Freitag, 6. September 2019

Zum Fort Buford

Wir fuhren zunächst gut dreißig Kilometer den Highway 94 von Medora nach Belfield ostwärts zurück, entlang der bunten Badlands des Theodore Roosevelt Nationalparks (South Unit).


Von Belfield ging es dann nordwärts den Highway 85 Richtung Watford City.
Der Highway 85 wird ab Rapid City und hier in North Dakota auch als
Theodore Roosevelt Expressway“ &  bezeichnet.
Links der Straße führten immer wieder kleinere, nicht asphaltierte Stichstraßen in die National Grasslands zu Farmen, Campsites von kleinen Ölförderfeldern, ansonsten führt die Straße über weite Strecke strikt geradeaus.

















Häufig waren die Pferdekopf-Pumpen zur Ölförderung auch in der überwiegend landwirtschaftlich genutzten Region zu sehen.







Umfunktionierte Kirche in Grassy Butte als Privathaus



Einen interessanten Halt hatten wir in
Grassy Butte, heute nahezu eine Geisterstadt, in der sich das winzige, aber absolut originelle Grassy Butte Post Office Museum befindet. Das Post Office wurde von 1914 bis 1962 genutzt. Der Ort besitzt noch eine ehemalige katholische Kirche und eine ziemlich historische Tankstelle.
In diesem Ort herrschte einmal reges Leben, bis die Dürre Mitte der 1930er Jahre die Farmer zum Wegziehen zwang!


Derzeitige Poststation mit Tankstelle


























Blick durch ein Fenster in die alte Poststation;
Alte Poststation (heute hinterer Eingang)
leider war sie geschlossen.














Alte Poststation mit vorgebautem Eingang

















Grassy Butte

Dieser isoliert stehende, mit Gras bewachsene Hügel (Butte) gab dieser Ansiedlung ihren Namen.










Danach wurde die Landschaft wieder spektakulärer, weil sie sich nun erneut durch sehr hügelige und bunte Badland-Felsformationen schlängelte. Die schmalen Täler zwischen den einzelnen Bergen sind vor allem durch den Little Missouri River, der sich hier eingegraben hatte, und durch Erosion entstanden.
Der Little Missouri River kommt von Süden, fließt an Medora vorbei und durch den südlichen Teil des Theodore Roosevelt National Parks.


Neue Brücke über den Little Missouri River




Little Missouri River









Nach achtzig Kilometern erreichten wir die Entrance Station des Nordparks (North Unit) vom Theodore Roosevelt National Park. Schnell stellten wir fest, dass die Landschaft des Nordparks rauer und wilder erscheint als die Badlands im Südpark. Alles ist etwas enger, kompakter, und nicht so weitläufig wie im Südpark.













Hier im nördlichen Teil wollten wir nicht den gesamten Park auf einer Panoramastraße durchfahren, sondern uns lediglich die Cannonball Concretions, die Ansammlung der Cannonball-Steine, anschauen. Also befuhren wir die Panoramastraße nur etwa zu einem Drittel.
Sofort nach dem Aussteigen entdeckten wir die kugelförmigen Steine. Einige liegen als Einzelsteine da, andere sind in einer Felswand „eingewachsen“. Diese Steine sind unterschiedlich groß, einige erreichen einen Durchmesser von mindestens 1,50 Meter. Auffällig ist jedoch, dass sie zumeist komplett kugelförmig sind. Ihre Entstehung wird mit einem Kristallwachstum verglichen. Es gibt einen Urkern aus Sand, um den herum sich dann im Laufe der Jahrtausende weitere Schichten anlagerten, sodass sie irgendwann zu diesen kugelrunden Gebilden wurden. Einige fallen bereits der aktuellen Erosion zum Opfer und zeigen eine Erscheinung des langsamen Zerfalls.
































Wir verließen wieder die farbige Welt der Badlands und kehrten auf den Highway zurück,
der wieder Schnur gerade gen Norden verlief.












Auch die Ölindustrie war hier wieder
allgegenwärtig.














Wir erreichten Watford City, eine Stadt, deren Bevölkerungszahl sich in den letzten zehn Jahren auf mehr als 6.500 Einwohner vervierfacht hat. Der Grund hierfür ist der „North Dakota oil boom“. Watford City liegt in einem Bereich des so genannten „Bakken Field“, benannt nach dem Farmer Henry Bakken, auf dessen Land in Tioga, North Dakota, Öl gefunden wurde. Das „Bakken Field“ erstreckt sich über die kanadischen Staaten Manitoba und Sasketchuan und die amerikanischen Staaten Montana und North Dakota. Watford City wurde bereits 1914 im Rahmen der Streckenführung der Great Northern Railroad gegründet.

Erneut begegnete uns hier Präsident Theodore Roosevelt – dieses Mal als großer Präsidentenkopf vor einem Motel. Da hatte man aus Werbegründen doch tatsächlich einen der „Präsidenten-Gipsköpfe“ vom Bildhauer David Adickes aus Houston gekauft (siehe unsere Fahrt von Spearfish nach Deadwood).








Von Watford City folgten wir weiter dem Highway 85, diesmal in westlicher Richtung Dort trafen wir das erste Mal auf ein Schild,
das über den „Lewis Clark Trail“ informierte. Lewis und Clark waren in dieser Gegend 1805 auf ihrer Expedition Richtung Westen unterwegs.







Getreidesilos vor Alexander

Nach 32 Kilometern erreichten wir den Ort Alexander, wo wir das Lewis Clark Trail Museum besuchten. Zu diesem Museum gibt es einen eigenen Bericht.
Alexander, ein kleiner Ort mit circa 300 Einwohnern,  wurde 1905 gegründet und nach dem Lokalpolitiker Alexander McKenzie (1851-1922) benannt. Der Ort bekam den Vornamen des Politikers, das County hier den Nachnamen des Politikers – McKenzie County.









Ab Alexander verließen wir den Highway 85 und fuhren über den Highway 200 westwärts nach Fairview, um dann nordwärts über den Highway 58 Fort Buford zu erreichen.




In Fairview befanden wir uns für kurze Zeit im Staat Montana, korrekterweise nur wenige hundert Meter und nur, um zu tanken. In Fairview (950 Einwohner) spielen, wie in vielen anderen Orten der Region auch, sowohl die Landwirtschaft als auch die Öl-Industrie nebeneinander eine Rolle. Die Landwirtschaft hat vielleicht eine etwas größere Bedeutung, denn man findet im Ort Figuren von Maiskolben und Zuckerrüben.













Wieder einmal fiel uns die besondere Straßenbeschilderung auf. Sowohl die 58 wie auch vorher die 200, waren mit einem Indianer-Kopf dargestellt – ein Tribut an den „Native American“ Marcellus Red Tomahawk, der Ende des 19. Jahrhunderts als Lakota-Botschafter an Friedensverhandlungen teilnahm, Mitglied der Polizei des „Bureau of Indian Affairs“ war und der 1890 Sitting Bull erschoss. Dementsprechend nennt man diese Straßenzeichen auch die „Red Tomahawk“-Schilder. Die Schilder sollen im Laufe der nächsten Jahre gegen ein Motiv, das den Staat North Dakota zeigt, ausgetauscht werden.

Yellowstone River (Blick nach Westen)
Knapp fünf Kilometer westlich von Fairview befinden sich eine 1913 gebaute, 1992 still gelegte Eisenbahnbrücke mit dem sich anschließenden Cartwright Tunnel, die Touristen heute zu Fuß begehen können.
Früher war die Brücke abwechselnd für Fahrzeuge und Eisenbahnen freigegeben;
die Brücke konnte sogar zur Seite schwenken, damit größere Schiffe sie passieren konnten.
Außer dem Test nach dem Bau hat dies jedoch nie stattgefunden, da der Yellowstone River immer mehr verlandete und kurz darauf für größere Schiffe unpassierbar wurde.
Erst 1997 teste man den Mechanismus wieder, als die Brücke überholt und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Er funktionierte einwandfrei!


Yellowstone River (Blick nach Osten)













Auf dem letzten Teilstück der Tagesetappe passierten wir noch die beiden großen Flüsse der Region  -  zunächst den Yellowstone River und anschließend den Missouri River.
Missouri River










Nach ~ 20 Kilometer auf dem Highway 58 erreichten wir unser Tagesziel Fort Buford &, wo wir auf dem Campground des Forts übernachteten.

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Heute gefahrene Kilometer: 230


Donnerstag, 5. September 2019

Rundgang durch Medora

Dieser Ort ist landschaftlich wunderschön in die Badlands „eingebettet“.
Der Little Missouri River fließt direkt hinter dem Städtchen, die Little Missouri National Grasslands umgeben es und direkt nördlich von Medora liegt die South Unit des Theodore Roosevelt Nationalparks, in dem man ein großes Badland-Areal besuchen kann.
Derzeit leben etwa 130 Einwohner ständig in Medora, in den Sommermonaten kommen durch die zahlreichen touristischen Angebote im Ort viele weitere Personen hinzu.

Bereits im November 1879 errichtete die Armee hier ein Lager, um diejenigen gegen die „Native Americans“ zu schützen, die die Eisenbahnstrecke der Pacific Railroad durch diese Region errichteten. Aufgegeben wurde es wieder im Frühjahr 1883.

Ursprünglich wurde der Ort dann als „Little Missouri“ 1880 von der Pacific Railroad als Haltestelle gegründet, wo diese ein Depot unterhielt. Frank Moore, der Händler des nahe gelegenen Militärlagers eröffnete sogar ein erstes Hotel. Jäger, Abenteurer, wissenschaftlich Interessierte, aber auch Touristen kamen in die Region der Bad-Lands.
1883 stieg hier der damalige Präsident Arthur auf seiner Rückreise vom Yellowstone National Park aus, wenige Tage später erreichte auch der kommende Präsident Roosevelt diesen Ort.

St. Mary‘s Church
Das heutige Medora wurde 1883 von dem französischen Grafen, Marquis der Morès (1858-1896), und seiner Ehefrau, Medora von Hoffmann (1856-1921), gegründet und nach der Ehefrau benannt. Auch heute noch stehen Gebäude in dem Ort, die die Familie de Morès erbaute –
beispielsweise eine katholische Kirche.
Es ist die St. Mary‘s Church, eine „Backstein-Kirche, die 1884 von Medora für damals $90.000 finanziert wurde. Der Altar ist noch original von 1884.



Lutheran Church


So klein der Ort eigentlich ist, aber es gibt tatsächlich noch zwei weitere Kirchen, eine „Lutheran Church“ und eine „Congregational Church“.











Union Congregational Church

Diese Kirche wurde 1952 neu errichtet, nachdem die erste "Little White Chapelle"
im Winter durch einen Kaminbrand komplett zerstört wurde. Fast das gesamte Inventar konnte von der Bevölkerung gerettet werden, doch der Feuerwehr gefror das Wasser in den Schläuchen!








Auch steht noch ein Haus, das für die Eltern von Hoffman erbaut wurde. Es ist ebenfalls ein Backstein-Bau. Baron von Hoffman und seine Frau dürften sich nicht sehr oft in dem Haus aufgehalten haben. Es wurde von der Familie bereits 1890 an James Foley übergeben, der für die von Hoffmans arbeitete. Heute gehört das Hoffman House der Theodore Roosevelt Medora Foundation und beherbergt ein kleines Museum.






Neben dem Hoffman House befindet sich ein kleiner Park mit interessanten Windspielen und Informationen zur Coal-Mining.
Die ersten Kohleminen, in denen man Ende des 19. Jahrhunderts nach Kohle grub, um sie dann an die Eisenbahn zu verkaufen, lagen westlich von Medora und gehörten der Northern Pacific Coal Company.
Die Kohle-Industrie (Braunkohle) spielte
in Medora bis in die 40er Jahre des
20. Jahrhunderts eine Rolle.




Züge, die heute mit Kohle durch den Ort Medora fahren, befördern Stein-Kohle aus Montana und Wyoming und bringen sie in andere Staaten mit Kohle-Kraftwerken.
Das „Fudge & Ice Cream Depot“ erinnert an längst vergangene Zeiten, als die Eisenbahn noch ein wichtiger Transportfaktor dieses Ortes war.








Vor der Town-Hall, die mit einer weißen Holzfassade „leuchtet“, steht eine Bronzefigur von „Theodore Roosevelt“, mit der an seine Bedeutung für den Ort erinnert werden soll. Roosevelt betrieb zur selben Zeit wie die Familie de Morès zwei Rinderfarmen in der Region, die „elkhorn farm“ und die „maltese cross farm“, und besuchte den Ort dann 1903 als amerikanischer Präsident.







Die Town Hall wurde 1924 erbaut und verfügte bereits damals über Elektrizität und fließendes Wasser, was nicht selbstverständlich war. In den frühen Jahren wurden hier für die Bevölkerung Stumm-Filme gezeigt mit anschließendem Tanz. Auch Boxkämpfe wurden hier veranstaltet. Heute betreibt die Theodore Roosevelt Medora Foundation ein Theater in der Town Hall.







Neben der Town Hall befindet sich das Fire-Department, das eher zu den sehr kleinen Feuerwehr-Stationen gehört.













Das wichtigste touristische Gebäude ist die Zentrale für das „Medora-Musical“, wo man Tickets für die Konzerte und Musical-Aufführungen bekommen kann und natürlich auch mit einem großen Souvenir-Angebot versorgt wird. Das Gebäude erinnert an einen großen Holz-Prachtbau im Wilden Westen.









Das weitere offizielle Gebäude ist das Post Office, das natürlich eine "Wild-West-Fassade" hat.












Selbst der Spielplatz im Ort führt die Kleinen mit den entsprechenden Spielgeräten schon im „Wilden Westen“ ein. Hier muss das Cowboy-Spielen wirklich Spaß machen.








Der Ort wird im Sommer von zahlreichen Touristen besucht. So ist das Angebot für originelle Saloons groß, wie etwa der
Little Missouri Saloon“.










Und es gibt sogar eine „Shooting Gallery“.
Wie auf einem Kirmes-Schießstand kann man hier seine Zielkünste ausprobieren.












In einem solchen Ort darf natürlich auch das „Weiße Haus“ / The White House nicht fehlen  -  hier hat man aber nicht viel mit Politik zu tun, sondern in ihm ist eine Bekleidungs-Boutique untergebracht.






Der Ort ist sehr urtümlich erhalten oder eben im alten Stil nachgebaut.
Selbst die großzügig gestaltete "öffentliche Bedürfnisanstalt" hat einen gewissen Flair!










Selbst eine moderne "Trading Post" im alten Stil darf in diesem Städtchen nicht fehlen.
Sie trägt einen geschichtsträchtigen Namen (Sacajawea begleitete 1804/06 Meriwether Lewis & William Clark, um einen Weg zur Pazifikküste des amerikanischen Kontinents zu erkunden.







In der Hauptstraße reihen sich in der „Einkaufsmeile“ im Western-Stil erbaute Holzhäuser aneinander. Von Goldschmuck aus den Black Hills, über Western-Kleidung bis hin zu künstlerisch bemalten Pferden kann man alles erstehen, was man nicht unbedingt braucht, aber was sehr nett aussieht.













Und wer nach dem Einkaufen noch ein wenig an Kultur interessiert ist, kann sich im Billings County Court Museum über den Wandel von Gesetzlosigkeit hin zu fairen Gesetzen in der heutigen Zeit informieren.