Freitag, 29. Juli 2022

Whitman Mission und Frenchtown

Westlich von Walla Walla (in der Nez Percé-Sprache: „Ort der vielen Wasser“) kann man eine nationale historische Stätte der USA besuchen, die „Whitman Mission National Historic Site“ ↗. Sie liegt im sogenannten „Wai-i-lat-pu - Tal“ (in der Nez Percé-Sprache: das Tal des Weidelgrases / rye gras).

Waiilatpu

Hier wirkten und starben das Missionar-Ehepaar, Dr. Marcus Whitman (1802-1847) und seine Ehefrau Narcissa (1808-1847); sie haben in der amerikanischen Geschichte eine größere Bedeutung. 
Zunächst einmal zählen die Whitmans zu den ersten Reisenden auf dem sogenannten „Oregon Trail“, weil sie 1836 den Weg mit einer kleinen Gruppe erstmalig befuhren. In den folgenden Jahren waren große Wagenzüge auf dieser Route Richtung Westen unterwegs. Den Oregon-Trail nutzten bis zum Bau der transkontinentalen Eisenbahn (1869) zunächst Siedler, später vor allem Goldsucher. Sie zogen über eine Strecke von fast 3.500 Kilometern zu Tausenden aus dem Osten über die Rocky Mountains in den Westen.
Oregontrail

Zum Zweiten war das „traurige Schicksal“ des Ehepaares Whitman der Auslöser für die Einrichtung des Territoriums Oregon im Jahr 1848  -  der Bundesstaat Oregon wurde dann offiziell 1859 gegründet. Die Missionsstation liegt allerdings im Staat Washington.

Whitman-spalding-route

Die Whitmans begannen ihre Missionstätigkeit 1836 bei dem Stamm der Cayuse  -  die Cayuse gehören zur Gruppe der Nez Percé-Indianer. Bezüglich ihres Missionsauftrages waren die Whitmans nicht sehr erfolgreich. Nach anfänglichem Interesse an der christlichen Religion fühlten sich die Cayuse später von den christlichen Vorstellungen eher bedroht.

Missionarisches Ziel
Das missionarische Ziel wurde allerdings nicht erreicht

Die Katastrophe des nicht funktionierenden Miteinanders hatte folgende Ursache: die Mission in Waiilatpu entwickelte sich Anfang der 1840er Jahre zu einer Auffangstation für Oregon-Trail-Reisende Richtung Fort Vancouver mit Problemen, vor allem mit Krankheiten. Die Zahl der ankommenden Siedler stieg rasant und leider brachten sie die verschiedensten Krankheiten mit, an denen auch die Cayuse erkrankten. Das Immunsystem der Indianer hatte den „westlichen Krankheiten“ nichts entgegenzusetzen und so starb z.B. im Herbst 1847 der halbe Stamm der Cayuse an Masern, die allerdings von Stammesangehörigen eingeschleppt wurden. Gleichzeitig sahen die Cayuse, dass der studierte Mediziner Dr. Whitman sowohl an die Siedler als auch an sie Arznei verteilte - viele der Siedler wurden daraufhin wieder gesund, die Indianer hingegen starben. Also dachten die Indianer, dass Dr. Whitman sie mit seiner Medizin eher vergiften wolle, damit die Siedler einfacher an das Land der Cayuse kämen.

Whitman behandelt Cayus

So passierte dann am 29. November 1847 das Massaker von Waiilatpu  -  die Cayuse ermordeten das Ehepaar Whitmann sowie elf weitere Personen und nahmen über fünfzig Menschen als Geiseln. Die Geiseln wurden erst einige Wochen später nach einer Lösegeld-Zahlung der Hudson Bay Company wieder freigelassen.

Withmans Ermordung

Als diese Nachrichten in Washington ankamen, entschied man sich dort, die Cayuse zu vertreiben und das Land für die USA zu beanspruchen.

Die „Whitman Mission National Historic Site“ erinnert an diese Vorkommnisse. So kann man z.B. einen Film („a prophecy fulfilled“ – eine „erfüllte Prophezeiung“) sehen, der versucht, die geschichtlichen Zusammenhänge der Missionsstation und ihrem Misslingen zu erklären.
In einer Ausstellung wird das Leben auf der Missionsstation, aber auch das Leben der Cayuse, gezeigt.


erstes Haus

emigrantenhaus

die Missionsfarm

Farming

Cayus

Es werden noch im Original erhaltene Gegenstände der Whitmans ausgestellt, so z. B ein Kompass und eine Bibel.

Whitmann-Bibel

Auf dem benachbarten Hügel steht das Whitman Monument, am Fuß des Hügels befindet sich ein Friedhof, auf dem u.a. die Opfer des damaligen Massakers beerdigt sind.

Obelisk

Whitman monument

Fünf Kilometer entfernt von der Missionsstation der Whitmans befindet sich das „historischeFrenchtown, das um 1824 in der Nähe des heutigen Walla Walla gegründet wurde und ab den 1830er Jahren Pelzhändlern der Hudson Bay Company als Stützpunkt und Wohnort diente. Da viele der Männer mit indianischen Frauen verheiratet waren, wurde der Ort auch als „Métis-Ort“ bekannt  -  die Métis sind eine ethnische Gruppe gemischter europäischer und indigener Abstammung.

Frenchtown

Dementsprechend sind auf dem Gelände des historischen Frenchtowns viele Informationstafeln angebracht, die vom Leben von Menschen, insbesondere Frauen, aus unterschiedlichen Kulturkreisen erzählen.

Frenchtown

Die Frenchtown Historic Foundation hat das Gelände 2005 erworben und eine historische Erinnerungsstätte eingerichtet, die viele interessante Informationen bietet.

So kann man auf einer Karte sehen, dass es im ehemaligen Frenchtown keine eigentliche Hauptstraße gab, sondern dass die Hütten über ein größeres Areal bunt verteilt entlang des Walla Walla Rivers und seinen nahen Creeks gelegen waren.


Die Geschichte des "historischen Frenchtowns" endete im Prinzip 1855, als Leutnant McClellan den Ort wegen der erwarteten Kriegshandlungen mit den Nez Percé evakuieren ließ. Anschließend fand in diesem Areal tatsächlich die letzte Schlacht zwischen den Soldaten der US-Armee und den Indianern statt.
frenchtown

Besonders interessant auf dem Gelände ist die restaurierte „Princes Cabin“, ein kleines Blockbohlenhaus, das zu den ältesten Bauten dieser Art in Washington gezählt wird und früher einmal an anderer Stelle ein Pelzhandelsposten war.

Cabin

In Frenchtown errichtete der katholische Pater Eugene Chirouse (1821-1892) die „Saint Rose-Mission of the Cayuse“. Er wurde jedoch während der bald darauf stattfindenden Indianerkriege aus Sicherheitsgründen von seinem Orden aus der Region abgezogen, sodass auch die Missionsstation zunächst aufgegeben werden musste.

Sait Rose Mission

Nach den Indianerkriegen kamen einige Siedler und Händler wieder in die Region von Frenchtown zurück. 1911 wurde die letzte Holzkirche abgetragen.

Rose-Mission

Ein Gedenkkreuz auf dem Hügel über Frenchtown erinnert an einen Ort, der für viele Menschen für eine Zeit ihre Heimat bedeutete und heute verschwunden ist. Der Friedhof, der sich dort befindet, ist komplett von Gestrüpp und hohem Gras zugewachsen.

Friedhof

Nicht weit von Walla Walla kann man einige imposante Longhorn-Rinder bestaunen.

Long-Horn-Rind

Donnerstag, 28. Juli 2022

Nach Walla Walla


Mit einer kleinen "Rundfahrt" durch den heutigen Mini-Ort Starbuck beginnt diese Tour nach Walla Walla.

wellcome-in-starbuck

Silo in starbuck

Das Örtchen liegt am Tucannon-River. Der etwas mehr als 100 km lange Fluss ist ein Nebenfluss des Snake Rivers. Bereits 1882 hatte diese Ansiedlung eine Schule. 
1886 wurde eine Eisenbahnlinie ostwärts von Starbuck nach Pomeroy und Pataha City im Garfield County fertiggestellt (diese Linie blieb bis 1981 in Betrieb). Der Ort erhielt seine Bezeichnung 1894 nach einem Bahnbeamten der Oregon Railroad, W. H. Starbuck, 
Heute wohnen nur noch etwa 125 Personen in dem Ort Starbuck. Die „geschäftigeren“ Zeiten sind längst vergangen und der „Zahn der Zeit“ hat an einigen Gebäuden seine Spuren hinterlassen. Die meisten Bürger von Starbuck leben heute von der Landwirtschaft.

Starbuck

Man verlässt den Highway 261 von Starbuck kommend und biegt südwärts auf den Highway 12 ein. Das nächste Ziel ist „Patit Creek Camp“ in der Nähe von Dayton.
Die Flusssysteme in dieser südöstlichen Region des Staates Washington sind recht interessant: der Patit Creek (creek = Bach) mündet in den Touchet River, der wiederum in den Walla Walla River und dieser dann direkt in den Columbia River.


Im Rahmen der Zweihundertjahr-Feierlichkeiten der Lewis & Clark Expedition hatte sich eine Gruppe von Bürgern aus Dayton etwas ganz Besonderes einfallen lassen.

Lager



Am 02. Mai 1806 hatte das Discovery Corps die Region des heutigen Daytons passiert und ein Camp am Patit Creek aufgeschlagen. Durch die Nutzung einer von den Indianern vorgeschlagenen „Abkürzung über Land“ (anstatt auf dem Wasserweg wie auf dem Hinweg) verkürzten Lewis & Clark ihren Rückweg um viele Kilometer. 

bottom

Um an dieses Ereignis zu erinnern, wurden insgesamt 38 lebensgroße Silhouetten-Figuren aus Metall geschaffen. Entsprechend der Eintragungen in den Tagebüchern von Lewis und Clark wurde versucht, jeden der 33 Teilnehmer (inklusive „seaman“, dem Hund von Lewis, und „Pompey“, dem kleinen Sohn von Sacajawea) der Expedition mit einer für ihn typischen Aufgabe oder Pflicht darzustellen.

Patit-Plakette

So kann man u.a. die Männer beim Vorbereiten des Lagerfeuers, bei der Rückkehr von der Jagd oder bei der Betreuung der Pferde beobachten. Auch einige Indianer und natürlich Pferde sind zu sehen.
Auf einem Stein ist eine Platte mit der gesamten Silhouetten-Legende angebracht, zwei weitere Schilder beschreiben die Geschichte des Ortes.

Pferde

Wache

geschossener Fasan

Essensvorbereitungen

Es geht nun drei Kilometer westlich in das Städtchen Dayton. Der Ort wurde in den 1860er Jahren gegründet und nach dem in der Region prominenten Bürger Jesse Day (1828-1893) benannt. Die Stadt hat heute rund 2.650 Einwohner (2020). In Dayton wird ein großes Saatgutverarbeitungswerk für Erbsen, Kichererbsen und Weizensamen betrieben, aber über 70 Jahre lang gab es in Dayton die größte Spargelkonservenfabrik in den USA. Sie wurde aus wirtschaftlichen Gründen 2005 geschlossen und nach Peru verlegt.
Zur Erinnerung an die Konservenfabrik findet man am Ortseingang von Dayton an einem Hang über dem Touchet River Valley den etwa 90 Meter hohen „Jolly Green Giant“, den glücklichen grünen Riesen. Er wurde 1993 von Mitarbeitern der Firma „Green Giant Company“ und örtlichen Freiwilligen errichtet und besteht aus bemalten Pflastersteinen. 

Green Giant

the Green Giant On The Hill

The Giant

History of the Giant

Der „Jolly Green Giant“ war und ist die Werbefigur / das Maskottchen der Firma „Green Giant Company“ - heute aufgekauft von B & G Foods ↗ . Weiterhin werden von ihr Gemüse-Konserven und -Tiefkühlprodukte hergestellt, aber eben nicht mehr in Dayton.

Nach den Gedanken, die man sich zur Schnelllebigkeit unserer Welt am Beispiel des „grünen Riesens“ gemacht hat, geht es auf dem Highway 12 weiter und man erreicht den Lewis & Clark Trail State Park, direkt am Touchet River gelegen.

Lewis and Clark State Park

Auch hier rastete in unmittelbarer Nähe das Discovery Corps auf seiner Rückreise im Jahr 1806 (30. April). Zahlreiche Ponderosa-Kiefern stehen auf dem Gelände und fallen durch ihre rotbraune Rinde auf.
Anschließend passiert man noch den Ort „Waitsburg“ ↗, benannt nach dem Mühlenbetreiber Sylvester Wait (1868). Das Städtchen hat 1.200 Einwohner (2019). Danach sind es noch knapp 35 Kilometer auf dem Highway 12, über den man die Stadt Walla Walla erreicht, unser heutiges Etappenziel

Dienstag, 26. Juli 2022

Nach Starbuck

Man verlässt Lewiston (Idaho) über eine der beiden Brücken, die den Snake River überspannen, und fährt dann ab Clarkston (Washington) entlang des Flusses auf dem Highway 12 Richtung Westen.
Auf der gegenüberliegenden Flussseite spiegeln sich große Sägemehl-Hügel im Wasser, die darauf hindeuten, welche Bedeutung die Holzindustrie diese Region immer noch hat.


Gleichzeitig werden Flügel für Windkrafträder zum Transport verladen, die zeigen, dass auch Zukunftstechnologien in der hiesigen Industrie eine Rolle spielen.

Windmühle

Rechts und links des Flusses beeindruckt wieder eine „unwirtliche“ Landschaft mit ihren „Idaho-Basolith-Bergen“.

weiter fluss

Der erste „historic marker“ erinnert daran, dass man weiterhin auf dem „Lewis & Clark Trail“ unterwegs ist. Man wird darüber informiert, dass das Discovery Corps nun im heutigen Staat Washington unterwegs gewesen wäre.

L&C in Washington

Nach wenigen Kilometern erreicht man den Chief Timothy Park. Der Park, ein Campingplatz und eine Begegnungsstätte, befinden sich auf einer Insel im Snake River und ist nur über eine Brücke erreichbar. Die Insel wird auch „Silcott-Island“ genannt  -  benannt nach dem Siedler John Silcott (1824-1902), der u.a. viele Jahre eine Fähre über den Snake River betrieb. Es gab einmal einen seit langer Zeit nicht mehr existierenden Ort Silcott und die umliegenden Berge sind die Silcott-Mountains.

chief timothy park

Der Namensgeber des Parks - Chief Timothy oder „Tamootsin“ (1808 – 1891) war ein Häuptling des Nez Percé-Stammes der Alpowai und konvertierte frühzeitig zum Christentum. Getauft wurde er vom Missionar Henry Spalding. Chief Timothy brachte die Spalding-Tochter Eliza nach der Ermordung des Missionar-Ehepaares Whitman in Sicherheit. 1855 rettete Chief Timothy Colonel Edward Steptoe und seine Truppe aus einer Belagerung durch die Cayuse-Indianer während der Unruhen nach dem 1855-Vertrag. Übrigens war eine Tochter von Timothy mit John Silcott verheiratet.

Auf der Insel kann man über einen Wanderweg den von der Bildhauerin Maya Lin gestalteten „Listening Circle“↗ erreichen. Dieser „Listening Circle“ ist ein spiritueller Ort für die Nez Percé  - es ist ein aus hiesigen Basaltsteinen gestaltetes Amphitheater, das nach Osten hin, wo der „neue Tag beginnt“, offen ist. Die Nez Percé haben gemeinsam mit Maya Lin in den letzten Jahren mehrere solche sogenannte „Confluence-Projekte“ (confluence = Zusammenfließen von Gewässern, aber auch: Zusammenkommen verschiedener Kulturen) verwirklicht, um Besucher zur intensiveren Wahrnehmung der Welt zu animieren.

Direkt nach der Insel folgt auf dem alten Highway gelegen eine völlig zugewachsene Beton-Stabbogenbrücke von 1923, die parallel neben dem heutigen Highway 12 liegt und den Alpowa Creek überspannt. Sie ist dem Nez Percé-Häuptling Timothy gewidmet, aber selbst die Erinnerungstafel an ihn ist verloren gegangen.

Beton-brücke

Langsam aber stetig schraubt sich die Straße in Kurven bergauf bis man in der Höhe von 
850 Metern (2.785 Fuß) den Alpowa Summit (summit = Gipfel) erreicht.

Alpowa pass

Hier auf der Anhöhe befinden sich Informationstafeln zur Lewis & Clark Expedition von Anfang Mai 1806 (Rückweg) und es geht vor allem um das Zitat von Lewis: „Die Länder, durch die wir heute gefahren sind, sind fruchtbar und bestehen aus einem dunklen, reichen Lehm …“ 

L&C

Auch heute ist in dieser Region die Agrar-Produktion (vornehmlich Getreide) von enorm wichtiger Bedeutung. Vor zweihundert Jahren befanden sich am Alpowa Summit noch große Camas-Wiesen, heute wird Gras geschnitten und zu Heu "verarbeitet".

Camas

Auffällig ist, dass man in der Gegend zahlreiche Windräder vorfindet  -  dies war während der bisherigen Fahrt nicht der Fall.

Windräder

Nach dem Summit geht es bergab, immer entlang des Alpowa-Creeks und entlang großer Getreidefelder, die oft bis hoch auf den Hügel reichen.

Getreidefelder

Dort wo nichts mehr angebaut werden kann, da zu steil, zu steinig und vielleicht auch zu trocken, dort gedeiht noch hellgelbes langhalmiges Gras - ebenfalls bis hoch auf die Hügelkuppen.

langhalmiges Gras

Ein weiterer Hinweis an Lewis & Clark folgt bald. Er unterrichtet nicht nur, dass exakt hier an dieser Stelle das Expeditionscorps auf seiner Rückreise durchgezogen war.


friedfertiges Aufeinandertreffen

Rückweg im Mai

am creek

Nach einer Weile erreicht man das Städtchen Pomeroy (ca. 1.400 Einwohner / 2020). Der Ort wurde 1886 gegründet und nach dem Viehzüchter Joseph Pomeroy benannt.

Am Straßenrand wird weiter auf Informationstafeln hingewiesen, aber leider sind sie meist gar nicht mehr vorhanden oder fast unleserlich.

Nach wenigen Kilometern biegt man vom Highway 12 in den Highway 261 ein, um zum Ort „Starbuck“ zu kommen  -  unser heutiges Etappenziel.

kurz vor Starbuck

entering Starbuck