Freitag, 11. Juli 2025

St. Andrews nach Saint John

Die nächste Etappe unserer Reise gen Westen sollte uns mit etwa 100 km über die NB Route 1 nach Saint John führen. In dieser Stadt besichtigten wir die Reversing Falls am Saint John River (siehe eigener Bericht) und einige kleinere historische Orte in der Stadt, um anschließend nahe der Stadt zu übernachten.
Wenn man Saint John in New Brunswick besucht, bekommt man zunächst auf Schildern etc. vermittelt, dass bei diesem Ort das „Saint“ ausgeschrieben werden muss. Denn: es gibt auch die Provinzhauptstadt von Labrador-Neufundland, St. John; sie hingegen wird nur mit St. abgekürzt. Irgendwie muss man sich ja unterscheiden.
Saint John
Saint John wurde bereits 1785 offiziell gegründet und ist damit die älteste Stadt in Kanada. Die Stadt hat zurzeit knapp 70.000 Einwohner. Hier fließt der Saint John River in die "Bay of Fundy". Leider hat die Stadt aktuell wirtschaftliche Probleme, was nicht nur die umfangreichen Entlassungen in der hiesigen Papierfabrik zeigen (bedingt durch hohe Energiekosten), sondern was sich auch bei der abnehmenden Beschäftigung im Hafen bemerkbar macht (rückläufiger Warenverkehr durch aktuelle Zollpolitik).
Die Haupttouristen-Attraktion von Saint John sind die Reversing Falls oder besser die Reversing Rapids, die im Saint John River durch Ebbe und Flut ausgelöst werden.

Heute wollten wir auf den geschichtsträchtigen Spuren dieser Stadt wandeln und orientierten uns an der Veröffentlichung des Touristenverbandes dieser Stadt unter der Überschrift:
The best museums in Saint John in July 2025
oder
Top 5 best museums in Saint John
Nicht in der obigen Auflistung enthalten war unser erster Stopp: Fort Howe.
Fort Howe
Auf einem kleinen Berg oberhalb der Mündung des Saint John Rivers wurde 1777 ein kleines Fort eingerichtet, das Fort Howe. Von dem Fort war nichts mehr erhalten, aber man errichtete den Nachbau eines Verteidigungsturmes, um an die historische Bedeutung des Ortes zu erinnern.
Fort Howe
Das Fort war für Saint John zweimal von historischer Bedeutung – einmal während des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges um 1777. In dieser Zeit wollte sich die Stadt Saint John vor amerikanischen Freibeutern schützen. Es wurde ein zweites Mal wichtig, nämlich im Jahr 1812, wo es den Ort vor Angriffen während des amerikanisch-britischen Krieges schützen sollte. Das Fort verfügte über mehrere Garnisonsgebäude und weitreichende Kanonen.
Das ehemalige Fort wurde nach Sir William Howe (1729-1814) benannt, der während des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges der Oberbefehlshaber der britischen Nordamerika-Armee war.
Vom Fort Howe-Hügel hat man heute einen guten Blick auf das Hafengelände mit seiner Container-Verladung.
Fort Howe Blick
Fort Howe war zum Schutz der Flussmündung und des Hafens gedacht. 
Anschließend begaben wir uns zu dem ersten angepriesenen "Museum".
Auf einer Felsklippe auf der gegenüberliegenden Flussseite von Fort Howe erbaute man 1813 eine weitere Schutzanlage, den Carleton Martello Tower. Er sollte vor allem vor Angriffen von Land her schützen.
tower
Er wurde auf den Carleton Heights errichtet, einem heutigen Stadtviertel von Saint John, das nach Sir Guy Carleton (1724-1808) benannt ist. Dieser war für einen längeren Zeitraum sowohl Gouverneur von Quebec als auch von British North America, wie man die Region damals nannte.
Die Martello Türme sind kleine, rundgebaute Befestigungsanlagen mit dicken Mauern, die von den Briten bevorzugt am Anfang des 19. Jahrhunderts errichtet wurden. Diese Bauwerke wurden zuerst von Genuesen auf Korsika errichtet und erwiesen sich als sehr widerstandsfähig gegen Kanonenfeuer. Die Briten nutzten Nachbauten dieser Türme im gesamten Empire.
Tower
Von den von den Briten damals zahlreich in Kanada errichteten Mortello-Türmen sind heute noch neun Stück erhalten, einer davon ist der Carleton Martello Turm in Saint John. Als wir dort eintrafen, mussten wir feststellen, dass der Turm - seit 2020 - wegen Renovierungsarbeiten für Besucher unzugänglich, immer noch komplett von Planen und Gerüsten „umstellt“ war und uns auch kein Einlass auf das Gelände gewährt wurde. Es war also kein Besuch des Carleton Mortello Towers möglich. 
Tower
Der Tower früher
Tower
Der Tower im Jahr 2025
Kein Problem, es gibt ja noch andere historische Sehendwürdigkeiten in der Stadt: so das als Nr. 2 genannte "New Brunswick Museum" aus dem Jahr 1784!
"Das New Brunswick Museum in Saint John ist Kanadas ältestes, noch bestehendes Museum. Diese historische Institution bewahrt und präsentiert seit vielen Jahren das reiche Erbe des Landes und ist damit ein bedeutendes kulturelles Wahrzeichen." - so steht es in der Werbung für diese Einrichtung.
Weiter: ... "Das New Brunswick Museum widmet sich der Sammlung, Erhaltung, Erforschung und Ausstellung des Natur- und Kulturerbes der Provinz."
Schien interessant zu werden, doch als wir vor dem Gebäude standen, mussten wir leider feststellen: geschlossen, wegen Renovierung.
Museum

Damit erlosch für heute unser historisches Interesse in Saint John! 😢

Donnerstag, 10. Juli 2025

Der Kingsbrae Garden in St. Andrews

An einem sehr sonnigen Tag hatten wir in St. Andrews die wunderbare Gelegenheit, den Kingsbrae Garden  mit seiner Blumen- und Pflanzenvielfalt bei besonderen Lichtverhältnissen genießen zu dürfen.
Der Name „Kingsbrae“ ist schottischer Herkunft („brae“/Hang oder Hügel); es ist also der „Königshügel“ von St. Andrews. Die Anlage erstreckt sich inklusive eines kleinen Waldes über 11 Hektar und zeigt über 40.000 Blumen, Stauden, Sträucher und Bäume in liebevoll gestalteten, unterschiedlichsten Themengärten.

Vom Parkplatz aus erreichten wir bereits vor dem eigentlichen Eingang ein rotes, wundervoll arrangiertes Begonien-Ensemble.
Eingangsberich
Es folgte der „White Garden“, nachempfunden einer Gartenanlage in Kent/England, in dem eine Vielfalt von weißblühenden Pflanzen dominierte. Ein verspiegelter Obelisk, der weiße Spiegelungen in alle Richtungen verteilte, verstärkte den Eindruck der weißen Farbe.
Funkie
Funkie - Herzlilie
Den "Gärten der Alhambra in Granada" nachempfunden ist ein Wasserkanal („Rill“) direkt nach dem Eingang.
Rille
Der anschließende „Knoten“-Garten“ zeigt vier verschiedene, mit grünem Buchsbaum sowie gelben und rotbräunlichen Hecken gestaltete keltische Knoten. Diese Knotengärten waren ab dem 15. Jahrhundert vor allem in Schlossgärten sehr beliebt. Leider konnten wir die einzelnen keltischen Knoten aus dieser Perspektive bzw. von der Seite nicht richtig fotografieren.
Knotengarten
Ruhebank
Die Rosen im Rosengarten hatten leider durch die letzten starken Regenfälle gelitten, dufteten aber wunderbar.
gelbe Rose
Über eine Treppe erreichten wir nun den Stauden-Garten („perennial garden“). Ein weiteres Farb- und Dufterlebnis begeisterte uns und wir verweilten hier länger auf einer der gemütlichen Bänke.
Staudengarten
Stauden
Zahlreich waren hier auch die in unterschiedlichen Farben und Formen blühenden Pfingsrosen.
Pfingstrose
Es schlossen sich ein Labyrinth („maze“) und ein Apfelgarten („orchard“) an. Im Apfelgarten ist man sehr stolz, mehrere uralte Apfelsorten zeigen zu können. In ihm konnten wir bereits einen weiteren Schwerpunkt des Kingsbrae Gardens sehen. Man legt viel Wert darauf, den Garten mit verschiedenen Skulpturen aufzuwerten. So stand hier ein halb aufgegessener "Holzapfel".
Apfelkrotz
Schubkarre

Außer den im gesamten Garten verteilten Skulpturen bietet der Kingsbrae Garden einen eigenen „sculpture garden“, in dem Kunstwerke der Region der letzten Jahrzehnte gezeigt werden.
Skulpture
Wichtig ist der Gartenverwaltung das Kunstwerk „DYNO“ (2015) von Aurora Robson/Marshall Coles.  Es ist aus Teilen alter Plastik-Fischkisten gebaut und soll auf die Verschmutzung unserer Gewässer hinweisen. Das Kunstwerk trägt den Namen der Firma, die diese Transportkisten für die Fischindustrie herstellte. Nachweislich gelangen viele defekten Kisten oder Teile von ihnen im Meer!
DYNO
Die nächsten Themengärten waren alle um zwei größere Teiche angelegt. Im oberen Teich schwamm das Nilpferd „Harold Hippo“ neben vielen Seerosen.
Hippo
Seerosen
Zwischen den beiden Teichen steht eine Windmühle. Die Windmühle ist voll funktionsfähig und transportiert Wasser vom unteren in den oberen Teich. Wir besuchten hier zahlreiche der kleinen Gartenbezirke – den Vogel-, den Bienen-, den Schmetterlings-, den Duft-, den Therapie (Heilpflanzen)- und den Kiesgarten.
Tatsächlich war auch einiges an Insekten und Vögeln unterwegs.
Lilien
Neben den Teichen ist ein Bereich mit kleinen Kinder-Spielhäusern und einer Kleintierhaltung. So wird der Garten auch für die kleineren Besucher attraktiver.
Lustig war auf jeden Fall unser letzter Eindruck. Der Garten ist von vielen Spendern abhängig und eine berühmte Spenderin war „Queen Mum“ (1900 - 2002), die Mutter von Königin Elizabeth II.. Ihr zu Ehren steht eine fröhliche Figur zwischen den Hecken.
Queen Mum
Während wir uns dem Ausgang zuwendeten, zwitscherte uns der Singspatz noch ein "Good By" und ein roter Kardinal beäugte die Szene aus höherer Sicht.
Singspatz

ALLE BILDER können der besseren Veranschaulichung natürlich angeklickt weren.
Sie werden dann vergrößert dargestellt.

Mittwoch, 9. Juli 2025

Historische Orte in St. Andrews

Historische Orte
St. Andrews
Ortseingangsschild
St. Andrews, mit seinen heute etwas über 2.000 Einwohnern, wurde 1793 gegründet und erhielt seinen Namen von einem Missionar, der am „Andreas-Tag“ in der Region eintraf, um hier eine Missionsstation aufzubauen.
St.  Andrews ist ein Ort des Verwaltungsbezirks Charlotte County, der 1784 nach der Abtrennung von New Brunswick von Nova Scotia gegründet und nach der damaligen englischen Königin Charlotte [(1744-1818) Ehefrau von König Georg III.] benannt wurde.
In der Innenstadt findet man das 1840 erbaute und bis 2016 genutzte Charlotte County Court House, das ehemalige Gerichtsgebäude, mit einem daneben liegenden, sehenswerten Gefängnis-Bau.
Courthouse
Bereits 1833 wurde der Pendlebury Leuchtturm, auch North Point Lighthouse genannt, an der Spitze der Halbinsel erbaut. Er wurde bis 1938 betrieben und ist heute ein historischer Ort. Die Familie Pendlebury stellte für mehrere Generationen die Leuchturmwärter.
Leuchtturm
Eine weitere historische Stätte ist das St. Andrews Blockhouse. Es wurde während des amerikanisch-britischen Krieges im Jahr 1812 erbaut, um rechtzeitig auf Angriffe von der See aus zu reagieren. Auf dem Gelände sind heute neben dem historischen Gebäude zahlreiche Informationstafeln und drei Kanonen zu besichtigen. Es ist das letzte erhaltene Gebäude dieser Art und aus dieser Zeit in Kanada. Es wurde in den 1860er Jahren nochmals zu Verteidigungszwecken genutzt, ansonsten war es meistens ein Lagerhaus.
Blockhaus
Blockhaus
Blockhaus
Blockhaus
rotes Gestein
Rotes Gestein im nahen Uferbereich
Die Einheimischen hatten damals im Uferbereich drei dieser Häuser zum Schutz vor amerikanischen Angriffen erbaut. 
Sicherungsanlagen
Sicherungsanlagen in und um St. Andrews
St. Andrews war ab Ende des 19 Jahrhunderts sowohl bei kanadischen Sommergästen aus Montreal als auch bei amerikanischen aus Boston ein beliebter Badeort.
Für den Kingsbrae Garden in der Stadt und die Saint Croix Island haben wir eigene Berichte erstellt, wobei man im Hinblick auf St. Andrews noch den bemalten Wasserturm am Ortseingang erwähnen muss, der in ansprechender Weise für den Ort wirbt.
Wasserturm
Der Wasserturm im Norden der Stadt

Dienstag, 8. Juli 2025

Saint Croix Island

Etwa acht Kilometer nordwestlich von St. Andrews liegt die National Historic Site „Saint Croix Island“, direkt im St. Croix River.
Der 114 Kilometer lange Fluss mündet bei St. Andrews in die "Bay of Fundy" und ist über weite Strecken die natürliche Grenze zwischen dem US-Staat Maine und der kanadischen Provinz New Brunswick.
Die St. Croix Insel, die übrigens nicht betreten werden darf, ist mit ihren Maßen von ~ 200 x 100 m als recht klein anzusehen und gehört seit 1797 zu den USA. Jedoch ist sie aufgrund eines geschichtlichen Ereignisses als der Ursprungsort der französischen Besiedlung von Nordamerika anzusehen.
Saint Croix
Eine Gruppe französische Entdecker, insgesamt 79 Männer, unter der Leitung von Pierre Dugua Sieur de Mons (1558-1628) und seinem Kartographen Samuel de Champlain (1567-1635) segelten am 07. März 1604 vom französischen "Havre de Grace" ("Le Havre" in der Normandie) ab und erreichten am 08. Mai diese Gegend von Acadien. Ab Juni 1604 siedelten sie auf der Insel und verbrachten auch den kommenden Winter dort.
Die Gruppe errichtete aus mitgebrachten Materialien nach Plänen von Champlain zehn Gebäude und wollte eine dauerhafte französische Siedlung etablieren. Es gab ein Gebäude mit einem großen Ofen, eine Wassermühle, eine Kapelle und mehrere Wohnhäuser. Sie hatten sogar neben Waffen, Getreide, Gebrauchsgegenständen und Handelswaren vorgefertigte Fachwerk-Häuser dabei.
Die Franzosen handelten mit den hiesigen First Nation, den Passamaquoddy, die die Region bereits seit Jahrhunderten besiedelten. Überwiegend ging es um den Pelzhandel, weil sich zur damaligen Zeit insbesondere Biberfelle in Europa großer Beliebtheit erfreuten.
Die First Nation begegneten den Franzosen mit Höflichkeit und Entgegenkommen und man handelte Friedensabkommen aus.
Der Winter 1604/1605 brachte für die Gruppe jedoch ein böses Erwachen. Aufgrund der extremen Wetterbedingungen starben 35 der Männer an Skorbut und Unterkühlungen. Vermutlich wären noch mehr Menschen gestorben, wenn die Passamaquoddy nicht mit verschiedenen Hilfsmaßnahmen unterstützend eingegriffen hätten. Sie brachten z.B. einen Sud aus Tannennadeln, der gegen den Vitamin C-Mangel, dem Auslöser der Skorbut-Erkrankung, wirkte.
Die Überlebenden gaben den Standort 1605 auf und zogen an die Westküste des heutigen Nova Scotia weiter. Dort gründeten sie die Siedlung Port Royal.
Port Royal
Sieur de Mons kehrte 1605 nach Frankreich zurück und kam nie mehr nach Nordamerika. Samuel de Champlain bereiste den Atlantik insgesamt 29 Mal. Nach 1605 hielt er sich aber überwiegend im Bereich des St. Lorenz-Stromes auf.
Sir Samuel Argall (1580-1628) brannte auf Befehl aus London im Rahmen der britisch-französischen Streitigkeiten in Nordamerika im Jahr 1613 alle noch stehenden Gebäude auf der Ile Sainte Croix nieder und zog damals nach Port Royal in Nova Scotia weiter, um auch diesen Ort zu vernichten.

Heute gibt es auf beiden Seiten des Flusses je eine Erinnerungsstätte, sowohl eine amerikanische als auch eine kanadische. Auf der kanadischen Seite kann man einen Erinnerungsweg mit etlichen Informationstafeln begehen. Teilweise werden Gedenkveranstaltungen gemeinsam organisiert, so im Jahr 2004 zum 400. Jubiläum der Erstbesiedlung.
St. Croix
Die Ile Sainte Croix von der kanadischen Seite aus gesehen.
Auf der gegenüberliegenden amerikanischen Seite des Festlandes
sieht man rechts der Insel die amerikanische Gedenkstätte.
Das St. Croix Island Visitor Center in Maine ↗

Montag, 7. Juli 2025

Die Leprakranken von Tracadie

Tracadie, ein Städtchen mit knapp 16.000 Einwohnern, liegt im Südosten der Akadischen Halbinsel und befindet sich an der Einmündung des Großen und des Kleinen Tracadie Rivers in den St. Lorenz Golf.
Früher lagerten hier die Mi:kmac First Nation während ihrer Angel- und Jagdsaison und nannten den Ort „Telagadik“, was übersetzt „Lagerplatz“ bedeutet.
Tracadie kann auf eine besondere historische Bedeutung in einem bestimmten Bereich zurückblicken.
Im Ort wurden von 1868 bis 1965 Leprakranke durch Schwestern der „Ordensgemeinschaft vom Heiligen Joseph“ betreut. 
Leprastation
1844 gab es eine erste offizielle ärztliche Dokumentation von Lepra-Erkrankten  in New Brunswick, wobei aber schon vorher Menschen nachweislich an Lepra gestorben waren.
Wie die Erkrankung überhaupt nach New Brunswick kam, ist nicht geklärt. Manche sind der Meinung, dass sie von aus Louisiana zurückkehrenden, ehemals verschleppten Acadiern mitgebracht wurden.
Von 1844 bis 1849 isolierte man die Erkrankten auf der Sheldrake-Insel, die etwa 80 Kilometer südlicher an der Mündung des Miramichi-Flusses in den St. Lorenz Golf liegt. In dieser Lepra-Kolonie herrschten schlimmste hygienische und menschenunwürdige Bedingungen. Die meiste Zeit wurden die Kranken sich dort selbst überlassen.
Geschichte
Insel
Ab 1849 brachte man die Lepra-Kranken ins extra errichtete "Lazarett" nach Tracadie zur Pflege, allerdings war dies auch eine geschlossene Station.
Ab 1868 pflegten die Schwestern der „Ordensgemeinschaft vom Heiligen Joseph“ die Leprakranken hingebungsvoll und richteten bald neben der Leprastation noch ein Krankenhaus für weitere Patienten ein. Die letzten Leprakranken wurden 1937 in Tracadie ins „Lazarett“ eingewiesen und die Einrichtung selbst wurde 1965 offiziell geschlossen. Während 97 Jahren erfolgte die Betreuung von etwa 330 Leprakranken. 
Heute kann man in Tracadie den "Lepers‘ Cemetery" besuchen, der an das traurige Kapitel der Geschichte der Leprösen erinnert. Auf dem Friedhof gibt es 59 Gräber, viele von ganz jungen Menschen und von zahlreichen Nationalitäten.
Friedhof
Friedhof
Allerdings gibt es noch 90 Gräber von an Lepra Verstorbenen auf dem „Friedhof der Gründungsväter (cemetery ot the founding fathers)“ und 60 auf dem Friedhof in der Nähe der Kirche „St-Jean-Baptist-et-St-Joseph“ in der Rue Principale.
Natürlich haben auch die Schwestern einen Ehrenfriedhof (Cimetière de Religieuses Hospitalières).
Ehrenfriedhof
ehrenfriedhof
Grabkreuze
Über die gesamte Geschichte der Betreuung der Lepra-Kranken kann man sich zusätzlich im Museum (Musée Historique de Tracadie) informieren, das sich im 2. Stock im Gebäude der „Académie Sainte Famille“ befindet. Diese Historie wird als „Epos der Nächstenliebe“ dargestellt.
Musee
Académie Sainte-Famille
Das zwischen 1910 und 1912 erbaute vierstöckige Gebäude im Kolonialstil war ursprünglich eine Schule und eine Pensionsverwaltung für die "Religiösen der Saint-Joseph-Hospitalisten". 

Die Krankheit ist auch heute nicht verschwunden, beispielsweise wurden in Ontario von 1979 bis 2002 184 Leprafälle gemeldet. Allerdings spricht man nicht mehr von Lepra, sondern von der Hansen-Krankheit, nach dem norwegischen Arzt Gerhard Armauer Hansen (1841-1912) benannt, der 1873 das die Krankheit auslösende Bakterium (Mycobacterium leprae) entdeckte.
Das Bakterium Mycobacterium lepromatosis, das ebenfalls Symptome der Hansen-Krankheit auslösen kann, wurde erst im Jahr 2008 entdeckt.