Dienstag, 1. August 2023

Von Yankton zum Fort Randall Dam

Reiseroute
Unsere heutige Reiseroute (in gelb)

Wir starten von Yankton Richtung Westen auf dem Highway 52 und erreichen nach wenigen Kilometern das Bon Homme County. Der Landkreis wurde 1862 gegründet und hat heute etwa 7.000 Einwohner.
Lewis & Clark wählten 1804 für eine 2.000 Hektar große Insel in der Mitte des Missouri-Rivers den Namen „Bon Homme / gutmütiger Mann“, weil auf dieser Insel bereits vor 1800 ein französischer Fallensteller gewohnt hatte, der in der Gegend als freundlicher Mensch bekannt war. Die Insel „verschwand“ mit dem Bau des Gavin’s Point Dam 1957 unter der Wasserfläche des aufgestauten Lewis und Clark Lake. Siedler, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts hier eintrafen, übernahmen den von Lewis & Clark gewählten Inselnamen für die gesamte Region.

Im Jahr 1874 trafen in der Region unter der Führung von Michael Waldner (1834-1889) Hutterer aus der Ukraine ein. Die Hutterer sind eine „Täufer-Gemeinde“, die nach dem Vorbild der Jerusalemer Urgemeinde leben. 1874 gründeten sie die „Bon-Homme-Hutterer-Kolonie“, die bis heute durchgängig existiert. Hier wohnen die Nachfahren der einzigen Hutterer, die während des Ersten Weltkrieges nicht nach Kanada ausgewandert waren. Der Auswanderungsgrund für die Hutterer war damals, dass sie aufgrund ihres pazifistischen Gemeinschaftsprinzips keine Wehrpflicht für ihre jungen Männer akzeptieren wollten. Dies war übrigens fünfzig Jahre vorher auch der Auswanderungsgrund aus der Ukraine / aus Russland gewesen.
Auf einem Historic Marker wird an eine der ersten, von 1859 bis1884 existierende Siedlung, Bon Homme Village, erinnert. Sie war sogar Kreisstadt, bis man sie 1885 nach Tyndall verlegte.

Historical Marker
Historical Highway - Marker nahe Springfield
Historic Highway
Historic Highway Marker

Unser nächster Stopp ist der kleine Ort Springfield, in dem sich das „Mike Durfee State Prison“ befindet. Die Einrichtung mit niedriger bis mittlerer Sicherheitsstufe ist ein wichtiger regionaler Arbeitgeber.

welcome

Hier kann man neben einem imposanten
Veteranen-Denkmal einen herrlichen Aussichtspunkt besuchen, von dem man einen Blick auf einen urtümlichen Teil des Missouri hat. Der Fluss mäandert durch eine Landschaft, die wie ein zersiedeltes Auengebiet aussieht, zahlreiche Flussarme umfließen viele kleine Inseln.

Veteranendenkmal
L&C
missouri
Dieser Bereich des Missouri-Rivers gehört zu dem „39-Mile-District“, der zwischen dem „Fort Randall Dam“ und den westlichen Ausläufern des Lewis und Clark Lakes (durch den Gavin’s Point Dam gebildet) liegt und „naturbelassen“ wird.

In unmittelbarer Nähe des Aussichtspunktes findet man auch einen aus Feldsteinen errichteten Gedenkstein für das Ehepaar Marsh; er gründete 1869 den Ort, sie war die erste „weiße Siedlerin“ in diesem Gebiet. Beide starben jedoch schon 1872.
 
Gedenkstein
grabplatte

Kurz hinter Springfield, immer noch im Bon Homme County, fahren wir über den
Choteau Creek, der etwas weiter südlich in den Missouri einmündet. Der Creek trägt seinen Namen nach der Pelzhändlerfamilie Chouteau, man hat nur einen Buchstaben weggelassen. Auch der Choteau Creek hat sich ähnlich dem Missouri in die sandhaltige Prärie eingegraben und ist ein typischer „muddy river“.

Creek

Der nächste Halt ist ein Hügel in der Prärie, auf dessen Spitze ein Denkmal zum Treaty 1858 (Vertrag von 1858) zwischen den Yankton Sioux und der US-Regierung aufgestellt ist. Man hat diesen Hügel ausgewählt, weil er etwa 300 Meter nördlich der winzigen Siedlung Greenwood liegt, in der sich der ursprüngliche Verwaltungshauptsitz der Yankton Sioux Agency befand.
Die Yankton Sioux nennen sich übrigens selbst „Ihanktonwan“, was „Menschen im Dorf am Ende“ bedeutet.

Agency
treaty-marker

Auf einem Bild neben dem Marker wird erklärt, dass sich die Yankton Sioux aufgrund der zahlreich zuströmenden Siedler in ihr Land um 1850 entscheiden mussten, ob sie eine friedliche oder eine gewaltbestimmte Lösung für das Problem der Doppelbesiedlung haben wollten. Sie entschieden sich für die gewaltfreie Variante, führten Verhandlungen und gaben 11.155.890 acres ihres Landes ab. Dafür zogen die Yankton Sioux dann 1859 in ein kleines Reservat nördlich des Missouri Rivers.

in washington
Reservat

Einer der damaligen Verhandlungsführer war übrigens der von Meriwether Lewis 1804 in eine US-Fahne eingewickelte Neugeborene, der zum Häuptling „Struck by the Ree“ geworden war. Seinen Namen „Struck by the Ree“ (vom Ree getroffen) muss man so verstehen, dass die Yankton Sioux den Stamm der Arikara „Ree“ nennen – er hatte wohl eine entsprechende Begegnung mit einem Vertreter dieses Stammes.
Er starb am 28. Juli 1888 (im Alter von 83).
Auf dem nur wenige hundert Meter weiter nördlich liegenden Greenwood Episcopal Cemetery fand er seine letzte Ruhestätte. ↗ 

Struck by the ree

Auf dem Denkmal selbst sind die damaligen Unterzeichner aller beteiligten Dakota Sioux-Unterstämme einzeln aufgeführt.

sioux
sioux
Dakota
Yankton
Missouri-Blick
Blick vom Treaty-Monument südöstlich auf den Missouri

Vom Treaty-Denkmal geht es weiter nach Marty. Mitten in der Prärie erhebt sich ein
stattlicher Kirchturm, der zur St. Paul’s Kirche gehört. Der Ort ist benannt nach dem Bischof Martin Marty (1834-1896), einem Benediktiner-Missionar, der als der „Apostel der Sioux“ bekannt ist und ab 1877 für viele Jahre mit den Dakota lebte.

Kirche

In Greenwood, dem ursprünglichen Verwaltungssitz der Yankton Sioux, wurde bereits eine kleine St. Paul’s Mission eingerichtet, die aber später nach Marty verlegt wurde.
In Marty baute Rev. Sylvester Eisenman (1892-1948) ab dem Jahr 1924 die neue St. Paul’s Mission auf, in der er mithilfe von Nonnen des Oblaten-Ordens eine "Schule für indianische Bildung" betrieb – die St. Paul’s Indian Mission School. Für die Schwestern gründete er 1935 in Marty ein Kloster. Auf dem Kloster- und Kirchengelände stehen zahlreiche Skulpturen und Erinnerungstafeln.

historical marker
Historical Marker mit Lageplan der Missionsstation

1975 übernahm der Stamm der Yankton Sioux die Schule und betreibt sie bis heute als Marty Indian School.

Begeistert hat uns die Idee des „Feather-Stores“ an der Marty Indian School. Wenn die Schüler/innen sich in ihrem Verhalten an den Dakota-Werten „Mut, Großzügigkeit, Weisheit und Tapferkeit“ orientieren und es entsprechend zeigen, erhalten sie eine Feder. Für diese Federn können sie für sich im „Feather-Store“ der Schule etwas eintauschen, beispielsweise für 40 Federn einen Ball, …

Home of the Braves

Auf der Weiterfahrt nähert man sich nun dem Damm von Fort Randall und erreicht kurz vorher die Kleinstadt Pickstown.

Pickstown

Dieser Ort wurde erst 1946 zu Beginn des Baus des Fort Randall Damms gegründet. Bereits 1947 erreichte die Stadt 4.000 Einwohner. Sie war damals eine der 10 größten Städte in South Dakota. Zeitweise arbeiteten 5.000 Arbeiter an der Erstellung des Damms. Bei der Volkszählung 2020 betrug die Einwohnerzahl nur noch 230.

Bild: Visitor Center Randall Dam
 
Am Ortseingang stehen zwei Informationstafeln zur Lewis & Clark Expedition. Die eine beschreibt den Gesamtaufenthalt des „Corps of Discovery“ vom 21. August bis zum 14. Oktober 1804 in dem Missouri-Bereich, der heute zu South Dakota gehört. Allgemein wird erzählt, dass sie verschiedene Stämme der Native Americans trafen und zahlreiche neue Tier- und Pflanzenarten beschreiben konnten.

L&C

Auf dem zweiten Schild, Pickstown-Marker genannt, wird daran erinnert, dass sie am 08. September 1804 in der Region vorbeigekommen sind und hier ihre erste Bekanntschaft mit den „prairie dogs“ hatten. Sie nannten die Tiere „bellende Eichhörnchen“. Sie fingen sogar eins und nahmen es mit nach Fort Mandan in ihr Winterlager (1804/1805), um es lebend im April des nächsten Jahres mit dem nach St. Louis zurückkehrenden "keelboat" zu Präsident Jefferson in Washington zu schicken.
Direkt nach Pickstown erreichen wir das Fort Randall Dam Visitor Center, das vom US Army Corps of Engineers (USACE) gemanagt wird. Von hier sehen wir den zweiten Missouri-Damm auf unserer Strecke, den Fort Randall Dam mit dem aufgestauten "Reservoir".

Fort Randall dam
Fort Randall dam
Damm
Fort Randall Dam mit Stromgewinnungsanlage
Damm
Fort Randall Damm mit Lake Francis Case












Durch den Fort Randall Dam, der nach dem einst unterhalb des Dammes gelegenen Fort Randall benannt wurde, wird der Lake Francis Case aufgestaut. Francis Higbee Case (1896-1962) war ein Senator von South Dakota, der sich im Besonderen für die Förderung von Straßenbau und Wasserwirtschaft einsetzte.
Der Damm wurde von 1946 bis 1956 konstruiert, hat eine Länge von 3,26 Kilometern und eine Höhe von 51 Metern. Für den Bau damals wurden insgesamt 1.350.000 Tonnen Zement gebraucht. Der angestaute Lake Francis Case hat eine Länge von172 Kilometern und ist an der tiefsten Stelle 43 Meter tief.

Quellen und weiterführende Informationen:

Montag, 31. Juli 2023

Yankton und Umgebung

Sehenswertes in der Region

In Yankton fallen einem zunächst einmal die beiden großen Brücken über den Missouri-River ins Auge; sie sind gewissermaßen die Wahrzeichen der Stadt, die lange auch den Namen „Bridge City / Brückenstadt“ trug.

neue Brücke
Die neue "Discovery-Bridge" mit der "State Line
South Dakota / Nebraska



State-line

Die 2008 für den Verkehr freigegebene moderne „Discovery Bridge“ löste die historische „Meridian Highway Bridge“ ab, die nach Umbauten und Sanierungsarbeiten im Jahr 2011 wieder eröffnet wurde, allerdings nur für Radfahrer und Fußgänger.
Der Meridian Highway folgte als Nord-Süd-Route einer uralten indianischen Handelsroute entlang des 6. Hauptmeridians, wurde ab 1911 geplant und mit der Eröffnung der „Meridian Highway Bridge“ in Yankton im Jahr 1924 komplett fertiggestellt. Ursprünglich verband der Meridian Highway Winnipeg in Kanada mit dem Golf von Mexiko. Aus dieser Straße ist heute der US-Highway 81 geworden.
Die Brücke in Yankton ist ein doppelstöckiges Bauwerk, das auf der unteren Ebene ursprünglich von Zügen befahren werden sollte. Leider entschied sich die Railroad Company für einen anderen Streckenverlauf, sodass man die Entscheidung traf, den Verkehr auf der oberen Ebene nach Nebraska und auf der unteren Ebene nach South Dakota zu leiten. Die „Doppeldeck-Brücke“ von Yankton wurde von 1924 bis 2008 genutzt.

Brücke
Bridge-info
technische details

Auf der Uferseite von Yankton erstreckt sich ab der „Meridian Highway Bridge“ der Riverside Park, der zwar vor allem als Freizeitgelände genutzt wird, aber auch seit 2009 als „arts and sculpture trail“, genannt RiverWalk, von Bedeutung ist.

River Park

Am RiverWalk findet man Informationstafeln zur Lewis & Clark Expedition, aber auch eine „etwas alternative“ Skulptur von Lewis & Clark, genannt „spirit of discovey“.

Missouri
Blick auf die alte Brücke und den Missouri flussaufwärts
flussblick
Missouri-River-Blick flussabwärts
Spirit of discovery
Spirit of Discovery

Eine weitere Skulptur stellt den berühmten Missouri-Dampfschiffkapitän Grant Prince Marsh (1834-1916) dar. Er war nicht nur für seine Zuverlässigkeit bekannt, sondern für seine Fähigkeit, den Missouri trotz Sandbänken sowie versteckten und treibenden Baumstämmen ohne Unfall zu befahren. Im Sioux-Feldzug beförderte er 1876 die Truppen von General Terry und Oberstleutnant Custer bis zum Bighorn und transportierte zahlreiche Verwundete zur Behandlung zurück. 1883 brachte er den in Fort Randall inhaftierten Sioux-Häuptling Sitting Bull mit seinen letzten Anhängern flussaufwärts nach Fort Yates.

Marsh
Captain Grant Prince Marsh

Direkt neben der Marsh-Skulptur steht der Nachbau des Capitols der Territorial-Hauptstadt von Dakota. Von 1861 bis 1883 war Yankton die Hauptstadt dieses Dakota-Territoriums, das ursprünglich aus dem nördlichsten Teil des „Louisiana Purchase“ von 1803 bestand. Im Laufe der Jahre wurden Gebiete abgespalten, wie beispielsweise der östlichste Teil, der im Jahr 1858 dem Staat Minnesota angegliedert wurde. Zu diesem Zeitpunkt sprach man zwar von einem Dakota-Territorium, gründete es aber offiziell erst im März 1861 mit Yankton als Hauptstadt. Teile von Montana, Wyoming und Nebraska wurden am Anfang noch im Dakota-Territorium mitverwaltet, spalteten sich aber wie Minnesota in den nächsten Jahrzehnten ab. 1883 verlagerte man zum Bedauern der Einwohner die Hauptstadt des Territoriums nach Bismarck; 1889 traten nach einer Aufteilung in North Dakota und South Dakota die beiden Staaten den USA bei. Mit dem Capitol-Nachbau von 1988 möchte man an die historische Bedeutung von Yankton erinnern.

Capitol
Capitol-früher

Nach der Überquerung des Missouri über die „Discovery Bridge“ erreichen wir nach sechs Kilometern auf der westlichen Missouri-Seite das Lewis & Clark Besucherzentrum, das von dem bereits vielfach erwähnten US Army Corps of Engineers (USACE) betrieben wird.

Visitor Center

Das Corps of Engineers errichtete von 1952 bis 1957 den hier befindlichen „Gavins Dam“. Dieser Damm ist flussaufwärts gesehen der erste von 6 Dämmen am Missouri-River. Er ist 3 Kilometer lang und staut den Missouri zum Lewis und Clark See auf. Der Damm ist nach einer Klippe benannt, dem Gavin Point. Gavin war der Name eines der ersten Siedler in dieser Region, der auf dieser Klippe sein Farmhaus erbaute.

Dämme

Von dem Lewis & Clark Visitor Center hat man einen wunderschönen Blick auf den „Gavins Dam“ und den dahinterliegenden Lewis und Clark See. Ein Schwerpunkt im Museum liegt auf dem Damm-Bau, aber auch Ausstellungsstücke zur Lewis & Clark Expedition, zur Geschichte der Region und zur Tierwelt am Missouri werden präsentiert. Im Außenbereich sind ebenfalls zahlreiche Informationstafeln zu diesen Themen zu finden.

Damm
Blick vom Lewis & Clark Visitor Center auf den Damm
aussicht
Blick vom Visitor Center auf den Lewis und Clark See
mit aufziehendem Gewitter
L&C
Standort des Lewis & Clark Visitor Center auf der Klippe

Viele interessante Ausstellungsstücke laden sogar zum "Fühlen der Unterschiede" ein.

Felle
Lewis & Clark

Das „
Corps of Discovery“ hat folgenden Bezug zu diesem Ort: Vom 28. August bis zum 01. September 1804 machte das Expeditionsteam in diesem Flussbereich Station. Da hier die Yankton-Sioux wohnhaft waren, wollten Lewis & Clark ein Treffen mit ihnen arrangieren. Dieses Treffen fand auf Vermittlung von Pierre Dorion am 29. + 30. August 1804 an einer Klippe statt, die den Namen Calumet Bluff trägt. Den Calumet Bluff findet man heute auf der südwestlichen Seite des „Gavin Dam“.

Calumet Bluff
Verloren gegangenes Manuskript

Calumet bedeutet in der Sioux-Sprache Adler. Da man eine Friedenspfeife mit Adlerfedern schmückte, wurde auch sie als Calumet bezeichnet.
Den Yankton-Sioux wurden während dieser Treffen verschiedene Freundschaftsgeschenke gemacht.

Calumet Bluff
Calumet Bluff
Calumet Bluff

Eine Geschichte wird zum Treffen erzählt. Während dieser Tage wurde eine Junge bei den Yankton-Sioux geboren. Meriwether Lewis ließ ihn nach vorne bringen, wickelte ihn in eine US-Fahne ein und prophezeite, dass dieser Junge ein berühmter Anführer und ein Freund der Weißen werden würde. Aus dem Kind wurde der Yankton-Häuptling „Padaniapapi“ (Struck-by-The-Ree), der bei zahlreichen Treaties (Verträgen) zwischen der US-Regierung und den Native Americans mitwirkte.

Häuptling
Der Yankton-Häuptling „Padaniapapi“ (Struck-by-The-Ree)

Quellen und weiterführende Informationen:

Sonntag, 30. Juli 2023

Pierre Dorion Sr.

In Yankton befindet sich seit 2002 am West Riverside Drive eine Erinnerung an Pierre Dorion Sr.; etwas westlich von diesem Denkmal liegt sein Grab an einem der Hügel am Fluss.
Pierre Dorion wurde 1740 in Quebec als Sohn französischer Eltern geboren. Schon in jungen Jahren war er als Pelzhändler tätig und lebte ab 1774/75 im Gebiet des heutigen South Dakota mit dem Stamm der Yankton-Sioux zusammen. Er war mit der Tochter eines Yankton-Häuptlings, „Holy Rainbow“, verheiratet und hatte mit ihr 1782 einen Sohn, der ebenfalls Pierre Dorion genannt wurde.
Der „ältere“ Herr Dorion traf am 12. Juni 1804 auf das "Corps of Discovery", als er mit Pelzen Richtung Saint Louis auf dem Missouri-River unterwegs war. Seine Geografie-Kenntnisse bezüglich des Missouri-Gebietes und seine Erfahrung sowohl mit der Sprache als auch der Kultur der hiesigen Native Americans waren für Lewis & Clark von großer Bedeutung. Kurzerhand wurde er als Übersetzer und Berater eingestellt. Er begleitete das „Corps of Discovery“ bis Anfang September flussaufwärts bis zu den „Calumet Bluffs“ in der Nähe des heutigen Yankton. Dort war er wesentlich für die Organisation des Treffens von Lewis & Clark mit den Yankton-Sioux verantwortlich und war gleichzeitig der Übersetzer der Reden von Meriwether Lewis an die Häuptlinge. Danach verließ Dorion Sr. wieder das „Corps of Discovery, während diese weiter flussaufwärts fuhren. Im Auftrag von Lewis & Clark fuhr Pierre Dorion Sr. im Jahr 1805 mit einigen Sioux-Häuptlingen nach Washington zu einem Treffen mit Präsident Thomas Jefferson.
Lange nach der Lewis & Clark Expedition arbeitete Pierre Dorion Sr. noch mit William Clark zusammen und half diesem, als dieser bereits „agent for indian affairs“ war, beispielsweise im Jahr 1807 bei einem Treffen mit Häuptlingen verschiedener Stämme.
Pierre Dorion Sr. starb 1810 in Yankton und erhielt dort seine Erinnerungsstätte.

Dorion Memorial
Dorion Memorial Plakette

Sein Sohn, Pierre Dorion Jr. (1782-1814), der ebenfalls Pelzhändler war und über qualifizierte Sioux-Sprachkenntnisse verfügte, traf die Expedition weiter flussaufwärts Ende August 1804. Er übernahm aber keine Aufgaben für die Expedition.
Allerdings arbeitete er im Jahr 1807 für eine von Nathaniel Pryor organisierte Handelsexpedition. Nat Pryor aus Kentucky war einer der Sergeanten des „Corps of Discovery“.

Im letzten Jahr trafen wir bereits einmal auf eine Vertreterin der Familie Dorion, die eine große Bekanntheit in den USA hat. Es handelt sich um die Frau des jungen Pierre Dorion aus dem Iowa-Stamm, Madame Marie L`Aguivoise Dorion (1786-1850). 1814 begleitete sie am Snake-River eine Fallensteller-Gruppe (Wilson Price von der Pacific Fur Company) mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern. Alle Männer wurden von Shoshone-Indianern getötet, während ihr mit den Kindern die Flucht gelang. Sie kämpfte sich im tiefsten Winter mit ihren Kindern über Monate durch die Wildnis, bis sie ein „rettendes“ Fort erreichte. Diese Geschichte ist in den USA sehr bekannt.

Quellen:

Samstag, 29. Juli 2023

Vom Ponca State Park nach Yankton

Wir werden etwas über 80 Kilometer auf dem Highway 12 in Nebraska, dem Highway 19 und auf dem Highway 50 in South Dakota unterwegs sein, um vom Ponca State Park startend die Stadt Yankton in South Dakota (weiße Route) zu erreichen.

Route

Bereits nach wenigen Kilometern passieren wir den kleinen Ort Newcastle (nur etwa 300 Einwohner) in Nebraska. Newcastle wurde 1893 gegründet und man nannte den Ort nach einem „burgähnlichen“ Haus, das einer der ersten Siedler dort errichtet hatte.

newcastle

Hier erinnert ein historical marker, „The Ionia Volcano“, an eine geologische Besonderheit und an eine „untergegangene“ Stadt.


Die geologische Besonderheit beschrieben Lewis & Clark, als sie in der Region am 24. August 1804 an einer 60 Meter hohen Klippe am Missouri-River Halt machten, die später den Namen „The Ionia Vulcano“ erhielt. Über dieser Klippe stieg nach Schwefel riechender Dampf auf und das ganze Areal war sehr heiß. Lewis & Clark waren der Meinung, dass diese Erscheinung auf vulkanischen Ursprung zurückzuführen sei. Heute weiß man, dass sich dort Pyrit (Eisensulfid) und Schiefer (kohlenstoffhaltig) befanden, die durch Erosion freigelegt und durch Kontakt mit Wasser mit einer heftigen Oxidation reagierten. 1878 untergrub eine Flut des Missouri-Rivers die „Vulkanklippe“ und der größte Teil des vermeintlichen Vulkans stürzte in den Missouri.
Die riesige Flut von 1878 beendete auch die Existenz von der Ansiedlung Ionia. Der Ort, 1856 neben der „Vulkan-Klippe“ gegründet, wurde 22 Jahre später durch die Flut fast vollständig weggeschwemmt und in den folgenden Jahren komplett aufgegeben. Man findet heute (fast) keine Spuren mehr von ihm. Nur Teile des Friedhofes sind noch erhalten.

Nach kurzer Entfernung erreichen wir den „Mulberry Bend Overlook“. Hier führt die erst 2001 fertiggestellte Newcastle-Vermillion-Brücke über den Fluss. Vom „mulberry (Maulbeeren) bend (Bogen) overlook (Aussichtspunkt)“ hat man einen herrlichen Blick auf den hier nicht kanalisierten Missouri-River mit vielen Sandbänken und immer wieder angelandeten Baumstämmen.

brückeninformation
Mulberry
Ausblick
Blick auf den nicht kanalisierten Missouri-River
mit seinen Sandbänken und Untiefen.
Mulberry
Mulberry Bend

Lewis & Clark besuchten diese Gegend am 24. August 1804 und schickten aufgrund der von ihnen beschriebenen Fülle von Hirschen einige ihrer Männer zur Jagd. Man muss sich vergegenwärtigen, dass der Missouri-River von 1804 durch die vielen Hochwässer keine Ähnlichkeit mehr mit dem heutigen Flussverlauf hat. Am Rand des kleinen Wanderweges zum Overlook stehen zahlreiche Informationstafeln zu den Native Americans, die hier seit Jahrtausenden gelebt haben, zum Fluss Missouri selbst und zur hiesigen Flora und Fauna.

sculpting the landscape

Wir fahren weiter zur Stadt Vermillion in South Dakota, die 1856 gegründet wurde und heute fast 11.700 Einwohner hat. Durch die Stadt fahren wir zügig hindurch, denn unser hiesiges Ziel ist der etwa 10 Kilometer nördlich liegende „Spirit Mound“, der Geisterhügel.
Auf dem Weg dorthin kommen wir an einem Gebäude der „Regional Water System“ vorbei. Sie haben ein imposantes Bild von Lewis & Clark an zwei Fassaden ihres großen Gebäudes.

Regional Water System
L&C

Von "Spirit Mound" erzählten die Sioux-, Omaha- und Yankton-Stämme, dass dort kleine Geisterwesen, höchstens einen halben Meter groß, mit sehr großen Köpfen leben, die jeden mit Pfeilen töten würden, der sich dem Hügel näherte.

Spirit Mound

Am 25. August 1804 bestiegen Lewis & Clark mit elf ihrer Männer den „Spirit Mound“, ohne jedoch irgendwelche Geisterwesen dort anzutreffen. Sie vermerkten in ihren Tagebüchern, dass eine Erklärung der Geistervorstellungen wohl mit einem biologischen Phänomen zu erklären sei. Die Rückseite des Spirit Mound war sehr windstill, was dort zu einer riesigen Ansammlung von Insekten führte. Dies wiederum lockte eine große Anzahl Vögel an, die beständig auf Insektenjagd um den Spirit Mound herumkreisten.

Spirit Mound

Lewis & Clark sahen von der Spitze des Spirit Mound das erste Mal Bisonherden in der Prärie und töteten hier auch ihren ersten Bison.

L&C

Der „Spirit Mound Trust“ hat zusammen mit der „South Dakota Devision of Parks and Recreation“ vor wenigen Jahren das lange in Privatbesitz befindliche Gebiet um den Spirit Mound aufgekauft. Das Areal wurde präriemäßig renaturiert und es wurde ein Wanderweg angelegt, sodass man heute auf den Spuren von Lewis & Clark auf dem Spirit Mound auf „Geisterjagd“ gehen kann.

to the future
wanderweg

Wir legen nun die letzten Kilometer nach Yankton zurück. Die Stadt war einst erste Hauptstadt des Dakota Territoriums und hat heute 15.400 Einwohner. Benannt wurde sie nach dem Yankton-Stamm der Western Dakota. In der Dakota-Sprache bedeutet Yankton „Dorf am Ende“.


Quellen und weiterführende Informationen: