Montag, 11. August 2025

Cook’s Lookout in Corner Brook

Die Stadt Corner Brook mit ihren etwas mehr als 19.000 Einwohnern liegt an der Westküste von Neufundland, wo der Humber River in den Sankt-Lorenz-Golf einmündet. Der wichtigste Arbeitgeber der Stadt ist die Zellstoff- und Papierfabrik, die „Corner Brook Pulp and Paper Mill“ . Sie feierte im Juli 2025 ihr 100jähriges Bestehen. Derzeit ist sie Arbeitgeber für etwa 400 Mitarbeiter.
Corner Brook
Corner Brook mit der zentral liegenden 
Papier- und Zellstoff-Fabrik
Zellstoff-Fabrik
Alte aber noch in Betrieb befindliche Ferigungshalle der
Papier- und Zellstoff-Fabrik
Zellstoff-Fabrik
Papier- und Zellstoff-Fabrik in Corner Brook
100 Jahre
Die Papier- und Zellstoff-Fabrik
feierte im Juni 2025 ihr 100jähriges Bestehen
Heute spielt allerdings auch der Tourismus in der Stadt eine große Rolle; so hält fast wöchentlich während der Sommersaison ein Kreuzfahrtschiff im Hafen. Von hieraus können die Passagiere geführte Unternehmungen ins nahe Hinterland unternehmen.
Kreuzfahrtschiff
In der Stadt legt man großen Wert darauf, dass man eng mit einer historischen Persönlichkeit verbunden ist – mit Captain James Cook (1728-1779). Eigentlich ist dieser Seefahrer für seine drei berühmten Expeditionen nach Australien und in die Südsee bekannt. Bevor er diese Reisen unternahm, war er jahrelang mit der hydrografischen Vermessung der Küsten von Quebec und Nova Scotia sowie von Neufundland beschäftigt. Ab 1758 war er als Offizier der britischen Royal Navy in Nordamerika tätig, erstellte hiesige Seekarten und kartierte die Küsten.
Für die Kartierung der Küste Neufundlands war er ab 1763 im Einsatz und beendete diese Aktion 1767 in der „Bay of Islands“ (Bucht der Inseln) an der Westküste, dort wo sich heute Corner Brook befindet.
Aus diesem Grund hat die Stadt auf einer bis 200 Meter hohen Anhöhe, dem sogenannten Crow Hill, eine Erinnerungsstätte eingerichtet – die „Captain James Cook Historic Site“ oder einfach „Cook’s Lookout“.
Captain Cook
Und man hat von diesem Aussichtspunkt tatsächlich einen sensationellen Blick auf die Bucht, die Bay of Islands, den hier einmündenden Humber River, die Stadt Corner Brook und auf die gegenüberliegenden Berge, die Long Range Mountains und Lewis Hills, die beide zu den Appalachen gehören. 
cooks point
Hier oben befinden sich mehrere Informationstafeln zum Leben und Wirken von Captain James Cook und eine lebensgroße Bronzefigur, die ihn mit einem Quadranten in der Hand zeigt. Der Quadrant ist ein Vorläufergerät eines Sextanten, mit dem Cook aber auch arbeitete. Diese Instrumente waren seine Basis-Geräte für die Landvermessung.
Die Bronzestatue von Captain James Cook wurde von dem Bildhauer Luben Boykov (*1960) entworfen, der 1990 von Bulgarien nach Kanada immigrierte.
James cook
Bereits ab 1658 erlernte er in Halifax das Verfahren der Triangulation, wo man mit Hilfe des Quadranten bzw. des Sextanten Winkelmessungen und -berechnungen durchführen kann, mit denen dann Punkte im Gelände genau bestimmt werden können. Er konnte so die Landumrisse in seinen Karten genau darstellen.
Eine seiner Karten wird auf einer der Informationstafeln vorgestellt. Seine Karten wurden noch ein komplettes weiteres Jahrhundert in der Seefahrt genutzt.
Seekarte
Auf den Informationstafeln werden seine Taten während seiner Zeit in Nordamerika und seine Erlebnisse während seiner drei Südsee- Reisen beschrieben.
James cook
James Cook
James Cook
Besonders interessant fanden wir eine Beschreibung von Captain James Cook auf einer Info-Tafel, nämlich dass er ein typischer „Renaissance-Mensch“ gewesen sei. Darunter versteht man, dass ein Mensch Wissen und Fähigkeiten in verschiedenen Bereichen besitzt und nutzt. Für ihn waren Beobachtung und Messung die Grundvoraussetzung für die Beherrschung der Welt und tatsächlich hat er mit seinem Wirken zur Weiterentwicklung von Kanada in vielen Bereichen (schnellere Besiedlung, sicherer Schiffsverkehr, usw.) beigetragen.
James Cook
Mit diesen Erkenntnissen verließen wir Cook’s Lookout und fuhren ein Stück an der Südseite der Bay of Islands entlang, die einst von ihm genauestens vermessen wurde.
James Cook
James Cook - in einer Ausstellungsvitrine
im Gros Morne National Park Discovery Centre
Weiterführende Informationen findet man bei Captain Cook Society 

Samstag, 9. August 2025

Von Doyle nach Corner Brook

Unsere zweite Etappe in Neufundland war etwas länger. Erst nach 200 Kilometern auf dem Trans-Canada Highway erreichten wir die größere Stadt Corner Brook an der Bay of Islands. Hier besuchten wir Cook´s Lookout (eigener Bericht) und unternahmen einen Ausflug am südlichen Ufer der Bucht, „Bay of Islands“, bis zum „Blow me down“ Provincial Park (eigener Bericht).
Auf dem Trans-Canada-Highway orientierten wir uns nordwärts mit dem Ziel Corner Brook.
auf dem TCH
Wir bemerkten extrem dichte Wälder rechts und links des Highways - und wenn wir einen etwas besseren Gesamtüberblick auf die Gegend hatten, konnten wir sehr viele unterschiedliche Grüntöne ausmachen.
Wald
Grüne Wälder
Durchsetzt war die Landschaft hin und wieder mit kleineren und größeren Seen.
Seen
Wir sahen aber auch vermehrt abgestorbene Bäume, dazu in einem weiteren Bericht mehr!
Abgestorbene Bäume
Nach gut 100 Kilometern auf dem Trans-Canada Highway verließen wir diesen auf die Route-490, um nach Stephenville zu fahren.
490
Doch zuvor mussten wir entlang der Bay St. George fahren, wo der St. George River und der Harry´s River durch die "Gut" ins Meer münden.
Nach dem Bau einer Eisenbahnlinie von Port aux Basques nach Corner Brook durch die Region Ende der1890er Jahren entstand dort, wo die Eisenbahnlinie ein offenes Gewässer namens Gut überquerte, eine kleine Gemeinde von Eisenbahnarbeitern und Holzfällern, die Schwellen schnitten. Bald entstanden an dem Ort, der später Stephenville Crossing genannt wurde, ein Sägewerk, eine Molkerei, ...
Nach dem Bau der Papiermühle in Corner Brook im Jahr 1925 hatten die Holzfäller der Region zusätzliche Arbeit, da der Abtransport per Eisenbahn nun gesichert war.
Stephenville Crossing
Die erste Eisenbahnbrücke hatte eine "swing-brige", damit Schiffen freie Passage gewährt werden konnte, doch bereits 1901 wurde diese durch Eisschollen beschädigt.
1941 wurde Harmon Field gebaut, ein Luftwaffenstützpunkt der amerikanischen Armee und eine neue Eisenbahnbrücke wurde 1943 fertiggestellt, die sowohl eine einspurige Fahrbahn für Fahrzeuge als auch eine einspurige Eisenbahnlinie aufwies.
Diese hatte bis Ende der 1980er Jahre Bestand. Dann wurde der Eisenbahnbetrieb in Neufundland eingestellt (1990) und es wurde eine neue Brücke - nun dem neuzeitigen Verkehr entsprechend gebaut. (Quelle: https://gallivanting.ca/the-crossing/ ↗)
Die Eisenbahnbrücke wurde aus Sicherheitsgründen 2024 abgebaut - übrig geblieben ist ein Pfeiler, wie hier im Bild sichtbar.
Brückenpfeiler
Bucht
Bay St. George
Häuser
Flach schmiegen sich die wenigen Häuser in die Landschaft
Häuser
Bucht
Blick Richtung Bucht und offenes Meer
Nach wenigen Kilometern erreicht man den Ort Stephenville, der in seinem "Willkommensschild" den Hinweis mit einem Flugzeug auf die einst wichtige amerikanische Air-Base trägt.
Stephenville
Diese Air-Base wurde im Rahmen des "Zerstörer gegen Stützpunkte Deals" zwischen den Vereinigten Staaten und dem Vereinigten Königreich am 2. September 1940 beschlossen,  wonach 50 Zerstörer der US Navy im Austausch gegen Landrechte auf britische Besitzungen von der US Navy an die Royal Navy übergeben wurden. Der Militärflugplatz wurde 1966 geschlossen und wurde aber bis zum Jahr 2020 noch als  Flugfeld (Stephenville Dymond International Airport) betrieben und von namhaften Fluggesellschaften angeflogen. Ja, die Landebahn war sogar in der Liste für Notlandungen für die Spaceshuttle der NASA aufgelistet.
Nach der Lockerung der Reisebeschränkungen, bedingt durch die COVID-19-Pandemie, nahmen alle Fluggesellschaften nicht mehr Stephenville in ihr Start- und Landeprogramm auf.
Am 3. Juni 2025 wurde der Flughafen geschlossen, nachdem Newfoundland Power die Stromversorgung des Flughafens wegen unbezahlter Rechnungen unterbrochen hatte. 

Auf unserer Weiterfahrt Richtung Trans-Canada Highway fuhren wir zwar wieder durch hügelige Landschaften, doch recht bald kamen wieder kleinere Seen und sumpfig-moorastige Gegenden in Sicht, in denen die Telegraphenleitungen nur durch eine spezielle Bauweise Halt und langlebige Sicherheit im Gelände finden.
Berge
Pfosten
Bergig
Flach ist die durchfahrene Region nicht!
wenig wasser
Die Flüsse führen allerdings nur wenig Wasser
Wir näherten uns Corner Brook und wurden mit diesem Ortsschild begrüßt
Corner Brook
Auf dem Schild der Stadt Corner Brook ist Captain James Cook abgebildet. Die Stadt hat eine historische Verbindung zu ihm. In den 1760er Jahren war er mit einem Vermessungsauftrag an der Westküste Neufundlands unterwegs und erstellte eine detaillierte Kartierung der Bay of Islands. Die Ergebnisse seines damaligen Projektes legten den Grundstein für die Besiedlung der Region.

Freitag, 8. August 2025

Rundfahrt im Codroy Valley

Das Codroy Valley erstreckt sich entlang des Grand Codroy Rivers bis ans Meer und
wird durch die Long Range Mountains geschützt, die sich über fast 400 Kilometer entlang der neufundländischen Westküste erstrecken. Sie sind ein weiterer Teil der kanadischen Apalachen.
Der Grand Codroy River hat zusammen mit seinem Quellfluss North Branch eine Länge von 87 Kilometern und mündet in den Sankt-Lorenz-Golf.
Das absolut Besondere ist sein Mündungsbereich, denn er bildet hier ein sogenanntes „Estuary oder Ästuar“. Darunter versteht man ein Ökosystem, das durch die Gezeitenabläufe und die trichterförmige Einmündung des Flusses entsteht.
Zum einen bildet sich durch die Vermischung von Salz- und Süßwasser eine Brackwasserzone. Zum anderen findet man in diesem Bereich unterschiedlichste Lebensräume wie Watt- und Schlickflächen, Salzwiesen, Tümpel und
Flachwasserbereiche sowie Röhrichte. In solch einem Ästuar sind Flora und Fauna  außergewöhnlich mit vielen seltenen Pflanzen und Tieren. Das Codroy Valley ist für seine besondere Vogelwelt bekannt.
Wir starteten unsere Rundfahrt durch das Codroy Valley an der Kreuzung der Doyles Station Road und dem Highway 406, der Codroy Road.
406
Um einen Eindruck von dem Naturschutzgebiet zu bekommen, besuchten wir zunächst das „Codroy Valley Wetland Interpretation Center“. Es ist ein kleines, aber sehr informatives Besucherzentrum. Von hier aus spazierten wir ein kurzes Stück auf dem „Wetland Trail“ entlang des Flusses.
Wetland Center
Wetland
Wir fuhren anschließend einige Kilometer auf der Route-406 durch das Tal und erreichten den kleinen Haupt-Ort Codroy, in dem etwas zersiedelt knapp 250 Menschen wohnen. Im Jahr 1765 hatte Captain James Cook (1728-1779) hier die Küste vermessen und trug für die Region den Namen „Cod Roy“ in seiner Karte ein. Dies hat sich bis heute erhalten.
Cod Roy
Im kleinen Hafen des Ortes befindet sich ein fischverarbeitender Betrieb und es liegen einige Fischerboote am Pier.
Seafood
Da man gerade dabei war, auf See gefangene Fische (Flunder) in kleine Kisten zum Weitertransport zu verpacken, kam mir der Gedanke, hier wieder einmal nach fangfrischem Fisch nachzufragen. So hielt ich mich an die "Anweisung" und meldete mich im Büro.
Notice
Die knappen Antworten auf all meine Fragen waren ein klares "NEIN" - "Nicht möglich"! Auch die Frage, ob ich fotografieren dürfte, wurde verneint. Und im Übrigen: warum interessieren Sie sich denn überhaupt dafür?

Wir fuhren weiter zu einem Ort, wo man uns "Willkommen" hieß.
Imposant an der Küste von Codroy steht die Anglikanische Kirche der Dreifaltigkeit (holy trinity church) neben einem kleinen Friedhof. Die anderthalbstöckige Holzkirche wurde 1913 im neugotischen Stil von den Bewohnern von Codroy im Eigenbau errichtet, nachdem ein Sturm die vorherige Kirche vernichtet hatte. Besonders auffällig ist der große Glockenturm mit einem Kuppeldach am Westende der Kirche.
Kirche
Nach einigen weiteren Kilometern auf der Route-406 erreichten wir den Leuchtturm auf dem Cape Anguille. Die kleine Landzunge, die hier in den Sankt- Lorenz-Golf hineinragt, ist der westlichste Punkt von Neufundland. „Anguille“ ist ein französisches Wort und bedeutet „Aal“.
Cap
Leutturm
Der Leuchtturm ist ein fast 18 Meter hoher, achteckiger Betonturm, der 1960 als
Nachfolgebau eines alten Leuchtturmes von 1908 errichtet wurde. Malerisch liegt er inmitten von Salzwiesen und Dünen und dient auch heute noch den Fischern als Orientierung.
Leuchtturm auf dem Cape Anguille
Leuchtturm auf dem Cape Anguille
ehemaliges Leuchtturmwärterhäuschen
Ehemaliges Leuchtturmwärterhäuschen, errichtet ~1907
Inn
Wer möchte, kann dieses Haus als Übernachtungsstätte ↗ buchen.
Umgeben wird es von derzeit bunten Wiesen. Hier die rote Flockenblume mit der weißen Canadian burnet (Sanguisorba canadensis) - Kanadischen Wiesenbirne.
Canadian burnet (Sanguisorba canadensis)
Morastig
Stellenweise sehr morastig ist das Gelände bis zum Hügelanfang
Nach unserem Besuch am Cape Anguille mit seinem Leuchtturm, der nicht zugänglich ist, fuhren wir die Route wieder zurück, bogen jedoch nach dem Ort Codroy auf die Route-407 ab.
407
So erreichten wir den Codroy Provincial Park ↗ . Eine asphaltierte Straße führt direkt am Strand entlang. Von einem Parkplatz des Provincial Parks kommt man sowohl in Richtung des Landesinneren, in die Brackwasser-Bereiche, als auch auf der gegenüberliegenden Seite zum Strand mit dem offenen Meer.
Provincial Park
Wir erkundigten beide Richtungen, waren aber im Besonderen vom Strand begeistert, weil wir ihn u.a. für uns alleine hatten. Er war menschenleer!
Watvögel

Wir konnten mehrere unterschiedliche Watvögel beobachtem, fanden in den Salzwiesen verschiedene Blumen und sogar eine Orchidee (Spiranthes ochroleuca -- yellow ladies'-tresses - - Drehwurz].
Spiranthes ochroleuca — yellow ladies'-tresses

Dünendurchgang
Dünendurchgang zum offenen Meer
Strand
Der Strand (links)
Strand rechts
Der Strand (rechts)
Bei der Weiterfahrt zur Einmündung des Grand Codroy Rivers konnten wir die Searston Gut Bridge über den Fluss nutzen. Diese Brücke hat eine wechselvolle Geschichte. Im Jahr 1978 stürzte die erste, 1926 erbaute Brücke nach schwerem Eisgang ein und wurde nur provisorisch ersetzt. Diese „temporäre“ Brücke hielt bis zum Jahr 2010 und wurde durch eine neue, dauerhafte Brücke mit einer Fahrbahnbreite ersetzt.

Brücke
Searston Gut Bridge
Nach der Überquerung dieser Brücke fuhren wir auf direktem Wege gut zehn Kilometer,  jetzt wieder auf dem Route 406 zurück, nach Doyles.
Stein
Bemalter Stein an einer Grundstückseinfahrt

Mittwoch, 6. August 2025

Von Port aux Basques nach Doyle

Eine erste kurze Tagesetappe für uns in Neufundland
Wir starteten in Port aux Basques und fuhren auf der Newfoundland and Labrador Route 1, dem Trans-Canada Highway, Richtung Norden.
Kurz hinter der Stadt befindet sich das Newfoundland Visitor Information Centre , indem wir uns nicht nur nach der aktuellen Straßensituation erkundigen konnten (mittlerweile brennen nun auch Wälder in Neufundland), sondern uns mit detailliertem Kartenmaterial und vielen Detailinformationen zur Westküste "versorgten".
Visitor Centre
Interessant fanden wir die beiden "Kegelberge", die wir kurz darauf während unserer Weiterfahrt auf der gut ausgebauten Straße passierten.
Kegelberg
Unser Tagesziel war bereits nach gut 40 Kilometern in Doyle erreicht. Von hier aus wollten wir das Codroy Valley im Rahmen einer Rundfahrt erkunden.