Donnerstag, 27. Juli 2023

Zum Ponca State Park

Von Sioux City kommend biegen wir auf den Highway 20 ab und treffen kurz hinter dem Örtchen Jackson auf einen „historical marker“. Er informiert über eine Krankheit von William Clark im August 1804, die er auf den Kontakt mit arsenhaltigen Steinen zurückführt, die Meriwether Lewis von einer Erkundung mitgebracht hat. Im Gestein dieser Gegend ist übrigens nachweislich kein Arsen.

21.August

Außerdem wird auf der Infotafel berichtet, dass in dieser Region Meriwether Lewis auf der Rückreise im September 1806 von einem eigenen Team-Mitglied bei einer Jagd in Oberschenkel und Hintern geschossen wurde. Der Schütze war, ziemlich unabsichtlich, der einäugige Übersetzer, Missouri-Kenner und beliebte Geigenspieler Pierre Cruzatte. Lewis erholte sich glücklicherweise schnell von seiner Verletzung.

Unsere Strecke ist dieses Mal kurz und endet nach gut vierzig Kilometern bereits am Ponca State Park, der malerisch am nordöstlichen Ende von Nebraska am Missouri-Ufer liegt. Der Park und das in der Nähe liegende kleine Städtchen Ponca sind nach dem Stamm der Ponca benannt, die in dieser Region über Jahrhunderte lebten.

ponca state park
Ponca State Park

Gleich am Eingang des extrem gut gepflegten Parks inmitten eines größeren Waldgebietes begrüßen uns ein großes Schwimmbad und ein Kunstwerk.

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Das Kunstwerk nennt sich „Towers in Time“. Es handelt sich um drei große Beton-Säulen / Türme und einen quadratischen Brunnen in der Mitte eines runden Steinfeldes. Auf ihnen sollen geologische Veränderungen dieser Region in einzelnen Erdzeitaltern beschrieben werden. Dabei geht es um die Ursprünge des Lebens, die Entwicklung von Flora und Fauna und die Menschen, die am Missouri über Jahrtausende gelebt haben. Auf der Rückseite der „Towers in Time“ fällt ein kleiner Wasserfall über eine Kaskade in einen Teich.

tower-in-time

Damit soll symbolisch dem Wasser in seiner Bedeutung für alles Leben auf dieser Erde gedankt werden. Auf einem Turm werden prähistorische Wasser- und Landbewohner, natürlich Dinosaurier, aus der späten Kreidezeit (vor 99 bis vor 65 Millionen) gezeigt. 

Dinosaurier

Auf der mittleren Säule sieht man Tiere aus dem Pleistozän (vor 1,8 Millionen bis vor 10.000 Jahren), beispielsweise Mammuts oder Säbelzahntiger.

Pleitozän

Mit Büffeln oder Reihern befinden sich Tiere unserer Zeit, die in der Missouri-Region leben, auf dem rechten Turm. Auf dem quadratischen Brunnen in der Mitte sieht man Ureinwohner aus der Altsteinzeit (vor 2,5 Millionen bis vor 10.000 Jahren), die Menschen aus der Erdhügelzeit (Mounds) und Native Americans der letzten Jahrhunderte. 

säule

Ein wenig erinnern die Darstellungen auf dieser Skulptur an einen Schöpfungsbericht. Geschaffen wurde die Skulptur übrigens von den Brüdern Jay und Dean Tschetter aus Denton in Texas, die sich auf das Schnitzen von Sandsteinreliefs spezialisiert haben.

Im Park gibt es drei Aussichtspunkte. Der eine nennt sich „Dreistaatenblick“. Von hier sieht man nach Iowa, Nebraska und South Dakota. Natürlich sind an diesem Aussichtspunkt Info-Tafeln zur Lewis & Clark Expedition und zum Missouri zu finden.

Overlook
am Missouri
Leben am Missouri
Missouri-Blick
Blick auf den Missouri und das flache Hinterland
Missouri

Von der zweiten Aussichtsstation hat man einen herrlichen Blick auf den Missouri-River, der in diesem Flussabschnitt nicht kanalisiert ist und einem einen Eindruck vermittelt, wie dieser Fluss in früherer Zeit ausgesehen haben könnte.

Missouri
Sandbank

Den dritten Ausblick findet man direkt am Ufer des Missouri. Man sieht auf die Sandbänke und man erblickt die vielen „snags“, die großen, abgestorbenen und verdrifteten Baumstämme, die in seichtem Wasser liegen. Diese „snags“ wurden schon während der Lewis & Clark Expedition den Missouri-Fahrern immer wieder zum Verhängnis, wenn sie mit ihnen kollidierten, und waren später für einige Untergänge der Dampfschiffe, der „Steamboats“, verantwortlich.

Seitenarm
ufer
baumstämme
Baumstämme

Man kann im Ponca State Park ein kleines, „aber feines“ „Education-Center“ besuchen. Hier wird über vieles informiert, was den Missouri betrifft.

Discover

So wird nicht nur durch anschauliches Bild- und Textmaterial aufgelistet, welches Leben im Fluß selbst vorkommt (einige Wasserbecken / Aquarien beinhalten sogar lebende Spezies), sondern wer und wann am bzw. vom Fluss lebte.

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Bild: Education-Center im Ponca State Park
So wird auch über den Ursprung der Bürger von Nebraska erzählt, die sich von Siedlern aus Deutschland, Tschechien, Skandinavien, Irland und Französisch-Canada bzw. Zuwanderern der African Americans nach dem Bürgerkrieg zusammensetzt. Die meisten von ihnen begannen ihr Leben in Amerika am Missouri. Dieses Leben am Ende des 19. Jahrhunderts war schwer, aber durch die fruchtbare Gegend am Fluss letztendlich auch erfolgreich.

Es wird über die Flussschiffahrt informiert und wie man den Fluss im Laufe der Jahrzehnte durch Dammbau und Kanalisierung „zähmte“. Besonders interessant ist die Einführung dazu, die mit der Entstehung des heutigen Flusslaufes des Missouri-Rivers beginnt.

Ice age
Infobild: Education-Center
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Infobild: Education-Center
Ein weiteres Thema ist natürlich der Lewis & Clark Expedition gewidmet. In dem Education-Center findet man widerum eine kleinere Statur zur Expedition. Hier ist es eine verkleinerte Nachbildung des ersten friedlichen Zusammentreffens mit den Native Americans; das Original findet man nahe Fort Atkinson als "First Council Sculpture".

first council

Es wird auch aufgezeigt, welche Fülle an Tieren und Früchten Lewis & Clark in dieser Region vorfanden und sogar erstmals für die Wissenschaft beschrieben.

dine
our road

So ist es nahezu selbstverständlich, dass es in einem weiteren Themenbereich um die Flora und Fauna am Missouri geht. Man wird eingeladen, im Frühjahr oder Herbst hier vorbeizukommen, wenn tausende von Zugvögeln in dieser Region Station machen.
Nach einem Besuch im Education-Center kann man danach eigene Naturbeobachtungen im Park genießen; dazu gehören verschiedenste alte Eichenbäume.

Eiche
fox tail
Grüne-Borstenhirse  -  Green Fox-Tail - Setaria viridis
Mimose
Illinois Bundle Flower  -  Desmanthus illinoensis

Mittwoch, 26. Juli 2023

Trinity Heights in Sioux City

Trinity hights

Die Trinity Heights (Höhen der Dreieinigkeit / Dreifaltigkeit) sind ein religiöser Ort in Sioux City.
Ein Geistlicher aus Sioux City, Pater Harold Cooper (1924-2007) entdeckte 1985 auf einer Reise nach Kalifornien eine große Edelstahl-Marien-Statue in Santa Clara.

Pater

Dieser Besuch inspirierte ihn dazu, eine solche Statue auch in seinem Heimatort Sioux City errichten zu wollen. Mit Freunden erwarb er 1987 das Gelände des/der ehemaligen katholischen „Trinity Heights“-Colleges und -High School und gestaltete mit seinen Freunden in den nächsten Jahren dort eine Stätte, die zum Meditieren und zu religiösen Veranstaltungen einlädt.
Von dem berühmten Bildhauer Dale Claude Lamphere (*1947) ließ man 1992 eine 9 Meter hohe Edelstahl-Skulptur einer Maria und 1998 eine 10 Meter hohe Jesus- Statue anfertigen; jeweils mit dem Schwerpunkt „zum heiligen Herzen“.

Madonna

Die Marien-Statue steht am östlichen Ende des Geländes, begrüßt einen mit ausgestreckten Armen und ihr Edelstahl-Gewand schwingt zur Seite. Über einer Falte des Gewandes sieht man ein großes mit Dornen umwickeltes Herz.
Die Jesus-Skulptur befindet sich am Westende der Gärten, hat eine ähnliche Erscheinung. Auch sein Gewand scheint im Wind zu wehen, ebenfalls begrüßt er die Menschen mit geöffneten Armen. Er jedoch ist deutlich in Bewegung, er geht einen Schritt auf die Betrachter zu. Auch bei ihm ist sein „heiliges Herz“ wichtig, man sieht es in der Mitte seiner Brust.

Herz Jesu

Rechts- und linksseitig befindet sich der „Weg der Heiligen“, wo man einen Rundgang entlang von 60 Heiligenfiguren machen kann. Bei jedem Heiligen erhält man Informationen zu seinem Leben.

Johannes der Täufer
Johannes der Täufer

Zahlreiche weitere Bereiche sind zu finden  -  einer für Marienerscheinungen, einer für verstorbene Kinder, einer zu Ehren von Veteranen.

trauernde Frau

Auf dem Gelände befinden sich viele Bänke inmitten schöner Blumenbepflanzungen, meistens im Kreis angeordnet. Zahlreiche Bäumen spenden Schatten und man hört überall eine leise meditative Musik. Es ist tatsächlich ein Ort, an dem man ein wenig zur Ruhe kommen kann.

Parkanlage

Im Zentrum der Anlage befinden sich das St. Joseph-Center. Hier ist seit 1995 eine lebensgroße Holzschnitzerei des „letzten Abendmahls“ ausgestellt. Es ist dem weltberühmten Gemälde von Leonardo da Vinci nachempfunden, das dieser von 1494 bis 1497 an eine Wand im Dominikanerkloster „Marie delle Grazie“ in Mailand malte.

The last supper


















Geschnitzt wurde dieses Werk von Jerry Traufler aus dem benachbarten Le Mars in Iowa. Nach siebenjähriger Arbeit schenkte das Ehepaar Jerry und Arlene Traufler die Holzschnitzerei an „Trinity Heights“.

Traufler
Jerry Traufler - Foto: St. Joseph-Center

Jerry ist ein außergewöhnlicher Mensch. Er arbeitete als Postbeamter und ging 2017 nach 48 Dienstjahren in den Ruhestand. Parallel arbeitete er an seinen Holzschnitzereien. Im Laufe der Jahre hat er an zahlreichen nationalen und internationalen Holzschnitzwettbewerben teilgenommen und einige von den Veranstaltungen auch gewonnen.
Im  St. Joseph-Center wird ausführlich auf die Entstehungsgeschichte der einzelnen Holzfiguren eingegangen.

Modelle
Sie standen Modell für die jeweiligen Holzfiguren
Foto: St. Joseph-Center
entstehung der skulpturen
Herstellung der Schnitzfigur
Foto: St. Joseph-Center

Das letzte Abendmahl“ / “the last supper“ im St. Joseph Center ist überwiegend aus Kiefernholz geschnitzt und seine Frau und viele Freunde standen dem Künstler Modell. Begonnen hat Jerry mit der Figur des Bartholomäus, Jakobus und Andreas sind als eine Einheit geschnitzt. Die Figuren wiegen zwischen 200 und 300 Pfund und sitzen an einem 6,70 Meter langen Holztisch. Jede Figur hat einen individuellen Gesichtsausdruck, führt andere Gesten aus und nutzt unterschiedliche Utensilien.

Bartholomäus
Bartholomäus, Jakobus und Andreas - und Judas
Judas
Judas, Petrus und Johannes
Jesus
Jesus, Thomas, Johannes d. Ä.
Petrus
Philippus, Thaddäus, Matthäus, Simon

Die Figur des Jesus sitzt in der Mitte seiner zwölf Apostel – ein letztes Mal als Teil ihrer Gemeinschaft.
Auf jeden Fall ist diese lebensgroße Holzschnitzerei des „letzten Abendmahles“ sehr beeindruckend; es soll auf der Welt nur einige wenige vergleichbare Werke geben.

Quellen und weiterführende Informationen:

Dienstag, 25. Juli 2023

Lewis und Clark Interpretive Center in Sioux City

Schon der Außenbereich des Besucherzentrums ist ansprechend und liebevoll gestaltet.

Center

Ein großer bunter Kompass ist in den Boden eingelassen und ein lustig anzuschauender Holz-Pelikan steht am Wegrand. Aus einem abgesägten Baum schauen ein eingeschnitzter Waschbär und zwei kleine Eulen auf einen herab und vor dem Center läuft ein Büffel.

Pelikan
eulen
Büffel

Ebenso vor dem Eingang des Centers befindet sich ein „übergroßes“ Monument, das nur die Kapitäne Lewis & Clark sowie den Neufundländer-Hund Seaman zeigt. Es wurde von dem Bildhauer Pat Kennedy aus Loveland, Colorado entworfen. Es handelt sich um die gleiche Skulptur, wie sie im „River Frontier Park“ in St. Charles steht.

Skulptur

Das Lewis & Clark Interpretive Center ist mit einer weiteren Einrichtung kombiniert.
Dabei handelt es sich um das „Betty Strong“ Encounter Center (Begegnungsstätte), das Foto- und Kunstausstellungen beherbergt, die sich mit Themen der Region befassen. Betty Strong (1925-2004) war eine engagierte demokratische Politikerin, die sich für soziale und kulturelle Projekte in Sioux City und dem County Woodbury, dem hiesigen Landkreis, einsetzte.
Beide Center sind über einen Gang verbunden, in dem Informationen zum Missouri, aber auch zu der Lewis & Clark Expedition ausgestellt sind. Der Gang trägt den Namen „River Connection“.

encounter
Wandgemälde im Eingangsbereich
Wigwam

In zahlreichen Bildern wird der Missouri-River und seine z.T. gefährliche Nutzung mit den Dampfschiffen beschrieben. Das Ende der Dampfschifffahrt mit dem Ankommen der verlegten Eisenbahnschienen und dem damit verbundenen weiteren Fortschritt für die Bevölkerung und die Region wird anschaulich aufgezeigt. In Ergänzung wird detailliert auf die immer wiederkehrenden Hochwassersituationen eingegangen und die daraus resultierende Notwendigkeit der Flussregulierung bzw. des Dammbaus.

Lampen
Eisenbahn
Damm
Missouri Damm
dämme

Der Theaterraum des Interpretive Centers ist etwas ganz Besonderes – er ist einem Kielboot nachempfunden. Man sitzt gewissermaßen im Boot, um einen Film anzuschauen. Auch der gezeigte Film ist etwas Besonderes. Man wird persönlich von William Clark eingeladen, der gerade während seiner Zeit als „Beauftragter für Indian Affairs“ in seinem Arbeitszimmer in Saint Louis sitzt. Er erzählt von dem größten Abenteuer seines Lebens – der Expedition.

Auch ansonsten ist das Center mit viel Technologie ausgestattet. An fünf Stationen begegnen uns „animatronische“ Figuren, die elektronisch gesteuert werden und uns so fast lebensecht ihre Geschichten erzählen. Thomas Jefferson, der Sklave York, Sergeant Floyd sowie die Kapitäne Lewis & Clark gemeinsam berichten von Erlebnissen aus ihrem Leben und lassen uns an ihren Gedankengängen teilhaben.
Jefferson spricht über seinen Traum, einen Weg zum Pazifik finden zu lassen. York erzählt über seine Gefühle als „nicht vollwertiger“ Expeditionsteilnehmer, weil er weiterhin ein Sklave ist.

Jefferson
Präsident Thomas Jefferson
York
York, der Sklave

Ein Schwerpunkt im Museum liegt auf dem Schicksal von Sergeant Charles Floyd (1782-1804), dem einzigen während der Expedition verstorbenen Teilnehmer, der auf einem Hügel nahe des heutigen Sioux City bestattet wurde.
Sergeant Floyd betont seine Bereitschaft, dem Corps of Discovery als „guter“ Sergeant zu dienen und den Pazifik erreichen zu wollen. Nachdem er gesprochen hat, teilt uns eine Stimme aus dem Hintergrund mit, dass er leider am 20. August 1804 verstorben ist.

Floyd
Sergeant Charles Floyd

Lewis & Clark stehen am Grab von Sergeant Floyd, sprechen über seinen Verlust und dass sie Patrick Gass als seinen Nachfolger einsetzen wollen. Des Weiteren erwähnen sie Moses Reed, der desertiert ist.

Lewis & Clark
Lewis & Clark

In weiteren großen Wandgemälden wird auf einzelne Episoden der Lewis & Clark Expedition eingegangen. Hier das Zurückbringen des desertierten "Private Reed".

Reed
im Lager
an Land

Selbst der Neufundländer Seaman hat eine „animatronische“ Station und bellt einen „Präriehund“ an.

seaman

Viele weitere Ausstellungsstücke, die das Expeditionscorps auf seiner Reise gen Westen dabei hatte, werden ebenfalls gezeigt und erklärt.
Wieder einmal kann man das Modell eines Kielbootes anschauen – in einer sehr exakten und gepflegten Ausgabe, verbunden mit großen Gemälden zur weiteren Veranschaulichung der damaligen Geschehnisse.

Keelboat
staken

Auch auf die Native Amerikans wird eingegangen und ihre damalige Lebenssituation erklärt.

sonnentanz
Sonnentanz der Native Americans

Noch viele weitere Ausstellungsgegenstände und interaktive Stationen - auch für jüngere Besucher - informieren über die damalige Expedition in sehr anschaulicher Weise. Kurzum: ein sehr lohnender Besuch!