Freitag, 22. August 2025

Puffins - überall Puffins

In dem kleinen Ort Elliston sind sie überall anzutreffen, Puffins!
In jedem noch so kleinen Laden, Museum oder gar der Tankstelle - hier werden sie verkauft als Aufkleber, Aufnäher, Anstecker, Lutscher, auf Andenkengläsern und Tassen, als Ohrstecker oder -anhänger, aufgestickt auf Mützen, Handschuhen oder auch Socken und vielem mehr. Die kleinen Vögel zieren selbst Bettwäsche und Stickkissen.
In diesem Ort ist man so stolz auf die Nähe zum Beobachtungsfelsen für Papageientaucher, der „Elliston‘s Puffin Viewing Site“, dass man überall, aber auch wirklich überall, mit viel Liebe gestaltete Puffin-Kunstwerke an Hausfassaden bzw. in den Vorgärten, als Windspiel im Baum und auch einfach nur auf der Wiese neben den Häusern findet.
Die Ideen, die die Bewohner von Elliston bei der Erstellung ihrer zahlreichen Puffin-Werke zeigen, sind kreativ und originell. Der "Renner" ist jedoch der Puffin-Stuhl!
Puffins
Come dine with us
Garagentor
Garagentore bieten sich geradezu an
Puffin
Auch von flachen Dächern grüßen sie
Sitzgelegenheit
Manche stehen einfach nur auf der Wiese neben dem Haus,
andere wiederum vor einen Geschäft zum Erwerb,
Puffins
Bank
andere in liebevoll arrangierten Vorgärten.
Vorgarten
Sitzgelegenheit
Sie stehen auch einfach nur am Strand,
um auf ihnen in die Ferne zu sehen.

Natürlich gibt es hier auch den "größten Puffinstuhl der Welt“  - 
neben dem Visitor-Centre. 

Puffins

Beobachtungen von Papageientauchern in Bonavista und Elliston

Sowohl bei der Stadt Bonavista als auch bei der nur wenige Kilometer entfernt liegenden kleinen Gemeinde Elliston befinden sich küstennahe Inseln, auf denen Papageientaucher von Mai bis Mitte September nisten bzw. anschließend ihre Jungtiere aufziehen.

Eines unserer großen Ziele bzw. Hoffnungen der diesjährigen Reise war, dass wir das Glück haben dürften, diese faszinierenden Vögel aus nächster Nähe beobachten zu können.
Wir starteten mit dem Besuch des Cape Bonavista, das nicht nur wegen der Papageientaucher-Insel, sondern vor allem wegen dem dort stehenden Leuchtturm bekannt ist. Das Cape Bonavista Lighthouse ↗ gibt es schon seit 1843. Der Betrieb wurde 1966 eingestellt und heute dient der Turm nur noch als Ausstellungsgebäude. Um den Stahlskelettturm ist ein zweistöckiges Haus herum gebaut, das dem Leuchtturmwärter als Wohnhaus diente. Auf dem zylindrischen Turm befinden sich oben ein Balkon und die Laterne.
Leuchtturm

Rechts neben dem Nebengebäude vom „Lighthouse“ befindet sich eine Klippe, von der man auf die gegenüberliegende nahe Insel schauen kann - „Bird Island“. Die Insel ist durch einen schmalen, steilen Kanal vom Festland getrennt. Eine kleinere Papageientaucher-Kolonie wohnt auf dieser Insel und hier konnten wir die Vögel recht gut beobachten.

Puffins
Puffins
95 % der nordamerikanischen Papageientaucher leben in den Sommermonaten auf Inseln rund um Neufundland. Da braucht man sich nicht wundern, dass der Papageientaucher auch der „Provinz-Vogel“ ist.
Einige Fakten zu diesen wunderschönen Vögeln. Zunächst einmal nennt man sie wegen ihrer bunten Schnäbel „Clowns der Meere“, während ihr lateinischer Name „fratercula arctica“ (Bruder der Arktis) ist, wohl wegen ihres schwarz-weißen Gefieders, was durchaus an ein Mönchsgewand erinnert. Man geht übrigens davon aus, dass ein Papageientaucher durchschnittlich etwa 20 Jahre alt wird.
Sie sind keine Pinguine, sondern sie gehören zu den „Alk-Vögeln“, denn erstens können sie im Gegensatz zu den Pinguinen fliegen und zweitens leben sie in der Arktis im Norden und nicht wie die Pinguine in der Antarktis. 
Bezüglich ihrer Flugkünste waren wir beeindruckt – solch ein Vogel muss bis zu 400 Mal in der Minute mit seinen kurzen Flügeln schlagen, um in der Luft zu bleiben. Allerdings können sie Geschwindigkeiten bis 80 km/h erreichen. Dabei sind sie recht kleine Vertreter. Sie werden nur etwa 40 Zentimeter groß und wiegen bis 600 Gramm.
Puffins
Ihr zweites großes Talent ist das Tauchen. Sie können bei einem Tauchgang bis zu zwei Minuten unter Wasser bleiben und erreichen Tiefen von über 50 Metern. Dabei setzen sie erneut ihre Flügel ein, dieses Mal wie eine Art Propeller. Sie fangen kleine Fische, indem sie die Fische mit ihrer großflächigen Zunge festhalten und dann gegen einen Stachel drücken, den sie im Gaumen haben. So können sie mehrere Fische gleichzeitig im Schnabel festhalten.
Zurück zur Brutkolonie – die Puffins gehen lebenslange Partnerschaften ein. Das Männchen baut eine Bruthöhle, die bis zu einem Meter tief sein kann. Das Paar bebrütet dort abwechselnd nur ein Ei. Das geschlüpfte Puffin-Küken wird dann von beiden Eltern etwa 45 Tage ernährt, wobei sie ihm bis zu hundertmal am Tag Fische bringen.
Die Jungvögel verlassen danach die Kolonie, leben für mindestens fünf Jahre auf dem Wasser der Nordmeere und kommen dann zu ihrem Geburtsort zurück, um den Kreislauf des Lebens fortzusetzen.
Mit diesem Wissen schauten wir lange und bewundernd auf die wild "herumwuselnde  Truppe“. Es war so putzig, einigen von ihnen zuzuschauen, wie sie teilweise zu zweit liebevoll nebeneinander hockten oder in einer Reihe watschelnd unterwegs waren.
Auch konnten wir eine ihre Fressfeindinnen beobachten – eine Möwe, die fast doppelt so groß ist und der vor allem Jungtiere zum Opfer fallen.
Möwe
Auf unserem Weg von Bonavista zum Ort Elliston mit seiner „Puffin ViewingSite“ ↗ kamen wir an der traumhaften Sandy Cove vorbei, wo wir ein wenig verweilten, einige Steinmännchen und „Inukshuks“ bewunderten und den Wellen zuschauten.
Wellen
Steinmännchen
Einen Kilometer hinter der Sandy Cove beginnt der Weg zur „Puffin ViewingSite“ ↗.
Puffins
Anfangs läuft man über eine Wiese, danach wird es steiniger und der Weg führt nah an einer steilen Klippe entlang. An zwei Stellen wird es ziemlich eng. Da ist die Breite des Weges noch knapp einen Meter und auf beiden Seiten geht es direkt steil hinunter zum Meer.
Puffinstation
Der Weg
Der Weg zur "Puffin Site"
Danach folgt eine kleine "Kletterpartie" über ein paar Felsen, aber das Stück ist nur kurz und nicht sehr gefährlich. Der Rest des Weges bis zum Aussichtspunkt führt über ein Felsenplateau und schon ist man angekommen. Man wird mit einem spektakulären, relativ nahen Blick auf eine große „Puffin-Kolonie“ belohnt.
Kletterpartie
Diese Hürde galt es zu nehmen
Ein interessanter Blick bot sich uns, als wir einen Felsen rechts im Meer neben unserem Weg Richtung „Viewing Site“ entdeckten. Seine Gestalt erinnert ein wenig an einen Papageientaucher und er trägt den Namen „Puffin King“. Wenn man ihm phantasievoll eine Krone aufsetzen würde, kann man sich den Felsen tatsächlich als „Papageientaucher-König“ vorstellen.
Puffinking
Angekommen am Aussichtspunkt setzten wir uns gemütlich auf einen Stein und ließen das Bild der zwar recht lauten, aber auch sehr putzigen Tiere auf uns wirken. Wir waren uns bewusst, dass es ein absolutes Privileg ist, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, um einem seiner Träume folgen zu können.

Im Dungeon Provincial Park

Dungeon Provincial Park
Vom Cape Bonavista Lighthouse waren wir über die Cape Shore Road Richtung Südosten knapp 8 Kilometer unterwegs, um den Dungeon Provincial Park ↗ zu erreichen. Amüsant war der letzte Teil der Strecke, denn häufig mussten wir erst einmal warten, bis ein paar Schafe unseren Fahrweg überquert hatten.
Schafe
Schafe
Die Schafe gehören der Wildshire Horn-Rasse an, eine alte britische Fleisch- und Haarschafrasse, die keine Wolle produziert, sondern ein weißes Fell besitzt, das im Frühjahr natürlich abgeworfen, also nicht geschoren werden muss. 
Bekannt ist diese Schafrasse für ihre Robustheit. Früher wurden sie insbesondere zur Erzeugung hochwertiger Lammfleischprodukte gezüchtet. Eine weitere Besonderheit: beide Geschlechter sind gehörnt, wobei Böcke allerdings markante Schneckenhörner tragen.
Dungeon
Man erinnere sich, dass „dungeon“ ein düsterer Begriff ist, er bedeutet Verlies oder Kerker. Diesen Eindruck hatten wir auch von der Klippe, die wir hier besuchten. Der erste Blick war eher malerisch. Die Klippe war grasbewachsen, mit einem kleinen Wanderweg und man hatte einen herrlichen Blick auf Meer und Küste. Wenn man jedoch näherkam, schaute man in einen dunklen Wasserkrater mit zwei Öffnungen Richtung Ozean. Immerhin hatte der Krater eine in etwa herzförmige Gestalt. Man hörte ein lautes, bedrohendes Rauschen und man konnte sich den Vergleich mit einem dunklen Kerker durchaus vorstellen.
Dungeon
Dungeon
Wie ist dieser „dungeon“ entstanden? Seit 10.000 Jahren prallen die Wellen des Atlantiks hier an die Küste und erodieren das Gestein. Es handelt sich um Sedimentgestein aus verfestigtem Sand und Schlamm, das sich vor 600 Millionen Jahre bildete. Im Laufe der Jahre gruben die starken Wellen des Atlantiks ein Höhlensystem in die Klippen, das sich nach weiterer Erosion zu einer Höhle verband. Das Gewicht des darüber liegenden Gesteins wurde zu schwer und die Höhle stürzte ein. Das Wasser transportierte im Laufe der Zeit das Einsturzmaterial ins Meer zurück. Dabei bildete sich das sogenannte „blowhole“, also der Wasserkrater mit den zwei Meeresöffnungen, den wir heute sehen können.
Irgendwann werden die Kraft der Meereswellen und die Erosion dazu führen, dass auch dieses Gebilde einstürzt.
Dungeon
Dungeon
Wir waren recht beeindruckt, von dem Bild an sich und dem Tosen des Meeres und von der gesamten Kulisse generell.
Der „dungeon“ ist die Hauptattraktion und der Namengeber des hiesigen Provincialparks. Aber an der gesamten Küste der Bonavista-Halbinsel gibt es weitere solche Höhlen in Felsen und Klippen und weitere interessante Fels- Formationen. Geologisch ist dieses Areal so interessant, dass die UNSECO es als Global Geopark-Welterbe anerkannte. Gleichzeitig ist der Dungeon Provincial Park  auch ein Teil des Discovery Global Geoparks, der alle geologischen Stätten rund um die Bonavista-Halbinsel betreut.
Dungeon

Bonavista und John Cabot

Die Stadt Bonavista mit heute knapp 3.200 Einwohnern an der Ostküste von Neufundland sieht sich in so enger Verbindung zu dem englisch-italienischen Entdecker John Cabot (1452-1498), dass sie sogar seinen Namen und sein Schiff (Matthew) in ihre städtische Fahne aufgenommen hat.
Flagge
Eben dieser John Cabot erreichte am 24. Juni 1497 die Küste von Neufundland wohl hier am heutigen Cape Bonavista und soll begeistert ausgerufen haben: „buena vista“ – „schöne Aussicht“, weil er von der neufundländischen Küste so begeistert war. Es ist historisch nicht sicher bewiesen, dass er tatsächlich an dieser Stelle der Küste angelandet war, aber die lokalen Überlieferungen benennen das Kap, das nach seinem Ausspruch benannt wurde, als seinen Landungsort.
Bonavista
Zu Ehren von John Cabot wurde zum 500. Jubiläum im Jahr 1997 eine Statue aufgestellt. Die Bronze-Skulptur und zwei Gedenktafeln befinden sich im „John Cabot Municipal Park" in kurzer Entfernung zum Cape Bonavista Lighthouse. Die Statue wurde von dem Bildhauer William H. Jones (*1953) geschaffen und schaut vom Kap auf die Stadt hinunter.
Cabot
John Cabot
Zum 500. Jubiläum baute man im englischen Bristol, wo John Cabot 1497 seine Reise Richtung Westen startete, sein Schiff nach. Dieses recht kleine Schiff, eine sogenannte Karavelle, mit einer Traglast nur für 50 Tonnen, mit einer Besatzung von 19 Matrosen und ausgestattet mit drei Masten, trug den Namen Matthew. Mit dem Nachbau segelte 1997 eine Mannschaft in historischen Kostümen von Bristol in England nach Bonavista in Neufundland und traf sogar rechtzeitig ein.
Dieser Jubiläums-Nachbau wird heute noch in Bristol touristisch genutzt.
Schiff
Kurz nach dem 500. Jubiläum entschied man sich auch in Neufundland, einen zweiten Nachbau in Angriff zu nehmen. Dieses Schiff konnten wir in einem extra für das Schiff erstellten Gebäude besichtigen. Der touristische Ort nennt sich „Matthew Legacy“↗.
Im Vorraum der Schiffshalle ist eine Ausstellung zu John Cabot, seinem Leben und seiner Entdeckungsreise untergebracht.
Er wurde als Giovanni Caboto um 1452 wohl in Genua geboren, lebte aber anschließend in Venedig und war venezianischer Bürger. Dementsprechend sind beim Museum „Matthew Legacy“ auch viele Erinnerungen zu Venedig zu sehen.
Venedig
Er dürfte eine Ausbildung gemacht haben, die ihn als Ingenieur qualifizierte, u.a. war er in Spanien an einem Brückenbauprojekt beteiligt.
Es ist historisch nicht gesichert, aber wahrscheinlich war als Schiffsingenieur ein Begleiter bei der zweiten Reise von Christoph Columbus nach Südamerika.
1495 kam er nach England und wurde von König Heinrich VII. (1457-1509) ausgewählt, eine Seereise nach Westen zu unternehmen, um eine Route nach Asien zu finden.
Den ersten Versuch startete er bereits 1496, musste ihn aber erfolglos abrechen.
Seemann
Im Jahr 1497 segelte er erneut los und dieses Mal war er erfolgreich. Er fand zwar nicht die Route nach Asien, aber er landete nach sieben Wochen in Neufundland. Daraus leiteten die Engländer ihren späteren Anspruch auf das Land und die Besiedlungsrechte des Landes ab; Transport-Schiffe nutzten fortan die von ihm entdeckte Route.
They call him
Er fuhr 1498 noch einmal los. Diese Reise endete für ihn tragisch, er zählte danach als verschollen.
Wir besichtigten die Replik seines Schiffes von 1497, die „Matthew“.
Bootshaus
In diesem Bootshaus ist der Nachbau untergebracht
Bootshaus
Ein Model
Model der Rumpfbauweise
Model
fertiggestelltes Model
Metthew
Wir waren beeindruckt, dass man mit so einem kleinen Schiff, ohne Steuer-Rad sondern nur mit 
Handruder ausgestattet, nur mit Segeln als kleiner Dreimaster und fast ohne jegliche Navigationsausstattung diese Leistung vollbringen konnte.
Ruderanlage
Ruderanlage
Eine Atlantiküberquerung Richtung Westen zu dieser Zeit bedeutete permanent gegen den Wind segeln zu müssen. Und die Vorstellung, über der Takelage in dem Krähennest oder Mastkorb zu sitzen und das vielleicht bei Sturm, fanden wir einfach nur erschreckend.
Krähennest
Krähennest
Shitdeck
poop deck
Ankerwinde
Ankerwinde
Wie zur damaligen Zeit üblich. mussten sich die Matrosen auf dem hinteren Oberdeck direkt ins Meer erleichtern (poop deck). Während diesen "Seereisen" damals haben die Seeleute Dinge geleistet und ertragen, zu denen heute nur wenige Menschen noch befähigt wären.
Kajüte
Die Kapitänskajüte
Seile
Seile für die Segel
Nach der Schiffsbesichtigung hielten wir uns noch eine Weile in der Zusatzausstellung auf. Besonders interessant war dort die Nachbildung des ersten Globus der Neuwelt von 1492, der sogenannte „Erdapfel“ von Martin Behaim (1459-1507). Auf ihm konnte man Europa, Asien und Afrika sehen, der Rest war Meer. Als Behaim diesen Globus erstellte, war Christoph Kolumbus von seiner Fahrt nach Südamerika noch nicht zurückgekehrt.
Globus
Globus
Globus
Ansonsten konnten wir uns noch eine Menge Dinge anschauen, die John Cabot auf seinem Schiff mitgenommen hatte. Das waren beispielsweise Dinge für Versorgung oder Reparatur. Er war so ausgestattet, dass er sieben bis acht Monate überdauert hätte.
Cabot
Giovanni Caboto ↗
Wir nahmen die Erkenntnis mit, dass Menschen in der Geschichte „verschwinden“, sie aber letztendlich für die Zukunft und nachfolgende Generationen viel bewegt haben.