Donnerstag, 24. August 2023

Sitting Bull & Sacagawea Memorial

Nur wenige Kilometer hinter Mobridge auf dem Highway 1806 Richtung Süden erreichen wir die Stätte, die zu Ehren zweier berühmter Persönlichkeiten aus dem Volk der Native Americans errichtet wurde.

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Zuerst trifft man auf einen Obelisken und einen Historical Marker, die als Denkmal für Sacagawea gedacht sind.

Obelisk
Obelisk

Der Name Sacagawea steht in Übersetzung für die „Vogelfrau“. In den 1920er Jahren haben  Schulkinder aus Mobridge die Errichtung des Obelisken über eine längere Sammelaktion bewerkstelligt. Im September 1929 konnte das Denkmal fertig gestellt werden.
Auf dem Obelisken ist eine Bronzeplakette befestigt, die Sacagawea mit ihrem Sohn Jean-Baptiste Charbonneau zeigt.

Sacagawea

Auf dem Historical Marker wird von Ihrem Leben berichtet. Geboren als Shoshonin (*1787 / ?) im heutigen Idaho wurde sie als kleines Mädchen von den Hidatsa geraubt und lebte dann als „Sklavin“ in einem Mandan-Dorf in Knife-River im heutigen North Dakota. Als Jugendliche wurde sie vom Pelzhändler Toussaint Charbonneau gekauft, der sie zur Frau nahm. Gemeinsam mit Charbonneau, der als Dolmetscher beim "Corps of Discovery" verpflichtet wurde, nahm sie ab April 1805, gemeinsam mit ihrem im Februar 1805 geborenen Sohn, an der Lewis & Clark Expedition bis zum Pazifik und zurück teil. Sie erwies sich als große Stütze für die erfolgreiche Durchführung der Expedition – als Dolmetscherin, als Ortskundige, als Friedensvermittlerin und mit ihren Kenntnissen in der Natur. Sie soll 1812 im Fort Manuel Lisa verstorben sein, aber das ist historisch nicht gesichert. Fort Manuel Lisa, von dem es heute einen Rekonstruktionsbau gibt, liegt etwa dreißig Kilometer nördlich von Mobridge. Es gibt Überlieferungen, dass Sacagawea ihren Mann verlassen und viele Jahre bei den Comanchen in Wyoming gelebt hätte. Es gibt eine entsprechende Erinnerungsstätte für sie in Wyoming. Auf jeden Fall wird sie in den USA als eine der berühmtesten Native Americans verehrt.

Sakakawea

Ein paar hundert Schritte weiter befindet sich das Sitting Bull Monument. Sitting Bull oder „Tatanka Iyotake“ (1831 / ?-1890) gehörte zum Stamm der Hunkpapa-Lakota und führte sein Volk über viele Jahrzehnte im Widerstand gegen die US-Regierung und das US-Militär an.

Sitting Bull Memorial mitBlick auf den Oahe Lake

Einige markante Daten aus seinem Leben werden auf der am Denkmal angebrachten Informationstafel angeführt: 1850 - zum Häuptling der Hunkpapa-Lakota ernannt; 1877 – Sieg bei der „Little Big Horn“-Schlacht gegen General George Custer; 1878 – Exil in Kanada; 1881 – Rückkehr in die USA; 1885 – Tournee mit der „Buffalo Bill“-Show und dann das traurigste Datum: 15. Dezember 1890 in Fort Yates erschossen. 

Sitting Bull

Gerade das Ende von Sitting Bull war tragisch, weil es um ein Missverständnis ging. Im Jahr 1890 entwickelte sich über einen Stamm im heutigen Nevada die sogenannte Geistertanzbewegung, die sich rasant unter allen Stämmen der Native Americans ausbreitete. Man wollte mit einem „Geistertanz“, den man über Tage in Trance im großen Kreis bis zum Umfallen tanzte, erreichen, dass die Geister der Vorfahren und der Große Geist alle Weißen aus dem Land vertreiben würde. Die US-Regierung sah eine große Gefahr in dieser Bewegung und verbot sie. So wollte man auch von Sitting Bull, dass er den Geistertanz in der Standing Rock Sioux Reservation untersagte. Sitting Bull machte sich über dieses Gebot lustig, weil er die „Geistertanz“-Bewegung selbst nicht ernst nahm. Bei dem Versuch, ihn wegen seiner Weigerung zu verhaften, kam es zu einem Tumult und er wurde erschossen. Mit ihm starben an diesem Tag acht indianische Polizisten und acht Lakota. Noch tragischer ist, was darauffolgte. Zehn Tage nach dem Mord an Sitting Bull verließen hunderte Sioux das Reservat. Sie wurden an einem Ort namens „Wounded Knee“ von Soldaten eingeholt und 150 Kinder, Frauen und Männer wurden getötet.
Am Denkmal von Sitting Bull am Oahe Lake wird an diese Vorkommnisse erinnert.

Sitting Bull

Fernblick

Es ist ein ruhiger schöner Ort mit einem herrlichen Blick über den breiten angestauten Missouri-River, aber wie kam Sitting Bull denn überhaupt hierher? Er wurde im Dezember 1890 in Fort Yates in North Dakota beerdigt. 1953 stellten seine Nachfahren den Antrag, ihn nach South Dakota zu überführen, nachdem seine dortige Grabstätte völlig verwahrloste. Dieser Antrag wurde abgelehnt. Im April 1953 organisierte eine Lakota-Truppe in einer „Nacht-und-Nebel-Aktion“, dass man seine sterblichen Überreste hier an den Erinnerungsort bei Mobridge brachte. „Sitting Bull“ wurde gewissermaßen „gestohlen“. Noch im April 1953 weihte man seine neue Grabstätte ein.

Sitting Bull

Über der Grabstätte erhebt sich eine Granitsäule auf einem Betonsockel, auf der sich eine Büste von Sitting Bull befindet. Der polnisch-amerikanische Künstler Korczak Ziókowski (1908-1982), der für das in den Black Hills „eingeschnitzte“ Crazy Horse-Memorial bekannt ist, hat sie entworfen.

Sitting Bull
Sitting Bull mit der Friedenspfeife

Wenn man sich zu Füßen am Denkmal von Sitting Bull niederlässt und in die Weite der Great Plains schaut, kann man empfinden, was es bedeutet, Teil dieser wunderbaren Natur zu sein und sie erhalten zu wollen.


Noch zwei kleine Geschichten am Rande:

Mitte der 1960er Jahre brachen "Vandalen" die Feder von der Kopfbüste ab.
Vorher wurde das Denkmal bemalt und beschossen. In der Nähe brannten Freudenfeuer und überall fand man das Glas zerbrochener Bierflaschen. Außerdem hatte jemand ein Seil um die Feder gebunden, die aus dem Kopf der Büste ragte, befestigte es an einem Lastwagen und brach so die Feder ab.
Erst Jahre später begann man mit der Restaurierung und plante in diesem Zusammenhang sogar ein großes "Sitting Bull Center"  - letzteres wurde bis heute nicht realisiert, jedoch erhielt die Büste erst 1984 wieder ihre Feder.
Kurz darauf entdeckte man die abgebrochene Feder in einer "Stein-Sammlung" wieder; dort ruhte sie - wer weis wie lange bereits - als angebliche Versteinerung eines Fossils. 

Federschmuck
Der original Federschmuck der Büste von Sitting Bull.
Zu finden im Klein Museum in Mobridge

Viele Geschichten ranken sich um seine tatsächliche letzte Ruhestätte:

Im Jahr 1953 durchsuchte eine Gruppe von Sitting Bulls Nachkommen die Grabstätte in Fort Yates und brachte, was sie für den Sarg von Sitting Bull hielten, 55 Meilen südlich an den neuen Standort. Aber viele glauben, dass sie die falschen Überreste mitgebracht haben.

Ein Nachkomme eines kanadischen Stammesverbündeten von Sitting Bull behauptete sogar, der Häuptling sei auf eigenen Befehl heimlich in Kanada begraben worden, wo er lange im Exil gelebt hatte.
Doch wo ist er nun tatsächlich? Ein Native American aus dem Stamm der Sioux antwortete auf diese Frage: „Das hängt von Ihnen ab, was Sie glauben wollen, aber sein Geist ist überall und das ist das Wichtigste.“

Sitting Bull


Quellen und weiterführende Informationen:

Mittwoch, 23. August 2023

Leavenworth Battle Memorial

Von Mobridge in South Dakota sind es nur wenige Kilometer hinüber auf die andere Seite des Oahe Lake, wo man in der Standing Rock Sioux Reservation die Grabstätte von Sitting Bull besuchen kann. Nahe dieser Stätte befindet sich auch ein Monument zur  Erinnerung an Sacagawea.
Man verlässt die Stadt auf dem U.S. Highway 12, fährt über die Missouri-Brücke Richtung Westen. Dort, wo der Highway 1806 nach Norden abbiegt, befindet sich am Straßenrand zuerst eine andere geschichtsträchtige Erinnerungsstätte.

Gedenkstein

Hier wurde für den Entdecker, Trapper und Händler Jedediah Smith (1799-1831) eine Steinsäule mit drei Erinnerungstafeln errichtet. Jedediah gehörte als junger Mann zu der Gruppe, die mit dem Pelzhändler und General William Henry Ashley (1778-1838) nicht weit von hier im Jahr 1823 von den Arikara angegriffen wurde. Er gehörte zu den Überlebenden und machte sich nach Aufforderung von Ashley alleine Richtung Yellowstone River auf, um dort den Partner von Ashley, Major Andrew Henry, über die Gefahr durch die Arikara zu warnen. Nach der erfolgreichen Mission wurde Jedediah zum Hauptmann ernannt und kämpfte noch im selben Jahr in der Leavenworth-Schlacht gegen die Arikara. In den folgenden Jahren wurde er zu einem der erfolgreichsten Wegbereiter für Routen in den Westen; u.a. überquerte er als Erster die Black Hills und er fand eine Route über die Sierra Nevada durch Nevada und Utah. Leider wurde er mit nur 32 Jahren von Comanchen getötet.

Smith
Smith
Smith

Neben der Jedediah Smith-Steinsäule stehen noch einige Informationstafeln. Eine befasst sich mit der Leavenworth-Schlacht. Nach dem Arikara-Überfall auf die Ashley-Gruppe wurde Oberst Henry Leavenworth (1783-1834) im August 1823 zu einer Strafexpedition ausgeschickt, der mit sechs Kompanien der 6. US-Infanterie und über fünfzig Freiwilligen anrückte. In der Schlacht wurden einige Arikara getötet, die meisten konnten fliehen. Nach der Schlacht ließ Leavenworth alle Arikara-Dörfer und vor allem die Lebensmittelvorräte niederbrennen und alles Vieh töten.

Battle

Auf der nächsten Informationstafel geht es um die Arikara, die als „Gartenbau“-Volk Mais, Bohnen, Kürbisse und Tabak anbauten und in runden Erdhütten wohnten. Als Lewis & Clark 1804 auf die Arikara trafen, lebten sie in nur noch drei Dörfern, statt ehemals 32, weil sie in den 1780er Jahren von einer Pocken-Epidemie heimgesucht worden waren. Auf dieser Tafel werden nochmals die Ereignisse des Ashley-Überfalls und der Leavenworth-Schlacht beschrieben.

die arikara

Dazu passend informiert die nächste Tafel über den Native American Scenic Byway, insbesondere den hiesigen, 140 Kilometer langen Abschnitt in der Standing Rock Sioux Reservation. Bei dieser Information wird großen Wert daraufgelegt, dass sich die „Great Sioux Nation“ durch ein ausgeprägtes Geschichtsbewusstsein von anderen Stämmen der Native Americans unterscheidet und es wird damit geworben, dass man zahlreiche Erinnerungen und Relikte an die Sioux-Geschichte im hiesigen Bereich des Native American Scenic Byway anschauen kann. Es wird erklärt, dass die Geschichten, die sich innerhalb eines Jahres ereignet hatten, in sogenannten „Wintererzählungen“ festgehalten wurden. Heute nennt man sie auch „Winter Counts“. Bei den Sioux wurde anschließend das wichtigste Ereignis auf eine Büffelhaut gezeichnet und so dokumentiert. Jedes Jahr verwendete man eine andere Farbe. In der Reservatzeit wurden diese Büffelhaut-Piktogramme auf Papier übertragen und so für die Geschichte festgehalten.

Byway

Auf der nächsten Tafel geht es um den sogenannten „Fur Trade“, den Pelzhandel. Vom frühen 16. bis zum späten 19. Jahrhundert bildeten sich umfangreiche Handelssysteme zwischen den Native Americans und spanischen, französischen, britischen und amerikanischen Händlern. Eine Pelzhandelsagentur folgte der nächsten, eine „schillernde“ Händlerfigur löste die nächste ab, aber die ungerechten Handelsbedingungen änderten sich wenig. Für die Felle erhielten die Native Americans Äxte und Gewehre, Kessel, Perlen, Decken, aber leider auch Alkohol. Durch den übermäßigen Raubbau an der Tierwelt entstanden gravierende Veränderungen im ökologischen Gleichgewicht und die Native Americans zerstörten so einen Teil ihrer Welt.

fur trade

Wir fahren weiter zu „Sitting Bull“ und „Sacagawea" - mehr darüber im nächsten Artikel.

Quellen und weiterführende Informationen:


Dienstag, 22. August 2023

Lewis & Clark - in Mobridge

Der Ort Mobridge liegt direkt am Ufer des Missouri-Rivers; korrekterweise muss man hier vom aufgestauten Missouri-River, also vom Ufer des Oahe Lake sprechen. Hier hat die Stadt einen kleinen Wanderweg eingerichtet, an dem neben zahlreichen Bänken zum Ausruhen etliche Informationstafeln zu finden sind, die sich mit Themen zur Lewis & Clark Expedition, insbesondere im Bereich des heutigen South Dakota, befassen. Wir gehen auf diesem Lewis & Clark Interpretive Trail von Mobridge.

oahe lake

Auf einer der Informationstafeln wird beschrieben, dass sich das Corps of Discovery vom 21. August bis zum 14. Oktober 1804 und vom 21. August bis zum 04. September 1806 im heutigen South Dakota aufgehalten hat. Sie entdeckten zahlreiche Pflanzen und Tiere, die der Wissenschaft bisher unbekannt waren, und trafen sich mit einer Reihe von Indianerstämmen.

Lewis and Clark

Den Bereich in der Nähe des heutigen Mobridge selbst erreichten sie am 08. Oktober und trafen auf Vertreter der Arikara. Lewis und Clark verbrachten hier einige Tage bis zum 13. Oktober, um sich mit verschiedenen Arikara-Stämmen auszutauschen.

Mobridge

Auf einer weiteren Informationstafel geht es um „the track of the white bear“ / die Spur des weißen Bären. Die Männer des Corps of Discovery bezeichneten die Grizzly-Bären als „White Bears“. William Clark notierte am 07. Oktober 1804, dass er Spuren eines Bären, die dreimal so groß wären wie Spuren eines Menschen, am Ufer gefunden hätte. Pierre Cruzatte verwundete hier am 20. Oktober 1804 einen Grizzly-Bären, der jedoch entkommen konnte. Insgesamt hatte das Corps of Discovery zwischen 1804
und 1806 über fünfzig Begegnungen mit Grizzly-Bären.

Bär

Ein wertvolles Mitglied des Teams / “a Valuable Member of the Team“, obwohl es sich nur um einen Sklaven handelte – ein weiteres Thema auf einer Tafel. York war ein Sklave von William Clark, mit dem er zusammen aufgewachsen war. Er war äußerst stark und ein ausgezeichneter Jäger, sodass er für das Corps of Discovery ein wichtiges Mitglied wurde. Die Native Americans waren von seiner Hautfarbe und seinen krausen Haaren begeistert und verglichen ihn mit einem Büffel. Nach Ende der Expedition soll er in die Freiheit entlassen worden sein und ein Frachtunternehmen betrieben haben.

wertvoll

Das Corps of Discovery trifft die Arikaras (auch Ree genannt), die in Erdhütten lebten und Mais, Kürbisse und Tabak anbauten. Ende des 18. Jahrhunderts wurden die Arikaras von einer schweren Pockenepidemie getroffen, sodass Lewis und Clark auf viele verlassene Dörfer trafen. Auf der Informationstafel, auf der die Treffen beschrieben sind, werden Zeichnungen von Karl Bodmer (1809-1893), ein Maler und Grafiker aus der Schweiz, von 1833 gezeigt, der sowohl ein verlassenes Arikara-Dorf als auch einen Arikara-Krieger malen durfte.

Arikara

Auf der nächsten Informationstafel geht es um Sacagawea und hier wird natürlich ihr Wandgemälde im Scherr-Howe-Center in Mobridge beschrieben. Es wird noch einmal betont, dass sie als Dolmetscherin, als Friedensvermittlerin und als Ortskundige von großer Bedeutung für das Corps of Discovery war. Es wird erzählt, dass sie wahrscheinlich 1812 im Fort Manuel Lisa in South Dakota starb.

Sacagawea

Dann gibt es die Informationstafel „history beneath the water“ / Geschichte unter dem Wasser.
Bevor im 20. Jahrhundert der Oahe Damm gebaut wurde, gab es im Missouri viele Inseln und Sandbänke. Lewis & Clark landeten am 08. Oktober 1804 auf einer der Inseln und besuchten ein Arikara-Dorf. 1823 ließ der General und Pelzhändler William Henry Ashley (1778-1838) hier unbeabsichtigt ein Boot auf Grund laufen, die Arikaras griffen an und es wurden siebzehn von Ashley‘s Männern getötet. Die Insel erhielt den Namen Ashley’s Island. Heute stehen alle Inseln von damals unter Wasser und nichts erinnert mehr an das Flussbild mit Sandbänken und Inseln, das Lewis & Clark einst hier vorfanden.

History

An die Herausforderungen, die der Missouri mit seiner starken Strömung an die Männer des Corps of Discovery stellte, wird auf der Informationstafel „River of Hardship“ / Fluss der Not erinnert. Die Männer kämpften gegen die Strömung und mussten die Boote mit Seilen flussaufwärts ziehen. Diese Situation ist nicht mehr mit heute zu vergleichen. Durch die Dammbauten ist der Missouri-River reguliert und hat seine einstige Kraft verloren.
Weitere Informationstafeln beschäftigen sich mit den Native Americans. So werden auf der nächsten Tafel die „honoured leaders“ / die „verehrten Führer“ der Stämme vorgestellt. Interessant ist zu erfahren, dass der Häuptling nur dann ein Anführer seines Stammes blieb, solange seine Entscheidungen akzeptiert wurden. Traf er ungünstige Entscheidungen, folgten die Stammesmitglieder nicht mehr seinem Rat und wendeten sich einem anderen Anführer zu.

leader

Ein lange anerkannter Sioux-Häuptling war auf jeden Fall Sitting Bull, der auf der gegenüberliegenden Seeseite seine letzte Ruhestätte gefunden hat. Er wurde 1806 geboren, führte über viele Jahre Konfrontationen der Sioux gegenüber der US-Armee an und ging danach ins Exil nach Kanada. Nach seiner Rückkehr tourte er sogar eine kurze Zeit mit der Wildwest-Show von Buffalo Bill.

sitting bull

Die Geschichte der „Fool Soldiers“ / Narrensoldaten aus dem Jahr 1862 wird auf einer Tafel erzählt, wieder in Bezug auf ein Wandgemälde im Scherr-Howe-Center und auf eine Ausstellung im Klein-Museum in Mobridge. Die „Fool Soldiers“ waren die jungen Lakota-Männer, die es fertigbrachten, dass ihnen der Sioux-Häuptling „White Lodge“ zwei entführte weiße Frauen und sechs Kinder nach gefährlichen Verhandlungen zurückgab. Die Tafel trägt den Titel „They just did a man’s job“ – „sie haben einfach Männerarbeit geleistet“ könnte man es übersetzen.

fool soldiers

Außerdem gibt es eine Informationstafel, die sich mit den Brücken über den Missouri beschäftigt. Im Jahr 1905, knapp einhundert Jahre nach der Lewis & Clark Expedition, baute die Milwaukee Railroad eine Brücke über den Missouri. Sie gibt es heute nicht mehr, sie wurde im Rahmen des Oahe Dammbaus abgerissen. Ein damaliger, unbekannter Telegrafist meldete Fertigstellung und Position der Brücke mit der Kürzung "MO.Bridge" (Missouri Bridge), so erhielt der Ort „Mobridge“ seinen Namen.

MO-Bridge


Montag, 21. August 2023

Wandgemälde von Oscar Howe

In der Innenstadt von Mobridge in South Dakota befindet sich die Scherr-Howe-Arena. Das sogenannte „Mobridge-Auditorium“ wurde 1936 im Art-Déco-Stil im Rahmen eines „WPA-Projektes“ erbaut. Zur Erinnerung: Präsident F. D. Roosevelt richtete 1935 die WPA-Agentur („Works Progess/Project Administration“) ein, die den damals zahlreichen Arbeitssuchenden eine Beschäftigungsmöglichkeit anbot.

Arena

In der Scherr-Howe-Arena finden Sportveranstaltungen, Theateraufführungen, sowie Gemeinde- und Schulveranstaltungen statt. Benannt ist das Gebäude nach den Zwillingsbrüdern William „Bill“ und James „Jim“ Scherr (*1961), die 1988 in Seoul an der Olympiade in der Sportart Ringen („Wrestling“) teilnahmen. Mit dem zweiten Namen des Centers möchte man den Künstler Oscar Howe ehren.
Oscar Howe (1915-1983) wurde in Joe Creek / Crow Creek Sioux Reservat in South Dakota geboren und gehörte zum Stamm der Yanktonai-Dakota-Sioux. In seinen Bildern setzte er sich mit den Konflikten der indianischen Kultur auseinander,  die sich gegen die neue Gesellschaftsordnung behaupten musste. Neben seiner künstlerischen Tätigkeit arbeitete er viele Jahre als Kunstprofessor in Vermillion an der „University of South Dakota“. Er erhielt viele Ehrungen, wurde 1973 zum „Ehrenkünstler“ des Bundestaates ernannt und zählt als Wegbereiter neuer Kunstinterpretationen der Native Americans.

Howe
Foto: Scherr-Howe-Arena, Mobridge

In der Scherr-Howe-Halle befinden sich zehn Wandgemälde von ihm, die Oscar Howe in den Jahren 1941/42 erstellte und die damit zu seinen frühesten Werken gehören. Die Bilder wurden 2014 aufwändig restauriert.

Innseite














Die einzelnen Gemälde befassen sich mit folgenden Themen:
Auf dem Bild „Treaty Making“ (Vertragsgestaltung) setzt sich Howe damit auseinander, dass man mit den indigenen Völkern über einen langen Zeitraum Verträge aushandelte, bis 1789 zunächst mit den Vertretern der Herrscher von England und Frankreich. Darauf wurden zwischen 1789 und 1868 über vierhundert Verträge von der Bundesregierung der Vereinigten Staaten mit den Native Americans abgeschlossen, die zunehmend gebrochen wurden. Im Jahr 1871 erließ der US-Kongress sogar ein Gesetz, den „Indian Appropriations Act“ (appropriation = Aneignung), in dem festgelegt wurde, dass indigene Völker nicht mehr als souveräne Nationen galten und man mit ihnen keine Verträge mehr abschließen musste. So konnten sich die Native Americans auf keine Verträge mehr berufen.

Treaty

Das Wandgemälde der „White Buffalo Calf Woman“ befasst sich mit der Spiritualität der Lakota. Die weiße Büffelkalbfrau kam einst zum Volk der Lakota, überreichte ihnen eine „heilige Pfeife“, die sie als Mittel zum Gebet und wenn sie spirituelle Führung bräuchten, rauchen sollten. Mit dem Rauch würden ihre Fragen an den „Großen Geist“ geschickt. Außerdem unterwies sie das Lakota-Volk in den sieben Glaubensriten und in den sieben Werten.

white

Eine dieser Riten ist die „Visionssuche“ (Vision Quest). Ein junger Mensch sucht einen einsamen Platz, bleibt dort ohne Nahrung über mehrere Tage meditierend und versucht auf diese Weise, eine Vision zu erhalten, wie er/sie das weitere Leben gestalten soll. Diese Suche nach einer Vision war bei den Lakota eine wichtige Aufgabe im Leben, um sich mit sich selbst und seiner Position in der Gemeinschaft auseinanderzusetzen. 

Vision

Ein weiterer Ritus ist der "Sonnentanz", der „Sun Dance“, den die Stämme einmal im Jahr im Sommer veranstalteten. Die Teilnehmer mussten sich bewusst für die Teilnahme entscheiden, oft nach einer Vision oder nach dem Wunsch, einem Verwandten durch die Teilnahme zu helfen, beispielsweise nach einer Krankheit. Die Pappel in der Mitte des Bildes symbolisiert das Zentrum des Universums.

Sun dance

Das Wandgemälde, auf dem ein "Siegestanz", ein „Victory Dance“, dargestellt ist, soll beschreiben, dass man diesen zeremoniellen Tanz zur Ehrung erfolgreicher Krieger nach einem Feldzug veranstaltete. Ein erfolgreiches Weiterleben des jeweiligen Stammes war nach einem Sieg gesichert. Perlenmedaillons und Adlerfedern sollen Ehrenzeichen für die Krieger symbolisieren.

Victory Dance

Auf dem nächsten Bild ist erneut eine Zeremonie dargestellt, die Verwandtschafts- oder „Hunkapi-Zeremonie“. Für die Lakota war es von großer Bedeutung in einem vertrauensvollen Verwandtschaftssystem zu leben. Während der Zeremonie gründete man durch eine Adoption eine neue Verbindung, eine neue familiäre Beziehung. Der „Hunka“ war der Mensch, der in eine neue Familie adoptiert wurde, und somit die verwandtschaftlichen Verhältnisse erweitert wurden.

Ceremonie

Das Thema eines weiteren Wandbildes heißt 
"Werbung und Heirat" (Courtship and Marriage) und beschreibt den Lakota-Brauch, dass man bei einer „traditionellen Ehe“ Vereinbarungen zwischen zwei Familien traf und die Ehe gewissermaßen „erkaufte“. Allerdings gehörte auch eine „romantische“ Phase während der „Werbungszeit“ dazu – die „Balzzeremonie“, in der der junge Mann seine Verlobte umwarb.
Bei diesem Bild wird über die ungewöhnliche Ehe von Oscar Howe selbst erzählt. Am Ende des zweiten Weltkrieges traf er als US-Armee-Angehöriger in Biedenkopf die junge Deutsche Heidi Hampel und verliebte sich in sie. Nach zweijähriger Werbung folgte sie ihm 1947 in die USA, heiratete ihn und blieb über 35 Jahre bis zu seinem Tod bei ihm.


Eine berühmte Geschichte („Fool Soldier Rescue“) aus dem Jahr 1862 wird auf einem Bild erzählt. Damals hatte eine Gruppe von Santee Dakota Sioux unter Häuptling „White Lodge“ zwei weiße Frauen und sechs Kinder am Minnesota River gefangen genommen und sie bis in die Region des heutigen Mobridge verschleppt. Einige Lakota-Männer wollten die Entführten retten. Sie wurden von ihren Angehörigen aufgrund der Gefährlichkeit und der Aussichtslosigkeit ihres Planes die „fool soldiers“ / Narrensoldaten genannt. Sie begannen Verhandlungen mit „White Lodge“ und konnten die Frauen und Kinder tatsächlich retten. Die Nachfahren der Geretteten haben 1996 einen Stipendienfonds eingerichtet, der von der Sioux Falls Area Community Foundation verwaltet wird und indianische Studenten dabei unterstützt, einen Hochschulabschluss zu erlangen.

fool soldiers

Der missionarische Einfluss der christlichen Kirchen ist auf dem Wandgemälde "Christlicher Gebetsgottesdienst" (Christian Prayer Service) dargestellt. Ein Jesuiten-Pater überreicht den Ureinwohnern die „Zehn Gebote“ und predigt ihnen von der Lehre von Jesus. Die Missionierung bei den Sioux verlief kontrovers, einige akzeptierten den christlichen Glauben für sich, andere lehnten ihn ab. Heute versucht man, Gemeinsamkeiten zwischen Christentum und spiritueller Lehre der Lakota zu finden.

Gebet

Das letzte Wandgemälde befasst sich mit der Rolle einer berühmten indianischen Frau, der Shoshonin „Sacajawea“, und ihrer Rolle während der Erkundung des Kontinentes zum Pazifik hin – „Sacajawea and Lewis & Clark Expedition“. Das Bild zeigt die Kapitäne mit Sacajawea und drei einheimischen Führern aus der hiesigen Missouri-Region. Sacajawea traf erst im Winter 1804 in Fort Mandan auf die Gruppe und ist mit ihrem Sohn Jean-Baptiste dargestellt, der im Februar 1805 geboren wurde. Es geht auf jeden Fall um die große Bedeutung, die die Native Americans und im Besonderen Sacajawea für den Erfolg der Expedition hatten.

Sacagawea

Sonntag, 20. August 2023

nach Mobidge

Wir verlassen die Stadt Gettysburg, in „der die Schlacht nicht stattfand“ und fahren über den U.S. Highway 83 zunächst bis Selby, weiter über den U.S. Highway 12 und erreichen nach insgesamt knapp einhundert Kilometern die Stadt Mobridge.
Zunächst geht es wieder an unendlich riesigen Weizen-, Mais- und Sonnenblumenfeldern entlang und es sind etliche Mähdrescher unterwegs.

Sonneblumen

Zwischendrin gibt es große Abschnitte mit Grasland, das teilweise als Weideland genutzt wird. Wir fahren hier weiter durch die „Great Plains“ („Große Ebenen“), einem Gebiet, das sich östlich der Rocky Mountains ab den Prärie-Provinzen Kanadas (Alberta, Saskatchewan, Manitoba) mit einer Breite von fast 500 Kilometern über 3.000 Kilometer bis zur mexikanischen Grenze erstreckt.
Die hiesigen „Great Plains“ in South Dakota stellen mit ihren extremen Klimabedingungen (sehr kalte Winter, feuchtheiße Sommer, viele Stürme) eine Herausforderung für die Farmer dar, sodass wir an vielen aufgegebenen Farmen von einst vorbeifahren.

aufgegeben
aufgegeben
aufgegeben

Nach einigen Kilometern verlassen wir den U.S. Highway 83 für eine kurze Strecke Richtung Osten, um zu einem Historical Marker zu gelangen, der sich mit dem 100. Meridian West (Längengrad) befasst. Leider ist der Marker an der ausgewiesenen Stelle nicht mehr zu finden.

weh
Hier an der Straßenausbuchtung hätte er stehen sollen
100. Meridian

Major John Wesley Powell (1834-1902), ein früher westlicher Entdecker und zweiter Direktor des United States Geological Survey, erkannte den 100. Meridian als die natürliche Trennungslinie zwischen dem feuchten Osten und dem trockenen Westen.
Die oben beschriebene Region der "Great Plains" am 100. Meridian weist eine durchschnittliche Höhe von 600 m über dem Meeresspiegel auf. Dies bedingt, dass feuchte Wetterlagen aus dem Golf von Mexiko kommend nach Osten abgelenkt werden. Im Westen ist somit das Klima trockener, zumal das Land auch noch sanft abfällt.
Wenn Niederschlagsmengen weniger als 530 mm pro Jahr betragen, führt dies zur Austrocknung. Westlich des 100. Meridians ist dies der Fall. Landwirte, mit Ländereien westlich dieser Linie, müssen deshalb auf Bewässerungssysteme zurückgreifen - wenn vorhanden.
Das war u.a. ein Grund, weswegen Versicherungsgesellschaften bis vor kurzem nicht bereit waren, Verträge abzuschließen bzw. Kreditagenturen kein Geld verleihen wollten, wenn Siedler mit Ländereien westlich des 100. Längengrades vorsprachen. Dies bedeutet, dass in der Geschichte von South Dakota viele Farmer mit dem 100. Längengrad schlechte Erfahrungen verbanden.
Heute spielt der 100. Längengrad in der wissenschaftlichen Diskussion erneut eine Rolle. Verschiedene Klima-Studien der letzten Jahre haben gezeigt, dass sich die Grenze zwischen feuchtem und trockenem Wetter, die ursprünglich am 100. Meridian zu finden war, über mindestens zweihundertfünfzig Kilometer nach Osten verschoben hat.

Wir fahren zurück zum U.S. Highway 83 und passieren den ehemaligen Ort „Bangor“. Dieser Ort war einst eine blühende Kleinstadt und wurde 1884 zur Kreisstadt des Landkreises „Walworth County“ gewählt. 

Bangor

Wieder einmal spielte die Eisenbahn eine Rolle, ob sich ein Ort weiterentwickeln würde oder aufgegeben werden musste. Die Milwaukee Railroad folgte 1900 nicht dem Straßenverlauf, sondern baute einen nördlichen Bogen, um auch später an anderer Stelle den Missouri überqueren zu können. Schnell gründete sich 1899 der Ort Selby. Die Bürger von Bangor zogen, teilweise mit ihren Häusern, nach Selby um und in den nächsten Jahren verschwand Bangor vollständig.

Eisenbahnverlauf

Im Klein-Museum in Mobridge konnten wir dieses "Erinnerrungsstück" aus Bangor sehen.

Bangor

Als nächstes erreichen wir
Selby, die heutige Kreisstadt des „Walworth County“ mit seinen derzeit rund 600 Einwohnern.

selby

In dieser Stadt ist man besonders stolz, dass in ihr gleich zwei Gouverneure von South Dakota geboren sind – Vater und Sohn Mickelson. Ihnen ist ein „historical marker“ am Ortseingang gewidmet, auf denen das jeweilige Leben der Beiden beschrieben ist. Wir haben sie bereits auf dem „trail of governors“ in Pierre vorgestellt.

Mickelson

Ab Selby fahren wir auf dem U.S.Highway 12 weiter bis Mobridge (1906 gegründet im Rahmen des Milwaukee-Eisenbahnbaus, etwas über 3.000 Einwohner). Als man mit dem Bau der Brücke über den Missouri bagann, wurde die Telegraphenübertragungen vom Standort der Missouri-Brücke wurden mit der Abkürzung „MO Bridge“ gekennzeichnet. Dies gab der wenig später gegründeten Siedlung ihren Namen.

Mobridge