Samstag, 9. September 2023

Knife River Indian Village Historic Site

In dem Bereich der heutigen „Knife River Indian Village Historic Site“ befanden sich drei Dörfer – Hidatsa Village, Awatixa Xi’e Village und Awatixa Village. Im letzteren soll Sacagawea mehrere Jahre gelebt haben, bevor sie Toussaint Charbonneau heiratete. Gleichzeitig war hier eine Stätte, in der sich Sioux, Cheyenne, Crow, Assiniboine und Ojibwe zum Handeln trafen. Neben dem Handel spielte auch die Landwirtschaft eine wichtige Rolle in der Region.

knife-river
Handel

Der „Knife River“ erhielt seinen Namen gemäß der indianischen Überlieferung aufgrund der langen und spitzen Steine, die in seinem Einmündungsbereich in den Missouri vorkamen. Aus diesen Steinen wurden Messer gefertigt, die ebenfalls gehandelt wurden.

Als die spanischen, französischen, kanadischen und amerikanischen Pelzhändler ab Ende des 18. Jahrhunderts hinzukamen, veränderte sich die Situation für die Hidatsa gravierend. Die Hidatsa-Gesellschaft wurde immer abhängiger von den großen Handelskompanien und verlor ihre Eigenständigkeit.
Aufgrund archäologischer Funde auf dem Gelände der ehemaligen Dörfer geht man davon aus, dass erste Erdhütten hier bereits zu Beginn des 16. Jahrhunderts erbaut wurden. Die Dörfer entwickelten sich zu prosperierenden Handels- und Landwirtschaftszentren. 1834 wurden bei einem Überfall der Sioux viele Hidatsa getötet, sodass sich die Überlebenden entschlossen, zwei Dörfer aufzugeben und ein gemeinsames Dorf „Groß-Hidatsa“ zu gründen. Leider führte die Pocken-Epidemie von 1837 dann zur Entvölkerung der Region.

Pocken

Die Nachfahren der damals überlebenden Hidatsa leben heute gemeinsam mit Nachfahren der Mandan und der Arikara in der Fort Bertold Reservation in North Dakota.


village

Die „Knife River Indian Village Historic Site“ wurde 1974 gegründet und bietet den Besuchern heute an, ein Informationszentrum und eine rekonstruierte „earth lodge“ zu besuchen. 

Infocenter
Das Informationszentrum und die Earth Lodge

Gleichzeitig gibt es mehrere ausgeschilderte Wanderwege über das gesamte ehemalige Dörfer-Gelände, um auf eigene Faust einige historische Spuren selbst zu erkunden.

Trail map
Hidatsa heute
heute
lower-hidatsa

Im Informationszentrum erinnert man zwar auch an die Lewis & Clark Expedition und im Besonderen an die Rolle von Sacagawea, die als Dolmetscherin, Friedensvermittlerin und ortskundige Führerin zum Erfolg des Unternehmens beigetragen hat.
Aber vor allem geht es hier darum, die Kultur und Lebensweise der Northern Plains Völker, vor allem der Hidatsa, zu zeigen, zu bewahren und zu erklären.

Lewis & Clark

Im Informationszentrum kann man sich etliche Bilder der Maler George Catlin (1796-1872) und Karl Bodmer (1809-1893) anschauen, die mit ihren Zeichnungen die damaligen Northern Plains Stämme treffend und detailliert dargestellt haben.

Catlin
Catlin
Karl Bodmer

Im kleinen Museum wird beispielsweise präsentiert, wie wichtig die Bisons für die Lebensweise der Hidatsa waren und was vom Bison alles verwertet wurde.
Hier nur eine kleine Auswahl der möglichen Verwendung. Man nutzte nicht nur das Fleisch, das man übrigens mit einem speziellen Verfahren auch konservierte (Pemmikan). Das Fell diente als Bettdecke oder wurde zu Leder gegerbt. Aus dem Leder nähte man Kleidung, konstruierte die sogenannten Bullboats daraus oder verwendete es beispielsweise für die Bespannung von Tipis.

The Bull Boat
Bull Boat

Aus den Knochen der Bisons stellte man Gebrauchsgegenstände her, z.B. Hacken aus den Schulterblättern oder Nadeln aus kleineren Knochen. Auch Pfeilspitzen entstanden aus Knochen und Bogensehnen aus Sehnen spielten bei der Waffenherstellung eine wichtige Rolle.

Werkzeug

Pfeile

Aus den Hufen kochte man Leim, Fett diente der Seifenherstellung. Aus Blase oder Magen wurden übrigens Tragbeutel und Eimer hergestellt.

Bisonblase
Bison-Blase

Kunstfertige Kleidung, insbesondere mit Perlen bestickte Lederkleidung, wird ebenso präsentiert. Die Fertigkeiten im handwerklichen Bereich, die das Alltagsleben der Hidatsa bestimmten, wie Waffenherstellung, Töpfern, u.ä. werden vorgestellt. Auf den frühen Handel unter den Stämmen, aber auch auf den späteren Pelzhandel mit den Händlern der Pelzhandelskompanien wird detailliert eingegangen.
Rituelle Zeremonien und die kulturellen Vorstellungen im Bezug zu Natur und Religion werden erläutert. Hier hat uns erstaunt, ein gestaltetes Büffelfell mit einem „medicine wheel“ (Medizinrad) mit nur drei Farben vorzufinden, denn normalerweise müssen es vier Felder für die Jahreszeiten oder die Himmelsrichtungen sein.

Jahreszeiten

Die
rekonstruierte „earth lodge“ befindet sich seit 1995 hinter dem Informationszentrum und hat einen Durchmesser von zwölf Metern. In solch einer Hütte lebten meist zwischen zehn und zwanzig Personen.

Grundriss einer Earth Lodge
Grundriss und "Inneneinrichtung" einer Earth Lodge

Schon der Eingang der „earth-lodge“ vermittelt einen Hidatsa-Gedanken. Bei den Hidatsa sagte man, dass der Eingang einer Erdhütte das „Auge des Hauses“ sei. Der Eingang ist tatsächlich ein „freundliches Auge“, das zum Eintreten einlädt.

Eingang

Die Erdhütte wurde von Frauen verwaltet, auch der Bau wurde von Frauen beaufsichtigt – allerdings halfen die Männer beim Bau. Aus Pappelholz wurden vier Pfosten geschnitten, die dann zu einer zentralen Stützkonstruktion errichtet wurden. Bei den Hidatsa war man der Meinung, dass der Geist der Erdhütte in diesen vier zentralen Pfosten wohnen würde.
Nachdem die zentrale Stützkonstruktion fertig war, errichtete man einen äußeren Kreis aus Pfosten. Auf den äußeren Pfostenkreis und die vier inneren Stützpfosten legte man Querträger, hob diese an und legte dann die Dachsparren darauf. Das gesamte Gerüst wurde mit Weidenzweigen und getrocknetem Präriegras bedeckt. Abschließend belegte man alles mit Grassoden.

Feuerstelle

In der Mitte der Erdhütte befindet sich eine Feuerstelle, deren Rauch durch ein Loch im Dach abziehen kann. Bei starkem Regen konnte man das Loch mit einem umgedrehten „bullboat“ abdichten. Man saß auf Schilfmatten um die Feuerstelle.
Neben der Feuerstelle ist eine sogenannte „cache pit“, eine Speichergrube / Vorratsgrube, gegraben. Dieses Erdloch wurde mit Weidenzweigen ausgekleidet und diente als Speicher für Lebensmittel.

Vorratskeller
Vorratskeller

An den Querträgern der Decke hängen sogenannte „parfleches“. Hierbei handelt es sich um faltbare Tragetaschen, die von allen Plains-Stämmen hergestellt werden. Parfleches wurden traditionell aus Rohleder gefertigt und mit geometrischen Mustern verziert. Das Rohleder wurde durch Reinigen und Entfernen der Haare von der Haut gefertigt. In den Parfleches wurden Kleidung, Handelswaren, Handwerksmaterialien, u.ä. aufbewahrt.

Parfleche

Neben der Eingangstür ist ein kleiner Pferch für die besten Tiere und fur Futter vorhanden, daneben befindet sich ein kleiner Bereich, der für die "Schwitzhütte" genutzt wurde.
Im Außenring stehen mit Fellen belegte Betten und erhöhte Plattformen / Regale, auf denen Alltagsgegenstände (Tontöpfe, Körbe, …) aufbewahrt wurden.

Bett
Kräuter
Haushaltsutensilien

Auf der Rückseite der Hütte befindet sich ein heiliger Schrein mit zeremoniellen Gegenständen. Dieser Bereich durfte nur von Männern betreten werden.

Neben der Erdhütte ist ein kleiner Garten mit Mais, Bohnen, Sonnenblumen und Kürbissen angelegt.

Gardening
Gardening
Hochbett
Tabak
Tabak

Freitag, 8. September 2023

Von Washburn nach Williston


Für unsere nächten Etappen starten in Washburn und fahren über den Highway 200 zunächst Richtung Stanton. Dieser Streckenabschnitt ist der Beginn eines weiteren besonderen Weges Richtung Norden, dem Bison Scenic Byway.

Beginn

Es ist ein wolkenverhangener Tag, als wir erneut den Missouri überqueren und dabei wieder einmal sehr schön die großen Sandbänke sehen können.

Sandbänke im Missouri
Sandbänke im Missouri

Nach gut 20 Kilometern erreichen wir die frühere Pelzhandelsstation „Fort Clark“, die heute nur noch eine archäologische Stätte ist. Allerdings weisen zahlreiche Informationstafeln auf die einstigen großen Aktivitäten an diesem Ort hin.
Wir berichten in einem gesonderten Artikel über "Fort Clark".

Historic Site

Nach der Besichtigung dieser historischen Stätte passieren wir ein Kohlekraftwerk. Es ist die „Leland Olds Station“, die seit 1966 Strom produziert und in den letzten Jahren viel Geld in Verbesserungen der Umweltverträglichkeit investiert hat. Zurzeit werden jährlich etwa 3,3 Millionen Tonnen Braunkohle verarbeitet.

Kohlekraftwerk
Kohlekraftwerk
Kohlekraftwerk
Wagenladung nach Wagenladung
wird die Kohle herantransportiert

Nach insgesamt 40 Kilometern ab Washburn kommen wir in dem 1883 gegründeten kleine Ort Stanton an, der heute etwa 370 Einwohner hat. Bekannt ist der Ort, weil sich in der Nähe die „Knife River Indian Village Historic Site“ befindet. In dieser Siedlung soll einst Sakakawea viele Jahre gelebt haben. Zum Besuch der historischen Stätte gibt es von uns ebenfalls einen gesonderten Bericht.

Knife River

In Stanton blicken uns Meriwether Lewis & William Clark in der Ortsmitte von einem großen Wandgemälde an.

Lewis & Clark

Nach dem Besuch der „Knife River Indian Villages“ fahren wir auf dem Highway 200 weiter und erreichen nach 37 Kilometern den Garrison Dam bzw. den Lake Sakakawea. Der Damm wurde 1953 eingeweiht. Er wurde nach dem nördlich des Damms liegenden Ort „Garrison“ (Garnison) benannt, der 1905 gegründet wurde und heute etwa 1.450 Einwohner hat.

Lake Sakagawea
Garrison Damm
Sakakawea

Der Sakakawea-Stausee entstand 1953 durch den Bau des Garrison-Dammes. Er ist flächenmäßig der zweitgrößte See in den USA und erstreckt sich bis zur Stadt Williston. Der See hat eine Breite von bis zu fünf Kilometern. Fast 95 Prozent der von den "Native Americans" ehemals genutzten Flächen und viele ihrer Siedlungen wurden damals durch Überflutung zerstört. Ebenso liegen alle von dem Expeditionscorps 1805/1806 unter Lewis & Clark genutzten Übernachtungsplätze unter Wasser. So kann man leider auch einige ihrer Landschaftsbeschreibungen nicht mehr nachvollziehen. Dem See ist heute ein State-Park angegliedert, der mit zahlreichen touristischen Erholungsangeboten lockt. In den umliegenden Orten findet man öfters kleine Statuen, die an die Namensgeberin des Sees, Sakakawea, erinnern. Eine fiel uns besonders auf; hier war diesmal nicht der Hund Seaman dabei, sondern ein Bison. Nun, wir fuhren ja auch auf dem Bison Senic Byway.

Sacagawea

Aufgrund von Problemen mit unserem Generator, der in eine spezielle Werkstatt zur Reparatur muss, fahren wir nicht direkt nach Williston weiter, sondern nehmen einen kleinen Umweg über den Highway 83 in die Stadt Minot (48.400 Einwohner, 2020).
Dabei passieren wir das eine oder andere aufgegebene Anwesen, eine einsam stehende Kirche und den Ort MAX (330 Einwohner), der 1906 nach dem ältesten Sohn von Paul Freitag, dem ersten "Postmaster" des Ortes genannt wurde.

zugenagelt
aufgegeben
Kirche
Trinity Lutheran Church mit Friedhof
Max

Für diesen Umweg bis Minot benötigen wir nur 40 Kilometer. Die Stadt entstand 1886 entlang des Gleisverlaufs der Great Northern Railway und wurde nach dem Eisenbahnmanager und Ornithologen Henry Davis Minot (1859- 1890) benannt. 25 Kilometer nördlich der Stadt befindet sich ein großer Luftwaffenstützpunkt.

Etwa 60 Prozent der Bevölkerung von Minot haben skandinavische Wurzeln. So verwundert es nicht, dass die Hauptattraktion der Stadt der „Scandinavian Heritage Park“ ist.
Seit 1993 befindet sich eine Statue aus Norwegen im Park, die eine „ewige Flamme“ symbolisieren soll. Die Flamme brennt in einem Metall-Globus, der von fünf Aluminium-Ski getragen wird. Die fünf Ski vertreten symbolisch die fünf skandinavischen Länder (Dänemark, Finnland, Island, Norwegen, Schweden).

ewige flamme
ewige Flamme

Dort findet man auch ein neun Meter hohes buntes Holzpferd aus der schwedischen Region Dalarna, das sogenannte Dala-Pferd, das mit typischen Blumenmustern farbenfroh bemalt ist.

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Dala Horse

Auch einen traditionellen „Stabbur“, eine Nachbildung eines Hochspeicher-Lagerhauses eines norwegischen Bauernhofes, kann man mit seinen wunderschönen Schnitzereien bewundern. In jedem „Stabbur“ wohnt gemäß der Legende ein Weihnachtszwerg, der Kindern Geschenke bringt.

Stabur
Stabur
Stabur innen
...

Das Highlight im „Scandinavian Heritage Park“ ist seit 2000 eine originalgetreue Nachbildung der Stabkirche von Gol in Norwegen aus dem Jahr 1250. Auch diese Holzkirche ist aus einem Tragwerk von mehreren senkrechten Masten/Stäben konstruiert, die wunderschön verziert sind. Überall befindet sich eine Kombination aus christlichen Motiven und solchen aus der Wikinger-Kultur.

Stabkirche
Stabkirche
Das letzte Abendmahl

Auf der Interstate 2 (aber auch erneut auf der 1804) geht es nun wieder Richtung Westen, um nach 195 Kilometern die Stadt Williston (29.000 Einwohner / 2020) zu erreichen, die hauptsächlich von der Öl-Industrie lebt. Dazu fahren wir durch einen Bereich der "Bakken Oil Formation" im Williston Basin von North Dakota (und Montana) und sehen dementsprechend zahlreiche Bohr-Stationen („Pferdeköpfe“) und viele industrielle Anlagen, die mit der Öl-Industrie zu tun haben. Gleichzeitig befinden sich direkt neben den Öl- Förderanlagen große landwirtschaftlich genutzte Flächen.

nach westen
Pferdeköpfe
Pferdeköpfe
moderne Ölfördertürme
Moderne Ölfördertürme
Ölförderung
Ölförderung