Sonntag, 17. August 2025

Am Leuchtturm von Twillingate

Von Twillingate kann man nordwärts direkt zum "Long Point Lighthouse" ↗ fahren, das auch Twillingate Lighthouse ↗ genannt wird.
Leutturm
Der Leuchtturm ↗ steht auf einer markanten Erhebung am Ende einer Landzunge, die man Devil’s Cove Head nennt. Dazu muss man auf der Straße das letzte Stück noch einmal steil hoch fahren.
Zum Leuchtturm
Dort angekommen, hat man von einer Aussichtsplattform und den Wanderwegen rund um den Leuchtturm einen weiten Blick auf das Meer. 
Parkplatz
Der Leuchtturm wurde 1876 erbaut und ist ein mit Stahlbeton verkleideter Backsteinturm, der rot angestrichen ist. Auf dem roten Turm befindet sich die weiß gestrichene zylindrische Laterne mit einer Galerie, wodurch der Turm eine interessante Gesamtfigur erhält. Er steht unter Denkmalschutz, ist aber heute noch in Betrieb. Die zum Leuchtturm gehörenden Nebengebäude, sowie das ehemalige Wohnhaus des Leuchtturmwärters werden überwiegend touristisch genutzt.
Leuchtturm
Leuchtturm
Gedenkstein
Vom Leuchtturm führen einige Wanderwege entlang der Klippen von North Twillingate Island und meist sieht man von überall den Leuchtturm.
Wanderwege
Leuchtturm
Wenn man auf der Aussichtsplattform neben dem Long Point Lighthouse steht, kann man mit ein wenig Glück vorbeiziehende Eisberge sehen. Nicht umsonst nennt sich Twillingate „Iceberg-Capitol of the World“. Wir hatten übrigens dieses unglaubliche Glück, in der Ferne zwei vorbeischwimmende Eisberge zu sehen, denn normalerweise ist der August zu spät für solche Beobachtungen. Die beste Zeit ist zwischen Mitte Mai und Mitte Juli.
Touristen können für die Eisberg-Sichtung eine Bootstour ↗ nutzen, mit der man näher an die Eisberge herangefahren wird. Diese Touren sind in der Hauptsaison meistens ausgebucht, zudem erneut die Massen der Kreuzfahrtschiff-Touristen hinzukommen.
Eisberg
Eisberg
Twillingate liegt an der sogenannten „Iceberg-Alley“ (Eisberg-Gasse).
Die Eisberge brechen von Gletschern in Grönland und der kanadischen Arktis ab und schwimmen von Strömung und Wind getrieben Richtung Süden. Sie kommen an der Ostküste von Labrador und dann an der Ostküste von Neufundland näher an das Land heran, sodass man einmalig auf der Welt diese vorbeiziehenden Eiskolosse in der „Iceberg- Alley“ beobachten kann. Man muss sich vorstellen, dass sie zu diesem Zeitpunkt teilweise bereits lange unterwegs waren und dass man etwa nur 15 % des tatsächlichen Eisberges sieht, 85 Prozent befinden sich unter der Wasseroberfläche.
Wir waren auf jeden Fall fasziniert von dem Kontrast des extrem weißen Gletschers zum Meer und der Vorstellung, dass die uns aus der Ferne doch recht klein erschienenen Eisberge unter dem Wasser erheblich gewaltiger waren. Und, wir hatten sie gesehen!

Samstag, 16. August 2025

Crow Head und andere Buchten

Über eine Fahrstraße erreicht man auf dem Weg zum Long Point Lighthouse den kleinen Ort Crow Head mit einem schönen Aussichtspunkt.

Welcome
Crow Head
Vorne auf der Klippe stehen jeweils zwei Stühle,
von denen man eine herrliche Aussicht hat.
Aussicht
Aussicht
Von hier oben hat man nicht nur einen guten Blick auf das Meer, in dem im zeitigen Frühjahr sogar Eisberge vorbeikommen, sondern auch noch einen Blick zurück auf den Ort Crow Head mit seinem kleinen Hafen in der Bucht.
Crow Head
Schuppen
Allerdings ist der ehemalige Schuppen an Anlegesteg, in dem man früher auch den gefangenen Fisch weiterverarbeitet hat, eingefallen.

Zahlreiche andere Buchten in der Nähe sind oft nur auf Pfaden erreichbar. Jede Bucht hat eine eigene Bezeichnung und ist malerischer als die andere. Für die körperliche Anstrengung wird man mit der beeindruckenden Schönheit der Natur entschädigt.
Felsige Küste
Aussicht
French Beach
French beach
Wir haben einige dieser Traumplätze aufgesucht. Einer der Orte, die wir am meisten  genossen haben, war Browney’s Cove. Dort konnten wir auf zwei roten Stühlen sitzen, eigentlich die Motivstühle von Parks Canada, und das Farbenspiel von Sonne, Felsen und Meer genießen  -  weiterhin bei bestem Wetter!
Aussicht

Häfen in Twillingate

von North- und South-Twillingate
Uns begeisterte das farbenfrohe Erscheinungsbild des Ortes Twillingate. Bei herrlichem Reisewetter freuten wir uns aber nicht nur über die zahlreichen bunten Häuser, sondern auch über das Farbspektrum der Landschaft, das der felsigen Küste mit dem sie umgebenden Meer.
Felsen und Meer
Die Inseln von Nord- und Süd-Twillingate, die man nach dem Überqueren des Walter B. Elliott Damm ↗ erreicht, sind extrem zerklüftet, spalten sich in drei Hauptarme auf und werden von zahlreichen kleinen Inseln umgeben. Die größte dieser Inseln ist Burnt Island im Norden.
Twillingate
Und um es gleich vorweg zu nehmen: ja, in diesem Hafen bekamen wir wieder fangfrischen Fisch ↗!
Fisch
Hier deckten wir uns mit fangfrischem Fisch und Schalentieren ein
Auf der Insel North-Twillingate findet man gleich drei natürliche Häfen – den größten, den Twillingate Harbour, sowie zwei kleinere, den Back Harbour und den Little Harbour.
Hafen
Hafen
Südhafen
Südhafen
Sandstrände darf man hier nicht erwarten, sondern neben zahlreichen felsigen Steilküsten, gibt es wunderschöne Buchten (cove) mit bunten Kieselsteinen, aber nur sehr wenigen Muscheln. Dafür findet man an den Ufern aufgereiht bunte Holzschuppen der Fischer, in denen sie manchmal ihre Boote, meist jedoch ihre Gerätschäften für den Kabeljau- und Hummerfang aufbewahren. Andere wiederum lagern ihre großen Reusen für die Schneekrabben in und um die Schuppen.
Hummerkörbe
alte, hölzerne Hummerfangkörbe, eher für die Touristen ausgelegt
Fischerschuppen
SchuppenSchuppen
SchuppenSchuppen
Twillingate
Twillingate, auf der North Twillingate Insel gelegen

Viele Stellen an dieser Küste kann man nur zu Fuß erreichen. Dafür ist ein gut ausgeschildertes Wanderwege-System angelegt, das unter der Beschilderung „Rockcut Trails“ ↗ zu finden ist.

Museumstour in Twillingate

In Twillingate kann man einige Museen besuchen, wir entschieden uns für eine "kleine" Auswahl.
Nachdem wir von der New World-Insel kommend über einen Damm die South-Twillingate Insel erreichten, erblickten wir auf der linken Seite das erste Museum, das Prime Berth Twillingate Fishery and Heritage Center“. Hier waren wir vor allem von den zwei auffälligen Skeletten zweier Seiwale im Außenbereich beeindruckt.
Seiwal
Seiwal
Das Prime Berth Center ↗ ist eine private Einrichtung und der Eigentümer, David Boyd,
hat beide Wale, die einst hier an der Küste verendet waren, eigenständig präpariert.
Man sollte bei dem anzutreffenden Arrangement im eigentlichen Sinne nicht von einem Museum, sondern mehr von einem "Kulturzentrum" sprechen.
Crafts
Der Name „Prime Berth“ bezieht sich auf einen Brauch bei den hiesigen Kabeljau-Fischern. Am Jahresanfang trafen sie sich zu einer Verlosung für die besten Angelplätze. Der Gewinnerplatz war der „prime berth“.
Capt-Dave
Auf dem Gelände kann man u.a. eine „Fischerbühne“ (fishing stage) besichtigen.
Dieses traditionelle Holzgebäude stand am Uferrand auf einer Plattform und wurde für einige Monate im Sommer zur Fischverarbeitung genutzt. Hier wurden die Fische angelandet, ausgenommen, zerlegt, gesalzen und getrocknet. Neben der Fischerbühne kann man einige weitere Schuppen, Fischlager und zahlreiche andere Gegenstände sehen, die für die Arbeit der Kabeljau-Fischer benötigt wurden.
Kulturzentrum
Danach besuchten wir ein ins Auge stechende Gebäude, die Masonic Lodge Nr. 7 ↗ ein Haus der Freimaurer, das in der Main-Street im Ort Twillingate zu finden ist.
Masonic
Die Freimaurerloge von Twillingate wurde bereits 1889 gegründet, das heute denkmalgeschützte Gebäude wurde 1906 erstellt. Am Gebäude sind außen deutlich die Zeichen der Freimaurer angebracht – ein Zirkel (Selbstbeherrschung), ein Winkelmaß (Gerechtigkeit) und der Buchstabe G (Gott als Baumeister der Welt).
Masonic
Der Logenraum, in dem heute noch Treffen der Freimaurer stattfinden, befindet sich im Obergeschoss. Hier befinden sich alle Urkunden, zeremoniellen Gegenstände und andere Utensilien, die für die Loge von Bedeutung sind. Im Untergeschoss ist heute der „Square and Compass Social Club“ untergebracht. Dies ist ein Gesellschaftsclub, der Musikveranstaltungen anbietet, Feste organisiert und die Vermietung der Räume
anbietet. Ober- und Untergeschoss erscheinen in ungewöhnlich leuchtend blauer Farbe

Danach fuhren wir weiter in den Ortsteil Durrell. Hier befindet sich, richtig: das Durrell-Museum. Das Gebäude steht erhaben auf einer Anhöhe mit dem Namen „Old Maid“, von der man eine herrliche Aussicht auf den hiesigen Meeresarm, den Durrell-Arm, hat.
Das Gebäude wurde 1910 von jungen Männern der paramilitärischen Organisation der „Arm Lads Brigade“ erbaut. In diesem Gebäude trainierten sie damals und waren anschließend teilweise sogar im Ersten Weltkrieg im Einsatz. Auch ihnen ist in der Ausstellung eine Abteilung gewidmet.
Gleich am Eingang des Museums konnten wir „Titus“ bestaunen, einen Eisbären, der es vor langer Zeit geschafft hatte, Neufundland zu erreichen und hier sein Leben verlor.
Titus
Wenige Meter weiter ging es erneut um Tiere, die etwa Anfang der 1850er Jahre in dieser Region ausstarben ↗: die Riesen-Alke“ (Great Auk / Pinguinus impennis). Dieser etwa 80cm große pinguinähnliche Vogel gehörte zu den Alken, war aber flugunfähig. Zu den Alken gehört beispielsweise auch der Papageientaucher, der allerdings recht gut fliegen kann. Pinguine hingegen sind nicht flugfähig.
Im Durell-Museum ist in Erinnerung an die vor allem in Neufundland ehemals beheimateten Vögel eine kleine Kunstausstellung aufgebaut, und es wird über die Vögel und ihre ehemalige Lebensweise informiert.
Alk
Des Weiteren findet man viele Exponate zum früheren Fischereiwesen und zum Böttcher-Handwerk (in diese und größere Fässer z.B. wurde der getrocknete und gesalzene Kabeljau zum Weitertransport in die ganze Welt eingelegt).
Fass
Besonders gut hat uns ein Modell-Nachbau des Purcell’s Harbour gefallen, der sehr originalgetreu gestaltet war. Purcell’s Harbour liegt etwa fünf Kilometer südöstlich
entfernt am „Main Tickle“.
Purcell´s Hafen
Ausschnitt aus dem Modell von Purcell´s Harbour
Wie in einem Heimatmuseum üblich, findet man aber auch sehr viele Exponate aus dem frühen Lebensalltag des 18. und 19. Jahrhunderts in Twillingate. Bei all den ausgestellen und früher auch genutzten Gegenständen ist zu bedenken, dass Twillingate zur Insel Neufundland gehört und alles, aber auch ALLES einmal per Schiff in diese Region gebracht werden musste, sofern man es nicht selbst herstellen konnte.
Toilettenstuhl
Ein Toilettenstuhl
Spinnrad
Spinnrad und Nähmaschine

Service
Ein Service aus der Zeit um 1900
Besonders stolz ist man, dass man neben all den Alltagsgegenständen im Wandel der Zeit auch eine Bibel präsentieren kann. Sie stammt aus dem Jahr 1886 und ist koloriert.
Bibel
Vom Durell-Museum fuhren wir zurück in den Ort Twillingate und besuchten dort  - das
Twillingate-Museum , das es seit Anfang der 1970er Jahre gibt. Es beschäftigt sich mit der Lokalgeschichte des Ortes und ist im alten Pfarrhaus der anglikanischen Kirche St. Peter untergebracht. 
Museum
Museum in Twillingate
Im Erdgeschoss fühlten wir uns in eine andere Zeit zurückversetzt. Man spazierte durch Wohn-Räume, die in liebevoller und detailgetreuer Form mit vielen antiken Möbeln im Stil der Zeit des späten 19. Jahrhunderts eingerichtet waren. Im Obergeschoss waren u.a. Kinder- und Schlafzimmer eingerichtet. Auch auf Persönlichkeiten aus diesem Ort und ihr Leben wird anschaulich eingegangen.
Schlafzimmer
Neben weiteren historischen Alltagsexponaten waren auch Themen-Ausstellungen in diesem Haus untergebracht. Eine davon beschäftigte sich mit der untergegangenen Beothuk-Kultur und deren Vorfahren, den "Maritime Archaic Indians" ↗. Viele Fundstücke, die bei Ausgrabungen auf der Insel Twillingate gesichert werden konnten, und die zu dieser ehemaligen Bevölkerungsgruppe Neufundlands zugerechnet werden können, sind hier in Vitrinen ausgestellt.
Beothuk
Aber auch der Erste und Zweite Weltkrieg werden in diesem Haus thematisiert, denn selbst in diesem entlegenen Ort hinterließ er seine Spuren.
Viele junger Männer meldeten sich während des 1. Weltkrieges zum Einsatz im Ausland und kehrten nicht mehr zurück. Dies führte nicht nur zur Schließung von Geschäften, sondern auch zur Verarmung vieler Familien. Die Freiwilligen traten damals dem "Royal Newfoundland Regiment" bei, das im Sommer 1916 in Frankreich eine vernichtende Niederlage erlitten hatte.

Das Museum wirbt mit dem Slogan: „Ein Ort, wo Vergangenheit gegenwärtig ist“. Das konnten wir bei diesem Besuch nachempfinden.

Nur 300 Meter vom Twillingate-Museum entfernt befindet sich im historischen Gemeindehaus der anglikanischen Kirche St. Peter das „Twillingate Isles Wooden
Boat Museum“. Dort wollten wir uns noch über die Geschichte des Bootsbauhandwerks ↗ informieren und erfahren, wie die Holzboote für den Atlantik gebaut wurden, aber wir kamen zu spät. Das Museum hatte aber bereits geschlossen.