Dienstag, 16. Juli 2019

Grand Canyon - 1

Heute fuhren wir mit der roten Shuttle-Bus-Linie des Nationalparks (westwärts).
Selbstverständlich wäre auch ein mehr oder weniger längerer Spaziergang auf dem Rim Trail möglich gewesen, aber bei Temperaturen von knapp unter 40° im Schatten war es uns einfach zu heiß. Nur war hier nirgends Schatten!
Die kurzen Entfernungen, die man zwischen Haltestelle und Aussichtspunkt zurücklegen musste, erforderten bei dieser Hitze trotzdem schon Sonnenhut, Sonnencreme und viel Wasser.

Unsere erste Mini-Wanderung ging dann zum Maricopa-Point. Dort konnten wir uns für eine historisch gewichtige Geschichte interessieren. Etwas links und rund 300 Meter tiefer als der Maricopa-Point begann man 1893 mit einer Kupfermine. Obwohl man Kupfererz mit einem hohen Kupferanteil förderte, schloss man die Mine nach wenigen Jahren. Der Abtransport war einfach zu aufwändig. 1953 eröffnete man die Mine erneut, dieses Mal jedoch, um dort Uran abzubauen. Man muss sich vorstellen, unter welchen Bedingungen die Bergleute und die Mulis anfänglich am Canyonrand gearbeitet und herum gekrochen sind, um das Uran zu gewinnen und es anschließend in Förderkörben nach oben an den Rand des Canyons zu bringen. Später baute man Senkschächte vom Kraterrand.

Man kann auch heute noch etliche der damaligen Strukturen sehen. Zeitweilig war diese Uran-Mine die wichtigste Quelle der USA für Uran. 1969 schloss man auch die Uranmine, wiederum weil der Transport zu kostenintensiv geworden war und die Uranpreise verfielen.
Als die Mine geschlossen wurde, hatte man 495.107 Tonnen Erz gefördert, darunter 4.257.571 Pfund Uranoxid, 6.680.000 Pfund Kupfer, 107.000 Pfund Silber und 3.283 Pfund Vanadiumoxid. Der Wert des Urans allein wurde auf 40 Millionen US-Dollar geschätzt. (Quelle &  : nps.gov)
Die Mine und die dazugehörigen Fördereinrichtungen und Bauten wurden zurückgebaut. Was von der Mine heute noch übrig ist, ist komplett eingezäunt und  -  wird immer noch „renaturiert“.





















Wir nahmen erneut den Shuttle-Bus, stiegen jedoch am nächsten  Halt, dem Powell-Point
nicht aus. (Zwischen Maricopa-Point und diesem lag der Fördertum der Orphan Mine &  ).

Dieser Aussichtspunkt ist nach John Wesley Powell (1834-1902) benannt, der als Erster 1869 eine Expedition entlang des Colorado-River im Grand Canyon durchführte. Powell hatte im Bürgerkrieg seinen rechten Arm verloren. Man muss sich diese Leistung vorstellen, dass ein „Einarmiger“ ein Boot über Stromschnellen ruderte. Powell führte die Expedition mit großen Verlusten durch, er verlor fast die Hälfte seiner Boote. Zwei Jahre später wiederholte er erfolgreich seine erste Expedition und für viele Jahre waren seine Beobachtungen und Beschreibungen die Basis des Wissens über den Grand Canyon.





Wir hielten am Hopi-Point.
Dieser Aussichtspunkt ist zu Ehren des Hopi-Indianer-Stammes benannt, die ein Volk der Pueblo-Indianer sind. Auf der Ostseite des Grand Canyon gibt es das Tusayan-Museum und hier wird ausführlich über den Stamm der Hopi informiert.

Unser nächster Halt war „Abyss“, was übersetzt der Abgrund bedeutet. Dieser Aussichtspunkt macht seinem Namen alle Ehre – überall blickte man auf tiefe Steilwände.













Wir konnten aber auch den Colorado River sehen, der zwischen ruhigen Abschnitten immer wieder Stromschnellen aufwies.

Selbst große Gummiboote, die die Stromschnellen passierten und sich anschließend im ruhigen Wasser wieder versammelten, konnten wir ausmachen



Hier die "Granit-Rapid"







Auch konnten wir so manchen Wanderweg tief im Tal ausmachen und verfolgen. Sogar die eine oder andere Schutzhütte konnten wir per Tele erkennen.
Wir sind fest davon überzeugt, das man erst dort unten zwischen den Steinwänden und dem Fluss die wirkliche Dimension dieses Canyons ermessen kann..

Nach „The Abyss“ folgten die Aussichtspunkte „Monument Creek Vista“ und als vorletzter „Pima-Point“. Bei beiden Aussichtspunkten stellten wir fest, dass sich wirklich jeder einzelne Halt lohnte, weil man immer wieder völlig andere Eindrücke gewann und völlig andere  Blickwinkel hatte. Und je nach Sonnenstand war der Lichteinfall etwas anders und ließ die bizarre Bergwelt immer wieder in anderen Farben erscheinen.

Die Endhaltestelle der roten Linie ist „Hermit´s Rest
(hermit = Einsiedler).
Das Haus hier an dieser Stelle wurde 1932, wie viele weitere Häuser im Nationalpark-Gelände, von der Architektin
Mary Colter & entworfen. Sie muss eine außergewöhnliche Frau gewesen sein. Sie setzte sich in den 30er Jahren als Frau im „Baugewerbe“ durch und verwirklichte außergewöhnliche Bauten. Hermit´s Rest erinnert an eine Ruine der Pueblo-Indianer.
Im Innenraum soll sie eigenhändig den Bereich um die „offene Feuerstelle“ fertig gestellt haben.
Imbiss, Restroom und Souvenirshop bieten die Möglichkeit,
sich  ausgiebig auszuruhen. Wanderer können ab "Hermit´s Rest"
den "Hermit´s Trailhead" westwärts wandern, andere lassen sich bis hierher fahren, um den Rim Trail ein Stück ostwärts zu laufen, gewissermaßen rückwärts Richtung Grand Canyon Village.





Wir genossen eine ausgiebige Pause mit Blicken immer wieder in den Canyon und fuhren zuerst mit dem Shuttle Bus und dann mit dem Wohnmobil nach Tusayan zurück, um erneut im Grand Canyon Camper Village zu übernachten.


Montag, 15. Juli 2019

Zum Grand Canyon


Am Morgen starteten wir in Williams und fuhren die knapp 90 Kilometer durch den Kaibab Forest, geprägt durch lichten Nadelwald, bis zum Eingang des Grand Canyon National Parks.

In fünf Reihen stauten sich die Fahrzeuge an der Mautstelle.


Der Park ist mit hervorragender Infrastruktur ausgestattet; die Parkstraßen sind frisch asphaltiert, es gibt ein großes Übernachtungsangebot, die Ausschilderung ist gut und so findet man auch schnell den Weg zum Visitor Information Center, unsere ersten Anlaufstelle.

















Dort konnten wir einen allgemeinen Film zum Grand Canyon sowie eine faszinierende und lehrreiche Licht-Projektion auf einem Globus anschauen, die die Geschichte und die Entstehung des Grand Canyon darstellte.
Im Film wurde uns u.a. erklärt: natürlich gibt es auf der Erde tiefere oder engere Täler, wie das Tal des Kali Gandaki in Nepal oder die Tsangpo Schlucht in Tibet, aber das bekannteste Tal der Welt ist nun mal der Grand Canyon. Er ist fast 450 Kilometer lang, an einigen Stellen bis zu 29 Kilometer breit und erreicht eine Tiefe von über 1.800 Metern.

Der Nationalpark des Grand Canyon feiert im Jahr 2019 seinen hundertsten Geburtstag; so waren überall Roll-Ups mit Informationen zu diesem Jubiläum aufgestellt.
Themen waren „Wunder“, „Lernen“, „Verwaltung“ und „Geschichte“.



Vor 70 bis 40 Millionen Jahren stießen tektonische Platten zusammen, tauchten an dem heutigen westlichen Rand Nordamerikas ab
und hoben das Colorado-Plateau, eine flache Wüste aus Sandstein, nach oben. Auch verursachte es den weit verbreiteten Vulkanusmus im Westen der USA.

Das Colorado Plateau wurde in sich hoch gehoben;
es liegt also vorwiegend nicht verformt vor.

Vor etwa fünf Millionen Jahren wurde der Sandstein von  riesigen Mengen Schmelzwasser, die von den Rocky Mountains kamen, erodiert, es entstanden erste Rinnen. Danach kam der Colorado-River ins Spiel. Er entspringt in 3.000 Meter Höhe in den Rocky Mountains und suchte sich einen Weg durch das Urgestein des Colorado-Plateaus. 
Immer tiefer grub er sich Schicht um Schicht in das Plateau ein, bis er das Grundgestein erreichte. Weichere Schichten gaben schneller nach und so wurden darüber liegende härtere Schichten unterhöhlt. Es entstanden die Hänge mit Treppenstufen sowie senkrechte Wände und einzelne Überhänge.

Nach dieser geologisch intensiven Kurzinformation nahmen wir den kostenfreien Shuttle-Bus der orangen Route in Richtung Osten bis zum Yaki-Point.
Dort ging es uns so, wie es wohl jedem geht, der das erste Mal in den Grand Canyon hineinschaut  -  uns stockte der Atem. Diese unbeschreibliche Größe, diese Erkenntnis, auf die Geschichte unserer Erde zu blicken, diese Farbenvielfalt ….  






























Leider war es sehr diesig und der Sonnenstand für ein "Posterfoto" nicht der beste, doch allein der Anblick und die sich dahinter verbergende Erdgeschichte  -  einfach unbeschreiblich gigantisch!
Allerdings hatten wir heute noch keinen Blick auf dem tief im Canyon verlaufenden Colorado River.

Das Colorado Plateau zeigt eine Schicht auf der anderen aus farbintensivem Sedimentgestein. Diese Sedimentschichten wurden während einer Zeit abgelagert, als die tektonische Aktivität zwischen dem Ozean und dem Kontinent vor 525 bis 381 Millionen Jahren aufgehört hatte. Meere überfluteten die Region in regelmäßigen Abständen, was zu Kalksteinschichten und küstennahen Sandablagerungen führte, die letztendlich unter Druck zu Sandstein wurden. 

Gleichzeitig durften wir aber auch die ersten unverantwortlichen Touristen beobachten, die sich für ihr „Selfie“ an den bröckelnden Abgrund setzten, Füße in dem Abgrund baumeln ließen oder sogar ein Stück hinunter krochen, um wirklich am Abgrund zu stehen.
<<Können Sie bitte einmal ein Selfie von mir machen>>? war dann die Krönung!
Wir kamen ins „Philosophieren  -  geht es darum, dass „ICH“ (am besten noch mit einem zu einem "V" ausgestreckten Zeige- und Mittelfinger) irgendwo gewesen bin oder geht es darum, sich die Schönheiten unserer Erde anzuschauen und sie auf sich wirken zu lassen?

Auf dem Rückweg zum Shuttle-Bus begegneten wir einem jungen Ranger, der über das „California Condor Rescue Program“ informierte. Nachdem diese Vögel im Jahr 1982 als fast „ausgestorben“ galten, es gab weltweit noch etwa 20 Exemplare, startete man mit einer Rettungsaktion. Man fing sie ein und züchtete sie in vier verschiedenen Zoos und wilderte sie danach wieder aus. Heute leben über 90 Tiere allein im Grand Canyon. Sie haben eine Flügelspannweite von fast drei Metern und können bis zu 30 Jahre alt werden. Der Ranger ließ uns mit seinem Fernglas auf ein Condor-Nest in einer Höhle schauen.

Nach unserem „Condor-Gespräch“ fuhren wir mit dem Shuttle-Bus zum Pipe Creek Vista, der direkt am South Rim Trail liegt (rim = Rand). Der Rim Trail beginnt 1,4 Kilometer östlich vom Pipe Creek Vista am South Kaibab Trailhead und führt über 20,6 Kilometer entlang des „Rims“ bis zum Hermits Rest. Der Weg ist oft asphaltiert und man kann immer wieder zu Aussichtspunkten abbiegen, sieht aber die ganze Zeit in den Canyon. Bei den jeweiligen Aussichtspunkten befindet sich auch immer eine Shuttle-Bus-Haltestelle. Der South Rim des Grand Canyon ist übrigens etliche Meter niedriger als der North Rim, der auch keinen durchgängigen Wanderweg besitzt.

















Nach der grandiosen Aussicht am Pipe Creek Vista ging es für uns zurück zu unserem Übernachtungsplatz in Tusayan, 2 km von der Entrance Station entfernt, im Grand Canyon Camper Village.









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Heute gefahrene Kilometer: 110

Sonntag, 14. Juli 2019

In Seligman

Ab 1886 wurde das Gebiet "Mint Valley", in dem der heutige Ort Seligman liegt, als Prescott Junction bezeichnet. Von hier aus führte nämlich eine Eisenbahnlinie, die "Prescott and Central Arizona Railroad" ("Peavine"), nach  Prescott. Nur wenige Siedler waren damals hier ansässig.
1893 bereits erwies sich die Eisenbahnlinie jedoch als nicht rentabel und wurde wieder zurück gebaut.
1897 wurden die Verwaltungsbereiche der Eisenbahnlinie in Williams und Peach Springs hier in Prescot Junction gebündelt und der Ort nach dem deutschstämmigen Jesse Seligman von der J. & W. Seligman Co. aus New York benannt, um ihn für die Beiträge seiner Firma zur Finanzierung der Eisenbahnstrecken in der Region zu ehren. Die Brüder Seligman waren außerdem bereits seit 1884 Teilhaber der Aztec Land and Cattle Company (Hashknife Outfit).
Der Ort Seligman war auch ein Endpunkt für den Crewwechsel zwischen Winslow und Needles gewesen. Die Eisenbahner mieteten Räume und die örtlichen Cafés und Geschäfte boomten. In den späten 1970er Jahren umging die neue Autobahn die Stadt und im Februar 1985 stellte die Santa Fe Railroad ihren Betrieb sogar ein. Heute "rauschen" die Züge durch Seligman, ohne anzuhalten.

Seligman wäre nach dem Umgehen des Ortes durch die Interstate 40 und der kurz darauf folgenden Betriebseinstellung der Sante Fé Railroad fast zu einer Geisterstadt verkümmert, wenn es nicht die beiden Brüder Angel und Juan Delgadillo gegeben hätte. Sie und einige Gleichgesinnte gründeten die „Route 66 Association“, die darum kämpfte, dass der Arizona-Teil der Route 66 als „Historic State Route“ anerkannt wurde.
1987 hatten sie schließlich Erfolg mit der Anerkennung, hatten aber durch ihr engagiertes Verhalten in der Zwischenzeit längst eine Nostalgiewelle für die Route 66 ausgelöst. Nun kamen zwar nicht mehr nur die Durchreisenden nach Westen, nun kamen auch die Touristen und der Ort wurde zum „rebirth of Route 66“.








Angel betrieb einen „Barber-Shop“,
den örtlichen Friseurladen. Der Barber-Shop ist inzwischen ein Andenkenladen und wurde von tausenden Touristen mit Postkarten, Geldscheinen, Visitenkarten und Nummernschildern dekoriert.






































Das Schnellrestaurant „Delgadillo‘s Snow Cap“ gehörte Juan und hat inzwischen Kultstatus. 
















Viele weitere Geschäfte profitierten vom Engagement der Delgadillo-Brüder und können inzwischen wieder erfolgreich existieren.




So gibt es am westlichen Stadteingang den „Historic Route 66 General Store“,








und das „Roadkill Café
(„you kill it, we grill it“)










Originell ist auch der „OK-Saloon“ mit einer „Western town - Fassade“










und einem „Jailhouse“ (Gefängnis) von 1860.











Touristen können zahlreiche weitere Angebote von urigen Lokalen und interessanten Souvenirläden nutzen.

So werden in dieser ehemaligen Tankstelle nicht nur Souvenirs verkauft, sondern auch etwas für das leibliche Wohl (fastfood).
















Auch an Übernachtungsmöglichkeiten fehlt es nicht.
























































Interessant ist noch, dass der Pixar-Animationsfilm „Cars“ (2006) eine enge Verbindung zu Seligman hat.
Der Ort „Radiator Springs“ im Film orientiert sich an Seligman und seinem einstigen Niedergang. „Lightning“, der berühmte Rennwagen, strandet auf seiner Fahrt nach Los Angeles in Radiator Springs und erfährt, warum der Ort so heruntergekommen ist, nämlich auch durch eine neue Interstate.
Er „rettet“ den Ort am Ende, indem er dort sein neues „Rennhauptquartier“ eröffnete und den Ort so wieder attraktiv macht. Motive aus dem Film sind an etlichen Fassaden im Seligman zu finden.


Seligman:
ein skuriler Ort, zu dem das funktionstüchtige "outhouse" passt.






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