Freitag, 7. September 2018

Zum Prudhomme Lake

sollte uns unsere heutige, 217km lange Reiseroute führen.

Am Morgen schauten wir uns zunächst noch einmal die kleine Kirche neben dem „Kitwanga-Cemetery“ an. Bei  ihr hatte es, aus uns unbekannten Gründen, nicht mehr für ein Dach über dem Kircheneingang gereicht – oder es ist verschwunden?

Anschließend besichtigten wir die St. Paul‘s Anglican Church. Der Glockenturm, ein Nachbau des ursprünglichen Turms von 1893, steht „dekorativ“ neben der Kirche und macht das Ensemble zu einem beliebten Foto-Motiv. Der „Zahn der Zeit“ allerdings „nagt“ gewaltig an diesem Ensemble.
Schade, dass man diese wunderschönen historischen Gebäude nicht ausreichend „unterhält“.
Dafür führen alle Straßen auch den Namen
in der Sprache der First Nations.













Gegenüber der Kirche fotografierten wir auch in diesem Jahr wieder einige „totem poles“.

Auch heir konnten wir feststellen, dass sich wohl niemand um sie „kümmert“ - sie verfallen / verrotten so langsam vor sich hin.
Bei den „totem poles“ wird die Geschichte eines Clans erzählt und man „liest“ ihre Geschichte von unten nach oben.


Wir waren damit
am Ende des Stewart Cassiar Highways angekommen und trafen nun auf den
Yellowhead Highway, den Highway #16,
der von Winnipeg bis Prince Rupert führt.












Bezogen auf unsere bisherige gut dreimonatige Reise hatten einige gemeint:
Na, da habt ihr´s ja bald geschafft“, oder „Endspurt zur Rückreise“, denn über Prince Georg und Jasper würde unsere Route wieder bis nach Calgary führen, immerhin noch gut 1.200 Kilometer.






Wir hingegen bogen jedoch statt ostwärts Richtung Prince Georg nach Westen, Richtung Terrace ab.




Wir folgtem dem Unterlauf des Skeena Rivers, der zu den längsten Flüssen der Welt gezählt, die nicht mit einem Damm gestaut werden.




Nach 22 Kilometern kamen wir zu einer Rest Area mit wunderschönem Blick auf den Skeena
River und einer Informationstafel zu der „Sternwheeler-Schifffahrt“ auf dem Skeena, die zwischen 1912 und 1914 nach der Fertigstellung der Eisenbahnlinie zwischen Prince Rupert und Prince George unnötig und bald darauf eingestellt wurde.























Nach 70 Tagerskilometern erreichten wir den kleinen Ort Usk. Dort befindet sich eine Kapelle, die ein Nachbau einer „Pioneer-Kirche“ ist.







1936 wurden der alte Ort Usk und die Original-Kirche bei einer Überflutung durch den Skeena-River vollständig zerstört.
Es gibt eine kleine Geschichte zur Bibel in dieser Kirche. Sie „überlebte“ die große Flut - auf einem Holztisch durch die Fluten getragen.







Nahe des Kapellen-Geländes konnten wir noch eine Skulptur (logging memorial) fotografieren, die dort zu Ehren der Holzfäller aufgestellt ist, die früher Holz für die „Sternwheeler“ lieferten und danach für die in dieser Region wichtigen Holzindustrie arbeiteten. Eine Erinnerungstafel am Südende des Areals ist den Holzfällern gewidmet, die bei der Ausübung ihres Berufes bei einem Unfall starben. Uns beeindruckte die große Zahl der Verunglückten - Holzfäller, ein „gefährlicher“ Beruf zur damaligen Zeit.





Im Folgenden passierten wir den Kleanza Creek Provincial Park (mit Campground) und kamen dann nach 93 Kilometern zunächst in dem Vorort Thornhill und dann, nach der Überquerung des Skeena Rivers per Brücke, in der Stadt Terrace an.
Bei dieser Brücke war sehr interessant, dass die
Straßenbrücke und die Eisenbahnbrücke getrennt voneinander, aber direkt nebeneinander, verlaufen.
Diesen Ort wollten wir uns erst auf der Rückfahrt (hier mussten wir wieder durch)
etwas genauer ansehen.



In der Region um Terrace kommen die so genannten „Kermodei Bears“ vor. Es sind Schwarzbären, die aufgrund einer genetischen Veränderung ein weißes Fell haben. Sie sind aber keine „Albinos“, sondern es handelt sich um eine genetische Vererbung. Beide Elternteile müssen das rezessive Gen für die weiße Fellfarbe haben, dann entwickeln sich die „Kermodei“. Sie werden auch „spirit bears“ oder „ghost bears“ genannt und natürlich gibt es zu ihnen auch eine indianische Geschichte:
„Als der „Creator“ die Farbe der Welt von schneeweiß zu waldgrün veränderte, wollte er die Farbe weiß nicht vergessen und verwandelte deshalb jeden zehnten Schwarzbär in ein weißes Exemplar, um sich an die Farbe weiß erinnern zu können.“
(Mit diesem Bild wirbt u.a. die Stadt auf einem ihrer Plakate).

Die Stadt Terrace hat den Kermodei in ihrem Stadtwappen und überall trifft man auf entsprechend gestaltete Figuren.
In der Region soll es zurzeit etwa 400 Exemplare der „ghost bears“ geben, dennoch kann man sie extrem selten beobachten.



In der Mitte des Skeena Rivers gibt es bei Terrace eine größere Insel, Ferry Island. Auf ihr  befindet sich der städtische Campingplatz; von dort kann man im Skeena River fischen und Spaziergänge unternehmen und dabei Gesichter entdecken, die in die Rinde von Bäumen geschnitzt wurden.

In der Stadt Terrace leben zurzeit 11.300 Menschen, in der Region 18.500. Die Stadt bezeichnet sich selbst als die „Welthauptstadt für Zedernholz“. Tatsächlich wurde hier mit 50 Metern Länge
der längste bekannte Zedernholz-Pfosten zugeschnitten. Die Holzindustrie ist der wichtigste Arbeitgeber in der Region.




So ist es nicht verwunderlich, dass sehr viele Holztransporter auf dem Highway unterwegs sind.








Direkt nach Terrace kann man auf dem Highway #37 South nach Kitimat fahren, eine Hafenstadt, die über den Kitimat Arm und den Douglas Channel mit dem Pazifik verbunden ist.

Nach Norden führt von Terrace aus der Highway #113 ins Nass Valley und in den Lava Beds Provincial Park, einem Gebiet, das von grauer und schwarzer Lava überzogen ist, die von einem Vulkanausbruch vor 270 Jahren stammt.

Wir fuhren von Terrace weiter auf dem Yellowhead-Highway #16 Richtung Prince Rupert. Allerdings beabsichtigten wir, an diesem Tag nur den Prudhomme Provincial Park, 24 km vor Prince Rupert, zu erreichen.

Schnell bemerkten wir, warum dieser Streckenabschnitt als eine der schönsten Straßen Kanadas beschrieben wird. Das Wetter war neblig und sehr regnerisch, trotzdem waren der immer breiter werdende Sheena River und die Bergwelt links und rechts der Straße sehr beeindruckend.


Die Straße führte uns immer wieder nah an den Sheena River heran, der sein Flussbild laufend veränderte – mal an engeren Klippen vorbei, dann breit mit vielen Inseln.

Wenige Augenblicke später fuhren wir durch schmale Canyons zwischen Bergen hindurch - Wasserfälle an den Seiten und hin und wieder ein Gletscher in der Ferne.







Leider setzte aber bald auch starker Regen ein, 
der uns nicht nur die Fernsicht nahm.









Unser stetiger Begleiter waren die Eisenbahnschienen neben der Straße und ab und zu auch ein Zug. Hier waren wir beeindruckt, dass man mit zwei Lokomotiven mehr als 200 Frachtwaggons beförderte - in Deutschland undenkbar.













Am Telegraph Point fuhren wir auf eine Rest Area ab, wo sich eine Informationstafel zum „Eulachon“ (Kerzenfisch) befand. Diese Fische, die nach drei Jahren vom Meer in den Sheena River zurückkommen, sind sehr ölhaltig. Seit Jahrhunderten fingen die First Nation diese Fische, „pressten“ sie aus oder „kompostierten“ sie für gut eine Woche und schöpften dann das überstehende Öl ab und handelten anschließend mit dem Öl. Dieses „Eulachon-Öl“ wurde „grease“ genannt und als eine Art Kerzenöl verwendet. Für den „grease-Handel“ waren Handelswege bekannt, die vom Sheena River bis an die Bering-See reichten.
Jedes Jahr im Frühling, kurz nach der Eisschmelze, ist es auch heute noch ein besonderes Ereignis, denn mit den Fischen kommen auch die Seelöwen und manchmal sogar Orkas in die Flussmündung.


Am Aussichtspunkt von Skeena, der sich 40 Kilometer vor Prince Rupert befindet, konnten wir auf einer Informationstafel die Geschichte vom Hafen „Port Essington“ lesen, der sich einst auf der gegenüberliegenden Flussseite befunden hatte. Bereits seit tausenden von Jahren nutzten die First Nation diesen „Hafen“ auf ihrer Handelsroute zwischen der Küste und dem Binnenland. Er diente den ersten Pionieren von etwa 1860 bis 1914 als Starthafen für ihren weiteren Weg, nachdem sie über eine Pazifik-Schiffsreise den Sheena-River erreicht hatten. 

Offiziell wurde Port Essington 1871 von Robert Cunningham als Stadt gegründet. In den folgenden Jahren war Port Essington nicht nur als Hafen, sondern vor allem für seine „fischverarbeitende Industrie“, es gab dort mehrere „Canneries“, bekannt. In einer Cannery wird Fisch in Dosen verarbeitet. Der Ort verlor seine Bedeutung und wurde bis zum Ende der 1940er Jahren von seinen Einwohnern komplett verlassen, nachdem die Eisenbahnlinie 1914 fertig gestellt und auf der anderen Flussseite vorbei geführt wurde. Zwei Feuer in den 60er Jahren machten Port Essington endgültig zu einer kompletten „ghost town“.


Lustig fanden wir, dass wir beim Rainbow Lake auf der Straße den Pass, den Rainbow Summit mit 161 Metern, erreichten - verglichen mit anderen Höhen unserer diesjährigen Reise eigentlich nicht erwähnenswert. Dennoch: die Gegend machte ihrem Namen alle Ehre und begrüßte uns mit einem Regenbogen!








Gleich danach konnten wir unsere heutige  Tagesetappe am Prudhomme Lake Provincial Park beenden.


Donnerstag, 6. September 2018

nach Kitwanga

Auch für den heutigen Tagesabschnitt (Hyder / Alaska nach Kitwanga ~ 220 km) gilt:



Diesen Streckenabschnitt hatten wir bereits im Jahr 2017 befahren. Er ist teilweise auf der Seite
https://canada-s-calling.blogspot.com/p/stewart-cassiar-highway-teil-3.html (Meziadin Junction nach Kitwanga) ausführlich beschrieben und bebildert, wird allerdings im Spätherbst 2018 noch einmal ergänzend überarbeitet
(dann mit weiteren Bildern und Infos versehen   -  und seiner Rechtschreibfehler beraubt!).
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Bei strahlendem Sonnenschein starteten wir am „Run-A-Muck“- Campground in Hyder.
Wir hatten uns vorgenommen, etwa 225 Kilometer zuerst nach Meziadin Junction und dann bis nach Kitwanga (Gitwangak) zu fahren.
Zuerst besuchten wir vor unserer Abfahrt nochmals den kleinen Bootshafen am Portland-Kanal.

Blick Richtung Stewart und Ende des Portland-Kanals






Auch heute konnten wir wieder viele Osprey (Fischadler) und Bald-Eagle (Seeadler) beobachten und fotografieren.




Danach fuhren wir zur Grenze und warteten etliche Minuten, bis weitere Einreisende aus Alaska abgefertigt waren. Während der Wartezeit konnten wir uns (erneut) über das Schild „Checkpoint Charlie“ amüsieren, schließlich fährt man auch von Hyder nach Stewart Richtung Osten und irgend jemand hatte dieses „passende“ Schild kurz vor dem Grenzposten angebracht.

Wir hatten es 2017 schon fotografiert.
Bei uns ging der „check-out“ bzw. der „check-in“ glücklicherweise etwas schneller und wir verließen
 „The Friendliest Ghost Town in Alaska“.

Über Stewart fuhren wir danach 67 km auf dem Highway #37 A, um die Kreuzung bei
Meziadin Junction zu erreichen.

Natürlich hielten wir an der beeindruckenden Gletscherlawine kurz vor dem Bear Glacier und am Gletscher selber, weil diese beiden Orte bei jeder Tageszeit ein unterschiedliches Bild bieten. Heute passierten wir sie am späten Vormittag, auf der Anreise waren wir am späten Nachmittag vorbei gekommen.

Auch dieser kleine "Gletscher", aus einer Felsspalte kommend, hat im Vergleich zum letzten Jahr erheblich an Größe abgenommen.
Auf seiner linken Seite ist er gänzlich eingefallen.








Gut fünf Kilometer vor der Meziadin-Kreuzung beginnt der Meziadin Lake, dessen am Seeufer liegenden Campingplatz wir im letzten Jahr genutzt hatten.












152 Kilometer  -  dazwischen gibt es tatsächlich außer Wald nichts!



So waren die folgenden gut 150 Kilometer -  ab der „37/37A-Junction“ bis Kitwanga  - ziemlich eintönig.


Im Grund sah man auf der oft langen, schnurgeraden Straße nichts anderes als Wald,
der über die gesamte Strecke rechts und links
der Straße zu finden war.













Je weiter wir nach Süden kamen, um so weniger konnten wir am Horizont Berge wahrnehmen, die aufgrund der seit Sommer in BC anhaltenden Waldbrände und der damit verbundenen Rauchentwicklung nur noch schemenhaft sichtbar waren.








Bei Kilometer 76 hätten wir auf eine über 60 km lange Schotterstraße abbiegen können, um den „Nisga‘a Memorial Lava Bed Provincial Park“ im Nass Valley zu besuchen. Das wollten wir uns aber aufgrund unserer bisherigen „Schotterstraßen-Erfahrungen“ nicht antun. Auch den Abstecher nach Gitanyow oder Kitwancool sparten wir uns, da wir die Totempfähle dort bereits im letzten Jahr besichtigt hatten.


Schließlich erreichten wir Gitwangak oder Kitwanga und stoppten kurz am Kitwanga Fort.
Hier, am so genannten „Gitwangak Battle Hill“, stand einmal auf der Spitze des noch erhaltenen Rundhügels ein hölzernes Fort der First Nation, das von Holzpalisaden umgeben war. Dort lebte ein kriegerischer Stammeshäuptling, der immer wieder Überfälle auf seine  Nachbarn unternahm, bis diese schließlich genug hatten und ihn und sein Volk in einer Schlacht töteten. Ein Weg mit vielen Informationstafeln führt auf den Rundhügel.





































Die früheren Handelspfade der First Nations;
auf ihnen entwickelten sich z.T. die modernen Straßen- und Schienenverbindungen.

Auf unserer Weiterfahrt passierten wir den kleinen Friedhof von Kitwanga.

Der Kirchturm der nahen Kirche fiel uns besonders auf.

















Kurz nach diesem letzten Zwischenstopp fuhren wir zu unserem Übernachtungsplatz in der Ortsmitte von Kitwanga.