Montag, 2. September 2019

Chateaux de Morès

Der Ort Medora in Nord Dakota wurde vom Marquis de Morès und seiner Frau Medora gegründet und selbst heute wirkt der Einfluss der beiden im Ort noch nach. So sollte man unbedingt einmal auf den Spuren dieses historischen Paares wandeln.

Quelle: Interpretive Center Medora
Es wurden viele Geschichten über den Marquis de Morès und seine Frau Medora von Hoffmann erzählt. Der offizielle Name von ihm lautete: Antoine Amédée Marie Vinvent Amat Manca de Vallembrosa, Marquis de Morès et de Montemaggiore. Aufgrund des Reichtums der Familie von Hoffmann, der Vater von Medora war ein reicher Bankier aus New York, war es dem Marquis problemlos möglich, 180 km² Land in Nordamerika zu kaufen, sowie ein "Chateau" und eine Fabrik bauen zu lassen und mehreren Geschäftsideen nachzugehen. Beide Familien besaßen Häuser an der Riviera-Küste in Cannes in Südfrankreich sowie Häuser in Paris. Die Familie von Hoffmann besaß außerdem noch Häuser in New York. Der Marquis, mit sardinischen Wurzeln, jedoch 1858 in Paris geboren, war ein hervorragender Fechter und als erfolgreicher Duellant bekannt. Er saß in den USA mehrere Male im Gefängnis, weil ihm ein Mord angelastet wurde. Er wurde jedoch jedes Mal nach einer Gerichtsverhandlung freigesprochen. Nach seinem geschäftlichen Misserfolg in den USA ging er wieder nach Frankreich zurück und versuchte 1888 für die Franzosen in Vietnam eine Eisenbahnlinie nach Kambodscha zu bauen, was auch nicht von Erfolg gekrönt war. Er wurde 1896 in der Sahara von Tuaregs ermordet.
Ein Satz von ihm ist überliefert, der seine übertriebene Geltungssucht beschreibt: „Ich werde der größte Finanzier der USA werden.“ Ein weiterer Satz regt zum Nachdenken an: „Ich liebe dieses Land, weil hier genug Raum ist, ohne dass man anderen auf die Füße tritt.“

Über dem Ort „thront“  auf einem Bluff das „Chateau de Morès“. Es ist ein zweistöckiges Holzgebäude mit 26 Zimmern, das von der Familie Morès nur in den Sommermonaten von 1883 bis 1886 als „Jagdschloss“ genutzt wurde.
Frontseite mit Eingang
Nach europäischen Maßstäben kann man nicht unbedingt von einem Schloss oder Chateau sprechen, sondern eher von einem großen Holzhaus.
Rückseite mit Anbau









Im Chateau betraten wir zunächst ein Esszimmer mit einem mit Original Geschirr festlich gedeckten Tisch.

Im Nebenraum der Küche (Raum auch für die Bediensteten) fiel vor allem eine Art Kühlschrank aus dem 19. Jahrhundert auf, der mit Eisblöcken "betrieben" wurde.
Wein, Alkoholika und selbst Tafelwasser ließ sich der Hausherr aus Frankreich hier her transportieren.

Während Ausgrabungen fand man hunderte leere aber auch noch gefüllte Flaschen im Keller; einige stehen heute in dem Ausstellungsraum auf einem Regal.














Das "Weingut" gibt es heute noch!

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Einer der wichtigsten Räume schloss sich an – der Jagdraum. Hier wurden alle Gegenstände ausgestellt, die in irgendeiner Beziehung zum Jagen stehen, denn dem Ehepaar Morès war es ein wichtiges Anliegen, zahlreiche Freunde aus dem Osten der USA und Europa für einen Jagdurlaub in Medora zu begeistern. Auch Theodore Roosevelt, der mit seiner Elkhorn Ranch gewissermaßen die Nachbarfarm betrieb, war oft Gast bei den de Morès.
Ihr Arbeitszimmer



Es folgten die Arbeits- und Schlafzimmer des Ehepaares, bestückt mit vielen Originalen aus der damaligen Zeit.

Ihr Bad











Der Rundgang im Untergeschoss endete in einem üppigen Wohnraum mit Kartenspieltisch, Klavier, vielen Büchern und natürlich einem Bärenfell. Man stelle sich den Aufwand vor, der damals für die Familie betrieben wurde  -  das schwere Klavier wurde jedes Jahr nach der Saison wieder in den Osten transportiert, damit es im kalten Winter in North Dakota keinen Schaden nahm.













Im Obergeschoss befanden sich die Schlafzimmer von Tochter und Sohn, etliche Gästezimmer und die Zimmer der Bediensteten. Auch hier wieder bereichert mit vielen liebenswerten Original-Gegenständen aus dem 19. Jahrhundert.












...  Traume von Engeln  ...












Die Kinder hatten u. a. ein
deutschstämmiges Kindermädchen.

















Im Flur waren zahlreiche Original Aquarelle von Medora von Hoffmann aufgehängt, die zeigten, dass sie nicht nur eine begeisterte Reiterin und Jägerin war, sondern auch hervorragend malen konnte.



Am Fuß des Hügels, auf dem das Chateau steht, befindet sich das „interpretive center“ zur Historie des „Chateau de Morès“, in dem ein kleiner Film und eine interessante Ausstellung zum Leben des Marquis gezeigt werden.


Über die kleine Straße bergauf, hinter dem Chateau, erreichten wir das „Burning Hills Amphitheater“, in dem jedes Jahr in den Sommermonaten das so genannte „Medora Musical“ aufgeführt wird. Das Theater wurde 1958 anlässlich des 100sten Geburtstag von Theodore Roosevelt gebaut, der hier in der Nähe seine Elkhorn Ranch betrieb. Es wurde ein Musical aufgeführt, das sich mit dem Leben von Theodore Rossevelt beschäftigte. Bühne und Sitzplätze wurden in dem Berg „Burning Hill“ eingegraben. Nach einigem Hin und Her wurde das Freilichttheater 1965 von dem Geschäftsmann Harold Schafer (1912-2001) gekauft, renoviert und der jährliche Betrieb in Angriff genommen. 1986 übergab man den Betrieb an die Theodore Roosevelt Medora Foundation, die das Amphitheater auch heute noch betreibt. Jährlich werden zurzeit etwa 115.000 Besucher von Ende Mai bis Anfang September mit Live-Konzerten oder Musical-Aufführungen unterhalten.
Von hier oben hatten wir einen unbeschreiblichen Rundblick in die Umgebung, in die Badlands.





















Weitere Informationen zum Marquis und seiner Frau Medora und zu ihren Unternehmungen:
https://www.youtube.com/watch?v=Cko55aivWdQ  & 

Sonntag, 1. September 2019

Nach Medora

Nach zwei Ruhetagen in Belle Fourche fuhren wir auf dem Highway 85 nordwärts, später auf der Interstate 94 westwärts nach Medora.
Die U.S. Route 85 ist eine der Süd-Nord-Verbindungen der USA. Sie startet in El Paso in Texas und endet nach 2.380 Kilometern in Fortuna, North Dakota, an der kanadischen Grenze. Dort wollen wir auch wieder von den Vereinigten Staaten kommend nach Kanada einreisen.



Wir starteten also in Belle Fouche und fuhren zunächst einmal viele Kilometer schnurgerade auf dem Highway 85 Richtung Norden. Deutlich machte sich bemerkbar, dass wir die Black Hills verließen. Die Landschaft wurde flacher und flacher, allerdings mit viel Grasland und immer wieder größeren „Wasserlöchern“.
















Wir konnten zahlreiche Pronghorns, auch „Gabelböcke“ oder „Gabelhornantilopen“ genannt, beobachten. Obwohl diese Tiere an afrikanische und asiatische Antilopen erinnern, sind sie aufgrund ihrer Genetik eine eigenständige Familie der Wiederkäuer. Aber egal, wem sie zugeordnet werden, sie sind elegante und wunderschöne Tiere.



















Aber nicht nur zahlreiche Pronghorns „tummelten“ sich in der Prärie, sondern
wir konnten auch vielen Bisons beim
Grasen zuschauen.













Der von den Indianern früher so bezeichnete „singende Draht“, die Telefonleitung, ein Zeichen der Zivilisation, begleitete uns neben der Straße  -  ansonsten war da nur Landschaft, mit etwas Landwirtschaft und viel Natur.

















Nach 115 Kilometern erreichten wir den kleinen Ort Buffalo (300 Einwohner), benannt nach den vielen Bisons, die hier einmal in riesigen Herden lebten.













Danach waren wir wieder auf dem Highway und in der Weite alleine unterwegs.




Nach weiteren 33 Kilometern fuhren wir durch Ludlow, das angeblich nur 5 ständige Einwohner im Ortszentrum hat. Ludlow hat eine kleine Mini-Schule und eine Kirche, aber sowohl das nächste Lebensmittelgeschäft als auch die nächste Tankstelle sind eben über 30 Kilometer entfernt. Besonders kurios ist der Friedhof von Ludlow, der den stolzen Namen „Bethlehem Cemetery“ trägt.











Knapp zehn Kilometer hinter Ludlow erreichten wir die Staatsgrenze zu dem letzten Staat unserer diesjährigen USA-Reise, North Dakota. Dies war der zwölfte US-Staat, den wir von Mai bis September in diesem Jahr bereisten.













Direkt hinter der Staatsgrenze konnten wir eine Veränderung im Landschaftsbild feststellen. 
Wenn vorher das Prärieland bestimmend war, war es jetzt die Landwirtschaft.
North Dakota zählt zu den wichtigsten Agrarstaaten der USA, was wir deutlich sehen konnten. Ein Getreidefeld folgte dem nächsten, zahlreiche Maisfelder reihten sich aneinander und überall wurde Heu gemacht. Riesige Sonnenblumenfelder, „soweit das Auge reicht“, erstreckten sich bis zum Horizont. Nicht umsonst kann man auf den Nummernschildern von North Dakota
Peace Garden State“ lesen.














Mit Bowman (1.650 Einwohner) erreichten wir dann den ersten größeren Ort in North Dakota. Das Benzin war in diesem Bundesstaat etwas günstiger als bisher und so tankten wir im „Frontier Travel Center“.
Bowman weist eine größere Infra-Struktur auf, es gibt eine High-School und ein „Pioneer Trails Regional Museum“, ein Kino, Restaurants und Hotels.




Bald nach Bowman tauchte in östlicher Richtung eine weiße „Felsformation“ auf, die zu den Ausläufern des so genannten „White Butte“ gehörte. Ein Gipfel der „White Butte“-Formation ist mit 1.069 Metern die höchste Erhebung im North Dakota. Sie sind im Laufe der Jahrtausende durch Erosion entstanden. Der „White Butte“ fällt durch seine auffallend helle Farbe schon aus vielen Kilometern Entfernung enorm auf. Diese Farbe kommt durch den hohen Anteil von „Bentonit“ im Gestein der Felsformation zustande, Bentonit ist eine Natrium-Aluminium-Silikat-Verbindung.
















Das Prärieland, das sich in dieser Region befindet, nennt man „Little Missouri National Grassland“, nach dem Little Missouri River, der hier entlang fließt.




Nach vielen weiteren einsamen Kilometern auf dem Highway folgte der Ort Amidon (20 Einwohner), wo wir dann ausnahmsweise den Highway 85 nicht strikt geradeaus nordwärts weiter fuhren, sondern für 14 Kilometer war der Straßenverlauf Richtung Osten. Amidon wurde im Jahr 1910 in Erwartung eines Anschlusses an die Eisenbahn gegründet. Die Eisenbahn erreichte den jedoch Ort nie, aber die Stromversorgung wurde bis dorthin gebaut, sodass der Ort, zwar winzig klein, trotzdem überlebte.
Nach Amidon erreichten wir den größeren Ort Belfield (800 Einwohner), von dem wir dann westwärts die Interstate 94 Richtung Medora nutzten. Belfield, an der Kreuzung zwischen Highway 85 und Interstate 94, ist ein "Einkaufsort" und wird von der kleinen Öl-Industrie in der Region wirtschaftlich beeinflusst.






Nun fuhren wir an den Badlands des
Theodore Roosevelt Nationalparkes entlang. Die Felsenkuppen der Badlands sind in dieser Region besonders farbenfroh.












Bald erreichten wir Medora, unser vorgesehenes Etappenziel. Der Ort wurde 1883 gegründet und hat heute etwa 130 ständige Einwohner. In den Sommermonaten kommen durch die vielen touristischen Attraktionen zahlreiche Saison-Beschäftigte hinzu.
Da wir am Sonntag vor dem Labor-Day (= Feiertag in den USA) eintrafen, waren die beiden örtlichen Campingplätze bereits überfüllt, und wir mussten für eine Nacht „dry camping“ auf einer Dorfwiese akzeptieren.

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heute gefahrene Kilometer: 310