Mittwoch, 19. Juli 2023

Der Pioneer Courage Park ...

 ... in Omaha City, Nebraska.

Omaha City (heute fast 500.000 Einwohner) wurde 1854 gegründet und nach dem damals hier lebenden Omaha-Stamm der "Native Americans" benannt.
In der Stadtmitte, an der Capitol Street gelegen, befindet sich ein Park mit Bronzeskulpturen, der als eine der größten Darstellungen aus Bronze und Edelstahl in der Welt und in den USA gilt.

Park
Der Weg führte durch das heutige Nebraska

Der sogenannte "Pioneer Courage Park" (courage = Mut) liegt am Eingang des Geschäftsviertels von Omaha City. Dies soll symbolisch so verstanden werden, dass dieser Ort auch als das „Tor zum Westen“ gesehen werden möchte. Die Stadt Omaha versteht sich historisch in dieser Position. Der Ort Independence in Missouri wird eigentlich als der Startpunkt der Pioneer Trails in den Westen gesehen, aber ab Omaha wurde es für die Pioniere ernst - ab hier gab es damals keine weitere Zivilisation mehr. Mehr als 600.000 Menschen durchquerten den Staat Nebraska innerhalb von zwei Jahrzehnten in der Mitte des 19. Jahrhunderts auf dem Oregon- und dem Mormonen-Trail Richtung Westen.

Der "Pioneer Courage Park" wurde 2003 eröffnet und von der First National Bank of Omaha finanziert. Die Bank wurde 1867 von den Brüdern Herman (1833-1906) und Augustus (1826-1892) Kountze gegründet, wird heute noch als Familienunternehmen geführt und unterstützt viele öffentliche Projekte.
Auf einem 150 Meter langen Weg entlang einer Kalkstein-Landschaft sind einige Pionier-Familien mit ihren Tieren, ihren Wagen, ihren wenigen Besitztümern, ihren Lebensmitteln und ihrer Ausrüstung unterwegs.
Am Beginn des Wagenzuges fragen Scouts einige "Native Americans" nach einem möglichen Weg.

wie geht es weiter

Zum Aufbau dieser Landschaft wurden 2.500 Tonnen Kalkstein, der in einem Steinbruch in Wisconsin abgebaut wurde, verwendet. Es gibt Steinterrassen und einen kleinen Wasserfall. Die Szenerie wurde von dem Landschaftsarchitekten James „Jim“ Reeve (1942-2002) geplant, der gemäß seinem Motto „connecting people to places“ / “Menschen mit Orten verbinden“ jeden Besucher des Pioneer Parks dazu einlädt, mit den Bronzefiguren ein kleines Stück ihres Weges zu gehen.

Gesichtszüge

Wenn man sich darauf einlässt und den Weg mit den Pionierfiguren geht, ist man beeindruckt von der Vielfalt der detailgetreuen Darstellungen.
Diese wurden verwirklicht von zwei berühmten und talentierten Bildhauern. Der eine ist Blair Buswell (*1956) aus Utah, der neben dem Pioneer Courage Projekt, an dem er Jahre arbeitete, überwiegend Skulpturen für die Sportwelt, Schwerpunkt „football“ entwirft und von sich behauptet: "This i a big project, it´s my Mt. Rushmore".
Der andere ist Edward Fraughton (*1939) ebenfalls aus Utah, der sich bei seinen, meist monumentalen Werken vor allem mit Themen aus der Historie des Westens der USA auseinandersetzt.
Jede einzelne Figurengruppe erzählt eine Geschichte von Mut, Entschlossenheit und trotz allem Lebensfreude. Dies wird in vielen Details gezeigt. Wenn man den Figuren in die Gesichter blickt, hat man das Gefühlt, dass sie mit einem reden würden.

Frau

Wie bereits erwähnt, befindet sich am Beginn des Bronze-Statuen-Trecks eine Gruppe "Native Americans" im Gespräch mit einem Scout. Die Details der Kleidung, der Waffen und des Schmucks der Native Americans sind eindrucksvoll. Einer der "Native Americans" hält eine Axt mit einem Herzen im Keil – ein optimistisch stimmendes Zeichen.

Axt mit Herz

Insgesamt sind vier Gespanne und eine Familie mit einem Handkarren unterwegs.
Die Fuhrwerke werden mit großer Kraftanstrengung von Ochsen, Maultieren oder Pferden gezogen. Dem Mann, der verzweifelt versucht, einen im Schlamm steckengebliebenen Wagen, zu befreien, möchte man am liebsten helfen.

Wagen schieben
wagenschieben

In dem Treck gibt es auch zahlreiche Einzelpersonen, die zu Fuß oder auf Reittieren unterwegs sind.
Geht man nun entlang der Pioniergruppe, entdeckt man viele Geschichten. Da ist das kleine Mädchen, das noch Zeit und Kraft hat, einen Blumenstrauß zu pflücken. Vielleicht will sie jemandem damit eine Freude machen.

Blumenmädchen

Da ist der Junge, der mit Hund und Gewehr den Zug bewachend mitläuft. Ein typisches Beispiel für die damalige Zeit, dass man früh erwachsen werden musste.

Junge mit Hund

Wie glücklich dazu im Vergleich ein kleiner Junge, der sein geschnitztes Holzpferd, sein wohl einziges Spielzeug, in der Hand hält.

Spielzeug

Am Schluss des Zuges führt eine Frau ein Pferd, auf dem zwei Kinder sitzen. Sie haben nur einen Gegenstand dabei, eine Wasserflasche, ein sehr wertvolles Gut während der langen und beschwerlichen  Reise.

Frau Führt Pferd

Eine andere zu Fuß gehende Frau trägt ein Buch. Dies ist bestimmt ihr wichtigster Besitz.

Frau mit Buch

Ein Reiter, der wohl für die Versorgung der Gruppe zuständig ist, befördert auf seinem zweiten Pferd, zwei geschossene Hirsche.

Versorgung

Mehr am Ende des Zuges ist auf einem Hügel ein Reiter mit Pferd positioniert. Er muss der Führer der Gruppe sein. Er schwenkt seinen Hut, um zu signalisieren, dass alles in Ordnung ist.

letzter Mann

Besonders beeindruckend ist die Figur einer Mutter, die mit ihrem Baby im Arm den langen Weg zu Fuß geht. Das Baby zeigt liebevoll mit der Hand nach oben – vielleicht ein Symbol für die Aussage: „Wir schaffen das!“

Zeigefinger

Weitere Darstellungen vom Treck:

Kinder
Handkarren
Mulitreck
Kuh am Wagen
Kuh am wagen
Ochsenkarren
auf-dem-ochsenkarren
Ochsengespann
Ochsenkarren

Mit dem "Pioneer Courage Park" ist der "Nebraska Wilderness Park" kombiniert. Hier hat der auf Tierskulpturen spezialisierte Bildhauer Kent Ullberg (*1945 in Schweden) eine Bisonherde und einen Teich mit einer losfliegenden Gänseherde gestaltet.

Ein Blick in die Natur

Erneut bemerken wir Pflanzen, die wir auf unseren bisherigen Nordamerika-Reisen noch nicht gesehen hatten.

Hornklee
Common Bird´s-foot Trefoil  -  Gemeiner Hornklee
Lotus corniculatus
winecup
Poppy Mallow oder Wine Cup -  Purpurmohn, Weinbecher  -
Callirhoe involucrata
Rebhuhnerbse
Partridge Pea  -  Rebhuhnerbse
Chamaecrista fasciculata

Den Blättern macht selbst starker Wind nichts aus, doch beim Berühren oder "unnatürlichen Bewegungen" falten sich die Blätter wie bei der Mimose zusammen, weswegen diese Pflanze auch Sleepingplant oder Sensitive Plant genannt wird.

Blühte des Knopfbusches
Buttonbush - Knopfbusch - Blüte
Cephalanthus occidentalis
Knopfbusch
Fast verblühte Blüte des Knopfbusches
Knopfbusch
Fruchtansätze des Knopfbusches
Sideoats
Sideoats Grama  - Hohes Haarschotengras
Bouteloua curtipendula (Michx.) Tor
Snow-on-the-mountain
Snow on the mountain  -  Weißrand-Wolfsmilch
Euphorbia marginata
Snow on the mountain
Snow on the Mountain mit Sideoats Grama
oak
Turkey Oak  -  Truthahn-Eiche
Quercus laevis

Dienstag, 18. Juli 2023

Lewis & Clark Interpretive Trail Exhibit

... nahe Omaha City

Im Rahmen der 200-Jahr-Feiern zur Lewis & Clark Expedition richtete man im Großraum Omaha City im Jahr 2004 einen Interpretive Trail ein, an dessen Strecke von fast 40 Kilometern 16 verschiedene Stationen anzutreffen sind. Diese liegen in Parks oder am Wegesrand, aber immer in der Nähe des Missouri-Rivers. Teilweise sind es nur Informationstafeln, teilweise sind es dreidimensionale Kunstwerke.

Lewis and Clark Trail 2004

Wir haben einige Stationen dieses
Lewis & Clark Interpretive Trails besucht.

Wir starten unseren Trail-Besuch im N.P. Dodge Park in Florence nördlich von Omaha City. Der Park wurde auf einem Gelände bei Florence eingerichtet, das das Immobilien-Unternehmen Dodge der Gemeinde überlassen hat, um dort Sportplätze und Freizeiteinrichtungen für die Bürger anzulegen. Benannt wurde der Park nach einem der Gründer des Unternehmens, Nathan Philips Dodge (1837-1911).

Dodge Park

Gleich am Eingang des Parks kann man eine dreidimensionale Kunstinstallation und Informationstafeln zum Interpretive Trail sehen. An dieser Station geht es um das Treffen, das Lewis & Clark mit den Missouri-Indianern vom Otoe-Stamm hatten. Als das Discovery Corps hier übernachtete, brachte George Drouillard am 28. Juli 1805 einen Otoe-Indianer ins Camp. Über diesen Kontakt konnte dann ein Treffen am 03. August 1805 mit einer größeren Gruppe des Stammes bei Council Bluffs organisiert werden.

Erinnerungssteele


Diese Geschichte ist auch die Thematik des hier befindlichen Kunstwerkes mit dem Namen „t
he first meeting“. Die Gestalt des Kunstwerkes wird Ikonen-Skulptur genannt. Es handelt sich dabei um eine leicht rund gebogene Zementwand, an der eine künstlerische Gestaltung angebracht ist. Die Künstlerin Elizabeth Langdon hat es entworfen. Für die Herstellung ihres Bildes verwendete sie eine Ton-Masse, die sie mit verschiedenen Glasuren überzog. Das Bild zeigt Drouillard an der einen Ecke, sowie einen der „Captains“ mit der "Freundschaftsmünze" und einen der Otoe mit seinem Bärenklauen-Halsschmuck. Diese beiden Figuren sind jeweils nur als Torso zu sehen.

Friedensgespräch

Dies ist eines von acht in gleicher Art gestalteten Kunstwerken, die sich an beiden Ufern des Missouri entlang des Interpretive Trails befinden. Sie sind zwischen 3,50 Meter und 4,20 Meter hoch. Alle Kunstwerke stehen auf Steinplatten, in die eine andersfarbige Schneckenform eingelassen ist. Übrigens kommen alle beteiligten Künstler aus Omaha selbst oder der Umgebung.

Nicht weit von hier wird noch einmal an das Corps of Discovery erinnert, ihr Camp und an das Zusammentreffen mit den Otoes wenige Flusskilometer aufwärts.

Camp
gedenkplatte
ein gelungenes treffen

Unsere nächste Station ist der Lewis & Clark Monument Park am „rainbow point“ (Regenbogenpunkt) bei Council Bluffs, der 1936 zu Ehren der historischen Expedition auf einer Klippe eingerichtet wurde. Von hier oben hat man einen herrlichen Blick auf das Missouri-Tal und die gegenüberliegende Stadt Omaha.

Aussichtspunkt

Hier befindet sich eine weitere Kunstbetonwand mit einem Bild. Entworfen wurde diese Struktur von der lokalen Künstlerfamilie Yanna, Lynda und Fran Ramaekers. Sie haben ein Bild zu dem Thema „
Exploring the River Valley“ (das Flusstal erkunden) angefertigt, weil Lewis & Clark in ihren Tagebüchern am 30. Juli 1805 notierten, dass sie von der Spitze eines Hügels („on the top of the bluff“), eine fruchtbare Prärie neben dem Missouri sahen.
Dieses Mal sind auf der Rückseite der Zementwand Tierspuren und Abdrücke von Blättern abgebildet.
exploring the river

Exploring the river
exploring the river
erkundungen

Wir fahren nun nach Omaha City und besuchen zuerst ein weiteres Kunstwerk an der Riverfront gegenüber dem Kiewit Luminarium, einem Wissenschafts-Erlebnis- Museum. Hier hat die Künstlerin Susan Knight ihr Bild „visionary launch into the
horizontal world“ (wörtlich übersetzt: visionärer Start in die horizontale Welt) genannt.

vision
Vision

Sie hat aus einer Edelstahlplatte Motive ausgesägt  -  das Kielboot und die Pirogen, den Missouri, ein Dorf der Native Americans, natürlich die "Freundschaftsmünze" und die Sterne der USA auf einem Band Richtung Westen. Wenn man die Motive im Bezug zur historischen Expedition sieht, kann man das Knight-Thema so interpretieren, dass sich eine Vision über den Horizont hinaus ausgebreitet hat.

über den horizont hinaus
am horizont

Leider sind einige dazu gehörende Informationstafeln mittlerweile überholungsbedürftig.

Infotafel
5 dollar für eine meile

Für uns geht es nun weiter an der Riverfront von Omaha City nach
Miller’s Landing und
damit zu einer weiteren Station auf dem Lewis & Clark Interpretive Trail.
Philipp Miller (1777-1845) betrieb hier eine Holzstation, an der Dampfschiffe neues Holz „bunkern“ konnten, sodass Miller’s Landing ein bekannter Ort am Missouri war.

Millers Landing

Auch für Miller’s Landing gilt: mit dem Start der Eisenbahnen wurde die Holzstation für Dampfschiffe bald nicht mehr gebraucht. Die Nachfahren von Philipp Miller schenkten im Jahr 1999 der Stadt Omaha dieses Areal und die Stadt richtete hier einen Stadtpark ein, mit einem kleinen See, Picknickplätzen, Wanderwegen am Flussufer und eben mit einem Abschnitt des Lewis & Clark Interpretive Trails.

you are here

An den Wegen im Park gibt es einige Informationstafeln zur Lewis & Clark Expedition:
  • zu den Alltagsproblemen (Lewis lud Clark einst ein zu der Fahrt mit „fatigue and danger“ – Müdigkeit und Gefahr),
  • dem Anwerben von erfahrenen Leuten (hiring local experts),
  • dem Anwerben aller Crew-Teilnehmer (wanted: men to labor),
  • „time for hunting buffalo“,
  • „first formal exchange“, der erste formale Austausch mit den Otoe,
  • „we wish to be neighborly“ - leider ein nicht erfülltes Versprechen, wie es sich im Laufe der Geschichte herausgestellt hat.
Müdigkeit
Hiring Experts
Wanted
time for hunting
first exchange
we wish

Neben den Informationstafeln befindet sich im Park ein weiteres dreidimensionales Kunstwerk. Dieses Mal steht jedoch nicht nur eine Zementplatte da, sondern es sind sechs Stück, die in einer Spirale angeordnet sind.

gedenkplatte

Das Thema der Bilderserie heißt: „the journey of discovery“ (die Reise des Entdeckens).

the journey

Man sieht die Männer, die das Kielboot den Missouri hinaufziehen.
Meriwether Lewis ist mit seinem Hund Seaman dargestellt.
Auf einer weiteren „Wall-Art“ (Kunst auf der Wand) sind York, der Sklave und Sacagawea, die Shoshonin, mit ihrem Baby dargestellt.

Captain Clark

William Clark wird als Kapitän des Kielbootes gezeigt.

Captain

Auch an die harte Arbeit der Mannschaft wird in einem Relief gedacht.
 
Mannschaft

Den Native Americans sind drei Bilder gewidmet - mit einem Missouri-Indianer vor seinem Tipi, mit einigen Indianer-Frauen und für sie wichtigen Natur-Symbolen, sowie mit einem Indianer bei der Bison-Jagd.

Native mit Tipi
Frauen
auf der Jagd

Entworfen wurde dieser Bilderserie von dem Kunstprofessor der Creighton-Universität in Omaha und Maler John Howard Thein (1942-2023). Berühmt geworden ist er u.a. für sein großformatiges, mehrteiliges Leinwandprojekt, das sich mit dem Massaker 
an den Lakota in „Wounded Knee“ beschäftigt. 

Wir beenden damit unsere Besuche am Lewis & Clark Interpretive Trail Exhibit von Omaha City, obwohl uns noch einige Stationen fehlen.

Trotzdem wollen wir diesen Artikel mit dem Lieblingszitat von dem vor zwei Monaten verstorbenen John Howard Thein beenden: „Glücklich sind die Maler, denn sie werden nie einsam sein. Licht und Farbe, Friede und Hoffnung werden ihnen bis zum Ende des Tages Gesellschaft leisten!“ (von Winston Churchill)
Mit den Kunstwerken auf dem Lewis & Clark Interpretive Trail wurde etwas in dieser Richtung versucht  -  Licht und Farbe haben das Discovery Corps damals noch recht unverfälscht begleitet und sollen auch von uns heute so wahrgenommen werden.