Sonntag, 2. Juli 2023

Fort Osage - Geschichte

Fort Osage

Das ehemalige Fort Osage steht in mehrfacher Beziehung zu Lewis & Clark.
Einmal lagerte das Expeditionscorps am 23. Juni 1804 an einer nahen Uferstelle gegenüber dem Fort, das damals natürlich noch nicht existierte.

Missouri River

Zum Zweiten wählte William Clark im September 1808, da bereits Beauftragter für „Indianerangelegenheiten“ (agent for indian affairs) und Brigadegeneral der Louisiana-Miliz, das hier erhöhte Flussufer aus, damit dort die erste Militäranlage im neu erworbenen Louisiana-Territorium gebaut werden konnte. Drittens nächtigten Sacagawea und ihr Ehemann Toussaint Charbonneau nachweislich am 25. April 1811 auf einer Rückreise von St. Louis im Fort Osage.
Sacagawea
Bronzetafel: Informationszentrum Fort Osage

Mit dem Bau des Forts wollten die USA den Ländern England, Frankreich und Spanien signalisieren, dass man bereit war, das neu erworbene Louisiana-Territorium militärisch zu schützen. Gleichzeitig wollten die USA mit den Native Americans in dieser Region neu geregelte Lebensformen finden. Dazu sicherte man dem hiesigen Stamm, den Osage, Schutz vor anderen kriegerischen Stämmen zu und man bot ihnen freien Zugang zu einem Handelsposten an, der im Fort parallel zu den militärischen Anlagen errichtet wurde. 


Per Vertrag wurde 1808 mit den Osage geregelt, dass sie für den freien Zugang, ihr gesamtes Land östlich des Forts an die USA bzw. die Verwaltung des Louisiana-Territoriums abtraten.
Nathan Boone (1781-1856), der jüngste Sohn des legendären Daniel Boone, war übrigens neben William Clark maßgeblich am Bau von Fort Osage beteiligt und pflegte gute Beziehungen zu dem Osage-Stamm.

Fort Osage
Bild: Infozentrum Fort Ossage
Clarks Map
Text. Infozentrum Fort Osage
Karte
Karte: Infozentrum Fort Osage
Fort Osage Lage
Fort Osage - Lage - Quelle: Infozentrum Fort Osage

Schnell verlor das Fort seine militärische Bedeutung, die Soldaten wurden bereits 1813 in andere Orte verlegt. Der Handelsposten jedoch entwickelte sich über Jahre zu einem lukrativen Ort. Dazu trug der Faktor (Repräsentant/Agent) des Handelspostens, George Sibley (1782-1863), bei, der die Geschäfte im Fort Osage über viele Jahre geschickt führte. Lange Jahre nannte man Fort Osage übrigens Fort Sibley, vorher oft auch Fort Clark.
Endgültig aufgegeben wurde der Handelsposten 1827. Der erfolgreiche Handel kam eigentlich schon 1822 zum Erliegen, da aufgrund eines neuen Vertrages mit den Osage, eine Umsiedlung des Stammes in eine Reservation in Kansas erfolgte.
Das Fort und der Handelsposten verschwanden in den nächsten Jahrzehnten vollständig. Archäologen fanden 1947 Fundamente der Gebäude und man entschied sich, die geschichtsträchtigen Gebäude neu aufzubauen.

Restoration

Heute kann man die rekonstruierte Militärgarnison und die nachgebauten Handelsgebäude besichtigen und bekommt einen herrlichen Blick auf den Missouri geboten.

Missouri-Blick
Heutiger Blick vom Fort Osage auf den Missouri flussabwärts
mit Sandbank
Missouri
Missouri-Blick vom Fort Osage

Auf dem Gelände befindet sich außerdem das „Fort Osage Education Center“ von 2007, das Ausstellungen zur Geologie, sowie Flora und Fauna der Region mit einem Schwerpunkt auf den Missouri zeigt. Außerdem wird über die Geschichte der Osage Native Amercians, der Lewis & Clark Expedition und dem Fort Osage selbst informiert.
Interessant auch die Ausstellung des Buches von William Clark über die Lewis & Clark Expedition von 1804/06, das für ihn zusammenfassend geschrieben und 1814  veröffentlicht wurde.



Quellen und weiterführende Informationen:

Von Waterloo nach Fort Osage

Wir besuchen Lexington. Hier befindet sich die Verwaltung des County/des Landkreises Lafayette. Der Landkreis wurde 1825 nach einem Besuch des Kriegshelden Marquis de Lafayette nach ihm benannt. Der Marquis de Lafayette nahm aktiv von 1777-1781 während der Unabhängigkeitskriege an mehreren Schlachten gegen die britische Armee teil und war mit seinen Soldaten für die vernichtende Niederlage der Briten in der Schlacht von Yorktown 1781 verantwortlich. Er wird, obwohl Franzose, in den USA als wichtiger Kämpfer für das Erreichen der Unabhängigkeit verehrt.
Wir fahren von Lexington 12 Kilometer auf dem Highway 224 Richtung Westen und erreichen drei kleine Orte, die sich nach einer weiteren großen Schlacht benannt haben. Es sind Wellington (1837 gegründet, ca. 740 Einwohner), Waterloo (1905 gegründet, heute nur noch eine Straßenkreuzung übrig) und Napoleon (1836 gegründet, ca. 210 Einwohner).

Wellington
Waterloo
Napoleon

Die drei Orte im Lafayette County wollen an die Schlacht von Waterloo erinnern, die im Juni 1815 bei dem kleinen belgischen Ort Waterloo stattfand. Dort bedeutete die Niederlage von Napoleon (1769-1821) auch das Ende der napoleonischen Kriege.
Die französische Armee verlor gegen eine Koalitions-Armee verschiedener europäischer Staaten, deren britischer Teil vom Herzog von Wellington (1769-1852) und deren deutscher Teil vom Feldmarschall Blücher (1742-1819) kommandiert wurde.
An Waterloo, Napoleon und Wellington wurde mit den Ortsnamen an Beteiligte der Schlacht von Waterloo gedacht, einen Ort Blücher sucht man vergeblich.

Across the Missouri

Nahe Napoleon findet man wieder am Ufer des Missouri einen Hinweis auf die Lews & Clark Expedition von 1804. Eiserne Figuren am Straßenrand weisen auf den Missouri.

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Lewis & Clark

Der Fluss zeigt sich auch an dieser Stelle - zumindest bei Niedrigwasser - ruhig verlaufend, wurden doch einige Windungen und Flussschlingen durch Begradigung "stillgelegt".

Missouri bei wellington

Von Wellington sind es etwas mehr als 20 Kilometer, um über den Highway 24 das Fort Osage zu erreichen.

Samstag, 1. Juli 2023

Van Meter Park nach Odessa

Heute fahren wir eine Strecke von etwa 90 Kilometern vom Van Meter State Park zum kleinen Städtchen Odessa, das zum Wirtschafts-Großraum Kansas City gehört.

Campground

Übernachtet haben wir auf dem Campground des Van Meter State Parks
Der Park entstand 1932, als Annie Van Meter im Namen ihres verstorbenen Ehemannes Abel das Gelände ihrer lange von der Familie Van Meter bewirtschafteten Farm (fast 150.000 Hektar) an den Staat Missouri übergab.


Auf diesem Gelände hatte der Stamm der
Missouria Native Americans bereits seit Jahrtausenden gesiedelt und man kann heute noch drei Hügelgräber (mounds) und die Überreste des Missourian Indian Village in Spuren sehen. Mehrere Trails laden zum Wandern ein und Angler dürfen den Lake Wooldridge im Park nutzen.

Hügelgrab
Earthwood Trail

Zum Park gehört das Missouri’s American Indian Cultural Center, in dem gezeigt 
wird, wie die Missourians ihre Langhäuser bauten, welche Töpferkunst sie beherrschten und welche Waffen sie nutzten. Ansonsten liegt der Schwerpunkt auf einer Gemäldepräsentation verschiedener Personen der Missourians, darunter einige Repliken von Karl Bodmer.

Kultur Center
Wohnstätten
Portraits

Als Lewis & Clark hier am 13. Juni 1804 vorbeikamen, dokumentierten sie die Lage der nahen Siedlungen
 und beschrieben, dass dort etwa 300 Menschen lebten. Wenige Jahrzehnte später galt der Stamm der Missourians als ausgestorben.

Lewis & Clark
Lake Wooldridge
Across the Missouri
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Nach der Besichtigung des kleinen Visitor Centers starten wir unsere 
heutige Fahrt  - zunächst auf einer Schotterpiste entlang von Maisfeldern. Neben Mais werden hier große Mengen an Sojabohnen angebaut.

Schotterstraße

Über die Country Road 410 erreichen wir den Highway 65 und gelangen nun in eine 
Region mit vielen Apfel- und Pfirsichplantagen. Schon bald erreichen wir die „Apfelhauptstadt von Missouri“, das Städtchen Waverly (ca. 800 Einwohner).
Der Ort wurde 1845 als das Örtchen „Middleton“ gegründet und 1848 nach einem der ersten Siedler der Stadt, der aus Waverly in Illinois gekommen war, umbenannt.
Bis 1861 hatte man viele Sklaven in der Stadt, die auf den Tabak- und Hanfplantagen und in der Seilfabrik als Arbeitskräfte eingesetzt wurden. Nach dem Ende des Bürgerkrieges wurden die Tabak- und Hanfproduktion ohne Sklaven wirtschaftlich unrentabel. Man wandte sich dem Maisanbau zu und legte Obstplantagen an.
Einer der berühmtesten Bürger von Waverly war Joseph Orville Shelby, General der
Konföderierten (1830-1897), der während des Bürgerkrieges mit seinen Soldaten den Nordstaaten große Verluste zufügte und nach Ende des Bürgerkrieges mit etwa 1.000 Soldaten nach Mexiko ins Exil ging. Er war durch seine Hanfplantagen und als Besitzer der Seilfabrik sehr reich geworden. 1867 kam er aus dem mexikanischen Exil zurück und betrieb bis zu seinem Tod wieder eine Farm in der Nähe von Waverly.

Waverly
General

Waverly liegt am Missouri und man kann den ehemaligen „P
ort of Waverly“ anschauen, der einst rege von Dampfschiffen frequentiert wurde.

Port of Waverly

Lewis & Clark
kamen mit ihren Männern am 18./19. Juni 1804 vorbei und hatten an 
dieser Stelle Probleme mit Sandbewegungen im Flussbett, die sich ständig verlagerten.

Missouri
Missouri - Blick flussaufwärts
Missouri mit angelandetem Treibholz
Missouri mit angelandetem Treibholz
Missouri
Missouri - Blick flussabwärts
Gedenkstein
Gedenkstein an Lewis & Clark - erstellt 1938
Gedenkplakette

Über den Highway 24 erreichen wir nach weiteren 30 Kilometern die Stadt
Lexington
(4.650 Einwohner). Sie wurde bereits 1822 gegründet und nach dem gleichnamigen Ort im Bundesstaat Massachusetts benannt. In dieser Stadt machten in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts alle Teilnehmer der Handels- und Siedlertrecks Halt, die auf den großen Trails Richtung Westen unterwegs waren  -  beispielsweise auf dem Santa Fé Trail.
In Lexington findet man dazu die Statue der „Madonna of the trails“/“Pioniermutter der Planwagentage“. Die Statue wurde von dem deutsch-amerikanischen Bildhauer August Leimbach (1882-1965) entworfen. Insgesamt gibt es in den USA zwölf identische Statuen der „Madonna of the trails“, die in insgesamt zwölf Bundesstaaten von Maryland bis Kalifornien stehen, durch die einst die Trails in den Westen führten.
Die Statue zeigt eine Frau, gekleidet im Prärie-Stil, mit einem Baby im linken Arm und einem Sohn auf der rechten Seite neben sich; sie nutzt ein Gewehr als Spazierstock und marschiert zielstrebig nach Westen.

Madonna of the trail

Für Lexington gilt Ähnliches wie für Waverly; auch hier lebte bis zum Beginn des
Bürgerkrieges (1861-1865) eine große Anzahl an Sklaven, die auf den Farmen, in den Fabriken und im Hafen arbeiteten. In Lexington fand im September 1861 eine dreitägige, blutige Schlacht zwischen den Truppen der Konföderierten und der Union statt. Dazu gibt es ein Besucherzentrum in der „Battle of Lexington State Historic Site“.

Historic Site
Museum
Gedenkstein

Hier wird die Schlacht selbst und vor allem der Konflikt der damaligen Bürger von 
Missouri beschrieben, die teilweise dem einen und teilweise dem anderen Lager angehörten. In der Ausstellung wird problematisiert, dass die Befürworter der Südstaaten anfangs euphorisch dachten, dass sie den Krieg problemlos gewinnen würden.

Am Missouri-Ufer von Lexington wird mit einer Informationstafel an die Lewis & Clark Expedition erinnert, die in diesem Areal um den 19./20. Juni 1804 unterwegs waren. Sie vermerkten damals die enorme Strömungsgeschwindigkeit des Flusses und freuten sich über die üppigen Wälder am Ufer.

in Lexington
Lexington
L&C in Lexington
Missouri
Missouri - Blick flussabwärts
Driftwood
Treibholz im Uferbereich
Missouri
Missouri - Blick flussaufwärts
Strudel
Strudel aufgrund von Untiefen im nahen Uferbereich

In Lexington entdecken wir einen Pavillon, der uns zeigt, wie intensiv man sich auch hier auf den Nationalfeiertag am 04. Juli vorbereitet.


Von Lexington fuhren wir über Country-Roads noch einmal über eine Entfernung 
von 30 Kilometern zu unserem heutigen Zielort Odessa.