Heute fahren wir eine Strecke von etwa 90 Kilometern vom Van Meter State Park zum kleinen Städtchen Odessa, das zum Wirtschafts-Großraum Kansas City gehört.
Übernachtet haben wir auf dem Campground des Van Meter State Parks. Der Park entstand 1932, als Annie Van Meter im Namen ihres verstorbenen Ehemannes Abel das Gelände ihrer lange von der Familie Van Meter bewirtschafteten Farm (fast 150.000 Hektar) an den Staat Missouri übergab.
Auf diesem Gelände hatte der Stamm der Missouria Native Americans bereits seit Jahrtausenden gesiedelt und man kann heute noch drei Hügelgräber (mounds) und die Überreste des Missourian Indian Village in Spuren sehen. Mehrere Trails laden zum Wandern ein und Angler dürfen den Lake Wooldridge im Park nutzen.
Zum Park gehört das Missouri’s American Indian Cultural Center, in dem gezeigt wird, wie die Missourians ihre Langhäuser bauten, welche Töpferkunst sie beherrschten und welche Waffen sie nutzten. Ansonsten liegt der Schwerpunkt auf einer Gemäldepräsentation verschiedener Personen der Missourians, darunter einige Repliken von Karl Bodmer.
Als Lewis & Clark hier am 13. Juni 1804 vorbeikamen, dokumentierten sie die Lage der nahen Siedlungen und beschrieben, dass dort etwa 300 Menschen lebten. Wenige Jahrzehnte später galt der Stamm der Missourians als ausgestorben.
Nach der Besichtigung des kleinen Visitor Centers starten wir unsere heutige Fahrt - zunächst auf einer Schotterpiste entlang von Maisfeldern. Neben Mais werden hier große Mengen an Sojabohnen angebaut.
Über die Country Road 410 erreichen wir den Highway 65 und gelangen nun in eine Region mit vielen Apfel- und Pfirsichplantagen. Schon bald erreichen wir die „Apfelhauptstadt von Missouri“, das Städtchen Waverly (ca. 800 Einwohner).Der Ort wurde 1845 als das Örtchen „Middleton“ gegründet und 1848 nach einem der ersten Siedler der Stadt, der aus Waverly in Illinois gekommen war, umbenannt.
Bis 1861 hatte man viele Sklaven in der Stadt, die auf den Tabak- und Hanfplantagen und in der Seilfabrik als Arbeitskräfte eingesetzt wurden. Nach dem Ende des Bürgerkrieges wurden die Tabak- und Hanfproduktion ohne Sklaven wirtschaftlich unrentabel. Man wandte sich dem Maisanbau zu und legte Obstplantagen an.
Einer der berühmtesten Bürger von Waverly war Joseph Orville Shelby, General der
Konföderierten (1830-1897), der während des Bürgerkrieges mit seinen Soldaten den Nordstaaten große Verluste zufügte und nach Ende des Bürgerkrieges mit etwa 1.000 Soldaten nach Mexiko ins Exil ging. Er war durch seine Hanfplantagen und als Besitzer der Seilfabrik sehr reich geworden. 1867 kam er aus dem mexikanischen Exil zurück und betrieb bis zu seinem Tod wieder eine Farm in der Nähe von Waverly.
Waverly liegt am Missouri und man kann den ehemaligen „Port of Waverly“ anschauen, der einst rege von Dampfschiffen frequentiert wurde.
Lewis & Clark kamen mit ihren Männern am 18./19. Juni 1804 vorbei und hatten an dieser Stelle Probleme mit Sandbewegungen im Flussbett, die sich ständig verlagerten.
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Missouri - Blick flussaufwärts |
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Missouri mit angelandetem Treibholz |
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Missouri - Blick flussabwärts |
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Gedenkstein an Lewis & Clark - erstellt 1938 |
Über den Highway 24 erreichen wir nach weiteren 30 Kilometern die Stadt Lexington(4.650 Einwohner). Sie wurde bereits 1822 gegründet und nach dem gleichnamigen Ort im Bundesstaat Massachusetts benannt. In dieser Stadt machten in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts alle Teilnehmer der Handels- und Siedlertrecks Halt, die auf den großen Trails Richtung Westen unterwegs waren - beispielsweise auf dem Santa Fé Trail.
In Lexington findet man dazu die Statue der „Madonna of the trails“/“Pioniermutter der Planwagentage“. Die Statue wurde von dem deutsch-amerikanischen Bildhauer August Leimbach (1882-1965) entworfen. Insgesamt gibt es in den USA zwölf identische Statuen der „Madonna of the trails“, die in insgesamt zwölf Bundesstaaten von Maryland bis Kalifornien stehen, durch die einst die Trails in den Westen führten.
Die Statue zeigt eine Frau, gekleidet im Prärie-Stil, mit einem Baby im linken Arm und einem Sohn auf der rechten Seite neben sich; sie nutzt ein Gewehr als Spazierstock und marschiert zielstrebig nach Westen.
Für Lexington gilt Ähnliches wie für Waverly; auch hier lebte bis zum Beginn desBürgerkrieges (1861-1865) eine große Anzahl an Sklaven, die auf den Farmen, in den Fabriken und im Hafen arbeiteten. In Lexington fand im September 1861 eine dreitägige, blutige Schlacht zwischen den Truppen der Konföderierten und der Union statt. Dazu gibt es ein Besucherzentrum in der „Battle of Lexington State Historic Site“.
Hier wird die Schlacht selbst und vor allem der Konflikt der damaligen Bürger von Missouri beschrieben, die teilweise dem einen und teilweise dem anderen Lager angehörten. In der Ausstellung wird problematisiert, dass die Befürworter der Südstaaten anfangs euphorisch dachten, dass sie den Krieg problemlos gewinnen würden.
Am Missouri-Ufer von Lexington wird mit einer Informationstafel an die Lewis & Clark Expedition erinnert, die in diesem Areal um den 19./20. Juni 1804 unterwegs waren. Sie vermerkten damals die enorme Strömungsgeschwindigkeit des Flusses und freuten sich über die üppigen Wälder am Ufer.
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Lexington |
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Missouri - Blick flussabwärts |
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Treibholz im Uferbereich |
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Missouri - Blick flussaufwärts |
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Strudel aufgrund von Untiefen im nahen Uferbereich |
In Lexington entdecken wir einen Pavillon, der uns zeigt, wie intensiv man sich auch hier auf den Nationalfeiertag am 04. Juli vorbereitet.
Von Lexington fuhren wir über Country-Roads noch einmal über eine Entfernung von 30 Kilometern zu unserem heutigen Zielort Odessa.
Quellen und weiterführende Informationen: