Montag, 25. August 2025

Am oestlichsten Punkt von Kanada

Cape Spear  -  Wir hatten es geschafft! "We did it"!
Ein Ziel unserer diesjährigen Reise war das Erreichen des östlichsten Punktes von Kanada – das Cape Spear ↗. Und nun standen wir tatsächlich am Aussichtspunkt des Kaps – dem „Look-Out“.
Östlichster Punkt
östlichster Punkt
Das Cape Spear liegt knapp 16 Kilometer von der Innenstadt von St. John’s entfernt.
Anfahrt
Die Anfahrt windet sich von St. John´s bis zu den Leuchttürmen entlang der Küste bergauf und bergab. Im Bildhintergrund der Cabot Tower hoch oberhalb von St. John´s (zum Vergrößern bitte Bild anklicken).
Cape Spear
Der wichtigste Punkt am Cape Spear ist natürlich der östlichste Punkt der Landzunge. Beim „Most Easterly Point“, wie er genannt wird, schaut man, an einer steilen Klippe stehend, auf die Weiten des Atlantiks und hat die östlichste Stelle des nordamerikanischen Kontinents erreicht, abgesehen von Grönland. Man erreicht ihn vom Parkplatz kommend über einen asphaltierten kurzen Weg.

Viele Informationstafeln berichten aber auch über die Geschichte von Cape Spear.
Beispielsweise hat man bei archäologischen Ausgrabungen Erinnerungsstücke von den Beothuks gefunden, die diese Region vor langer Zeit besiedelten.
Außerdem wird über die bewegte Zeit des Kaps während des Zweiten Weltkrieges informiert. Auf dem Gelände befand sich ein Verteidigungskomplex, der zum Schutz des Hafens von St. John’s errichtet worden war. Einige dieser Anlagen sind noch rudimentär erhalten. 
Defend
Etwa in der Mitte des Weges zum „Look-Out“ kommt man an einem Eingang zur unterirdischen militärischen Anlage vorbei. Auch sie kann man besichtigen.
Kanone
Verteidigung
Verteidigung
Die Kanonen waren "absenkbar", so dass man sie vom
offenen Wasser aus nicht hat sehen können.
Armee
Entweder direkt vom Parkplatz über einen Treppenweg oder über einen kürzeren, aber steileren Küstenweg, am Look-Out beginnend, kann man auf den oberen Teil des Kaps zu den Leuchttürmen hinaufsteigen.
Leuchttürme
Rechts der alte, links der neue Leuchtturm
Hier steht einmal der moderne Leuchtturm ↗,  der 1955 den alten von 1836 ablöste. Es ist ein oktogonaler, weißer Betonturm, der fast vierzehn Meter hoch ist. Er wird heute von der Canadian Coast Guard betrieben. Licht und Nebelhorn warnen die Seefahrer vor der unwegsamen Küste von St. John’s und helfen ihnen bei der Navigation.
Im dazugehörenden modernen, ehemaligen Leuchtturmwärter-Haus ist heute eine Galerie für Gemälde untergebracht, überwiegend mit Leuchtturm-Motiven.
neuer Leuchtturm
Leuchtturm
Ein Stück entfernt steht das alte, restaurierte Wohnhaus der Leuchtturmwärter von 1836. Das quadratische, zweistöckige Haus beinhaltet einen Turm mit Signalleuchte. Die Laternen-Anlage befand sich in einer Kupferkuppel mit einem Durchmesser von drei Metern. Mit seiner Erstellung im Jahr 1836 ist er der älteste Leuchtturm in Neufundland.
alter Leuchtturm
Leuchtturm
Die Räume des Gebäudes kann man besuchen. In ihnen wird über das Leben der damaligen Leuchtturmwärter mit der ganzen Familie anschaulich informiert. Sofindet man teilweise eingerichtete Zimmer aus der damaligen Zeit und die verwendeten Utensilien.
Schlafzimmer
Küche
Im Obergeschoss befand sich neben weiteren Schlafzimmern (Kinder) das Lager für die Funktionsweise der Lampen und das erforderliche Zubehör nebst Werkzeug, aber auch die Lebensmittelvorräte für die Bewohner.
Lager
Sperm-Öl der Wale war der frühe Brennstoff
für die Lichtquelle in der Befeuerungseinrichtung
Am Cape Spear beginnen mehrere Küstenwanderwege, die entlang malerischer, aber steiler Klippen entlangführen. Auf dem Gelände fanden wir zahlreiche Warntafeln, die vor einem zu nahen Begehen der Küste warnen, um nicht von den oft hohen Wellen weggespült zu werden.
aussicht
Cap
Wir wanderten hier nicht, genossen dennoch die Aussicht bei diesem schönen Wetter am Cape Spear. Wir freuten uns einfach nur, dass wir diesen symbolträchtigen Ort besuchen durften.
Aussicht
Cap Spear

Sonntag, 24. August 2025

Unser Besuch in "Quidi Vidi"

Wir fuhren östlich aus der Stadt St. John’s heraus und erreichten so zuerst den Quidi Vidi Lake“. Er hat im ganzen Land Kanada eine historische Bedeutung, weil auf ihm seit 1816 ohne Unterbrechung jeweils am ersten Mittwoch im August die „Royal St. John’s Regatta“ stattfindet. Diese Ruder-Wettkämpfe waren die ersten ihrer Art, die in ganz Nordamerika organisiert wurden.
Nach knapp drei weiteren Kilometern kamen wir im malerischen Hafen des Fischerdorfes Quidi Vidi  an. Der natürliche Hafen befindet sich am Ende eines Fjords, der sich in einer schmalen Windung Richtung Meer windet. Der Hafen liegt geschützt hinter hohen Felsen. Man nennt den Hafen von Quidi Vidi im Volksmund auch „The Gut“, was „ der Darm“ bedeutet.
Früher
Quidi Vidi "früher"
Ab 1600 kamen Fischer im Sommer aus anderen Regionen von Neufundland an diesen Ort und fischten hier nach Kabeljau. Sie bauten sich Hütten, die sie nur im Sommer bewohnten. Im Laufe der folgenden Jahrzehnte blieben einige von ihnen auch im Winter und der Ort Quidi Vidi entstand. Auch heute noch ist der Ort ein aktiver Fischerei-Hafen.
fischerhäuser
Qudi Vidi - wie kommt man zu so einem ungewöhnlichen Ortsnamen? Jeder ist dort gerne Gast und findet es originell, Quidi Vidi zu besuchen, aber keiner weiß eigentlich eine Antwort. Und so ist es auch. Historisch sind keinerlei Unterlagen vorhanden und die Spekulationen, warum es diesen Namen gibt, gehen weit auseinander.
Fischerhäuser
Der Ort ist winzig und es ist schwer, einen Parkplatz zu finden. Wir hatten das große Glück, einen zu erobern. Anschließend konnten wir es uns im Hafenbereich gemütlich machen.
Das Erscheinungsbild der wenigen bunten Fischerhäuser in dem schmalen, gewundenen Fjord mit dem uralten Hafen hat etwas. Wenn man die Kommentare der anderen Besucher ausblendet, denkt man, dass man in der Zeit von 1600 gelandet wäre. Dieser Ort würde romantisch wirken, wäre da nicht noch ein auffälliges, größeres Gebäude im Hafen, die Quidi Vidi Brewery ↗.
Brauerei
Diese wurde 1996 auf dem Gelände der ehemaligen Fischfabrik des Ortes eröffnet und erfreut sich seit dieser Zeit großer Beliebtheit - bei den Touristen. Den Ortsansässigen ist sie mittlerweile ein Dorn im Auge, da sie immer mehr raumgreifend expandiert, auf dem Land und in der Luft!
Brauerei
Man beachte die Anbauten links, allein um den Touristen
genügend Sitzgelegenheiten anbieten zu können.
Dem Betreiber sind es immer noch zu wenig!

Ansonsten lebt das Örtchen natürlich vom Tourismus-Betrieb.
Essensangebote und Souvenir-Einkaufsmöglichkeiten gibt es zu Genüge. Auch für Belustigung wird gesorgt.
Story teller
Es werden aber auch Boots- und Angeltouren angeboten. Kaum vom "Angeltörn" zurück, wird der Kabeljau fachgerecht zerlegt.
Zerlegt
Während die zahlenden Gäste an Land auf ihre zerlegten Filetstücke warten, können die Möwen im Hafen es kaum erwarten, auch ihren Anteil abzubekommen.
zerlegt
zerlegt
Uns hatte das heutige Quidi Vidi gefallen, aber wir überlegten, dass es bestimmt schöner sein würde, den Ort in der Vor- oder Nachsaison ohne Trubel zu besuchen, so wie es sich die Einheimischen wieder wünschen!
Quidi Vidi

Samstag, 23. August 2025

Von Bonavista nach St. John’s

In Bonavista startend
 befuhren wir die NL-230 S über 50 Kilometer entlang der Küste zunächst bis zu den kleinen Orten Port Rexton und Trinity.
Port Rexton
Zunächst besuchten wir bei leicht regnerischem Wetter Port Rexton, heute ein kleiner malerischer Fischerort, der am Nordende der Robinhood Bay liegt. Leider mussten wir feststellen, dass dieser Ort für ein Wohnmobil völlig ungeeignet ist. Die Straßen sind stellenweise nicht asphaltiert, ausgewaschen und mit Schlaglöchern versehen, an einigen Stellen sehr steil und zusätzlich noch sehr schmal. Wir quälten uns also langsam durch den Ort, bewunderten allerdings dabei die absolut malerische Küsten-Kulisse und den kleinen Hafen.
Port Rexton
Port Rexton
Port Rexton

Leuchtturm
Leuchtturm von Trinity
Küste
Von Port Rexton führt über etwas mehr als 5 Kilometer der spektakuläre Küsten-Wanderweg „Sherwink Trail“ ↗ zum Hafen von Trinity.
Wir wanderten nicht nach Trinity, sondern fuhren mit dem RV hin. Obwohl einige Straßen in Trinity auch steil und eng sind, sind sie aber erheblich einfacher zu befahren.
Trinity
Blick auf einen Teil von Trinity 
Wie die meisten hiesigen Orte wurde auch Trinity ursprünglich als zunächst Fischer- Sommerort und später als dauerhafte Fischersiedlung gegründet. Im 19. und 20. Jahrhundert war Trinity eine blühende Handelsstadt, verlor aber aus verschiedensten Gründen mit der Zeit an Bedeutung.
Trinity
In der Hoch-Zeit des Handels wurden Kabeljau (Cod) und Fischöl nach Europa exportiert und dafür kamen im Tauschhandel Salz, Wein, Trockenfrüchte und Silber aus Europa in Neufundland an.
Hafen
Von dem einst sehr betriebsamen Hafen, den Kaianlagen und den Warenhäusern ist nicht viel übrig geblieben. Die wirren Kriegszeiten (England / Frankreich) und der erlahmende und sich ändernde Welthandel waren dabei ausschlaggebend.
Dennoch: aus der einstigen Blütezeit sind bis heute einige wunderschöne Holzhäuser, auch einige Backsteinhäuser (die Backsteine wurden aus England importiert) erhalten und weisen jedes für sich eine lange wechselvolle Geschichte auf. Heute leben nur knapp 180 Menschen dauerhaft in dem Ort, der eigentlich einem großen Freilichtmuseum ähnelt.
So kann man gemütlich von einem historischem Haus zum anderen Haus spazieren und dabei die jeweiligen Geschichten der ehemaligen Bewohner entweder im Innenraum bei kleinen Ausstellungen oder auf neben den Häusern aufgestellten Info-Tafeln erfahren.
Rundwanderweg
Die imposantesten Gebäude sind die rote Town Hall, das Rathaus, das früher ein Gemeindehaus (Parish Hall) war, und das weiße Gerichtsgebäude, der Courtyard, mit seinem Gefängnis, the goal.
Parish Hall
Gerichtsgebäude
Ansonsten sind die Geschichten mehrerer ehemaliger Handelshäuser interessant; zeilweise sind in ihnen heute noch die "Handwerker" aktiv; z.B. ein Schmied und ein Böttcher (Fass-Hersteller). Aber auch mehrere kleine "Einfamilienhäuser" laden zumindest zum Bestaunen des schön angelegten bunten Blumen- und Nutzgartens ein.

Wunderschön ist die St. Paul’s Anglican Church mit einem ansprechend gestalteten Innenraum. Die heutige Kirche von 1894 ist bereits die dritte, die von der anglikanischen Gemeinde in Trinity erbaut wurde. Die Vorläuferkirchen wurden erstmals 1729 und 1821 erstellt und mussten jeweils erweitert werden. Die heutige Holzkirche ist mit ihren Bogenfenstern, ihrem Turm mit Spitze und ihren Seitenschiffen ein typisches Beispiel für die neogotische Kirchenarchitektur im 19. Jahrhundert in Neufundland.
Kirche
Kirche innen
Auf dem dazugehörigen Friedhof sind uralte Gräber zu finden. Der älteste Grabstein datiert aus dem Jahr 1736.
Kirche
Friedhof
Trinity
Nach unserem Besuch in Trinity waren wir nochmals für 255 Kilometer unterwegs bis wir St. John’s, die Hauptstadt der Provinz Neufundland Labrador, erreichten. Für diese Strecke fuhren wir zunächst für 70 Kilometer weiter auf der NL-230 S, anschließend bogen wir auf den Trans-Canada-Highway ab, den wir dann für 185 Kilometer befuhren.
Anfangs führte uns der Highway mehr im Landesinneren, aber trotzdem nach Süden entlang der Trinity Bay, von der immer wieder Fjorde bis an den Highway heranreichen. Wenn es nicht die direkte Verbindung zum Meer gab, waren es zumindest kleine Seen oder Tümpel.
Teich
Wir passierten einige größere Orte wie Lethbridge, Clarenville, Hillview oder Sunnyside, aber auch einen Ort mit dem lustigen Namen „Come by Chance“ („Komme zufällig“).
Komme zufällig
Aber auch einen Hinweis auf diese Stadt fanden wir - Dildo.
Ab Arnold’s Cove befuhren wir die vierte Region der Neufundland-Insel  -  nach Western, Central und Eastern, jetzt die Avalon-Halbinsel. Woher kommt dieser besondere Name? Einer der Erstbesiedler, George Calvert, Baron von Baltimore (1580-1632), kaufte sich 1620 ein Stück Land in Neufundland, um auf diesem Wege ein größeres Gebiet zu einer englischen Kolonie auszubauen. Er nannte seinen Besitz im Südosten der Insel „Avalon“. Der mythische Ort Avalon spielt zwar eine Rolle in der König-Arthur-Legende, aber er erinnert ebenfalls an einen Ort in Somerset, von dem aus das Christentum in England verbreitet worden sein soll. Man geht heute davon aus, dass der religiöse George Calvert auch eine religiöse Mission für seine Kolonie hatte.

Wir fuhren weiter bis an die Ostspitze der Avalon-Halbinsel und erreichten dort St. John’s, die Hauptstadt und auch die größte Stadt (110.500 Einwohner) von Neufundland & Labradort sowie die östlichste Stadt von Nordamerika. Die Region von St. John’s wurde seit 1620 von Europäern besiedelt, vorher lebten hier überwiegend Beothuk.
st-john´s
Das Stadtbild von St. John´s "down-town" ist geprägt von bunten Häusern, wobei die schönsten in der „Jelly Bean Row“ zu finden sein sollen.Wir fanden aber auch sonst im Stadtbild viele bunte Häuser - doch dazu in einem gesonderten Bericht mehr.
In St. John’s blieben wir auf dem städtischen Campground „Pippy Park“ für einige Tage, um die Stadt ausgiebig zu erkunden. Der Pippy Park ↗ist ein fast 1.400 Hektar großer Stadtpark, der neben dem Campingplatz viele Wander- und Radwege, im Winter Loipen, einen Golfplatz und mehrere Spielplätze bietet und entsprechend seines Umweltaspektes Areale mit Wäldern, Mooren und Feuchtgebieten im Park schützt.
Campingplatz