Freitag, 6. Juni 2025

Von Falcon Lake nach Nipigon

(Zwei Etappen - eine Beschreibung!)

Wir verließen Falcon Lake und erreichten bereits nach wenigen Kilometern die Provinzgrenze zwischen Manitoba und Ontario. Das Motto von Ontario ist „yours to discover“ („für dich zum Entdecken“), was man auch auf vielen Ontario-Autokennzeichen lesen kann.
Eigentlich war es kein Tag, um eine Reise mit Besichtigungen durchzuführen. Die Gefahrenlage der nahen Feuer bedingte eine extrem "verrauchte" Luft(qualität), eine dadurch verminderte  Sicht und führte dazu, dass trotz Sonnenschein die Landschaft in einem unwirtlich rötlichen Licht erschien.
Feuer in Ontario
In weiß ist unsere vorgesehene Fahrtroute eingezeichnet.
Fire Hazard
Oft wurde am Straßenrand auf die Gefahrensituation hingewiesen.
Ab der Provinz-Grenze wird der Trans-Canada Highway #1 zum King’s Highway Nr. 17 , der nach 1.965 Kilometern im Osten an der Provinzgrenze zu Quebec bei dem Ort Arnprior endet. Die Straße verlief ab jetzt über weite Strecken nur noch einspurig.
Kings Highway
Leider konnten wir tatsächlich nicht viel auf dem King’s Highway entdecken (to discover), sodass wir unseren folgenden Reiseabschnitt von zwei Etappen hier im Bericht zusammenfassen.
Die erste Etappe führte uns über 310 Kilometer von Falcon Lake bis nach Ignace, die zweite brachte uns über 340 Kilometer von Ignace nach Nipigon.

Zumindest landschaftlich bemerkten wir eine größere Veränderung auf unserer Reise auf dem trans-Canada Highway. Obwohl durch die Waldbrände weiterhin die Luft extrem verraucht und dadurch unsere Sicht auf die Landschaft stark eingeschränkt war, bemerkten wir jetzt Mischwälder, die die landwirtschaftlich genutzten Felder ablösten; an vielen Stellen wuchs sogar rechts und links der Straße borealer Nadelwald (wie wir ihn aus dem Yukon Territory kennen) inmitten vieler Seen und Sümpfe. Abwechselnd zu den Seen bestimmten interessante Steinformationen das Landschaftsbild, sodass wir öfters durch meterhohe Steinschluchten fahren musste, berauf / bergab!
Borealer Nadelwald
Borealer Nadelwald
Steinschlucht
Seenlandschaft
Seenlandschaft, leider total in rauchiger Luft
Nach 65 Kilometern passierten wir die Stadt Kenora  mit fast 15.000 Einwohnern, die am "Lake of the Woods" liegt; es ist das traditionelle Gebiet der Ojibway First Nations. Im 19. Jahrhundert stritten sich die beiden Nachbarprovinzen um diesen Ort, der schließlich 1889 Ontario zugesprochen wurde.

Wir fuhren weiter entlang von Seen, Sümpfen und Wäldern, bis wir nach weiteren 95 Kilometern den Ort Vermilion Bay erreichten. Der kleine Ort mit knapp 200 Einwohnern liegt am Eagle Lake. Einst hatte die Hudson Bay Company hier einen kleinen Handelsposten. Wenn man bedenkt, dass wir erst wieder nach fast hundert Kilometern auf eine kleinere Siedlung trafen, befanden wir uns jetzt „mitten im Nirgendwo“ („in the middle of nowhere“). Und was fanden wir hier: ein kleines Café – und eine „nowhere-Schokolade“ (ein wenig teuer, aber sehr wohlschmeckend)!
Nowhere
Nowhere
Nowhere
Am Ortsausgang von Vermillion entdeckten wir ein nachgebautes Fort als Touristenattraktion, das zurzeit zum Verkauf steht. Dieses „Fort Vermilion Bay“ sollte man nicht mit dem originalen Fort Vermillion am Peace River in Alberta verwechseln, das immerhin ein National Monument ist.
Fort Vermillion
Fort Vermillion
"Fort Vermillion" mit einem Sasquatch neben dem verschlossenen Eingang
Es folgten die nächsten einsamen 45 Kilometer im Rauch.
Im Rauch
Abwechselung boten allein diese Hinweisschilder, die die Reisenden aufforderten, die örtlichen Nachrichtendienste einzuschalten.
Check Lokal
Für uns weniger akut, aber dennoch bemerkenswert das nächste Hinweisschild, sahen wir doch kurz zuvor einen toten männlichen Elch am Straßenrand mit seinen weit ausladenden Schaufeln.
So erreichten wir den Ort Dryden  mit immerhin fast 7.500 Einwohnern. Das Städtchen ist nach dem Farmer und ehemaligen Landwirtschaftsminister von Ontario, John Dryden (1840-1909), benannt. Die wichtigste Industrie in Dryden ist die Zellstoff- und Papierherstellung, allerdings mit einem traurigen historischen Makel. In den 60er und 70er Jahren leitete die Zellstoff-Fabrik quecksilberhaltige Abwässer in den hiesigen Wabigoon River. Viele First Nations, die Wasser und Fische aus dem Fluss konsumierten, erlitten schwere Quecksilbervergiftungen.
Dryden
Zellstoffindustrie
Dryden - Zellstoffindustrie
Nach dem Ort Dryden hatten wir erneut 105 Kilometer „Nichts“ zu bewältigen, bis wir mit Ignace  das Ziel unserer ersten Etappe erreichten.
verraucht
Dieser Ort mit knapp 1.200 Einwohnern ist nach einem indigenen Führer, Ignace Mentour, benannt. Der Irokese leitete 1879 Planungsgruppen der Pacific Railway an und beeinflusste so maßgeblich den Verlauf der Streckenführung der Eisenbahn in dieser Region. Die Bürger von Ignace haben aktuell beschlossen, dass das Land Kanada auf ihrem Gebiet ein Atommüll-Endlager bauen darf.

An nächsten Morgen fuhren wir weiter – zunächst wieder einmal gut 105 Kilometer, bis wir den Mini-Ort Upsala  erreichten (nur mit einem p im Vergleich zum schwedischen Original).
Upsala
Upsala, 1882 gegründet, war einst ein wichtiger Tank- und Wasser-Stopp für die Züge der Canadian Pacific Railway. Die seit vielen Jahren aufgegebene Katholische Kirche des Ortes erinnert an bessere Zeiten. Bis der Trans-Canada Highway hier durchgeführt wurde, gab es in der Region keine Straßen. Danach verkam der Ort zur "Bedeutungslosigkeit", in dem immerhin heute noch etwa 800 Personen wohnen.
Kath. Kirche von Upsala
Da uns auf unserer direkten Weiterreise landschaftlich bzw. geschichtlich nichts Spektakuläres erwartete, schenkten wir kurzfristig unsere Aufmerksamkeit den Telegraphenmasten am Straßenrand, die stellenweise in dieser Region nicht eingegraben, sondern aufgrund des instabilen Bodens nur "aufgeständert" und festgezurrt wurden. Dennoch standen einige von ihnen extrem schief in der Landschaft.
Strommast
Es folgten zwei interessante Stellen. Kurz nach Upsala erreichten wir erneut eine Wegmarke zur Änderung der Zeitzone – dieses Mal zur „Eastern Standard Time, die ab hier in Ontario gilt. Wir „verloren“ also erneut eine Stunde. Die „Eastern Standard Time“ löst ab jetzt für uns die sogenannte „Central Standart Time“ ab.
Eastern Standart Time
An dieser Stelle wird auch über Sandford Fleming (1827-1915) informiert, der maßgeblich zur Einführung der Zeitzonen beigetragen hat.

Wenig später erreichten wir eine Wegmarke zur arktischen Wasserscheide  (arctic watershed). Nördlich dieser Wasserscheide münden alle Flüsse in die Hudson Bay, südlich von hier entwässern alle Flüsse in die Großen Seen. Unter dieser Wasserscheide versteht man eine über 2.250 Kilometer quer durch Ontario verlaufende Landhöhe.
Wasserscheide
Nach weiteren einsamen 140 Kilometern kamen wir an der Nordspitze des Lake Superior und damit in der Großstadt Thunder Bay an. Der Lake Superior oder der Obere See ist einer der fünf Großen Seen (Lake Superior, Lake Michigan, Lake Erie, Lake Huron und Lake Ontario). Diese zusammenhängenden Süßwasserseen, die teilweise zur USA sowie teilweise zu Kanada gehören, sind das zweitgrößte Süßwassersystem der Erde (das größte ist der Baikalsee in Sibirien). Thunder Bay hat heute über 100.00 Einwohner, entstand aber erst 1970 durch den Zusammenschluss mehrerer benachbarter Orte hier am See.
TCH

Nach weiteren einsamen 100 Kilometern erreichten wir mit Nipigon  das Ziel unserer zweiten hier beschriebenen Etappe!

Mittwoch, 4. Juni 2025

Zeitzonen in Canada

Kanada ist das zweitgrößte Land dieser Erde.

Bei unserer Fahrt von Calgary nach Neufundland wurde uns die enorme Größe dieses Landes nicht nur durch die kilometerlangen Einzel-Etappen bewusst, sondern auch durch eine andere Besonderheit – die Zeitzonen in Kanada.
Bei der größten Breite dieses Landes von knapp über 5.500 Kilometern und der größten Länge von knapp über 4.600 Kilometern könnten wir durch insgesamt sechs Zeitzonen fahren.
Dies bedeutet, wenn es in Halifax, in Nova Scotia an der Atlantikküste bereits 14 Uhr am Nachmittag ist, haben die Menschen in Vancouver in British Columbien an der Pazifikküste erst 10 Uhr morgens.
So „verloren“ wir auf unserer Fahrt Richtung Westen das erste Mal in Manitoba eine Stunde.
Besonders interessant wird es in Neufundland. Dort beträgt die Zeitumstellung nur eine halbe Stunde.
Die Uhrzeiten werden übrigens von den jeweiligen Provinzen selbst festgelegt und es
gibt einer Sommerzeit-/Winterzeit-Zeitumstellung.
Uhrenturm in New Ulm

Dienstag, 3. Juni 2025

Vorsichtsmaßnahmen

SCHLIESSUNGEN VON PROVINZPARKS
ES GELTEN FEUERBESCHRÄNKUNGEN

Im Osten und Nordwesten Manitobas herrscht extreme Waldbrandaktivität. Mehrere Provinzparks sind aufgrund außer Kontrolle geratener Waldbrände geschlossen. Lagerfeuer sind verboten und alle Wanderwege und Wasserwege sind in allen Provinzparks geschlossen. 
Parkschließungen und Evakuierungen sind eine Schutzmaßnahme, um Leben zu schützen und Schäden zu verringern, wenn ein Waldbrand eine erhebliche Bedrohung darstellt. Alle Möglichkeiten zur Wiedereröffnung von Provinzparks hängen von der täglichen Analyse des Brandverhaltens, der
Bekämpfungsmaßnahmen, der Umwelt- und Wetterbedingungen, der Beurteilung durch Experten und den Echtzeitbedingungen ab.
Campingplätze werden schrittweise wieder geöffnet, was der vorherigen Wiedereröffnung von Bereichen für Anwohner, Cottage-Bewohner und gewerbliche Betreiber entspricht. Dieser gestaffelte Ansatz soll kommerziellen Betreibern und Parkmitarbeitern Zeit geben, Einrichtungen und Dienstleistungen für wiederkehrende Besucher vorzubereiten. Die Dienstleistungen können auf einigen Campingplätzen eingeschränkt bleiben, da das Parkpersonal weiterhin die Brandbekämpfungsmaßnahmen unterstützt.
Da die Feuer außer Kontrolle geraten können, wird denjenigen, die in die wieder geöffneten Gebiete zurückkehren, empfohlen, sich darauf vorzubereiten, ohne Vorankündigung erneut zu evakuieren.

Die Campingplätze Caddy Lake, West Hawk Lake und White Lake werden
voraussichtlich am Freitag, dem 6. Juni, um 16 Uhr wieder geöffnet.

(auszugsweise zitiert aus https://www.gov.mb.ca/sd/parks/ )

Wegen Feuer geschlossene Campingplätze

Keine Übernachtung auf dem Campingplatz vom West Hawk Lake!

West Hawk lake

Eigentlich war unser Plan, die Etappe von Brandon bis an die Manitoba-Ontario- Provinzgrenze mit einer Übernachtung auf dem Campingplatz vom West Hawk Lake zu beenden. Aber hier machten uns die nahen Feuer im Norden einen Strich durch die Rechnung. Als wir am Campground ankamen, war der gesamte Ort fast menschenleer und alles war „closed“ (geschlossen).
high risc

Dafür durften wir dort ein kurzes Stück des ehemaligen, "alten" Trans-Canada Highways befahren.
Historic TCH

Uns blieb nichts anderes übrig als etwa 20 Kilometer zurückzufahren, wo wir auf dem gerade wieder geöffneten Provincial Park Campground am Falcon Lake aufgenommen wurden, der die letzten Tage wegen der nahen Feuer ebenfall geschlossen war!

Von Brandon nach Falcon Lake

Diese Etappe gehörte mit gut 370 Kilometern zu einer der längeren, zudem wir unser eigentliches Ziel, den Campground am West Hawk Lake, wegen der durch die aktuellen Feuer bedingten Sperrung ändern mussten.



Die gesamte Strecke führte uns quer durch den Süden von Manitoba, wobei die Landschaft am Straßenrand immer waldiger wurde.
Baumbewuchs
Auf halbem Weg zwischen Brandon und der Hauptstadt von Manitoba, Winnipeg, passierten wir, wie bereits im Mai 2023, den sogenannten „Halfway Tree“. Es handelt sich dabei um eine Kanadische Schwarzpappel mit baumwollartigem Samen. Er wird deshalb „Cottonwood Poplar“ genannt. Der Baum wurde angeblich von einem Farmer nach dem Verlust von Kind und Ehefrau bei der Geburt gepflanzt und dient bis heute als Wegmarke.
Half-Way Tree
Half-way Tree

Zur weltgrößten Cola-Dose in dem nun auf der Strecke folgenden Ort Portage la Prärie fuhren wir dieses Mal nicht, weil unsere geplante Wegstrecke noch sehr weit an diesem Tag war.
Vor zwei Jahren waren wir ab hier in Richtung Minnesota in den USA abgebogen. In diesem Jahr ging es in Kanada weiter Richtung Winnipeg.
Kurz vor Winnipeg befuhren wir auf dem Trans-Canada Highway eine kurze Teilstrecke des Yellowhead Highways. Diese besonders ausgewiesene Straße beginnt in Manitoba und führt über die Rocky Mountains bis Prince Rupert in British Columbia. Sie ist nach dem Trapper und Entdecker Pierre Bostonais (wahrscheinlich: 1805-1828), einem Irokesen-Métis, benannt. Wir waren auf diesem Yellowhead Highway bereits mehrmals im Westen von Canada unterwegs.
Yellowhead

Den TC-Highway 100 nutzten wir als Umgehung von Winnipeg, da wir keine Ziele in der Stadt selbst anvisierten. Vielleicht werden wir auf der Rückfahrt das Fort Gibraltar oder das Manitoba Museum dort besuchen. Winnipeg (über 780.000 Einwohner) liegt an der Einmündung des Assiniboine Rivers in den Red River und ist seit 1870 Hauptstadt der Provinz Manitoba.
TCH 100
Die restlichen 150 Kilometer verliefen erneut ziemlich ereignislos und eintönig – flache Landschaft mit geringer Besiedlung.

Montag, 2. Juni 2025

Richtung Osten nichts Neues

Auf der Strecke von Indian Head in Saskatchewan nach Brandon in Manitoba legten wir knapp 300 Kilometer auf dem Trans-Canada Highway zurück.


alte Scheune
Alte Scheune

Die absolut flache Acker- und Weidelandschaft in Saskatchewan veränderte sich Richtung Manitoba insofern, dass nun zuweilen einige kleinere Wälder rechts und links der Straße zu sehen waren und die Gegend insgesamt etwas hügliger wurde.

Zug

Eine der größeren Abwechslungen stellte ein Häuschen dar, das per LKW auf der Straße transportiert wurde. Weiterhin beeindruckten uns die unendlich langen Züge, die parallel zum Highway fuhren.
House on the move
House on the move

Nach guten 200 Kilometern erreichten wir die Provinzgrenze zwischen Saskatchewan und Manitoba. Dort wurden wir mit einem Bild eines Vertreters der Assiniboine First Nation begrüßt.

Provinzgrenze
Willkommen in Manitoba

Manitoba wurde seit Jahrtausenden von Naturvölkern besiedelt, für deren Lebensbewältigung die Bisons von großer Bedeutung waren. Diesen Umstand ehrt man in der Provinz-Fahne mit der Darstellung eines Bisons. Auch die Schilder der Landesstraßen sind mit Bisons gekennzeichnet.


Manitoba ist im Durchschnitt 450 Kilometer breit und erstreckt sich über mehr als 1.200 Kilometer Richtung Norden. In der Region Richtung Polarkreis ist die Tundra die vorherrschende Vegetation; dort leben zahlreiche Eisbären.

Wir hingegen fuhren weiter auf dem Trans-Canada Highway Richtung Osten!


Unser Tagesziel, die Stadt Brandon mit ihren fast 58.000 Einwohnern, wird wegen des hiesigen Getreideanbaus auch Wheat-City (Weizen-Stadt) genannt. Sie liegt am Assiniboine River, der in Ontario in den Red River mündet, vorher jedoch 1070 km durch die Prärien im Westen Kanadas fließt.

Der durch Schlamm und Schlick stark eingefärbte Assiniboine-River
Der durch Schlamm und Schlick stark eingefärbte Assiniboine-River

Sonntag, 1. Juni 2025

Maple Creek nach Indian Head

Diese Etappe führte über 460 Kilometer entlang des Trans-Canada Highways durch den Staat Saskatchewan. Die enormen Weiten, die man in diesem Land zurücklegen muss, werden einem bewusst, wenn einem das „Navi“ mitteilt, dass man erst nach 450 Kilometern rechts abbiegen soll.


Wir verließen Maple Creek bei strahlendem Sonnenschein und azurblauem Himmel und fuhren hunderte von Kilometern entlang von Feldern und Wiesen, hin und wieder von kleinen Ansiedlungen (Farmen) und ausgetrockneten Tümpeln unterbrochen. Oft verlaufen neben dem Highway die Gleise der Trans-Canada-Railway, auf denen uns immer wieder monströse Züge mit mehreren Lokomotiven und meistens über 150 Waggons begegneten.
blauer Himmel
Weites Land
ausgetrocknete Seen
Ausgetrocknete Tümpel, deren Grund aufgrund von
auskristallisiertem Salz weiß erscheint.

Fast 600 Kilometer nördlich unserer Fahrstrecke brannten und brennen seit Mitte Mai mehrere Feuer; wir waren doch sehr erstaunt, dass auf unserer Fahrstrecke Richtung Westen nach kurzer Zeit von dem blauen Himmel nichts mehr zu sehen war. Der durch kräftige Winde über die weite Entfernung herbeigewehte Rauch beeinträchtigte die Luftqualität erheblich.

Sehr eintönig und mit schlechter Sicht fuhren wir fast 240 Kilometer, bis wir den Chaplin Lake erreichten, der mit einer Länge von etwa 35 Kilometern und einer Breite von durchschnittlich 10 Kilometern der zweitgrößte Salzsee Canadas ist. Im Uferbereich des Sees kann man das ganze Jahr über seltene Watvögel beobachten.
Seit über 75 Jahren ist hier mit der Firma Saskatchewan Mining und Minerals Inc. ein Unternehmen ansässig, das ganz Nordamerika mit Natrium- und Kaliumsulfat für die Herstellung von Düngern und Waschmitteln beliefert.
Lake
auf Halde
Halde
Salz-Halden

Nach weiteren 80 Kilometern passierten wir die Stadt Moose Jaw, in der wir vor zwei Jahren einen längeren Aufenthalt verlebten.
Wir passierten im Rauch „Mac the Moose“, der 9,75 Meter hoch ist und als der „größte Elch der Erde“ angepriesen wird.
Mac

In der Stadt ist das wichtigste militärische Flugausbildungszentrum Canadas untergebracht. Gleichzeitig ist der Ort ein bedeutender Eisenbahnknotenpunkt und mehrere größere Industrieunternehmen sind hier beheimatet.
Rauch
Rauch liegt in der Luft

Nun waren es nur noch rund siebzig Kilometer bis zur Hauptstadt der Province Saskatchewan, der Stadt Regina (etwa 250.00 Einwohner). Von den Gebäuden der Stadt konnten wir fast nichts mehr erkennen und so fuhren wir zügig auf der Autobahn-Stadtumgehung weiter. Umso erstaunter waren wir, als wir am östlichen Stadtausgang beobachten konnten, dass hier, trotz der „Rauch-Wetterlage,“ sowohl ein Oldtimer-Treffen als auch ein Baseball-Spiel mit etlichen Zuschauern stattfanden.
Rauch
Zunehmend schlechtere Sicht 
keine Sonne
Selbst die Sonne schaffte es nicht mehr

Wir benötigten noch einmal siebzig Kilometer, bis wir mit Indian Head den Zielort unserer heutigen Etappe erreichten. Der Name der 1882 gegründeten kleinen Stadt (rund 1.900 Einwohner) ist wohl auf eine alte Begräbnisstätte der hiesigen First Nations zurückzuführen, die einen Hügel südlich des heutigen Ortes entsprechend nutzten und benannten.
Indian Head

Inzwischen hatte die Luftverschmutzung durch den über 600 Kilometer herbeigewehten Rauch so zugenommen, dass wir alle Öffnungen des Wohnmobils fest verschließen mussten und mit Unbehagen in die gespenstisch gelbgraue Umgebung schauten. Selbst die Sonne veränderte ihre Farbe durch den in der Luft befindlichen Rauch.
Sonne

Päckchen versenden in Kanada

Wir wollten unseren Freunden in Whitehorse/Yukon ein kleines Geschenk per Päckchen zukommen lassen und waren über die Zusammensetzung des Betrags, den wir im Rahmen der Versendung bezahlen mussten, doch sehr erstaunt.
Zum ersten Mal (zumindest für uns) waren dort anteilig die Benzinkosten für zustellende Post-Fahrzeuge extra aufgelistet. Da die Zustellung mit dem "Pony-Express" nicht mehr möglich ist, blieb uns nichts anderes übrig als zu bezahlen. Aber vielleicht hätten wir früher auch für Heu und Hafer aufkommen müssen.

Gleichzeitig muss erwähnt werden, dass die Mitglieder der kanadischen Postgewerkschaft seit dem 23. Mai wieder einmal streiken. Dieses Mal verweigern sie das Ableisten jeglicher Überstunden. Sie hatten bereits im November/Dezember 2024 für vier Wochen wegen schlechter Bezahlung ihre Arbeit niedergelegt.

Freitag, 30. Mai 2025

Von Calgary nach Maple Creek

Nach vielen schönen Erlebnissen mit der Familie unseres Sohnes in Calgary, den Vorbereitungen am RV und dem Erledigen der erforderlichen Erst-Einkäufe starten wir am Donnerstag, dem 29. Mai, zu unserer diesjährigen Erlebnis-Tour gen Osten, auf der wir ja über den Trans-Canada Highway die Ostküste Kanadas erreichen wollen.
TCH

Auf einem Zubringer zum Trans-Canada Highway passierten wir wieder einmal den Ort Gleichen im Wheatland (wheat = Weizen) County. Der kleine Ort befindet sich im Zentrum des Reservates der Siksika, einem Stamm der Blackfoot First Nation.
Mit vielen Plakaten weisen die First Nation darauf hin, dass sich ihre Lebensumstände nach dem über viele Jahre erlittenen Unrecht verbessern müssen, bspw. mit folgendem Plakat:

War of disconnection
- the opposite of addiction is connection -
(„Krieg der Trennung“, das Gegenteil von Sucht ist Verbindung)

Hiermit soll zum Ausdruck gebracht werden, dass viele der Stammesangehörigen durch das erlittene Unrecht ihr Selbstverständnis verloren haben und so in Sucht und Abhängigkeit abgerutscht sind. Aktuell hat beispielsweise die Stadt Calgary mit den Siksika einen Vertrag unterschrieben, der zur Verbesserung dieser Situation beitragen soll.
Kurz nach Gleichen fuhren wir auf dem Trans-Canada Highway weiter, über hunderte Kilometer entlang von Prärie-Landschaften, die teilweise recht hügelig sind, von flachem, überwiegend landwirtschaftlich genutztem Land und von der Erdöl-Industrie geprägten Abschnitten.
Stromleitungen
Ölgewinnung - Öltransport

Nach knapp 190 Kilometern passierten wir den Ort Brooks, an dem wir dieses Mal jedoch, anders als in früheren Jahren, keinen Zwischenstopp einlegen. Vergessen sollte man nicht, dass das Aquädukt von Brooks und der in der Nähe gelegene Dinosaur Provincial Park unbedingt sehenswert sind.
Die nächste größere Stadt ist nach rund 300 Kilometern Medicine Hat, in der u.a. das weltgrößte Tipi steht. 
Die Stadt Medecin Head wurde 1883 im Rahmen des Baus der Canadian Pacific Railway gegründet und hat heute über 63.000 Einwohner. Die Industriestadt bietet zahlreiche Arbeitsplätze und wirbt derzeit damit, dass es in diesem Ort keine Obdachlosen gibt. Die Region, günstig am Saskatchewan River gelegen, ist allerdings seit Jahrtausenden besiedelt und man findet hier viele archäologische
Ausgrabungsstätten. So erinnert auch der Name der Stadt an den „Hut der Medizinmänner der Blackfoot First Nation“.
Tipi
Tipi
Besonders beeindruckend ist das bereits erwähnte Tipi (teepee). Es wurde 1988 im Rahmen der olympischen Winterspiele in Calgary in Auftrag gegeben und steht seit 1991 in Medicine Hat. Es ist über 60 m hoch und hat einen Durchmesser von über 45 m. Es ist weiß (für Reinheit), rot (für die Sonne) und blau (für Wasser bemalt. In seinem Innern befinden sich zehn bemalte Kreise, die Bilder aus dem Leben der Präriestämme zeigen.
Wenige Kilometer nach Medicine Hat erreichen wir die Provinzgrenze zwischen Alberta und Saskatchewan. Diese Provinz wird auch das „Land der lebendigen Himmel“ (Land of Living Skies) genannt. Das Land ist über hunderte Kilometer so flach, sodass die ständig kräftig wehenden Winde unentwegt beeindruckende Wolken-Formationen vorbeiwehen. Die Provinz wurde 1905 gegründet und wird als die Kornkammer von Canada gesehen. Allerdings spielt auch die Erdöl- und Gasindustrie eine große Rolle.
Provinzgrenze
Ab hier tragen die Schilder des Trans-Canada Highways die Aufschrift Saskatchewan.
TCH
Die Region ist flach und geht erst allmählich in "rolling hills" über.
Prairie
TCH
rolling hills
rolling hills

Gute 100 Kilometer nach Medicine Hat erreichten wir mit Maple Creek das Ende der heutigen Tour. Der Ort Maple Creek (Ahornbach) fließt an der Westseite der 1882 gegründete Kleinstadt, in der etwas mehr als 2.000 Einwohner leben. Der Ort liegt im Gebiet der Cypress Hills (cypress=Zypresse), einem etwa 2.500 km² großen Hochlandplateau, das mit Hügelketten von bis zu 1.500 Metern die höchsten Erhebungen zwischen Labrador und den Rocky Mountains aufweist. 

Dienstag, 27. Mai 2025

Food Truck

Grade 4 der „Andrew Sibbald School“ lud ein

Am Dienstag, dem 27. Mai, hatten die beiden Klassen 4 (Grade 4) der Andrew Sibbald Elementary School ↗ zu einer Präsentation eingeladen.
Andrew Sibbald Elementary School

Die Schule liegt  im Süden von Calgary und ist nach dem ersten Lehrer in Alberta, Andrew
Alexander Sibbald (1833-1934), benannt, der ab 1875 in der Morley Mission  unterrichtete. Die heute noch erhaltene Kirche ↗ (nach einem Brand wieder aufgebaut) der ehemaligen Morley Mission und die nähere Region, nahe von Cochrane gelegen, haben wir schon mehrmals in den letzten Jahren besucht.
[Siehe hierzu auch ⇒ Morleyville ↗ ].
Unsere kanadische Enkelin Blake besucht die Andrew Sibbald Elementary School und so gehörten wir an diesem Tag zu den eingeladenen Gästen und Besuchern.

Die „Grade 4“-Schülerinnen und -Schüler wollten im Rahmen eines kleinen Schulfestes („Celebration of learning“) die Ergebnisse ihres „Food Truck“(Imbisswagen) - Unterrichtsprojektes vorstellen.
Mehrere Wochen hatten sie sich u.a. mit Themen aus der Mathematik, der Kunst und der Ernährungslehre beschäftigt und ihre Erkenntnisse in das „Food Truck“-Projekt integriert.

Zahlreiche stolze Eltern und Großeltern, die Klassenlehrerinnen (Mrs. Pols und Mrs. Patry) sowie weitere Mitglieder des Kollegiums versammelten sich mit den Schülern in der Turnhalle. Zu einer Powerpoint-Präsentation informierten einige ausgewählte Schüler zum Verlauf des Projektes.

Ganz professionell starteten die Schüler mit der Planung ihres Unternehmens („Branding our Business“). In dieser Phase designten sie Logos für ihre persönlichen „food trucks“ mit einem Computerprogramm. Hier mussten sich die Schüler bereits entscheiden, welches Essen in ihrem Imbisswagen angeboten werden sollte.
Natürlich spielte das jeweilige Lieblingsessen dabei eine Rolle.
Logo

Anschließend waren bei der Erstellung von Grundrissen für die „food trucks“ mathematische Kenntnisse gefragt, damit auch ausreichend Raum für alle benötigten Dinge in den Wagen vorhanden war („planning our truck interiors using area“).

Mathematik

Es folgte die Aufgabe, eine Speisekarte mit realistischen Preisen für den jeweiligen „food truck“ zu erstellen („crafting menus and prices“), wobei hier Kreativität aber auch Realitätsbezug gefragt war. 
Dazu wurden im Unterricht Themen wie gesunde Ernährung und die Versorgung mit den Nährstoffen Kohlenhydrate, Eiweiße und Fette sowie Vitamine und Mineralien angesprochen.

Unter dem Punkt („from prototype to product“) stellten die Schüler vor, wie sie ihre „food truck“-Modelle unter Berücksichtigung ihres persönlichen Essensangebotes  gebastelt hatten – sie erweckten ihre Visionen zum Leben.
Nach dem Vortrag waren die Besucher eingeladen, von Tisch zu Tisch zu gehen und sich die einzelnen „food trucks“ sowie die Mappen mit dem Logo, dem Menü und der Preisliste sowie dem jeweiligen Grundriss im persönlichen Gespräch von den Schülern erklären zu lassen. Der Phantasie waren keine Grenzen gesetzt – von Taccos und Pizza über „seafood“ bis hin zu "bubble tea" wurde alles angeboten, selbst der „galaxy burger“ fehlte nicht.
food-trucks

Zum Schluss strömten alle Schülerinnen und Schüler in den Schulhof, wo sie sich für die in das Projekt investierte Arbeit mit einem leckeren Eis belohnen konnten – natürlich geliefert von einem „icecream-food-truck“.

Freitag, 23. Mai 2025

Ehe wir abreisen

müssen wir unser "rollendes Hotel" für die kommenden mindestens 4 Monate technisch herrichtet und reisefertig ausstatten.
Dann erst kann für uns die diesjährige Reise auf dem "Trans-Canada Highway" und das Abenteuer "OST-KANADA" beginnen.
Dabei  stimmen wir mit dem engl. Schriftsteller G.K. Chesterton (*1874 - ♱1936) überein der meinte:
Der Reisende sieht Dinge,
die ihm unterwegs begegnen.

Der Tourist hingegen sieht das,
was er sich vorgenommen hat zu sehen.

Mittwoch, 21. Mai 2025

Unser Vorhaben

Wenn nicht jetzt, wann dann?

Auf dem Trans-Canada Highway gen Osten

Da wir im letzten Jahr die Highways nach Westen und insbesondere Richtung Norden bis nach Alaska "erfuhren", möchten wir dieses mal den Osten von Kanada näher kennen lernen. Zugegeben, wir haben uns ein weites Ziel gesteckt (siehe Karte), doch die im letzten Jahr zurückgelegten Kilometer waren in der Summe auch nicht weniger!
Nun, geplant ist noch nicht realisiert. Aus diesem Grund gilt es, "unser rollendes Hotel" nach der Winterruhe erst einmal reisefertig zu machen and aufzurüsten. 
In Kanada gibt es zwar keinen TÜV - so wie wir ihn in Deutschland kennen, doch (für uns UND andere) sollte unser Wohnmobil schon sicher und insbesondere zuverlässig sein, wenn wir uns wieder auf eine solch lange Reiseroute begeben wollen.

Der Trans-Canada Highway (TCH) gilt als längste Nationalstraße, die von West nach Ost quer durch das Land verläuft und dabei alle zehn kanadischen Provinzen und fünf Zeitzonen durchquert.
Wir wollen von Calgary aus Richtung Osten starten. Die ersten von hier verlaufenden 1.400 km der vorgesehenen Strecke des Highways bis Winnipeg bereisten wir bereits im Jahr 2023 schon einmal und konnten davon berichten.
Für uns beginnt deshalb "das Neuland" also erst hinter der Stadt Winnipeg. Wir freuen uns darauf, sind gespannt und werden unsere Erlebnisse gerne teilen.

Übrigens: würden (und könnten) wir von uns zu Hause in Deutschland losfahren
und Richtung Westen die gleiche Entfernung zurücklegen,
kämen wir auch in Neufundland / Kanada an!

Wenn Sie möchten, können Sie uns während unserer diesjährigen Reise
- von Calgary nach Neufundland -
auf diesen Seiten des Blogs begleiten / verfolgen.

Also: let´s buckle up and try to keep the engine warm.

Sonntag, 18. Mai 2025

Wir haben ihn erneut gewagt

 ... den Flug über den Atlantik und Kanada nach Calgary.

Während der Start bei sonnigem und leicht bewölktem Wetter erfolgte, verdichtete sich mit zunehmender Flugzeit die Wolkendecke. Als wir unser Reiseziel erreichten, war es nur 4 Grad warm ... und es regnete!