Donnerstag, 22. Juni 2023

Natur am Missouri

Auf unserer Anfahrt (nach St. Louis) durch die Prärie in Nord-Dakota und Minnesota sahen wir nur vereinzelt Bäume und Büsche, kaum Tiere und  -  keine blühenden Blumen.
Nachdem wir St. Louis / St. Charles entlang des Missouri-Rivers verlassen hatten, änderte sich diese Landschaft; sie wurde nicht nur etwas hügeliger, sondern zeigte auch eine üppige Vegetation mit den verschiedensten großen Bäumen und dichtem Unterbewuchs.
So konnten wir auch wieder unseren Naturbeobachtungen mit Erfolg nachgehen.
(Die Bilder können - wie immer - zum Vergrößern angeklickt werden).

Truthahngeier
Truthahngeier
Auf den z. T. sehr trockenen und kalkhaltigen Böden wächst die kurzlebige "Behaarte Ruellia" (Ruellia humilis).
Ruellia
Behaarte Ruellia (Ruellia humilis)
Auch gibt es ganze Wiesen- bzw. Hangareale, auf denen die "Schwarzäugige Rudbecki" wächst.
Rudbeckie
Schwarzäugige Rudbeckie

An den Weg- und Waldrändern findet man die "Wilde Bergamotte" (Monarda fistulosa). Hier ist dann auch ein Treffpunkt der verschiedensten Schmetterlinge.

Wilde bergamotte
Wilde Bergamotte
Perlmutfalter
Perlmuttfalter
Schwalbenschwanz
Schwalbenschwanz
Swallowtail
Spicebush Swallowtail (Papilio troilus)
Schwalbenschwanz
Pipevine swallowtail oder Blauer Schwalbenschwanz (Battus philenor)
Gelber Falter
Orange Sulphur (Colias eurytheme)

Mittwoch, 21. Juni 2023

Hermann - eine Stadt ...

... deutscher Einwanderer

Wenn man von Norden kommend den Missouri auf der Christopher S. Bond Brücke ↗ überquert und in die Stadt hineinfährt, wird man gleich von mehreren Schildern begrüßt.

Bad Arolsen ist die Partnerstadt von Hermann, Missouri
Hermann
Hier erfährt man in Kürze alles Wissenswertes

Hermann, missouri
Home of the Maifest
Hermann
Old World

Man erzählt sich über Hermann, dass die Stadt ein Beweis für deutsche Entschlossenheit und die Bereitschaft zu harter Arbeit ist. Als die ersten siebzehn deutschen Siedlerfamilien im Jahr 1837 mit dem Dampfschiff hier ankamen, stellten sie fest, dass die bereits in Philadelphia auf dem Papier gekauften Grundstücke in Hermann, nicht das waren, was ihnen versprochen worden war - gutes Ackerland. Was fanden sie vor? Steillagen und Wildnis! Nun - sie ließen sich nicht entmutigen und so existiert Hermann noch heute.
Der Musiklehrer Georg Bayer (1800-1839), der zu Beginn des Jahres 1837 als  Agent der nachfolgenden Siedlergruppe hier eingetroffen war, zählt als Gründer des Ortes. Er kaufte eine wunderschöne Landschaft, aber einen völlig unpraktischen Ort für die Siedler. So ergab sich auch, dass frühzeitig mehrere Weingüter entstanden, die "Steillagen" boten sich dafür an.

Warum entschied sich für den Stadtnamen „Hermann“. Bereits Anfang Juni hatten wir New Ulm in Minnesota besucht und dort an dem monumentalen Herrmann-Denkmal gesehen, mit welcher Begeisterung die deutschen Immigranten den Cheruskerfürsten verehrten. So wollten auch die deutschen Hermann-Einwanderer die dem Cheruskerfürsten nachgesagten Eigenschaften Stolz, Freiheit und Ehre in ihrer Stadt bewahren. 

Herman-Park
Am Ortseingang von Hermann steht natürlich eine Statue des Cheruskerfürsten, nicht ganz so monumental wie in New Ulm. Und im historischen Museum von Hermann wird nicht nur dem Cheruskerfürsten „gehuldigt“, sondern auch seiner Frau Thusnelda.

Thusnelda
Thusnelda ( = "Tussi)
Hermann, der Cherusker

Hinter dem kleinen Park mit der Hermann-Statue befindet sich das historische Feuerwehr-Haus von 1906, das gleichzeitig auch die City-Hall ist.

City-Hall

Rechterhand kommt man zur „Historic Site Deutschheim“. Hier geht es um mehrere Backstein-Häuser aus dem 19. Jahrhundert, die zum größten Teil original erhalten geblieben sind - zum Beispiel das neoklassische Pommer-Gentner-Haus aus dem Jahr 1840. Die Familie Pommer waren bekannte Klavier- und Violinenbauer.

Pommer-Haus
Pommer-Gentner-Haus 
Info Pommer-Gender-House

Hinter dem Haus befindet sich ein Modellgarten, in dem die deutsche Gartengestaltung aus dem 19. Jahrhundert gezeigt wird.

Gemüsegarten

Gegenüber von Deutschheim liegt auf einem Hügel das Gasconade County Courthouse von 1896. Hermann ist die Kreisstadt des 1820 gegründeten Gasconade County, das seinen Namen nach dem hier in den Missouri einmündenden Fluss, dem Gasconade River (benannt nach der französischen Provinz „Gascogne“), erhielt. Dieses Gerichts- und Verwaltungsgebäude wurde übrigens vollständig aus privaten Mitteln erbaut.

Court-House

Der Missouri hatte für viele Jahrzehnte eine große Bedeutung für Hermann. An der Riverfront im Dampfschiffhafen waren um das Jahr 1860 fast 30 Dampfschiffe stationiert, mit denen Personen und Güter flussauf- und -abwärts transportiert wurden. Allerdings gehören die Zeiten der Dampfschifffahrt mit Beginn des Baus der Eisenbahnlinie 1873 schon lange der Vergangenheit an.

River-Memorial

Wir besuchen das historische Museum von Herrmann, das im German Schoolhouse von 1871 untergebracht ist. Die Schule wurde im Jahr 1955 geschlossen.

Deutsche Schule
Museum

Die Ausstellungen in den sieben Räumen des Museums mit unterschiedlicher Thematik befassen sich mit den Menschen, ihren Geschichten und ihrem Erbe sowie den historischen Ereignissen von und in Hermann. Besonders interessant sind der Fluss- und der Kinderraum.
Die Stadt-Uhr im Uhrenturm über dem Gebäude läuft angeblich seit der Fertigstellung im Jahr 1890 ohne Unterbrechung.

Die Uhr
Das Uhrwerk

Vom historischen Museum in der Schiller Street kommt man direkt in die First Street. Hier ist ein weiteres imposantes Backsteingebäude zu finden, die Concert-Hall von 1877, in der früher ein reges kulturelles Leben stattfand.

Concert Hall

An der folgenden Kreuzung kommt man zur Festhalle im Hermann Inn, zum Hermann Wursthaus, zur Black Shire Distillery mit einem herrlichen Außengelände und zur Tin Mill Brewery.

Festhalle

Inn

Destillery
Brauerei

Ansonsten fällt in Hermann auf, dass alles „Hermann“ ist. Es gibt eine Hermann Farm, einen Hermann Hof (mit Festhalle von 1886), das Hermann-Wursthaus, usw.,
und die Hermann Trolleys befördern die Touristen unentgeltlich von einem Ziel zum nächsten.

inn
Hermann-Trollies

Heute hat die Stadt knapp 2.200 Einwohner und lebt zu einem Großteil vom Tourismus. Es werden Mai- und Oktoberfeste veranstaltet, die zu den großen Attraktionen von Missouri zählen. Es gibt das Hermann-Wursthaus, das mit deutschen Wurst- und Fleischspezialitäten wirbt, und viele Restaurants. Zahlreiche kleine Shops im historischen Stadtviertel laden zu einem Bummel ein.

In einem Umkreis von zwanzig Kilometern um die Stadt gibt es zwei Brauereien, fünf Destillerien und zehn Weingüter.

Fernweh-Destillerie

Bei so vielen Möglichkeiten, Alkohol zu sich zu nehmen, braucht man ansprechende Übernachtungsangebote - so beispielsweise im dreistöckigen Backsteingebäude „White House Hotel“, das original von 1868 erhalten geblieben ist und in dem man bei der Übernachtung in einem authentisch eingerichteten Zimmer eine „Reise in die Vergangenheit“ unternehmen kann.

White House Hotel
Saloon

Quellen:

Lewis & Clark in Hermann

Auf unserer Weiterfahrt erreichen wir die Stadt Hermann, in der man - wie in vielen anderen Städten - anlässlich des 200jährigen Jahrestages ihrer Expedition ihrer gedachte und Plaketten, Informationsschilder oder gar Statuen aufstellte. Das Expeditionscorps kam auf seiner Hinreise am 26. Mai 1804 hier vorbei.

Hermann liegt hier

In der Stadt  Hermann hat man neben einer einzigen Informationsschrift im städtischen Museum noch nahe des Missouris eine Informationstafel aufgestellt. In dem nahen Wendeplatz des Uferparkplatzes wurden Kacheln mit Motiven zu der Lewis & Clark Expedition in den Boden eingelassen. Leider scheint sich in den zurückliegenden Jahren niemand mehr um diese Ausstellungsstücke gekümmert zu haben  -  wie in vielen anderen Städten auch.

Infotafel in Hermann
200 Jahr-Feier
Lewis & Clark
Das Kielboot
Navigation
Missouri
Missouri - Blick gen Osten
Missouri
Missouri - Blick gen Norden

Dienstag, 20. Juni 2023

Blumenhof im "Rhineland"

Der Blumenhof – ein Winzerbetrieb
 
Gemütlich sind wir entlang des Missouri auf dem Highway 94 Richtung Hermann unterwegs und erreichen den kleinen Ort Dutzow - die älteste deutsche Siedlung in Missouri, die bereits 1832 gegründet wurde und bei der Einwanderung von Deutschen eine große Rolle spielte.
Bereits 1824 besuchte der Schriftsteller Gottfried Duden (1789-1856 / nicht verwandt mit Konrad Duden, dem Herausgeber des Buchs über die deutsche Rechtschreibung) die Region. Sein Buch über eine Auswanderung in die USA veranlasste Hunderte von Menschen diesen Schritt zu wagen. 1832 kam Baron Johann Wilhelm von Bock aus Mecklenburg (1785-1856) mit einer Gruppe Auswanderer in die Region, kaufte Land und gründete Dutzow. Der Ort wurde schnell zu einer extrem deutschgeprägten Siedlung.
Uns führt der Highway 94 auch entlang des Katy Trails und entlang der Weinstraße von Missouri, die von St. Charles bis Hermann führt.

Zahlreiche Weinberge an den weitläufigen Hängen des Missouri zeigen, dass wir uns nun tatsächlich im „Rhineland“ an der Weinstraße befinden. Wir kommen auch an einigen größeren Weinkellereien vorbei.
Die zahlreichen deutschen Immigranten, die im 19. Jahrhundert in dieser Region eintrafen, sahen in der hiesigen Landschaft am Missouri eine große Ähnlichkeit zum deutschen Rheintal und schon trug die Region den Namen „Rhineland“.
Gleichzeitig stellten sie fest, dass sich Boden und Klima hervorragend für den Anbau von Wein eignen würde. Die ersten Weinberge wurden angelegt, die ersten Kellereien entstanden.
In der 1920er Jahren, während der Prohibition (Zeit des Alkoholverbotes), wurde den Winzern übel mitgespielt - ihre Weinberge und die Kellereien wurden zerstört. Erst in den 1960er Jahren erholte sich die Weinregion im „Rhineland“ wieder.

Dann entdecken wir bei Dutzow ein kleines Weingut, bei dem das Garten- und Terrassengelände durch die vielen blühenden Blumen so schön gestaltet ist, dass man einfach stehen bleiben muss. Gelandet sind wir beim „Blumenhof“, der aber keine Gärtnerei, sondern eben eine Weinkellerei ist, die seit 1979 in der dritten Generation als Familienbetrieb geführt wird.

Blumenhof

„Blumenhof“ - wie kam es damals zu der Namenswahl? Nun, die Winzerfamilie, die aus dem Nordwesten von Deutschland stammt, trägt den Namen Blumenberg und so entschied man sich also vor vierzig Jahren dazu, dass die Blumenbergs den Weinbetrieb Blumenhof führen.
Willkommen

Alle angebotenen Weine werden nur aus lokal und selbst angebauten Trauben gekeltert und die Winzer Blumenberg sind für ihre Weine mehrfach ausgezeichnet worden. Die Weinverkostung wird kostenlos angeboten und die Weinprobierstube sieht mit den Landschaftsbildern aus Deutschland und dem typischen deutschen Mobiliar sehr „heimisch“ aus. Es herrscht eine spürbar freundliche Atmosphäre und man fühlt sich in dem kleineren Betrieb als Gast sehr persönlich betreut.

Blumenhof
welch ein Farbenspiel
Welch ein Farbenspiel!
Er mundet
... und er mundet ...
Weinland

Quellen und weiterführende Informationen:

Lewis & Clark– 23.Mai

Mit dem Auto kommt man heute nahe an der Stelle am Missouri-River vorbei, wo das „Corps of Discovery“ zwei Tage nach seiner Abreise aus St. Charles am 23. Mai 1804 campte, allerdings auf der gegenüber liegenden Flussseite (Tavern Rock Cave). Aufgrund der in den letzten gut 200 Jahre stattgefundenen Erosionen befindet sich der jetzige Aussichtspunkt weit von der damaligen Landungsstelle des Expeditionscorps entfernt. Die ehemals große Sandbank (Labadie Bottoms) gehört nun zum rechten Flussufer. Während zurzeit von Lewis & Clark der Fluss sein Hauptbett südlich dieser Sandbank hatte, fließ heute das komplette Wassers des Missouri direkt vor dem Betrachter durch.

Missouri
Missouri
Missouri - Blick nach Osten
Missouri
Missouri - Blick nach Westen

Schräg gegenüber liegt heute die Labadie-Power-Plant ↗, ein Kohle-Kraftwerk.

Wenige Kilometer vorher hat man bereits aus einiger Entfernung einen Blick auf den Missouri-River und seine Vegetation. So könnten es auch Lewis & Clark gesehen haben; verschlammte Ufer und dichte, hohe Vegetation an dem nahen Uferbereich.

Missouri