Mittwoch, 20. September 2023

Smith Mansion im Wapiti Valley

 Auf unseren Reisen durch die USA und Kanada sind wir an so manchen "extravaganten Gebäuden" vorbeigekommen, deren Bau jeweils eine einzelne Person mit Visionen begonnen, aber nie beendet hatte - beenden konnte. Sei es aus Geldmangel (was meistens der Fall war) oder weil das erhoffte eigene lange Leben doch schneller zu Ende war als gewünscht / vorhergesehen.
Das hölzerne Gebäude, was man rechts am Hang des North Folk Highways sieht, wenn man von der Stadt Cody Richtung Yellowstone National Park fährt (US 14-16-20 West), gehört dazu.
Man könnte meinen, der "Turm" sei einst über einem Minenschacht erbaut worden, doch die Wahrheit hinter der immer mehr verfallenden Holzkonstruktion ist eine andere.

Smith Mansion

Viele Jahre, nachdem im Jahr 1952 ein Feuer im Rattlesnake Mountain - westlich von Cody -  große Waldareale vernichtete, beschloss Lee Smith, mit einem Teil des Holzes ein Haus zu bauen. Es sollte jedoch nicht etwa nur ein Wohnhaus werden, sondern gleichzeitig eine "Hommage an die North Fork Montains".
1971 begann er mit dem Bau des Hauses, doch als er zwei Jahre später damit fertig war, entschied er, weitere An- und Aufbauten vorzunehmen. Während er weiterbaute, lebten er und seine Familie in dem Gebäude, das weder Strom noch fließendes Wasser hatte. Eine einzige Wärmequelle gab es in dem Raum, den die Familie auch zum Kochen nutzte. Als Esstisch diente ein riesiger Baumstumpf, umgeben von kleineren Baumstümpfen.
Anfang der 1980er Jahre ließ sich seine Frau von ihm scheiden; daraufhin baute er noch verbissener weiter als zuvor. Er fügte weitere Stockwerke, Treppenaufgänge, Terrassen und angehängte Balkone hinzu - alles ohne den Plan eines Architekten bzw. eines Statikers. Jedes von ihm verbaute Stück Holz hatte er vorher mit einem Pferd bzw. seinem Pick-up selbst zur Baustelle transportiert.
Während Lee Smith im April 1992 an einem der oberen Balkone seines Hausturmes arbeitete, löste sich ein größerer Teil der Holzkonstruktion und stürzte mit ihm zu Boden. Lee verstarb 48-jährig an der Unfallstelle.
Jahrelang stand das Smith Mansion leer, wurde aber immer mehr zu einem lokalen Wahrzeichen; es lag auf halber Strecke zwischen der Stadt Cody und dem Osteingang zum Yellowstone National Park. Der Versuch seiner Tochter, das eventuell durch Spendengelder gesicherte Haus der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, scheiterte.
2019 kaufte "Zhiru Huang of Mountain Lodging" das gesamte Anwesen Smith Mansion, das derzeit noch immer nicht besichtigt werden kann.
 
Quellen und weiterführende Informationen:

Montag, 18. September 2023

Buffalo Bill Center of the West

Das 1917 gegründete „Buffalo Bill Center des Westens“ in Cody, Wyoming, trug früher den Namen „Historical Center“; heute präsentiert es insgesamt fünf Museen und eine Forschungsbibliothek.

Museum
Grundplan

Das Außengelände ist ansprechend gestaltet mit vielen Statuen, die an die Zeit der Entwicklung des Westens erinnern.
So kann man eine Statue von Sacagawea anschauen und natürlich auch eine Reiterfigur von William F. Cody, besser bekannt als „Buffalo Bill“.

Sacagawea
Glenna
Buffalo Bill
Buffalo Bill
Pony Express Reiter

Das erste der fünf Museum ist "Buffalo Bill" selbst gewidmet. Es erzählt seine Lebensgeschichte, zeigt viele seiner Besitztümer und thematisiert seinen Einfluss auf die kulturelle Entwicklung des Westens der USA.

cody
Colt
winshester

William Frederick Cody, genannt „Buffalo Bill“, wurde 1846 in LeClaire/Iowa geboren. Drei Jahre später zog seine Familie nach Leavenworth in Kansas um. Bereits mit elf Jahren verließ Cody seine Familie, um nach dem Tod des Vaters Arbeit zu finden und die Familie zu versorgen. Er arbeitete als Viehhüter, Wagenfahrer, Pelzfänger, beim Pony-Express und auf Goldfeldern. Im Bürgerkrieg war er als Kundschafter für die Armee tätig, danach versorgte er die Männer, die ab Mitte der 1860er Jahre die Eisenbahnlinie Richtung Westen bauten, mit Büffelfleisch. Es wird erzählt, dass er in eineinhalb Jahren über 4.000 Bisons getötet hätte. Aus dieser Zeit stammt dementsprechend sein Spitzname „Buffalo Bill“.
Bereits 1866 heiratete er in Missouri Louisa Frederici, mit der er 51 Jahre bis zu seinem Tod verheiratet war, aber eine schwierige Beziehung führte. Das Paar hatte vier Kinder, die aber außer einer Tochter früh verstarben.

europa

Berühmt wurde er ab 1872, als er in Chicago erstmalig in einer Wild-West-Show auftrat. In den darauffolgenden Jahren begann er, diese Shows selbst zu organisieren. Ab 1882 produzierte er die erste „Outdoor-Wild-West-Show“ mit hunderten von Darstellern sowie lebenden Büffeln, Elchen und Rindern. Bis 1913 bereiste er mit seiner Show erfolgreich die USA und Europa, legendär ist bis heute seine Vorstellung in England für Queen Victoria.

cody-vor-der-queen
vor der queen

Selbst nach Deutschland brachte er 1890/91 den „Wilden Westen“. Seine Show war beispielsweise 1891 in Mannheim zu bestaunen.
Aufgrund großer finanzieller Probleme musste er die Show 1913 aufgeben und verstarb 1917 in Denver / Colorado.
Mit seinen Wild-West-Shows wollte „Buffalo Bill“ u.a. auf die Problematik der Unterdrückung und Vertreibung der „Native Americans“ hinweisen  -  leider vergeblich. Seine riesigen „Spektakel“ wurden als theatrale Zirkusvorstellungen ohne politischen oder kulturellen Hintergrund angesehen.

Draper-Museum

Direkt neben dem „Buffalo Bill Museum“ ist das 1998 eröffnete „Draper Naturkunde-Museum“ untergebracht, das die verschiedenen Ökosysteme des Yellowstone-Parks vorstellt.

Yellowstone

Nancy-Caroll Draper (1922-2008), die sich ab den 1980er Jahren für das Buffalo-Bill-Historical Center einsetzte, spendete im Laufe ihres Lebens Millionen von Dollar für das nach ihr benannte „Museum of National History“ in Cody. Sie stammte ursprünglich aus Boston / Massachusetts, war die Erbin einer Textilfabrik und betrieb ab 1960 eine Rinderzuchtfarm in der Nähe von Cody.

Bergziegen

Im Museum läuft man über mehrere Ebenen eine Rotunde nach unten und besucht so zunächst die alpine Tundra der höheren Regionen im Yellowstone-Park und erreicht abschließend die Wiesen und Wälder in den tiefergelegenen Ebenen.
Überall kann man Geräusche und Gerüche wahrnehmen und die einzelnen Ökosysteme intensiv erleben. Lebensecht präparierte Tiere vermitteln den Eindruck, dass man sich direkt im Yellowstone-Park befindet.

Bär in Baum
Grouse
Greater Sage Grouse (Centrocerus urophasianus)
Kurz-Ohr-Eule
Sumpfohr-Eule (Asio flammeus)

Und selbstverständlich kommt in dem Naturkunde-Museum auch die Geologie des Yellowstone-Parks nicht zu kurz.

Ywllowstone

Das dritte Museum ist das sogenannte „Plains Indian Museum“. Hier kann man sich in einer sehr detaillierten Ausstellung die verschiedensten Gegenstände aus dem Leben, der Kultur, der Kunst sowie der Geschichte der "Plains Indianer" der letzten zweihundert Jahre ansehen.

Plains Indianer
Stämme in den Plains
unterwegs
unterwegs
Kräuterkunde
Delegation
we live in houses now
we live in houses now
Ausstellung
ghost dance

Im Basement ist ein Nez Percé Tipi aus der Mitte des 19. Jahrhunderts ausgestellt, das aus dreizehn Büffelhäuten genäht wurde und mit Pigmentbildern verziert ist. Es befindet sich in einer typischen Landschaft und wird multimedial zu verschiedenen Tages- und Jahreszeiten gezeigt.

Tipi

Einige Exponate werden zusätzlich in einem Außengelände präsentiert.

Crazy Horse
Crazy Horse
Native Americans

Die Darstellung des „Wilden Westens“ in der Kunst kann man bereits seit dem im Jahr 1959 in Cody eröffneten „Whitney Western Art Museum“ bestaunen. Wechselnde Ausstellungen zeigen historische und moderne Werke zum Thema und von jedem namhaften Künstler aus dem Western-Genre ist immer ein Werk zu finden.
Namensgeberin ist die amerikanische Bildhauerin Gertrude Vanderbilt Whitney (1875-1942), die 1930 das „Whitney Museum of Modern Art“ in New York eröffnete. Gertrude Vanderbilt Whitney entwarf 1924 eine Statue zu Buffalo Bill und kaufte und spendete das Areal, auf dem das Buffalo Bill Historical Center errichtet werden konnte.

Zum „Wilden Westen“ gehören natürlich Revolver und Gewehre. Sie werden im „Cody Firearms Museum“ gezeigt, das 2019 neugestaltet wurde.

firearms
early days
curiosa
firearms

Während in den ausgestellten Sammlungen natürlich den - alten und neuen - Pistolen / Revolvern und Gewehren jede Menge (Ausstellungs-)Platz eingeräumt ist, liegt einer der Schwerpunkte der Ausstellung in der Fabriksammlung der „Winchester Repeating Arms Company“ aus Connecticut.

Winchester

Weiterhin wird mit vielen Exponaten und auch Erklärungen ein Überblick über die Entwicklung von Schusswaffen vom 16. Jahrhundert bis zur Moderne gezeigt. Dazu gehören natürlich auch sehr viele militärisch genutzte klein- und großkalibrige Feuerwaffen. Diese Ausstellung zählt zu einem der umfassendsten Feuerwaffen-Museen der USA.

Feuerwaffen
gewehre

Quellen und weiterführende Informationen:

Sonntag, 17. September 2023

Stacheldraht

Sie werden sich fragen, was dieser Beitrag soll, denn STACHELDRAHT kennt ja jeder - so dachte ich anfänglich auch.
Nun, seit frühester Kindheit war mir der Begriff schon geläufig, hatte ich doch im Winter beim Schlittenfahren meinen nagelneuen Schneeanzug an solch einem "zur Freude meiner Mutter"  e t w a s  "aufgeschlitzt".
Später lernte ich, dass es noch eine andere Art von Stacheldraht gibt, den sog. "NATO-Draht", aber das war es schon, - bis ich im Headwaters Heritage Museum ↗ in Three Forks (Montana, USA) eine kleine Sammlung der über 2.400 existierenden verschiedensten Stacheldraht-Modifikationen sehen konnte. Viele von ihnen waren mit dem Hinweis versehen: "patentiert am xxxx".

Stacheldraht
Stacheldraht

Nun, so mancher geht im Laufe seines Lebens einem skurrilen Hobby nach; Bob Ross z.B. sammelte anfänglich unterschiedliche Stücke von Stacheldraht, um eine Erinnerung an die verschiedenen Ranches zu haben, auf denen er einmal als Cowboy arbeitete. Im hohen Alter verschenkte er seine Sammlung, u.a. an das Headwaters Heritage Museum in Three Forks.

Stacheldraht

Er war aber nicht der Einzige, der diesem Hobby nachging. Da ich ein Jahr später im Verendrey-Museum ↗ der Stadt Fort Pierre (South Dakota) sowie im North Dakota Heritage Center & State Museum ↗ der Stadt Bismarck (North Dakota) und erneut im Museum in Old Trail Town - Cody, Wyoming - eine "kleine Sammlungen" von Stacheldraht-Variationen sehen konnte, begann ich mich für die Geschichte "hinter dem Draht" zu interessieren, die ihren Ursprung in der anfänglichen Rinderhaltung in den Great Plains der USA hatte.

plains
Die Great Plains (grün) in den USA

Eine sehr detaillierte Hintergrundinformation ↗ zur Geschichte rund um den Stacheldraht kann man auf der Seite von Wikipedia erhalten. Auch gibt es das 1991 eröffnete Devils Rope Barbed Wire Museum ↗ in McLean, Texas, USA, das sich ausschließlich auf Stacheldraht ↗ und seine Geschichte konzentriert. Es wird angenommen, dass das Museum über die größte Sammlung veröffentlichten Materials zum Thema Stacheldraht verfügt.

Stacheldraht
Teil einer Stacheldraht-Sammlung im Verendrey-Museum
der Stadt Fort Pierre (South Dakota)

Stacheldraht
Teil einer Stacheldraht-Sammlung im
North Dakota Heritage Center & State Museum
der Stadt Bismarck (North Dakota)

Nachfolgend einige Schautafeln mit unterschiedlichen Stacheldraht-Konstruktionen aus der Museumsscheune in Old Trail Town, Cody, Wyoming - USA. 
[Die Bilder der Schautafeln können durch Anklicken vergrößert werden!]

Stacheldraht
Stacheldraht-2
Stacheldraht-3
Stacheldraht-
Stacheldraht-5
Stacheldraht