Freitag, 8. September 2023

Von Washburn nach Williston


Für unsere nächten Etappen starten in Washburn und fahren über den Highway 200 zunächst Richtung Stanton. Dieser Streckenabschnitt ist der Beginn eines weiteren besonderen Weges Richtung Norden, dem Bison Scenic Byway.

Beginn

Es ist ein wolkenverhangener Tag, als wir erneut den Missouri überqueren und dabei wieder einmal sehr schön die großen Sandbänke sehen können.

Sandbänke im Missouri
Sandbänke im Missouri

Nach gut 20 Kilometern erreichen wir die frühere Pelzhandelsstation „Fort Clark“, die heute nur noch eine archäologische Stätte ist. Allerdings weisen zahlreiche Informationstafeln auf die einstigen großen Aktivitäten an diesem Ort hin.
Wir berichten in einem gesonderten Artikel über "Fort Clark".

Historic Site

Nach der Besichtigung dieser historischen Stätte passieren wir ein Kohlekraftwerk. Es ist die „Leland Olds Station“, die seit 1966 Strom produziert und in den letzten Jahren viel Geld in Verbesserungen der Umweltverträglichkeit investiert hat. Zurzeit werden jährlich etwa 3,3 Millionen Tonnen Braunkohle verarbeitet.

Kohlekraftwerk
Kohlekraftwerk
Kohlekraftwerk
Wagenladung nach Wagenladung
wird die Kohle herantransportiert

Nach insgesamt 40 Kilometern ab Washburn kommen wir in dem 1883 gegründeten kleine Ort Stanton an, der heute etwa 370 Einwohner hat. Bekannt ist der Ort, weil sich in der Nähe die „Knife River Indian Village Historic Site“ befindet. In dieser Siedlung soll einst Sakakawea viele Jahre gelebt haben. Zum Besuch der historischen Stätte gibt es von uns ebenfalls einen gesonderten Bericht.

Knife River

In Stanton blicken uns Meriwether Lewis & William Clark in der Ortsmitte von einem großen Wandgemälde an.

Lewis & Clark

Nach dem Besuch der „Knife River Indian Villages“ fahren wir auf dem Highway 200 weiter und erreichen nach 37 Kilometern den Garrison Dam bzw. den Lake Sakakawea. Der Damm wurde 1953 eingeweiht. Er wurde nach dem nördlich des Damms liegenden Ort „Garrison“ (Garnison) benannt, der 1905 gegründet wurde und heute etwa 1.450 Einwohner hat.

Lake Sakagawea
Garrison Damm
Sakakawea

Der Sakakawea-Stausee entstand 1953 durch den Bau des Garrison-Dammes. Er ist flächenmäßig der zweitgrößte See in den USA und erstreckt sich bis zur Stadt Williston. Der See hat eine Breite von bis zu fünf Kilometern. Fast 95 Prozent der von den "Native Americans" ehemals genutzten Flächen und viele ihrer Siedlungen wurden damals durch Überflutung zerstört. Ebenso liegen alle von dem Expeditionscorps 1805/1806 unter Lewis & Clark genutzten Übernachtungsplätze unter Wasser. So kann man leider auch einige ihrer Landschaftsbeschreibungen nicht mehr nachvollziehen. Dem See ist heute ein State-Park angegliedert, der mit zahlreichen touristischen Erholungsangeboten lockt. In den umliegenden Orten findet man öfters kleine Statuen, die an die Namensgeberin des Sees, Sakakawea, erinnern. Eine fiel uns besonders auf; hier war diesmal nicht der Hund Seaman dabei, sondern ein Bison. Nun, wir fuhren ja auch auf dem Bison Senic Byway.

Sacagawea

Aufgrund von Problemen mit unserem Generator, der in eine spezielle Werkstatt zur Reparatur muss, fahren wir nicht direkt nach Williston weiter, sondern nehmen einen kleinen Umweg über den Highway 83 in die Stadt Minot (48.400 Einwohner, 2020).
Dabei passieren wir das eine oder andere aufgegebene Anwesen, eine einsam stehende Kirche und den Ort MAX (330 Einwohner), der 1906 nach dem ältesten Sohn von Paul Freitag, dem ersten "Postmaster" des Ortes genannt wurde.

zugenagelt
aufgegeben
Kirche
Trinity Lutheran Church mit Friedhof
Max

Für diesen Umweg bis Minot benötigen wir nur 40 Kilometer. Die Stadt entstand 1886 entlang des Gleisverlaufs der Great Northern Railway und wurde nach dem Eisenbahnmanager und Ornithologen Henry Davis Minot (1859- 1890) benannt. 25 Kilometer nördlich der Stadt befindet sich ein großer Luftwaffenstützpunkt.

Etwa 60 Prozent der Bevölkerung von Minot haben skandinavische Wurzeln. So verwundert es nicht, dass die Hauptattraktion der Stadt der „Scandinavian Heritage Park“ ist.
Seit 1993 befindet sich eine Statue aus Norwegen im Park, die eine „ewige Flamme“ symbolisieren soll. Die Flamme brennt in einem Metall-Globus, der von fünf Aluminium-Ski getragen wird. Die fünf Ski vertreten symbolisch die fünf skandinavischen Länder (Dänemark, Finnland, Island, Norwegen, Schweden).

ewige flamme
ewige Flamme

Dort findet man auch ein neun Meter hohes buntes Holzpferd aus der schwedischen Region Dalarna, das sogenannte Dala-Pferd, das mit typischen Blumenmustern farbenfroh bemalt ist.

dala-horse
Dala Horse

Auch einen traditionellen „Stabbur“, eine Nachbildung eines Hochspeicher-Lagerhauses eines norwegischen Bauernhofes, kann man mit seinen wunderschönen Schnitzereien bewundern. In jedem „Stabbur“ wohnt gemäß der Legende ein Weihnachtszwerg, der Kindern Geschenke bringt.

Stabur
Stabur
Stabur innen
...

Das Highlight im „Scandinavian Heritage Park“ ist seit 2000 eine originalgetreue Nachbildung der Stabkirche von Gol in Norwegen aus dem Jahr 1250. Auch diese Holzkirche ist aus einem Tragwerk von mehreren senkrechten Masten/Stäben konstruiert, die wunderschön verziert sind. Überall befindet sich eine Kombination aus christlichen Motiven und solchen aus der Wikinger-Kultur.

Stabkirche
Stabkirche
Das letzte Abendmahl

Auf der Interstate 2 (aber auch erneut auf der 1804) geht es nun wieder Richtung Westen, um nach 195 Kilometern die Stadt Williston (29.000 Einwohner / 2020) zu erreichen, die hauptsächlich von der Öl-Industrie lebt. Dazu fahren wir durch einen Bereich der "Bakken Oil Formation" im Williston Basin von North Dakota (und Montana) und sehen dementsprechend zahlreiche Bohr-Stationen („Pferdeköpfe“) und viele industrielle Anlagen, die mit der Öl-Industrie zu tun haben. Gleichzeitig befinden sich direkt neben den Öl- Förderanlagen große landwirtschaftlich genutzte Flächen.

nach westen
Pferdeköpfe
Pferdeköpfe
moderne Ölfördertürme
Moderne Ölfördertürme
Ölförderung
Ölförderung

Donnerstag, 7. September 2023

Fort Mandan

Nach vielen interessanten Monaten der Erkundung und Entdeckung unsererseits vervollständigen wir unsere Reise entlang des Lewis & Clark Trails von St. Louis bis an den Pazifik mit unserem Besuch in Fort Mandan und können damit diese thematisierte Reise abschließen.
Während wir im Jahr 2022 in North Dakota dem Lewis & Clark Trail vom Zusammenfluss des Yellowstone-River in den Missouri-River bis zum Fort Clatsop am Pazifik folgten, starteten wir in diesem Jahr in St. Louis und folgten dem Missouri-River flussaufwärts bis zum Fort Mandan, dem Winterquartier (1804/1805) des Expeditionscorps.

Reiseroute

Der Nachbau des Winterquartiers von Lewis & Clark liegt knapp zwanzig Kilometer westlich des heutigen Ortes Washburn. Der ursprüngliche Bau lag rund fünfzehn Kilometer flussaufwärts und näher am Fluss, wurde aber im Laufe der Zeit vom Missouri überflutet bzw. weggespült.

wo lag fort Mandan

Vor dem Rekonstruktionsbau des Fort Mandans befindet sich ein Begrüßungszentrum mit einer kleinen Ausstellung.
Fort Mandan Visitor Center

Ein Marker weist darauf hin, dass es sich bei der Anlage um einen 1972 errichteten Nachbau des Winterquartiers „Fort Mandan“ handelt und dass hier Sacagawea mit ihrem Ehemann Charbonneau zum Team der Expedition hinzugestoßen ist.

winter´s approche

Den Namen für das Fort wählten Lewis & Clark, die hier am 02. November 1804 ankamen, zu Ehren ihrer Nachbarn - dem Stamm der Mandan. Neben den Mandan lebten in der Region noch die Hidatsa, die ebenfalls gastfreundlich waren. Die Native Americans verhielten sich gegenüber den Expeditionsteilnehmern entgegenkommend und legendär ist der Satz des Mandan-Häuptlings „Sheheke-Shote“ (weißer Kojote): „Wenn wir essen, wirst auch du essen, wenn wir hungern, wirst auch du hungern.“ Ohne die Gastfreundschaft der Mandan und der Hidatsa, hätten die Männer der Expedition vielleicht nicht einmal den ersten Winter überlebt.

Vom Begrüßungszentrum führt ein kleiner Fußweg zum Fort-Nachbau. Hier stehen einige Informationsschilder, z.B. zum Thema der sehr kalten damaligen Temperaturen (below the freezing point) oder dass man die Fertigkeiten einiger Männer schätzte (men of worth), u.a. die als Schmiede tätigen Gefreiten John Shields, William Bratton und Alexander Willard. Die Schmiede erledigten im Winter auch Arbeiten für die Mandan, wodurch im Gegenzug Mais eingetauscht wurde.

freezing point
men-of-worth

Eine Bank mit einem Zitat von Thomas Jefferson lädt zum Verweilen ein – „the object of your mission is to explore…“

Bank

Danach erreicht man das rekonstruierte Fort mit seiner verwitterten Palisadenstruktur. Im Innenhof wird man von einem Fahnenmast und einer kleinen Kanone begrüßt.

Fort Mandan
Innenhof
Kanone
Diese eiserne Schiffsschwenkkanone befand sich auf dem
Bug des Kielboots.
Diese Kanone konnte mit über einem Dutzend Gewehrkugeln
geladen werden. Sie wurde nie benötigt.

Das dreieckige Fort bot den 40 Männern des "Corps of Discovery" Schutz und war gleichzeitig eine Art kulturelle Begegnungsstätte, weil viele der Mandans, Hidatsa, Arikara, Lakota, ... und einige französisch-kanadische Fallensteller und Pelzhändler zum Tauschen aber auch Austausch von Informationen vorbeikamen.

Bereits Patrick Gass, der für den Bau aller drei Forts (Camp Dubois, Fort Mandan und Fort Clatsop) zuständige Zimmermann, beschrieb das Fort exakt. Es handelte sich um zwei Reihen aneinandergebaute Hütten, die am Ende in einem Winkel miteinander verbunden waren. Im hinteren Teil befanden sich zwei Räume, die zur Aufbewahrung von Materialien und Vorräten dienten. Die Dächer waren mit Brettern belegt, die man mit Gras und Lehm bedeckte, um mehr Wärme in den Räumen selbst zu erreichen.
Insgesamt verfügte das Fort über vier Kamine. Die Räume im Nachbau sind historisch komplett möbliert und es werden Kleidung und Utensilien aus der damaligen Zeit gezeigt. Man soll sich in das damalige Leben hineindenken können.

Soldier´s Quarters
Quartier der Soldaten - mit Jagdutensilien
Soldier´s Quarters
Quartier der Soldaten - mit Kamin
Soldatenquartier
Soldatenquartier - mit Axt, Sägen, ---
Tisch
Soldatenquartier - einfacher Tisch
Soldatenquartier
Soldatenquartier - mit Kamin
Tisch mit Brettspiel
Soldatenquartier- Geige, Brettspiel, ...
Sleeping Loft
Soldatenquartier - mit Aufgang zum Schlafboden.
Soldatenquartier
Soldatenquartier - mit Treppenaufgang (links) zum Schlafboden
Tisch
Soldatenquartier - mit persönlichen Gegenständen
smokehaus
Räucherkammer - Lagerraum
Lagerraum
Lagerraum
Lagerraum

Es gibt die Räume der Captains und der Mannschaft; es gibt eine Schmiede und weitere Arbeitsräume. Auf jeden Fall verbachte das "Corps of Discovery" einen sehr kalten aber insgesamt  annehmbaren Winter in Fort Mandan und konnte die Zeit für das Aufarbeiten des Erlebten während der Anreise, beispielsweise das Erstellen von Kartenmaterial durch William Clark, aber auch für eine gute Vorbereitung zur Weiterreise durch viele Gespräche mit den Indianern und den Pelzhändlern nutzen.

Captain´s Querters
Der Raum von Lewis & Clark
Captain´s Quarters
Vorbereitung
Captain´s Quarters
Raum von Lewis & Clark
Interpreter´s room
Der Raum des Dolmetschers und seiner Frau Sacagawea
Raum
Der Raum des Dolmetschers und seiner Frau Sacagawea
Raum der Sergeants
Sergeant of the Guard´s Quartier
Blacksmith
Arbeitsstätte des Schmiedes
Schmid

Prepairing

prepairing

Fort Mandan

Am 07. April 1805 verließen alle Männer das Fort Mandan. Das Kielboot wurde unter dem Befehl von Korporal Richard Warfington und 15 Männern mit vielen Unterlagen, Briefen, ersten Landkarten, Tagebüchern und naturwissenschaftlichen Materialien an Präsident Jefferson zurück nach Saint Louis geschickt. Warfington erledigte seine Aufgabe mit Erfolg und traf bereits sechs Wochen später, nach der Bewältigung von 2.500 Kilometern auf dem Missouri-River, wohlbehalten mit Kielboot, Mannschaft und Materialien in Saint Louis ein.

Von Fort Mandan aus startend machten sich 33 Personen und ein Hund am 07. April 1805 in sechs Kanus und 2 größeren Boten voller Hoffnung, aber auch mit dem angstvollen Gefühl der Ungewissheit, Richtung Westen auf, um eine Route zum Pazifik zu finden.


Als das Corps of Discovery auf seiner Rückreise Richtung St. Louis den Missouri- River hinunterfuhr, hielten die Männer kurz am 17. August 1806 an, um nach Fort Mandan zu sehen. Was im Winter 1804/05 einst ihr schützendes Zuhause war, war 16 Monate nachdem sie es verlassen hatten, fast verschwunden. Teilweise abgebrannt und wesentlich näher am Ufer des Missouri-Rivers. Man geht davon aus, dass der tatsächliche Standort wahrscheinlich im Laufe der Zeit vom Missouri weggeschwemmt wurde und damit sogar teilweise unter Wasser liegen könnte.


Mittwoch, 6. September 2023

Seaman Overlook

Nahe dem Nachbau des Forts Mandan findet man am Ufer des Missouri-Rivers eine der wenigen Gedenkstätten an den Hund von Meriwether Lewis, den Neufundländer "Seaman", der das Expeditionscorps unter der Führung von Lewis & Clark auf der gesamten Reise zum Pazifik und zurück begleitet hatte. Auch diese Skulptur ist von Tom Neary.

Seaman
Seaman

Während bei fast allen anderen Skulpturen von Lewis & Clark, auf denen "Seaman" meist mit abgebildet ist, diese ihren Blick auf den Fluss oder gen Westen gerichtet haben, blickt "Seaman" auf das nahe gelegene Fort Mandan.

Seaman
der neufundländer

Hinter "Seaman" fließt ruhig der Missouri-River.

Missouri-river

Quelle und weiterführende Information: