince William Sound zu erreichen. Man fährt dabei entlang des Turnagain Arms, ein End-Fjord des Cook Inlets.
Nach 35 Meilen kommt man an einer „salmon viewing platform“ am Williwaw River vorbei. Mit Beginn des Monats August sind auch im Jahr 2024 wieder viele Lachse flussaufwärts zu ihren Laichplätzen unterwegs und man kann die farbenfrohen Fische im schmalen Bach gut beobachten.

Lachs

Fünf Meilen weiter entlang der Fjordstraße erreicht man den Portage Lake, den Gletschersee des Portage Glacier. Erschreckend für uns ist, wie weit sich der Gletscher allein in den letzten sechs Jahren zurückgezogen hat.
Hier endet der Turnagain Arm.

Portage Gletschersee

Der Ort Whittier auf der anderen Bergseite war früher nur über das Meer erreichbar. Dennoch war der Hafen von Whittier für die amerikanische Armee während der Zeiten des "Kalten Krieges" wichtig, weil er auch im Winter eisfrei bleibt. Man konnte also große Mengen an Gütern jederzeit per Schiff nach Whittier befördern, aber wie konnte man sie auf die andere Seite, ins Innere von Alaska bringen? Also entschloss man sich, hier einen Tunnel zu bauen. Man begann 1941 mit dem Tunnelbau und konnte ihn bereits 1943 in Betrieb nehmen. Danach wurde der Eisenbahntunnel über mehrere Jahre nur militärisch genutzt.

Im Tunnel

Der Tunnel gehört zu den interessantesten der Welt. Er ist 4,1 Kilometer lang und nur einspurig zu befahren. Sowohl die Eisenbahn- als auch [seit dem Jahr 2000] der Autoverkehr werden abwechselnd durch den Tunnel geleitet. Er wurde nach Anton Anderson (1892-1960), einem Ingenieur der Alaska Railroad und Bürgermeister der Stadt Anchorage, benannt.

Zua aus Tunnel
Ein Zug verlässt gerade den Tunnel

Verlässt man den Tunnel, wird man auf den ersten Blick zunächst durch den Hafen von Whittier beeindruckt. Da steht ein Kreuzfahrtschiff am Cruise Terminal und wartet auf die Rückkehr seiner Passagiere per Zug und Bus. Die Fähren des Alaska Marine Highway Systems sind zu sehen, die u.a. nach Valdez, Seward, Kodiak und Homer fahren. Die Fischfangindustrie ist von Bedeutung und im Hafen liegen einige gewerbliche Hochseefischer-Boote. Gleichzeitig bieten mehrere Unternehmen Glacier- und Angeltouren für Touristen an und haben für diese Angebote spezialisierte Schiffe. Und dann gibt es noch hunderte Liegeplätze für Privatboote.

whittier
whittier

Der zweite Blick fällt jedoch auf ein Gebäude, das seit Jahrzehnten seinem Abriss trotzt. Inzwischen hat dieses Gebäude einen Zustand erreicht, dass man es sogar als „Zeitzeuge“, als historisches Denkmal (?) einstuft – zumindest kann man es so in einer Werbebroschüre von Whittier nachlesen. Es handelt sich um das ehemalige Buckner Building, das 1949 von der US-Armee erbaut wurde, einst das größte Gebäude in Alaska war und 1960 aufgegeben wurde. Ironischerweise trug es jahrelang die Bezeichnung „city under one roof“. Bis heute hat man es nicht geschafft, es abzureißen.

Buckner Building
Buckner Building
Buckner Building
The Buckner Building

Das zweite vierzehnstöckige Gebäude mit buntem Farbanstrich sieht da schon viel freundlicher aus. Es handelt sich um den sogenannten Begich Tower, der frühere Name war Hodge Building. Hier wohnen heute mehr als die Hälfte der etwa 300 Einwohner von Whittier. Gleichzeitig ist in diesem Gebäude die gesamte Infrastruktur der Stadt untergebracht, lediglich die Schule steht als eigenständiges Haus dahinter. Die restliche Bevölkerung von Whittier wohnt übrigens ebenfalls in einem einzelnen Gebäudekomplex, dem Whittier Manor, das sich im hinteren Fährhafenbereich befindet.

Begich Tower
Der Begich Tower ↗

Im Hafenviertel selbst muss man einen weiteren Niedergang beklagen. Direkt am Wasser steht das „The Inn at Whittier“, ein zweistöckiges Hotel mit Restaurant und herrlichem Seeblick.

Das Inn
View vom Inn

Leider hatte es im letzten Jahr einen Wasserschaden (die Sprinkleranlage ist im gesamten Haus angegangen) und ist seither geschlossen. Dies kann man allerdings nur auf einem kleinen Zettel, der an der Eingangstür hängt, nachlesen.

wasserschaden

Am Schönsten in Whittier ist es eigentlich, wenn man den Ort verlässt, Richtung Tunnel zurückfährt und dann an den Strand, „Head of the Bay“, nach rechts abbiegt. Von dort kann man traumhafte Blicke auf die umgebenden Gletscher, die Wasserfälle und den Wasserweg durch den Fjord Richtung Prince William Sound genießen.

Wasserfall
Wasserfall
Bergwelt
Gletscher
Fjord

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