Samstag, 19. Juli 2025

Am Nordkap von P.E.I.

Heute wollten wir die nördlichste Spitze von Prince Edward Island besuchen und befuhren deshalb den
Drive
Dabei konnten wir lernen, dass es nicht nur ein Nordkap in Norwegen gibt, sondern dass auch Kanada sein "North Cape" hat, nämlich an der Nordwestspitze der Prince Edward Island.
Norwegen
Wir erreichten es über den North Cape Coastal Drive und erfreuten uns während der gesamten Strecke an wunderschönen Blumenwiesen am Straßenrand und an beeindruckenden roten Klippen an der Küste.
Blumenwiese
Viele Wiesen u.a. mit Gelbem Sonnenhut
Blumenwiese
Wiese
Rote Ufer
kurz-vor-dem-cap
Am North Cape angekommen mussten wir feststellen, dass es extrem windig war. Ohne Windjacke wäre es heute sehr unangenehm geworden.
Willkommen
Diese Windsituation hat sich seit Jahrzehnten auch die Windkraft-Industrie und die Windenergie-Forschung zu Nutze gemacht. Hier oben befinden sich sowohl ein Windpark als auch eine Windenergie-Forschungsanlage. Der Windpark mit insgesamt 16 Windrädern wird von der staatlichen „PEI Energy Corperation“ betrieben. Das „WEICan“ (Wind Energy Institute of Canada) unterhält auf der Landspitze eine Forschungsstation für die Nutzung von Windenergie.
welcome
Das ist der moderne Aspekt des Ortes, aber er hat auch eine historische Bedeutung. Hier steht das “North Cape Lighthouse“, ein 1865 erbauter, 19 Meter hoher, achteckiger Leuchtturm, der noch heute aktiv für die Warnung der hiesigen Schifffahrt genutzt wird.
Leuchtturm
Auf dem Außengelände findet man viele Informationstafeln und am ansonst steinigen Strand könnte man neben den Klippen spazieren gehen. Bei Ebbe soll man sogar bis zum vorgelagerten Riff laufen können. Dies war uns nicht möglich, wir waren bei auflaufender Flut dort.
Dort saßen jetzt Kormorane und Möven dicht geduckt im Wind.
Kormorane
Zahlreiche weitere Meeresvögel und viele Seehunde genossen ebenfalls die Natur am North Cape.
Robben
Auf diesem Bild lassen sich sehr schön die unterschiedlichen Strömungen am Cap sehen. Mit dem auflaufenden braunen Wasser kommen auch die Fische, in denen die Robben auf Jagd gehen.
Strömung
Wer Zeit für eine längere Wanderung hat, kann den 5,5 Kilometer langen Rundweg durch die hiesige Salzmarsch bzw. das hiesige Moor nutzen, den „Black Marsh Nature Trail“.
Wanderweg
Wir besuchten nach unserem Spaziergang noch das Außengelände das „Interpretive Center“. Hier erfuhren wir von der deutschen "Operation Elster" während des 2. Weltkrieges direkt vor North Cape.
Weitere Informationen dazu HIER.
U-Boot
U 376 blieb bis heute verschollen
Operation Elster
U 262 kehrte unverrichteter Dinge wieder zurück

Im Informationszentrum selbst werden einerseits historische und geologische Gegebenheiten zum Nordkap präsentiert und verschiedene Aspekte der Windenergie-Nutzung ↗ vorgestellt.
The Power
So fanden wir hier auch wieder informationen zu Georges Jean Marie Darrieus (24.09.1888 - 15.07.1979), der bereits 1931 ein Patent für "Vertikalachsige Windturbinen (VAWTs)" anmeldete.
Einen solchen Prototyp hatten wir auf unserer Fahrt bereits am 24.06.2025 schon einmal gesehen.
Windrad
Es begrüßte uns auch eine Darstellung des griechischen Wind-Gottes „Äolus“. Ausgelöst durch einen Bewegungsmelder bläst er dem Besucher heftig Wind entgegen.

Windgott
Natürlich erfährt man auch Wisenswertes über Aufbau, Arbeitsweise und Sinn der Leuchttürme - und die Menschen, die täglich, jahrein jahraus, bei jedem Wetter hier Dienst taten; alleine oder sogar mit Familie.
Leuchtturm

Ansonsten konnten wir wieder einiges über Legenden der Mi:kmaq erfahren, die auch auf diesem Landstrich seit Jahrtausenden auf Fischfang gingen.
Aber, wie kann es anders sein, Geschichten zu Schiffsunglücken und Piraterie durften natürlich auch nicht fehlen.

Freitag, 18. Juli 2025

Nach Prince Edward Island

Für unsere Fahrt vom Cape Tormentine bis nahe Tignish im Nordwesten der Prince Edward Island benötigten wir etwa 170 Kilometer.
Wir verließen Cape Tormentine und fuhren knapp 5 Kilometer bis zum benachbarten Cape Jourimain in New Brunswick. Von hier kann man über die mautpflichtige Confederation Bridge nach Prince Edward Island (P.E.I.) fahren.
PEI
Nach der Überquerung der Brücke erreichten wir mit der Prince Edward Island (PEI) eine weitere Provinz von Kanada, aber mit nur knapp 180.000 Einwohnern auch mit Abstand die bevölkerungsärmste. Man vergleiche, dass in Deutschland im Landkreis Bergstraße (Hessen) über 240.000 Menschen leben.
Die Insel ist 225 km lang und zwischen 6 und 65 km breit; sie hat eine Gesamtfläche von 5.660 km². Übrigens: der Landkreis Bergstraße in Deutschland hat hingegen nur eine Fläche von 720 km².

Prince Edward Island liegt im St. Lorenz-Golf. Der südliche Meeresabschnitt, der sie vom Festland abtrennt, ist die Northumberland-Straße.
Jacques Cartier (1491-1557) war der erste Europäer auf der Insel und beschrieb sie bereits 1534. Ursprünglich siedelten auf der Insel Akadier, die aber Ende des 18. Jahrhunderts von den Briten vertrieben wurden. Die Hauptstadt ist Charlottetown.

Prince Edward Island wird auch die „rote Insel“ genannt. Selbst wenn man an den Feldern vorbeifährt, sieht man zwischen Kartoffeln, Mais und Getreide tiefrote Erde. Befindet man sich an der Küste, kann man roten Sand und rote Klippen bewundern. Die Insel entstand aus eisenhaltigem Sandstein, der durch Druck verfestigt wurde. Dieser oxidierte ("verrostete"), als das Gestein einst an der Erdoberfläche lag und so eine mehr oder weniger intensive Rotfärbung bekam.
Kartoffeln
Rote Furchen in den Kartoffelfeldern
rote Felsen
Rote Uferbereiche
roter strand
Roter Sandstrand
Aufgrund der nahen Lage der Insel zum Festland hat sie ein sogenannten „humides Kontinentalklima“. Es fällt im Winter viel Schnee, die Sommer sind sehr mild. Diese Wetterlage und die nährstoffreiche Erde haben zur Folge, dass man die Prince Edward Island auch den „Garten des Golfs“ nennt.
Die Insel ist klein, trotzdem bietet sie den Touristen malerische Straßen an (scenic byways).

Überall weht nicht nur die kanadische Flagge, sondern auch die Fahne der Provinz. Man sieht oben einen langgestreckten Löwen, der an das „Mutterland England“ erinnern soll. In der Mitte der Fahne sieht man rechts einen großen Eichenbaum und links drei kleine. Der große Eichenbaum ist wiederum eine Darstellung der „Stärke des Mutterlandes England“, während die drei Bäumchen für die drei Regionen der Prince Edward Island (West, Mitte, Ost) stehen.
Flagge von PEI

Flaschenhäuser

In dem Ort Borden-Carleton starteten wir nach der Überquerung der Confederation Bridge zu unserem ersten Ziel auf der Prince Edward Island und fuhren auf dem Highway PE-2 über 55 Kilometer bis zum Cape Egmont im Südwesten der Insel. Das Cape ist nach dem britischen Admiral John Perceval, dem 2nd Lord of Egmont (1711-1770), benannt.
Die Region, in der sich das Cape Egmont befindet, wird „Région Évangéline“ genannt. „Évangéline“ war die Heldin eines Gedichtes des amerikanischen Autors John W. Longfellow (1807-1882), das sich mit der Vertreibung der Akadier aus Kanada in der Mitte des 18. Jahrhunderts befasst. Auch die Akadier auf Prince Edward Island wurden vertrieben. Sie waren zwar die europäischen Erstbesiedler der Insel,  wurden aber von den Briten während des sogenannten siebenjährigen Krieges (1755- 1762) deportiert. Mitte des 19. Jahrhunderts kamen viele von ihnen zurück und siedelten sich überwiegend im Südwesten der Insel an.
Wir besuchten also mit dem Cape Egmont eine Region, in der Nachfahren der Akadier leben. Einer von ihnen, der Akadier Édouard Arsenault (1914-1984), war der Erbauer unseres touristischen Zieles - „The Bottle Houses oder Les Maisons des Bouteilles“ (Die Flaschenhäuser).
Bottlehouses
Welcome
Seine Tochter hatte ihm Ende der siebziger Jahre von einem Projekt in Duncan auf Vancouver Island in British Columbia berichtet. Dort hatte ein ehemaliger Zimmermann namens George Plumb im Jahr 1963 aus tausenden von Flaschen eine Art Glas-Burg (George’s Glass Castle) erbaut. In den 1990er Jahren fiel dieses Objekt einem Autobahnbau zum Opfer. Es existiert nicht mehr.
Édouard Arsenault war von dem Projekt in British Columbien so begeistert, dass er beschloss, auf  Prince Edward Island ebenfalls ein solches „Flaschen-Haus“ zu realisieren. Im Alter von 66 Jahren startete er 1980 mit dem monatelangen Reinigen und Etikettenentfernen von tausenden von gesammelten und gespendeten Flaschen, Recycling kannte man damals noch nicht. Danach begann er mit den Flaschen und Beton seine Häuser zu erbauen. Es war ein zeitaufwändiges Unterfangen, denn er konnte immer nur eine Flaschenreihe mit dem Beton erstellen und musste dann die Trocknungs- bzw. Aushärtungsphase abwarten. Neben dem Sand benötigte Arsenault für das erste Haus noch 85 Sack Zement.
das sechs giebel haus
Das Sechs-Giebelhaus
Glashaus
Mobiliar
Er kombinierte die Flaschen sorgfältig, denn er wollte nach der Fertigstellung seiner Gebäude schöne Lichteffekte erreichen. 
Wenn man heute als Besucher durch seine Häuser geht, kann man je nach Sonneneinstrahlung tatsächlich wunderschöne Muster und Reflektionen beobachten.
Bis 1983 hatte er drei Flaschengebäude fertig - ein sechsgiebeliges Haus aus 12.000 Flaschen, eine sechseckige Taverne aus 8.000 Flaschen und eine Kapelle aus etwa 10.000 Flaschen. Das Giebelhaus ist  6 mal 4 Meter groß, die anderen beiden Häuser sind etwas kleiner. Die Dächer sind mit Holzschindeln bedeckt.
Als Édouard Arsenault unerwartet 70ig-jährig verstarb, war seine Kapelle noch nicht ganz fertig gestellt.
Kapelle
Kabelle
Kapelle
Kapelle
Zusätzlich steht am Eingang des Geländes eine vier Meter hohe Riesenflasche, wiederum aus Flaschen und Beton, die zum Besuch der „Bottle Houses“ einlädt.
Die Besucher können bei ihrem Spaziergang über das Gelände viele Details der Flaschenhäuser von außen und innen bestaunen.
Das Sechsgiebelhaus hat neben dem Mitteltrakt zwei Seitenräume, in denen auch ein Klavier und verschiedene Möbelstücke stehen.
In der Taverne sind besonders geformte Flaschen ausgestellt, die Édouard Arsenault nicht verbauen wollte.
Und in der Kapelle gibt es sogar einen „Flaschen-Altar“.
Altar
Altar aus Flaschen
Taverne
Bar in der Taverne
Die „Flaschenhäuser“ mussten in den 1990er Jahren abgerissen und nach Originalplänen und Fotografien neu aufgebaut werden, weil die ursprünglichen Fundamente nicht stabil genug waren.
Wir waren von den originellen „Flaschenhäusern“ begeistert, aber fast noch mehr von der wunderschönen Gartenanlage, in der sie zu finden sind. Im Zentrum befindet sich ein Teich mit einem Springbrunnen. Die Blumenbeete sind bunt und selbst ein Kolibri war gemeinsam mit uns unterwegs.
Kolibri
Garten
Einige „Flaschenbaum-Kunstwerke“ bereichern den Garten und auch Feen und Gnome fühlen sich hier wohl.
feen
Auf der Rückseite der Gartenanlage steht ein kleiner Nachbau des Leuchtturms vom Cape Egmont, in dem Édouard Arsenault von 1950 bis 1958 Leuchtturmwärter war.
Leuchtturm
Édouard Arsenault starb 1984. Er war Fischer, Leuchtturmwärter, Zimmermann, Bootsbauer und am Schluss seines Lebens „Glashaus-Gestalter“; eine beeindruckende Vielfalt von Berufen. Sein Projekt führten seine Frau und ab 1988 seine Tochter bis zum Jahr 2018 weiter. Sie verkaufte es an die derzeitigen Betreiber; derzeit kann man es wieder erwerben! Das Gelände ↗ ist weiterhin in den Sommermonaten für Besucher geöffnet, hoffentlich noch lange. Uns hat der Besuch dieses originellen Ortes gefallen.
Seerose

Donnerstag, 17. Juli 2025

Wege auf Prince Edward Island

Gleich hinter der Confederation Brücke wird der Autofahrer auf Prince Edward Island mit diesem Schild konfrontiert.
Wege
Nun, die Insel ist zwar klein, trotzdem bietet sie Touristen malerische Straßen (scenic byways) an, beispielsweise:
Auf der 350 km langen "Nordkap-Küstenstraße"↗ kann man in einem Rundkurs den Westen der Prince Edward Island erkunden. Leuchttürme, Häfen, diverse Küstenabschnitte mit roten Stränden und Klippen, schönen Sonnenuntergängen und vielem mehr kann man dabei entdecken. Als Wegzeichen dient dieses untere Hinweisschild.
Nord Cap
Dann gibt es noch den
Central Costal Drive
Den mittleren Teil von Prince Edward Island kann man gleich auf zwei Wegen erkunden. Einmal auf dem
Dieser erstreckt sich durch die Inselmitte bis zur oberen Küstenlinie entlang des St. Lorenz-Golfs und bezieht sich auf "Anne Green Gables", die typische Landschaft sowie die diversen Badestrände, die zu einer touristischen Attraktion geworden sind. Markiert wird diese Route mit dem folgenden unteren Schild.
Green Gable Route
Für den gesamten mittleren Bereich der Prince Edward Island existiert der
Dieser führt entlang der gesamten Küste der unteren Mitte der Insel entlang der Northumberland Strait und ist nach der Farbe des Sandes benannt. Gekennzeichnet ist dieser Streckenabschnitt mit diesem unteren Schild.
Und dann gibt es noch die Rundstraße im Osten der Insel.
Auch auf dieser 475 km langen Strecke kommt man an der Küste an vielen Leuchttürmen, Buchten, Stränden und sogar Dünen vorbei. Wie bei allen anderen Rundstraßen "erfährt" man die kleinen Häfen und kann so geschichtsträchtige, leider auch oft aufgegebene Orte erkunden. Diese Küstenstraße ist mit diesem unteren Schild gekennzeichnet.
Aber auch als Wanderer kann man auf Prince Edward Island unterwegs sein und dabei gleich die gesamte Insel umrunden. 
Die Route des Island Walk ↗ führt etwa 700 Kilometer entlang des Meeres, über weite Teile des Confederation Trails, auf roten Feldwegen, entlang roter Felder, über Strände und teilweise ruhige Nebenstraßen. Der Weg ↗ ist bestens ausgeschildert, technisch nicht anspruchsvoll und könnte ohne Probleme in 32 Etappen ↗ bewältigt werden. 
Schild-Wanderer

Die Confederation Bridge

Die Brücke verbindet Kanadas kleinste Provinz, die Insel Prince Edward Island, mit der zum Festland gehörenden Provinz New Brunswick.
Brücke
Ein Blick von Cape Tormentine auf den Brückenanfang beim Cape Jourimain Lighthouse.
nach PEI
Rechts Richtung Prince Edard Island (P.E.I) kommt man zur Brücke

Mit einer Länge von 12,9 Kilometern ist sie die längste Brücke Kanadas.
Bei ihrer Planung und ihrem Bau standen die Konstrukteure vor einer großen Herausforderung. Die
Northumberland-Straße friert im Winter weitgehend zu. Deshalb musste man Brückenpfeiler erstellen, die auch bei eisbedecktem Wasser eine stabile Konstruktion aufweist. So wurde jeder Pfeiler nahe der Wasseroberfläche von einem "Ablenkkegel" umschlossen, damit ein aufprallender Eisberg den Pfeiler nicht beschädigen kann.
Aus diesem Grund ist die Confederation Bridge auch die längste Brücke der Welt, die über eisbedecktes Wasser führt.
Mit ihrem Bau gegann man im Oktober 1993, eingeweiht wurde sie Ende Mai 1997.
Die Brücke ist 11 Meter breit und hat insgesamt 62 Pfeiler. Die längste Spannweite zwischen zwei Pfeilern beträgt 250 Meter. 

Confederation Brücke
Anfahrt zur Brücke
Brücke
Auf der Brücke
Brückenführung
PEI in Sicht
P.E.I. in Sicht
Hat man von New Brunswick kommend die Brücke überquert, erreicht man auf  Prince Edward Island den Ort Borden-Carleton an, der 1995 durch die Zusammenlegung von Port Borden und Carleton entstand. Derzeit wohnen knapp 800 Personen hier, die überwiegend im Dienstleistungsgewerbe tätig sind.
Leuchtturm
Leuchtturm im alten Hafen von Borden
Die Confederation Brücke ist mautpflichtig, allerdings wird die Maut ↗ nur erhoben, wenn man Prince Edward Island Richtung New Brunswick verlässt.
Mautgebühr
Hinweisschild in New Brunswick
Mautstation in P.E.I
Mautstation
Brückensicht
Aussicht auf die Confederation Brücke von North-Carleton, Prinz-Edward-Insel