Mittwoch, 21. August 2024

Top of the World Highway

– aber wo ist die Welt?


Bereits vor sechs Jahren fuhren wir diese Panoramastraße von Alaska nach Kanada ins Yukon Territorium und waren von den weiten Aussichten und den Panorama-Eindrücken begeistert.

In diesem Jahr hingegen mussten wir uns leider bereits nach wenigen Kilometern die Frage stellen –
wo ist denn die Welt auf dem „top of the world highway“?
Auf Grund von verschiedenen Feuern im Nordwesten von Britisch Columbien und vom Yukon Territorium aus war Rauch in nordwestlicher Richtung unterwegs und so wurde uns zunehmend die Sicht auf einer Strecke von über 100 Kilometern komplett mit Rauch versperrt.

Bergsee
Bei bedecktem Himmel aber noch guter Sicht fuhren wir Richtung Grenze.

Wir starteten in Chicken und fuhren zunächst knapp 50 Kilometer auf dem Taylor Highway bis zur Kreuzung Jack Wade. Dort biegt die Straße zum Gold-Ort Eagle ab.

nach eagle

Gleichzeitig beginnt hier der "Top of the World Highway", der über 127 Kilometer bis nach Dawson City führt. Er ist nicht asphaltiert, außer einem kleinen Abschnitt im Grenzbereich, und ist an vielen Abschnitten in schlechtem Zustand.
An einigen Stellen der Straße fuhren wir tatsächlich nur noch wie auf einem „dreckigen Gartenweg“  und in den Höhen waren erste Rauchschwaden auszumachen.

Grader
grader
Ein "Grader" versucht, die Fahrbahn wieder in Form zu bringen

Kurz vor der Grenze kommt man am ehemaligen Boundary Roadhouse von 1927 vorbei. Einst wurden hier nicht nur Durchreisende versorgt, sondern auch die Goldgräber aus dem benachbarten Walker Creek Area.

boundary


















boundary roadhouse
Boundary Roadhouse 2004
mit freundl. Genehmigung - Foto: Murray Lundberg
https://explorenorth.com/library/roads/images/boundary-6768.html
Dieses Roadhouse brannte im Winter 2011 bis auf die Grundmauern ab.


roadhouse
So -verlassen - präsentierte sich uns das Gelände im August 2018

Roadhouse

Vandalen
Vandalen hatten das Gebäude heimgesucht - Foto: 18.08.2018

roadhouse eingestürzt
Eingestürzt  -  Foto: 21.08.2024

Das Gelände wird zurzeit von einem Paar aus Oklahoma zu neuem Leben erweckt. Man kann hier u.a. wieder in nett eingerichteten Cabins übernachten.

Cabins

Bis zum nächsten Jahr soll es einen Souvenirladen und einen kleinen Lebensmittelladen geben, auch an ein Restaurant ist gedacht. Selbst eine kleine Kapelle befindet sich in der Aufbauphase und es gibt einige urige Stellen auf dem Gelände, die zu nachdenklichen Foto-Impressionen animieren

neubauten

neubauten

Mit Wind- und Solarenergie will man den teuren Generatorkosten entgegenwirken.

Ehe man die Grenze erreicht, passiert man die Davis Dome Wayside.
An dieser Stelle wird man auf amerikanischer Seite nicht nur in Alaska begrüßt, sondern hat auch einen ersten Fernblick Richtung Alaska - sofern das Wetter mitspielt.

Alaska
viel Rauch
Rauch verhinderte die Fernsicht

Der bald folgende Grenzübergang ist nur von Mitte Mai bis Mitte September geöffnet, dazu täglich nur von 9 Uhr morgens bis 17 Uhr nachmittags. Dabei darf man nicht vergessen, dass man an der Grenze eine Zeitzone überschreitet. Im Yukon Territorium muss man die Uhr eine Stunde vorstellen.

Zeitzone

Auf der amerikanischen Seite heißt der Übergang übrigens „Poker Creek“, auf der kanadischen Seite trägt er den Namen „Little Gold Creek“. Von hier oben sind es noch 105 Kilometer bis Dawson City.

Grenzgebäude
Amerikanisch-Kanadische Grenze

Auf dem Pass waren wir besonders enttäuscht. Statt eines unendlichen Weitblicks bis zum Horizont in eine schöne Bergwelt, sahen wir nur Rauch.

top of the world

Je nach Sonneneinstrahlung erschien die Welt einmal gelblich rötlich oder bläulich.

abfahrt
Rauch behindert die Sicht
Nicht nur die Fernsicht war merklich beeinträchtigt, sondern auch oft die direkte Sicht.

Rauch

Dieser getrübte Blick blieb uns auch die nächste Fahrstrecke bis kurz vor Dawson City erhalten. Nördlich von Dawson erstrecken sich hier die Ogilvie Mountains mit ihren besonders zackigen Bergspitzen, zu denen man normalerwiese einen baumfreien Blick hätte – durch den Rauch leider nicht möglich.

schlechte-sicht

Schließlich erreichen wir den Yukon River und damit die gegenüberliegende Uferseite von Dawson City.
Hier verkehrt die kostenfreie George Black Ferry über den Yukon zur Stadt hinüber, eine Brücke gibt es hier nicht. 

Fähre

George Black (1873-1965) war ein Goldsucher, der eine große Menge Gold und seinen Claim bei einer Flut um 1898 verlor. Er organisierte sich neu und war später über Jahrzehnte ein erfolgreicher Politiker und sogar Abgeordneter im kanadischen Parlament. Im ersten Weltkrieg zog er mit einem von
ihm selbst aufgestellten Regiment in den Krieg nach Europa. Das Haus, in dem er in Dawson City wohnte, ist erhalten geblieben und erstrahlt in neuen Farben.

Black-House

Von seiner Frau kann man noch eine interessante Geschichte erzählen. Aufgrund eines Unfalls konnte er sein Mandat im kanadischen Parlament nicht wahrnehmen. Kurzerhand ersetzte sie ihn und war damit die zweite Frau, die damals für fünf Jahre Abgeordnete war.

Montag, 19. August 2024

Chicken - Impressionen

Hühner, Hühner, Hühner

Wenn man von Tok kommend die Brücke über die Mosquito Fork des Fortymile Rivers auf dem Taylor Highway überquert hat, erreicht man den Ortseingang von Chicken.

Chicken

Ende des 19. Jahrhunderts wollten Goldsucher ihren Ort hier benennen und entschieden sich zunächst für den Namen „Schneehuhn“ (Ptarmigan). Diese Schneehühner kamen damals in großer Zahl in der Region vor.

40 mile

Leider konnte keiner der Anwesenden das Wort „Ptarmigan“ buchstabieren, also kam man auf die Idee, den Ort einfach „Chicken“ (Huhn) zu nennen.

chicken

Gleich auf der linken Seite der Straße liegt das seit 1903 existierende Post Office. Es ist nicht nur ein originales Gebäude. Es ist lebendig gebliebene Geschichte, die liebevoll und malerisch gestaltet ist. Das Office wird ganzjährig betrieben.

Post Office

Man fährt nun talwärts in die eigentliche Siedlung und sie ist tatsächlich zersiedelt. Eigentlich gibt es drei kleine Zentren, die man „upper-, middle- und lower-Chicken“ nennen könnte. An diesen drei Orten geht es weniger um die Goldsucher-Geschichte des Ortes, sondern um die heutigen Touristen. Es gibt kleine Souvenirläden, Cafés, einen Saloon, zwei Campingplätze mit ein paar Hütten und zahlreiche Angebote für touristische Aktivitäten, insbesondere Goldwaschen und Goldschürfen. Hinzu kommen die Möglichkeiten für die Jäger, Fallensteller und Abenteurer.

old town

Wenn man bedenkt, dass dieser extrem abgelegene, einsame Ort im sogenannten Fortymile Mining District zwischen 1896 und 1898 einmal mehr als 700 Goldsucher beherbergte, kann man rückblickend nur feststellen, dass sich Menschen im Laufe der Zeit bei ihrer Suche nach dem großen Reichtum schon einiges angetan haben.

Heute erinnert eigentlich nur eine riesige alte Maschine, die Pedro Dredge (dredge=Bagger), an die große Zeit des Gold-Bergbaus in Chicken. Der Bagger wurde bis 1959 im Mining bei Fairbanks eingesetzt und dann nach Chicken verlegt, wo er noch eine Weile betrieben wurde. Die Dredge kann man besichtigen. Sie ist als nationale historische Stätte ausgewiesen.

pedro dredge

Was findet man sonst noch in Chicken – natürlich Hühner. Hühner in allen Formen und Farben und wie anders zu erwarten in Chicken – liebenswerte Hühner.

huhn
huhn
huhn
toilette
huhn
huhn
toter hahn
huhn-schlittensaloon

Und diese "Hühner" laufen hier auch herum: Grouse, Kragenhuhn.

Kragenhuhn
grouse

Sonntag, 18. August 2024

Die Straße nach Chicken


Bereits vor sechs Jahren waren wir schon einmal von Tok nach Chicken auf dem Taylor Highway für 125 Kilometer unterwegs.

Taylor highway

Anfangs war dieser Weg nach den ersten Goldfunden in dieser Region ab 1881 nur zu Fuß begehbar. Im Laufe der Jahre wurde er zu einer Wagon Road und ab 1951 zu einer Straße ausgebaut. Zu Beginn nannte man die Straße Forty Mile Road, später wurde sie zu Ehren von Ike Taylor, der von 1932 bis 1948 Vorsitzender und Chefingenieur der Alaska Road Commission (ARC) war, in Taylor Highway umbenannt.
No service

Die Straße ist nur von Mitte April bis Mitte Oktober geöffnet. Diese Öffnungszeiten gelten auch für den Grenzübergang von den USA und Kanada, der sich kurz hinter Chicken befindet.
Die Strecke ist zwar größtenteils asphaltiert, befindet sich aber sechs Jahre nach unseren ersten Erfahrungen auf dieser Straße in einem ziemlich desolaten Zustand.

rough road

Auf unserer ganzen bisherigen Fahrt hatten wir noch nicht mit so vielen Dips (Vertiefung/Neigung) und Bumps (Hubbel, Delle, Unebenheit) zu tun wie auf dieser Strecke.

be prepared

Die Schilder „rough road“ (holprige Straße), „damaged road“ (beschädigte Straße) und „loose gravel“ (Rollsplit) wurden zu unseren ständigen Begleitern, während wir uns von Schlagloch zu Schlagloch durchkämpften und einer Bodenwelle nach der anderen trotzten. 

dips
Bumps
loose gravel
reduce
Bodenwellen

Zuweilen hatte man am Straßenrand rote Fähnchen aufgestellt, um vor besonders unangenehmen Straßenbedingungen zu warnen.

rote fahne

Einige Straßenabschnitte erinnerten uns an frühere Abschnitte des Alaska Highway mit den Namen „suicide hill“ (Selbstmordhügel) oder „rollercoaster“ (Achterbahn). Allerdings wurde man mit atemberaubenden Fernsichten in die umgebende Bergwelt entschädigt.

weites-land
weites-land
endlose weiten

Endlose Weiten

endlose-weiten
Road damage
Bodenwelle
Bodenwellen
schlaglöcher
rollercoaster

Letztendlich erreichten wir Chicken, den Noch-Goldgräber-Ort, in dem im Winter noch knapp zehn Menschen dauerhaft leben, und der seinen Namen „Chicken“ erhielt, weil die damaligen Bewohner den geplanten Ortsnamen “ptarmigan“ (Schneehuhn) nicht buchstabieren konnten.

chicken
Chicken