Donnerstag, 3. Juli 2025

Von La Martre nach Percé

.....   mit einem Abstecher zum Cap des Rosiers
Wir starteten in La Martre, um nach gut 280 Kilometern unseren Zielort Percé zu erreichen, zunächst auf der Küstenstraße 132 und ab dem Ort Riviére du Renard auf dem Highway 197, ab Gaspé wieder auf der Küstenstraße. Im Ort Rivière du Renard legten wir einen kleinen 20-km-Abstecher bis zum Leuchtturm am Cap des Rosiers ein.
Unser erster Stopp nach dem Start war nach 20 Kilometern im Ort Rivière au Claude
Ein kleiner Friedhof am Straßenrand zog unsere Aufmerksamkeit mit einem besonderen Grabstein auf sich. Basstölpel (Sula bassana) als Grabstein - der an Laura (1911-1932) und Diane (1913-2022) erinnert.
Basstölpel
Unweit dieser Stelle hat eine Privat-Initiative einen Friedenspark eingerichtet (Parc de la Paix). Hier ehrt man und erinnert an die kanadischen Veteranen, die in Afghanistan gedient haben. Das Herzstück des Parks ist eine Tafel mit allen Namen von den Soldaten, die im Afghanistan-Einsatz ihr Leben verloren. Immerhin waren von 2001 bis 2014 über 40.000 kanadische Soldaten in Afghanistan im Einsatz. Der Park lädt alle, die dort vorbeikommen, zum Nachdenken ein. Die Stelle wird insbesondere am Remembrance Day (11. November) für Gedenkfeiern genutzt.
Park
Park
Panzer
Park
An der malerischen Küste fuhren wir über 50 Kilometer weiter. Immer wieder trafen wir auf kleine Haltepunkte, wo Gemeinden Rast- und Picknickmöglichkeiten mit Ausblick auf den St. Lorenz-Strom anboten.
Haltebucht
Unser nächster Halt war am Cap du Madeleine mit einem wunderschönen Leuchtturm. Der Leuchtturm ist ein 17 Meter hoher Stahlbetonturm mit einem Kuppeldach. 1871 wurde an dieser Stelle erstmals ein Leuchtturm errichtet und 1908 wurde dieser durch den heutigen ersetzt. 
Leuchtturm
Leuchtturm
Auf jeden Fall befindet der Leuchtturm sich an einer exponierten Lage mit einer wunderbaren Fernsicht (wenn - wie hier - kein Nebel herrscht).
Unterhalb des Leuchtturms befindet sich auf der einen Seite diese Bucht mit jeder Menge "Treibholz". 
Strandgut
Der dortige Anwohner hatte bereits früher einiges gesammelt und daraus vor seinem Haus "Figuren" und ein Segelschiff geschaffen.
aus Treibholz
Treibholzfiguren
Zurück auf der Küstenstraße 132 passierten wir den Ort St. Madeleine-de-la-Rivière-Madeleine mit dieser Kirche.
Kirche
St. Madeleine-de-la-Rivière-Madeleine
Dann fuhren wir die nächsten 40 Kilometer an der Küste entlang, bis wir den kleinen Ort Rivière du Grand Cloridorme (oder Cloridorme Quest) erreichten, wo wir einen besonderen Hinweis am Straßenrand fanden.
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Nicht im "Café du Havre", aber in der „cantine de pécheurs“ nebenan bekamen wir sehr schmackhafte Krabben-Brötchen. Der Grand Cloridorme River fließt hier in den St. Lorenz-Strom. Im Flussmündungsbereich gibt es einen größeren Hafen.

Bis zum Hauptort Cloridorme mussten wir weitere 20 Kilometer zurücklegen. Rund 600 Einwohner bewohnen den Hauptort, das gesamte „township“ erstreckt sich aber über fast 20 Kilometer entlang der gesamt Cloridorme Bay. Auswanderer von den Jersey-Inseln brachten den Namen Cloridorne von einem Ort in ihrer Heimat um 1850 mit.
Kreuz mit Kondensstreifen
Anschließend bewegte man sich etwas von der Küste weg. Die 132 führte uns jetzt durch Waldgebiete mehr im Landesinneren bis wir nach 50 Kilometern im Ort Rivière-au-Renard eintrafen. Hier befindet sich der größte Fischerei-Hafen der Provinz Quebec, von dem wir einen gesonderten Bericht erstellten.
Zurück zum Ort Rivière au Renard, von dort fuhren wir nach Gaspé knapp 30 Kilometer. Auch vom Ort Gaspé, dem „Birthplace of Canada“ haben wir einen gesonderten Bericht erstellt.
Wir passierten einen zwischen Straße und dem Golf vom St. Lorenz gelegenen Friedhof, der eine Besonderheit aufwies. Der "Cimetière Des Anciens" wurde 1879 von der Kirche angelegt, obwohl vorher durch die Gemeinde an dieser Stelle schon Bestattungen stattfanden. Es sind nur wenige Grabsteine zu sehen, dennoch ruhen hier etwa 900 Personen. Interessant fanden wir die Informationen zu Patrick Kavanghs und seiner Familie.
Er, seine Frau, und sein Sohn überlebten die Schiffskatastrophe der Carricks  (die im Jahr 1847 Iren nach Québec bringen wollte), die jedoch während eines Sturmes an den Klippen von Cap-des-Rosiers zerschellte. Leider starben beim Untergang des Schiffes ihre 5 Töchter. Das Ehepaar siedelte in Cap-des-Rosiers und hatte in den Folgejahren 4 weitere Kinder. Patrick starb bereits durch einen Unfall im Jahr 1855, seine Frau Sarah erst 1889. Beide wurden auf diesem Friedhof beerdigt.
VQ7V+27 Gaspé, Québec
Cimetière Des Anciens 
Von hier machten wir einen Abstecher über 20 Kilometer (eine Strecke) auf die Forillon-Halbinsel. Unser erster Halt war am Cap des Rosiers. Hier steht nun tatsächlich der höchste der historischen Leuchttürme mit einer Höhe von 34 Metern.
Höchster Leuchtturm
höchster Leuchtturm
groesster Leuchtturm

Eintritt wird erhoben, um überhaupt auf das Gelände des Turms und des Leuchtturmwärterhäuschens zu kommen, doch eine Führung oder gar Besteigung ist derzeit leider nicht möglich.
keine Führung

Im Forillon National Park besichtigten wir das Informationszentrum.
Von Gaspé bis nach Percé sind nochmals 60 Kilometer zu fahren. 
Bei klarer Sicht und Sonnenschein passierten wir diese "Felsspitze".
Pic de l'Aurore
Pic de l'Aurore
Dann kam Nebel auf bzw. wir fuhren in den Nebel hinein! 
Nebel
Bebel
An einigen wenigen Stellen war die Sicht kurzfristig etwas besser, so am Rastplatz "Rocher Tête d'Indien".
Rocher Tête d'Indien
Kopf
Während man auf der einen Seite noch einige Felsen sehen konnte, waren sie auf der anderen Seite der Haltebucht (und damit auch der "tête d'Indien") komplett in Nebel gehüllt. Und eine Sicht hinaus auf den Golf vom St. Lorenz war auch nicht gegeben.
Felsen im Nebel
keine Aussicht
Keine Aussicht auf den Golf von St. Lorenz
Percé war für uns deshalb eine Enttäuschung. Eigentlich wollten wir nicht nur den berühmten dortigen Felsen, den „Rocher Percé, sehen, sondern auch mit einem Boot zur Vogelinsel, zur „Ile Bonaventure“, fahren. Aber: es herrschte so dichter Nebel, dass man fast die Hand nicht vor Augen sehen konnte.
Folglich fielen unsere geplanten Unternehmungen aus.
Selbst am Folgetag hatte sich der Nebel nur teilweise gelichtet. Zwischen Percé, dem Festland und der „Ile Bonaventure“ befand sich immer noch eine tief hängende Nebelbank.
Nebel
Nebel

Mittwoch, 2. Juli 2025

Im Hafen von Rivière-au-Renard

Entladehafen
Entladekai
Im Hafen findet man nicht nur Möwen, sonder auch ...
Möve
Piraten
Der Hafen dieser Stadt (knapp 1.100 Einwohner) wird als der größte Fischerei-Hafen von Quebec angesehen. Der Ort ist nicht eigenständig, sondern der Stadt Gaspé zugeordnet. Seinen Namen hat er von dem hier in den St.Lorenz- Strom einmündenden Rivière-au-Renard, dem „Fuchsfluss“ (in der Region gab es seit langer Zeit eine größere Fuchs-Population).
Das Hafengelände gehört „Fisheries and Oceans Canada“, was bedeutet, dass diese dem „Ministerium für Fischerei, Ozeane und Kanadische Küstenwache“ unterstellte Bundesbehörde für den Hafen und alles, was damit zusammenhängt, verantwortlich ist. Über diese Behörde wird beispielsweise zurzeit die Reparatur des Haupt-Wellenbrechers für den Hafen organisiert.

Wenn man den eigentlichen Hafenbezirk erreicht, wird einem sofort klar, dass hier die Fischerei dominiert, obwohl es auch noch einen kleinen Jacht-Hafen gibt.
Hafen
Fast 100, teilweise sehr große Fischerboote, stehen hier "auf Halde" und warten entweder auf Reparatur oder auf ihren saisonalen Einsatz. Man kann den großen Kran sehen, mit denen sie zurück ins Wasser gehoben werden können.
Fanfflotte
Hebekran
Im Hafen selbst geht es geschäftig zu. Viele Fischerboote stehen am Kai und werden entladen, davor die Kühl-Lastwagen, die den Fang abtransportieren. Man kann beim Entladevorgang der Boote zuschauen. So werden z.B. Säcke mit Garnelen per kleinem Kran entladen, in Behälter mit Eis gefüllt und in Kühllaster zum Weitertransport verbracht.
Entladen
Die noch lebenden Hummer, die ausgeladen werden, befinden sich bereits in Plastikboxen und werden ebenfalls in Kühllaster zum Weitertransport verladen.
Hummer
Krabben werden im Juni nicht mehr verarbeitet, ihre Saison ist bereits vorbei. Außer den o.g. Meerestieren werden zusätzlich noch Fische verarbeitet.
Das Hauptgeschäft allerdings sind die Garnelen. Ihre Fangzeit liegt zwischen April bis Oktober. Hier ist der Hauptarbeitgeber, die 1980 gegründete Firma „La Crevette du Nord Atlantique Inc.“.
La Crevette
Sie hat ihren Hauptsitz im knapp 15 Kilometer entfernten L’Anse du Griffon und eine Verpackungsanlage im Hafen von Rivière-au-Renard. Es sind unzählige Arbeitsschritte und viele Beteiligte für den Prozess von Fang, Verarbeitung und Transport nötig. Das erklärt auch die Kosten für Garnelen.
Nach dem Besuch des Hafens kann man noch wirklich frischen Fisch (bzw. Meerestiere) in der Hafen-Poissonnerie einkaufen sowie anschließend einen Spaziergang an der neu angelegten Strandpromenade mit Informationstafeln und Aussichtsturm unternehmen.

Dienstag, 1. Juli 2025

Der Geburtsort von Kanada

Gaspésie
Der Ort Gaspé (knapp 15.000 Einwohner) liegt an der gleichnamigen Bucht im Mündungsbereich des Sankt Lorenz Stromes. Der Name gilt gleichzeitig für die gesamte hiesige Region, die Gaspé-Halbinsel.
Gaspé beansprucht für sich, der Geburtsort Canadas zu sein; es nennt sich „Wiege Französisch-Amerikas“.
Dieser Anspruch bezieht sich auf ein Ereignis, das am 24. Juli 1534 stattfand.
Einige Tage vorher hatte der französische Seefahrer und Entdecker Jacques Cartier  (1491-1557) aus Saint Malo kommend mit seinen zwei Schiffen Schutz in der Bucht von Gaspé gesucht und war dort auch etliche Tage geblieben.
Am obigen Datum errichtete er am Ufer ein Holzkreuz, das mit dem Wappen (Lilien) der französischen Könige geschmückt war, um einen Anspruch auf das Land für König Franz I (1494-1547) von Frankreich zu erheben. Er hatte damals Kontakte mit mehreren Gruppen der First Nation, manche Quellen berichten von den Mi:kmaq der Küstenregion, andere meinen, dass er Irokesen aus dem heutigen Raum Quebec, die auf Jagd waren, getroffen hatte. Auf jeden Fall ist überliefert, dass die First Nation mit dem errichteten Kreuz wenig anfangen konnten.
Kreuz
In Gaspé wird heute gleich an zwei Orten an das damalige Ereignis erinnert.
Im Norden von Gaspé, neben dem „Musée de la Gaspésie, das die Kultur, Geschichte und Identität der Region präsentiert, steht im Außenbereich eine 9 Meter hohe Nachbildung des Originalkreuzes von Jacques Cartier. Symbolisch steht dieses Kreuz für den Beginn der Kolonialisierung der hiesigen Region durch Frankreich.
Hier befindet sich auch eine sechsteilige Bronzeskulptur. Auf den einzelnen Teilen ist die Geschichte der Ankunft von Jacques Cartier  gezeigt. Auf den Stelen sind Szenen der Schiffsreise und der ersten Begegnung mit den indigenen Völkern dargestellt.
Bronzefiguren
Ankunft
Jaques
Kreuzerrichtung
Errichtung des Kreuzes
Auf Informationstafeln wird hier gesagt, dass er die Irokesen bereits 1534 getroffen hätte. Das Kunstwerk wurde 1982 von Pierre und Jean-Julien Bourgault-Legros geschaffen.

Auf einem benachbarten Hügel befindet sich eine weibliche Skulptur, die zu Ehren der Frauen aufgestellt ist, die in die Gaspésie kamen, die Region beeinflussten, mit aufbauten und mit Leben füllten. Diese Figur wurde 2012 von Renée Mao Clavet gestaltet und trägt den Titel „In Erinnerung an SIE“.
In Erinnerung an SIE

Im Zentrum des Ortes an der Gaspé-Bucht, dort wo der Fluss York in den Sankt Lorenz Strom einmündet, befindet sich die zweite Erinnerungsstätte.
Erinnerungsstätte
Dominiert wird sie von einem fast zehn Meter hohen Kreuz, dass die Regierung Canadas 1934 zum 400-jährigen Jubiläum in Auftrag gab. Das monolithische Kreuz wurde aus einem Granitblock geschlagen und wiegt 42 Tonnen.
Kreuz
Rund um das Kreuz stehen seit 2015 einige rekonstruierte, historische Gebäude, die vermitteln sollen, wie das Leben um 1900 in Gaspé aussah. In ihnen sind einige Ausstellungen, ein Souvenirgeschäft, ein Gemischtwarenladen und ein kleines Gasthaus untergebracht.
Zum Fluss York hin hat man ein Wohn-Zelt der Mi:kmaq First Nation aufgestellt, um zu zeigen, dass dieses Volk hier schon Jahrhunderte vor der Ankunft der ersten Europäer lebte.
Wohnzelt
Zahlreiche Informationstafeln und einige große Stein-Quader mit Bildern und Sprüchen ergänzen das Gesamt-Erscheinungsbild dieser historischen Erinnerungsstätte.

Beispielsweise wird darauf hingewiesen, dass man von 1534 bis 1763 den Osten des heutigen Kanadas aufgrund der hauptsächlichen Besiedlung durch Franzosen „Neufrankreich“ bzw. „Nouvelle France“ nannte, danach übernahmen die Engländer die Verwaltung dieser Region.

Gaspé spielte in der Geschichte noch weitere Male eine gewisse Rolle; so z.B.
  • zwischen 1630 und 1760 fanden hier schwere militärische Auseinandersetzungen zwischen Engländern und Franzosen statt.
  • zwischen 1942 und 1944 versenkten deutsche U- Boote insgesamt 23 Schiffe der Alliierten im hiesigen Bereich des Sankt Lorenz Stromes.