Montag, 9. September 2019

nach Oungre / Kanada

Ab Williston fuhren wir heute die letzten Kilometer unserer diesjährigen USA-Reise. Wir nutzten auch für die Reststrecke von knapp 100 Kilometern den Highway 85, der nun CanAm-Highway genannt wird.





Am Ortsausgang von Williston „wunderten“ wir uns über einen „Trump-Shop“, in dem tatsächlich etliche Leute Werbe-Artikel für den Trump‘schen Wahlkampf 2020 einkauften.
Das Angebot erstreckte sich von Fahnen über T-Shirts und Mützen, usw. immer unter dem Motto „Keep America Great“.
- Und: "we accept American Ecpress", ...







Da wir weiter durch das „Bakken-Field“ fuhren, war natürlich selbstverständlich, dass sich zahlreiche Öl- und Gas-Förderanlagen rechts und links des Highways befanden. Auch die riesigen Tanklastwagen waren unsere ständigen Begleiter.





















Den größten Teil der Strecke verlief der Highway 85 nur geradeaus. Lediglich kurz vor dem Ort Fortuna mussten wir für ein Stück nach Westen abbiegen.






Im Ort selbst mussten wir registrieren, dass die „glücklichen Zeiten“ von Fortuna lange der Vergangenheit angehören. Der Ort wurde einst nach der römischen Glücksgöttin Fortuna benannt, weil man sich in dieser Region Wohlstand für die Siedler erhoffte.

Heute leben noch knapp zwanzig Personen hier. Die Kirche von Fortuna ist „zugenagelt“. Am Feldrand stehen einige Mähdrescher, um die großen Felder ab zu ernten. Die „Teacher‘s Lounge“ ist das einzige Geschäft, in dem sich neben einem Café, die Post,  ein kleiner Lebensmittelladen und das Office für einen RV-Campground befinden.













Von Fortuna waren es dann noch 9 Kilometer
bis zur Grenzstation.












Unterwegs konnten wir uns eine „Art der Müllbeseitigung“ anschauen  -  direktes Verbrennen auf dem Feld.






In diesem Grenzgebiet sahen wir viele alte, verfallene Häuser.






















Auch ein alter Friedhof säumte die Straße.
Die Friedhofskapelle, ohne Fenster, das Dach halb eingefallen - auch gestorben!
Die Anzahl der Grabsteine zeugt noch heute von einer ehemals größeren Bevölkerungsdichte in dieser Region.





Der Grenzübergang trägt auf amerikanischer Seite den Namen „Fortuna - Port of Entry“ (Eintrittshafen), auf der kanadischen heißt er offiziell "Canadian Border Services Agency - Oungre"
Er wird nur von wenigen Personen genutzt und ist ab 22 Uhr bis zum nächsten Morgen geschlossen.
Im Vergleich zu unserer Einreise in die USA im Mai verlief unsere Ausreise völlig unproblematisch.

Mit dem Grenzübergang endet auf der amerikanischen Seite der Highway 85 und es beginnt der kanadische Highway 35; ihn fuhren wir dann noch fünfzehn Kilometer nach Oungre weiter.









Direkt hinter der Grenze wurden wir von dem Schild „Saskatchewan Naturally“ begrüßt.
Diese kanadische Provinz ist so groß wie Frankreich, die Benelux-Staaten und die Schweiz zusammen, hat aber insgesamt nur eine Bevölkerungsdichte wie Tibet (1,5 Einwohner pro Km2 ).
       


"Natürliches Saskatchewan":
dementsprechend dominierten landwirtschaftliche Flächen, aber es standen auch immer wieder Pferdekopf-Pumpen und riesige Öltanks entlang der Strecke.








Der kanadische Ort Oungre ist mit dem amerikanischen Ort Fortuna vergleichbar,
klein und ein wenig verlassen, allerdings
werden hier in der St. Mary‘s Church noch Gottesdienste angeboten.











Und der Ort bietet den Oungre Memorial Regional Park, in dem im Sommer viele sportliche Aktivitäten stattfinden. Diesen Memorial Park verdankt Oungre dem frühen Pionier Frank T. Foster, der einst auf seinem Hof einen Baum-Hain anlegte. Später wurde das gesamte Anwesen nach und nach zu einer Sport- und Parkanlage umgestaltet.






Wir übernachteten auf dem Campground, der zu dem Memorial Park gehört.

Sonntag, 8. September 2019

Nach Williston

Nach einem interessanten Aufenthalt verließen wir die Fort Union Trading Post und fuhren anschließend bis zu unserem Zielort Williston nur noch knapp vierzig Kilometer.
Auf dem kurzen Weg standen rechts und links der Straße wieder zahlreiche Pferdekopf-Pumpen und auch viele Gasförderanlagen konnten wir registrieren.

Bereits vor Williston, in Trenton, fiel uns die Beeinflussung des Ortes durch Eisenbahn und Ölindustrie auf. Am dortigen Bahnhof, der zu dem Aune Crude Terminal gehört, blickte man auf unendlich lange Reihen von Eisenbahnwagen mit Öltanks. Auch Tanklastfahrzeuge, die uns begegneten, beförderten entweder ein Wasseröl-Gemisch (aus Fracking-Anlagen) oder Rohöl
(= crude oil).



Aune ist eine Pipeline- und LKW-Entladestation mit etwa 30.000 Barrel / Tag.










Der große See (Lake Trenton) mit seinem
Erholungsgebiet lag kurz dahinter.










Kurz vor Williston stehen rechts und links der Straße weitere Öl-Lagertanks.







Wir hatten auf unserer diesjährige Reise sowohl in Kanada als auch in den USA schon sehr lange Güterzüge gesehen. Auch kannten wir, dass auf einem Eisenbahnwagon nicht nur ein, sondern zwei Container ruhten; aber einen sehr langer Zug, der gleich von 5 Dieselloks gezogen wird, das hatten wir bisher noch nicht gesehen.





Auf unserer Weiterfahrt erreichten wir Williston. Auf einer Plakatwand am Ortseingang konnten wir lesen:
"Willkommen in Williston, ND. Boomtown, USA."

Williston wurde bereits 1887 gegründet und erhielt seinen Namen nach einem Aufsichtsrat der Northern Pacific Railway, Daniel Willis James.
Ursprünglich mehr landwirtschaftlich orientiert, fand nach dem Umschwung auf die Öl-Industrie eine Bevölkerungsexplosion statt. Williston liegt fast in der Mitte der bereits beschriebenen Bakken-Formation (vergleiche: Watford City auf unserer Fahrt von Medora nach Fort Buford) und hat zahlreiche Öl- und Gasvorkommen in direkter Umgebung.

Allein in der Stadt Williston hat sich die Einwohnerzahl vom Jahr 2010 bis heute mehr als verdoppelt, von weniger als 15.000 auf heute mindestens 30.000. Die tatsächliche Einwohnerzahl dürfte jedoch noch höher liegen. Mit der beginnenden Ölförderung und den vielen Arbeitern kamen aber auch Probleme in die Stadt und seine nähere Umgebung. "Sex and Crime &", wie früher im Wilden Westen.

In Williston übernachteten wir auf dem Buffalo Trails Campground.

Fort Union Trading Post

Diese ehemalige Handelsniederlassung liegt knapp drei Kilometer von dem heutigen Zusammenfluss von Missouri River und Yellowstone River entfernt. Sie wurde 1828/1829 erbaut und 1867 wieder aufgegeben. Das „Pelzhandelszentrum“ wurde 1867 von der Armee aufgekauft und große Teile der Bauten wurden für den Bau von Fort Buford verwendet. Heute besichtigt man deshalb nur eine Teil-Rekonstruktion der ehemaligen Fort Union Trading Post-Gebäude. Der Ort wurde 1966 zur National Historic Site erklärt.

Die Fort Union Trading Post &entstand für die American Fur Company & , die 1808 von dem deutschstämmigen John Jacob Astor gegründet wurde. Er fusionierte 1827 mit seinen beiden großen Rivalen, der Columbia Fur Company & und der Pratte-Chouteau Fur Company & , um sich gegen die Canadian North West Fur Company & durchzusetzen. Er wollte so den Pelzhandel im oberen Missouri-Gebiet dominieren.



1834 verkaufte John Jacob Astor &  jedoch alle seine Anteile an die Pratte-Chouteau Fur Company, um sich mit den nun frei gewordenen Geldern dem Aufbau von New York widmen zu können.
Man kann an dieser Beschreibung sehen, dass es im wirtschaftlichen Machtgefüge auch vor zweihundert Jahren bereits ordentlich „zur Sache“ ging.

Das Handelszentrum wurde von einem „Geschäftsführer / Manager“ geleitet, er wurde „bourgeois“ genannt (französisch: Bürger). In den ersten Jahren war dies Kenneth McKenzie (1829-1837), danach folgten Albert Culbertson (1837-1847) und Edwin Thomson Denig (1848-1856). Die beiden Letzteren waren jeweils mit Frauen von Indianer-Stämmen verheiratet, mit denen man handelte, was zu einer Vereinfachung der Handelsbeziehungen beitrug. In den letzten Jahren von 1857 bis 1867 war ein Duo tätig, Charles Larpenteur und James Kipp.

Damals verlief der Missouri näher an der Trading Post vorbei, sodass man die erhandelten Felle und Pelze mit Booten problemlos zunächst über den Missouri und anschließend über den Mississippi nach St. Loius transportieren konnte.

Gehandelt wurde mit verschiedenen Indianerstämmen, überwiegend mit den Assiniboine, mit den Blackfeet, mit den Crow, mit den Mandan, mit den Hidatsa und mit den Cree. Die „Native Americans“ kamen zum Fort und boten ihre Felle und Pelze an, für die sie Gewehre, Messer, Töpfe, Decken, Perlen, usw. erhielten. Oft bauten sie ihre Zelt-Dörfer direkt neben der Trading Post auf und blieben auch eine Weile.

Bei der heutigen Rekonstruktion kann man die komplette viereckige Palisaden-Umrandung mit zwei Verteidigungstürmen und zwei Eingangstoren anschauen. Es gibt zwei nachgebaute „Handelshäuser“,
in denen die zeremoniellen Handelsverhandlungen mit den Indianern abgewickelt wurden. Das Zentrum nimmt das „Bourgois-Haus“ ein, in dem heute ein Visitor-Center und ein kleines Museum untergebracht sind.
Westturm
Haupttor mit direktem Zugang zum Missouri

Haupttor von innen











Bisonfell
Fellpresse






























Das Bourgeois-Haus





Confluence Interpretive Center

Am Morgen starteten wir am Campground von Fort Buford und fuhren zunächst zu dem nahe gelegenen Confluence Interpretive Center &.

Confluence bedeutet „Zusammenfluss“;
hier mündet der Yellowstone River in den Missouri River.






















An diesem bedeutenden Zusammenfluss haben Lewis & Clark bei ihrer berühmten Expedition
(1804 - 1806) sowohl auf dem Hin- als auch auf dem Rückweg Station gemacht.


















Der Schwerpunkt der Ausstellung des Interpretive Centers liegt bei der Lewis & Clark Expedition. Bei einem Rundgang im Bereich des "Confluence" der beiden Flüsse konnten wir auf vielen Informationstafeln Geschichten über die beiden großen Entdecker nachlesen.

Während unserer diesjährigen Reise waren wir bereits an einem anderen bedeutenden Confluence-Ort - nämlich dem Zusammenfluss des Columbia Rivers mit dem Spokane River.
Auch der Columbia River, der in den Pazifik mündet, war von großer Bedeutung für die Lewis & Clark Expedition, die an der Columbia-Mündung in den Pazifik ihre Erkundung eines Weges nach Westen erfolgreich beendeten.

Auch die prähistorische Zeit in dieser Region wird mit zahlreichen Modellen präsentiert und auf die Veränderung des Missouri Rivers im Laufe der Jahrtausende wird eingegangen.














Das Confluence Interpretive Center zeigt außerdem Ausstellungsstücke zu den beiden benachbarten Forts, Fort Buford und der Fort Union Trading Post, und zur Entwicklung der Infrastruktur der Region.
Auch eine weitere historische Person wird im Confluence Interpretive Center vorgestellt. Es ist Prinz Maximilian zu Wied, der von 1832 bis 1834 diese Region erkundete. In Neuwied in Deutschland kann man viele seiner Entdeckungen in einem Museum anschauen. Er hatte Alexander von Humboldt als großes Vorbild, bereiste auch Südamerika und war ein wichtiger Entdecker des nordamerikanischen Kontinents im frühen 19. Jahrhundert.

Er überwinterte 1833 in der Fort Union Trading Post, die wir als nächstes besuchten.