Dienstag, 10. September 2019

nach Assiniboia

Wir starteten in Oungre auf dem CanAm Highway (HW 35), um über ihn die Stadt Weyburn zu erreichen, und nutzten dann Richtung Westen die Saskatchewan Route 13 bis Assiniboia. Insgesamt waren wir dafür 220 Kilometer unterwegs.



Am Anfang der Strecke fuhren wir für lange Zeit wieder Schnur geradeaus und kamen an Miniorten mit den lustigen Namen wie „Tribune“ oder „Colgate“ vorbei.


Nach 55 Kilometern erreichten wir Weyburn.




Weyburn wurde von Schotten benannt, es soll an den „wee burn“, einen kleinen Fluss in Schottland, erinnern und wurde 1895 gegründet. Der Ort hat heute knapp 11.000 Einwohner und gehört damit zu den zehn größten Orten in Saskatchewan. Er verfügt über den größten Getreide-Sammelplatz in Canada, überall stehen riesige Vorratsbehälter, in denen das Getreide für den Abtransport mit der Eisenbahn gelagert wird.

Hommage an das Getreide











Direkt am Ortseingang steht eine ukrainisch-katholische Kirche - eine besondere Kombination.


Der historische Wasserturm, der uns ebenfalls auffiel, war von 1910 bis 1977 in Betrieb.


Den viel gepriesenen Heritage Park &von Weyburn konnten wir leider nicht besichtigen, er war geschlossen (Saison-Ende!).


Ab Weyburn nutzten wir Richtung Westen die Route 13, die zum „Red Coat Trail“ gehört.












Wir befuhren allerdings nur einen kleinen Abschnitt des gesamten Red Coat Historic Trails.
Insgesamt ist er 1.300 Kilometer lang und führt entlang der Route, die die Männer der North-West Mounted Police 1874 auf ihrem berühmten „March West“, dem legendären "Marsch nach Westen“,  genommen hatten. Sie waren eine Kompanie von 300 Personen mit einem zusätzlichen Versorgungszug und schleppten unter Wassermangel, Heuschreckenplage, etc. Kanonen u.ä. über unwegsames Gelände Richtung Westen.
Der historische Weg beginnt heute in Emerson/Manitoba in der Nähe von Winnipeg und geht weiter bis nach La Roche Percée in Saskatchewan. Von dort teilte sich damals die Mounted Police-Gruppe auf, ein Teil der Männer zog nördlich nach Edmonton in Alberta, die anderen zum Fort McLeod in Alberta. Die Erinnerungsroute endet in Fort McLeod.
Wie kam es zu dem „March West“? Die Grenze zwischen den USA und Canada wurde 1872 vermessen. Danach wurde von der kanadischen Regierung beschlossen, dass die North-West Mounted Police im Westen für Recht und Ordnung sorgen und insbesondere das für seinen Whisky-Handel berüchtigte Fort Woop-up &  schließen sollte.

Historisch geht man heute davon aus, dass der „March West“ dazu beigetragen hat, dass sich Canada in seiner heutigen Form entwickeln konnte. Beispielsweise wird diskutiert, dass sich British Columbia wahrscheinlich den USA angeschlossen hätte, wenn zwischen dem Osten und dem Westen des damaligen Canadas weiterhin ein völlig gesetzloser Bereich existiert hätte.

Der erste Ort nach Weyburn auf der Route 13 war Trossachs, wieder einmal mit einer aufgegebenen Kirche.














Der Ort wird als „Geisterstädtchen“ angepriesen; eigentlich ist er ein Mini-Ort, in dem nur noch knapp 30 Menschen leben. In Trossachs verbrachte Gerald Buey seine Kindheit. Er war von 1973 bis 1987 der „Governor der Bank of Canada“.








Einsam und Schnur geradeaus führte
die Route 13 durch flaches Land.











Bald nach Trossachs kamen wir an einem Erinnerungsstein vorbei, der uns sehr nachdenklich stimmte. In seiner näheren Umgebung befand sich früher einmal die Stadt Forward, gegründet 1913. Sie hatte um die 1.200 Einwohner, brannte ab, wurde nur teilweise wieder aufgebaut und dann doch aufgegeben. Das letzte Haus wurde 1966 in den Heritage Park nach Weyburn abtransportiert. Von dem Ort ist nichts mehr zu sehen, die Natur hat hier wieder die Oberhand gewonnen.



Mit Khedive, gegründet 1906, folgte der nächste mehr oder weniger verlassene Ort. Khedive wurde 2002 offiziell aufgegeben, wird aber trotzdem immer noch von einigen Wenigen bewohnt.
Khedive war ab 1911 für lange Zeit ein wichtiger Eisenbahnort. Mitte der 60er Jahre wurde die Eisenbahnlinie aufgegeben und damit war auch das Ende dieses Ortes besiegelt.







In Khedive befindet sich noch immer das gut erhaltene Klinkergebäude der ehemaligen District-Schule (1921 - 1976), in der über viele Jahrzehnte Schüler aus der ganzen Region unterrichtet wurden. Zurzeit versucht man, in diesem Gebäude ein Heritage-Center aufzubauen.





Ansonsten fanden wir viele aufgegebene Häuser, zugenagelt, teilweise eingefallen, die sich als Dokumente der „Landflucht“ erwiesen. Viele dieser Häuser stehen für Geschichten von Hoffnung, Aufgeben und der Suche nach neuem Glück. Gleichzeitig hinterlassen sie ein Gefühl von Traurigkeit.







Nach Khedive kamen wir an Pangman vorbei, ein Ort, in dem immerhin noch wöchentlich ein Farmers Market stattfindet. Der Ort ist „stolz auf seine Geschichte“ - „proud heritage“.







Es folgte erneut ein Platz, an dem an die Vergänglichkeit erinnert wurde. Hier handelte es sich um das ehemalige Städtchen „Amulet“, das von 1910/11 bis 1973 existierte. Alles war da - Schule, Hotel, Bank, Post, Kirche, Versammlungshalle, usw., trotzdem konnte der Ort nicht überleben.


















Auch an diesem Ort hat die Natur fast alle Erinnerungen an den Ort längst „überwachsen“.























Nach dem Ort „Ogema“ mussten wir unter einer Eisenbahnbrücke hindurch fahren – für uns seit langer Zeit wieder einmal ein Zeichen von moderner Infrastruktur.


Danach erreichten wir unseren Zielort Assiniboia; der Ort empfing uns gemäß
der zurückgelegten Strecke mit "tristem" ,
sehr regnerischem und kaltem Wetter.







Wir übernachteten auf dem Campground
des Assiniboia Centennial Parks.


Montag, 9. September 2019

nach Oungre / Kanada

Ab Williston fuhren wir heute die letzten Kilometer unserer diesjährigen USA-Reise. Wir nutzten auch für die Reststrecke von knapp 100 Kilometern den Highway 85, der nun CanAm-Highway genannt wird.





Am Ortsausgang von Williston „wunderten“ wir uns über einen „Trump-Shop“, in dem tatsächlich etliche Leute Werbe-Artikel für den Trump‘schen Wahlkampf 2020 einkauften.
Das Angebot erstreckte sich von Fahnen über T-Shirts und Mützen, usw. immer unter dem Motto „Keep America Great“.
- Und: "we accept American Ecpress", ...







Da wir weiter durch das „Bakken-Field“ fuhren, war natürlich selbstverständlich, dass sich zahlreiche Öl- und Gas-Förderanlagen rechts und links des Highways befanden. Auch die riesigen Tanklastwagen waren unsere ständigen Begleiter.





















Den größten Teil der Strecke verlief der Highway 85 nur geradeaus. Lediglich kurz vor dem Ort Fortuna mussten wir für ein Stück nach Westen abbiegen.






Im Ort selbst mussten wir registrieren, dass die „glücklichen Zeiten“ von Fortuna lange der Vergangenheit angehören. Der Ort wurde einst nach der römischen Glücksgöttin Fortuna benannt, weil man sich in dieser Region Wohlstand für die Siedler erhoffte.

Heute leben noch knapp zwanzig Personen hier. Die Kirche von Fortuna ist „zugenagelt“. Am Feldrand stehen einige Mähdrescher, um die großen Felder ab zu ernten. Die „Teacher‘s Lounge“ ist das einzige Geschäft, in dem sich neben einem Café, die Post,  ein kleiner Lebensmittelladen und das Office für einen RV-Campground befinden.













Von Fortuna waren es dann noch 9 Kilometer
bis zur Grenzstation.












Unterwegs konnten wir uns eine „Art der Müllbeseitigung“ anschauen  -  direktes Verbrennen auf dem Feld.






In diesem Grenzgebiet sahen wir viele alte, verfallene Häuser.






















Auch ein alter Friedhof säumte die Straße.
Die Friedhofskapelle, ohne Fenster, das Dach halb eingefallen - auch gestorben!
Die Anzahl der Grabsteine zeugt noch heute von einer ehemals größeren Bevölkerungsdichte in dieser Region.





Der Grenzübergang trägt auf amerikanischer Seite den Namen „Fortuna - Port of Entry“ (Eintrittshafen), auf der kanadischen heißt er offiziell "Canadian Border Services Agency - Oungre"
Er wird nur von wenigen Personen genutzt und ist ab 22 Uhr bis zum nächsten Morgen geschlossen.
Im Vergleich zu unserer Einreise in die USA im Mai verlief unsere Ausreise völlig unproblematisch.

Mit dem Grenzübergang endet auf der amerikanischen Seite der Highway 85 und es beginnt der kanadische Highway 35; ihn fuhren wir dann noch fünfzehn Kilometer nach Oungre weiter.









Direkt hinter der Grenze wurden wir von dem Schild „Saskatchewan Naturally“ begrüßt.
Diese kanadische Provinz ist so groß wie Frankreich, die Benelux-Staaten und die Schweiz zusammen, hat aber insgesamt nur eine Bevölkerungsdichte wie Tibet (1,5 Einwohner pro Km2 ).
       


"Natürliches Saskatchewan":
dementsprechend dominierten landwirtschaftliche Flächen, aber es standen auch immer wieder Pferdekopf-Pumpen und riesige Öltanks entlang der Strecke.








Der kanadische Ort Oungre ist mit dem amerikanischen Ort Fortuna vergleichbar,
klein und ein wenig verlassen, allerdings
werden hier in der St. Mary‘s Church noch Gottesdienste angeboten.











Und der Ort bietet den Oungre Memorial Regional Park, in dem im Sommer viele sportliche Aktivitäten stattfinden. Diesen Memorial Park verdankt Oungre dem frühen Pionier Frank T. Foster, der einst auf seinem Hof einen Baum-Hain anlegte. Später wurde das gesamte Anwesen nach und nach zu einer Sport- und Parkanlage umgestaltet.






Wir übernachteten auf dem Campground, der zu dem Memorial Park gehört.

Sonntag, 8. September 2019

Nach Williston

Nach einem interessanten Aufenthalt verließen wir die Fort Union Trading Post und fuhren anschließend bis zu unserem Zielort Williston nur noch knapp vierzig Kilometer.
Auf dem kurzen Weg standen rechts und links der Straße wieder zahlreiche Pferdekopf-Pumpen und auch viele Gasförderanlagen konnten wir registrieren.

Bereits vor Williston, in Trenton, fiel uns die Beeinflussung des Ortes durch Eisenbahn und Ölindustrie auf. Am dortigen Bahnhof, der zu dem Aune Crude Terminal gehört, blickte man auf unendlich lange Reihen von Eisenbahnwagen mit Öltanks. Auch Tanklastfahrzeuge, die uns begegneten, beförderten entweder ein Wasseröl-Gemisch (aus Fracking-Anlagen) oder Rohöl
(= crude oil).



Aune ist eine Pipeline- und LKW-Entladestation mit etwa 30.000 Barrel / Tag.










Der große See (Lake Trenton) mit seinem
Erholungsgebiet lag kurz dahinter.










Kurz vor Williston stehen rechts und links der Straße weitere Öl-Lagertanks.







Wir hatten auf unserer diesjährige Reise sowohl in Kanada als auch in den USA schon sehr lange Güterzüge gesehen. Auch kannten wir, dass auf einem Eisenbahnwagon nicht nur ein, sondern zwei Container ruhten; aber einen sehr langer Zug, der gleich von 5 Dieselloks gezogen wird, das hatten wir bisher noch nicht gesehen.





Auf unserer Weiterfahrt erreichten wir Williston. Auf einer Plakatwand am Ortseingang konnten wir lesen:
"Willkommen in Williston, ND. Boomtown, USA."

Williston wurde bereits 1887 gegründet und erhielt seinen Namen nach einem Aufsichtsrat der Northern Pacific Railway, Daniel Willis James.
Ursprünglich mehr landwirtschaftlich orientiert, fand nach dem Umschwung auf die Öl-Industrie eine Bevölkerungsexplosion statt. Williston liegt fast in der Mitte der bereits beschriebenen Bakken-Formation (vergleiche: Watford City auf unserer Fahrt von Medora nach Fort Buford) und hat zahlreiche Öl- und Gasvorkommen in direkter Umgebung.

Allein in der Stadt Williston hat sich die Einwohnerzahl vom Jahr 2010 bis heute mehr als verdoppelt, von weniger als 15.000 auf heute mindestens 30.000. Die tatsächliche Einwohnerzahl dürfte jedoch noch höher liegen. Mit der beginnenden Ölförderung und den vielen Arbeitern kamen aber auch Probleme in die Stadt und seine nähere Umgebung. "Sex and Crime &", wie früher im Wilden Westen.

In Williston übernachteten wir auf dem Buffalo Trails Campground.

Fort Union Trading Post

Diese ehemalige Handelsniederlassung liegt knapp drei Kilometer von dem heutigen Zusammenfluss von Missouri River und Yellowstone River entfernt. Sie wurde 1828/1829 erbaut und 1867 wieder aufgegeben. Das „Pelzhandelszentrum“ wurde 1867 von der Armee aufgekauft und große Teile der Bauten wurden für den Bau von Fort Buford verwendet. Heute besichtigt man deshalb nur eine Teil-Rekonstruktion der ehemaligen Fort Union Trading Post-Gebäude. Der Ort wurde 1966 zur National Historic Site erklärt.

Die Fort Union Trading Post &entstand für die American Fur Company & , die 1808 von dem deutschstämmigen John Jacob Astor gegründet wurde. Er fusionierte 1827 mit seinen beiden großen Rivalen, der Columbia Fur Company & und der Pratte-Chouteau Fur Company & , um sich gegen die Canadian North West Fur Company & durchzusetzen. Er wollte so den Pelzhandel im oberen Missouri-Gebiet dominieren.



1834 verkaufte John Jacob Astor &  jedoch alle seine Anteile an die Pratte-Chouteau Fur Company, um sich mit den nun frei gewordenen Geldern dem Aufbau von New York widmen zu können.
Man kann an dieser Beschreibung sehen, dass es im wirtschaftlichen Machtgefüge auch vor zweihundert Jahren bereits ordentlich „zur Sache“ ging.

Das Handelszentrum wurde von einem „Geschäftsführer / Manager“ geleitet, er wurde „bourgeois“ genannt (französisch: Bürger). In den ersten Jahren war dies Kenneth McKenzie (1829-1837), danach folgten Albert Culbertson (1837-1847) und Edwin Thomson Denig (1848-1856). Die beiden Letzteren waren jeweils mit Frauen von Indianer-Stämmen verheiratet, mit denen man handelte, was zu einer Vereinfachung der Handelsbeziehungen beitrug. In den letzten Jahren von 1857 bis 1867 war ein Duo tätig, Charles Larpenteur und James Kipp.

Damals verlief der Missouri näher an der Trading Post vorbei, sodass man die erhandelten Felle und Pelze mit Booten problemlos zunächst über den Missouri und anschließend über den Mississippi nach St. Loius transportieren konnte.

Gehandelt wurde mit verschiedenen Indianerstämmen, überwiegend mit den Assiniboine, mit den Blackfeet, mit den Crow, mit den Mandan, mit den Hidatsa und mit den Cree. Die „Native Americans“ kamen zum Fort und boten ihre Felle und Pelze an, für die sie Gewehre, Messer, Töpfe, Decken, Perlen, usw. erhielten. Oft bauten sie ihre Zelt-Dörfer direkt neben der Trading Post auf und blieben auch eine Weile.

Bei der heutigen Rekonstruktion kann man die komplette viereckige Palisaden-Umrandung mit zwei Verteidigungstürmen und zwei Eingangstoren anschauen. Es gibt zwei nachgebaute „Handelshäuser“,
in denen die zeremoniellen Handelsverhandlungen mit den Indianern abgewickelt wurden. Das Zentrum nimmt das „Bourgois-Haus“ ein, in dem heute ein Visitor-Center und ein kleines Museum untergebracht sind.
Westturm
Haupttor mit direktem Zugang zum Missouri

Haupttor von innen











Bisonfell
Fellpresse






























Das Bourgeois-Haus