Donnerstag, 19. Juni 2025

Das St. Joseph Oratory

... auf dem Mont Royal in Montréal
Das St. Joseph Oratorium  (oratory: „Gebetsraum“/“Haus der Beter“) liegt wie die Université de Montréal (jährlich 45.000 Studierende) auf dem Mont Royal, allerdings knapp 3 Kilometer voneinander entfernt.
Universität
Der Universitätskomplex
Das Oratorium
Das St. Joseph Oratory
Das Oratorium
Das St. Joseph Oratory mit gläsernem Glockenturm
Die eigentliche St. Joseph Basilika, die Kirche, steht auf der Spitze eines kirchlichen Zentrums, das über insgesamt acht Stockwerke in den Berg hineingebaut ist.
Bauweise
Sportliche Menschen können das Gebäude über eine imposante Treppe ersteigen, für die anderen gibt es Rolltreppen und Fahrstühle. Neben dem Gebäude befindet sich ein gläserner Glockenturm.
Die St. Joseph Basilika ist die größte Kirche Kanadas und hat weltweit eine der größten Kuppeln. Die Kirche ist 105 Meter lang, 37 Meter breit und 102 Meter hoch.
Ihr Bau startete im Jahr 1924 und wurde nach vier Erweiterungen 1967 vollendet. Sie ist dem Heiligen Joseph, dem Schutzheiligen Kanadas, geweiht.
Die heutige riesige Basilika ist der Nachfolge-Bau einer kleinen Kapelle, die nicht weit von dieser Stelle 1904 von André Besette (1845-1937), einem Bruder der religiösen „Gemeinschaft vom Heiligen Kreuz“, zu Ehren des Heiligen Joseph errichtet wurde. André Besette ist auch als der „Wundermann von Montréal“ bekannt, denn es werden ihm hunderte von Wunderheilungen zugeschrieben. Er selbst wurde übrigens 2010 von Papst Benedikt XVI. heiliggesprochen.
Im Parterre des Zentrums wird man begrüßt und über die einzelnen Wege informiert, die man in dem weitläufigen Gebäude nehmen kann. Natürlich wird man zusätzlich von einer Statue des Bruder André empfangen.
Bruder André

Im zweiten Stockwerk ist der Raum untergebracht (Espace Carillon - Raum des Glockenspiels), von dem man die Glocken bespielen kann, die in einem Glockenturm neben der Kirche hängen.
Im gesamten Gebäude gibt es zwei Souvenirläden (Stockwerk 3 und 5) und eine Cafeteria (Stockwerk 3).
In der vierten Etage befindet sich die sogenannte Votiv-Kapelle („Kapelle des Dankes“). Die relative Dunkelheit wird von fast 10.000 Kerzen erhellt. In der Votiv- Kapelle kann man sich acht Flachreliefs anschauen, die Charakterzüge des Heiligen Josephs darstellen sollen – beispielsweise gerecht, beschützend oder barmherzig. 
Josef
In der Mitte der Votiv-Kapelle führt einen Seitengang zum Grab von Bruder André.
Grabestelle
Grabstaette
Grabstätte von Bruder André Besette
In der Votiv-Kapelle hängen über 1.000 Krücken, die an die Wunderheilungen von
Bruder André erinnern sollen.
Gehhilfen
Nicht mehr benötigte Gehhilfen
Neben der Votiv-Kapelle befindet sich der Eingang zur Krypta, wobei es sich hier um eine Krypta-Kirche handelt.
Pilger
Auf Buntglasfenstern sind Stationen aus dem Leben des Heiligen Joseph dargestellt und hinter dem Hauptaltar befindet sich eine Statue des Heiligen. In der Krypta, die immerhin Platz für 1.000 Personen bietet, werden oft Konzerte aufgeführt.
Josef
Im fünften Stockwerk hat man die Möglichkeit, das eigentliche Gebäude zu verlassen, um einen Kreuzweg zu besuchen, der sich in einem kleinen Garten befindet. Hier befindet sich auch der „salle des pas perdu“ (Vorhalle), ein großer Saal mit dem Angebot, ein wenig zur Ruhe zu kommen und eine kleine Ausstellung anzuschauen.
Im nächsten Stockwerk kann man eine Ausstellung zum Leben von Bruder André besuchen. Hier ist u.a. eine Wachsfigur von ihm ausgestellt, die ihn in seiner Tätigkeit als Pförtner des Notre Dame Colleges zeigt. 
Bruder André
Text

In einem großen Schrankraum wird sogar sein Herz als Reliquie aufbewahrt.

Im siebten Stockwerk ist das Museum des Zentrums untergebracht, das neben vielen sakralen Gegenständen auch Dioramen aus dem Leben des Heiligen Joseph zeigt.
In der letzten Etage, im achten Stockwerk, erreicht man endlich die Basilika mit ihrer berühmten Kuppel. In der Kirche finden allein über 2.000 Personen auf den Kirchenbänken Platz, während das gesamte Oratorium eine Kapazität für insgesamt 10.000 Personen bietet.
Basilika-innen
Über der Eingangstür, also im hinteren Bereich der Kirche, befindet sich eine imposante Orgel , gestaltet von dem deutschen Orgelbauer Rudolph von Beckerath (1907-1976). Die Orgel des Oratoriums besteht aus 5.811 Pfeifen, verteilt auf 78 Register. Die imposanten Seiten weisen bis 9,75 m hohe Pfeifen auf. Am 13. November 1960 wurde diese Orgel eingeweiht und 2011/2012 restauriert.
Orgel
Über dem Altar befindet sich eine etwas unübliche Kreuzigungsszene: neben dem Kreuz stehen Maria und Maria Magdalena als lebensgroße Figuren.
Altar
Buntglasfenster mit unterschiedlichen religiösen Symbolen sowie zahlreiche Skulpturen und Flachreliefs schmücken den Gottesdienstraum. 
Buntglasfenster
Buntglasfenster
Vor dem Altar geht nach rechts und links ein Kreuzweg ab, dessen Kreuzwegstationen mit lebensgroßen Reliefdarstellungen gestaltet sind.
Kreuzwegscenen
Das beeindruckendste Bauelement dieser Basilika ist jedoch ihre Kuppel. Sie besteht aus einem äußeren "Ring" und einer inneren aufgeständerten Kuppel; sie ist der Kuppel des Doms von Florenz nachempfunden.
Kuppel
Wenn man aus der Basilika zur Außentreppe hinaustritt, ist man nicht nur rückblickend von dem Innenraum dieses Kirchengebäudes begeistert, sondern auch von dem imposanten Blick über die Stadt Montréal.
Montreal

Mittwoch, 18. Juni 2025

Von Mariatown nach Quebec


Nach unserem Start in Mariatown bei Morrisburg war die letzte Stadt, die wir in Ontario nach 50 Kilometern passierten, der Ort Cornwall (48.000 Einwohner), benannt nach dem gleichnamigen Herzogtum im Südwesten von England.
Kurz danach erreichten wir die Provinzgrenze zwischen Ontario und Quebec. Ab jetzt, in der Provinz Quebec, waren alle Angaben nur noch auf Französisch (Bonjour Quebec).
Der "Highway 401 East" wurde zur "Québec Autoroute 20 Est“, der Trans-Canada Highway  zum Transcanadienne - Québec.
Südlich, Richtung der US-amerikanischen Seite, befindet sich der US-Staat Vermont.
Außer der konsequenten Nutzung der französischen Sprache merkten wir auch weitere Veränderungen.
Selbst die Warnhinweis-Schilder für Elche zeigten eine andere Gestaltung als wir sie bisher kannten.
Elche
Nach weiteren 110 Kilometern erreichten wir die Millionenmetropole Montreal (knapp 1,8 Millionen Einwohner), die nach Toronto die zweitgrößte Stadt Kanadas ist.
Montreal
Da wir uns u.a. in Montreal das „St. Joseph Oratory“ auf dem Mont Royal anschauten wollten (siehe unseren gesonderten Bericht), mussten wir für die Weiterfahrt durch die Innenstadt von Montreal fahren.
Man brauchte viel Zeit und Geduld dafür, wie hier symbolisch an einer Skulptur aus der Innenstadt zu sehen, denn die Stadt zeigte sich überfüllt mit Menschen und Verkehr; und - die Umleitungen sowie die dazugehörigen Baustellen sind derzeit unzählig.
Oh je
Die Hochhäuser und Wolkenkratzer in der Downtown haben eine Auflage. Kein Bauwerk darf so hoch sein, dass es den Mont Royal überragt (der höchste Gipfel des Höhenzuges ist knapp über 230 Meter hoch). Das hat u.a. zur Folge, dass es unter der Stadt mit der weit verzweigten „ville interieure“ eine riesige Untergrundstadt gibt mit einem gut funktionierenden Metro-System, vielen Fußgängertunneln und zahlreichen Ladenpassagen.
Metro
Hausfront
Eine von vielen bemalten Hausseiten in den verschiedensten Straßen
Olympiastadt
Ein Hinweis an die Olympischen Sommerspiele 1976 in dieser Stadt

Über die imposante  Jacques-Cartier-Brücke verließen wir die Stadt Montreal und machten uns auf zu einem nahen Übernachtungsstopp, ehe wir am nächsten Tag die Reise fortsetzten.
Jacques-Cartier-Brücke
Gitterstäbe
Ein letzter Blick zurück auf die Stadt - 
durch die Gitterstäbe der Brücke

Bis zur Stadt Quebec brauchten wir am nächsten Tag nochmals 260 Kilometer, sodass wir auf dieser beschriebenen Strecke insgesamt 420 Kilometer unterwegs gewesen waren.
dichter Verkehr
Der Verkehr wurde zunehmend dichter und von LKW bestimmt
Wieder war die Weiterfahrt recht eintönig, zwar die ganze Zeit entlang des St. Lorenz-Stromes und vorbei an einigen größeren Orten, aber ohne besondere landschaftliche Besonderheiten. Die Orte allerdings tragen alle französische Namen wie Saint Hyacinthe, Saint Hélène oder Saint Germain - und sind somit alle "heilig".
langer zug
In der Ferne: Ausläufer der Appalachen
Da wir die bisherige Strecke rechtsseitig entlang des St. Lorenz-Stromes gefahren waren, mussten wir zunächst mehrere Brücken überqueren, um unser Tagesziel Québec-Stadt zu erreichen.
Die Landeshauptstadt grüßt
Die Landeshauptstadt grüßt
Québec ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz und hat rund 560.000 Einwohner. Die Stadt hat zwar auch eine Downtown mit modernen Hochhäusern, legt aber Wert darauf, dass das Stadtbild durch viele historische, sehr bunte Häuser charakterisiert wird 

Die Stadt ist für hiesige Verhältnisse sehr alt; sie wurde bereits 1608 gegründet. Der Name Québec leitet sich von einem Wort aus der Sprache der hiesigen First Nations ab. „Kébec“ bedeutet „dort, wo das Wasser schmaler wird“, was hier tatsächlich der Fall ist. Der St. Lorenz-Strom ist hier schmaler.

Montag, 16. Juni 2025

On the daily garbage run

Wir mussten feststellen, dass es in der Provinz Ontario zunehmend schwieriger wurde, einen Campingplatz - für Durchreisende - zu finden, die, wie wir, nur ein/zwei Nächte auf dem Platz verweilen wollen.
Vielleicht liegt es am Bevölkerungsreichtum und der dichten Besiedlung. Immerhin wohnen etwa 39 Prozent (16,1 Millionen/2024) der gesamten Bevölkerung Kanadas (41,5 Millionen/2024 ) in der Province Ontario.
Meist sind die Campingplätze kleine Wohnsiedlungen. Auf den Parzellen stehen feste Wohneinheiten, in schöneren Plätzen sogar solche mit Vorgarten und Holz-Terrasse. In den Vorgärten gibt es zwar keine Gartenzwerge, aber Flamingos und künstliche Blumen dürfen nicht fehlen – und natürlich das Fähnchen von Kanada.
Kanadafähnchen
Aber oft werden die kleinen bunten Vorgärten mit blühenden Stauden liebevoll gepflegt.
Campground
Die meisten Bewohner sind älteren Datums und wohnen teilweise ganzjährig oder zumindest während des gesamten Sommers in den Anlagen - und das teilweise seit Jahrzehnten. Wir trafen eine Mitsiebzigerin, die seit ihrem vierten Lebensjahr stets zum selben Platz kam („Make memories for generations.“).
Campground
Glücklicherweise schafften wir es immer wieder auf kleinen Lücken unterzukommen und gehörten dann schnell den jeweiligen Camping-Wohn-Gemeinschaften an. Das bedeutete, dass wir keinen Schritt gehen konnten, ohne nicht sofort in ein oberflächliches Gespräch verwickelt zu werden. Meistens fing es damit an: „Wo kommst du her? / Wo fährst du hin?“ Aber es gab auch recht originelle Gesprächsanfänge, beispielsweise beim Wegtragen des Mülls. „Oh, you are on the daily garbage run!

Sonntag, 15. Juni 2025

Von Hamilton nach Mariatown

... mit einem Zwischenstopp nahe Brighton
Diese 2-Tages-Etappe führte uns weiterhin durch den Staat Ontario. Die Entfernung zwischen Hamilton und Brighton betrug etwa 240 Kilometer. Nachdem wir das Verkehrschaos von Toronto mit mehreren durch Unfälle bedingten Staus hinter uns gebracht hatten, kamen wir auf dem hervorragend ausgebauten mehrspurigen Highway schnell voran.
Wir passierten viele kleine Seen, Moore und landwirtschaftlich genutzte Flächen, aber die Fahrt insgesamt war sehr eintönig.
Moor
Um den Ort Brighton zu erreichen, bogen wir vom Highway 401 Richtung Süden ab. Der Ort mit seinen 11.000 Einwohnern liegt am Nordufer des Ontario-Sees und bietet einen Provincial Park mit einer Vogel-Insel und viele weitere Erholungsmöglichkeiten.
Mehrere Kanäle mit Schleusen und Drehbrücken kreuzen die Straßen und man muss öfters warten, denn Boote/Schiffe haben natürlich bei hochgezogenen Brücken Vorfahrt.
Vorfahrt
Sie waren zuerst da bzw. warteten bereits seit einiger Zeit, doch dann hatten wir wieder freie Fahrt.
Freie Fahrt
Nach weiteren 100 Kilometern folgte die größere Stadt Kingston mit ihren fast 140.000 Einwohnern. Kingston liegt am Nordostende des Ontario-Sees. Hier beginnt der St. Lorenz-Strom, der den Ontario-See in östlicher Richtung entwässert.
Der St. Lorenz-Strom fließt von hier über 1.200 Kilometer bis zum Atlantik. Beschrieben wurde er erstmals 1535 von dem Franzosen Jacques Cartier (1491- 1557). In den 50er Jahren wurde der Fluss in einem gemeinsamen USA-Canada- Projekt mit mehreren Schleusen und Kanälen schiffbar gemacht.
Den damaligen Bau-Maßnahmen fielen viele Häuser und Straßen in der Uferregion zum Opfer, so auch etliche in unserem Übernachtungsort Morrisburg/Mariatown.
Wir fuhren nun gemächlich die Uferstraße am St. Lorenz-Strom entlang. Auf der südlichen Seite befindet sich der US-Staat New York und man kann mehrere Brücken für eine Fahrt in die USA nutzen.
Brücke
Nach weiteren 160 Kilometern (also insgesamt nach gut 500 Kilometern ab Hamilton) erreichten wir unseren Zielort, um eine Pause einzulegen!.
Romantisch konnten wir abends am Ufer des St. Lorenz-Stromes sitzen und dabei etliche riesige, beladene und leere Frachter beobachten, die ihre Waren Richtung Ontario-See beförderten oder von dort und noch weiter abholten.
Wer sich für weitere Details dieser Schifffahrtsroute interessiert, kann hier nachsehen: Marine Traffic  .
Unser Stellplatz
Unser Stellplatz mit bester Aussicht auf den Saint Lorenz Strom
Große Schiffe
Ja, und neben den Großen Sachen sahen wir natürlich auch kleine - viele Kleine!
Exakt: Mücken!
Aber auch einen Nerz und einen Flussotter!
Nerz
Otter
Rötlich schimmerte die Wasseroberfläche des Saint Lorenz Stroms im Sonnenuntergang, in der der Otter Reißaus nahm. Ehe ich mit meiner Kamera "schussbereit" war, war eine Nahaufnahme nicht mehr möglich. Dafür bannte ich - ungewollt - die Fliegen / Mücken mit auf das Bild. (Wer es detaillierter sehen will, kann auf das Bild klicken!)

Freitag, 13. Juni 2025

Im Schmetterlingshaus

Die Stadt Niagara Falls und die Verwaltung der Niagara-Parks bieten neben dem Besuch der Wasserfälle eine Fülle weiterer möglicher Unternehmungen an. Dazu gehört u.a. das „butterfly conservatory“ , das größte Schmetterlingshaus in Nordamerika.
Es liegt etwa 9 Kilometer nördlich der Wasserfälle am Rande des botanischen Gartens von Niagara Falls, der übrigens ebenfalls einen Besuch wert ist.
Das 1.000 Quadratmeter große Gewächshaus wurde 1996 erbaut. Inmitten einer üppigen Regenwaldvegetation mit vielen blühenden tropischen Pflanzen und einem Wasserfall kann man einen 180 Meter langen Rundweg nutzen, um sich an einer Vielfalt an frei herumflatternden Schmetterlingen zu erfreuen. Es sollen zeitweise über 2.000 sein. Um diese Anzahl beständig zu halten, werden monatlich bis zu 3.000 Schmetterlinge von Schmetterlingsfarmen auf der ganzen Welt importiert. Die Schmetterlinge lassen sich häufig auf den Besuchern nieder, was zu großer Begeisterung bei Alt und Jung beiträgt.
Auch wir statteten dem Schmetterlingshaus einen Besuch ab und konnten so manches Fotos der verschiedensten Schmetterlinge aufnehmen.
Clipper butterfly (Parthenos sylvia)
 Clipper butterfly (Parthenos sylvia)
Schmetterling
Mexican Bluewing (Myscelia ethusa)
Schmetterling
Emerald Swallowtail (Papilio palinurus) 
Schmetterling
Blauer Morpho (Morpho peleides)
Schmetterling
Schmetterling
Schmetterling
Schmetterling
Schmetterling
Schmetterling

Bei der Weiterfahrt hielten wir noch an der „floral clock (Blumenuhr) von Niagara Falls. Das Zifferblatt ist mit tausenden von Beet-Pflanzen gestaltet und es erklingen alle fünfzehn Minuten Glockenschläge von Westminster (Big Ben).
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