Freitag, 26. Juli 2024

Geschafft

Nach exakt 6 Jahren erreichten wir wieder einmal Delta Junction (siehe hier 2018) – nach einer Reise von ~2.300 Kilometern auf dem Alaska Highway und insgesamt 4.700 Kilometern seit unserer Abreise im Mai in Calgary / Kanada.
Unfallfrei hatten wir das erste Ziel unserer Reise erreicht und freuten uns, wieder an diesem so geschichtsträchtigen Ort zu sein – doch genauso enttäuscht waren wir nach kürzester Zeit.
Fast nichts erinnerte im Außenbereich des Visitor Centers an den Alaska Highway. 
Alaska Highway
Foto: 24.07.2018

Das Schild „The End of the Alaska Highway – Now entering the Richardson Highway“ gab es nicht mehr! Auch war das Milepost-1422-Denkmal, das Pendant zu dem in Dawson Creek, nur mit diesem Schild versehen. Die Erklärung folgte, wenn man versuchte, das Visitor Center zu betreten.

Mile 1422
Foto: 25.07.2024
Alaska Highway
im Bau
Foto: 25. Juli 2024

Zugegeben: im Informationszentrum lief ein Stumm-Film auf einem an der Wand angebrachten Monitor über den Alaska Highway, den man leider nicht sehen konnte, da permanent ein Reisebus nach dem anderen sein Klientel auslud, das sich zuerst in dicken Trauben für einen Toilettengang anstellte und so die Sicht auf die bewegten Bilder versperrte.
Ansonsten konnte man im einzigen Raum des Zentrums ein paar Allerweltbücher, Postkarten, insbesondere viele bedruckte T-Shits, Sticker sowie Bilder einer einheimischen Künstlerin und sogar Gesichtscreme erwerben – rechts und links der Eingangstür lagen einige wenige Werbeflyer z.B. für die nächste Location einer Zipline, den nächsten „Burger-Shop“ sowie den Ausgangsort für Rundflüge.
Alaska Highway: Fehlanzeige!
Doch: am Tresen konnte man sich  - für $3  -   bescheinigen lassen, das Ende des Alaska Highways an Meile 1422 erreicht zu haben. Hier baute sich schnell die nächste Schlange der Busreisenden auf, die auf der Durchreise von Anchorage nach Fairbanks waren.

certifikat
... hat alle Mühen und Strapazen überstanden, um Mile 1422 zu erreichen

Nach 10 Minuten schien im Zentrum weitestgehend Ruhe einzukehren, doch nein, der nächste Reisebus bog schon auf dem Parkplatz ein.
Eine Erinnerungsstätte ist dieser Ort somit nicht mehr an die Männer, die 1942 unter schwierigsten Bedingungen und persönlichen Strapazen diese straßenbautechnische Meisterleistung vollbracht hatten. Selbst von der heutigen Situation des Highways, aufgrund seiner Länge und oft durch den Permafrost sehr kostenintensiven Straßenunterhaltung sowohl auf kanadischer wie auch amerikanischer Seite, erfährt man in diesem Informationszentrum nichts mehr! 
Wenigstens auf der Rückseite des Zertifikates hätte man ein wenig Historie unterbringen können, doch auch diese Seite blieb leer!

Zur Ehrenrettung des Ortes muss man allerdings sagen, dass zumindest dieses Schild noch neben dem Informationszentrum hing.

Terminus

Ein weiteres bemerkenswertes Bild sah ich noch:


Es war auf diesem Schild links unten angebracht!

Come again

Mittwoch, 24. Juli 2024

Ein besonderes Outhouse


Im Laufe der Zeit habe ich bereits einige Outhouses gesehen, fotografiert (siehe: Never light a match in ...)  - und aufgesucht, aber dieses gehört mit zu den originellsten.
Es steht neben der St. Timothy Church von Tanacross in Alaska.

Das outhouse der St. Timothy Church
Das Outhouse der St. Timothy Church in Tanacross / Alaska
Die St. Timophy Church von Tanacross
Die St. Timothy Church von Tanacross / Alaska
St. Timothy Church in Tanacross

Das Interieur dieser Kirche hatte ich schon vor genau 6 Jahren detailliert beschrieben.

Montag, 22. Juli 2024

Red Baneberry

Baneberry




























Eine weitere giftige Pflanze ist Actaea rubra, die Red Baneberry oder Chinaberry [das rotfrüchtige Christophskraut], eine krautige Blütenpflanze aus der Familie der Ranunculaceae, die in Nordamerika beheimatet ist. Sie besiedelt bevorzugt feuchte Böden in den Wäldern Kanadas, aber auch in allen südlich daran angrenzenden Regionen. Im Westen reicht das Verbreitungsgebiet bis in die arktischen Regionen. In Europa findet man sie allerdings auch in Ziergärten, obwohl alle Teile, insbesondere die Beeren und Wurzeln giftig sind. Bei Verzehr können Herzstillstand oder Atemlähmung eintreten. Weitere Symptome sind Magen-Darm-Entzündung, schwere Magenkrämpfe, Schwindel, Kopfschmerzen, Durchfall, Erbrechen, Halluzinationen und Kreislaufversagen.
Bis zu 90 cm hoch kann die Staude werden. Sie hat 3-5fach gefiederte Blätter mit gesägten Blatträndern. Die kleinen, weißen Blüten sind zu einer Traube angeordnet und erscheinen zwischen Mai und Juni. Die roten Beeren reifen im August.

Baneberry




























Trotz der giftigen Eigenschaften der Pflanze wurden Teile von ihr einst von verschiedenen Stämmen der First Americans / First Nation zur Behandlung einer Vielzahl ihrer Beschwerden verwendet. So z.B. ein Wurzelsud gegen Husten und Erkältung sowie bei offenen Wunden (antibakterielle und antifungizide Wirkung). Aber auch zur Behandlung von Klapperschlangenbissen nutzte man einen Sud der Pflanze.
Die sehr robuste und widerstandsfähige Staudenpflanze hält winterliche Temperaturen von bis zu -40°C aus. 

Baneberry
Red Baneberry ( Actaea rubra  -  Ranunculaceae)

Baneberry

Sonntag, 21. Juli 2024

Hüte dich vor ...

... einer wunderschönen Blume

Im gesamten Yukon-Territorium kommt eine zwar nicht ganz so häufige, aber wunderschön blühende Pflanze vor, vor der man sich in Acht nehmen sollte. 
Es ist der blau blühende Northern Monkshood (lateinisch: aconitum delphinifolium, deutsch: nordischer Eisenhut). Aufgrund der typischen Blüte versteht man auch den englischen Namen – „Mönchskapuze“. Die Blüte erinnert in ihrem Aussehen tatsächlich an die Kapuze einer Mönchskutte. Etwas anders ausgelegt als der deutsche Name Eisenhut, in dem die Gestalt eines Helmes gesehen wird.
Der Northern Monkshood gehört zwar in die Familie der Eisenhut-Gewächse, hat aber ein ganz anderes Erscheinungsbild als der in Europa vorkommende Blaue Eisenhut. Die amerikanische Pflanze ist viel zarter gestaltet und hat kleinere Blüten.
Die Pflanze ist krautig, hat schmale gelappte Blätter und erreicht höchstens eine Wuchshöhe von 50 cm.
Genauso giftig ist sie trotzdem, auch sie enthält das Gift Aconitin. In größter Konzentration kommt das Gift in der Wurzel und in den Samen der Pflanze vor.
Aconitin wirkt schon in wenigen Milligramm tödlich. Das Gift wirkt auf die Nerven. Die Reizübertragung wird verlangsamt, was schließlich zu Lähmungen führt. Gleichzeitig treten Herzrhythmusstörungen bis zum Herzstillstand auf. Eines der ersten Symptome einer Vergiftung mit Aconitin ist starkes Erbrechen, dann folgen Taubheit und Lähmungserscheinungen.
So begnügen wir uns nur mit einigen Fotos von dieser schönen, aber Tod bringenden Pflanze.
Allerdings: Aconitum findet in der Homöopathie Anwendung.

monkshood
monkshood
eisenhut

Von Beaver Creek nach Tok ...

 ... in Alaska

Diese Strecke fuhren wir bereits vor sechs Jahren schon einmal. Unseren damaligen Reisebericht mit vielen Informationen und Bildern kann man unter dem folgenden Link nachlesen:

Landkarte
Karte: Wildlife Information Center

Wir verlassen Beaver Creek auf dem Alaska Highway und erreichen bereits nach 35 Kilometern die amerikanische Grenze.
Wie vor sechs Jahren können wir uns auf eine Bank setzen, die direkt auf der Grenze steht und je zur Hälfte zu einem der beiden Länder Kanada (Yukon Territorium) und Alaska gehört.

Grenzbank

Diese Grenze zwischen dem Yukon Territorium und Alaska gehört mit zu den längsten, nicht durchgehend kontrollierten Grenzen, die wir auf unserem Planeten haben. Dies ist u.a. der hiesigen, kaum begehbaren Landschaft geschuldet, die überwiegend aus Sumpfgebieten besteht. Man erkennt den Verlauf der Grenze an einem sich bis an den Horizont erstreckenden, etwa 6 m breiten Streifen, dessen Buschwerk immer wieder entfernt wird.

Grenzstein
Grenzverlauf
Der Grenzverlauf, gut sichtbar bis zum Horizont
alaska border

Nun fahren wir in Alaska weiter und wir amüsieren uns erneut über die alten Telegraphenmasten, die völlig schief und teilweise versunken im Sumpf stehen. Eine Funktion haben sie heute nicht mehr! Oft scheint es, dass sie nur durch die Telegrafendrähte noch gehalten werden.

Telegrafenmasten
Telegrafenmasten

Kurz hinter der Grenze steht dieses Hinweisschild am Straßenrand, doch das dazugehörige Anwesen hatte vor 6 Jahren schon seit Jahren geschlossen. Ob es revitalisiert wurde?

Info

Nein, die Border City Lodge ist weiterhin geschlossen und der jetzige Besitzer sucht weiter nach einem Käufer. D.h. das Hinweisschild am Straßenrand hätte längst entfernt gehört!

Border City Lodge

Auch in der nur knapp einen Kilometer weiter befindlichen ehemaligen Scotty Creek Lodge, die seit dem Jahr 2008 ihren Betrieb einstellte, gibt es weder Benzin noch Sprituosen.

scottys creek Lodge
Kein Campground, keine Geschenke, keine Sprituosen
Auch Benzin gibt es seit 2008 nicht mehr

Nach einigen Kilometern erreichen wir ein kleines Naturschutzzentrum, das sich mit der Migrationsroute der Zugvögel von Alaska bis nach Südamerika beschäftigt, schwerpunktmäßig mit den Trompeterschwänen, die auf den hiesigen Seen im Frühsommer ihre Jungen aufziehen. Außerdem wird auch ein sehr aufschlussreicher Film aus dem Alltagsleben der hiesigen Athabasca First Americans gezeigt.

Visitor Center
Zügvögel
Trompeterschwäne
Trompeterschwäne

Danach erfreuen wir uns zunächst an einigen Kilometern neu asphaltierter und gut befahrbarer Straße, um uns den Rest der Strecke wieder über zig Kilometer von einem Schlagloch zum nächsten, von einer Bodenwelle zur nächsten sowie zu größeren Schotterabschnitten bis nach Tok „durchzukämpfen“.

berg und Tal
schlechte wegstrecke
schlechte wegstrecke

In der Sumpf- und Seenlandschaften mit hohen Gebirgen im westlichen Hintergrund konnte man auf der gesamten Strecke mehrere ausgewiesene Wanderwege laufen. 

murky river
deep in the forest
vulkan

Außer einigen weiteren ehemaligen und verlassenen „Raststätten“ am Alaska Highway gab es diesmal nicht viel zu sehen – nur Natur – aber davon reichlich! 

For sale
Natur
Natur
Natur

Auf einer schnurgeraden Straße erreicht man Tok; der Ort wird als „ das Eingangstor zu Alaska“ auf dem Landweg angesehen, denn ansonsten ist dieser US-Staat nur über Wasser oder Luft zu erreichen. Mit einer Ausnahme: von Dawson City über Chicken erreicht man auch Nord-Alaska, nur führt diese Straße auch wieder nach Tok.

nach TOK

Samstag, 20. Juli 2024

Ein Gewächshaus

Das „Community Green House“ in Beaver Creek

Man stelle sich vor, dass man für seinen Lebensmitteleinkauf 450 Kilometer Fahrstrecke in Kauf nehmen müsste – eine Richtung! In Deutschland würde das bedeuten  -  wenn man beispielsweise in Frankfurt wohnen würde, müsste man nach Lübeck oder Kiel fahren, um seinen Einkauf zu erledigen. In südlicher Richtung könnte man den Einkauf in Rosenheim/Bayern erledigen.


Für die Bewohner von Beaver Creek ist dies aber Realität und sie müssen dies, bei „Wind und Wetter“, schlechten Straßen, Feuern, usw. auf sich nehmen. Zu dem Zeitaufwand von mehreren Stunden Anfahrt muss man noch die Benzinkosten hinzu rechnen und oft kommen die Kosten für eine Übernachtung in Whitehorse zusätzlich noch dazu. 
Als Alternative könnten die Bewohner von Beaver Creek zwar nach 180 Kilometern (ebenfalls eine Fahrtrichtung) den nächsten größeren Ort in Alaska, Tok, erreichen. Dann müssen sie allerdings die amerikanisch-kanadische Grenze überqueren und haben eingeschränkte Einfuhrbedingungen zu berücksichtigen.
Diese Situation hat dazu geführt, dass die Bewohner von Beaver Creek im Jahr 2007 ein gemeindeeigenes Gewächshaus, das „Community Green House“, errichteten. In den Anfangsjahren  wurden dort von den Bürgern erfolgreich Kartoffeln, Bohnen, Karotten und vieles mehr angebaut. Vor dem Gewächshaus wurden zusätzlich zahlreiche Hochbeete angelegt. Die Nahrungsmittelsicherheit und –vielfalt der Bevölkerung zumindest während der Sommermonate sollte so verbessert werden.
Im Jahr 2023 erschien ein Erstdruck über diese Ansiedlung im Grenzbereich, mit all seinen Sehenswürdigkeiten. Walking Tour Beaver Creek 

Greenhouse
The Community Greenhouse in Beaver Creek
Entnommen aus:  Walking Tour Beaver Creek ↗ 

Bereits im Jahr 2024 allerdings erscheint der Eindruck des Ortes ein gänzlich anderer als in dieser Informationsbroschüre; so z.B. auch die ehemals erfolgreiche Bewirtschaftung des „Greenhouses“.
Das gesamte Grundstück zeigte sich uns in einem desolaten Zustand. Anscheinend hapert es mit einer verantwortungsvollen Betreuung der Nutzung des Gebäudes und der Gartenanlage. Schade, denn die ursprüngliche Idee des Gemeinschaftsgewächshauses für diesen sehr abgelegenen Ort war hervorragend.
Greenhouse
Das Greenhouse im Sommer 2024
greenhouse 2024
Gewächshaus und Garten von Beaver Creek
Dort, wo man einmal Kartoffeln, ... zog, wachsen derzeit nur noch "Wildkräuter"
- und die Hochbeete stehen leer.

greenhouse
Das Gewächshaus und der Garten im Sommer 2024
Welcome to the Greenhouse!

Kirchen im Yukon

Beaver Creek – „Our Lady of Grace“

Gleich am Ortseingang von Beaver Creek steht die kleine katholische Kirche „Our Lady of Grace“. Sie ist sehr klein und nur für etwa zwanzig Gottesdienstbesucher gedacht. Interessant ist sie trotzdem – und zwar wegen ihres Baustils.
1962 hatte der Oblaten-Missionar Eusebe Morisset (1915-1993) diese Kirche in Beaver Creek errichtet. Morisset war bereits 1943 als Kaplan der amerikanischen Armee und gleichzeitig als Missionar für die hiesigen First Nation in das Yukon Territorium gekommen.

Beaver Creek – „Our Lady of Grace“
Beaver Creek – „Our Lady of Grace“
Photo: Visitorcenter Beaver Creek

In Burwash Landing hatte Morisset mit Hilfe der Brüder Jacquot bereits 1944 eine Missionsstation mit Kirchengebäude eröffnet, die allerdings in Blockbohlenbau errichtet wurden.

Burwash Landing
Burwash Landing - The Lady of the Holy Rosary

1954 erbaute er mit Hilfe einiger Aishinik und Champagne First Nations die „Our Lady of the Way“-Kirche in Haines Junction. Dieses Gebäude entspricht dem von Beaver Creek.

Burwash Landing
Haines Junction  -  Our Lady of the Way

Was ist das Besondere an diesen Kirchen?
Morisset verwendete für seinen Kirchenbau sogenannte „Quonset-Hütten“ der Armee. Die amerikanische Armee hatte während des zweiten Weltkrieges mehr als 150.000 dieser Wellblechhütten genutzt und viele später veräußert. Benannt wurden sie nach dem Ort, an dem sie 1941 das erste Mal hergestellt wurden – Quonset Point in Rhode Island. Die Hütten haben einen halbkreisförmigen Querschnitt und bestehen an den Seiten aus Wellblech. Für die Vorder- und Rückseite wurde Furnierholz mit Fenstern und Türen verwendet. Der Fußboden war ebenfalls aus Holz.

Eingangsbereich
Eingangsbereich der kath. Kirche in Beaver Creek von innen gesehen

Für die Kirche in Beaver Creek hat man, um ein schöneres Erscheinungsbild zu gestalten, den Eingangsbereich einer Quonset-Hütte teilweise in umgekehrter Form verwendet.

Beaver Creek
Beaver Creek – „Our Lady of Grace“ - 2018
Beaver Creek – „Our Lady of Grace“
Beaver Creek – „Our Lady of Grace“ - 2024

Die Ursprungshütte wurde einst als „telegraph repeater station“ (Telegrafenverstärkerstation) genutzt. Neben der Kirche steht ein moderner Glockenturm und die Kirche liegt derzeit sehr zugewachsen zwischen Bäumen.

Beaver Creek – „Our Lady of Grace“ - 2024
Beaver Creek – „Our Lady of Grace“ - 2024

Ein weiteres Gebäude im Ort ist ebenfalls ein ehemaliges Militärgebäude. Die Schule von Beaver Creek, die vom Kindergarten bis Grade 9 besucht werden kann, ist in einem ehemaligen Kantinengebäude der Armee untergebracht. Man ist in Beaver Creek sehr stolz drauf, dass man hier eine der Sprachen der White River First Nations, „Upper Tanana“, unterrichten kann.

Schule in Beaver Creek
Schule in Beaver Creek  -  07.2024