Donnerstag, 15. August 2024

Hafenstadt Valdez

Die Stadt Valdez (ausgesprochen: valdis), mit ihren aktuell etwa 3.900 Einwohnern, liegt am Port Valdez, einem fast 18 Kilometer langen Fjord des Prince William Sound.


Bevor hier die Europäer eintrafen, siedelten in dieser Region für viele Jahrhunderte die Stämme Chugach (im Süden) und Ahtna (im Norden), die zu den Athabascan First Americans gehören.
Ab 1778 begann eine neue Geschichte in der Region. Engländer erkundeten das Land von der Seeseite her. Zunächst befuhr Captain James Cook (1728-1779) und danach Captain George Vancouver (1757-1798) während ihrer vergeblichen Suche nach der Nordwestpassage den Prince William Sound und beschrieben Küste und Gewässer im Bereich des heutigen Valdez sehr ausführlich.

Kurze Zeit später befuhren die Spanier die hiesige Küste, um den Einfluss der Engländer etwas einzudämmen. So kam der Ort Valdez 1790 zu seinem Namen, nämlich zu Ehren des spanischen Admirals Antonio Valdés (1744-1816). Die Spanier konnten in der Region jedoch nicht Fuß fassen.

Das heutige Alaska gehörte bis zu seinem Verkauf an die USA im Jahr 1867 Russland. In der Umgebung von Valdez waren die Russen vor allem an Seeotterfellen interessiert, so gab es etliche Pelzhandelsstationen. Außerdem betrieben die Russen bereits erste Kupferminen nördlich von Valdez.
Bis zum Jahr 1897 lebten in Valdez nur wenige Menschen, dann kamen durch den Goldrausch hunderte von Goldsuchern hier mit dem Schiff an und suchten einen Landweg zu den Goldfundstätten weiter im Norden.

Gold
Stadt
Valdez

Schnell entwickelte sich die kleine Hafenstadt Valdez zu einem prosperierenden Ort, in dem zunächst die Warenlieferungen für die Goldsucher ankamen. Später baute man den Hafen aus und beförderte Transporte ins Innere von Alaska.

valdez

In den nächsten Jahrzehnten erlebte Valdez ein „Auf und Ab“ sowohl mit den Bevölkerungszahlen als auch mit einer erfolgreichen wirtschaftlichen Lage, trotz allem entwickelte sich der Ort stetig weiter.

Old Valdez

Dann kam ein Karfreitag, der 27. März 1964, und mit ihm ein Erdbeben der Stärke 9,2. Vieles wurde zerstört, vor allem der Hafen verschwand vollständig und etliche Menschen starben. Zunächst wohnten die Überlebenden noch weiter in der halbzerstörten „old town“. Als klar wurde, dass der Boden unter dem alten Ort völlig instabil geworden war, verlegte man die Stadt bis 1967 komplett auf den heutigen Standort und brannte anschließend die Überreste des alten Ortes kontrolliert ab.

old valdez
Opfernamen
Post Office

Man kann einen kleinen Spaziergang durch die Old Town machen und kommt an vielen Erinnerungstafeln vorbei. Beispielsweise ist dem „post office“, das kurz vor dem Erdbeben neu gebaut worden war, eine größere Erinnerungsecke gewidmet. Hier steht auch das Erdbebendenkmal mit den Namen der Toten, die das Erdbeben forderte. Einige Bilder zeigen die alte Stadt. So wird an die ehemalige Zentralstraße zum Hafen hin, die Broadway Avenue, erinnert. Sie zeigt eine große Ähnlichkeit mit der heutigen Broadway Street von Skagway. Am Nachdenklichsten beim Rundgang durch die ehemalige Old Town stimmt einen wohl das Schild mit der Aufschrift: „This was Home.“

Das Valdez Museum betreibt heute in der Hazelet Avenue ein Nebengebäude, das ausschließlich der Old Town Valdez gewidmet ist. Das Herz jedes Modellbauers würde höherschlagen. Hier kann man einen detailgenauen Nachbau der gesamten Old Town bewundern. Jedes ehemalige Haus ist so detailgetreu im richtigen Maßstab gestaltet, wie es im Jahr 1964 ausgesehen hat.

Kirche
Gibson
Häuser

Im Valdez Museum selbst im Egan Drive hat man die „Original Pinzon Bar“ ausgestellt, die einst in der Old Town ein beliebter Treffpunkt war.

Bar

Einige Häuser hat man nach New Valdez verlegt. So kann man beispielsweise das alte Postoffice (1916-1960) von Valdez in der Hazelet Ave (Nr. 101) mit einem schönen neuen Anstrich bewundern.

old post

Direkt daneben befindet sich das umgesetzte Gebäude der Valdez Dock Company der Familie Kelsey. Auch das Elternhaus des ersten Gouverneurs von Alaska (1959-1966), William Allen Egan (1914-1984), der aus Valdez stammte, zog in die neue Stadt um und beherbergt heute einen „Gift-Shop“.

Northwind

Ab 1973 erlebte Valdez den nächsten „Boom“. Der US-amerikanische Kongress hatte dem Bau der Trans-Alaska-Erdöl-Pipeline zugestimmt und Valdez wurde als Endterminal ausgesucht. Das in Prudhoe Bay an der Nordküste von Alaska abgebaute Erdöl wird in der knapp 1.300 Kilometer langen Pipeline bis Valdez gepumpt. Dort befindet sich ein Terminal, an dem Öl-Frachter beladen werden, um das Öl zu verschiedenen Raffinerien zu transportieren. Außerdem ist hier der Sitz des Kontrollcenters für alle Pumpstationen entlang der gesamten Pipeline.

Ölterminal
Oelfass

Am Alaska State Ferry Terminal der Stadt steht das Pipeline Worker’s Monument zur Erinnerung an die Menschen, die die Trans-Alaska-Erdöl-Pipeline bis 1977 bauten – insgesamt waren es mehr als 28.000 Personen. Dargestellt sind ein Landvermesser, ein Arbeiter, ein Ingenieur, ein Schweißer und ein Fuhrmann.

Monument

Wieder ein Karfreitag, dieses Mal der 24. März 1989, löste eine weitere Katastrophe für Valdez aus. Der Öltanker Exxon Valdez aus Delaware, benannt nach dem Ort Valdez, lief im Prince William Sound auf ein Riff und löste die größte Erdölkatastrophe an der nordamerikanischen Küste aus. Über 40 Millionen Liter Rohöl strömten in das Meer. Wind und Gezeiten trieben das Öl an die Strände und führten dort zu weiteren Verschmutzungen. Exxon schickte insgesamt 10.000 Arbeiter, die für die Reinigungs- und Aufräumarbeiten zuständig waren. Sie lebten für etliche Monate im zentral gelegenen Valdez und die Zustände waren chaotisch, aber es kamen auch Unmengen an Geldern in die Stadt. Die Natur brauchte Jahre, um sich von dieser Katastrophe zu erholen.

Weiterhin versucht die Erdölindustrie in Valdez nicht nur Profit zu machen, sondern die Stadt auch großzügig mit Spenden zu unterstützen. So kann man in Valdez einiges für Kunstwerke ausgeben und stolz sein auf einige schöne Wandgemälde und besonders auf die vielen schönen Holzschnitzereien am Straßenrand.

Angler
dort hin
seelöwe
Valdez

Im "Pioneer Drive" kommt man an der größten Skulptur vorbei, die dort bereits seit 1981 steht. Sie wurde von dem ungarisch-amerikanischen Bildhauer Peter Wolf Toth (*1947) geschnitzt. Er hatte in den 80er Jahren ein US-weites Projekt gestartet und jedem einzelnen Staat eine Figur geschenkt. Er konnte sein Projekt 1988 tatsächlich erfolgreich beenden. Einige Figuren existieren heute allerdings nicht mehr. Mit den Figuren wollte er im Besonderen die First Americans ehren. Er nannte sie die „whispering giants“ (flüsternde Riesen), denn sie sind zwischen 6 und 10 Meter groß. Der „whispering giant“ von Alaska steht in Valdez.

Giant
Giant

Die Einwohner von Valdez leben heute zum größten Teil vom Tourismus und der Erdölindustrie. Allerdings gibt es noch einen weiteren wichtigen Arbeitgeber. Das ist die kommerzielle Fischerei und Fischverarbeitung.

Valdez
Hafen

Federführend war hier über lange Zeit das Unternehmen Peter Pan mit eigener Fangflotte, das aber in den letzten Jahren in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten war. Man verkaufte Anfang 2024 an den Silver Bay Seafoods Konzern. So herrscht im Fischerei-Hafen weiterhin reges Leben.

Silver Bay
Verladerampe

Die „Cannery“, die Konservenfabrik, wird weiter betrieben und auch die Fangflotte ist wieder unterwegs.
Wenn man im Hafen von Valdez steht, ist man auf jeden Fall begeistert, nicht nur auf den Port Valdez sondern insbesondere auf die umliegende Bergwelt schauen zu können.

Valdez

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