Montag, 4. August 2025

Peggy’s Cove

Auf unserer Fahrt von Lunenburg Richtung Nord Sydney entschieden wir uns für einen Abstecher nach Peggy’s Cove . Dafür waren wir knapp 100 Kilometer auf der NS-103 E sowie der NS-333 S unterwegs. Diese Route wird übrigens als Leuchtturm-Route bezeichnet und führt im letzten Abschnitt an der Ostküste der St. Margaret‘s Bay entlang.
Felsen
Granitfeldsen
Granitsteine im Uferbereich
Von Peggy’s Cove wird erzählt, dass der Leuchtturm (Peggy’s Point Lighthouse) ↗, der in dieser Bucht (Cove) steht, zu den meistfotografierten Leuchttürmen von Kanada gehört. Das hat u.a. mit seiner einmaligen Lage inmitten einer Granitfelsen-Landschaft  (und zur Nähe der touristischen Stadt Halifax) zu tun.
Leuchtturm
Der achteckige Betonturm wurde 1915 erbaut, ist 15 Meter hoch und steht auf einem  Felsvorsprung am Eingang der St. Margaret’s Bay. Er ersetzte einen ersten hölzernen Turm aus dem Jahr 1868.
Leuchtturm
Leuchtturm
Die interessante Granit-Landschaft bildete sich vor 400 Millionen Jahren, als nach tektonischen Plattenbewegungen geschmolzenes Material aus dem Erdinnern aufstieg und nach der Abkühlung die hiesigen Granit-Gesteine bildete. Vor etwa 20.000 Jahren verschoben Gletscher während einer Eiszeit Granit-Findlinge und lagerten sie an der Küste ab; auch sorgten sie für eine geschliffene Oberfläche.
Granitfelsen
Granitfelsen
Das Mini-Fischerdorf Peggy’s Cove, 30 Einwohner, wurde 1811 gegründet. Es ist von dem
400 Hektar großen Naturschutzgebiet Peggy’s Cove umgeben. Dennoch lebt der Ort in der Hauptsaison von und durch die Touristen.
Peggy cove
Entlang der Hauptstraße findet man einige Souvenir- und Geschenkeläden; auch Bootstouren werden angeboten, denn die Region ist nicht nur bekannt für ihre Wanderwege, sondern auch Kajakfahrer, Wal- und Vogelbeobachter können hier ihren Interessen nachgehen.
Bootstour
Kirche
Etwas abseits von Peggy Cove befindet sich die St. Johns Anglican Kirche aus dem Jahr 1885. Es umgibt sie, wie sonst üblich, kein Friedhof. Da der Granituntergrund von Peggy Cove eine Grablegung der Verstorbenen nicht zulässt, wurden diese an der nördlich gelegenen St. Peter´s Anglican Church im nahen Hacketts Cove mit beerdigt.
Im Naturschutzgebiet von Peggy´s Cove befinden sich Moore, viele Teiche und „Barrens“-Areale, in denen es wegen den sauren, wassergesättigten Böden fast keine Vegetation gibt. Natürlich steht auch diese felsige Küstenregion ↗ unter Naturschutz.
Felsen
Felsen
Der Name von Peggy’s Cove soll folgendermaßen entstanden sein. Samuel de Champlain (1567-1635) war hier angeblich zwischen 1604 und 1607 zur Erkundung der Atlantikküste unterwegs und nannte die Bucht nach seiner Mutter Marguerite (Margaret). Peggy ist generell der Spitzname des Namens Margaret. Es gibt allerdings auch eine Version, dass eine Schiffbrüchige namens Peggy hier gerettet worden sein soll. Eine dritte Legende besagt, dass der erste Siedler sich Peggy nannte.
Wir waren, wie alle anderen zahlreichen Besucher , fasziniert von Peggy’s Cove, hätten den Ort gerne aber mit etwas mehr Ruhe genossen.
Leuchtturm

Von Lunenburg nach North Sydney

560 Kilometer Richtung Norden-Osten in Nova Scotia
Da das nächste große Ziel unserer Reise der Besuch von Newfoundland war, mussten wir uns in den Nordenosten von Nova Scotia begeben, um dort eine Fähre zu nutzen.
Die recht lange Strecke ab Lunenburg nach North Sydney, dem Fährhafen, legten wir in zwei Etappen zurück, den größten Teil davon auf dem Trans-Canada Highway NS-104 E.
TCH
Allerdings besuchten wir vorher noch Peggy’s Cove (gesonderter Bericht), den bekannten Leuchtturm in der Bucht mit der beeindruckenden Granitstein-Küste. Er befindet sich etwa 100 Straßenkilometer entfernt von Lunenburg.
Zusätzlich machten wir einen Abstecher in die Stadt Halifax zur Zitadelle (gesonderter Bericht). Den Zwischenstopp unserer Fahrt zur Fähre legten wir nach etwa 360 Kilometern in der Stadt Antigonish ein. Am folgenden Tag fuhren wir bis North Sydney noch einmal etwa 185 Kilometer, um auch hier vor der Überfahrt noch einmal zu übernachten.
Während diesen Etappen kamen wir erneut an einigen Orten vorbei, die wir vor einigen Wochen ausgiebig besucht hatten – beispielsweise Burntcoat Head Park oder Truro.
Antigonish ist ein Städtchen mit knapp 4.700 Einwohnern und wurde 1784 gegründet. In der Stadt befindet sich seit 1855 eine berühmte Universität, die St. Francis Xavier University. Aufgrund der gälischen Wurzeln vieler Einwohner werden in diesem Ort jährlich schottische Highland Games veranstaltet.
Antigonish
Werbetafel am Highway
Antigonish
Infotafel an der Stadtgrenze
Wenn man hinter Antigonish weiter Richtung Osten unterwegs ist, kann man an mehreren großen Werbeschildern am Straßenrand sehen, dass man sich erneut in einem Gebiet befindet, das von den Akadiern besiedelt wurde und auch heute noch dementsprechend beeinflusst wird.
Uns fiel auch auf, dass sich neben dem Meer eine höhere Berglandschaft auftürmt, als in den bisher durchfahrenen Regionen von Nova Scotia.
Bergig
Dementsprechend kurvig und wellig verlief nun streckenweise der Highway. Im folgenden Bild sieht man, wie der Straßenverlauf nach einem Anstieg im Nichts verschwindet.
abwärts
Vor Port Hastings überquert man den Canso Kanal (Strait of Canso) auf einem etwa 1,5 Kilometer langgestreckten Damm mit Schleusendurchlass, der zwischen den Jahren 1952/55 gebaut wurde. Hierbei handelt es sich um eine Meerenge, 27 Kilometer lang und durchschnittlich 3 Kilometer breit, die die Cape-Breton-Insel vom Festland von Nova Scotia trennt.
Dammstraße
Nach Port Hastings befindet man sich auf Cape Breton Island.
Cape Breton
Am Straßenrand wird die eine oder andere Sehenswürdigkeit dieser Region beworben, so z. B. auch der Highway NS-105, der North Sydney und Port Hastings verbindet. Er wurde 2010 zu Ehren von Alexander Graham Bell und seiner Frau Mabel umbenannt.
Bell
Eine weitere Werbung betrifft den bekannten „Cabot Trail“, ebenfalls eine Straßenführung, die entlang der Küste und um die Nordspitze von Cape Breton verläuft.
Cabot Trail
Wir hingegen mussten nun landeinwärts Cape Breton in der Mitte durchqueren.
Kurz bevor wir unser Ziel erreichten, mussten wir noch einmal eine Meerenge überwinden. Es war der Great Bras d´Or Channel, der zwischen Cape Breton und Boularderie Island verläuft. 
Seit 1961 existiert an dieser Stelle eine Brücke, die ursprünglich zwei Fährverbindungen ersetzte. Der jetzige Standort machte damals allerdings eine größere Änderung der Route des Trans-Canada Highway am Osthang des Kelly's Mountain (240 m hoch) erforderlich, was zu einer immer noch steilen 180°-Serpentine führte, um auf Brückenniveau zu kommen.
Great Bras d'Or Crossing
Brücke
Great Bras d'Or Crossing - oder: die Seal Island Bridge 
Seal Island Bridge
Das Bauwerk ist die Hauptverkehrsader für Lastwagen, die die Fähre zwischen Nova Scotia und Neufundland erreichen wollen. In der Hochsaison ist die Strecke zudem stark von Touristen befahren. Da die Bausubstanz in die Jahre gekommen ist, plant man  derzeit eine Runderneuerung.
Leuchtturm
McNeil Beach Leuchtturm
McNeil Beach Lighthouse
McNeil Beach Leuchtturm
Blick von der Brücke auf den McNeil Beach Leuchtturm ↗, der1884 erbaut und 1965 außer Betrieb genommen wurde.
Von hier war es nicht mehr weit bis zu unserem Übernachtungsort, doch vorher wollten wir noch kurz nach North Sydney.
Zur Fähre
Wir fuhren also weiter geradeaus auf dem letzten Teilstück des Trans-Canada Highways in Nova Scotia.
Wir wollten uns - da ja in einem Hafen, einem Hafen mit Fischverarbeitung, nach frischem Fisch umsehen. 
North Sydney
North Sydney wurde 1785 gegründet und hatte im Jahr 2021 6.700 Einwohner. Der Ort mit seiner typischen Hafen-, Fischerei und Schiffsbau-Geschichte liegt im Osten der Cape Breton Island und an der Ostküste des Hafens von Sydney. Er wird auch „Tor nach Neufundland“ genannt, weil von hier die „Marine Atlantic“ ↗-Fähren nach Port aux Basques und nach Argentia in Neufundland fahren.
Bald sahen wir den Verladehafen mit den Fähren. Diese sollte uns jedoch erst am nächsten Tag mitnehmen.
Fährhafen
Wir orientierten uns hingegen Richtung Fischereihafen, nachdem wir in der ersten Verkaufsstelle für Fisch nur noch gefrorene Ware hätten bekommen können.
Hummerreusen
Als wir dort ankamen - konnten wir schon aus etwas größerer Entfernung lesen, dass dieser kleine Laden gegenüber seinem Lager 7 Tage die Woche geöffnet hat. Uns wunderte aber: kein Auto vor der Tür, die Tür zu und sogar verschlossen. Dann konnten wir lesen:
" Sorry, we´re CLOSED "
Einem weiteren handgeschriebenem Schild im Fenster der Schuppentür konnten wir entnehmen:
" Sold out! "
ausverkauft

Samstag, 2. August 2025

Von Lunenburg zu den LaHave Islands

Ein kleiner, ungewöhnlicher Ausflug 

Während der Suche nach einem etwas mehr menschenleeren Strand in der Region von Lunenburg gelangten wir auf die LaHave Islands .
Wir fuhren von Lunenburg in südlicher Richtung an den LaHave River, um von dort zunächst die Fähre zu nutzen. Die kostenlose Fährverbindung, die es bereits seit fast 200 Jahren gibt, ist eine Kabel-Fähre ↗, d.h. dass sie von einem Kabel gezogen wird. Sie verbindet die Gemeinden LaHave und East LaHave und führt über den LaHave River.
Die Fähre ist nach Brady E. Himmelman benannt, der die Fähre von 1948 bis 1983 in LaHave betrieb, viele Jahre als Kapitain. Das aktuelle Schiff wurde 2010 nach ihm benannt. Himmelman starb im Jahr 2013.
Fähre
Unter LaHave versteht man eine Region mit zahlreichen sehr kleinen, einzelnen Orten, die allesamt in der Stadt Lunenburg eingemeindet sind.
Historisch kaum zu glauben, aber LaHave war in der 1630er Jahren für eine kurze Zeit Hauptstadt von Neufrankreich. Eine Siedlergruppe ↗ hatte sich hier niedergelassen und ein Fort errichtet. Nach wenigen Jahren zogen die Siedler nach Port Royal; keine Spuren der damaligen Besiedlung sind heute noch sichtbar. Aus dieser Zeit ist nur der Name geblieben – er bezieht sich auf ein Kap in der Nähe von Le Havre in der Normandie.

Nach der Überfahrt über den LaHave River mit der Fähre erreichten wir den Crescent Beach , auf dem man sogar sein Auto auf dem Strand abstellen darf – leider sehr stark frequentiert an diesem Tag.
Crescent Beach
Crescent
Strand
Darauf entschieden wir uns, die Crescent Beach Road in Richtung einiger der LaHave Islands zu nutzen. Über diese Straße erreicht man zunächst George Island und danach Bush Island. Hier nutzten wir die erste abenteuerliche Brücke, die bereits sehr schmal war.
Bruecke
Auf Bush Island bogen wir nach rechts auf die LaHave Islands Road ab. Die Brücke, die uns ermöglichte Jenkins Island und danach Bell Island zu erreichen, war nur noch im Schritttempo zu passieren.
Bruecke
Einspurig - 2,30 m breit
Kurz danach entschieden wir uns jedoch für das Umkehren, weil wir die „Inselstraße“ nicht mehr als solche erkennen konnten.
Die Inseln sind absolut malerisch, mit vielen Bäumen bewachsen und immer wieder mit kleinen Salzseen und Marschland durchsetzt. Ständig sieht man unberührte schöne Strände und hat einen tollen Ausblick auf die Meeresbuchten. Die Fahrt mit dem Auto ist aber nicht empfehlenswert, man sollte sich wohl besser mit Kanu oder Kajak durch diese Insel-Landschaft bewegen.
tümpel
seen
see
Schuppen
Schuppen für Hummerreusen und sonstiges Fischereizubehör
Wir drehten also um, kehrten zum Crescent Beach zurück und fuhren entlang dem Rissers Beach bis zum kleinen Ort Petite Rivière bzw. Broad Cove weiter. 
Broad Cove
Hier ließen wir uns an der 
Küste an einem kleinen, recht menschenleeren Strand nieder und genossen das „Feeling von Sonne und Meer“, während etwas weiter außerhalb sich mehrere Robben aufhielten und immer wieder aus dem Wasser auftauchten.
Robben
Auch ein Goldfink kam kurz vorbei und suchte zwischen den Steinen im Uferbereich nach Essbarem.
Goldfink
Bemerkenswert fanden wir auf unserer Rückfahrt noch die nächste Impression: zwei an der Straße sich gegenüberstehende Kirchengebäude. Die linke wurde jedoch schon vor Jahren profanisiert.
St. Mark's Anglican Church

Freitag, 1. August 2025

Lunenburg

Die Stadt Lunenburg mit ihren knapp 2.400 Einwohnern ist seit 1995 Unesco-Weltkulturerbe. Diese Bewertung hat die kleine Hafenstadt durch ihre bunten, sehr alten Holzhäuser und Kapitänsvillen am malerischen Hafen erhalten. 
Abendstimmung
Abendstimmung im Hafenbereich
Der Ort wurde 1753 gegründet und hat seinen ursprünglichen Grundriss und sein Gesamterscheinungsbild bewahrt. Er wurde anfangs überwiegend von deutschsprachigen
Siedlern, den "ausländischen Protestanten", den sogenannten "Foreign Protestants" bewohnt. Viele Straßennamen in Lunenburg erinnern auch heute noch an die deutsch-dominierte Zeit. Einige extrem steile Straßen führen vom Hafen den Berg hinauf.
Schiff
In Lunenburg wurden berühmte Segelschiffe gebaut. Darunter auch ein Nachbau (1960/61) der „Bounty“, die durch die „Meuter-Aktion“ der Matrosen (1789) gegen ihren Kapitän William Bligh berühmt wurde. Das Segelboot wurde eigens für den Film "Meuterei auf der Bounty" (1962) gebaut.
Im Lunenburg Shipyard werden heute noch Schiffe gebaut.
Im Hafen liegt ebenfalls der Nachbau (aus dem Jahr 1963) des Fischerei- und Rennschoners Bluenose , der 1921 in Lunenburg fertiggestellt wurde und 1946 nahe Haiti sank, nachdem er auf ein Riff aufgelaufen war.
Lunenburg
Lunenburg - etwa 1961 (aus Fisherie´s Museum)
Die Fischerei spielte einst in Lunenburg eine große Rolle, doch diese gehört der Vergangenheit an; aber in Lunenburg befindet sich heute noch der größte fischverarbeitende Betrieb Kanadas (High Liner Foods Inc.) , der hier 1899 als Familienbetrieb gegründet wurde. Heute wird das weltweit tätige Unternehmen von Fischern beliefert, die entlang der gesamten Atlantikküste von Nova Scotia tätig sind.
Fischerei-Museum
Im Hafen, direkt an der Uferpromenade, kann man das “Fisheries Museum of the Atlantic besuchen, das auf drei Etagen die Geschichte und das harte Leben der Fischer sowie viele Informationen über das Meer präsentiert.
Schiffsbau und Fischfang sind heute keine bedeutenden Wirtschaftsquellen in Lunenburg mehr, dafür der Tourismus, für den die Stadt viel unternimmt.
Abendstimmung
Abendstimmung am Hafen
So kann man, wenn man sich z.B. keiner geführten Stadttour anschließen möchte, die Altstadt auf eigene Faust erkunden. Hierzu werden auch moderne Medien angeboten.
Walking Tour
Walking Tour
Selbst geführte Besichtigungstour
bunte häuser
Für die Touristen interessant ist sicherlich nicht nur das malerisch bunte Städtchen selbst, sondern auch die zahlreichen, wunderbaren Strände in der Umgebung. Da gibt es den „Hirtle’s Beach“, den „Rissers Beach“ (mit eigenem Provincial Park), den „Mushamush Beach“ oder den „Crescent Beach“, auf dem man sogar mit seinem Auto parken darf, doch dazu später mehr.