Sonntag, 31. August 2025

Bemalte Steine in Neufundland

Neufundland hat eine einmalige Geologie, wie wir es bei unseren Besichtigungen (z.B. der Tableland↗,  bei Museumsbesuchen, z.B. Johnson Geo-Center , und während unseren Fahrten durch die gesamte Insel beeindruckend vor Augen geführt bekamen.
So wollten wir zum Abschluss unseres Besuches in Neufundland noch einmal ein paar Bilder zu Steinen zeigen, aber in diesem Fall zu „bemalten Steinen“.
Auf der ganzen Insel begegneten uns die kleinen und großen Kunstwerke am Straßenrand und in Vorgärten immer wieder, teilweise erheiterten sie uns und teilweise konnten wir sie nur bestaunen.
Hier sind ein paar besonders schöne Exemplare.
Leuchtturm
Eisberge
Pinguin
Haus
Wasserfall

Samstag, 30. August 2025

Das Johnson Geo-Centre in St. John´s

Als wir vom Signal Hill in St. John’s den Berg hinunter Richtung Stadt schauten, stach uns sofort ein außergewöhnliches Gebäude ins Auge: das Wissenschaftsmuseum Johnson Geo Centre ↗.

Geo-Centre
Es handelt sich um einen schräg im Berg verschwindenden Glasbau. Er sieht wie der gläserne Eingang in einen Berg hinein aus und tatsächlich befinden sich die Räume der Ausstellungen dieses Zentrums überwiegend in der Tiefe. Die Konstruktion erinnert gleichzeitig ein wenig an einen Kristall, der aus dem Berg herauswächst, oder auch an den Eingang eines Bergwerks.
Bevor wir das Zentrum besuchten, bewunderten wir zunächst die Figuren der beiden provinztypischen Hunde, die vor dem Gebäude Wache halten - einen Neufundländer und einen Labrador. Gestaltet wurden die beiden Hunde von dem Bildhauer Luben Boykov ↗ (*1960), den wir bereits von der Cook-Statue in Corner Brook her kannten.
Neufundländer
Der Neufundländer (links im Bild) ist ein langhaariger, großer Arbeitshund, während der Labrador ein mittelgroßer, kurzhaariger Jagdhund ist. Die beiden Hundefiguren sollen symbolisch an die Freundlichkeit der Menschen in dieser Provinz erinnern.

Im Außenbereich ist vor dem Eingang ein großer Steingarten angelegt. Sowohl dieser als auch die Hunde-Skulpturen sind Teile des 14 Hektar großen Johnson Geo-Vista Parks , der sich um das Zentrumsgebäude herum befindet. Im Park kann man Spaziergänge auf mehreren Rundwegen unternehmen und historische Nachbauten sowie Informationen zur Geologie anschauen.
Gesteinsweg
Gesteinsweg
Benannt ist das Informationszentrum nach einem Geschäftsmann aus St. John’s, Paul Johnson (1929-2015), der mit seiner Familien-Stiftung maßgeblich an der Erstellung des Geo-Centres beteiligt war. Das Zentrum wurde übrigens im Jahr 2002 eröffnet und es kommen ständig Ausstellungsthemen hinzu bzw. sie variieren. Der Träger ist heute die Memorial University of Newfoundland in St. John’s.
Nach dem Betreten des Gebäudes konnten wir zunächst eine kleine Ausstellung mit dem Namen „The Gardens of the Deep“ zu Korallen, Anemonen und Seesternen ansehen, die rund um Neufundland im Meer vorkommen.
Tiefsee
Korallen
Danach ging es ein Stockwerk tiefer zur eigentlichen geologischen Ausstellung. In der dortigen Empfangshalle war an der Decke eine phantastische Darstellung unseres Sonnensystems zu sehen. Gleichzeitig waren hier zahlreiche Mitmachstationen für Besucher allen Alters aufgebaut. Neben der Empfangshalle geht es zu einem "Kids-Bereich" mit vielen lehrreichen Spielstationen.
Sonnensystem
Sonnensystem
Im hinteren Bereich der Empfangshalle konnten wir das "Geo-Theatre" mit einem Lehrfilm besuchen. In der Multimedia-Präsentation mit vielen Lichteffekten und sogar einem echten Wasserfall wird sowohl die Geburt unseres Sonnensystems als auch die Entstehung und Entwicklung unseres Planeten Erde mit der Darstellung vieler geologischer Phänomene gezeigt.
In den anschließenden Ausstellungsräumen waren wir zunächst einmal von der besonderen Bauleistung des Geo-Zentrums begeistert.
Für dessen Bau wurde zunächst eine Grube im Gestein des Signal Hill ausgehoben bzw. aus dem Felsen herausgeschlagen. Dann legte man die unterirdischen Ausstellungsräume so an, dass man über 50 Meter direkt an den freiliegenden, steilabfallenden, uralten Felswänden vorbeigeht und sie auch anfassen kann. Mit Schildern wurden wir darauf hingewiesen, dass das Sandstein-Gestein des Signal Hills 550 Millionen Jahre alt und damit beispielsweise 400 Millionen Jahre älter als die Rocky Mountains im Westen von Canada ist.
rock
Alter Stein
Alter Stein
Der anschließende Rundweg durch die Ausstellung führte uns durch die Themen „Unser Planet“, „Unsere Provinz" (Neufundland und Labrador), „Unser Volk“ und „Unsere Zukunft“.
Zunächst ging es also in den Bereich „Unser Planet“. Neben vielen anderen Präsentationen ist das Modell der „dynamischen Erde“ ein gelungener Versuch zu erklären, wie durch die Zusammensetzung unserer Erde die jeweiligen geologischen Prozesse beeinflusst werden.
Unsere Erde
Ansonsten werden hier Kreisläufe, Verwitterung,  Gebirgshebungen, Erdbeben, Vulkanaktivitäten, Plattentektonik, etc. vorgestellt.
Plattentektonik
Anhand eines „Sandkörner-Modells“ versucht man, die geologische Zeit, die mit ihren Milliarden von Jahren so unvorstellbar ist, zu erklären. Außerdem konnten wir eine umfangreiche Ausstellung zu verschiedenen Gesteinen, Mineralien aber auch Fossilien bewundern und "begreifen". Bei einigen Präsentationen wird auch auf die Evolution des Lebens eingegangen.
Gesteine
Gesteine
Dem interessierten Besucher wurde aber auch verdeutlicht, aus welchen Materialien z. B. "Felsformationen" haben entstehen können und wo man sie heute überall im Küstenbereich von Neufundland antreffen kann.
Felsenentstehung
Felsengestein
Am Eingang des Bereiches „Unsere Provinz (Neufundland und Labrador)“ wurden wir von
einem riesigen Stein aus den Tablelands im Gros Morne Nationalpark ↗ "begrüßt". Das Gebiet hatten wir bereits vor einigen Wochen im Westen der Insel besucht.  Der Stein steht im Geo-Centre symbolisch für das Innere unserer Erde, da er durch besondere Bedingungen aus dem Erdmantel nach oben gehoben wurde.
Perodotite
Danach beschäftigt sich die Ausstellung zunächst mit Labrador, dem „ancient land“, das geologisch zum Kanadischen Schild gehört. Im Norden von Labrador sind einige Gesteine vier Milliarden Jahre alt und es gibt große Eisen- und Nickel-Vorkommen.
Erst dann folgt Neufundland, das vor 600 Millionen Jahren nach dem Auseinanderbrechen eines ursprünglichen Superkontinents, „Rodinia“, entstanden ist. Sowohl die Entstehung der Apalachen-Gebirgskette, die sich von der Westseite von Neufundland Richtung Süden bis Alabama in den USA erstrecken, als auch die Entstehung des Atlantischen Ozeans werden in Filmen, auf Info-Tafeln und in Modellen beschrieben und erklärt. Besonders hervorgehoben wird die Region Avalon von Neufundland, da sie ein Überbleibsel des auseinander gebrochenen Urkontinents Pangäa bzw. später Gondwana ist.
Avalon
Neufundland
Am Schluss dieses Ausstellungsbereiches durften wir die Darstellungen zum Themenkreis „Gletscher“ erkunden, uns mit den Eiszeiten und den Folgen der ehemals fast  vollständigen Vereisung von Neufundland auseinandersetzen und einen Film dazu anschauen, der die Entwicklung bis heute wiedergibt.
Dies sahen wir auch als gute Überleitung zum nächsten Ausstellungsbereich, Unsere Zukunft“. Hier werden Probleme des Klimawandels oder der vernünftige Umgang mit unseren Wasserreserven präsentiert, aber auch die
verantwortungsvolle Gewinnung und Nutzung von fossilen Brennstoffen thematisiert.
Es folgte das nächste Thema „Unser Volk/our people“. Hier wurden wir von einem großen Steinmann, einem Inukshuk begrüßt. Dieser Bereich hat weniger mit der Geologie zu tun, sondern es geht um die Evolution des Lebens beginnend mit einem Einzeller. Der Bezug zur Geologie wird hergestellt, indem man über Fossilien und Versteinerungen die Nähe des Lebens zur Geologie zeigt.
Explizit wird die gesamte Menschheitsgeschichte dargestellt und man geht insbesondere auf die Besiedlung von Neufundland ein.
Im zweiten Teil dieses Bereiches wird auch auf die Bedeutung von Mineralien in unserem
Alltagsleben eingegangen und wie wichtig es ist, dass wir mit den Ressourcen unserer Erde verantwortungsvoll umgehen müssen.
Sonne
Future
Hier fanden wir die Aufforderung, „Schützen Sie diese Welt, damit unsere Erde immer der blaue Planet bleiben darf“, sehr wichtig.

Im Bereich „Unsere Zukunft“ folgte nun mit dem sogenannten „Stellarium“ der letzte Teil der Ausstellung des Informationszentrums. Im Foyer von „Stellarium“ werden eine bemannte Raumstation, ein Modell eines Satelliten und ein Modell des „Mars Rover“ präsentiert und an den Wänden sind beeindruckende Bilder aus dem Weltraum zu sehen.
Im Stellarium werden auch verschiedene Sterne vorgestellt, die sich in der Nähe unseres Sonnensystems befinden.
Nach dem Besuch des Stellariums konnten wir den Rückweg entlang der Signal Hill 
Felswand zur Empfangshalle starten, ein wenig müde, aber angefüllt mit sehr viel  Informationen und tatsächlich beeindruckt von den kreativen und interessanten
Vorschlägen, den Besuchern die Geologie dieser Welt näherzubringen.
Wand
Wand
Rechts die "sehr alte" Sandsteinwand

Freitag, 29. August 2025

Die bunte Stadt St. John’s

In St. John’s, der Hauptstadt von Neufundland und Labrador, gibt es einige historische Gebäude wie beispielsweise den Cabot Tower auf dem Signal Hill, das Gebäude der Newman Wine Vaults am Hafen oder das Colonial Building, in dem von 1850 bis 1959 die Versammlungen der Provinzregierung abgehalten wurden, aber das Schönste in dieser Stadt ist ihr buntes Erscheinungsbild.
Colonial Building
In der gesamten Alt- bzw. Innenstadt steht ein buntes Haus neben dem anderen und die Farben wechseln von Haus zu Haus. Einige von ihnen stehen einzeln, die meisten jedoch dicht an dicht neben dem Nachbargebäude als Reihenhäuser gebaut. Hier die farbenprächtige "Victoria Hall" mit einem ebensolchen "Interieur"; sie steht derzeit zum Verkauf. Bilder von innen findet man HIER ↗!
Victoria Hall
Victoria Hall von 1895
Es wird erzählt, dass die Fischer, die bei dem hier häufig auftretenden dichten Nebel ihre Häuser extrem bunt anmalten, um einfacher nach Hause zu finden.
Stromleitungen
Wahrscheinlicher ist jedoch, dass die bunten Hausfassaden in den 1970er Jahren entstanden, als die Bürger von St. John’s eine das Stadtbild aufwertende Gesamtrenovierung ihrer Häuser beschlossen.
Auf jeden Fall können sich die Einheimischen und die Touristen heute an einem der buntesten Stadtbilder erfreuen, die es auf der Welt gibt.
Bunte Häuser
bunte Stadt
bunte-stadt
bunte-stadt
bunte-stadt
Natürlich haben die bunten Häuser auch einen typischen Namen – sie werden die „Jelly Bean Houses“ genannt. Seit den Harry-Potter-Filmen kennt fast jeder „Bertie Botts Bohnen“, die den sogenannten „Jelly Beans“ (Geleebohnen) nachempfunden sind. Die „bohnenähnlichen“ Gelee-Bonbons gibt es in den unterschiedlichsten Farben, so wie auch die Häuser in St. John’s.
Man spricht in St. John’s von der „Jelly Bean Row“. Dies ist etwas irreführend, wenn der Tourist dann eine bestimmte Reihe (row) von Häusern irgendwo in der Stadt sucht. Gemeint ist damit, dass die bunten Häuser als Reihenhäuser angelegt sind.
Es reiht sich also Haus an Haus, in einem lustigen Farbenwechsel beispielsweise von orange, gefolgt von rosa und gelb, danach kommt blau, grün, türkis und lila. Eine Straße ist bunter als die nächste.
bunte-stadt
bunte-stadt
bunte-stadt
Selbst die Wasserhydranten für die Feuerwehr weisen unterschiedliche Farben auf. Das Hinweisschild fällt bei der Farbenvielfallt schon gar nicht mehr auf.
"Eintönig" wirkende Hausfassaden werden mit bunten Blumen und Vogelhäuschen "aufgepeppt". Selbst bunte Stühle - auf dem Gehweg - sollen die "langweilige Fassade" auflockern.
eintönig
Und die Farbigkeit hört nicht bei den Hauswänden, Fenstern und Türen auf. Auch die Namensschilder, Briefkästen oder Mülleimer sind in bunten Farben bemalt.
Briefkasten
Briefkasten
stromverteiler
Selbst die Stromverteilerkasten
sind farblich individuell gestaltet.
blaues-haus
blaues-haus
gelbes-haus
bunte-haeuser
bunte-häuser
Wir waren auf jeden Fall begeistert und wanderten eine Weile von Straße zu Straße, um die bunte Vielfalt auf uns wirken zu lassen.
bunte-häuser
bunte-häuser
Ein weiteres buntes Viertel der Stadt St. John’s neben der Innenstadt ist die Siedlung „The Battery“, die sich am nördlichen Hang der Hafeneinfahrt zum Signal Hill hoch erstreckt. Hier kommt die Farbigkeit der Häuser durch die Hanglage besonders zur Geltung.
the-battery
Der Stadt St. John‘s ist ihre bunte Erscheinung heute so wichtig, dass inzwischen auch moderne, mehrstöckige Neubauten in bunten Farben erstellt werden, was die Stadt im Gesamten so attraktiv macht.
bunte-stadt