In einer Werbebroschüre für Unternehmungen in Alaska konnten wir lesen:
Alaska beginnt dort, wo die Straßen enden.
Dies gilt ein wenig auch für unseren Besuch im Ort Hope, der auf der Kenai Halbinsel am Südufer des Turnagain Arms liegt, gewissermaßen auf der anderen Seite von Anchorage.
Um den sehr abgeschiedenen Ort Hope zu erreichen, fährt man von Anchorage aus zunächst für vierzig Meilen auf dem Seward Highway bis zur Kreuzung nach Portage, biegt dort Richtung Süden nach Seward ab und erreicht so die Kenai Halbinsel. Auf der folgenden Strecke dachten wir mehrmals, dass wir in den Highlands von Schottland unterwegs sind [nur sind die Straßen hier breiter]. Die hiesige Landschaft erinnert doch sehr an diese Region in Europa.
Nach weiteren 25 Meilen Richtung Süden auf dem Seward Highway biegt man nach rechts in Richtung Norden ab. Siebzehn Meilen ist man nun entlang des „six mile creek“ unterwegs, um den Ort Hope zu erreichen. Bei Hope mündet der Resurrection Creek in den Turnagain Arm.
Zuerst grüßt den Reisenden dieses Schild:
Doch bald folgte ein Straßenschild, das uns darüber informierte, dass wir das Ende der Straße in 1000 feet, in 300 Metern, erreichen würden. Dem war dann auch so! Damit war klar, dass wir damit endlich das „richtige“ Alaska erreicht hatten.
Die Straße endete und es folgten nur noch Natur und Landschaft. Allerdings erreicht man von dort aus noch den Porcupine (Stachelschwein) Campground.
Hope erhielt 1896 seinen Namen als im "Resurrection Creek" Gold gefunden wurde und sich zahlreiche Goldsucher ansiedelten. Als Anekdote wird erzählt, dass man sich bei der Namenssuche für den Ort dazu entschied, den Namen der ersten Person zu wählen, die das nächste ankommende Schiff verlassen würde. Es war ein junger Mann namens Percy Hope.
Über das genaue Gründungsdatum des Ortes ist man sich nicht ganz einig, aber man feierte auf jeden Fall 1988 ein hundertjähriges Jubiläum. Damit ist Hope um einiges älter als die gegenüberliegende Stadt Anchorage mit fast 290.000 Einwohnern, die erst 1915 als Eisenbahn-Stützpunkt gegründet wurde.
Ein Amerikaner namens Alexander King hatte am "Resurrection Creek" bei Hope bereits 1888 Gold gefunden, aber der Nachrichtenfluss war damals noch langsam und erst 1893 beanspruchte offiziell ein Mann namens Charles Miller einen Claim an diesem Creek. Danach folgten viele Glückssuchende dem Ruf nach „Hope in Alaska“.
Der Stadtplan - Ein Traum der Gründungsväter |
Im Frühjahr 1896 lebten über 3.000 Personen im Gebiet des heutigen Ortes Hope. Man kann es kaum nachvollziehen, aber als die Nachricht von den Goldfunden am Bonanza Creek in Dawson City im August 1896 in Hope eintraf, verließen fast alle Goldsucher den Ort wieder und die Bevölkerung von Hope schrumpfte auf knapp 100 Personen. Trotzdem überlebte der Ort bis heute, man hat ihn nie aufgegeben.
Heute wohnen in Hope über ein großes Gebiet verstreut etwa 140 Personen. Es gibt einen kleinen „historic district“, allerdings mit vielen urigen Gebäuden. Man findet zahlreiche Hütten / Cabins, die Anfang des 20. Jahrhunderts erbaut wurden und noch im Originalzustand erhalten sind – die meisten unbewohnt, aber einige sind wieder recht gemütlich als Privatwohnung hergerichtet.
Besonders stolz ist man in Hope auf die „social hall“ von 1902, eine original erhaltene Blockbohlenhalle, die auch heute noch für Versammlungen, Veranstaltungen, Feste und vor allem Hochzeitsfeiern genutzt wird.
Social Hall innen |
In Hope legt man auch Wert darauf, alte Gebäude mit neuem Leben zu füllen. So befindet sich in der 1986 aufgegebenen Schule, heute die Bücherei des Ortes.
Ein auffallendes Gebäude ist das ehemalige Iver- bzw. Seaview-Café. Dieses Gebäude hat eine lange und interessante Geschichte. Mit den ersten Goldsuchern kamen 1896 zwei deutsche Brüder an, Georg und Ferdinand Roll, die an dieser Stelle in der Main Street einen "General Store" eröffneten.
Kurze Zeit später kauften sie auch den benachbarten Store, der von der Alaska Commercial Company (ACC) betrieben wurde. Gleichzeitig begannen sie recht erfolgreich mit dem Verkauf von Gemüse, Obst und Blumen, die sie komplett selbst anpflanzten. Ferdinand zog 1904 nach Sitka weiter, wo er ebenfalls erfolgreich eine Gärtnerei betrieb. Georg blieb in Hope und baute weiter Pflanzen an, deren Erträge er weiterhin selbst verkaufte. In der Region war er vor allem für seine verschiedenen Apfelbaumsorten und seine Äpfel bekannt.
Als Georg Roll 1941 starb, kaufte der Norweger Iver Nearhouse das Gebäude des "General Stores" und die Gärtnerei.
Iver hatte ursprünglich „Mining Engeneering“ studiert und in Alaska nach Gold gesucht. Als die US-Regierung während des zweiten Weltkrieges jegliche Bergbautätigkeiten und damit auch das „gold mining“ verbot, suchte sich Iver eine neue Betätigung und fand sie im Gartenbau. Er startete mit dem Anbau von Beerensträuchern und versorgte nach kurzer Zeit eine größere Region mit Obst. Nachdem 1941 der Betrieb von Georg Roll zu seinem hinzugekommen war, legte er zusätzlich eine größere Kirschbaumpflanzung an.
1954 eröffnete er in Hope Doc`s Café, in dem er natürlich auch sein Obst und Gemüse vermarktete. Iver starb 1962 und seine Nichte übernahm den Betrieb sowie das Café. Leider wurde das gesamte Anwesen bei dem großen Erdbeben von 1964 komplett zerstört und die Gartenanpflanzungen nie wieder angelegt. Das Café-Gebäude wurde umgesetzt und das Café wurde zu Ehren von Iver Nearhouse in Iver-Café umbenannt. Danach trug es für viele Jahre den Namen „seaview café“.
Im Jahr 2022 haben sich die Besitzverhältnisse geändert und die neue Besitzerin hat das Café leider noch nicht wieder geöffnet.
Unbedingt besuchen sollte man das "Hope and Sunrise Historical and Mining Museum", das 1994 offiziell eröffnet wurde. Es zeigt eine der ursprünglichsten Ausstellungen zur Geschichte des „gold rush“ in Alaska und wie er Menschen beeinflusste. In dem Museum werden auch Erinnerungen an den Goldgräberort Sunrise ausgestellt, der am benachbarten "Six Mile Creek" lag. Im Gegensatz zu Hope existierte er nur für kurze Zeit.
Eine Ansammlung von originalen Blockhütten soll vermitteln, wie das Leben für die damaligen Goldsucher um die Jahrhundertwende aussah. Neben dem Haupthaus gibt es eine alte Schule, eine Schmiede, eine Scheune, eine Quonset-Hütte, ein ehemaliges „Bunkhouse“ und viele andere Artefakte.
Die Schule in einem kleinen Blockbohlenhaus ist dem Lehrer Oskar Grimes gewidmet, der Anfang des 20. Jahrhunderts hier unterrichtete. Seine acht Schüler saßen während des Unterrichtes auf seinem Bett, seinen zwei Stühlen und auf dem Boden – heute unvorstellbar. Grimes unterrichtete Basiswissen im Lesen, Schreiben und Rechnen und war hochgeachtet bei Schülern und Eltern.
Man beachte: tapezierte Wände im Schulhaus! |
Ein Blick in die Schmiede |
Die Quonset-Hütte aus dem Jahr 1942 konnte 2017 ins Museumsensemble aufgenommen werden. Man erinnere sich an die Quonset-Kirchen in Haines Junction und Beaver Creek am Alaska Highway. Die Quonset-Hütten sind halbrunde Metallgebäude, die man leicht transportieren und aufbauen konnte. Hier im Museum in Hope werden in der Hütte Kurzfilme zu Orten und ihrer Geschichte am Turnagain Arm und auf der Kenai Halbinsel gezeigt.
Quonset-Hütte heute als Medienraum genutzt |
Neben der Quonset-Hütte steht ein alter, vor sich hin rostender "Dodge Power Wagon" von Billy Miller.
Im Haupthaus befinden sich Fotografien, Karten, Plakate und viele kleinere Ausstellungsgegenstände, die einen zu einer Zeitreise einladen. Auch Einzelschicksale werden beschrieben.
Auf einem Plakat zu dem Goldminenbesitzer Simon Wible aus Kalifornien kann man unter dem Titel "Chronisches Gold-Fieber" lesen, dass „dich das Goldfieber, wenn es dich einmal gepackt hat, nicht mehr loslässt“. Er führte den hydraulischen Goldabbau in der Region ein, bei dem man das Edelmetall mit einem Hochdruckwasserstrahl aus dem Gestein löst.
Im Außenbereich sind weiterhin neben etlichen Alltagsgeräten zahlreiche Maschinen ausgestellt, die man bei der Goldsuche benötigte.
Auf dem Rückweg entdeckt man an der Haupthütte des Museums ein wunderschönes Bleiglasbild von einem Goldsucher, der symbolisch für alles das steht, was die Menschen in Hope einst bewegte.
Wer mehr über HOPE erfahren möchte, kommt mit Hilfe folgender Links weiter: - wirklich lesenswert!
Übrigens:
für die gesamte Blumenpflege in diesem kleinen aber dennoch weit verzweigten Ort ist eine einzige Frau zuständig! Danke BARB!