Freitag, 16. September 2022

Deadman Junction Ranch

Von Cache Creek auf dem Highway 1 (Trans-Canada-Highway) kommend fielen uns nach etwa 30 Kilometern in der Höhe von Walhachin, 10 Kilometer vor Savona, entlang der sandigen Berghänge rechts der Straße über viele Kilometer verlaufend hölzerne Überreste einer ehemaligen Wasserleitung auf.
Gleich darauf erreichten wir eine kleine Geisterstadt und bekamen dort die Erklärung.

Ghost Town


Vor über hundert Jahren wurde von einer Gruppe Chinesen ein Bewässerungssystem für den Ort Walhachin ↗ gebaut. Über 35 Kilometer leitete man damals Wasser des Deadman Rivers ↗ in hölzernen Rinnen nach Walhachin. Dort hatte man Anfang des 20. Jahrhunderts u.a. Obstplantagen angelegt, die man so zu bewässern versuchte. Der Name des Rivers geht übrigens auf das Jahr 1817 zurück, weil Pierre Charette von der North West Fur Company wegen eines Streites um einen Camp-Platz getötet wurde. 
Kurz zu dem Ort Walhachin: der Ort wurde von englischen Farmern gegründet und startete mit der Hoffnung, große Erfolge im Obstbau zu erlangen. Man wählte den Namen des Ortes angelehnt an ein Wort der hiesigen „first nations“ (Nlaka'pamux) für die umgebende Landschaft – „Land der runden Felsen“. Mit Beginn des ersten Weltkrieges verließen jedoch viele der Männer zum Kämpfen für das „Mutterland England“ den Ort; es kehrte fast niemand danach zurück. So geriet der „verlassene“ Ort, in Vergessenheit  -  heute leben noch etwa 100 Personen dort, also in einer „Beinahe-Geisterstadt“.

Wir besuchten jedoch eine andere „ghost-town“, kurz vor Walhachin. Sie heißt „Deadman Junction Ranch“.

Ghost-town

Voranstellen muss man, dass es sich bei der Deadman Junction Ranch um eine „nachgebaute“ Geisterstadt handelt. Sie gehört Matt Sandvoss, der mit ihr seinen Lebenstraum verwirklicht und eine "originale Westernstadt" erbaut hat. 

Ghost town

Ghost-town

Seine große Leidenschaft ist das Sammeln von Gegenständen aus der „Westernzeit“ und seit 2011 hat er nun seine umfangreiche in Sammlung (Gewehre, verschiedenste andere Waffen, Goldgräberausstattungen, Friedenspfeifen, …) in seiner „ghost-town“ untergebracht.

Fallen
Verschiedene Fallen

Jedes Jahr entstehen neue "Gebäude" und so kann man zurzeit bereits den „rattlesnake saloon“, das Geschäft eines Bestatters („the undertaker“), einen Handelsposten („trading post“), eine Drogerie und natürlich ein Bezirksgefängnis besichtigen und ausgiebig fotografieren.

Postkutschen-Station

Wells Fargo

Saloon

im Saloon

Saloon

hot beer

Wanted
Buch Cassady

Mehrere Filme wurden bereits in seiner Kulisse gedreht und er verleiht ständig Gegenstände aus seiner Sammlung als originale Requisiten an die Filmindustrie.
Durch die gesamte umgebende Landschaft gewinnt man schnell den Eindruck: hier taucht man tatsächlich für einen kurzen Moment in die Zeit des „Wilden Westens“ ein.

scheune

rooms

ghost-town

Heavy truck modell aa
Model AA heavy-duty truck variant - ab 1927

Quellen und weiterführende Informationen:

Mittwoch, 14. September 2022

BC Hydro Seton Lake Campsite

Kurz vor Lillooet steuerten wir in Britisch Kolumbien einen Campingplatz an, der hinter dem Damm des Seton Lakes liegt, von BC Hydro ↗ errichtet wurde und von diesem Unternehmen auch unterhalten wird. Er ist für seine Benutzer kostenfrei - aber nicht ganz "ungefährlich"!


Berge

Seine Lage ist einzigartig, die umgebenden hohen Berge sorgen für das richtige Gebirgsflair, auch wenn aktuell ein naher Waldbrand die eine oder andere Rauchwolke durch das Tal schickt.

Berge-im-Rauch

Von hier aus kann man sich auf den Gold Rush Trail begeben und hoffen, dass man im nahen Bach noch etwas von dem einst begehrten Edelmetall findet, denn in den späten 1800er Jahren durchkämmten Hunderte von chinesischen Prospektoren die Ufer des Cayoosh Creek auf der Suche nach Gold. Auf dem Campingplatz sind die Überreste eines chinesischen Backofens zu sehen, eine Erinnerung an diese Goldgräberzeit.


Chinese-oven

chinese-oven

Ein Hinweisschild, wie man sich generell sowie in Covid-Zeiten auf dem Trail verhalten sollte, ist wohlgemeint!

Verhalten am Trail

Nachdenklicher und vorsichtiger sollte ein Wandersmann allerdings bei den folgenden Warnhinweisen werden.

Baer in Area

Cugar

Keine Hinweise jedoch sind zu dieser "Gefahr" vorhanden! Gespinstnester.

Gespinst im Baum

Raupe

Hunderte solcher lang behaarter Raupen befinden sich in den Gespinstnestern, die man in Büschen und Bäumen am Trail antreffen kann.

Quelle und weiterführende Informationen:

Dienstag, 13. September 2022

Horseshoe Bay nach Cache Creek

Von Vancouver Island aus erreicht man nach gut eineinhalb Stunden Fahrt mit der Fähre entlang zahlreicher vorgelagerter Inseln Horseshoe Bay (West Vancouver), eine relativ kleine Bucht nordwestlich von Vancouver. Nach Verlassen der Fähre, nun auf dem Festland von British Columbia, geht es bergauf zum Highway 99, der über 230 Kilometer nach Lillooet und dann weiter Richtung Cache Creek führt.



Uferstraße
Küstenstraße am "Howe Sound" Richtung Norden

Dieser Highway verläuft komplett durch das  „Sea to Sky County“ vom Pazifik in Britisch Kolumbien bis in die Coast Mountains und trägt dementsprechend auch den Namen „Sea to Sky-Highway“.
Früher wurde dieser Straßenabschnitt von den lokalen Medien oft auch als "Killer Highway" bezeichnet. Vor den Olympischen Winterspiele im Jahr 2010 wurde die Strecke jedoch ausgebaut, da sie die einzige Direktverbindung zwischen der Olympiastadt Vancouver und dem Skigebiet in Whistler war. 
Coast Mountains

Nach 45 Kilometern auf dem Highway 99 erreicht man Squamish ↗ , eine Gemeinde mit fast 20.000 Einwohnern, zu denen auch first nations-Reservate der Squamish-People gehören. Die Gegend um diesen Ort ist bei Wanderern, Mountainbikern und besonders weltweit bei Kletterern beliebt, vor allem wegen dem Stawamus Chief Mountain, einem der größten Granit-Monolithen der Welt.

Monolith

Dieser 700m hohe Granit-Monolith ist eines der Wahrzeichen von Squamish und gilt als zweitgrößter Granit-Monolith der Welt (der größte ist der El-Capitan im Yosemite Nationalpark). 

Kletterer

Des Weiteren befinden sich hier die Shannon Falls, die als drittgrößter Wasserfall Kanadas in mehreren Kaskaden über 335 Meter herabfallen und auf einem einfachen Fußweg erreichbar sind.

Wasserfall

Nach weiteren 60 Kilometern auf dem Highway 99 erreicht man den Olympia-Wintersportort Whistler ↗ . Auf unserer Weiterfahrt Richtung ehemaliger Olympiastätte fand gerade die Radfahrer-Veranstaltung „Gran Fondo“  („Große Ausdauer“) statt. Auf einer gut 140 Kilometer langen Strecke mit etwa 3.300 Höhenmeterdifferenz, startend in Vancouver bis zum „Tour-Ende“ in Whistler, konnten sich interessierte „Hobby-Radfahrer“ in ihrer Ausdauerleistung beweisen.

Hobby-Radfahrer

Am Ortseingang von Whistler lädt ein „Inuit-Steinmann“ die Touristen zum Besuch des berühmten Ortes ein. Der „Inukshuk“ wurde 2010 als Symbolfigur für die damaligen olympischen Winterspiele geschaffen.

Welcome

Innuit

Von riesigen Parkplätzen, die zeigen, mit welchem Ansturm an Winter-Touristen man in Whistler rechnet, erreicht man in wenigen Gehminuten die Gondeln, die die Touristen zu den Skigebieten transportieren. Die Innenstadt ist geprägt von Restaurants, Wintersportgeschäften und Boutiquen. Im Sommer gibt es in Whistler zahlreiche attraktive Angebote für Mountain-Biker.

In Whistler ist man seit Jahren sehr stolz darauf, inzwischen über 50 Kunstwerke im öffentlichen Raum - in den Parks, entlang der Straßen – ausstellen zu können. Eines davon ist beispielsweise eine Bronzeskulptur des kanadischen Bildhauers James Stuart. Die Figur trägt den Namen „Jeri“ und stellt einen Mann dar, der sich nach einer körperlichen Anstrengung ausruht, um neue Kraft zu sammeln.

Jeri

Vor dem Audain Art Museum ↗ steht eine sechs Meter hohe Statue aus gegossener Bronze. Sie ist mit einer ockerroten Patina versehen und wurde in einer Gießerei in New York hergestellt. Die Skulptur zeigt drei „Wächter“, die nach Gefahren Ausschau halten.

Skulpture

Die nächsten 130 Kilometer bis zum Ort Lillooet ↗ werden ebenfalls noch auf dem Highway 99 zurückgelegt. Kurz hinter Pemberton begegnete uns wieder einmal eine Bären-Mutter mit ihren zwei inzwischen schon recht großen Bären-Kindern.

Bärenmutter

Auf der Strecke kommt man etwa 35 Kilometer östlich von Pemberton u.a. am Duffin Lake vorbei, der in 1.183 m Höhe liegt.

Duffin Lake

Duffin Lake

Ein weiterer See, der Seton Lake, ein 22 Kilometer langer Stausee, liegt nur noch auf einer Höhe von 243 m. Der See selbst bedeckt eine Fläche von 26,2 km². Sein Hauptzufluss ist der Seton River, der in Lillooet in den Fraser River mündet.

Lillooet ↗ entstand im Rahmen des kanadischen Goldrausches um 1858 in diesem Gebiet. Damals soll der Ort etwa 20.000 Einwohner gehabt haben, heute sind es gut 2.000. 

Ab Lillooet fährt man noch etwa 80 Kilometer auf dem Highway 99 (bis zur Historic Hat Creek Ranch ↗), um nach weiteren 11 Kilometern auf dem Highway 97 nach Cache Creek zu gelangen, einem traditionellen Verkehrsknotenpunkt auf dem Trans-Canada Highway, dem Highway 1.

trockenes Land

Die Strecke ist landschaftlich beeindruckend – tief hat sich der Fraser River in das Tal eingegraben. Es ragen hohe Sandsteinberge auf und alles sieht ein wenig nach trockener Mondlandschaft aus. Kein Wunder; hier fallen jährlich nur etwa 260 Millimeter Niederschlag.
Auch fährt man durch mehrere Reservate der "first nations".

Niederschlagsarm

Cache Creek ↗ schließlich ist ein Ort, der aufgrund seiner Lage von Service-, Übernachtungs- und Restaurantangeboten geprägt ist.

Montag, 12. September 2022

Wandmalereien in Chemainus

Wir besuchten die Kleinstadt Chemainus (knapp 3.000 Einwohner / 2016), die sich an der Ostküste von Vancouver Island befindet - knapp 80 Kilometer in nördlicher Richtung von Victoria entfernt. Das Örtchen entwickelte sich ab 1858 aus einer traditionellen Holzfällersiedlung. Man profitierte transporttechnisch von einem größeren Hafen und ab 1880 kam eine Eisenbahnstation der Strecke von Victoria nach Nanaimo hinzu.

In dieser Region lebten seit Jahrtausenden „first nations“ der „Coast Salish People“, die sich „Chemainus“ (heute: „Stz’uminus“) nannten und so die Namensgeber des Städtchens wurden.
Der Ort Chemainus ist weltberühmt für seine Wandmalereien. Das „Wandmalerei-Projekt“ (Festival of Murals) wurde 1982 ins Leben gerufen, um den Ort davor zu bewahren, eine „Geisterstadt“ zu werden. In den 1970er Jahren hatte es Probleme beim größten Arbeitgeber der Stadt, dem Sägewerk, gegeben. Das über 100 Jahre betriebene Sägewerk wurde schließlich 1983 geschlossen, glücklicherweise aber 1985 neu eröffnet.
Mit den Wandmalereien versuchte man, touristisch attraktiv zu werden. Man entschied sich damals mit Hilfe der Wandmalereien ein sogenanntes „Revitalisierungsprogramm“ durchzuführen, entwickelte das Projekt weiter und bietet heute von der Chemainus-Stadtverwaltung sogar Planungsbeispiele und Entwicklungsstrategien für andere Städte an. Natürlich gibt es Wandmalereien seit Jahrtausenden, aber das über inzwischen 30 Jahre konsequent verfolgte Konzept in der Stadt mit seinen heute weit über 40 groß dimensionalen Gemälden ist recht einmalig.


Bei unserem Spaziergang entlang der bemalten Häuserwände erlebten wir eine ausführliche Geschichtsstunde zur Stadt aus Sicht zahlreicher unterschiedlicher Kulturen und gleichzeitig erfreuten wir uns an den künstlerischen Interpretationen.
Auch hier können wir nur einige Beispiele vorstellen

Wenn man von Ladysmith, dem nördlich gelegenen Nachbarort, kommend die Chemainus Road erreicht, fällt einem auf der rechten Seite ein riesiges Wandgemälde mit dem Namen „World in Motion“ / “Welt in Bewegung“ auf (30 Meter lang und 3,70 Meter hoch). Es wurde 1986 von Alan Wylie, einem renommierten schottisch-kanadischen Künstler gemalt und 2013 restauriert. Das Gemälde ist eine Montage aus ehemaligen Gebäuden und Ereignissen von 1883 bis 1939 in Chemainus, im Besonderen die Feierlichkeiten zum 50jährigen Bestehen der Victoria Lumber Company (Holzindustrie).

World in Motion

In diesem Hotel (Horshoebay Inn) verbrachten die beiden Millionäre J.D. Rockefeller aus New York (am10.11.1900) und Andrew Carnegie aus Philadelphia (am 21.11.1900) je eine Nacht und signierten (Bildmitte).

Biegt man nach links in die Mill Street ab, kommt man am 15 mal 6 Meter großen Gemälde „Native Heritage“ / “Erbe der Ureinwohner“ vorbei. Es wurde 1983 von Paul Ygartua gemalt (2002/2014 restauriert). Er ist baskischer Abstammung und startete sein künstlerisches Leben in Liverpool (Groß-Britannien) als Gold- und Silberschmied. Recht bald wandte er sich dann der Malerei zu. Er hat einige der größten Wandbilder in Kanada und den USA gemalt und hat dazu zahlreiche unterschiedliche Malstile verwendet. Eingerahmt von Totem-Pfählen sieht man neben einer Salish-Frau einen ehemaligen Chemainus-Häuptling und einen einheimischen Piloten der Royal Navy sowie einen indigenen Polizisten.

Nativ Heritage

Ein weiteres Wandgemälde von Paul Ygartua befindet sich in der Willow Street – „The Hermit“ / “Der Einsiedler“ (von 2004, 3,3 mal 2 Meter). Es berichtet von Charlie Abbott, der in den 70er Jahren nach Chemainus kam und bis zu seinem Tod im Jahr 1989 in den Wäldern im Umland lebte und dort teilweise wunderschöne Wanderwege erschuf – „the hermit trails“.

Hermit trails

Die „first nations“ spielen auf weiteren Wandbildern eine Rolle. So befindet sich schräg gegenüber des „Native Heritage“-Wandbildes das Gemälde „Arrival of the Reindeer in Hoseshoe Bay“. Das Bild wurde 1983 von der 2010 verstorbenen Sally Clark gemalt (2007 restauriert; 7,7 mal 4,5 Meter). Eine „first nations - Prinzessin“ beobachtet die Ankunft der Schaluppe „Reindeer“ („Rentier“) in der Bucht, die heute „Chemainus Bay“ heißt. Das Segelschiff „Reindeer“ kam über viele Jahre regelmäßig in Chemainus vorbei.

Ankunft

Im Zusammenhang mit den "first nations" hat man der berühmten kanadischen Künstlerin Emily Carr (1871-1945), die sich überwiegend mit der indianischen Kultur im amerikanischen Westen auseinandersetzte, einen Ausstellungsbereich gewidmet. Am waterwheel square hat man die Struktur eines indianischen Langhauses nachgebaut und mit reproduzierten Gemälden (von Cim MacDonald) von Emily Carr geschmückt.

Neben der Utopia Bakery befindet sich u.a. ein weiteres durch Emily Carr inspiriertes Gemälde „keeper of secrets“ / “Hüter der Geheimnisse“ (2016 von Cim MacDonald gemalt; 3,5 mal 2,5 Meter). Hier wird ein Rabe dargestellt, der sein geheimnisvolles Wissen mit den „first nations“ teilte und sie gleichzeitig beschützte. Die in Schottland geborene Cim MacDonald ist auch als Fotografin sehr bekannt und seit 1996 eine der Kuratorinnen des Chemainus Festival of Mural Societies.

Keeper of secrets
keeper of secrets

Direkt neben dem „Rabenbild“ findet man ein durch Emily Carr beeinflusstes Wandgemälde (6,1 mal 2,4 Meter), das 2016 von dem Künstler Mario Labonte erstellt wurde. Es trägt den Titel „By the bay“ („An der Küste“) und zeigt die an der nordwestamerikanischen Küste vorkommenden immergrünen Erdbeerbäume (arbutus tree) mit ihrer leuchtenden roten Rinde. Die „first nations“ verwendeten von diesem Baum nicht nur die sauren Früchte, sondern auch Rinde und Wurzeln.


By the bay

Ein weiterer Kulturkreis wird bei den Wandbildern berücksichtigt – die chinesische Bevölkerung von Chemainus. Sie werden gleich auf mehreren Bildern präsentiert:

Chinese Bull Gang in 1884“ (Ernest Marza, 1984, 32 mal 3 Meter) – 23 chinesische Männer transportieren einen riesigen Baumstamm zum Hafen.

bulls gang

bulls gang

Memories of a chinese boy“ (Cheng Chu Ren, 1996, 5 mal 10 Meter) – es wird der von Ning Chang betriebene Laden gezeigt, der ein beliebter Treffpunkt war.

Memories

Memories

In einem Ort, der über hundert Jahre von der Holzindustrie geprägt wurde, beschäftigen sich natürlich zahlreiche Darstellungen mit diesem Thema:
logging with oxen“ (Harold Lyon, 1983, 18,3 mal 3,7 Meter) – Gespanne von über zwanzig Ochsen zogen die Baumstämme aus dem Wald / Busch bis zum Hafen.

logging

logging

The Lumber Barons“ (Constance Greig-Manning, 1996, 9,7 mal 5 Meter) – es zeigt die Holzbarone Humbird und MacMillon sowie den Reichtum durch die Holzindustrie.

Holz-Baron

Camp 2 on a Sunday“ ( David J. More, 1982, 6,5 mal 6,5 Meter)  - Sonntag im Lager mit Körperpflege, usw..

Camp

Temporary Homes“ (David White, 1983, 5,8 mal 4 Meter) – Häuser aus Holzlatten und Segeltuch waren erste Wohnstätten von Siedlern, Bergleuten und Holzfällern.

Camp

Neben der Holzindustrie spielte über einige Jahre der Bergbau in Chemainus eine Rolle – im Besonderen wurde Kupfer abgebaut. Dies wird im Gemälde „Lenora Mines at Mt. Sicker“ (6 mal 6 Meter) in der Victoria Street dargestellt. Es wurde 1988 von Peter Bresnan gemalt und erstreckt sich in drei Tafeln um eine Hausecke herum.

Es erinnert daran, dass Harry Smith mit seinen Partnern H. Buzzard, T. MacKay und F.L. Sullivan 1897 am Mount Sicker den Claim für eine Kupfermine absteckte und nach seiner Tochter Lenora benannte. Der Kupfer-Bergbau entwickelte sich eine Weile so schnell, dass in kurzer Zeit über 400 Bergleute in Chemainus tätig waren. 1907 verfügte der Ort sogar über ein „copper mining center“. Leider sind einige Stellen der Bilder sehr reparaturbedürftig.


Copper


Lohre


Alle Transportmöglichkeiten aus historischer Sicht sind bei den Wandbildern auch berücksichtigt:
Chemainus Tug Boat“ (tug boat=Schlepper; Harry und Mark Heine, 1984, 30,5 mal 13 Meter) - Geschichte des Schleppers Chemainus.

Tug Boat

Tug boat

HMS Forward“ (forward=vorwärts / Harry Heine, verstorben 2004 / 1984, 9,8 mal 2,6 Meter) – Kanonenboot der königlichen Marine. Hier: Landbewohner erwarten die Ankunft.

HMS

HMS

Steam Train on Bridge over Chemainus River“ (Paul Marcano, 1982, 2,4 mal 3,7 Meter) – Dampflokomotive donnert über Brücke (2017 an neuem Gebäude).

steam train

Den beiden ersten Kinder mit europäischer Abstammung, die in Chemainus geboren wurden, sind Wandbilder gewidmet: 
Billy Thomas (*1874) und Julia Askew (*1871).


Billy Thomas

Julia

Eine beeindruckende Kombination eines Wandbildes mit einem Modell befindet sich am Eingang des Waterwheel Parks. Hier ist das von Sylvia Verity Dewar (verstorben 2010) 2003 gemalte Wandbild „The First Chemainus Sawmill 1862“ (7,8 mal 4,5 Meter) mit einem Wasserrad-Modell kombiniert. Die Künstlerin entschied sich dafür, ihre Darstellung nicht an der Realität zu orientieren, sondern einen hellen und bunten Malstil zu nutzen, um so auch den benachbarten Park zur Geltung zu bringen.

Mühle

Auch die Geschichte außerhalb von Chemainus wurde berücksichtigt:
Letters from the Front“ (David Goatley, 2002, 8 mal 2,8 Meter) – Darstellung von Geschehen aus dem ersten Weltkrieg und der Bedeutung von Briefen für Soldaten aus der Heimat. Es befindet sich auf einer Gebäudewand des heutigen post office;

Letters

Lest we forget“ (David Goatley, 2004, 4,9 mal 2,4 Meter) – Darstellung von Geschehen aus dem ersten Weltkrieg; (David Goatley wurde in London geboren).

lest we forget

Am Chemainus public market steht seit 2020 ein von Kris Friesen entworfenes und „aus dem Rahmen fallendes“ Kunstwerk. Es hat keine historische Bedeutung für den Ort und basiert auch nicht auf einem ehemaligen Foto. Es trägt den Titel „in tune with nature“ und ist ein bespielbares Klavier, das mit dem Bild einer Unterwasserwelt kombiniert ist. Es soll daran erinnern, wieviel Musik man in der Natur wahrnehmen kann. Das „Bildarrangement mit Klavier“ befindet sich in einem großen bemalten Kasten. Beim Öffnen des Kastens wird von Louis Armstrong das Lied „what a wonderful morning“ intoniert.

Klavier

Aber nicht nur die Geschichte um Industrie und Historie, sondern auch das Alltagsleben in Chemainus werden berücksichtigt – einige Beispiele sind:

The Siren’s Song“ (2,4 mal 6 Meter) wurde 2021 zum hundertjährigen Jubiläum der „fire hall“ von Chemainus von Angela Carlson angefertigt. Es zeigt u.a. je einen einen alten (aus dem Jahr 1947) und einen neuen „fire truck“ und trägt die Bezeichnung „Celebrating 100 years of service to the Community“.

100 Jahre

The Telephone Company (1915)“ erstreckt sich über 3,7 Meter mal 3 Meter an einer Hauswand in der Willow Street. Es wurde 1992 von Cim MacDonald gemalt. Es zeigt „Supervisor Daisy Donde“ 1915 mit einer Angestellten, die damals für die Vermittlung von 30 Telefonen in der Region zuständig waren.
Telefon

The Company Store“ befindet sich auf der Rückseite des heutigen post office und ist auf einer Fläche von 10 Meter mal 8 Meter gemalt. Es wurde 1983 von Dan Sawatzky angefertigt, der in Chemainus für insgesamt fünf Wandbilder zuständig war. Es hat ein ovales Format. Es zeigt den „Victoria Lumber Store“ aus dem Jahr 1917 mit vielen Regalen, die mit allem gefüllt sind, was man zum Alltagsleben benötigt. Auch der damalige store manager D.A. Gatus wird gezeigt.

Store

Abschließen wollen wir mit einem typischen Bild aus dem Alltagsleben. In der Willow Street befindet sich ein Wandgemälde, das das erste Schulhaus in Chemainus von 1883 („First Schoolhouse“, 4,8 mal 2,5 Meter) darstellt. Es basiert auf einer Fotografie (von 1885), wie viele andere der Wandbilder auch. Im Hintergrund ist Samuel Girdlestone, der erste lokale Lehrer von Chemainus, dargestellt. Kiff Holland, ein aus Südafrika in Kanada eingewanderten Künstler, der gerne mit Farben und ihrer Leuchtkraft experimentiert, hat dieses Wandbild 1986 gemalt (restauriert 2013).

Schuhaus

Bei unserer Wanderung entlang der Wandbilder stellten wir fest, dass es sich lohnnen kann, in die Welt der Geschichte(n) eines Ortes, dargestellt mit einer solchen Detailtreue und Farbenvielfalt, einzutauchen, um sie so besser zu verstehen.
Leider waren bei unserem Besuch in dieser schmucken Stadt einige Wandbilder durch davorstehende Müllcontainer, Sonnenschirme, LKWs, ... zumindest teilweise "versteckt". Wer sich für weitere Details dieser Bilder interessiert, klickt sie bitte an. Sie werden dann zumindest vergrößert dargestellt. Ansonsten hilft dieser Link ↗ bestimmt weiter.