Freitag, 10. Juni 2022

Homesteaders – die Heimstätten-Siedler

In dem sehr sehenswerten „Museum of the Northern Great Plains“ ↗  in der Stadt Fort Benton am Missouri gelegen konnten wir eine informative Ausstellung zu den Homesteadern ("Heimstättensiedler") anschauen.

Museum of the Northern Great Plains

Mehrere Staaten der USA, vornehmlich im Nordwesten u. a. Montana, Idaho, Wyoming, Nebraska, South und North Dakota, wurden durch die „Homesteader- Bewegung“ maßgeblich beeinflusst.

Montana

Die Geschichte der „Homesteader“ begann mit dem im Mai 1862 von Abraham Lincoln unterzeichneten Gesetz des „homestead act“ (1976 nahm man das Gesetz zurück).



In diesem Gesetz wurde festgelegt, dass jeder Vorstand einer Familie, auch alleinstehende Frauen oder Witwen erhielten dieses Recht, vom Staat 160 Morgen Land (ca. 65 Hektar) zur Bewirtschaftung erhielt. Es musste ein Haus auf diesem Land gebaut und das Land musste landwirtschaftlich genutzt werden. Nach fünf Jahren erfolgreicher Bewirtschaftung ging das Land dann in den Besitz des Siedlers über. Es gab noch die Möglichkeit, das Land nach sechs Monaten für 200 $ zu kaufen.

Mehr als ein Drittel der Homesteader kamen jedoch mit den verschiedenen schwierigen Bedingungen (Einsamkeit, Unerfahrenheit in der Landwirtschaft, extreme Wetterbedingungen, etc.) nicht zurecht und gaben dem Staat das Land wieder zurück. Abgesehen von den vielen Menschen, die mit großen Hoffnungen in den Westen zogen, scheiterten und wieder in ihre Ursprungsorte und damit in ihre dortigen schlechten Lebensbedingungen zurückkehrten, hatte die Verabschiedung des „homestead act“ noch zwei weitere schlechte Folgen: zum Einen wurden die „first Americans“, die Indianer, wegen dem „Landhunger der Siedler“ endgültig in die letzten Reservate zurück gedrängt, zum Zweiten verschwand etliches Staatsland in dunklen Kanälen irgendwelcher Spekulanten.

the end of a dream

Inzwischen leben zahlreiche Folgegenerationen auf dem Land der Homesteader und haben es heute aufgrund der Modernisierung von Maschinen und Lebensbedingungen (Strom- und Wasserversorgung) viel leichter, das Land zu bewirtschaften.


Im „Museum of the Northern Great Plains“ konnten wir einiges zu den Alltagsbedingungen der ersten „Homesteader“ erfahren:
Das erste Problem trat in den Great Plains auf, ohne Steine und Bäume ein Haus zu bauen. Man war einfallsreich und es entstanden „Rasenhäuser“, auch „Sod-Häuser“ genannt. Diese Häuser waren dunkel und sehr anfällig für Insektenbefall . Wetterbedingte Probleme, wie Überschwemmungen, Kälte oder Schneestürme kamen hinzu.
Das oberste Ziel der „Homesteader“ war die komplette Selbstversorgung. Man versuchte alle Lebensmittel, Möbel, Kleidung, etc. selbst herzustellen. Es entwickelte sich relativ schnell ein „Community-System“, um sich über die Gemeinschaft auch bei großen Entfernungen behilflich zu sein.
Das Leben der Frauen war eintönig und anstrengend. Neben der permanenten Versorgung der Kinder und des Viehs, etc. musste die Frau auf der Farm helfen, Lebensmittel für das Winterhalbjahr konservieren, Kleider nähen und das nur aus ihrer eigenen Kraft heraus. So konnte schon ein Waschtag eine echte Herausforderung darstellen.

Waschtag

Kinder, sie waren zahlreich in den Familien, mussten frühzeitig Arbeitsaufgaben übernehmen, genossen selten eine Schulbildung und hatten nach heutigen Maßstäben keine eigentliche Kindheit.

Kinder der Homestaeder

Im Laufe der Jahrzehnte wichen die „Sod-Häuser“ besser bewohnbaren Holzhäusern, die Arbeitsbedingungen im landwirtschaftlichen Bereich veränderten sich durch eine „Revolution“ der Landmaschinen, die Mobilität der „Homesteader“ wurden durch Straßenbau, Fahrzeuge und dem Einsatz landwirtschaftlicher Maschinen verbessert. Die Folgegenerationen leben heute (zum Glück) unter anderen Bedingungen als ihre Vorfahren.

komestaedter Holzhaus früher
Eine "Ein-Raum Wohnung" eines Homestaedter-Holzhauses für die ganze Familie

Pflug

the first power

John


Quellen und weitere Informationen:

Fort Benton

Fort Benton ist nicht nur der Name einer Kleinstadt in Montana mit derzeit etwa 1.450 Einwohnern, sondern zugleich auch Bezeichnung der 1846 von Alexander Culbertson gegründeten ehemaligen Handelsniederlassung der American Fur Company, benannt nach dem damaligen Senator von Missouri, Thomas Hart Benton.

Fort Benton

Heute kann man überall im Ort Schilder finden, auf denen nachzulesen ist, dass Fort Benton der „Geburtsort des Staates Montana“ ist. Dieser Ort entwickelte sich ab 1846 zum letzten Posten des Pelzhandels am Upper Missouri River, der per Dampfschiff erreicht werden konnte.

Die Geschichte von Fort Benton kann man nachlesen unter:
1865 verkaufte die American Fur Company diese Handelsniederlassung an die Northwest Fur Company. Ab 1868 wurde das Fort - bis zum Abzug der Armeeeinheiten 1881 - ein Posten der US-Armee.
Heute gehört der Ort mit seinem "Old Fort Benton" zu einer der sieben Stationen des „old fort trails“, der in Canada beginnend in die USA führt.

Old forts trail

Forts Trail

Fort Lewis war diesem Handelsposten etwa 25 Kilometer flussaufwärts vorangegangen, ebenfalls von A. Culbertson errichtet, doch die Blackfoot Indianer, mit denen Handel getrieben werden sollte, hatten etwas gegen diesen Ort. So wurden die bisher errichteten Gebäude abgerissen und zum heutigen Standort in Fort Benton gebracht. Zunächst hieß diese Örtlichkeit weiterhin Fort Lewis genannt nach Meriwether Lewis, von der Expedition Lewis & Clark, erst 1850 erhielt sie ihren derzeitigen und endgültigen Namen.

Model from old Fort Benton
Modell von Old Fort Benton

Eine Besonderheit der Stadt Fort Benton ist die Brücke über den Missouri, auf einer Strecke von 300 Kilometer die einzige Möglichkeit auf diese Weise das andere Ufer zu erreichen. Ansonsten existieren nur einige wenige Fähren.

Brücke in Fort Benton
Brücke in Fort Benton über den Missouri

Das Herzstück mehrerer in Fort Benton ansässigen Museen ist das „Old Fort Benton“-Museum ↗  . Das rekonstruierte Fort Benton kann man besichtigen, es wird von der gemeinnützigen „River and Plains Society“ betrieben.

Fort Benton

Da das Fort bereits 1881 aufgegeben worden war, nagte der „Zahn der Zeit“ und vor allem das Wetter an den Gebäuden (Erosion der Lehmziegel), so dass um 1940 nur noch die nordöstliche Bastion erhalten war. Eine engagierte Gruppe von Bürgern tat sich in den letzten Jahren zusammen und wagte einen Wiederaufbau. Inzwischen sind das Lagerhaus, die Schmiede und die Schreinerei, das Handelsgeschäft, das „Sally Port“-Tor (historische Ausfalltür) und das Agents Quarter/Bourgois House rekonstruiert.
Im Bourgois House (Bürgerhaus) kann man im Obergeschoss das Quartier des ehemaligen Fortmanagers Albert Culbertson besichtigen.

Albert Culbertson
Albert Culbertson

Culbertson info

Im Council-Raum des Bourgeois House befindet sich die „Starr Gallery of Western Art“ ↗  mit einmaligen Lithografien von Karl Bodmer, dem Schweizer Maler, der Maximilian Prinz zu Wied- Neuwied auf seiner Amerika-Expedition 1833/34 begleitete. Sie beschreiben die Landschaft Montanas und die indianischen Kulturen in den 1830er Jahren. Sie gelten noch heute als die genauesten und detailliertesten Bilder des Lebens der amerikanischen Ureinwohner während dieser Zeit.


Auch einige Bronzen von Bob Scriver (no more buffalo – Collection) sind zu besichtigen, weitere Scriver-Bronzen befinden sich im „Museum of the Northern Great Plains“ ↗ in Fort Benton.


Im Lagerhaus kann man bei der Besichtigung eine Vorstellung davon bekommen, wie der rege Handel der Blackfeet und anderen Stämmen mit den Händlern der Fur Company ablief. Biberfelle und Büffelhäute wurden gegen Perlen, Waffen, Decken, Messer, Kochgeschirr oder Stoffe getauscht/gehandelt.

fur traide

Gleichzeitig befinden sich in diesem Raum viele Ausstellungsgegenstände, die die Kultur der Indianerstämme beschreiben, aber auch das Leben der Pelzhändler vorstellen.

native american

federschmuck

treffen und trommeln

Direkt neben dem Old Fort Benton befindet sich das „Museum of the Upper Missouri“ ↗ , dessen Besuch ebenso lehrreich wie sehenswert ist.

Donnerstag, 9. Juni 2022

Ophir

Einen Ort, den es nie geben sollte!


1847 wurde 22 Flussmeilen flussaufwärts von der Mündung des Maria´s-River am Missouri-River ein neuer Handelsposten errichtet, der bald Fort Benton heißen sollte. Seine Lage galt als die Endstation der saisonalen Schifffahrt auf dem Missouri River. Nach 1863, als Gold im heutigen Idaho und im Südwesten von Montana entdeckt wurde, wurde Fort Benton zum Handelszentrum des Waggonzugverkehrs, der südlich nach Virginia City (Montana) und westlich nach Walla Walla (Washington) reichte.

ophir

1864 beabsichtigten einige mutige Unternehmer, flussabwärts eine neue Stadt an der Mündung des Marias zu bauen. Sie sollte quasi Fort Benton als Handelszentrum am oberen Missouri ersetzen. Sie nannten den Ort ihres Vorhabens Ophir.
Ihr Plan war grandios. Rechtlich stand dem Vorhaben nichts im Wege. Unternehmer schlossen sich zusammen, eine Straße für Kutschen und Wagen sollte gebaut werden und später sogar eine Eisenbahnlinie. 
1865 wurde mit der Errichtung mehrerer Blockhütten begonnen. Am 25. Mai 1865 fällte eine Gruppe von zehn Männern Baumstämme drei Meilen des Maria´s-River flussaufwärts, als eine Gruppe von Indianern, (Blackfeet), vorbeikam, möglicherweise auf dem Weg nach Fort Benton, um den kürzlichen Mord an neun Männern ihres Stammes zu rächen.
Es gab eine kurze Schlacht, und alle weißen Männer wurden getötet. Ein kürzlich aufgestellter Gedenkstein am Straßenrand erinnert an diesen Vorfall

Gedenkstein

Niemand weiß, wer mit dem Kampf begonnen hatte, aber die überlebenden "Unternehmer" besannen sich, und die Stadt Ophir verschwand schnell aus ihren weiteren Planungen.

ohir
gesehen: Museum in Fort Benton

Von Havre nach Fort Benton

Wir verließen Havre zwar mit dem Ziel Fort Benton Richtung Great Falls wieder auf dem Highway 2, bogen doch recht bald links in den Highway 87 ab.

nach Great Falls

Dieser U.S. Highway 87 (kurz US 87) ist ein Nord-Süd United States Highway und weist eine Länge von insgesamt 3.215 Kilometern auf. Er beginnt hinter Havre in Montana am U.S. Highway 2 und führt bis zum Texas State Highway 238 in Port Lavaca im Bundesstaat Texas.

Highway 87

Unsere heutige Reiseroute mit ihren Abstechern.


Recht bald erreichten wir den ehemaligen Standort von Fort Assinniboine.
Dieses Fort wurde 1879 in Folge der verloren gegangenen Schlacht von Custer durch die Sioux (Lakota) Nation (Schlacht am Little Big Horn - 1876) aber auch der Gefangenennahme der Nez Perce (1877) errichtet. 
Hintergedanke war, mögliche Angriffe der Sioux aus dem Norden unter der Führung von Chief Sitting Bull, die in die Cypress Hills in Kanada geflohen waren, oder der Nez Perce, von denen sich einige auch in Kanada in Sicherheit gebracht hatten, abzuwehren. Weder die Sioux noch die Nez Perce aus Kanada haben jemals einen Angriff über die Grenze geführt.
Dafür wurde das Fort Assinniboine zum wichtigsten Militärposten im Nordwesten der Vereinigten Staaten, allein aufgrund der Nähe zu allen ehemaligen Wegen der Indianer, die sie vorher benutzten. Ferner lag es zwischen zwei Forts (Fort Benton am Missouri im Südosten, Fort Walsh in den Cypress-Hills, heute Saskatchewan, Canada).
Für beide war die Handelsniederlassung in Fort Assinniboine Versorgungs- und Verkaufstation zugleich. Interressant: Die 10th Cavalry Buffalo Soldiers , bestehend aus afroamerikanischen Soldaten, gehörten zeitweise zu den Einheiten, aus denen die Garnison des Forts bestand.
Als dann die Eisenbahnen den Landstrich durchzogen, wurde diese Handelsniederlassung, aber auch das militärische Fort, nicht mehr benötigt, so dass es 1911 aufgegeben wurde. Viele seiner Backstein-Gebäude wurden abgerissen. Das Material diente an anderen Stellen wieder zum Neuaufbau.


Fort Assinniboine

Fort Assinniboine
Heute noch stehende Gebäude im ehemaligen Fort Assinniboine

Wir setzten unsere Fahrt auf dem schnurgerade verlaufenden Highway fort, der stellenweise rechts und links von Strom- und Telegraphenmasten gesäumt wird.

Strommasten

Nachdem wir einige Zeit durch die relativ ebenen Plains gefahren waren, konnten wir links eine Bergkette erkennen, die Bear Paw Mountains.

Bear Paws

Wir sahen aber auch trockene, nicht bestellte Felder. Später erfuhren wir, dass die meist tonige Zusammensetzung des Bodens die Wasseraufnahme verhindert. 
Tatsächlich ist der schlammige Boden hier so fein, dass er Regenwasser nahe der Oberfläche auffängt, während ein lockerer, poröserer Boden es zulassen würde, dass es tiefer absickert. Infolgedessen ist es bei Nässe so rutschig und klebrig, dass selbst riesige Landmaschinen stillstehen. Durch Ruhen lassen des Feldes mit den abgeschnittenen Getreidehalmen ohne Umpflügen will man dem Boden die Möglichkeit geben, wenigstens etwas Wasser für die kommende Wachstumsperiode zu speichern. "Trockenlandbau" bezeichnet man hier u.a. diese Methode.

trockene Felder

trocken

Rapsfelder
Selbst diesen Rapsfeldern fehlte das Wasser

Ehe wir uns Loma und dem Maria´s River näherten, hatten wir von diesem Ausguck noch einmal die Möglichkeit, in das weite und stellenweise hügelige Land zu schauen.

Ausguck

weites Land

Vor Ort werden auch Informationen zur geologischen Beschaffenheit der Region und den drei sich ins Gestein eingegrabenen Flüssen (Missouri, Maria´s- und Teton-River) gegeben.

Crossroad

vor lomo
Sandhügel vor Loma

sandhuegel

Wir erkundeten auch diese kleinen Ansiedlung - Loma, mit ihren alten, ehemaligen hölzernen Getreidespeichern aus längst vergangenen Zeiten.

Loma

1887 erreichte eine Eisenbahnlinie, vom südlichen Helena kommend, diesen Ort . An der Mündung des Teton- in den Maria´s-River wurde eine Zwischenstation errichtet. 1899 wurden die Schienen näher an den Missouri River verlegt. Nun befand sich auf der Nordseite des Maria´s-River eine neue Station mit dem Namen Lower Marias, die von den Eisenbahntelegraphen als LOMA abgekürzt wurde.

Mit dem Bahnhof kamen Siedler (Bauern). 1911 hatte diese kleine Ansiedlung 33 Einwohner, was ihr sogar das Recht verlieh, eine eigene Poststation (dann Chappell genannt) zu eröffnen.
1982 wurde die Eisenbahnlinie aufgegeben, die landwirtschaftliche Betriebsamkeit in der Region kam schon vorher zum Erliegen.
Direkt hinter dem kleinen Ort quert man den Maria´s-River. 1805 benannte die Expedition von Lewis & Clark diesen Fluss nach Maria Wood, einer Cousine von Meriwether Lewis.

Marias River

Marias-River

Marias-River

Wenn man den Fluss von Loma kommend überquert hat, führt links eine geschotterte Straße zum Decision-Point.

zum desicion point

Desicion-Point

Hier schlugen Lewis & Clark und seine Leute am 02. Juni 1805 nicht nur ihr Lager auf, sondern beratschlagten, welcher der beiden Flüsse denn nun eigentlich der Missouri sei, dem sie weiter folgen sollten.

was nun?

Je eine kleine Expedition folgte einem der Flüsse, doch beide kamen unverrichteter Dinge wieder zurück. Wäre Clark mit seinen Leuten einen Tag länger dem Fluss gefolgt, wäre er an den Wasserfälle beim heutigen Great Falls angekommen.

exploring

So entschied Lewis allein aufgrund äußerer Gegebenheiten (Farbe des Gewässers, Beschaffenheit der Sohle u.v.m.), dem Fluß zu folgen, der ihm den bisherigen Beobachtungen am Ähnlichsten erschien. Und er lag damit richtig!

123

Die Erinnerungsplakette an sein Lager an dieser Stelle.

Erinnerungsplakette

So stellt sich die Situation heute dar: von links kommt der Maraia´s-River, links (unten) ist nur ein Arm des Missouri, der eigentlich rechts fließt. In der Mitte eine große bewachsene Sandbank.

zusammenfluss am decision-point

Hinter dem Missouri wieder eine große bewaldete Sandebene, ehe sich die Sandberge erheben.
sand

Die Entscheidung des Expeditionscorps war am 11.Juni 1805 getroffen, man folgte weiter dem Missour, wir folgten weiter dem US Highway 87. Dieser zog sich nun ein Stück links vom Teton-River durch hohe Sandhügel.

Sandhügel am Tetonfluss

Bald darauf erreichten wir den Ort Fort Benton, am Missouri gelegen, dem wir uns morgen ausführlich widmen wollen.

fort benton