Samstag, 13. August 2022

Fort Clatsop

Unweit des Fort Stevens State Park befindet sich die Fort Clatsop National Memorial Site. Hier wird mit einem Visitor Center und einem zweiten Nachbau des Wintercamps an die Zeit erinnert, die die Mitglieder der Lewis & Clark Expedition im Winter 1805/1806 am Pazifik verbrachten.

Fort Clatsop

Die erste Replik von Fort Clatsop wurde 1955 erstellt, brannte jedoch im Jahr 2005 vollständig ab. Eine zweite Nachbildung wurde daraufhin 2006 errichtet.

Fort Clatsop

Vom Gelände starten einige Wanderwege, die auf den historischen Wege von Lewis & Clark führen, die sie während ihres Aufenthaltes nutzten.

Wanderwege

Im Visitor-Center wird ein Film zur Lewis & Clark Expedition gezeigt und man kann eine Ausstellung besuchen, die sich mit dem Leben in der Zeit des Winterlagers befasst.

Arrivel Monument

Diese Gedächtnisstatue mit dem Titel "Arrival" von Stanly Wanlass wurde 1980 anlässlich der 175 Jahrfeier der Erreichung des Pazifiks durch das Expeditionscorps von der Fort Clatsop Historical Association aufgestellt. Sie zeigt stehend Meriwether Lewis, vor ihm einen Clatsop-Indianer mit der Friedensmedallie und kniend William Clark. Auch der Neufundländer Hund von Lewis, Seaman, ist links dabei.

Im Bereich des Forts gibt es verschiedene historische Vorträge  - beispielsweise zu den Gewehren, die die Männer damals nutzten, zur Herstellung von Mokassins, ...
Zwischen dem Informationszentrum und Fort Clatsop steht seit 2004 eine Bronzefigur von Sacajawea mit ihrem Sohn Jean Baptist, hergestellt von Jim Demetro  -  eine Replik dieser Figur befindet sich in dem von uns im Juli besuchten Ort Darby in den Bitterroot Mountains (Montana).

Sacajawea Statue

Diese Statue musste leider 2008 für $ 25.000 ersetzt werden, nachdem sie Anfang des Jahres gestohlen und für den Schrotthändler zerschnitten worden war.

Sacajawea

Eine interessante Geschichte wird vom Corps of Discovery vom 24. November 1805 erzählt: Nachdem man in mehreren kleinen Gruppen über zehn Tage nahe dem Cape Disappointment die gesamte Region erkundet hatte, ging es um die Entscheidung, welchen Ort man für die Errichtung des „dauerhaften“ Winter-Camps auswählen sollte. Mehrere Optionen standen zur Verfügung:
a) weg von der Küste und damit ein Stück zurück den Columbia River Fluss aufwärts,
b) weiter in den nördlichen Bereich der Flussmündung beim Cape Disappointment
c) oder im südlichen Ufer-Bereich, wo sich heute der Fort Stevens State Park befindet.

Das Besondere an der Geschichte ist, dass alle Expeditionsteilnehmer mitentscheiden durften - auch York, der „schwarze“ Sklave von William Clark, und Sacajawea, die „indianische Frau“ des Übersetzers Charbonneau, - eine „zukunftsweisende demokratische Wahl“. Die Entscheidung fiel für die südliche Uferseite, weil ihnen die „Clatsop-Indianer“ von dort zahlreich vorkommendem Wild erzählt hatten.
Kartenansicht zum Standort Fort Clatsop
Quelle: Infozentrum Fort Clatsop

Direkt neben dem ausgewählren Standort, dem später genannten Fort Clatsop, befand sich eine Süßwasserquelle und der Netul River, der heute Lewis und Clark River heißt. Somit war sowohl die Versorgung mit Trinkwasser gegeben und auf dem nahen Fluss konnte man mit Kanus bis zum Columbia River fahren.

Blick von der Landungsstelle
Blick von der Landungsstelle auf den Fluss


Fort Clatsop

Am 08. Dezember 1806 begann man mit dem Bau. William Clark entwarf einen Bauplan für einen 50 mal 50 Fuß ( 15 x 15 Meter) großen Bau, der nach militärischen Vorgaben konstruiert und komplett mit Palisaden eingezäunt war. Es gab drei Wohnräume für jeweils 8 der Männer, einen Lagerraum, einen Verwaltungsraum, einen Raum für die beiden Captains und einen kleinen Raum für die Familie Charbonneau.

Lageplan

William Clark zeichnete den Entwurf auf die Rückseite seines Tagebuches, das er in Elchhaut eingeschlagen hatte.

An Holz mangelte es nicht, auch heute wandert man im Bereich des Fort Clatsop durch dichten Wald, der an einigen Stellen an Regenwald erinnert. Die verwendeten Stämme wurden - im Gegensatz zu dem Nachbau - nicht entrindet, da die Holzwände anschließend zum Windschutz mit Schlamm verkleidet werden sollten und dieser auf der rauen Rindenfläche besser halten würde.

rechte Rückseite
Rechte, fensterlose Rückseite

enlisted
Eingangsseite für die "Enlisted men´s Quarters"

Innenansicht
Innenansicht "Enlisted Men´s Quarters" mit Kamin

enlisted men´s quarters

Lagerraum
Lagerraum

Captains room
Captains room

Sacajawea Room
Raum für Sacajawea, ...

Die Bretter für die Dachabdeckung stellten zunächst ein Problem dar, aber dann fanden die Männer in der Nähe Exemplare der „Western Redcedar“, die sich hervorragend spalten lässt.

Ab dem 24. Dezember konnten nach und nach alle Mitglieder der Expedition in ihre Hütten einziehen, die allerdings noch komplett eingerichtet werden mussten (mit Betten, Tischen, …). Schornsteine wurden errichtet und – gemäß den Vorgaben für ein „kleines Fort“ – bekam auch der Wachhabende einen Unterstand, die „Sentinel Box“ (sentinel = Wächter).

Nordtor
Nordtor - Tor zur Quelle mit Fahnenmast im Innenhof

Haupttor
Haupttor mit Blick auf den Kamin von "Captains Quarters"

Nach einer harten Arbeitsphase konnte man schließlich am 31. Dezember das Fort als komplett fertig bezeichnen.
Die Mitglieder der Gruppe wurden mit verschiedensten Aufgaben betreut – es gab eine Jäger-, eine Wachdienst-, eine Holzbearbeitungs-, eine Salzmacher- und eine Erkundungsgruppe.
Nachdem der Bau des "Winter-Forts" beendet war, kamen weitere Aufgaben hinzu – wie Kleidung nähen und Konservieren von Lebensmitteln.

nasser Arbeitsplatz

Obwohl man nun einen Schutz vor weiteren täglichen Regenschauern und Stürmen hatte, war das Alltagsleben alles andere als einfach – nicht trocknende Kleidung und Bettwäsche, tausende von Flöhen, schlammbedeckte Böden… das Leben in Fort Clatsop blieb eine Herausforderung.

Es gibt einige beeindruckende Angaben, was während der Zeit in Fort Clatsop von den Männern erledigt wurde – so sollen beispielsweise mehr als 300 Paare Mokassins genäht worden und mehr als 130 Hirsche geschossen und verarbeitet worden sein. In dieser Zeit vervollständigten Lewis & Clark ihre Aufzeichnungen – Lewis beschrieb mehr als 30 Säugetiere, Vögel und Pflanzen, die bis dahin in der westlichen Welt unbekannt waren, während Clark aufgrund seiner während der Reise gesammelten Daten eine Karte der gesamten Route vervollständigte.

In Fort Clatsop herrschte eine klare militärische Disziplin. Das Fort wurde am Spätnachmittag von besuchenden „native americans“ geräumt und die Tore geschlossen. Die Fahne wurde täglich gehisst und es war ein permanenter Wachdienst eingerichtet. Die Alltagsroutine half den Männern dabei, die unwirtlichen Wetterbedingungen von Dauerregen, Nebel und Kälte zu ertragen.

US-Flagge
Die damalige Flagge hatte wesentlich weniger "Sterne" als heute

Vom 07. November 1805 bis zum 23. März 1806 gab es nur zwölf Tage ohne Regen (laut M. Lewis) und man kann sich die Stimmung in der Gruppe vorstellen, wenn die Kleidung nicht mehr trocken wurde, die Betten feucht waren und jeder an Grippe, Erkältung und Husten litt.

feuchter Wald
Feuchter Wald

So kann man sich denken, dass die Abreise am 23. März 1806 ohne großes Bedauern, eher sogar mit Freuden erfolgte. Das Fort wurde an den Clatsop-Chief „Coboway“ übergeben, verbunden mit dem Dank für die freundliche Aufnahme während des Winters durch den Stamm der „Clatsop“. Lewis & Clark übergaben dem Catsop-Chief mehrere Zettel mit der Bitte, sie an Personen von am Pazifik vorbeikommenden Handelsschiffen zu übergeben. Auf diesen Zetteln waren die Teilnehmer der Lewis & Clark Expedition aufgeführt und das Ziel und die Durchführung der Expedition kurz beschrieben.

Expedition bis hierher durchgeführt

Donnerstag, 11. August 2022

Cape Disappointment

Es ist der 18. November 1805 und das Corps of Discovery ist am Ziel, am Pazifik, angelangt.

Da ist der Pazifik

Was müssen die Männer in diesem Moment empfunden haben? Aus den Tagebüchern der Kapitäne Lewis & Clark ist überliefert, dass sie ihre Namen und das Datum in die Rinde eines Baumes ritzten – diesen Baum hat man allerdings niemals entdeckt.

Angekommen

Eigentlich hatte das Corps of Discovery von Präsident Jefferson den Auftrag erhalten, wenn möglich mit einem Schiff die Heimreise an die Ostküste anzutreten, aber der Ankerplatz blieb leer ↗ , den man am Cape Disappointment vorfand. Durch die Gespräche mit den hiesigen „native americans“ erfuhren Lewis & Clark, dass mindestens fünfzehn Seefahrer, meist Pelzhändler, teilweise sogar öfters, im letzten Jahrzehnt hier vorbeigekommen waren; aber vom November 1805 bis Ende März 1806 erschien kein einziges Schiff.

Kein Schiff

So errichteten sie hier für einige Tage ein Lager (station camp), das sie dann aber nach der bereits erwähnten „demokratischen“ Entscheidung der gesamten Gruppe aufgaben, um auf der südlichen Flussseite das Winterquartier „Fort Clatsop“ zu errichten.
  • Das Cape Disappointment wurde erstmals 1775 von dem spanischen Nordwestpazifik-Entdecker Bruno de Heceta ↗ (1743-1807) als „bahia de La Asuncion“ (Bucht der Himmelfahrt) benannt.
  • Ihm folgte 1788 der britische Pelzhändler John Meares ↗ (1756-1809), der die Einmündung des Columbia Rivers suchte, sie wegen einer großen Sandbank nicht fand und deshalb den Mündungsbereich für eine weitere Bucht an diesem Küstenstreifen hielt. Er nannte das Kap deshalb „Cape Disappointment“ (Kap der Enttäuschung).
  • Erst dem amerikanischen Händler und Seefahrer Robert Gray ↗ (1755-1806) gelang es im Mai 1792 eine sichere Einfahrt in den Columbia River zu finden, den er nach seinem Schiff „Columbia Rediviva“ benannte.
  • Im Oktober 1792 schickte der britische Seefahrer und Entdecker George Vancouver ↗ (1757-1798), während er im Mündungsbereich mit seinem größeren Schiff „discovery“ wartete, zwei kleinere Boote den Columbia River etwa 150 Kilometer hinauf und so wurde eine erste Karte von einem Teil des Flusses erstellt, die auch Lewis & Clark 1805 nutzten.
  • In diesem Zusammenhang ist noch der kanadische Landvermesser und Pelzhändler David Thompson ↗ (1770-1857) zu erwähnen, der im Jahr 1811 den gesamten Columbia River von der Quelle bis zur Mündung befuhr und kartierte.
Edge of the Continent

Im heutigen Cape Disappointment State Park kann man zwei Leuchttürme, überwucherte Ruinen ehemaliger Verteidigungsanlagen und ein Lewis & Clark Interpretive Center ↗ besichtigen. Der Park befindet sich auf der Long Beach Halbinsel und verfügt über 43 Kilometer Küste. Man kann insgesamt Wanderwege von über acht Kilometern nutzen.

At the Edge
The Edge of the Continent

Leuchtturm

Leuchtturm

Endloser Strand
Endlos langer Sandstrand ...

rauhe See
... an dem zeitweise rauhen Pazifik

Gischt

Das Interpretive Center wurde auf einer Klippe errichtet, die steil zum Pazifik abfällt. Im oberen Stockwerk des Museums befindet sich eine Ausstellung zur lokalen Seefahrt- und zur Militärgeschichte.

Interpretive Center

Von einer verglasten Aussichtsplattform hat man einen phantastischen Blick auf den Mündungsbereich des Columbia Rivers, einen der beiden Leuchttürme sowie auf den Pazifik.

Columbia-River-Mündung
Columbia-River Mündung in den Pazifik

Im Untergeschoss wird ein Kurzfilm zum Verlauf der Expedition von Lewis & Clark gezeigt (Thema: „Von Träumen und Entdeckungen“) und man wird anhand einer Zeitleiste der Expedition durch eine Ausstellung geführt. Viele „interaktive Exponate“ laden zum Mitmachen und Nacherleben ein, beispielsweise das „Ausprobieren“, wie man einen Sextanten nutzt.

Auch im Cape Disappointment State Park trifft man auf ein Confluence-Projekt der bereits erwähnten Architektin Maya Lin, die in Zusammenarbeit mit dem Stamm der Chinook im Cape Disappointment State Park insgesamt fünf einzelne Stationen, u.a. mit den Themen „Wasser und Land“, „Fluss und Ozean“, „Vergangenheit und Gegenwart“ sowie „Entdecker und amerikanische Ureinwohner“, entworfen hat.

Confluence Projekt

So steht an der zum Park gehörenden Baker Bay ein fast fünf Meter langer Basaltblock, der als „Fisch-Reinigungstisch“ genutzt wird und in den der Schöpfungsmythos der Chinook eingraviert ist.

Steintisch

Steintrog

Eingraviert

Von hier erreicht man über einen kurzen Fußweg eine von Maya Lin gestaltete Aussichtsplattform, von der aus man die gesamte Baker Bay überblickt.


Auf der Ozeanseite des Parks liegt der Waikiki Beach – hier kann man ein von Maya Lin entworfenes Amphitheater besuchen und einen Weg durch einen Erlenhain begehen, an dem sich Wegweiser mit Informationen zu der 4.100 Meilen (6.600 Kilometer) langen Reise von Lewis & Clark von St. Louis (Missouri) zum Cape Disappointment (Washington) befinden.

Dismal Nitch - ein unfreiwilliges Camp

„Dismal Nitch“ („düstere Nische“) nannten die Kapitäne Lewis & Clark den Ort am Nordufer im Einmündungsbereich des Columbia Rivers in den Pazifik, den das Corps of Discovery am 10. November 1805 erreichte.
Zu diesem Zeitpunkt waren alle Teilnehmer völlig durchnässt, sie verfügten mehr oder weniger über keine Lebensmittel mehr, die Wellen des Columbia Rivers erreichten eine Höhe von fast zwei Metern und das Wetter entwickelte sich zeitweise zu einem riesigen Hagelsturm. Die Männer retteten sich an Land und mussten feststellen, dass sich hinter ihnen steile Hügel befanden und ihnen von vorne das Wasser näher kam.

hohe wellen

Das Wetter wurde immer schlimmer. Umso erstaunter waren Lewis & Clark, als am nächsten Tag bei höchstem Wellengang ein Kanu mit 5 Männern des Kathlamet-Stammes über den Fluss kam. Sie erwarben von den Kathlamets etliche Lachs-Fische und bezeichneten die Männer als die „besten Navigatoren und Kanufahrer, die sie je gesehen hatten“.

Crossing

 „Dismal Nitch“ erreicht man heute am besten, indem man die 6,5 Kilometer lange „Megler Bridge“  von Astoria aus überquert und dann auf dem State Highway 401 nach Osten abbiegt.

Mengler-Brücke
Südseite der Astoria-Megler-Brücke






















noerdliches-brueckenende
Nördliches Brückenende

Joseph Megler  (1838-1915) hatte in den 1870er / 1880er Jahren gegenüber von Astoria eine Lachskonservenfabrik und eine Fischverkaufsstation betrieben. Nach ihm wurde die große Astoria-Brücke (1966 eröffnet) benannt. Ursprünglich hieß die Stelle des hiesigen Lewis & Clark-Camps „Megler Rest Area“ – seit 2005 wird sie als „Dismal Nitch Rest Area“ bezeichnet.

Die „düstere Nische“ gehörte auf jeden Fall zu den deprimierenden Erfahrungen des Corps of Discovery – man wollte das Meer erreichen, um dort eventuell ein vorbeisegelndes Schiff zu entdecken, das eine Rückreise auf dem Seeweg ermöglicht hätte – tatsächlich saß man nass und hungernd hier am Ufer des Columbia Rivers fest.

Surviving

Fünf Tage später, am 15. November 1805, erlaubte ein Wetterumschwung der Expeditionsgruppe sich erneut auf den Columbia River zu begeben und weiter Richtung Mündung des Columbia Rivers in den Pazifik zu fahren. Sie versuchten die Pazifikküste entlang des Nordufers des Columbia Rivers zu erreichen und errichteten in einiger Entfernung zur "Dismal Nitch"  erneut ein Lager, das "station camp". Dazu wird gesondert in meinem Artikel mit dem Titel „Cape Disappointment“ eingegangen.

breiter columbia river
Der breite Columbia River von Dismal Nitch aus Richtung Süden gesehen



















Nach dem deprimierenden Aufenthalt bei Dismal Nitch und den wenig erfolgreichen Erfahrungen am Cape Disappointment überquerte das Corps of Discovery den Columbia River schließlich am 26. November 1805 Richtung Südufer des Columbia Rivers.
Hilfreich war, dass sich in diesem Bereich des Flusses viele kleine Inseln / Sandbänke befanden (und auch heute noch befinden), in deren Schutz sie entlang paddeln konnten. Dann umfuhren sie östlich der heutigen Stadt Astoria eine Landzunge, die bezeichnenderweise den Namen „tongue point“ (Zungenpunkt) trägt. Den Namen erhielt diese Landzunge bereits im Oktober 1792 durch den Entdecker George Vancouver, der an dieser Stelle mit seinem Schiff „Discovery“ vorbeisegelte. Auf der Landzunge richtete sich das Corps of Discovery erneut ein Lager ein, das letzte „Camp“ der Hinreise (vom 27. November bis 07. Dezember 1805) vor der Erstellung ihres Winterquartiers in „Fort Clatsop“.

Auch das Lager am „tongue point“ errichteten die Männer nicht freiwillig. Erneut wurden sie durch hohen Wellengang gezwungen, ihre Kanus an Land zu schleppen, denn auch an diesem Ort waren sie weiteren Winterstürmen ausgesetzt. So berichtete William Clark am 28. November 1805 von durch einem Sturm entwurzelte Bäume am „tongue point“.

Dienstag, 9. August 2022

Nach Fort Stevens

Die heutige Tour ist relativ lang  -  zunächst 50 Kilometer von Portland / Vancouver nach Longview auf der Interstate 5 und anschließend noch 95 Kilometer auf dem Highway 30 von Longview bis zum Fort Stevens State Park.
Man verlässt Portland über eine der zahlreichen Brücken, die u.a. den Willamette River überspannen. In Portland mündet der Willamette River in den Columbia River.
Portland wird u.a. „Stadt der Brücken“ genannt, weil sie erstens über zahlreiche und zweitens über einige „mehrstöckige“ Brücken verfügt.

Brücken in Portland

Nach den großen Städten Portland und Vancouver im Norden gelegen passiert man auf der Interstate 5 nordwärts fahrend nur einige kleine Ort.

Die nächste Region ist das „Cowlitz-County“ (Ein County entspricht einem Landkreis.), dessen Verwaltungsstadt Kelso bei Longview ist. Das „Cowlitz-County“ wird als „Land der sechs Flüsse“ bezeichnet (Cowlitz-River und Lewis-River mit ihren Nebenflüssen). Es ist benannt nach einem Stamm der „native americans“, den „Cowlitz“, die sich in ihrer Sprache als die „Suchenden“ bezeichnen. Sie hatten die Tradition, ihre jungen Leute in die Prärie an den Flüssen zu schicken, damit sie dort ihre spirituelle Kraft fanden. Im Cowlitz County befindet sich übrigens der vulkanische Mount St. Helens.

Nach wenigen Kilometern erreicht man die Stadt Longview; sie liegt am Columbia River und ist mit 38.000 Einwohnern (2020) die größte Stadt im Cowlitz County. Sie verfügt über einen großen Hafen mit mehreren See-Terminals, an denen große Containerschiffe anlegen können. Es werden hauptsächlich Frachten wie Holzstämme, Bauholz, Stahl, Zellstoff-Ballen, Koks und Getreide verladen.

Columbia-River
Columbia River in Longview

Longview entstand 1924 in der Nähe von mehreren bereits bestehenden kleineren Ortschaften, als der Missouri-Holzbaron Robert A. Long (1850-1934) beschloss, sein Holz-Imperium an die amerikanische Westküste zu verlagern. Er beauftragte damals einen Stadtplaner mit der Errichtung von Longview und die Stadt wurde weitgehend aus seinen privaten Mitteln konzipiert und erbaut.

Holzlager
Holzlager am Hafen

Holzlager am Hafen

Die Stadt Longview besitzt zahlreiche große Parks, u.a. einen Stadtpark mit dem Lake Sacajawea.

zum Lake Sacajawea

Wenn man auf direktem Weg zum Fort Stevens State Park möchte, fährt man in Longview über die Lewis & Clark Bridge auf den Highway 30 Richtung Westen, der an der linken Flussseite des Columbia Rivers entlangführt. Dabei verlässt man wieder den Bundesstaat Washington und reist in Oregon weiter. Die Flussmitte des Columbia Rivers bildet auch hier die Staatengrenze.

nach Oregon

Der Fluss wird immer breiter und man kann verstehen, dass William Clark kurz hinter Longview bereits am 07. November 1805, fünf Tage bevor das Corps of Discovery den Pazifik tatsächlich erreichte, in sein Tagebuch schrieb: „Ocean in view!“ 

Ocean in View

Nun fährt man viele Kilometer entlang des breiten Flusses, ohne dass sich wesentlich etwas ändert. Viele große Inseln liegen in der Mitte des Columbia Rivers und die Landschaft ist sehr waldreich.

Der erste größere Ort ist Clatskanie mit 1.800 Einwohnern, 1891 gegründet und nach dem indianischen Stamm der Tlatskanai benannt. In dem kleinen Ort wird durch zahlreiche Wandbilder an den Häusern gezeigt, dass der Holzhandel und die Verarbeitung der Lachse die wesentlichen Wirtschaftszweige für die Bevölkerung waren.

Flößen

Holztransport

Hauswand mit Lachse

Mit dem Erreichen der Stadt Astoria ist man dann fast an der Mündung des Columbia-Rivers in den Pazifik angekommen. Astoria wurde 1811 gegründet und hat heute etwa 10.200 Einwohner (2020). Die Stadt wurde nach John Jacob Astor ↗ (17.07.1763 - 29.03.1848) benannt, der hier im nahen Küstenbereich sowie am Ufer des Columbia Rivers bereits 1811 mit seiner Pacific Fur Company  , einem Tochterunternehmen seiner American Fur Company ↗, das Pelzhandels-Fort „Astoria“ errichtete. Dementsprechend hat die Stadt Astoria heute als Verschwisterungsstadt den Ort „Walldorf“ bei Heidelberg, weil J.J. Astor dort am 17.07.1763 geboren wurde.

Mündung des Columbia Rivers
An der Mündung des Columbia Rivers in den Pazifik.
Im rechten Bildhorizont: Cape Disappointment

Astoria verfügt über einen größeren Hafen, der allerdings in den letzten Jahrzehnten seine Bedeutung als Fischerei-Hafen fast völlig verloren hat. Dasselbe gilt für die einst hier ansässigen über 30 Fischkonserven-Fabriken, die bis in die 80er Jahre alle geschlossen wurden. Heute lebt Astoria in erster Linie vom Tourismus.

Von Astoria sind es dann nur noch wenige Kilometer bis zum Fort Stevens State Park, dem heutigen Etappenziel.
State Park

Dieser State Park liegt in Oregon, auf der südlichen Seite der Einmündung des Columbia Rivers in den Pazifik. Auch heute noch kann man von dem ehemaligen Fort Stevens ↗ (1863-1947) Teile der ehemaligen Festung (mit Museum) und rekonstruierte Erdwälle besichtigen. Das Fort war ursprünglich zum Schutz der Territories von Oregon und Washington gedacht, indem von hieraus die Flussmündung bewacht wurde. Zur Unterstützung von Fort Stevens befanden sich auf der nördlichen Seite des Columbia Rivers, im heutigen Bundesstaat Washington, noch Fort Columbia ↗ und Fort Canby.

Heute ist der Park mit einfachem Zugang zu den langen Sandstränden vor allem ein Erholungsgebiet.

Sandstrand

weiter Sandstrand

Am Strand von Fort Stevens State Park befindet sich eine sehenswerte Kuriosität. Dort liegen die verrosteten und inzwischen teilweise mit Muscheln überzogenen Überreste des Schiffswracks der „Peter Iredale“ , ein Viermaster-Stahlsegelschiff aus Liverpool / England, das an dieser Stelle im Oktober 1906 auf Grund lief. Es gehört zu den über 2.000 Schiffen, die im Mündungsgebiet des Columbia Rivers in den Pazifik seit Ende des 18. Jahrhunderts gesunken sind.

Schiffswrack Peter Iredale

Quellen: