Samstag, 12. August 2023

Fort Pierre Chouteau

Der einstige Handelsposten sowie das spätere militärische Fort Pierre haben keine sichtbaren Spuren hinterlassen und doch war es einst ein lebhafter, wirtschaftlich bedeutender und von vielen besuchter Ort.

Fort Chouteau
Bild: Verendrye-Museum, Fort Pierre

In der Region existierte seit 1822 ein Handelsposten, Fort Tecumseh (teilweise wird auch das Jahr 1817 angegeben), ein hölzerner Palisadenbau, der im Auftrag der Columbia Fur Company von dem Pelzhändler Joseph La Framboise Jr. (1800-1856), errichtet wurde. Es wurde kurz nach seiner Errichtung an die American Fur Company verkauft.

Joseph La Framboise arbeitete dann als Agent dieser Pelzhandelsorganisation. Fort Tecumseh lag auf einer Insel an der Einmündung des Bad River in den Missouri. Der Namensgeber für das Fort, Tecumseh (1768-1813), war ein Häuptling der Shawnee, der an eine gemeinsame Existenz von allen Stämmen der Native Americans untereinander und mit den Amerikanern europäischer Abstammung glaubte und sogar gemeinsam mit den Briten gegen die Franzosen kämpfte. Aufgrund einer Verschiebung des Missouri-Rivers durch Erosionen musste der Standort von Fort Tecumseh 1832 aufgegeben werden.
In einiger Entfernung Richtung Norden erbaute die American Fur Company noch im selben Jahr auf der Westseite des Missouri-Rivers einen neuen Handelsposten und benannte ihn nach dem bekannten Pelzhändler Pierre Chouteau (1789-1865) aus Saint Louis. Pierre Chouteau Jr. überwachte den Bau und führte anschließend als Agent der American Fur Company diese Handelsniederlassung für viele Jahre. Schnell wurde die Handelsfestung zur dominierenden Siedlung am oberen Missouri mitten im Lakota-Land. Es gibt Unterlagen die dokumentieren, dass pro Jahr allein bis zu 17.000 Bisonfelle gegen Waffen, Perlen, Decken, Tabak, Kaffee oder Haushaltsgegenstände eingetauscht wurden. Neben diesen Fellen wurden auch Hirsch- und Biberfelle gehandelt.

Fort Chouteau

In diesen Jahrzehnten akzeptierten die Native Americans der Plains die euroamerikanischen Händler, weil man einen beiderseitigen Nutzen in den Handelsbeziehungen sah.

Kulturen

Bald wurde der Handels-Stützpunkt auch ein wichtiger Haltestopp für die Fernreisenden auf den Trails Richtung Westen und am Missouri selbst. Der Außenbereich des Forts war durch Palisaden und Wachtürme geschützt, im Innern befanden sich zahlreiche Häuser mit Dachböden, Lagerhäuser, Schuppen, Ställe, ein Sägewerk, ein Milch- und ein Eis-Haus, sowie ein Pulvermagazin.

das fort

1855 wurde Fort Pierre Chouteau an die Armee verkauft, die es aber bereits 1858 nach dem Bau von Fort Randall wieder aufgab.

entstehungsgeschichte

Das Gelände des ehemaligen Fort Pierre Chouteau wird heute von der South Dakota State Historical Society verwaltet.


Ein nachgebauter stilisierter Wachturm und viele Informationstafeln sollen an das historisch bedeutende Handelsfort erinnern. Archäologen haben durch etliche Fundstücke bewiesen, dass der Standort der Erinnerungsstätte identisch mit dem ursprünglichen Fort ist.

wachturm
Gedenkstein
Gedenkplatte

Interessant sind zwei Tafeln auf dem Gelände, die darüber informieren, welche der damaligen Forts am nördlichen Missouri militärische Aufgaben hatten und welche der damaligen Forts reine Handelsposten waren.

army posts
trading posts
Fotos können - immer - durch Anklicken vergrößert werden

Mit einer weiteren Informationstafel wird an einen Mann aus der Region erinnert, der einen wichtigen Beitrag für den Erhalt der fast ausgerotteten Bisons leistete. Es handelt sich um den schottisch-amerikanischen Rancher und Politiker James „Scotty“ Philipp (1858-1911), den man den „König der Bisons“ nannte.

Scotty

Nachdem Präsident U. Grant und General Sheridan Ende der 1860er Jahre den Abschuss von Bisons genehmigten bzw. sogar förderten, um den Native Americans ihre Lebensgrundlage zu entziehen, zogen Tausende in die Great Plains und schossen willkürlich tausende von Bisons (man erinnere sich an Buffalo Bill, der sich rühmte über 4.000 in wenigen Tagen geschossen zu haben).

1881 hatten Fred Dupree (1818-1898) und sein Sohn Pete fünf Bison-Kälber gerettet und bis 1899 auf ihrer Farm eine Herde von über 70 Tieren gezüchtet. „Scotty“ Philipp kaufte sie 1899 auf und errichtete eine spezielle Weide auf der Westseite des Missouri. Durch seine Frau, die zum Dakota-Stamm gehörte, hatte er die Möglichkeit, eine Weide in der Prärie, die zum Reservat gehörte, zu nutzen. Zehn Jahre später war die Herde bereits auf über 1000 Tiere angewachsen, die heute zu den Vorfahren aller Bisonherden gehören, die man im letzten Jahrhundert wieder rekultiviert hat.

Auf der Rückfahrt von Fort Pierre Chouteau in den Ort Fort Pierre kommt man noch an einer „Bauruine“ aus dem Jahr 2002 vorbei, die einen sehr nachdenklich stimmt. Es handelt sich um das Wakpa Sika Reconciliation Center.

zentrum
zentrum

Gedacht war der Bau als Kultur- und Meditationszentrum der Lakota, als Museum sowie als Justizeinrichtung für eine eigene Gerichtsbarkeit. Mit großer Begeisterung startete man vor 20 Jahren mit der Realisierung dieses Projektes, aber nach halber Fertigstellung blieben die Fördergelder aus. Der unvollendete Bau ist ein Mahnmal dafür, was nicht gelingt, wenn Gelder fehlen.


Quellen und weiterführende Informationen:

Freitag, 11. August 2023

Bad encounter

Das "Corps of Discovery" trifft die Teton-Sioux

L&C
Plakat am Oahe-Dam Visitor Center

Die Lewis & Clark Expedition bewegte sich vom 14. bis zum 30. September 1804 in dem Missouri-Abschnitt, der vom Stamm der Teton-Sioux bewohnt wurde. Hierbei erlebten sie einige gefährliche Situationen.
Am 16. September 1804 erreichte das Corps of Discovery den Missouri-Bereich, in dem sich heute die Orte Chamberlain / Oacoma befinden.

camp
welcome

Lewis & Clark entschieden sich, hier eine kleine Pause einzulegen und gaben ihrem Lagerplatz den Namen „
Camp Pleasant“ (pleasant: angenehm, freundlich). Wieder einmal hatten die Männer stundenlang gegen Sandbänke und Strömungen gekämpft, sodass sie eine Erholung brauchten. Sie hatten bereits so vieles gesehen und erlebt: sie sahen Bisonherden und die amerikanischen Antilopen, die Gabelböcke, in der Prärie. Charles Floyd war gestorben, man hatte George Shannon verloren und wiedergefunden und man hatte sich bei Calumet Bluff und Council Bluffs mit den Yankton Sioux getroffen. Nun wurden nass gewordene Sachen getrocknet und man nahm ausgiebige Mahlzeiten zu sich. Man bedenke, dass die Männer aufgrund ihrer starken körperlichen Beanspruchung durchschnittlich mehrere Pfund Fleisch am Tag aßen.

camp pleasant
Info aus: Welcome-Center-Chamberlain
camp pleasant

Am 18. September passierte die Lewis & Clark Expedition eine mitten im Fluss gelegene Insel, ebenfalls auf der Höhe des heutigen Ortes Chamberlain gelegen. Lewis & Clark beschrieben sie als etwa eine Meile lang und von vielen Zedern bewachsen. In den folgenden Jahren nutzten viele Pelzhändler diese Insel als Rastplatz. Anfangs wurde die Insel Cedar Island genannt und ab 1884 erhielt sie offiziell den Namen American Island.

American Island

Viele Jahre war die Insel zunächst über eine Pontonbrücke und ab 1905 über eine Eisenbahnpfahlbrücke mit der Ostseite des Flusses verbunden. 1925 erbaute man eine steinerne Highway-Brücke, deren Pfeiler man noch heute sehen kann. Die Insel wurde 1953 nach dem Bau des Randall Dam vom Lewis und Clark Stausee bedeckt.

alte brückenpfeiler
alte Brückenpfeiler, links alte Highway-Brücke
über den aufgestauten Missouri-River

Am 21. September 1804 befuhren sie den Big Bend Bereich und wurden nachts vom abdriftenden Sand der Insel überrascht, auf der sie nächtigten.
Am 22. September 1804 passierten sie die bereits aufgegebene "Trading Post I" von Régis Loisel, der 1802/03 hier den Winter verbracht hatte. 

enterin

Am 23. September 1804 stoppte die Lewis & Clark Expedition, nachdem sie wieder große Büffelherden gesehen hatten, für die Nacht an der Nordseite des Flusses. Drei Jungen aus dem Stamm der Teton-Sioux schwammen zu ihnen hinüber. Sie gaben den Jungen Tabak und sagten ihnen, dass sie den ihren Häuptlingen überreichen sollten mit der Mitteilung, dass sich die Kapitäne mit ihnen am nächsten Tag bei der Einmündung des nächsten Flusses treffen wollten. Einige der „boatmen“ brachten die Jungen in einer Piroge auf die andere Seite des Flusses zurück.

Am 24. September 1804 trafen sie den Häuptling „Buffalo Medicine“, rauchten mit ihm eine Pfeife und hatten aber einige Verständnisschwierigkeiten mit ihm. Leider war zu diesem Zeitpunkt der Übersetzer Pierre Dorion Sr. nicht mehr bei ihnen. In dieser Nacht ankerten sie mit dem Kielboot in der Mitte des Flusses, weil sie die Lage bereits als unübersichtlich einstuften.

meeting
Foto: Welcome-Center Chamberlain

Am 25. September traf man sich mit drei Häuptlingen (Buffalo Medicine, Partisan und Black Buffalo) sowie fast fünfzig Teton-Sioux-Kriegern zu einer Begrüßungszeremonie und überreichte Geschenke. Schnell entwickelte sich ein Konflikt, weil die Native Americans eine der Pirogen haben wollten. Es kam zu einer Zuspitzung mit angedrohtem Waffen-Einsatz. Clark gelang es jedoch, die Situation zu befrieden. Er nahm zwei Häuptlinge und zwei Krieger für die Nacht mit auf das Kielboot, das weiterhin in der Flussmitte ankerte.

native americans
Bild: Verendrye-Museum, Fort Pierre

Am nächsten Morgen, dem 26. September 1804, fuhr man für einige Kilometer flussaufwärts bis zu einer großen Teton-Siedlung am Ufer.

village
Foto: Welcome-Center Chamberlain

Lewis & Clark gingen in die Siedlung, wurden von einigen Kriegern auf Büffelfellen hochgehoben, so zum Tipi des Häuptlings getragen und man feierte anschließend gemeinsam.

man feiert
Black Buffalo´s Campsite
Heute im Camp 3 unterhalb von Oage-Dam gelegen

Der 27. September 1804 brachte jedoch die erste kleine Katastrophe. In einer der Pirogen hatte man zwei Teton-Krieger mitgenommen, weil sie angeblich das Kielboot besichtigen wollten. Diese kappten das Ankerseil des Kielbootes und nur durch Clarks schnellen Befehl an seine Männer, an die Ruder zu gehen, konnte das Boot gerettet werden. Allerdings war der Anker verloren.

Am 28. September 1804 wollte das "Corps of Discovery" nach der erfolglos verlaufenen Suche nach dem Anker weiterreisen, doch die Tetons hinderten das Corps of Discovery daran, indem sie das Kielboot an der Ankerleine festhielten. Häuptling Buffalo Medicine watete in den Fluss und bestieg das Kielboot. Nach der Übergabe einer größeren Menge von Tabak ließen die Tetons das Seil los. Clark drohte damit, Gewehre und seine Bordkanone einzusetzen, wenn die Tetons das Corps of Discovery weiter belästigen würden. Seine Männer stellten an diesem Tag aus einem großen Stein einen neuen Anker her.

bad River

Hier, in der heutigen Stadt Fort Pierre, wo von links der Teton River (Bad River) in den Missouri einmündet, fand die unglücklich verlaufene Zusammenkunft zwischen dem Expeditionscorps und den Native Americans statt.

bad encounter
near this spot
bad encounter

Am 29. September 1804 fuhr das Expeditionsteam mit Häuptling Buffalo Medicine an Bord weiter in der Mitte flussaufwärts, ständig von Teton-Sioux am Ufer begleitet, die auch weiter Forderungen stellten.

big-buffalo
Foto: Infotafel Oahe-Dam

Am 30. September änderte sich das Wetter und es bildeten sich hohe Wellen auf dem Fluss. Buffalo Medicine bekam es mit der Angst zu tun und wollte ans Ufer gebracht werden. Er verabschiedete sich, nachdem er einige Geschenke erhalten hatte, von Lewis & Clark mit dem Versprechen, dass ihnen die Teton-Sioux nun nicht weiter folgen würden. An diesem Tag verließ das Corps of Discovery sowieso das Gebiet dieses Indianerstammes und hatte damit seine erste schlechte Erfahrung mit den Native Americans bewältigt

Den Teton-River benannte das Corps of Discovery nach diesem unglücklichen Zusammentreffen mit den Native Americans "Bad-River"!

Donnerstag, 10. August 2023

Von Chamberlain nach Pierre

Von Chamberlain sind es für uns etwas mehr als 160 Kilometer, um die Hauptstadt des Staates South Dakota, Pierre, zu erreichen.
Zu Beginn fahren wir ein kurzes Stück an der Westseite des Missouri nach Norden. Hier soll sich einmal Fort Kiowa befunden haben, das auch unter den Namen Fort Lookout und Fort Brazeau bekannt war. Der als Pelzhandels-Fort genutzte Schutzbau wurde einmal von 1822-1825 genutzt, dann 1831 von der American Fur Company wiederaufgebaut und bis 1843 betrieben. Fort Kiowa hat durch einen historischen Trapper große Berühmtheit erlangt. Es war Hugh Glass (1783-1833), der nach einer Grizzly-Attacke von seinen Begleitern schwer verletzt zurückgelassen wurde und danach in diesem Zustand über 300 Kilometer bis Fort Kiowa kroch. Diese Geschichte wurde mehrmals verfilmt, zuletzt mit Leonardo diCaprio im Film „The Revenant“ (2015) - der Rückkehrer. Der Ort, an dem sich dieses Fort angeblich befunden hat, ist heute teilweise überflutet bzw. wird in moderner Form zum Campen genutzt.

Camp Kiowa

Wir fahren nach Chamberlain zurück, um auf der Ostseite des Missouri dem Highway 50 entlang des Missouri Richtung Norden bis Fort Thompson dem Native American Scenic Byway (malerische Nebenstraße der amerikanischen Ureinwohner) zu folgen.

Byway

Der Scenic Byway durch South Dakota beginnt südlich von Chamberlain und endet nördlich von Pierre und führt überwiegend durch Reservate der Dakota / Lakota-Nation. Die Landschaft vermittelt mit ihren Prärien und den „rolling hills“ die unberührte, einsame und wilde Schönheit, die sie seit Jahrhunderten prägte.

plains
In den "Plains"
plains
rolling hills
"Rolling Hills"
rolling hills

Unser erstes Tagesziel heute ist Fort Thompson am Big Bend Dam. Fort Thompson wird von Native Americans (2020 fast 1.300) bewohnt und liegt in der Crow Creek Reservation auf der Ostseite des Missouri, auf der gegenüberliegenden Westseite befindet sich die Lower Brule Sioux Reservation.

Indianer

Diese auf der Bisonjagd befindlichen Native Americans sollen uns vor Augen halten, in wessen Land wir uns nun bewegen.

Reservate
crow creek
Lower
Fort Thomson
Wasserturm in Fort Thomson

Mit Fort Thompson ist eine traurige Geschichte für die Native Americans verbunden. Das Fort wurde 1864 im Rahmen der Sioux-Aufstände Anfang der 1860er Jahren gegründet und nach Clark Wallace Thompson (1825-1885), dem Superintendenten für Indian Affairs aus Minnesota, benannt. Tausende Native Americans wurden unter inhumanen Bedingungen aus Minnesota in das Reservat bei Fort Thompson gebracht: Viele von ihnen starben während der Anreise oder anschließend an Hunger oder Krankheiten im Reservat. Das Fort, bereits 1867 wieder aufgegeben, wurde 1870/71 nochmals kurz reaktiviert und danach komplett abgerissen. Den Namen des Forts hat man bis heute für die hiesige Siedlung beibehalten.

wand

Neben dem Ort Fort Thompson befindet sich Richtung Big Bend Staudamm seit 2002 eine Erinnerungsstätte, mit der man die mehr als 1.300 Dakota ehren möchte, die in den 1860er Jahren an Unterernährung und Krankheiten verstorben sind. Die Stätte trägt den Namen „Spirit of the Circle Monument“. Es sind Fahnen mit den vier Farben (gelb, weiß, schwarz, rot) des Lebensrades im Halbkreis aufgestellt. In der Mitte befindet sich der Kreis des Großen Geistes / das Medizinrad selbst und im Zentrum steht ein Stein mit einem Erinnerungstext.

circle
Spirit of the Circle - Monument
circle
stein

Fort Thompson liegt an einer interessanten geologischen Formation, die den Missouri-River zu einer großen Kehre / Schleife zwingt – den Big Bend. Im Laufe der Zeit graben sich Flüsse bei solchen geologischen Gegebenheiten meistens durch den „Hals der Schleife“ und bilden im Schleifenbereich selbst später einen Altwassersee. Die Hügel am „Hals“ des Big Bend bestehen allerdings über eine Strecke von fast 1.200 Metern aus hartem Schiefergestein, durch das sich der Fluss nicht durchgraben konnte. Auch sind die Hügel hier so hoch (~ 61 m), dass der Fluss sie nicht überschwemmen kann. So gibt es im gesamten Verlauf des Missouri nur eine einzige solche Kehre – den Big Bend. Selbst William Clark beschwerte sich im September 1804, dass sie an dieser Stelle kaum vorwärtskämen.
Sieben Meilen flussabwärts vom Big Bend errichtete man 1964 im Rahmen der sechs großen Staudamm- und Stausee-Projekte am Oberlauf des Missouri den Big Bend Dam, der den Sharpe-See anstaut. Der Lake Sharpe wurde nach Merrell Quentin Sharpe (1888-1962), dem siebzehnten Gouverneur von South Dakota, benannt, der maßgeblich an der Umsetzung der Staudamm-Bauprojekte beteiligt war. Auch dieser Damm soll das Hochwasserrisiko in der Region reduzieren und wird für die Stromproduktion eingesetzt. Bei der Flutung des Geländes durch den Lake Sharpe waren erneut die hiesigen Dakota die Leidtragenden, die ihr fruchtbarstes Zentralland -  direkt am Missouri gelegen  - im Reservat verloren.

spillway
Spillway (Überlauf) des Dammes
Lake Sharpy
Lake Sharpe
Ufer
Westlicher Uferbereich am Lake Sharpe

Am Big Bend Dam verlassen wir den Native American Scenic Byway und fahren auf der Ostseite des Missouri, auf dem Highway 34, weiter nach Norden. Wir kommen an einem historical marker vorbei, der sich mit der ersten Phase der ersten Pelzhandels-Forts beschäftigt – er nennt sich „first permanent fur post“ und stammt auch schon aus betagten Zeiten. Sehr schief "steht er in der Landschaft".

fur post
Marker

An dieser Stelle kann man auch sehr schön den aufgestauten Missouri sehen, wie er durch die Region mäandert. Im Vordergrund des Wassers die Bäume, die einst einmal oberhalb der Wasserlinie standen und nun, da dauerhaft unter Wasser, abgestorben sind.

Missouri

Durch den hier aufgestellten Marker wird an eine kleine befestigte Station aus dem Jahr 1802 erinnert, die von den Native Americans „little beaver" genannt wurde. Bereits Lewis & Clark, die diese Stelle im September 1804 passierten, beschrieben den schützenden Palisadenzaun. Diese Pelzhandelsstation dürfte bis 1810 bestanden haben, dann brannte sie ab.
Der folgende historical marker trägt den Titel „ancient indian fortress“ und beschäftigt sich mit der Besiedlung der Region in der Zeit um 1200-1300 n. Chr.. Archäologen fanden auf einem hier liegenden Bluff (Hügel) Spuren einer großen Wehr-Anlage mit drei Palisadenzäunen, in der bis 5.000 Menschen gelebt haben könnten.

ehemalige siedlung
Catlin´s Indian Village

Wir nähern uns Pierre und erreichen kurz vorher den Ort des nächsten Forts – des ehemals militärisch genutzten Fort Sully. Allerdings muss man erwähnen, dass es zwei Forts Sully gegeben hat. Das hiesige war das „alte Fort Sully“, oder das "Fort Sully I", das nur von 1863 bis 1866 bestand. Es wurde auf Befehl von General Alfred Sully (1820-1879) erbaut und auch nach ihm benannt. Dieser hinterließ als Sohn eines professionellen Malers zahlreiche dataillierte Zeichnungen von verschiedenen Forts. Im Oktober1865 wurde in ihm ein Friedensvertrag mit den Yankton-Sioux ausgehandelt. 1866 entschied man sich, Fort Sully aufzugeben und an einen sichereren Ort zu verlegen. Gründe: es gab außer dem schmutzigen Flusswasser kein sauberes Trinkwasser. Auch gab es weit und breit nicht genügend Futter für die Tiere sowie kein Brennholz. Dafür verwendete man jetzt das Holz der Bauten des Fort als Brennmöglichkeit für die vorbeifahrenden Dampfschiffe.

old fort sully

Dort, wo einmal "Fort Sully I" tatsächlich stand, erinnert nur noch eine steinerne Stele an das ehemalige kurzlebige Fort.

Stele
Old fort sully

Man erbaute ab 1866 bereits "Fort Sully II" auf einem Hügel am Missouri, 27,2 Kilometer flussaufwärts, konnte es aber erst 1868 beziehen und betrieb es bis Oktober1894 als einen der wichtigsten Militärstützpunkte am Ostufer des Missouri. Danach verfiel das Fort, allerdings blieben einige Bauten in seiner näheren Umgebung erhalten.

fort sully II
Foto: Verenrye-Museum - Fort Pierre

Ein Gedenkstein wurde zwar 1929 an seinem ehemaligen Standort errichtet, doch 1962 vor das Sully County Courthouse in Onida versetzt, da durch den 1964 fertiggestellten Oahe Dam bzw. den Lake Oahe das meiste Areal des ehemaligen Fort Sully II überflutet wurde.
Nach weiteren drei Kilometern erreichen wir Pierre.

pierre