Mittwoch, 6. August 2025

Ankunft in Neufundland

North Sydney
North Sydney - Downtown
Nicht Möven, sondern Kormorane dominieren den Hafenbereich von North Sydney
Kormorane
Das kleine Städtchen North Sydney mit seinem ebensolchen, aber bedeutsamen Hafenbereich - dem Fährhafen. [Bild zum Vergrößern bitte anklicken]
North Sydney
Mit einer Fähre der „Marine Atlanticnamens „Highlander“ starteten wir in North Sydney in Nova Scotia und durften für fast sieben Stunden eine ruhige „Seereise“ bei strahlendem Sonnenschein und leichtem Wellengang erleben.
Abfahrt
Die Strecke, die wir bis Neufundland zurücklegten, betrug 178 Kilometer. Wir überquerten dabei die Cabot-Straße, eine Meerenge, die den Atlantik mit dem Sankt-Lorenz-Golf verbindet.
Benannt ist diese Meeresstraße nach dem Entdecker John Cabot (geboren in Genua als Giovanni Caboto um 1450, "verschollen" auf einer Seereise im Jahr 1498), der im Auftrag von England 1497 auf einer Seereise bei der Suche nach einem Handelsweg nach Asien, Neufundland erreichte und dieses Land für England beanspruchte.

Zeitumstellung  -  30 Minuten
Nach über sechs Stunden Fahrt erreichten wir Neufundland und mussten zunächst einmal unsere Uhren für eine halbe Stunden weiterstellen. Die "Newfoundland Standard Time" weicht tatsächlich nur 30 Minuten von der "Atlantic Standard Time" in Nova Scotia ab.
Mit Neufundland hatten wir nun die letzte kanadische Provinz unserer diesjährigen Tour erreicht.

Der korrekte Name der Province ist Newfoundland and Labrador und das auch erst seit 2001.
Labrador ist der Festlandteil der Provinz, der an die Provinz Quebec und das Territorium Nuvanut angrenzt. Da fast 95 Prozent der Gesamtbevölkerung, heute knapp 540.000, in Neufundland leben, nannte sich die gesamte Provinz bis 2001 nur Neufundland. Damals entschied man sich zu einer Verfassungsänderung bezüglich des Namens, um die Bedeutung vom Festland Labrador als gleichwertigem Partner in der Provinz zu zeigen.
Erst seit 1949, nach einer Volksabstimmung, trat Neufundland der kanadischen Konföderation bei. Vorher war das Land zunächst eine britische Kolonie und ab 1907 eine „Dominion“, ein „selbstverwalteter Staat“, des British Commonwealth.

Angekommen waren wir, nach unserer Überquerung der „Cabot-Straße“ mit der Fähre, in dem kleinen Ort Port aux Basques, der sich, wie die Stadt North Sydney in Nova Scotia, auch als „Tor nach Neufundland“ bezeichnet. Er wird wegen seinem zweiten Ortsteil Channel offiziell „Channel-Port aux Basques“ genannt.

Port aux Basque
Port aux Basque

Leuchtturm
Hinter dem Leuchtturm liegt gut geschützt der Hafen
Die Stadt mit heute über 4.000 Einwohnern wurde offiziell erst 1945 gegründet. Die einzelnen Fischerdörfchen, die damals zusammengelegt wurden, und den Hafen gibt es aber seit Jahrhunderten. Der Name ist auf das frühe 16. Jahrhundert zurückzuführen, als baskische Walfänger hier nach der Atlantiküberquerung Station machten, um sich zu versorgen und dann vor der Südküste von Labrador auf Walfang zu gehen.
Heute ist der Ort wichtiger Verkehrsknotenpunkt, der von Touristen und für wirtschaftliche Transporte genutzt wird.
welcome
Für unsere diesjährige Durchquerung des nordamerikanischen Kontinents war von Bedeutung, dass direkt nach dem Fähr-Terminal der letzte Abschnitt des Trans-Canada-Highways beginnt, auf dem wir dann auf der Weiterreise am Ende Saint John, den Endpunkt des Highways, erreichen würden.
TCH
Wir schauten uns den Ort mit seinen schönen, teilweise bunten Häusern an. An vielen Gebäuden sind außerdem farbenfrohe Gemälde mit Motiven aus der Region zu finden.
Ansonsten zeigten sich die Häuser klein im Bau und in die Landschaft eingeschmiegt.
kleine Häuser
Besonders interessant waren die zahlreichen kleinen Gedenkstätten bzw. Friedhöfe, teilweise gewissermaßen in Nachbars Garten.
Friedhof
Dann fiel uns die Müllabfuhr auf, die in Port aux Basques während ihres Arbeitseinsatzes sogar mit Blaulicht fährt!
Müllabfuhr
Auch das örtliche Bestattungsunternehmen dieser Stadt ist etwas anders ausgestattet, als wir es bisher kannten.
Bestattungswagen
In dieser Region muss heute Waschtag gewesen sein, denn überall flatterte die Wäsche zum Trocknen im Wind.
Waschtag
Anschließend fuhren wir an die äußerste Südwestspitze des Ortes zur Sharks Cove, wo auf der kleinen Insel „Channel Head“ ein Leuchtturm steht – das heute noch aktive „Channel Head Lighthouse“.
Leutturm
Diesen Leuchtturm hatten wir bereits vor der Einfahrt
in den Hafen bemerkt (siehe Bild oben)
Infos zu Leuchttürmen in Port aux Basques kann man u.a. hier ↗ und hier  nachlesen.
Der runde, eiserne Turm wurde 1895 errichtet und ist acht Meter hoch. Durch seine
exponierte Position ist er für alle Schiffe, die in den Hafen von Port aux Basques fahren wollen, gut sichtbar und eine wichtige Orientierung.
In unmittelbarer Nähe befindet sich ein Aussichtspunkt mit nachstehendem Gemälde mit sehr vielen liebevoll wiedergegebenen Details, das Aubrey Wells von Port aux Basques im Jahr 2018 angefertigt hat.
Neufoundland
Nun, ganz so bunt sind die Häuser derzeit nicht mehr, aber vielleicht waren sie es einmal.
Port auy Basques
Ausschnitt aus obigem Bild von Aubrey Wells

Kirche
rechts: Saint James the Great Anglican Church
Auch diese Kirche konnte man bereits vor Ankuft der Fähre in den Ort ausmachen (siehe Bild oben)
Restaurant
Das "Shark Cove Restaurant" in Port aux Basques, ist seit Jahren geschlossen, doch ein ehemals dazugehöriger Stellplatz für Wohnmobile wird noch betrieben. Wir wählten ihn für unsere erste Nacht in Neufundland, obwohl wir direkt nebenan einen besonderen Friedhof antrafen.
Stellplatz
RV-Stellplatz mit Versorgungseinrichtungen
Cemetery
United Church Friedhof mit Ruhebank hoch oben
Grabstein
Viele Grabsteine sind umgefallen und von einer dichten Schicht unterschiedlichstem Bewuchses verdeckt.
Heidekraut
zwergtanne
Blick von der Ruhebank
Von der einzigen Ruhebank aus hat man kurz vor Sonnenuntergang diese Sicht auf das zur Seeseite gewandte Friedhofsareal.
Ein weiterer Friedhofsbesucher an diesem Abend, eine Grasammer [Savannah sparrow (Passerculus sandwichensis)].

Dienstag, 5. August 2025

Kein Hummer - kein Fisch

Wir hatten nicht nur in der touristisch ausgelegten Stadt Lunenburg in Nova Scotia, sondern auch im gesamten nahe verzweigten Küstenbereich am Atlantik das Problem, ein Geschäft zu finden, indem wir frischen Fisch hätten kaufen können.
Nun, in Lunenburg selbst fanden wir ein Geschäft, in dem der gekochte Hummer (1,5 kg) für CAN$ 52 zu haben war; nebenan im Restaurant wurde jedoch eine komplette fertige Mahlzeit mit einem ebensolchen großen Hummer und Salat, ... schon für ganze CAN$ 50 angeboten.
Frische Miesmuscheln und Kabeljau standen noch auf dem Verkaufsangebot, ansonsten nur eingefrorene Fisch- und Muschelvarianten.
Fischgeschäft
Selbstverständlich gab es diverse Restaurants oder auch "food-trucks", in denen man neben "Fish & Chips" auch eine "Lobster-Roll" (ein mit Hummerfleisch belegtes Brötchen) hätte bestellen können, doch wir wollten eigentlich selbst kochen / braten / grillen / ...
Nachdem wir Nova Scotia fast verlassen hatten, um nach Neufundland überzusetzen, versuchten wir erneut in der Hafenstadt North-Sydney, uns mit frischem Fisch einzudecken. Nun, hier konnten wir in einem Fischgeschäft zwar noch das eingefrorene Fleisch von Schneekrabben erstehen, doch ansonsten lagen auch hier in der Verkaufstheke nur noch Miesmuscheln und Kabeljau auf Eis.
Zum Glück hat aber dieses kleine Städtchen eine zweite Verkaufsstelle für frischen Fisch. Als wir dort ankamen - konnten wir schon aus etwas größerer Entfernung lesen, dass dieser kleine Laden gegenüber dem Lager 7 Tage die Woche geöffnet hat. Uns wunderte aber: kein Auto vor der Tür, die Tür zu und sogar verschlossen. Dann konnten wir lesen:
" Sorry, we´re CLOSED "
Einem weiteren handgeschriebenem Schild im Fenster der Schuppentür konnten wir entnehmen:
" Sold OUT! "
sold out

Jetzt liegt unsere "Fisch-Hoffnung" im Besuch von New-Found-Land!
Vielleicht werden wir hier fündig 👀!

Montag, 4. August 2025

Citadel Hill in Halifax

Wir hätten in Halifax sicherlich noch mehrere Tage mit verschiedenen Besichtigungen  (Maritime Museum of the Atlantic, Afrikanisches Museum (Africville), Public Gardens, Museum of Natural History, Museum of Immigration, …) oder Unternehmungen im Hafenviertel sowie in Downtown verbringen können, aber da wir a) keine Fans von größeren Städten sind und b) im gesamten Hafenviertel sich die Touristen aus den Kreuzfahrtschiffen tummelten, entschieden wir uns nach dem Prince of Wales Tower nur noch die Zitadelle zu besuchen.
Also fuhren wir vier Kilometer durch den Stadtverkehr hinauf zum Citadel Hill, um dort
oben zunächst einmal einen Parkplatz für den RV zu erobern – schwierig, da alle für Wohnmobile ausgewiesene Parkplätze von PKWs besetzt waren.
Seit 1749 thront die Zitadelle auf dem fast achtzig Meter hohen Hügel, dem Citadel Hill,
während die Hauptstadt von Nova Scotia, Halifax, nur durchschnittlich 15 Meter über Meereshöhe liegt. Erbaut wurde die Zitadelle mit anderen militärischen Befestigungseinrichtungen, um Stadt und Hafen vor Angriffen zu schützen.

Befestigungsanlagen
Halifax wurde 1749 gegründet und zu Ehren von George Montagu-Dunk, dem 2. Earl
of Halifax benannt, der eine wichtige Rolle bei der Stadtgründung spielte. Halifax hat
heute rund 530.000 Einwohner, ist Wirtschafts- und Universitätsstadt und eben Hauptstadt der Provinz Nova Scotia.
Oben von der Zitadelle hat man einen herrlichen Blick auf die Stadt, in der historische Bauten und neue Hochhäuser nebeneinanderstehen. Dies wird besonders deutlich, wenn man von der Ostseite direkt vor dem Haupteingangstor zur Zitadelle auf Halifax hinunterschaut.
Halifax
Ganz rechts sieht man die Old Town Clock bzw. den Citadel Clock Tower, ein Wahrzeichen der Stadt. Sie wurde 1803 auf Bestreben von Prince Edward, dem Duke of Kent, installiert, da er mit der Pünktlichkeit seiner Soldaten nicht zufrieden war. Als er nach England zurückkehrte, überreichte er sie der Stadt gewissermaßen als Abschiedsgeschenk, um Bürger und Militär zu mehr Pünktlichkeit zu veranlassen. Die Uhr befindet sich im Obergeschoss eines dreistöckigen weißen Holzturmes, der auf einem rechteckigen Sockel steht. Der Turm schließt mit einer Kupferkuppel ab.
Uhrenturm
Old Town Clock 
Ein weiteres auffallendes Gebäude sieht man von der Zitadelle aus – das „Dominion
Public Building“. Es wurde 1936 im sogenannten Art-Deco-Stil errichtet. Der
Wolkenkratzer hat einen zentralen Turm mit einer Kuppel. Die glatten Fassaden sind
mit Bändern abstrakter Muster verziert. Es wurde über viele Jahre zunächst von der
kanadischen Post und später von „Public Works Canada“ genutzt, einer Behörde, die
für Dienstleistungen und Verwaltungsaufgaben innerhalb der Regierung zuständig
ist. Das Gebäude steht seit 1990 unter Denkmalschutz.
Dominion
Rechts sieht man also diese historischen Gebäude, nicht weit entfernt davor steht das Scotiabank-Centre, ein Vertreter der modernen Architektur.
Die Mehrzweck-Arena wurde mit modernen Materialien wie Beton, Stahl und Glas erbaut unterscheidet sich also stark vom benachbarten Uhrenturm. Sie wurde 1978 eröffnet
und 2015 das letzte Mal renoviert. Hier finden Sportveranstaltungen und Konzerte statt. Die Mannschaft, die hauptsächlich das Scotiabank-Centre nutzt, sind die „Halifax Mooseheads,  ein kanadisches Junioren-Eishockey-Team.
Arena
Zurück zur Zitadelle: 1749 wurde die erste Festung auf dem Citadel Hill erbaut. Das heutige Fort wurde 1869 fertiggestellt und nach dem damaligen englischen König, George II (1683-1769), Fort George genannt. Errichtet wurde sie, wie damals üblich, in einer Sternform, wodurch sich die Möglichkeit erhöhte, mehrere Kanonen in unterschiedlichen Schussrichtungen aufstellen zu können.
Zitadelle
Wir hatten Glück bei unserem Besuch. Direkt nach unserer Ankunft konnten wir einer
Wachablösung mit dem gesamten zeremoniellen Ablauf zuschauen.
changing gards
Danach besichtigten wir das große Cavalier Building, anschließend das Army Museum.
Gebäude
Armeemuseum
In dem Museum, das in Räumen ehemaliger Kasematten untergebracht ist, wird nicht nur ausführlich auf die Militärgeschichte des Forts eingegangen, sondern auch auf das Militär und die Rolle der Marine während der zurückliegenden Zeit.
Es wird aber auch an die Schattenseiten der Stadt selbst erinnert. So z.B., als am 06.12.1917 im Hafen der Stadt die "Halifax-Explosion" stattfand.
Auslöser war eine Kollision zwischen dem französischen Munitionsschiff SS Mont-Blanc und dem norwegischen Schiff SS Imo im Hafen von Halifax. Die Explosion mit 2,9 Kilotonnen Sprengstoff verwüstete große Teile der Stadt. Rund 1.900 Menschen kamen ums Leben, Tausende wurden verletzt. Es war die größte von Menschen verursachte Explosion vor den Atombomben des Zweiten Weltkriegs.
Aber auch Informationen aus der Zeit des 2. Weltkrieges werden gezeigt, als Halifax ein wichtiger Hafenstandort war und mit der ständigen Gefahr, von deutschen U-Boote ausgehend, leben musste.
Auf dem Zitadellen-Gelände konnten wir bei einem Rundgang noch verschiedene Kanonen,
Gräben und Befestigungsmauern „inspizieren“ – generell eine gut erhaltene und interessante militärhistorische Einrichtung.
Innenhof
Innenhof
Innenhof
Der weitläufige Innenhof 
Graben
Innere Grabenanlage
Anschließend fuhren wir aus der Stadt heraus, durch ein paar Stadtviertel und Straßen, die kein Kreuzfahrt-Tourist zu sehen bekommt.
Hinterstadt
Flaschensammler
Wir verließen schließlich Halifax über die 1970 fertiggestellte A. Murray MacKay Brücke und hatten dabei einen Blick auf eine weitere Brücke, die über den Hafen von Halifax führt.
Brücke
Mackay Bridge
Es handelt sich um die 1952 erbaute Angus MacDonald Hängebrücke, die 1.300 Meter lang ist und ebenso wie die MacKay Bridge bis März 2025 mautpflichtig war. Angus MacDonald (1890-1954) war ein Premierminister von Nova Scotia.
Angus MacDonald Hängebrücke
Brücke
Blick von der Zitadelle auf die Brücke
Container

Von der MacKay Bridge hatten wir auch einen guten Blick auf die Tufts Cove Generating Station ↗ mit ihren drei 150 m hohen Schornsteinen. Die Anfänge der Stromerzeugungsanlage reichen bis ins Jahr 1965 zurück. Anfänglich als reines Kohlekraftwerk wurde es später nach und nach auf Erdgas umgestellt. Ab dem Jahr 2030 soll nur noch Erdgas zur Strom- und Wärmegewinnung verwendet werden.
Tuffts Cove

Der Prince of Wales Tower in Halifax

Ein Besuch im Point Pleasant Park von Halifax

Von Peggy’s Cove fuhren wir etwa 50 Kilometer auf der NS-333 E nach Halifax, um
dort den Prince of Wales Tower  zu besichtigen, der sich im Point Pleasant Park  an der Südspitze der Halifax-Halbinsel befindet.
PC
Halifax Tower
Warum war unser erstes Ziel in Halifax ausgerechnet dieser Turm? Vor einiger Zeit hatten wir in Saint John in New Brunswick versucht, den dortigen Carleton Martello Tower zu begehen. Dieser war damals wegen Baumaßnahmen komplett unter einer Verkleidung verschwunden. Also wollten wir uns nun in Halifax genauer über die Bauweise, etc. von einem Martello-Turm informieren. Auch der Prince of Wales Tower ↗ in Halifax ist ein solcher Martello-Turm und mit seinem Erstellungsdatum 1796/99 auch der älteste seiner Art in Kanada. Er diente als Vorlage für die Architektur von weiteren insgesamt 200 Türmen dieser Art, die an den kanadischen Küsten zum Schutz der Küsten und der Häfen entstanden – erhalten sind jedoch nur noch vier.
Tower
Tafel
Solche Martello-Türme sind kreisrunde Verteidigungstürme mit dicken Mauern und ursprünglich einem flachen Dach. Die Briten lernten die Bauweise in Korsika an einem solchen Turm kennen, der am Kap Martello stand, und die Briten durch seine wehrhafte Form  beeindruckte.
In ihrem gesamten Empire und dementsprechend auch in Nova Scotia errichteten sie
anschließend solche Türme, insbesondere zur Küsten- bzw. Hafenverteidigung. 
Prince Edward, Duke of Kent (1767-1820), ein Bruder des späteren Königs George IV (1762-1830) und Vater von Queen Victoria, war ab den 1790er Jahren für die Verteidigung der kanadischen Kolonien zuständig. Dementsprechend veranlasste er die Bauten verschiedener militärischer Einrichtungen und war somit auch für den Martello-Turm in Halifax zuständig.
Martello-Turm
Er nannte ihn zu Ehren seines königlichen Bruders „Prince of Wales Tower“, weil George IV erst 1820 König wurde und 1797 noch den Titel „Prince of Wales“ trug.
Auf dem Gelände, auf dem sich der Turm befindet, stand damals eine komplette Fort-Anlage, von der aber fast nichts mehr außer dem Turm erhalten ist.
Turm
Die Stadt Halifax bekam 1866 das Gelände vom britischen Militär für 999 Jahre mit einer jährlichen Abgabe von 1 Shilling angeboten. Dieses Pacht-Angebot nahm Halifax natürlich wahr und richtete für die Bevölkerung den heutigen Point Pleasant Park  ein, einem 75 Hektar großen Waldpark, der heute überwiegend zu Freizeitzwecken genutzt wird und in dem sich 39 Kilometer unterschiedliche Wanderwege befinden.
Der Turm, ein stummer Zeuge der Geschichte, ist beeindruckend, wenn man direkt vor ihm steht. Er wirkt sehr wuchtig, denn er ist mit 22 x 8 Metern fast dreimal so breit wie hoch. Er ist nicht nur der älteste, sondern auch der größte erhaltene Turm seiner Art.
Der Turm verjüngt sich nach oben ein wenig und im oberen Bereich verläuft eine schmale Abgrenzungsmauer rund um den Turm – ein Steinkordon. Vier Galerien sind in jeder Himmelsrichtung oben angehängt. Auf dem Dach befand sich eine zusätzliche Plattform für eine Kanone. In der Neuzeit wurde auf dem Turm ein flachverlaufendes Spitzdach zum besseren Schutz des Gebäudes errichtet.
Martello-Turm
Südansicht des Martello-Turmes in Halifax
Martello-Turm
Nordseite des Prince of Wales Tower in Halifax
Im Norden führt eine Holztreppe zu einer Tür im zweiten Stock. Der oben gelegene Eingang erschwerte möglichen Eroberern einen leichten Zugang.
Heute ist der Turm als National Historic Site ausgewiesen und wird von Parks Canada betreut.
Wir waren auf jeden Fall begeistert, dass wir nun einen Martello-Turm anschauen durften, der sich uns nicht als Baustelle präsentierte, auch wenn die Inneneinrichtung nicht mehr der ursprünglichen entsprach.
Prince of Wales Tower in Halifax