Montag, 27. Juni 2022

River of Gold

Einen nächsten kurzen Zwischenstopp auf unserem Weg nach Nevada City (Montana) legten wir an einer kleinen Ausstellung aus längst vergangenen Goldgräberzeiten ein.

River of gold

Museum

Museum stand zwar auf dem kleinen gelben Schild, doch unserer Meinung handelt es sich hier eher um einen Schrottplatz. Zwar konnte man hinter dem Gebäude versuchen, aus einem für 10 US $ erstandenen kleinen Sack bestehend aus "dirt" mittels einer Eisenpfanne den eventuell darin vorhandenen Goldanteil zu finden (gold panning experience), ansonsten war der Rundgang zwischen den nicht beschriebenen und beschrifteten "Eisen- und Holzrückständen" der Goldgräberzeit frei. Dafür wirbt der Shop mit dem Slogan: finden Sie einzigartige Geschenke und Zubehör zum Sandwaschen im Geschenkeladen.

wasserrad


ladelaster

Nirgens kann man einen Hinweis entdecken, wann was für welchen Zweck gebaut bzw. kontruiert wurde oder Verwendung fand.
Nur zwei Hinweisschilder geben Auskunft über die damalige Zeit der maschinellen Goldgewinnung.

Floating the mines

The dredges

Durch sie bekommt man u.a. allerdings die Information, dass in der Region des ALDER GULCH (westlich von diesem Ort) insgesamt 5 Goldschürfbagger (dredges) gleichzeitig zum Ausgraben des Flussbetts mit anschließender Aufbereitungsanlage, bestehend aus einer Siebtrommel für die Vorsortierung, einer oder mehreren Waschrinnen und Sichter für die Abtrennung des Goldes, in Betrieb waren. Im Alder Gulch wurden sogar sog. Quecksilberfallen verwendet, um das Gold als Amalgam zu binden, um es hinterher nach der Schmelze rein zu gewinnen.

Dredge

dredge

Hätten wir nicht schon in Alaska - insbesondere in Chicken -  einen solchen schwimmenden Schaufelradbagger zur Goldgewinnung gesehen, wir hätten uns die Funktionalität anhand der hier ausgestellten rudimentären Resten nur schwer vorstellen können.

Schaufelradbagger-Modell in Chicken
Schwimmender Schaufelradbagger in Chicken - Alaska

In der Pioneer Bar

Die Bar und der Tresen der heutigen Pioneer Bar in Virginia City (Montana) stand ursprünglich um 1900 im Lemp Saloon in der Stadt Butte (218 W. Park).

Lemp-Saloon
Um 1900 im Lemp Saloon in Butte

Das aus Eichenholz bestehende Ensemble wurde später in die „Radio Bar“ versetzt (218 N. Main, ebenfalls Butte). Mitte der 1940er Jahre wurden Bar und Tresen für 1 $ verkauft und nach Virginia City in die damalige Eagles Lodge gebracht. Viele weitere Besitzer übernahmen und übergaben in der Folgezeit die Einrichtung im Tavern Saloon, der mit seinen Besitzern auch oft den Namen änderte. Am 26. Mai 1975 kaufte Neal C. LaFever (1944 - 2015) die heutige Pioneer Bar.

Tresen in der Pioneer Bar
Pioneer Bar -2022





























Am Tresen in der Pioneer Bar
Der Autor dieser Zeilen in der Pioneer Bar  -  
er wartet auf morgen!

Morgen gibt es Freibier

Sonntag, 26. Juni 2022

Hillside Cemetery in Virginia City

Auf diesem Friedhof von Virginia City (Montana), der auf der Stelle angelegt wurde, an dem das „Territorial Capitol Building“ erstellt werden sollte, befinden sich über siebenhundert Gräber; es ist der eigentliche Gemeindefriedhof.

Fiedhof in Virginia Ciy

Das älteste Grab belegt Joseph Watkins, der am 22. März 1865 verstarb. Ein weiteres Grab aus den Anfängerzeiten ist das von Dr. Jabez Robinson (1866).

Dr. Robinson

Das berühmteste Grab ist das von Bill (William) Fairweather, dem Entdecker des Goldes im Alder Gulch - 1863.

Fairweather

Bill fairweather

Aber auch viele andere berühmtere Pioniere aus Virginia City haben hier ihre letzte Ruhestätte gefunden. So z.B. der Autor des Buches „Vigilantes of Montana“ Thomas Dimsdale. Zuerst veröffentlichte er die Geschichten und Zusammenhänge als Serie in der Zeitung von Virginia City, ehe sie ebenfalls in Virginia City von der Mountain Post als Buch herausgegeben wurden. Es war damit das erste in Montana gedruckte Buch!

Dimsdale

Wie auch auf vielen anderen Friedhöfen aus dieser Zeit findet man Hinweise auf die hohe Kindersterblichkeit. Oft kleine, liebevoll verzierte, manchmal auch nur schlichte Steine sind die einzigen Zeugen für den Schmerz, die die Eltern damals empfunden haben müssen.

Kindersterblichkeit

sauerbier

Auffallend sind Grabsteine in der Form abgebrochener Baumstämme, die das beendete Leben darstellen sollen. Auch andere Grabmäler im Obelisken-Stil und mit interessanten Motiven auf den Granitplatten zeugen von einem gewissen Reichtum der Verstorbenen in der Zeit um 1870 und später in Virginia City.

Baumstamm-grabstein

abgebrochener Baumstamm als Grab

Aber nicht nur junge Menschen starben in Virginia City. Dass dieser Friedhof immer noch offen, d.h. belegt wird, bezeugen Grabsteine aus der jüngeren Zeit. Doch auch an ihnen nagt bereits der Zahn der Zeit. So ist das Windspiel mit den Kokopellis in sich zusammengefallen und erklingt leider nicht mehr.

Kokopelli

aged 68
Ihre Mühen sind vorbei, ihre Arbeit ist getan.

Im hinteren Teil des Friedhofes existiert seit 2012 ein besonderes Mahnmal für die Verstorbenen der „armed forces“. So ist nicht verwunderlich, dass auch auf diesem Friedhof Veteranen ihre letzte Ruhestätte gefunden haben, die in einem der folgenden Kriege gedient haben.
  • Amerikanischer Bürgerkrieg / Sezessionskrieg /  12.04.1861 – 09.04.1865
  • Spanisch-Amerikanischer Krieg / 21.04.1898 – 10.12.1898
  • 1. Weltkrieg / 28.07.1914 -  11.11.1918
  • 2. Weltkrieg / 01.09.1939 – 02.09.1945 (in Asien)
  • Korea Krieg / 25.06.1950 – 27.07.1953
Schermerhorn
C.W. Vet. Schermerhorn

some gave all

armed forces memorial
Armed Forces Memorial

Boot Hill Cemetery in Virginia City

Nördlich, erhöht über dem Ort Virginia City in Montana befindet sich der zuerst angelegte Friedhof der Stadt, der Boot Hill Cemetery, zu dem in der Hauptsaison fast stündlich der Virginia-Ausflugsbus (ein ehemaliges Feuerwehrauto) Touristen auf einem schmalen Feldweg hinauffährt.
Selbst Anfang des 19. Jahrhunderts bereits war diese Stätte ein kurzer Ausflug für Touristen wert!

Boot Hill 1910

Besucher auf Boot Hill
gesehen: Info-Zentrum Virginia City, Mt

Bei diesem Friedhof handelt es sich um die letzte Ruhestätte von fünf „road agents“ (Straßenpolizisten), die am 14. Januar 1864 von den Vigilanten (Mitglieder der Bürgerwehr) gehängt und später hier oben beerdigt wurden. Es sind die Gräber (v.l.n.r.) von Frank Parish, Jack Gallagher, Boone Helm, Hayes Lyon und George Lane.
Sie starben in ihren Stiefeln -  deshalb spricht man von „Boot Hill Cemetery“. Übrigens, nachdem die „Society of Montana Pioneers“ die Gräber zwar 1899 kennzeichneten, wurden diese Gräber erst 1907 mit Grabtafeln versehen. 

Frank Parish

Boone Helm

Nachdem man die gehängten „road agents“ hier oben bestattet hatte, wollte kein Bewohner von Virginia City mehr, dass seine verstorbenen Angehörigen auf dem „Boot Hill Cemetery“ neben den Kriminellen “ruhen“ sollten und so entstand ein „neuer“ Friedhof, der Hillside Cemetery. Einige „betteten“ die Überreste ihrer verstorbenen Angehörigen sogar um. Lediglich die markierte Ruhestätte von William und Clara Dalton befindet sich noch auf dem Boot Hill Cemetery.

Dalton

Origineller Weise kann man sich noch über die Gräber von vier Mäusen („rodent agents“ – Nagetier-Agenten) „amüsieren“. Ritchie Doyle, der 1998 mit Kollegen in der Sommersaison in Virginia City die „Gold Rush Medicine Show“ veranstaltete, beerdigte diese Mäuse hier oben, nachdem er sie in seinem Schauspielhaus mit Mausefallen „getötet“ hatte.

Mäuse-friedhof
Trapped and killed

Virginia City in Montana

Die Geschichte von Virginia City beginnt am 26. Mai 1863, als Bill (William) Fairweather mit einigen Begleitern an einem kleinen Bach im Alder Gulch (Erlenschlucht) Gold entdeckte. Die Nachricht vom Goldfund verbreitete sich in Windeseile. Innerhalb weniger Wochen kamen tausende Glücksritter im Gebiet an.
Man rechnet, dass sich bereits kein Jahr später mindestens 10.000 Menschen in der Region aufhielten; davon etwa 5.000 allein in Virginia City. 1864 wurde der Ort zur Stadt erhoben. In ihrer unmittelbaren Umgebung lebten und arbeiteten etwa 35.000 Menschen.

Virginia City Info

Man geht davon aus, dass bereits in den ersten drei Jahren im Alder Gulch Gold nach einem heutigen Schätzwert von 30 Millionen Dollar abgebaut wurde. 
Virginia City wurde bereits 1865 zur Hauptstadt des neuen US-Territoriums Montana ernannt, das am 26. Mai 1864 geschaffen wurde. Die Entwicklung der Infrastruktur wurde in den nächsten Jahren durch Virginia City maßgeblich beeinflusst und bis 1875 war die Stadt Knotenpunkt eines weitläufigen Transportnetzes. Bereits 1866 verfügte Virginia City über einen eigenen Telegraphen.

Telegraph

1987 begann eine neue Ära der Goldgewinnung um Virginia City. Fünf große Schaufelradbagger (dredges) wurden von der Firma Conrey Placer Mining Co. installiert, die den Alder Gulch nach Gold durchwühlten. Bis in die 1930iger Jahre wurde dann nur noch von wenigen nach Gold gesucht.

Allerdings leitete die Entdeckung von Gold bei Helena (Last Chance Gulch - 1864) den Niedergang von Virginia City ein und bereits in den 1870er Jahren wohnten nur noch wenige hundert Menschen in der Stadt. Sie verfiel rasant und war zu Beginn des 20. Jahrhunderts fast verlassen. Dafür wurde 1875 die Stadt Helena zur Hauptstadt von Montana ernannt  - sie ist es auch heute noch.

Dass man Virginia City heute in einer wohl erhaltenen und touristisch ansprechenden Form besuchen kann, verdankt man dem Ehepaar Charles und Sue Bovey. Nach einem Besuch der beiden in Virginia City im Jahr 1944 (sie suchten nach alten Gebäuden für ihre „Treasure Town“ in Great Falls) erkannten sie die Einzigartigkeit dieses Ortes und schlossen sich mit anderen zu der „Historic Landmark Society of Montana“ zusammen, die sich um die Erhaltung alter Gebäude aus Montana bemühte.


Bovey

Unter der Federführung der Boveys wurden zahlreiche Gebäude gekauft, restauriert und in den Sommermonaten mit Hilfe von College-Studenten für Touristen mittels attraktiver Geschäftsideen (Saloon, Theater, Geschäfte, …) wieder zum Leben erweckt. Bereits 1962 wurde Virginia City von der US-Regierung zum erhaltenswerten Nationalen Denkmal erklärt.

Saving History

A new beginning

Charles Bovey starb 1978, seine Frau Sue 1988. Der Sohn Ford Bovey übergab 1997 das „Werk seiner Eltern“, ein herausragendes Projekt der Denkmalpflege, an den Staat Montana.

Beim Bummel durch die Straßen von Virginia City kann man zahlreiche ihrer restaurierten Gebäude besuchen:
Opera-House mit täglichen Aufführungen während der Saison
Freimaurer-Haus (Masonic Temple)
ein Saloon (in der ehemaligen Allen und Millard Bank)
das „Fairweather Inn“
ein „Wahrsager-Haus“
einen Blacksmith
verschiedene Geschäfte (Spielzeug, Gemischtwarenhändler, Tabak,…)
Montana Post
Telegraphenhaus
Barber Shop
…und viele andere originelle Häuser
und natürlich fährt für die Touristen auch die Postkutsche von „anno dazumal“.

opera-house
Das Opera-House

Masonic-Tempel
Der Masonic-Tempel von Januar 1866

Fairweather-Inn
Fairweather Inn

Blacksmith
Blacksmith

Geschäft

Herrenausstatter
Herrenausstatter

Unterwäsche
Unterwäsche

Geschirr
Nicht nur "silbernes" Tafel- und feines Tisch-Geschirr, sondern auch das
Wasch- und "Nacht-Geschirr" gab es hier zu erwerben.

Lebensmittel aller Art
Lebensmittel (canned food)

Montana Post
Das Zeitungsgebäude in Virginia City von 1863, restauriert 1946

Barber Shop
Blick in den "Barber-Shop"

Postkutsche
Postkutsche

Quelle und weiterführende Infos:

Samstag, 25. Juni 2022

Von Ennis nach Virginia City

Zur leichteren Orientierung soll wieder einmal diese Karte dienen, um unseren derzeitigen Standort  (Virginia City, Montana) ermitteln zu können.
Vor drei Jahren waren wir schon einmal in Virginia City, allerdings in der Stadt in Nevada. Diese Stadt entstand 1859  nach Goldfunden in unmittelbarer Nähe, doch bekannt wurde sie durch die etwas später entdeckten Silbervorkommen. Virginia City in Montana hat eine etwas andere Geschichte, die 1863 beginnt. Doch dazu mehr in einem anderen Kapitel.


Zuerst zu der kurzen Fahrt (23 Kilometer) in diese Stadt, die bereits nach wenigen Kilometern zu einem Aussichtspunkt führt. Es handelt sich um den "Madison Valley Lookout".
Von ihm hat man einen weiten Blick auf das durchquerte Madison Tal und die dahinter liegenden Madison Berge, die sogenannte Madison Range.
Diese 130 Kilometer lange Bergkette gehört zu den Rocky Mountains von Montana und Idaho und wurde 1805 von Meriwether Lewis nach dem damaligen US-Außenministers James Madison, dem späteren US-Präsidenten (1809 bis 1817) benannt. 

Madison Range















Ein markanter Berg in der Sihouette ist der Sphinx-Mountain (3304 m).

Sphinx-Mountain

In unmittelbarer Nähe des Aussichtspunktes wachsen auf Trockenrasen mehrere derzeit blühenden Pflanzen. 

Common Cryptantha
Katzenauge  -  Cryptantha

Common Cryptantha

Bartfaden  -  Penstemon