Freitag, 24. August 2018

es wird herbst

Auch an einem Ruhetag kann man etwas unternehmen, und wenn es nur ein kleiner Ausflug in die unmittelbare Nähe des Wohnmobils ist.
Aufgrund der bereits länger anhaltenden nasskalten Witterung wussten wir, dass der Sommer nicht nur eine Pause eingelegt hatte. Es wurde allmählich Herbst in der Region, und so zeigte sie sich auch aus auf unserem kurzen Spaziergang.

Überall kamen die unterschiedlichsten Pilze
aus dem feuchten Waldboden.





Nicht essbare, ...

essbare


Nicht nur die große Weite (Kanadas) ist interessant anzusehen,
sondern manchmal auch das Detail am Wegesrand:


z.B. das Blatt links unterhalb des Pilzes;
hier malt die Natur!


Die herbstlich rot gefärbten Blätter des Fireweed
Wildrose
Bunch-Berry
Mountain-Cranberry
Bush-Cranberry
Kinnikinnick-Beere
Red-osier-dogwood
Und als am späten Nachmittag
für einen kurzen Moment
wieder einmal die Sonne schien ...

... waren sie auch wieder da!

Donnerstag, 23. August 2018

zum Tatchun Creek


Zunächst fuhren wir den Silver Trail von Mayo nach Stewart Crossing zurück (53 km) und dann auf dem North Klondike Highway über Pelly Crossing weiter bis zum Tatchun Creek Campground (158 km), kurz vor Carmacks.

Auf der Rückfahrt Richtung Stewart Crossing hielten wir nach etwa 43 km am Parkplatz von Devils Elbow Wetland. Von hier kann man einen relativ steilen, 750 m langen und mit vielen Informationstafeln gesäumten Weg laufen, der zu einer Aussichtsplattform führt, von der man einen schönen Blick auf das Stewart River Tal und seine Feuchtgebiete hat. Devils Elbow werden die hier gelegenen Sümpfe genannt, weil sie wiederum in einer Kehre des Stewart Rivers liegen und die früheren Flussreisenden in den Sümpfen nicht weiter kamen und sich hier oft verirrten.

Die Informationstafeln beziehen sich überwiegend auf die Wanderrouten und die allgemeine Lebensweise der Elche, die in diesem Areal in den Frühlingsmonaten sehr häufig anzutreffen sind („calving time“). Auch über verschiedene Wasservögel wird informiert, wir haben zumindest wieder einmal Trompeterschwäne beobachten dürfen.

Schwanenbalett





























Gleich nach Devils Elbow Wetland sahen wir einen
Kojoten, dem wir länger zuschauen durften.








Nachdem wir die Brücke über den Stewart River passiert hatten, sind wir wieder auf dem North Klondike Highway unterwegs. Die Strecke bis Pelly Crossing zeigte sich relativ eintönig. Wir kamen an einem Abschnitt vorbei, der – wie schon so oft auf unserer Reise in diesen Breiten - von Schwarzfichten und Papierbirken gesäumt ist. Da die Bäume auf schlecht entwässertem Boden wachsen und hier Dauerfrost herrscht, lehnen sich die Bäume beim Auftauen der Erde in alle Richtungen und man spricht dann von einem „drunken forest“.



Für uns ist sehr unangenehm, da der Dauerfrost auch "Frostwellen" auf dem Highway entstehen lässt. Immer wieder standen rote Fähnchen am Straßenrand, die auf diese Wellen hinwiesen. Sollte man kurz unaufmerksam sein und nur ein wenig zu schnell fahren, „sitzt“ man mit dem Auto auf oder wird zur Seite „abgetrieben“.













Und manchmal stand nicht nur ein Fähnchen am Straßenrand






Nach knapp 70 Kilometern kamen wir zu einer Haltebucht mit einem schönen Blick auf den Pelly River und den kleinen Ort Pelly Crossing. Der Fluss wurde 1848 von Robert Campbell, einem Händler der Hudson Bay Company, bei einer Erkundungstour „entdeckt“ und von ihm zu Ehren des damaligen Präsidenten der Hudson Bay Company, Sir  John Henry Pelly, benannt. Campbell selbst eröffnete – etwa 40 Kilometer entfernt - an der Einmündung des Pelly Rivers in den Yukon eine Handelsstation der Hudson Bay Company, aus der später das Fort Selkirk entstand. Dieses wurde erst 1951 aufgegeben, als der North Klondike Highway mit einer Brücke an der Stelle des Pelly Rivers vorbei geführt wurde, wo man bis dahin mit einem Fähre übersetzte.
Pelly Crossing, ein neuer Ort, entstand.












Die verbliebenen Bauten von Fort Selkirk, heute eine historic site, kann man nur noch per Boot oder langer Wanderung erreichen, so dass dieser Ort aktuell aufgrund seiner Abgelegenheit als historische Ausgrabungsstätte dient und man tatsächlich in letzter Zeit etliche Funde einer prähistorischen Besiedlung vorweisen kann.

Ein weiterer Ort wurde wegen Pelly Crossing aufgegeben – der südlich gelegene Ort Minto. Die dort wohnenden Selkirk First Nations siedelten ebenfalls nach Pelly Crossing um, das heute von den Selkirk First Nations, sie gehören zu den Tutchonen, selbst verwaltet wird.

Wir besuchten zunächst das Big Jonathan House, das ein Nachbau dieses Hauses aus Fort Selkirk ist. Big Jonathan war ein Sohn des Tutchone-Chief Hanan, der Robert Campbell 1862 nach einem Angriff der Chilkat das Leben rettete. Aus Dankbarkeit „schenkte“ Robert Campbell Chief Hanan seinen Namen, den die Familie heute noch trägt. Die Chilkat, First Nations von der Westküste, hatten damals angegriffen, weil Campbell die Handelsbeziehungen mit ihnen beendete. Nach seiner Rettung lief Campbell u.a. mit „snowshoes“ über Minnesota nach Montreal (über 2.500 km), um Gelder für einen Gegenangriff auf die Chilkat zu sammeln , aber er war damit nicht erfolgreich. Fort Selkirk konnte dann erst gegen 1890 wieder „zum Leben erweckt“ werden.

Im Big Jonathan House sind viele Gegenstände aus der Kultur der Selkirk First Nation ausgestellt (perlenbestickte Hundedecken, ein Kanu aus Birkenrinde, etc.) und man kann eine „self-guided tour“ über das Außengelände machen. Viele Bücher und Bilder erzählen Geschichten aus der Tradition der Selkirk. Neben dem Big Jonathan House betreiben die Selkirk eine Service-Station mit allen Angeboten, die die lokale Bevölkerung aber auch der Reisende so braucht.

Wir verließen Pelly Crossing weiter auf dem North Klondike Highway und passierten etliche Naturschutzgebiete, rechts und links der Straße gelegen (meadow lake, the ndu lake, ou;tsa lake, …).
Nach 35 km kamen wir an dem ehemaligen Ort Minto vorbei, der einmal eine „Trading post“ und eine Kupfer-Mine vorweisen konnte.


 




Im weiteren Verlauf zeigte die Gegend deutliche Spuren der beiden großen Minto-Feuer (1968 und 1995). Espen-Wälder bestimmen die Landschaft. Unter den Espen sieht man auch heute noch verbrannte Baumstämme des früheren Waldes liegen. Fichten konnten sich dort nicht mehr entwickeln, weil sie für ihre Samenbildung länger als 30 Jahre brauchen und in diesem Zeitraum  wütete leider schon das nächste Feuer.






















Nach weiteren 33 km erreichten wir den Yukon Crossing Viewpoint mit schlechter Sicht wegen der hohen Bäume, aber einer spannenden Informationstafel zu Beringia. Wir erinnerten uns an das Beringia-Museum in Whitehorse. Bis zum Yukon erstreckte sich vor 15.000 Jahren die eisfreie Zone, die von Ostsibirien über Alaska bis zum Yukon reichte. Beringia war eine baumlose Steppe mit interessanten Vorfahren von Pflanze, Tier und Mensch.











Gleich danach kamen wir am Tatchun Creek Yukon Government Campground an, auf dem wir wegen einsetzendem Starkregen, der auch noch die ganze Nacht über andauern sollte, den Reisetag beschließen wollten.

Mittwoch, 22. August 2018

in Mayo

Der Ort erhielt seinen Namen nach dem Entdecker und Händler Alfred Mayo, der bereits 1886 mit seinen Mitstreitern Arthur Harper and Jack McQuesten einen „Trading Post“ in Stewart Crossing eröffnete. Er war ein Native, der ursprünglich aus Maine kam.

Alle Straßen in Mayo sind nicht asphaltiert und da es gerade geregnet hatte, mussten wir uns durch viele größere und kleinere tiefe Pfützen durchkämpfen.















Auf unserem Weg in den Ort passierten wir den alten Pioneer-Friedhof, auf dem die Verstorbenen ruhen, die aus einer Ehe zwischen einem weißen Siedler und einer First Nation hervorgingen.

Ein separater Friedhof der First Nation existiert an einer anderen Stelle auch.
http://villageofmayo.ca/cemetery/
































Auch eine abgebrannte Tankstelle befindet sich noch am Wegesrand vor dem Ort.


Zunächst fuhren wir über die Centre Street zum „viewing deck“ an dem Stewart River, von dem man zum Einen einen tollen Blick auf das Feuchtgebiet „horeshoe-area“ (Hufeisen-Gebiet) hat – so genannt, weil der Fluss hier eine 180-Grad-Kehre macht und ein Sumpfland umschließt – und zum Zweiten befinden sich hier interessante Informationstafeln über die in Mayo in Selbstverwaltung lebenden First Nations Na-Cho Nyak Dun.



Für mich "interessanter",
der Blick in eine der Hauptstraßen von Mayo

Anschließend folgte ein Besuch des Binet-Hauses (1990 renoviert), das als Informationszentrum und Museum dient. Hier befindet sich u.a. eine interessante Ausstellung zu alten medizinischen Geräten,Röntgengerät, aber auch der Geologie dieser region etc..  Gene Binet gehörte dieses Haus seit 1903, er betrieb dort ein Hotel und einen Store.
Im Informationszentrum bekammen wir die „Goldnuggets“ gezeigt, die in diesem Jahr im September im Rahmen der „Yukon-Gold-Pass-Aktion“ verlost werden.

Für einen Ring würde es noch nicht reichen, aber alle 4 Nuggets ...










Auch zu den Silberfunden im nahen Keno wird ausführlich berichtet.
Natürlich werden auch Exponate gezeigt.







Da der Regen nun aufhörte, unternahmen wir eine kleine „walking tour“ durch Mayo.

Zunächst einmal amüsierten wir uns über das ehemalige Büro des „Transport-Ministeriums“, erbaut 1956, das uns für seine großen Aufgaben doch etwas klein erschien.





Beide Kirchen,
Christ the King Church aus dem Jahr 1902 und












St. Marks with St. Marys Anglican Church aus dem Jahr 1922, waren leider verschlossen, blicken aber auf eine bewegende Geschichte mit vielen Konflikten zwischen First Nation und Zuwanderern zurück.












Auch die Revival Hall war über Jahrzehnte ein Ort für religiöse Treffen, aber auch eine Schule für die Kinder der First Nation.









Es gibt im Ort noch zwei weitere alte Schulgebäude, wobei das eine sogar die „Old High School“ war – da würden die „High-Schüler“ heute wohl kaum noch hingehen wollen.








The "Old Scholl" in Mayo




Offiziell als Yukon Historic Sites ausgewiesen sind zwei weitere alte Gebäude: einmal das
 „Mabel McIntyre House“, Mabel war für dreißig Jahre (1942 -1972) die „postmistress“ von Mayo. Dieses Gebäude wurde erst 1921 nach Mayo gebracht und war vorher in Dawson City das Büro des „gold commissioners“. Man muss sich einmal vorstellen, dass man beim Transport dieses Gebäudes unter den damaligen Bedingungen
235 km von Dawson City nach Mayo zurücklegen musste.











Die zweite Yukon Historic Site ist die Mayo Legion Hall von 1936. Es ist das einzige Red River Frame-style Gebäude, das in dieser Region erhalten geblieben ist und das bis 1975 der Royal Canadian Legion als community centre diente. Nach dem Verkauf an die Regierung von Yukon diente das Gebäude noch als Bücherei und als Kindergarten.



Zwei weitere Häuser fanden wir historisch noch interessant. Es gab im Ort eine Familie Van Bibber,
die Eltern Ira, ein Holländer, und Eliza, eine Native, lebten mit vierzehn Kindern zuerst bei Fort Selkirk in der Nähe von Pelly Crossing.
Die Familie spielt später durch die vielen Kinder in vielen Yukon-Orten in dieser Region eine Rolle – so natürlich auch in Mayo.
Hier gibt es ein Pat-Van-Bibber-Haus und das seiner Schwester,


das May-Fairclough-Haus. Beide Häuser sind noch heute in Familienbesitz.














Nach wieder so viel Ortsgeschichte fuhren wir wieder an den Mayo River; dort konnten wir die Sonne genießen und uns gemütlich ausruhen.