Samstag, 20. September 2025

Terry Fox und der Marathon of Hope

Einen der letzten Artikel unserer diesjährigen Reise wollten wir einer Person widmen, die eng mit einer Durchquerung des Landes Kanada in Verbindung steht.
Es handelt sich um Terry Fox, genauer um Terrance Stanley Fox. Er wurde 1958 in Winnipeg, Manitoba, geboren und lebte ab 1966 mit seiner Familie in Port Coquitlam, British Columbia. Der junge Terry Fox war sehr sportlich und begann 1976 Kinesiologie an der Simon Fraser University in British Columbia zu studieren, um später Sportlehrer werden zu wollen. 1977 wurde bei ihm ein Osteosarkom (Knochenkrebs) festgestellt und ihm musste daraufhin das rechte Bein amputiert werden.
Terry Fox
Während seiner Krankenhausaufenthalte erkannte Terry Fox, dass er die 50%ige Chance auf eine Genesung der weiterentwickelten Krebsforschung verdankte.
Gleichzeitig war er von der Verzweiflung vieler Krebspatienten, die er während seiner Behandlungszeit traf, tief bewegt. Also beschloss er mit einem Aufsehen erregenden Projekt Gelder für die Krebsforschung zu sammeln. Er hatte den Traum, das gesamte kanadische Land zu Fuß zu durchqueren und so eine große Spenden- Aktion zu initiieren.
Mile zero
Nach langen Vorbereitungen (Training und Fundraising) startete er am 12. April 1980 in Outer Cove bei St. John’s in Neufundland. Er tauchte seine Prothese in den Atlantik und füllte eine Flasche mit Meereswasser ↗, die er auf der anderen Seite des Kontinents in den Pazifik gießen wollte. Sein Freund Doug Alward begleitete ihn mit einem Fahrzeug und kochte die Mahlzeiten.
Terry Fox
Terry Fox
Jeden Tag lief Terry Fox ↗ die Distanz von 42 Kilometern, also eine Marathonstrecke, entsprechend seines Zieles, mit dem „Marathon of Hope“ große Geldbeträge für die Krebsforschung zu sammeln.
Zunächst lief er in Neufundlandland von St. John’s bis Port aux Basques an der Südwestküste, wo er mit der Fähre nach Nova Scotia übersetzte. Am 20. Mai 1980 erreichte er Halifax in Nova Scotia, wo er bereits von vielen Menschen begrüßt wurde. Bereits am 26. Mai kam er in Charlottetown, der Hauptstadt der Provinz Prince Edward Island, an, nachdem er ab Cape Tormentine in New Brunswick für die Überfahrt eine Fähre nutzte. Danach ging es für ihn über die großen Städte Quebec, Montreal, Ottawa und Toronto weiter. Inzwischen war er bereits zu einem Helden geworden.
Nach Toronto forderte allerdings der Körper von Terry Fox seinen Tribut.
Zwischenzeitlich war der Krebs mit Metastasen zurückgekehrt, insbesondere in der Lunge, und er musste am 01. September 1980 kurz vor dem Ort Thunder Bay in Ontario nach 143 Tagen und 5373 Kilometern aufgeben.

Leider verstarb Terry Fox trotz aller medizinischer Bemühungen am 28. Juni 1981.
Bereits während seines Laufes und nach seinem Tod, wurden in seinem Namen große Beträge für die Krebsforschung gespendet.
Terry Fox
1988 wurde die „Terry Fox Foundation“ gegründet, die seit Jahrzehnten überall im Land und auf der Welt Erinnerungsläufe („Terry Fox Run“) organisiert und so Spenden für die Krebsforschung sammelt.

In St. John’s besuchten wir die Mile Zero vom „Marathon of Hope“ und standen einige Minuten tief beeindruckt vor der lebensgroßen Statue von Terry Fox. Auch diese Figur ist von dem Künstler Luben Boykov entworfen worden, von dem wir bereits mehrere Werke auf unserer Reise anschauen konnten. Im Garten neben der Statue waren mehrere Informationstafeln zum Leben und den Zielen von Terry Fox und seinem großen Lauf angebracht.
Terry Fox
Terry Fox
In Thunder Bay in Ontario fuhren wir zur dortigen Terry-Fox-Bronze-Statue, die von dem Bildhauer Manfred Pirwitz aus Oakville erstellt wurde. Sie trägt den Namen
Terry Fox Memorial and Lookout“. Die Figur von Terry Fox ist 2,7 Meter hoch und steht auf einem 45 Tonnen schweren Granitsockel. Die Statue soll im Besonderen daran erinnern, dass er hier seinen „Marathon of Hope“ beenden musste.
Terry Fox
Einen Satz von ihm beeindruckte uns und wir dachten, dass dies ein guter Schlussgedanke für unsere diesjährige Reise wäre.
„I wish people would realize that anything’s possible if you try! Dreams are made possible if you try.“  [„Ich wünschte die Menschen würden erkennen, dass alles möglich ist, wenn man es versucht. Träume werden wahr, wenn man es versucht.“]
Terry Fox

Dienstag, 16. September 2025

Wawa´s Scenic High Falls

Auf unserer Rückfahrt nach Calgary auf der Strecke zwischen Sault Sainte Marie und Thunder Bay legten wir erneut einen Übernachtungsstopp im Ort Wawa in Ontario ein. Die einstige Pelzhandels- und Bergwerk-Stadt liegt am Wawa-See und hat heute noch rund 2.700 Einwohner.
Das Wahrzeichen des Ortes ist die „Wawa-Gans“, eine Wildgans. Eine von uns bereits fotografierte entsprechende Figur steht beim Visitor-Informationszentrum. Im Ort selbst entdeckten wir noch einige weitere „Gans-Figuren“.
Transport
Gans
Dies war die erste angefertigte Gans
Bunt bemalte, lustige „Totempfahl-Figuren“ sind im Ort ausgestellt, um an die historische Rolle der hiesigen Ojibwe First Nation zu erinnern. Auch hier ergänzten wir unsere Foto-Sammlung.
Totem
In Wawa nahmen wir uns dieses Mal die Zeit für einen Ausflug zu den „Scenic High Falls“↗. Dieser Wasserfall ist außerdem unter dem Namen „Magpie High Falls“ (Elster) bekannt.
Wawa
Kurz vor dem Ort bogen wir dazu rechts vom Highway 17 ab und folgten für vier Kilometer einer Schotterstraße, die entlang kommerziell genutzter Blaubeer-Felder führte.
Blaubeerfelder
Blaubeerfelder
Während der Weiterfahrt durften wir auch einer Gruppe von Kanada-Kranichen zuschauen.
Kraniche
Kraniche
Am Ende der Schotterstraße erreichten wir einen Parkplatz mit dazugehörigem Picknick-Platz, der vor einigen Jahren vom Rotary-Club Wawa angelegt wurde. Von hier führen kurze Wege zu mehreren Aussichtsplattformen.
Auf zahlreichen Informationstafeln werden lokale Persönlichkeiten und ihr Leben vorgestellt (u.a. ein Fischer, ein Holzfäller, ein Goldgräber, ein Ojibwe). Auch zur Energieversorgung des Ortes mit Wasserkraft gibt es Informationen auf einer Tafel.
Blaubeeren
Es war interessant zu lesen, dass hier in Wawa für eine kurze Zeit die Entdeckung von Gold eine Rolle gespielt hatte, aber die Funde waren letztendlich nicht bedeutend genug gewesen, um einen größeren „Gold-Hype“ auszulösen.
Auch die Darstellungen des harten Lebens der Holzfäller und der Schwierigkeiten, die gefällten Baumstämme zu transportieren, insbesondere den Fluss entlang zu flößen, beeindruckten uns.
Da wurden die Baumstämme tatsächlich über den Wasserfall hinunter geflößt und anschließend musste oft Dynamit eingesetzt werden, um den Baumstamm-Pfropf unten im Fluss wieder aufzulösen, Dabei nahm man in Kauf, dass viele der Stämme beschädigt wurden.
Wasserfall
Doch nun zu dem Wasserfall selbst, man kann ihn mit zwei Worten beschreiben – atemberaubend und malerisch. Er beeindruckte uns nun im September und wir stellten uns vor, wie gewaltig er im Frühjahr sein muss.
Mit einem "Donnergeräusch" stürzt er über etwa 23 Meter eine Felsklippe, die überwiegend aus Granitgestein besteht, auf einer Breite von etwa 38 Metern nach unten.
Wasserfall
Es handelt sich um den Wasserfall des Magpie Rivers. Der Fluss entspringt im Esnagi Lake und mündet nach 100 Kilometern schließlich bei Michipicoten in den Lake Superior, einen der fünf Großen Seen.
Wir setzten uns auf eine Bank und genossen es, diesen wunderschönen Wasserfall für eine längere Zeit zu bewundern.
Wasserfall

Donnerstag, 11. September 2025

In der Altstadt von Québec

Nachdem wir die Rue Cartier mit ihren kunstvollen Laternen besucht hatten, machten wir noch einen kurzen Abstecher in die Altstadt von Québec .
Altstadt
Selbstverständlich müsste man sich für eine umfangreiche Besichtigungstour der Altstadt viel mehr Zeit nehmen, aber wir wollten nur einen kurzen Eindruck mitnehmen.
Monument Samuel-De Champlain
Monument Samuel-De Champlain
Bereits im Jahr 1608 gründete Samuel de Champlain (1567-1635) eine Siedlung am Sankt-Lorenz-Strom, ernannte diese Siedlung 1620 offiziell zur Stadt Québec und ließ hier das Fort Saint-Louis errichten. Von hier verwaltete er ab 1620 bis zu seinem Tod die neue Provinz Nouvelle France (Neufrankreich).
Québec ist ein Wort der hiesigen First Nation und bedeutet, „wo sich der Fluss verengt“.
Quebec
Dufferine Terrace
mit Blick auf den Stadtteil Lévis
Die seit 1985 von der UNESCO als Welterbe anerkannte Altstadt von Québec besteht eigentlich aus zwei Stadtteilen – einer Oberstadt (Haute-Ville) auf einem Felsen (Cap Diamant) und einer Unterstadt (Basse-Ville), die direkt am Sankt-Lorenz-Strom liegt. Von der Unterstadt kann man eine Zahnradbahn in die Oberstadt nutzen. In der Unterstadt befindet sich außerdem ein kleiner Fährhafen, wo in kurzen
Zeitabständen eine Fähre über den Fluss zum Stadtteil Lévis auf der gegenüberliegenden Seite am Südufer unterwegs ist.
Fähre
Die Oberstadt von Québec ist komplett von einer 4,6 Kilometer langen, bis heute erhaltenen Stadtmauer umgeben, was sie in Nordamerika ziemlich einmalig macht.
Stadttor
Tor in der Rue Saint-Louis 
Einige Tore der Stadtmauer sind besonders sehenswert, beispielsweise das „Porte Saint-Jean“.
Wir passierten die Stadtmauern und erreichten zunächst den „Place de l’assemblee- nationale“ (Platz der Nationalversammlung). Hier befindet sich der malerische Brunnen „Fontaine de Tourny“ mit 43 Wasserfontänen und vielen Skulpturen. Er wurde bereits 1857 in Bordeaux in Frankreich aufgestellt und zog 1960 nach Québec um.
Brunnen
Fontaine de Tourny
Er steht direkt vor dem Parlamentsgebäude (hôtel du parlement du Québec). Das heutige achtstöckige Gebäude wurde von 1877 bis 1886 im "Second Empire-Stil" erbaut. Hier tagt die Nationalversammlung der Provinz Québec.
Parlamentsgebäude
Unmittelbar nach dem Parlamentsgebäude erreicht man die Zitadelle von Québec. Sie wurde während der Jahre 1820 bis 1832 unter britischer Herrschaft in der damals üblichen Sternform errichtet. Sie ist auch heute noch ein aktiver Militär-Stützpunkt, übrigens eines französisch-sprachigen Regiments. Von hier hat man einen herrlichen Blick auf den Sankt-Lorenz-Strom.

Hinter der Zitadelle fällt einem ein bemerkenswert riesiger Bau ins Auge – es handelt sich um das Château Frontenac. Dieses schlossähnliche Gebäude, das zum Wahrzeichen von Québec wurde, ist ein Fairmont-Hotel, in dem schon viele berühmte Persönlichkeiten nächtigten und das sehr elegant ist.
Chateau
Wir mussten bei unserer kurzen Stippvisite die Überfüllung der Altstadt durch zahlreiche Touristen akzeptieren und versuchen, trotzdem den Reiz der schmalen, uralten, malerischen Straßen mit Kopfsteinpflaster und der historischen Gebäude zu genießen. Einige Häuser wurden bereits im 17. Jahrhundert erbaut und sind bis heute erhalten.
Terrasse Dufferin
Terrasse Dufferin mit Monument Samuel-De Champlain
Louis S. St. Laurent
Louis Stephen St. Laurent, erbaut 1839-1843
in ihm lebte der Pemierminister von Canada (1948-1957)
bis zu seinem Tod 1973
Rue St. Anne
In der Rue Sainte-Anne
Centre Infotouriste de Québec(rechts)
Zahlreiche Bistros findet man in der Altstadt

Quebec
Rue de Buade
La Basilique-Cathédrale Notre-Dame de Québec (rechts)
Hôtel de Ville de Québec (vorne)
City Hall
Hôtel de Ville de Québec
Zu den sehr vielen Touristen (ein Kreuzfahrtschiff  hatte angelegt) kamen noch an allen Ecken und Plätzen kleinere oder größere Baustellen hinzu, und da am Wochenende ein Fahrrad-Straßenrennen stattfinden sollte, waren jetzt schon einige Gassen in der Altstadt gesperrt.
Straßenmusikanten
Diese Straßenmusikanten störte das alles nicht;
mitten in der Aufbauphase der Absperrungen und des Zeltaufbaus
am Straßenrand spielten sie munter ihre französischen Lieder.
Lokal
Religiös hat die Stadt ebenfalls einiges zu bieten, denn sowohl die Ursulinen als auch die Augustiner haben hier uralte Klostergebäude. Alte Kirchen sind insbesondere im historischen Altstadtbezirk zu finden.
Notre-Dame de Québec
Notre-Dame de Québec
La Basilique-Cathédrale Notre-Dame de Québec

Das älteste Museum Kanadas (gegründet 1806) findet man gleich nebenan. Es widmet sich der Geschichte und Kultur der frankophonen Gemeinschaften in Nordamerika. Es befindet sich in einem Nebengebäude des Séminaire de Québec in der Oberstadt. Das Priesterseminar wurde bereits am 26. März 1663 von Franz von Laval, dem ersten Bischof von Québec und Apostel Amerikas, gegründet.
Quebec
Museum für das frankophone Amerika

In der Altstad findet man auch moderne Kunst- Projekte, die sich mit der Geschichte der Stadt auseinandersetzen. So z. B. die Skulptur „Hommage an die Barmherzigen Schwestern von Québec“ aus Bronze und Granit.  Es wurde 2015 von Jules Lasalle geschaffen. Sie zeigt Mutter Mallet mit Waisenkindern und einer älteren Frau. Das Kunstwerk befindet sich zwischen den beiden Fahrspuren der Avenue Honoré-Mercier an der Kreuzung mit der Rue Sisters-de-la-Charité.
Skulpture
Hommage aux Soeurs de la Charite de Quebec
Bei der folgenden Büste handelt es sich um eine Statue des vietnamesischen Gelehrten, Dichters und Politikers Nguyễn Trãi (1380–1442). Er war ein wichtiger Stratege und Berater von Lê Lợi, dem Gründer der Lê-Dynastie.
1442 wurde er fälschlicherweise der Ermordung des Königs Lê Thái Tông beschuldigt und mit seiner gesamten Familie hingerichtet, jedoch schon 1446 rehabilitiert.
Nguyen Trai
Nguyen Trai 
Der vietnamesische Nationalheld
Die folgende Skulptur aus dem Jahr 1997 ist ein Denkmal für weibliche Lehrkräfte in Quebec, das auf der Place des Tourangelles in der Nähe des Ursulinenklosters in Québec zu finden ist. Die Skulptur ist Marie de l'Incarnation gewidmet, die vor gut 350 Jahren das Ursulinenkloster in Québec und die erste Mädchenschule in Nordamerika gründete. 
Die Hand, die auf einem Stapel Bücher ruht, symbolisiert den Beitrag der weiblichen Lehrgemeinschaften zur Kolonie. 
Die Feder in der Hand, die auf Büchern ruht, steht für das Erlernen des Schreibens.
Hand
Die Federn in der Hand

Zum Schluss noch das dominierende Gebäude der Stadt: Das Price Building in Québec City ist ein historischer 16-stöckiger Art-Deco-Wolkenkratzer aus dem Jahr 1929. Es ist der einzige Wolkenkratzer innerhalb der alten Stadtmauern. Sein Bau, der die Skyline der Stadt dominiert, löste damals eine Debatte über den Erhalt des Stadtcharakters aus.
Anfang des 20. Jahrhunderts waren die Price Brothers Kanadas führende Zeitungspapierproduzenten. 
Price Gebäude
 Das Price Building in Québec City
Wenn die Altstadt von Québec nicht so überfüllt gewesen wäre, hätten wir uns bei unserem kurzen Besuch auf jeden Fall in eine Zeit vor Jahrhunderten zurückversetzt gefühlt und den Charme ein wenig mehr genossen.

Dienstag, 9. September 2025

The World’s Largest Axe

Knapp 65 Kilometer hinter der Hauptstadt von New Brunswick, Fredericton, erreichten wir auf dem Trans-Canada-Highway NB-2 E den Ort Nackawic , der am Saint John River liegt und zurzeit 950 Einwohner hat.
Der Ort entstand erst 1976, als durch den Bau des Mataquac Dammes Ende der 1960er Jahre mehrere ehemalige Ortschaften der Region überflutet wurden und mit der Errichtung von Nackawic ein neuer Wohnort für die Menschen entstand.
Der Mataquac Damm staut den Saint John River und erzeugt etwa 20 Prozent des Strombedarfs der Provinz New Brunswick.
Sowohl Nackawic als auch Mataquac sind Worte aus der Sprache der hiesigen am Saint John River beheimateten First Nation, den Maliseet, und beziehen sich auf Flüsse der Region (gerader Bach und Langer Arm).
Nackawic ist Kanada weit bekannt, weil man hier direkt am Fluss die „größte Axt der Welt findet.
Größte Axt
Diese Skulptur ist hier errichtet worden, nachdem die Gemeinde 1991 aufgrund ihrer intensiven Forstwirtschaft zur Forst-Hauptstadt von Kanada ernannt wurde. In der Region um Nackawic waren Holzfäller bereits seit Ende des 18. Jahrhunderts aktiv.
größte Axt
Auch heute noch ist die Forstwirtschaft der wichtigste Arbeitgeber der Region. Das hier gefällte Holz wird direkt in einer hiesigen Zellulose-Fabrik verarbeitet. Man hat sich auf die Herstellung von einem Spezialzellstoff, einer Zellulose, spezialisiert, der in der Textilindustrie für Viskose-Fasern verwendet wird.
Zellulosefabrik
Die riesige Axt wurde also im Rahmen der Ehrung des Ortes als „Forsthauptstadt“ entworfen und im Mai 1991 aufgestellt. Auf einem rund Betonsockel mit einem Durchmesser von 10 Metern steht die 15 Meter hohe Edelstahl-Axt. Ihr Axt-Kopf ist sieben Meter breit und die gesamte Edelstahl-Skulptur wiegt 55 Tonnen.
Auf einer Tafel vor der „weltgrößten Axt“ konnten wir folgende Inschrift lesen:
"Diese riesige Axt symbolisiert die Bedeutung der Forstwirtschaft in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft für die Stadt Nackawic und die Provinz New Brunswick.”
Entsprechend dieses Zitates hat man im Axt-Kopf eine Zeitkapsel eingebettet.
grösste-axt

Donnerstag, 4. September 2025

Von North Sydney nach Louisbourg

In North Sydney, gelegen auf Cape Breton Island, waren wir mit der Fähre aus Neufundland angekommen und hatten dort erst einmal übernachtet.


Am nächsten Tag fuhren wir zunächst etwa 30 Kilometer auf dem Bradfield Highway nach Sydney, wo wir uns die weltgrößte „Fiddle (Geige), the „World’s Largest Fiddle, anschauten.
Fidel

Sie steht direkt im Hafen von Sydney am Kreuzfahrt-Pavillon. Der „Joan Harriss Cruise Pavillon“ an der Uferpromenade ist zu Ehren von Joan Harriss (1919-2001) benannt, einer Bürgerin von Sydney, die sich viele Jahre ehrenamtlich für die Entwicklung des Hafens einsetzte.
Die Fiddle wurde 2005 von einem Künstler aus Sydney, Cyril Hearn, angefertigt, der vor allem seine Erfahrungen als Schweißer bei der Herstellung dieser großen Stahl- Skulptur nutzen konnte. Die Geige und der dazugehörige Bogen haben eine Höhe von 18 Metern (60 feet) und wiegen zusammen acht Tonnen. Sie wurden aus massivem Stahl gefertigt und anschließend lackiert.
Mit dieser „Fiddle“ möchte die Stadt Sydney eine wichtige kulturelle Strömung in der Region vom Cape Breton ehren. Es geht um die schottisch-keltische Violinen-Musik, die seit 200 Jahren hier in einem besonderen Stil musiziert wird.
Ende des 18. Jahrhunderts und Anfang des 19. Jahrhunderts geschah die sogenannte „Clearance“ in den schottischen Highlands. Damals wurde die schottische Bevölkerung von den englischen Grundbesitzern mit Gewalt von Haus, Hof und Land vertrieben. Die meisten Schotten wanderten danach aus und viele
siedelten sich in Nova Scotia an. Sie brachten damals ihre Musik mit, insbesondere ihre Art Geige zu spielen. Während der spezielle Fiddle-Musikstil im schottischen Mutterland heute fast verschwunden ist, blieb er am Cape Breton erhalten.

Als wir an der "Fidel" ankamen, hatte gerade ein riesiges Kreuzfahrtschiff angelegt und Tausende von Kreuzfahrt-Touristen strömten uns entgegen.
Kreuzfahrtschiff

Anschließend fuhren wir auf dem Highway NS-4 W für weitere 20 Kilometer nach Norden, um den Ort Glace Bay an der Küste vom Cape Breton zu besuchen.
Marconi
 Marconi National Historic Site
Hier befindet sich die Marconi National Historic Site und zwar in einem Küstenbereich, der Table Head genannt wird. Die Region selbst ist flach, die Klippen zum Atlantik gehen von hier aber steil nach unten, teilweise mit einer Höhe bis 20 Meter.
steile klippen
Der italienische Physiker und Erfinder Guglielmo Marconi ↗ (1874-1937) veranlasste im Jahr 1902 am Table Head den Bau von vier hölzernen Antennentürmen mit einer Höhe von 60 Metern sowie den Bau einiger kleinerer Gebäude, in denen die elektrische Ausstattung untergebracht wurde. Marconi plante, von diesem Ort elektrische Wellen bzw. elektromagnetische Impulse über den Atlantik nach England zu senden, um diese neue Art der Kommunikation, die Telegrafie, möglichst bald in einem größeren Umfang nutzen zu können.
Marconi
Vom Table Head wurden ab Dezember 1902 Funknachrichten nach England gesendet, wobei sich bei der Übermittlung tagsüber Probleme ergaben. Trotzdem konnten Marconi und sein Team viele Erfahrungen sammeln und die Erfolge der drahtlosen Technologie mit Hilfe verbesserter Geräte täglich steigern. In dieser Phase wurde beispielsweise auch der erste Funkverkehr zwischen Schiffen an der
kanadischen Atlantikküste und dem Festland eingerichtet.
Marconi
Wir hatten auf unserer bisherigen Reise bereits eine Marconi-Ausstellung im Cabot Tower auf dem Signal Hill in St. John’s, Neufundland, angeschaut. Dort hatte Marconi im Dezember 1901 das erste Mal aus England gesendete Nachrichtensignale empfangen – allerdings rudimentär.
Für eine Verbesserung des Empfangs verlegte Marconi die Anlage vom Table Head im Jahr 1905 nach Port Morien, das sich fünfzehn Kilometer entfernt in südöstlicher Richtung an der Küste befindet. Die Anlage in Port Morien, genannt Marconi Wireless Station, wurde bis 1946 betrieben.

Leider hatte das zu der historischen Stätte in Glace Bay gehörende Museum, das von Parks Canada betrieben wird, im Jahr 2025 nur im Juli und August geöffnet. So konnten wir Anfang September dort lediglich die Außenanlagen besichtigen.
Betonfundamente
nur noch einige Betonfundamente erinnern an die Marconi-Station
Betonfundamente
einblick
Blick in das Visitor-Centre mit einem Modell der
ehemaligen Sende - Empfangsanlage.
wireless

Von Glace Bay fuhren wir auf dem Highway 22-S über eine Strecke von 50 Kilometern weiter an die nördliche Ostküste von Nova Scotia – nach Louisbourg, wo wir am nächsten Tag die nationale historische Stätte, die Festung Louisbourg, besuchen wollten.