Samstag, 10. September 2022

Vorsicht Bären

Wieder einmal sind wir auf einem Campingplatz angekommen, der uns sein mehrere Seiten langes, doppelseitig bedrucktes Regelwerk in die Hand drückt.
Nun, wir machen Camping in Bear Country, und da gilt es selbstverständlich einige Regeln einzuhalten. Da es aber immer wieder uneinsichtige Zeitgenossen gibt, denen selbst die schriftlich überreichten Hinweise egal sind, werden hier sogleich auch noch Strafen aufgelistet, die fällig werden, wenn ... ("the guidelines" auch kontrolliert werden würden!)

Baers in Area

Bär im Gras

Braun- oder Schwarz-Bären oder gar ihre Spuren haben wir nahe der Campgrounds bisher nicht gesehen, dafür jedoch jede Menge Brom-Beeren.

Brom-Beeren

Totem-Tour in Duncan

Auf Vancouver Island findet man traditionell an zahlreichen Orten Totem Poles (Totempfähle) der „first nations“, aber die kleine Stadt Duncan (früher „Alderlea“) auf der Ostseite der Insel, etwa 50 Kilometer in nördlicher Richtung von Victoria gelegen, zeigt in „downtown“ eine Sammlung von über 40 Totem Poles. Diese Stadt wurde deshalb 1986 offiziell zur „city of totems“ ernannt und lädt kulturinteressierte Besucher zu einer besonderen „Totem-Tour“ ein.

Duncan

An der amerikanischen Nordwestküste war es in den Familien der indigenen Bevölkerung üblich, mittels geschnitzter Hauspfähle die Geschichte der Familie zu erzählen und so Informationen an zukünftige Generationen weiterzugeben. In Duncan und in der Umgebung waren dies die „Cowichan First Nations“ (2022: noch ca. 5.300 im gesamten Cowichan-Valley), die größte indigene Bevölkerungsgruppe in British Columbia. Sie gehören den „Coast Salish People“ an. Nicht nur die Familiengeschichte wird mittels der Totempfähle erzählt, sondern es wurden und werden Urahnen in symbolischer Form verehrt und als schützende Stammes-Zeichen angesehen.

totempfahl
Abolishment Pole von Don Smith - 1990 - Nr. 10

Die Stadt Duncan möchte mit den hier aufgestellten Totem Poles zeigen, dass in ihr „zwei Familien in einem Haus wohnen“ – die Mitglieder der städtischen Gemeinschaft Duncan und die Mitglieder der Cowichan-Stämme.

Die Totempfähle werden üblicherweise aus dem Stamm einer Rotzeder (red cedar) geschnitzt. Bevor man den Baum fällt, wird eine Zeremonie abgehalten, um die „Wiedergeburt des Baumes in einer neuen Existenz“ zu feiern. Die Schnitzer arbeiten mit traditionellen Werkzeugen wie Steinhammer und Messer, verwenden aber auch moderne Technologien bei der Herstellung ihrer Totem Poles. Die meisten der Pfähle werden anschließend bunt bemalt. Zur Aufstellung des Totempfahls wird wieder eine „ehrende“ Zeremonie mit Tanz und Gesang zelebriert (Pole-Erhebungszeremonie).


Wenn man auf der Totem-Tour durch die Innenstadt von Duncan wandert, wird man nicht nur durch die jeweiligen Pfähle inspiriert, sondern durch die beigefügte Beschilderung bestens informiert. An jedem Pfahl wird über den herstellenden Künstler und über die von ihm dargestellte Geschichte erzählt.

Harvest-Time
Harvest-Time von Tom LaFortune - 1986 - Nr. 8

Ein wenig schade ist, dass einige der Totem-Pfähle so in der Stadt aufgestellt sind, dass bei ihrem Anflick und erst recht bei einem Foto unweigerlich die Reklame der dahinterliegenden Geschäfte die Wirkung des Totems empfindlich stört. In diesem Bericht können wir nur einige wenige ausgewählte Beispiele vorstellen (von der Stadt Duncan wird darum gebeten, dass die Künstler, die die Totem Poles schnitzten, im Rahmen einer Veröffentlichung mit erwähnt werden sollen; wir kommen diesem Wunsch gerne nach).

Der „Centennial Pole“ (Nr. 40), der sich neben dem Cowichan Valley Museum im ehemaligen Bahnhofsgebäude befindet, ist über 10 Meter hoch und wurde anlässlich der Einhundert-Jahrfeier von Duncan im Dezember 2012 aufgestellt. Er wurde von Calvin Hunt (Kwagu’l Chief Tlasutiwalis) geschnitzt, der zum Jubiläum alle Cowichan-Stämme ehren wollte. Dies geschieht durch einen Frosch, einen Orca (Killerwal), einen Donnervogel und einen Weißkopfadler auf der Vorderseite; auf der Rückseite werden die fünf Stämme der Cowichan durch verschiedene Lachsfische repräsentiert.

Centenial Pole
Centenial Pole von Calvin Hunt - 2012 . Nr. 40

Centennial Pole

Direkt neben dem „Centennial Pole“ steht, neben insgesamt fünf Pfählen, der 1987 errichtete Totempfahl „Transformation in Life“ (Veränderung im Leben, 3,9 Meter hoch; Nr. 25). Es ist ein gemeinschaftliches Schnitz-Projekt von Nelson Canute und Harvey Alphonse (Chief Swaletthul’t’hw). An der Basis des Pfahls sieht man einen Mann, der nach dem Sinn des Lebens fragt. Ein Weißkopfadler (bald eagle), der Weisheit und Heilung symbolisiert, nimmt ihn auf eine Reise mit. Dann bringt er einen jungen, transformierten (wiedergeborenen) Mann zurück, der die Chance bekommt, einen neuen Lebensweg zu gehen.

Transformation of Life
Transformation of Life von Nelson Canute und Harvey Alphonse
1987  -  Nr. 25

Auf der anderen Seite des Cowichan Valley Museums, direkt vor einem alten „Caboose-Wagon“ (ehemaliger Restaurant- und Küchenwagen der Eisenbahn), stehen weitere vier Totem Poles – einer davon (links) ist „The Feast“ (Das Festmahl, Nr. 29). Er wurde 1987 von Doug LaFortune (aka William Horne/ aka. – also known as, auch bekannt als) geschnitzt. Auf dem Totempfahl wird die Geschichte von Thunderbird (Donnervogel) erzählt, der den Cowichans gegen einen Orca-Wal half. Der Orca (Killerwal) fraß alle Lachse in der Cowichan-Bucht und es kamen so keine Lachse mehr den Fluss hinauf. Thunderbird besiegte den Orca und die Cowichans hatten ihre Lachse zurück.

The Feast
Links: The Feast von Doug LaFortune - 1987 - Nr. 29
Mitte: Raven´s Gift von Doug La Fortune - 1989 - Nr. 2
Rechts: Pole of Wealth von Simon Charlie - 1988 - Nr. 14

Auf der Westseite von Downtown, am Ende der Kenneth Street, stehen drei Pfähle zusammen – einer von ihnen ist „The Guardians“ (Die Wächter, 1986, Nr. 9), geschnitzt von Francis Horne Sr. (Khut-Whee-Mul-Uhk). Die drei Wächter an der Spitze des Pfahls blicken Richtung Ozean, erblicken ankommende Kanus und beschützen die Cowichan-Familie. An der Basis erblickt man wieder einen „bald eagle“, der den freien Geist der Küstenbewohner beschreiben soll.

The guardians
Links: The Guardians von Francis Horne Sr. - 1986 - Nr. 9
Mitte: Dzunuk´wa von Oscar Matilpi - 1989 - Nr. 12
Rechts: Chief´s Pole von Francis Horne Sr. - 1986 - Nr. 4

The Guardians

Zurück Richtung Downtown entlang der Government Street kommt man an einem der ältesten Totempfähle vorbei – „Cedar Woman and Man“ (4,7 Meter hoch und 1986 aufgestellt, Nr. 1). Der Schnitzer war Simon Charlie (Hwunu’metse‘). Dieser Pfahl ist nicht bemalt. Sowohl der Mann als auch die Frau tragen gewebte „Salish“-Decken. Von der „Cedar Woman“ wird erzählt, dass ihr in einem Traum vermittelt wurde, wie man die Wurzeln von Zedern sammelt und sie so bearbeitet, dass man danach Körbe und Kleidung weben kann.

Cedar Woman and man
Cedar Woman and Man von Simon Charlie
1986 - Nr. 1

Cedar Woman and Man, hier Cedar Woman
von Somon Charlie - 1869 - Nr. 1

In der Ortsmitte von Downtown (Craig-Street) steht neben einem Platz mit einigen Bänken und vor einer bemalten Hauswand der „Donnervogel mit der wilden Frau“ (Thunderbird with Dzunuk’wa, Nr.19). Der 6 Meter hohe Totempfahl wurde 1990 errichtet und von Ned Matilpi (Moopirr’kim) geschnitzt. Der Donnervogel steht mythologisch für helfende Kräfte, während „Dzunuk’wa“, die wilde Frau, mehr die Angst und Trauer symbolisiert.
Dies ist eine Nachbildung eines Gedächtspfahles für Billie Moon; dieser steht auf dem Yalis Cemetery auf Vancouver Island.

Thunderbird
Thunderbird with Dzunuk`wa von Ned Matilip - 1990 - Nr. 19

Direkt daneben befindet sich der Totem-Pole „Clan Totem of our Nations“ (6,7 Meter hoch, Nr. 44). Er wurde von Tommy Hunt Jr. (Walawidi) geschnitzt und 2017 zum 150jährigen Jubiläum von Canada aufgestellt. In der Mitte des Pfahls sind eine Mutterfigur und Kinderfiguren dargestellt, die die Bedeutung der Frau als „Lebenspenderin“ und der Kinder als „Fortführung des Kreislaufs der Natur“ darstellen soll. Weißkopfadler, Sonne, Bär und Lachs sind weitere wichtige Symbole für die Verbindung der Cowichan mit der Natur.

Clan Totem of our Nations
Clan Totem of our Nations von  Tommy Hunt jr. - 2017 - Nr. 44

Auf jeden Fall konnten wir bei unserer „Totem-Tour“ feststellen, dass es sich bei den geschnitzten und meist bemalten Pfählen um eine recht einzigartige und sehr kulturell ausgeprägte Kunst handelt.

PouPou Tane Hiira, Pou Karanga
PouPou Tane Hiira, Pou Karanga von Tupari TeWhata - 1986 - Nr. 39

PouPou Tane Hiira, Pou Karanga von Tupari TeWhata
PouPou Tane Hiira, Pou Karanga, hier: Te Anhio Whio mit Flöte
von Tupari TeWhata - 1986 - Nr. 39

PouPou Tane Hiira, Pou Karanga von Tupari TeWhata
PouPou Tane Hiira, Pou Karanga, hier Tane Hiira,
King of the Forest, von Tupari TeWhata - 1986 - Nr. 39

Noch eine Kuriosität zum Schluss: zwei Totem Poles kann man nicht mehr besichtigen – Nr. 33 („Eagle above Wolf“) ist durch einen "Autounfall" zerstört worden und Nr. 42 („Thunderbird above Mother Bear“) ist zwischenzeitlich „zur Mutter Erde zurückgekehrt“ (sprich verfault! Hier hatte man wohl einen nicht ganz geeigneten Rotzeder-Baumstamm ausgewählt).

Quellen und weiterführende Informationen:
https://duncan.ca/ 
https://cowichantribes.com/ 

Freitag, 9. September 2022

Vancouver Island

Nach einer kurzen Stadtrundfahrt durch Victoria, der Hauptstadt von British Columbia (man bedenke – Hauptstadt auf einer vor dem Festland liegenden Insel), mit kleinem Rundgang durch die „älteste“ Chinatown von Canada, einem Halt am historischen Verwaltungsgebäude und einer kurzen Besichtigung des Hafens, zog es uns wieder in ruhigere Gefilde.
Dazu verließen wir den farbenfrohen, quirligen Zentrumsbereich und fuhren für einige Tage an die Südwestküste nach Sooke.



Vancouver

Fenster

Parlamentsgebäude

Vancouver
Wo man hinschaut: Blumen und blühernde Pflanzen

quirlige Stadt
Es sieht fast nach einem Blumenwettstreit aus

Chinatown

Chinatown

Chinatown

Seerose

In Sooke findet man neben einem malerischen Leuchtturm zahlreiche romantische Strände, allerdings zumeist mit steinigem Strand. Die in der Nähe von Sooke liegenden Strände tragen verschiedenste Namen: flea beach (Flohstrand), aber auch french beach, china beach, botanical beach oder mystic beach. 

Flea-Beach

Flea-Beach
Flea-Beach

China-Beach
China-Beach

Sowohl vom Leuchtturm als auch an den Stränden hat man wunderbare Blicke auf den pazifischen Ozean mit seinen "Bewohnern" (beispielsweise Seelöwen) bzw. den Wassersportlern, Booten und Schiffen, die unterwegs sind.


Leuchtturm

Kurze Geschichte des Leuchtturmes

Seelöwen

Seeenge

Von Sooke aus unternahmen wir eine Fahrt nach Port Renfrew (Fahrzeit über eineinhalb Stunden auf engen Straßen). Port Renfrew ist ein „Mini-Küstenort“ mit 190 Einwohnern (2020), benannt 1895 nach dem schottischen Lord Renfrew, der hier schottische Kleinbauern ansiedeln wollte – allerdings war sein Vorhaben nicht von Erfolg gekrönt. Nach Port Renfrew kommen dagegen heute Angelsportler aus ganz Nordamerika, um Heilbutt und Lachs zu angeln. Heute wird der Ort überwiegend von „Pacheedaht First Nations“ bewohnt.

Wenige Kilometer in nordöstlicher Richtung von Port Renfrew befindet sich „avatar grove“ (grove = Hain). Hier gibt es einen Parkplatz, von dem zu beiden Seiten Wanderwege durch den Wald zu mehreren "Baumriesen" führen. Im Avatar Grove  stehen Douglasien, Sitka Fichten und Western Red Cedars von enormer Höhe (bis 70 Meter), riesigem Umfang (bis acht Meter), hohem Alter (teilweise über 500 Jahre) und beeindruckenden Rinden-Formationen.

Giant

Nach einigen Tagen fuhren wir von Sooke aus über 120 Kilometer an die Ostküste von Vancouver-Island, nach Nanaimo. Auf dieser Fahrt besuchten wir die „butterfly gardens“ ↗  in Victoria, sowie die „Totem Tours“↗ in Duncan (gesonderter Bericht folgt) und die Wandmalereien von Chemainus (gesonderter Bericht folgt).

Atlasspinner
Atlasspinner

Heliconius doris
Heliconius doris

Hibiscus

Am 08. September 2022 verließen wir über Nanaimo Vancouver-Island mit der Fähre und erreichten in "Horseshoe Bay" das Festland von British Columbia. 

Mittwoch, 24. August 2022

Olympic Peninsula

Wenn „einer eine Reise tut“ und an seinem Ziel angekommen ist, dann muss „einer“ auch wieder zurückreisen.

So ergeht es auch uns: nachdem wir im Rahmen unseres „Lewis & Clark Projektes“ so glücklich den Pazifik mit den Orten Cape Disappointment, Fort Clatsop und dem Cannon Beach erreichten, stand ab Mitte August die Rückreise an.

Da wir bereits im Jahr 2019 den westlichen Teil der Olympic Peninsula bereist hatten, orientierten wir uns diesmal an der Ostküste nordwärts.


So fuhren wir zunächst entlang der Pazifikküste über Twin Harbor zur Olympic Peninsula (Washington).

Wir gönnten uns einen letzter Blick auf den Pazifik mit seinen endlos langen Sandstränden. Dabei sahen wir allerdings auch, wie einige Einheimische UND Touristen hier Urlaub am Strand machen.

Pazifik

Pazifik-Strand

Auto am Strand

Unseren ersten Halt nach rund 80 Kilometern legten wir im Örtchen Hoqiuam (mit gleichnamigem Fluss) in der Nähe der Stadt Aberdeen ein. Dort blieben wir und unternahmen einen kleinen „rainforest“-Spaziergang.
Im Feeenwald

Feeenwald

Feeenwald

Feeenwald
Der Eingang in die Welt der Feen, ...

Drache
... bewacht von diesem Drachen

Danach stand eine lange Fahrt auf der Olympic Peninsula an – startend in Hoquiam erreichten wir nach rund 200 Kilometern den nördlichen Küstenort Sequim mit der „John Wayne – Marina“. Dort verbrachten wir wieder einen Tag, u.a. mit der Beobachtung von Seehunden (seals) im Hafenbecken.

Hafenrobbe

Robbe

Hafenrobbe

Von dort aus besuchten wir den Nationalpark „Hurricane Ridge“ und verweilten auf dem zugehörigen Naturcampingplatz „Heart of the Hills“, der einem ein wenig den Eindruck vermittelte, als würde man in einem Märchenwald nächtigen. Ein Murmeltier in der Nähe erheiterte uns mit seinen Vorbereitungen für den Winter.
Olympic Mountains

Olympic Mountains

Gletscher
Schnell schmelzender Gletscher

Murmeltier

Murmeltier

unberührter Wald

Campground in Hurrican Ridge

Am 24. August 2022 verließen wir mit der Fähre von Port Angeles in Richtung Victoria auf Vancouver Island für dieses Jahr die USA.