Sonntag, 5. Juni 2022

Das Museum in Culbertson

Würde man versuchen, „die Vergangenheit für die Zukunft zu bewahren“, dann ist man beim Besuch im Museum in Culbertson am richtigen Platz angekommen.

hier liegt Culbertson

Museum in Culbertson

Sobald man das Museum betritt, begibt man sich auf eine Zeitreise in die örtliche Vergangenheit und schlendert von Raum zu Raum durch den Lebensalltag der Menschen des „alten Westens“.

Die Gestaltung ist bunt, detailgetreu und bis ins Kleinste originell. Schon im Eingangsbereich sticht einem eine Sammlung ehemaliger Häuser der Region aus bemaltem Ton ins Auge.


Sehr viele historische Fotografien und zahlreiche originale Gegenstände aus längst vergangenen Zeiten sind liebevoll zusammengestellt und man kommt von einem Themenraum zum nächsten.
Im Raum einer kleinen Landkirche stellt sich ein Hochzeitspaar vor, in einem alten Schulraum lernt man u.a. die Arithmetik mit Obstsorten.

Mathematik

In einem ehemaligen Gemischtwarenladen hätte man jeglichen Lebensbedarf erwerben können, ein kleines Uralt-Postamt befindet sich ebenfalls hier. 

Lebensmittelladen

In einer Arztpraxis und in einem Drogerieladen kann man sich anschauen, wie „Oma oder Opa“ vor 50 oder sogar 100 Jahren behandelt wurden bzw. welche Medikamente und Hygieneartikel sie kaufen konnten.

Apotheke

Im ehemaligen Schneiderladen kann man unterschiedlichste Moderichtungen der damaligen Zeit bewundern, vor allem sehr schicke Hüte, und 
die Haarbehandlung mit einem sehr originellen „Multi-Glätteisen“ im Friseursalon ist einfach nur „unglaublich“. 

Friseur

Friseur

Eine alte Landküche, ehemalige Wohnräume, bspw. mit einer außergewöhnlichen Spielzeugsammlung, und ein „Saloon von damals“ ermöglichen dem Besucher eine interessante Entdeckung nach der anderen.

im Saloon

Wohnzimmer


Im Außenbereich kann man eine gut erhaltene Schmiede sowie zahlreiche historische Traktoren besichtigen. In einer weiteren Halle, einer „Wagenscheune“, sind neben einigen antiken landwirtschaftlichen Geräten, ein originaler „Chuckwagon“ und eine „Wild-West-Kutsche“ ausgestellt.

chuckwagon

Nach der Beendigung der „Museums-Tour“ wird man noch liebevoll zu einer Tasse Kaffee und zu einem selbst gebackenen Keks eingeladen.
Und wer dann noch nicht genug gesehen hat, sollte sich Zeit nehmen, um in der Bibliothek zu stöbern. Fündig wird man dort auf alle Fälle.

Queen von 1951
Ausgabe: 01.10.1951

Dem Museum angeschlossen ist das gut sortierte Visitor-Zentrum von Culbertson, das umfangreiche Informationen zum Städtchen, zur Region und zu Montana anbietet. Außerdem kann man insbesondere Kartenmaterial zum Lewis & Clark Trail sowie weitere Informationen über das damalige Vorhaben erhalten.

Lewis & Clark

nach Glasgow - Montana

Auf unserer Weiterfahrt verließen wir heute North Dakota und reisten in Montana ein. Wir fuhren westwärts auf der US 2; sie ist ein Ost-West-Highway, der in dieser Richtung durch die nördlichen größeren Städte von North Dakota / Montana / Idaho /Washington nach Seattle führt. Ihr folgten wir für etwa 220 Kilometer nach Glasgow.


Montana

Wir folgten dem Missouri-River westwärts, mussten aber einige Male vom Highway abbiegen, um nahe an den oft sehr breiten Fluss heranzukommen.

Missouri-River

Stellenweise waren bunte Sandablagerungen und Kohleschichten zu sehen.

Missouri-River

rote Ufer am Missouri

An einigen Uferabschnitten gab es sogar hohe Steilküsten, an anderen Stellen waren mitten im Flussbett große Sandbänke.

Steilufer

Sandbank

Aber auch im Landesinneren gab es bunte Sandhügel zu sehen.
sandhuegel

Im zweiten Teil unserer heutigen Etappe, die stellenweise viele Kilometer immer nur geradeaus führte, wurde es flacher. Hier wurde Landwirtschaft betrieben.

geradeaus

Wir passierten Culbertson, das im Juni 1887 mit der Ankunft der Eisenbahn  gegründet wurde. (St. Paul, Minneapolis and Manitoba Railway und Jahrzehnte später durch  Great Northern Railway). Ihren Namen erhielt die Stadt nach Major Alexander Culbertson (1809-1879), einem ehemaligen Leiter der "American Fur Company" in der Fort Union Trading Post (1837-1847). Zuerst versuchte man es mit Pferdezucht, um die Kavallerie der nahen Forts mit Pferden zu versorgen, später kam die Rinderzucht hinzu.
Heute hat auch in dieser Region die Ölgewinnung Einzug gehalten.

Museum
Eingangsberich des örtlichen, sehr sehenswerten Museums

Wir querten den Big Muddy Creek, ein wirklich braun anzusehendes Flüsschen von etwa 307 km Länge. Er entspringt in der kanadischen Provinz Saskatchewan. Er wurde von der Lewis and Clark Expedition 1805 erkundet. In ihren Tagebüchern  nannten sie ihn Martha's River. Auf ihrer Rückreise stellten sie 1806 fest, dass sich seine Mündung in den Missouri verlagert hatte.

Milk-River

Wir querten auch das Fort Peck Indianer-Reservat, dessen Grenzen bereits 1888 festgelegt wurden, in dem die Stämme der Assiniboine (Nakoda) und der Sioux (Dakota und Lakota) leben.

Forft-Peck-Reservat

Fort Peck
Der Ort "Fort Kipp" heute

Friedhof "Fort Peck"
Der Friedhof in "Fort Kipp"

alte und neue Kirche in Fort Peck
Alte und neue Kirche in "Fort Kipp-"


am Missouri
Wieder am Missouri (nahe der Lewis and Clark Bridge)
Allerdings konnte man auf diesem Infoschild "In Memoriam" auch nachlesen, dass Siedler Krankheiten in die Region brachten, die fast zur Ausrottung ganzer Indianerstämme beitrugen.
In Memoriam

Unser heutiges Etappenende erreichten wir in Glasgow, eine kleine Stadt, die 1887 als Eisenbahnstadt von James Jerome Hill (1838-1916) gegründet wurde. Die Stadt war einst nur als "Siding 24" bekannt, ein Hinweis auf ihre Eisenbahnanfänge.

Glasgow in Montana

Dieser Ort wuchs Ende der 1930er Jahre, als Präsident Franklin D. Roosevelt den Bau des Fort-Peck-Staudamms genehmigte, der zu einer wichtigen Beschäftigungsquelle für die Region Glasgow wurde.

Im Jahr 2018 bezeichneten Forscher der Oxford University die Stadt als "mitten im Nirgendwo", weil die nächste Metropolregion mit 75.000 oder mehr Einwohnern in jede Richtung viereinhalb Stunden entfernt ist.
Die Studie erntete breite Publizität und ein Schulterzucken der 3.330 Seelen der Gemeinde. AJ Etherington, Herausgeber des Glasgow Courier, sagte gegenüber NBC News: „Wir wussten, dass wir mitten im Nirgendwo waren, bevor uns jemand sagte, dass wir mitten im Nirgendwo waren.“

Samstag, 4. Juni 2022

Fort Union Trading Post

Heute besuchten wir die nahe dem "Missouri-Yellowstone Confluence Interpretive Center" gelegene, ehemalige Handelsniederlassung ↗ (1828 – 1867) der American Fur Company, die Fort Union Trading Post.

Handelsniederlassung am Missouri

Fort Union Trading Post

Sie stand damals direkt am Fluss, oberhalb des Missouri; durch Landerosionen / Überschwemmungen und Uferabbrüchen bedingt verläuft heute das wasserführende Flussbett in einiger Entfernung am ehemaligen Standort der Trading Post vorbei.

Missouri am Handelsfort

Da wir die Rekonstruktion dieser Handelsniederlassung vor drei Jahren schon einmal besucht hatten, kann man auf unserem damaligen „Tagebucheintrag“ dessen Historie nachlesen und einige Bilder sehen.

Ergänzt sei nur eine Besonderheit. Im Rahmen der archäologischen Ausgrabungen und der Aufarbeitung der Geschichte dieses Handelsplatzes fand man u.a. die original erhaltenen Steinplatten vor der Feuerstelle des „Trade Houses“.  Hier an dieser Stelle, im „business center“ der Trading Post, hielten nicht nur Händler und führende Indianer ihre Geschäftsgespräche ab, hier fanden sich auch alle namhaften Reisenden ein, die die Handlungsniederlassung besuchten. Unter ihnen auch Maximilian von Wied-Neuwied (1833).

Feuerstelle

Maximilian von Wied-Neuwied

Die Wasserfarbenzeichnung zeigt das Treffen der Reisenden mit Minnetaree-Indianern (einem Unterstamm der Sioux = Hidatsa) in der Nähe von Fort Clark. Maximilian ist anscheinend der Mann in dunkel mit seiner Waffe, rechts von ihm Karl Bodmer.
Aus: Reise in das innere Nord-Amerika  - Die Jahre 1832-1834 (von Maximilian Prinz zu Wied)
Tafel 26 aus Band 1, gezeichnet von dem Schweizer Karl Bodmer.

Freitag, 3. Juni 2022

Wo der Yellowstone in den Missouri einmündet

Das Corps of Discovery unter der Leitung von Lewis & Clark erreichte am 26. April 1805 den Ort, an dem der Yellowstone-River in den Missouri einmündeten. Beide Flüsse mäanderten im Laufe der Zeit, so dass die heutigen Flussbette und Mündungsbereiche nicht mehr mit denen von vor gut 200 Jahren übereinstimmen.

zusammenfluss von missouri und yellowstone

confluence

Auf ihrer Rückreise kam William Clark mit seinen Leuten, der die Rückreiste über den Yellowstone gewählt hatte, hier an dieser Stelle erneut am 02.08.1806 vorbei, musste jedoch der vielen Moskitos wegen rasch weiter reisen.
Lewis passierte mit seinem Trupp den Zusammenfluss von Yellowstone und Missouri erst am 07.08.1806; am 12. August trafen sie sich dann jedoch am Missouri wieder.

Wenig erinnert in diesem Informationszentruman an dieses Expeditionscorps: ein kleiner Tisch mit einem Kompass und einem Sextanten, einem ähnlichen, den Lewis für seine Vermessungen verwendet hatte, Pulverhorn und Trinkbecher, "Nähutensilien" von Sacagawea  auf einem Büffelfell und Nachbildungen der äußeren Outfits von Lewis & Clark.



Auf ihrer Reise Richtung Pazifik zeigte sich die gesamte Mannschaft um Lewis & Clark erfreut, es bis hierher geschafft zu haben, einen Ort, den sie schon lange herbei gesehnt hatten. Der Anlass war eine kleine Feier wert!

Confluence-Feier
gesehen im Confluence Interpretive Center

Übrigens: das Wasser des Missouri floss einmal nach Norden, in die Hudson Bay  -  vor 2 Millionen Jahren!
Etwa vor 600.000 Jahren blockierten von Norden kommende Gletscher diese Abflussrichtung. Letzte Gletscherablagerungen vor etwa 13.000 Jahren und Schmelzwässer zwangen den Missouri nicht nur in ein neues Flussbett, sondern formten auch die Landschaft, die heute in dieser Region sehr sandig / steinig ist.

Wir besuchten das Missouri-Yellowstone Confluence Interpretive Center, das wir bereits vor drei Jahren schon einmal besucht hatten. Informationen von damals auf dieser Seite.


Neu war hingegen eine Ausstellung über den Lebensweg von Sitting Bull, die u.a. der österreichische Ethnologe Christian Fenimore Fees mitgestaltet hatte.

Sitting Bull

Donnerstag, 2. Juni 2022

Im Frontier Museum in Williston

Wir wollten dem Grenz-Museum im Norden der Stadt Williston einen Besuch abstatten.
Was wir fanden war sicherlich dem Lauf der Zeit geschuldet und "Corona-bedingt"  -  geschlossen.
Schade, denn die meisten Bewohner / Arbeiter in Williston kommen von woanders her. Diese Vielfalt trägt zum Charakter der Gegend bei. So stammen auch einige der Gebäude und Gegenstände aus den unterschiedlichsten Orten des Grenzbereiches. Im Frontier Museum kann man allerdings auch das Zugdepot von Alamo sehen, sowie ein Haus direkt in der Stadt, und viele Exponate aus den Weiten der Prärie besichtigen.

Frontier Museum

Auch suchte man Freiwillige, die mithelfen sollten, das kleine Freilichtmuseum am Leben zu erhalten.
  • für das Inventar
  • zur Geländepflege
  • zur Begrüßung
  • als Fremdenführer
  • aber auch als Veranstaltungskoordinator
  • um Spenden einzusammeln
  • um die Webseiten zu pflegen
  • -...und vieles mehr!
Kurzum, jede Sparte war vakant!

Noch vor fünf Jahren bot man auf der Webseite des Museums sogar die Möglichkeit an, sich in der Kirche des kleinen Museums trauen zu lassen.

Frontier-Museum Kirche

Frontier Museum Williston

Schulgebäude

Shop

von 1888

Jetzt sind die Häuser und die Kirche verschlossen, sehr reparaturbedürftig, und keine freiwilligen Mitarbeiter weit und breit zu sehen!
Schade, aber auch nachvollziehbar, denn die Alteingesessenen können / wollen nicht mehr und Nachfolger lassen sich keine finden. In der Stadt Williston allerdings auch verständlich, denn die meisten jüngeren Arbeiter sind "Saisonarbeiter", kamen wegen des Öls und zeigen wenig Interesse für Ehrenamt und Geschichte.
Allerdings ein überall zu beobachtendes Phänomen!

Eiserne Skulpturen

In Williston ND kann man vor Doc Holliday´s Roadhouse und dem angrenzenden Parkplatz eine größere Anzahl an eisernen Skupturen bewundern. Zu sehen sind Indianer auf ihrem Pferd, wie sie Bisons jagen, und Cowboys, deren Postkutsche angegriffen wird.

Indianer und Büffel

iron bisons

iron bison

kämpfender Indianer

Cowboy

cowboy mit pistole

Überfall auf Postkutsche

Mittwoch, 1. Juni 2022

Fortuna ...

 ... fast eine Geisterstadt

Auf unserer Weiterfahrt von Moose Jaw kommend über Oungre zur kanadisch-amerikanischen Grenze fuhren wir wieder viele Kilometer auf dem schnurgeraden Highway 39, dem CanAmHwy, gen Südwesten. 

Highway 39

Rechts und links sahen wir endlos weite Felder, auf denen Getreide angebaut wird und ab und zu die dazu benötigten Silostationen.

Getreidesilos

Die Grenzformalitäten wurden zügig abgewickelt, so dass wir rasch in die Vereinigten Staaten  einreisen konnten.
Etwa 10 Kilometer südlich der kanadisch-amerikanischen Grenze erreichten wir Fortuna; sie ist die nördlichste Stadt an der U.S. Route 85.
Der Ort wurde 1913 entlang einer Nebenstrecke der Soo Line Railroad gegründet, die zwischen Flaxton, North Dakota und Whitetail, Montana, verläuft. Der Name stammt von der römischen Glücksgöttin und wurde von Eisenbahnbeamten gewählt, um die Wohlstandserwartungen der Siedler mit der Ankunft der Eisenbahn zum Ausdruck zu bringen.
Als die Schule 1915 eröffnet wurde, war die Stadt ein geschäftiges Wirtschaftszentrum mit einer Zeitung, einem Postamt, einem Holzlager, einem Getreidespeicher, einem Friseur- und Eisenwarenladen, einem Billardraum sowie einem Kino. Es hatte seine eigene Feuerwehr mit zwei neuen Lastwagen. Laut der Volkszählung von 1940 hatte Fortuna eine Spitzenbevölkerung von 214. Im August 1951 erhielt Fortuna einen erneuten Wirtschaftsaufschwung, als im Rahmen des kalten Krieges westlich der Stadt die "Fortuna Air Force Station" gebaut wurde. Diese Radarbasis wurde im Jahr 1979 geschlossen und abgebaut. Sie ist heute ein Geisterort.
Der Zustrom von Menschen zur Radarbasis ließ die Spitzenbevölkerung bei der Volkszählung von 1970 nochmals auf 216 steigen, während eine Volkszählung von 2010 ergab, dass nur noch 22 Menschen in Fortuna verblieben waren, obwohl diese Zahl aufgrund der jüngsten Öl- und Gasaktivitäten in der Region jetzt wieder etwas höher liegen dürfte.
Quelle: Fortuna ↗ 
Geht man durch die ehemalige "City", kommt man zwischen den wenig verbliebenen Häusern gleich an drei Kirchen vorbei; einer etwas moderneren und zwei älteren.

Kirche Fortuna
Faith Lutherian Church

Kirche Fortuna


Fortuna liegt in der Grafschaft "Divide", dem Divide County, die 1910 aus dem nördlichen Teil des Williams County gebildet wurde. Das County liegt gleichzeitig in der nordwestlichen Ecke des Bundesstaates North Dakota. Eine niedrige Hügelkette verläuft von Nordwesten nach Südosten durch die Grafschaft. Diese bildet eine Wasserscheide, die Flüsse und Bäche nach Süden (zum Missouri River) oder Norden (Richtung Hudson Bay) fließen lässt.
Quelle: Divide County ↗ 
Sicherlich war es diese teilende Wasserscheide, die der Grafschaft zu ihrem Namen verhalf.

Kontinentale Wasserscheide
Kontinentale Wasserscheide in North Dakota