Sonntag, 1. September 2019

Nach Medora

Nach zwei Ruhetagen in Belle Fourche fuhren wir auf dem Highway 85 nordwärts, später auf der Interstate 94 westwärts nach Medora.
Die U.S. Route 85 ist eine der Süd-Nord-Verbindungen der USA. Sie startet in El Paso in Texas und endet nach 2.380 Kilometern in Fortuna, North Dakota, an der kanadischen Grenze. Dort wollen wir auch wieder von den Vereinigten Staaten kommend nach Kanada einreisen.



Wir starteten also in Belle Fouche und fuhren zunächst einmal viele Kilometer schnurgerade auf dem Highway 85 Richtung Norden. Deutlich machte sich bemerkbar, dass wir die Black Hills verließen. Die Landschaft wurde flacher und flacher, allerdings mit viel Grasland und immer wieder größeren „Wasserlöchern“.
















Wir konnten zahlreiche Pronghorns, auch „Gabelböcke“ oder „Gabelhornantilopen“ genannt, beobachten. Obwohl diese Tiere an afrikanische und asiatische Antilopen erinnern, sind sie aufgrund ihrer Genetik eine eigenständige Familie der Wiederkäuer. Aber egal, wem sie zugeordnet werden, sie sind elegante und wunderschöne Tiere.



















Aber nicht nur zahlreiche Pronghorns „tummelten“ sich in der Prärie, sondern
wir konnten auch vielen Bisons beim
Grasen zuschauen.













Der von den Indianern früher so bezeichnete „singende Draht“, die Telefonleitung, ein Zeichen der Zivilisation, begleitete uns neben der Straße  -  ansonsten war da nur Landschaft, mit etwas Landwirtschaft und viel Natur.

















Nach 115 Kilometern erreichten wir den kleinen Ort Buffalo (300 Einwohner), benannt nach den vielen Bisons, die hier einmal in riesigen Herden lebten.













Danach waren wir wieder auf dem Highway und in der Weite alleine unterwegs.




Nach weiteren 33 Kilometern fuhren wir durch Ludlow, das angeblich nur 5 ständige Einwohner im Ortszentrum hat. Ludlow hat eine kleine Mini-Schule und eine Kirche, aber sowohl das nächste Lebensmittelgeschäft als auch die nächste Tankstelle sind eben über 30 Kilometer entfernt. Besonders kurios ist der Friedhof von Ludlow, der den stolzen Namen „Bethlehem Cemetery“ trägt.











Knapp zehn Kilometer hinter Ludlow erreichten wir die Staatsgrenze zu dem letzten Staat unserer diesjährigen USA-Reise, North Dakota. Dies war der zwölfte US-Staat, den wir von Mai bis September in diesem Jahr bereisten.













Direkt hinter der Staatsgrenze konnten wir eine Veränderung im Landschaftsbild feststellen. 
Wenn vorher das Prärieland bestimmend war, war es jetzt die Landwirtschaft.
North Dakota zählt zu den wichtigsten Agrarstaaten der USA, was wir deutlich sehen konnten. Ein Getreidefeld folgte dem nächsten, zahlreiche Maisfelder reihten sich aneinander und überall wurde Heu gemacht. Riesige Sonnenblumenfelder, „soweit das Auge reicht“, erstreckten sich bis zum Horizont. Nicht umsonst kann man auf den Nummernschildern von North Dakota
Peace Garden State“ lesen.














Mit Bowman (1.650 Einwohner) erreichten wir dann den ersten größeren Ort in North Dakota. Das Benzin war in diesem Bundesstaat etwas günstiger als bisher und so tankten wir im „Frontier Travel Center“.
Bowman weist eine größere Infra-Struktur auf, es gibt eine High-School und ein „Pioneer Trails Regional Museum“, ein Kino, Restaurants und Hotels.




Bald nach Bowman tauchte in östlicher Richtung eine weiße „Felsformation“ auf, die zu den Ausläufern des so genannten „White Butte“ gehörte. Ein Gipfel der „White Butte“-Formation ist mit 1.069 Metern die höchste Erhebung im North Dakota. Sie sind im Laufe der Jahrtausende durch Erosion entstanden. Der „White Butte“ fällt durch seine auffallend helle Farbe schon aus vielen Kilometern Entfernung enorm auf. Diese Farbe kommt durch den hohen Anteil von „Bentonit“ im Gestein der Felsformation zustande, Bentonit ist eine Natrium-Aluminium-Silikat-Verbindung.
















Das Prärieland, das sich in dieser Region befindet, nennt man „Little Missouri National Grassland“, nach dem Little Missouri River, der hier entlang fließt.




Nach vielen weiteren einsamen Kilometern auf dem Highway folgte der Ort Amidon (20 Einwohner), wo wir dann ausnahmsweise den Highway 85 nicht strikt geradeaus nordwärts weiter fuhren, sondern für 14 Kilometer war der Straßenverlauf Richtung Osten. Amidon wurde im Jahr 1910 in Erwartung eines Anschlusses an die Eisenbahn gegründet. Die Eisenbahn erreichte den jedoch Ort nie, aber die Stromversorgung wurde bis dorthin gebaut, sodass der Ort, zwar winzig klein, trotzdem überlebte.
Nach Amidon erreichten wir den größeren Ort Belfield (800 Einwohner), von dem wir dann westwärts die Interstate 94 Richtung Medora nutzten. Belfield, an der Kreuzung zwischen Highway 85 und Interstate 94, ist ein "Einkaufsort" und wird von der kleinen Öl-Industrie in der Region wirtschaftlich beeinflusst.






Nun fuhren wir an den Badlands des
Theodore Roosevelt Nationalparkes entlang. Die Felsenkuppen der Badlands sind in dieser Region besonders farbenfroh.












Bald erreichten wir Medora, unser vorgesehenes Etappenziel. Der Ort wurde 1883 gegründet und hat heute etwa 130 ständige Einwohner. In den Sommermonaten kommen durch die vielen touristischen Attraktionen zahlreiche Saison-Beschäftigte hinzu.
Da wir am Sonntag vor dem Labor-Day (= Feiertag in den USA) eintrafen, waren die beiden örtlichen Campingplätze bereits überfüllt, und wir mussten für eine Nacht „dry camping“ auf einer Dorfwiese akzeptieren.

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heute gefahrene Kilometer: 310

Donnerstag, 29. August 2019

Belle Fourche

Die Etappe von Spearfish nach Belle Fourche weiter auf dem Highway 85 gehörte mit nur 28 Kilometern zu den ganz kurzen Entfernungen, die wir bis zu unserem nächsten Ziel zurücklegten.
Belle Fourche hat zurzeit etwa 5.000 Einwohner und ist aufgrund seiner grenznahen Lage ein Handelsknotenpunkt von South Dakota mit North Dakota, Wyoming und Montana.

Französische Trapper, die in der Region einst auf Bieberjagd gingen, nannten den Ort nach dem hiesigen Zusammenfluss des heutigen Belle Fourche Rivers, des Redwater Rivers und des Hay Creek „Schöne Gabelung“ (Belle Fourche).
Belle Fourche ist der Verwaltungssitz des Butte County, deshalb steht hier auch das Courthouse des Butte County.


Lange vor der offiziellen Ortsgründung im Jahr 1903 waren zunächst eine Postkutschen-Station und später der Verladebahnhof der Railroad für Rinder und Wolle angesiedelt, sodass sich hier schnell ein kleines Handelszentrum entwickelte.


Seit vielen Jahrzehnten war auch die Gewinnung und Verladung von Bentonit-Gestein für den Ort von großer Bedeutung. Bentonit ist ein aluminiumhaltiges Silikatgestein bzw. Tonmineral, das u.a. in den Black Hills abgebaut wurde.

Die Zuckerindustrie arbeitete bis 1965,
die 1927 gegründete Backsteinfabrik schloss 1977, immer wegen zunehmender Unwirtschaftlichkeit.





In Belle Fourche befindet sich ein Monument für das geographische Zentrum der USA, das so genannte „Geographic Center of the Nation Monument“. Das Monument ist aus Granit, hat einen Umfang von sechs Metern und hat die Gestalt eines flachen, riesigen Kompasses, auf dem eine Landkarte der USA eingraviert ist.
In der Mitte befindet sich ein Metallkreis aus Bronze, der den eigentlichen Mittelpunkt symbolisiert. Erst durch den Beitritt von Hawaii im Jahr 1959 verlagerte sich der geographische Mittelpunkt von Kansas nach South Dakota. Eine Fahnenallee führt zum Monument. Die fünfzig Fahnen der einzelnen Staaten sind in der Reihenfolge ihres Beitritts zur USA aufgestellt.

















Der eigentliche Mittelpunkt liegt etwa 30 Kilometer nördlich in der Mitte eines Feldes in Privatbesitz und man entschied sich, ein besser zugängliches Monument in der nächsten Kommune, und das war Belle Fourche, aufzustellen.

Neben dem Monument befinden sich das Visitor-Center,
das Tri-State Museum und die Johnny Spaulding Cabin von 1876. Johnny Spaulding war einer der ersten Pioniere in den Black Hills. Sein kleines Haus wurde bis in die 1930er Jahre von verschiedenen Personen bewohnt und wurde 1960 dem Museum übergeben.






















Im Tri-State Museum werden seit 1955 Erinnerungsstücke aus den Staaten Montana, Wyoming und South Dakota gesammelt und präsentiert, die im Besonderen der Geschichte der Pioniere und der Besiedlung des Westens gewidmet sind.









Es wird die Geschichte der frühen Rinderfarmen, der Schafwolle-Industrie und schwerpunktmäßig das Leben im „Wilden Westen“ gezeigt.
So wird in der liebevoll ausgestatteten Dauerausstellung ein komplettes „Pioneer Home“, ein „Western Activity Table“, „Saddles“, eine „Saloon Street“, aber auch ein „Law Office“, eine „Military-Abteilung“, etc. ausgestellt.

















Beachtenswert fanden wir in der "Military-Abteilung", in der viel Geschichte zu unterschiedlichen Kriegen / Kriegshandlungen, [an denen U.S. Soldaten teilgenommen haben] anhand divers Ausstellungsstücke erklärt und gezeigt wird, auch Beutestücke / "Mitbringsel" aus der Zeit des zweiten Weltkrieges dabei waren.
NS-Orden und Abzeichen, Pistolen, ... waren ebenso dabei wie diese Marke.






Hatten Sie schon einmal von BELLE FOURCHE gehört? 
Wirklich nicht? 
Na, dann haben Sie früher auch keine Western-Filme gesehen, oder?

Ohne einem kurzen Hinweis im immer noch sehenswerten Western "The Cowboys"
aus dem Jahr 1972, in dem John Wayne eine Gruppe von unerfahrenen Jungen auf einem Viehtrieb nach Belle Fourche anführt, hätten
die meisten Menschen ohnehin nie von diesem Ort gehört.


Aber genau aus diesem Grund darf natürlich John Wayne auch heute nicht in dieser Stadt  fehlen.




Historischer Hintergrund des Filmes:
in Belle Fourche existierte für viele Jahre eine Verladestation für Rinder.
















Das größte Ereignis im Jahr ist in Belle Fourche das „Black Hills Roundup“, ein Rodeo, das seit 1918 ausgetragen wird und jährlich tausende Besucher anzieht. Auch das Black Hills Roundup Rodeo spielt im Tri-State Museum eine Rolle.

So konnten wir die Guiness-Rekord-Urkunde für James Newland bestaunen, der geehrt wurde, weil er von 1918 bis 2003 kein einziges Mal ein „Black Hills Roundup“ verpasste.



Nach unserem Besuch im Tri-State Museum fuhren wir auf den Riverside Campground in Belle Fourche, wo wir einen Ruhetag einlegten.



Mittwoch, 28. August 2019

Änderung der Reiseroute

Eigentlich wollten wir unsere Reise auf der Interstate 90 Richtung Westen fortsetzen.
Unsere Fahrt sollte uns nach Buffalo und weiter zum Little Bighorn Battlefield führen.

Der Yellowstone National Park und der Glacier National Park
standen als weitere Punkte auf unserer Liste,
die wir anfahren wollten, ehe wir weiter auf diesem Wege
wieder unser Ausgangsziel Calgary angesteuert hätten.

Leider spielte mein Gesundheitszustand ab Anfang August
mit dieser Planung nicht mit.
Auf ärztliches Anraten solle ich größere Höhen meiden.
So wählten wir als "Heimweg" die Route durch die "flachen" Graslands.

Spearfish Canyon und Lead


In der Stadt Spearfish mit über 10.500 Einwohnern bewunderten wir das Begrüßungsortsschild. Eine schöne Holzschnitzerei stellt einen Fisch dar, der von einem Speer durchbohrt ist (Spearfish).

Diese Darstellung soll an den Spearfish River und den Spearfish Canyon erinnern. Zunächst nutzten die Lakota-Indianer und später auch Trapper und Goldsucher den Fischreichtum in diesem Gebiet.

Der River fließt neben dem Ort entlang, der 1876 direkt am Beginn des Canyons gegründet wurde.
Auf unserem Weg zum Scenic Byway in die Black Hills und durch den Spearfish Canyon, über den Highway 14A, erlebten wir zunächst etwas Unangenehmes  -  wir wurden neben dem Golfplatz des Ortes auf der Straße mit einem fehl geschlagenen Golfball beschossen, der glücklicherweise nur unseren Kühlergrill traf.






Die 300 bis 400 Meter hohen Kalksteinfelsen, die man im Spearfish Canyon vorfindet, beeindruckten uns sehr. Rechts und links der Straße erhoben sie sich, steil abfallend, und in leuchtender heller Farbe.



Von einer Aussichtsplattform konnten wir den „Bridal Veil Falls“ (Brautschleier) bestaunen, der sich über fast 20 Meter in einigen Kaskaden (leider mit wenig Wasser) in den Spearfish River "ergießt". Im Canyon gibt es noch einige weitere kleinere Wasserfälle.


Der Canyon wurde vom Spearfish River gegraben und ist relativ eng. Er windet sich über fast dreißig Kilometer von Spearfish City bis zur Cheyenne Crossing. Von dort kann man über den Highway 85 nordwärts nach Lead und Deadwood und südwärts nach Newcastle fahren; wir bogen nordwärts ab.

Auf der Strecke nach Lead kamen wir am so genannten „Presidents Park“ vorbei, der bereits seit 2010 geschlossen ist. Hier befinden sich monumentale Köpfe der letzten 43 Präsidenten. Sie wurden von dem Bildhauer David Adickes aus Houston geschaffen. Aus Styropor und Gips fertigte er Hohlformen der Köpfe an, die anschließend mit Zement ausgegossen wurden. Die Köpfe sind fünf bis sechs Meter hoch und wiegen bis 18 Tonnen. Adickes eröffnete solche Präsidentenkopf-Parks nicht nur in Lead, sondern auch in Houston / Texas und in Williamsburg / Viriginia. Das Interesse der Öffentlichkeit war nicht so groß wie erwartet und es gab wirtschaftliche Probleme, sodass alle drei Parks 2010 wieder geschlossen wurden. Die noch in Lead vorhandenen Köpfe werden samt dem dazu gehörigen Gelände inzwischen zum Verkauf angeboten.










Lead, was übrigens übersetzt Blei heißt, ist eine Stadt mit fast 3.000 Einwohnern. Sie wurde einst nach den vielen „Erzadern“ („lode“) in der Umgebung benannt, wobei man diese Erzadern in der Umgangssprache „lead“ nannte. Die Stadt lebte hauptsächlich von der Homestake Mine, die bis zu ihrer Schließung im Jahr 2002 die größte und tiefste Goldmine in Nordamerika war. Heute arbeitet in Teilen der Mine das Sanford Underground Laboratory, das dort natur-wissenschaftliche Experimente durchführt und ein neuer wichtiger Arbeitgeber für Lead ist. Das Unternehmen bietet ein Visitor-Center an, das über die aktuellen Versuche, aber auch über die Geschichte der Homestake-Mine informiert.


Auf ihrem Ortsschild wirbt Lead mit folgender Aussage: „miles beyond ordinary“ (Meilen über den Durchschnitt hinaus) mit 5213 feet / 1.589 Meter, was sich auf die Höhenlage des Ortes in den Black Hills bezieht. Gleichzeitig weisen sie mit ihrem Ortsschildbild darauf hin, dass sie genauso viele Meilen durch die zahlreichen Minengänge in der Tiefe unter der Stadt vorweisen können.
Wir machten es uns in Lead bei herrlichem Sommerwetter auf der Terasse in Lewie‘s Burgers & Brews gemütlich, wo wir die nette Dekoration bewunderten, beispielsweise eine Goldpfanne als Brunnen gestaltet, und ein gutes Essen genossen.

Durch Lead führt auch der George S. Mickelson Trail & , der sich über eine Länge von 186 Kilometern erstreckt und entlang der 1983 aufgegebenen Burlington Railroad Linie von Deadwood bis nach Edgemont durch die Black Hills führt. Dieser Wanderweg wurde nach dem ehemaligen Gouverneur von South Dakota George S. Mickelson benannt, der 1993 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam.
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gefahrene Kilometer:  50