Freitag, 6. September 2019

Das Lewis & Clark Trail Museum

in Alexander (North Dakota) ist im ehemaligen Schulhaus untergebracht. Das dreistöckige Klinker-Gebäude wurde 1914 erbaut und diente bis 1967 als Schule.












1969 brachte man dann das heutige Museum unter, in dem sich neben Ausstellungsstücken zur Lewis & Clark Expedition zahlreiche Gegenstände eines lokalen Heimatmuseums befinden.

Der eigentliche Historic Trail der Expedition führte in einiger Entfernung von Alexander nördlich am Missouri entlang.
Der Lewis and Clark National Historic Trail, der sich über eine Distanz von 3.700 Meilen (5.950 Kilometer) erstreckt, beginnt im Osten der USA, in Hartford in Illinois und endet im Westen an der Mündung des Columbia Rivers in den Pazifik, in der Nähe der heutigen Stadt Astoria in Oregon. Er wurde 1978, aufgrund seiner großen Bedeutung der „Eroberung des Westens“, vom amerikanischen Congress als historischer Weg der USA etabliert.

Bereits die Außenanlagen des Museums in Alexander sind sehenswert. Zunächst einmal fällt die Ausstellung von versteinertem Holz auf. Es sind insgesamt dreizehn Baumstümpfe, die man 2014 bei den Bauarbeiten zur Ortsumgehung bezüglich des Highway 85 ausgegraben hatte. Diese Baumstümpfe gehören zu einer zypressenartigen Baumfamilie und versteinerten in einem Sumpfgelände, das sich vor etwa sechzig Millionen Jahren im Bereich des heutigen Alexander befand.
















Außerdem befinden sich auf dem Außengelände historische Landmaschinen und ein Blockhaus von ersten Siedlern, das aus „Cottonwood-Baumstämmen“ erbaut wurde und aus den frühen 1930er Jahren stammt.











Des weiteren gibt es ein kleines Blockhaus,
in dem sich vor Jahrzehnten die erste Pfadfindergruppe des McKenzie Counties traf, die „Boy Scout Cabin“.
















Eine kleine Kirche steht auf dem Gelände, die Highland Lutheran Church







Besonders hübsch ist das Gebäude, in dem ein Kaffee- und Geschenke-Shop betrieben wird. Es trägt den Namen „James Gang Java“, nach der Betreiberin  Kathy "Jess" James, und war einst das „Ein-Raum-Schulhaus“ des 1960 aufgegebenen Ortes Charbonneau.









Im Museumsgebäude selbst beginnt man mit der Besichtigung im Untergeschoss.


Im rechten Zimmer befindet sich ein Original-Klassenraum mit Ausstellungsstücken aus über fünfzig Jahren Schulgeschichte. Man kann sich historische Schuluniformen anschauen, Schulzeitungen aus vergangenen Jahrzehnten lesen und sich in die Atmosphäre eines Unterrichtes beispielsweise in den Zwanziger Jahren hineinversetzen.








Selbst alte Klassen- und Notenbücher lagen zur Einsicht aus!



Klicken Sie ruhig einmal auf die Bilder zum Vergrößern. Insbesondere auf die Landkarte
































Besonders amüsiert haben uns die Regeln für eine Lehrerin von 1914, die beispielsweise nicht in der Eisdiele des Ortes „herumlungern“ durfte, von 20 Uhr bis 6 Uhr Zuhause sein musste und sich nicht die Haare färben durfte.

Auf der linken Seite befindet sich der Lewis and Clark Room. Hier ist an einer Wand der komplette Verlauf des Weges der Beiden auf einer großen Karte dokumentiert.






Das Fort Mandan, in dem die Beiden zwischen 1804 und 1805 überwinterten, ist in einem Modell aufgebaut. Das Fort befand sich in der Nähe des heutigen Ortes Washburn, nordwestlich von der Hauptstadt von North Dakota, Bismarck, gelegen.
Das Fort brannte bereits im Jahr 1806 wieder ab. Heute steht an dem Ort eine Rekonstruktion des ehemaligen Forts.






Meriwether Lewis (1774-1809) und
William Clark (1770-1838) werden in Bildern vorgestellt, ihre unterschiedlichen Charaktere werden beschrieben – Lewis war der mehr wissenschaftlich interessierte Mensch, der mit seinem riesigen Neufundländer-Hund „Seaman“ anreiste, und Clark war der Praktiker, der seinen afro-amerikanischen Sklaven York mitbrachte.







Auch dem Präsidenten Thomas Jefferson ist in der Ausstellung Raum gewidmet. Er kannte Meriwether Lewis seit dessen Kindheit in Virginia. Lewis war später sein Privatsekretär. Präsident Jefferson wollte nach seinem erfolgreichen Louisiana-Purchase von 1803 die Erkundung des Kontinents bis an die pazifische Küste voran treiben und beauftragte deshalb die Expedition. Er kannte Lewis und schätzte dessen Fähigkeiten. Deshalb wählte er ihn zur Durchführung dieser Expedition aus.
Lewis wiederum fragte William Clark, der ebenfalls aus Virginia kam und mit dem er gemeinsam beim Militär gedient hatte, ob er an der Expedition teilnehmen könnte.
Die beiden hatten nicht nur den Auftrag, eine Route in den Westen zu finden und dazu auch Kartenmaterial zu erstellen, sondern sie sollten alles beschreiben und katalogisieren, was sie an „unbekannten und eventuell wertvollen Dingen“ entdecken würden.

Dementsprechend wird in der Ausstellung auch einiges an Fossilien, Tieren und Blumen gezeigt, die während dieser Expedition erstmalig beschrieben wurden.

Auch die „Native Americans“, die Indianer, sind in der Ausstellung wichtig, denn für viele Indianer war die Begegnung mit den Teilnehmern der Expedition das erste Aufeinandertreffen mit der weißen Bevölkerung der USA.
Einer Vertreterin der „Native Americans“ wird besonders gedacht - „Sacagawea, auch manchmal Sacajawea genannt“. Sacagawea war eine Shoshone-Indianerin und mit dem französischen Pelzhändler Charbonneau verheiratet. Die beiden begleiteten die Lewis and Clark Expedition ab Fort Mandan als Dolmetscher. Sie wird in den Unterlagen von Lewis und Clark viele Male erwähnt und hat zum Gelingen der Unternehmung beigetragen. Von ihr werden viele Geschichten erzählt und sie besetzt im historischen Rückblick die Rolle der Frau, die an der „Eroberung des Westens“ teilnahm.

Auch die Frauenrechte-Bewegung Anfang des 20. Jahrhunderts hat sie, ein „wenig verklärt“, als die Frau eingestuft, ohne die eine Erkundung des Westens nicht funktioniert hätte.

William Clark hatte übrigens nach dem Tod Sacagaweas im Jahr 1812 die Erziehung ihres Sohnes Jean Baptiste übernommen, dem er eine hervorragende Ausbildung ermöglichte.

Sacagawea wird in den USA mit zahlreichen Statuen in verschiedenen Städten geehrt und im Jahr 2000 wurde ihr zu Ehren eine goldfarbene Ein-Dollar-Münze herausgegeben. Wir hatten das große Glück, eine solche Münze an diesem Tag zu erhalten.

Im zweiten Stockwerk des Museums befindet sich auf der linken Seite der so genannte „Country Store“.

Unter anderem konnten wir dort einen originalen Schuh-Reparatur-Shop aus den Zwanziger Jahren besichtigen. Außerdem wird die Ausstattung eines Geschäftes aus den Zwanziger Jahren präsentiert – hier konnte man von Geschirr über Maschinen bis hin zu Kleidung alles kaufen, was man im frühen Pionier-Leben so brauchte.

Auf der rechten Seite in diesem Stockwerk befindet sich der so genannte „Hall of Fame Room“. Hier sind einmal zahlreiche schriftliche Dokumente untergebracht, wieder mit einem Schwerpunkt zur Expedition von Lewis and Clark. Gleichzeitig werden aber viele Erinnerungen an die Menschen aus der ersten Pionierzeit in Alexander gezeigt.
Viele Erinnerungen sind ansprechend in
shadow boxes“/ Erinnerungsschachteln untergebracht, die teilweise mit sehr persönlichen Gegenständen dekoriert sind.
Diese „shadow boxes“ wurden 1969 zur Museumseröffnung von Bürgern aus Alexander gestaltet und machen dem Museumsmotto „Honoring our Elders / Preserving our Past“ (unsere Vorfahren ehren und an unsere Vergangenheit erinnern) alle Ehre.
Im dritten Stockwerk befindet sich ein „Pioneer Room“ mit Ausstellungsstücken zur Minen-Geschichte in der Region und einer Kollektion von Damenmode aus dem frühen 20. Jahrhundert. Im „The Days of the Week Room“ wird eine historische Spiele-Sammlung, einige Alltagsgegenstände und die Ausstattung eines Friseurgeschäftes gezeigt.

Wir waren nach unserem Besuch des Lewis and Clark Trail Museums in Alexander auf jeden Fall mit zahlreichen Erkenntnissen über die Expedition, aber auch über das Alltagsleben der Pioniere, bereichert. In diesem Museum waren vielleicht nicht die modernsten Präsentationstechniken zu erleben, aber eine mit viel Herz gestaltete Ausstellung.



Zum Fort Buford

Wir fuhren zunächst gut dreißig Kilometer den Highway 94 von Medora nach Belfield ostwärts zurück, entlang der bunten Badlands des Theodore Roosevelt Nationalparks (South Unit).


Von Belfield ging es dann nordwärts den Highway 85 Richtung Watford City.
Der Highway 85 wird ab Rapid City und hier in North Dakota auch als
Theodore Roosevelt Expressway“ &  bezeichnet.
Links der Straße führten immer wieder kleinere, nicht asphaltierte Stichstraßen in die National Grasslands zu Farmen, Campsites von kleinen Ölförderfeldern, ansonsten führt die Straße über weite Strecke strikt geradeaus.

















Häufig waren die Pferdekopf-Pumpen zur Ölförderung auch in der überwiegend landwirtschaftlich genutzten Region zu sehen.







Umfunktionierte Kirche in Grassy Butte als Privathaus



Einen interessanten Halt hatten wir in
Grassy Butte, heute nahezu eine Geisterstadt, in der sich das winzige, aber absolut originelle Grassy Butte Post Office Museum befindet. Das Post Office wurde von 1914 bis 1962 genutzt. Der Ort besitzt noch eine ehemalige katholische Kirche und eine ziemlich historische Tankstelle.
In diesem Ort herrschte einmal reges Leben, bis die Dürre Mitte der 1930er Jahre die Farmer zum Wegziehen zwang!


Derzeitige Poststation mit Tankstelle


























Blick durch ein Fenster in die alte Poststation;
Alte Poststation (heute hinterer Eingang)
leider war sie geschlossen.














Alte Poststation mit vorgebautem Eingang

















Grassy Butte

Dieser isoliert stehende, mit Gras bewachsene Hügel (Butte) gab dieser Ansiedlung ihren Namen.










Danach wurde die Landschaft wieder spektakulärer, weil sie sich nun erneut durch sehr hügelige und bunte Badland-Felsformationen schlängelte. Die schmalen Täler zwischen den einzelnen Bergen sind vor allem durch den Little Missouri River, der sich hier eingegraben hatte, und durch Erosion entstanden.
Der Little Missouri River kommt von Süden, fließt an Medora vorbei und durch den südlichen Teil des Theodore Roosevelt National Parks.


Neue Brücke über den Little Missouri River




Little Missouri River









Nach achtzig Kilometern erreichten wir die Entrance Station des Nordparks (North Unit) vom Theodore Roosevelt National Park. Schnell stellten wir fest, dass die Landschaft des Nordparks rauer und wilder erscheint als die Badlands im Südpark. Alles ist etwas enger, kompakter, und nicht so weitläufig wie im Südpark.













Hier im nördlichen Teil wollten wir nicht den gesamten Park auf einer Panoramastraße durchfahren, sondern uns lediglich die Cannonball Concretions, die Ansammlung der Cannonball-Steine, anschauen. Also befuhren wir die Panoramastraße nur etwa zu einem Drittel.
Sofort nach dem Aussteigen entdeckten wir die kugelförmigen Steine. Einige liegen als Einzelsteine da, andere sind in einer Felswand „eingewachsen“. Diese Steine sind unterschiedlich groß, einige erreichen einen Durchmesser von mindestens 1,50 Meter. Auffällig ist jedoch, dass sie zumeist komplett kugelförmig sind. Ihre Entstehung wird mit einem Kristallwachstum verglichen. Es gibt einen Urkern aus Sand, um den herum sich dann im Laufe der Jahrtausende weitere Schichten anlagerten, sodass sie irgendwann zu diesen kugelrunden Gebilden wurden. Einige fallen bereits der aktuellen Erosion zum Opfer und zeigen eine Erscheinung des langsamen Zerfalls.
































Wir verließen wieder die farbige Welt der Badlands und kehrten auf den Highway zurück,
der wieder Schnur gerade gen Norden verlief.












Auch die Ölindustrie war hier wieder
allgegenwärtig.














Wir erreichten Watford City, eine Stadt, deren Bevölkerungszahl sich in den letzten zehn Jahren auf mehr als 6.500 Einwohner vervierfacht hat. Der Grund hierfür ist der „North Dakota oil boom“. Watford City liegt in einem Bereich des so genannten „Bakken Field“, benannt nach dem Farmer Henry Bakken, auf dessen Land in Tioga, North Dakota, Öl gefunden wurde. Das „Bakken Field“ erstreckt sich über die kanadischen Staaten Manitoba und Sasketchuan und die amerikanischen Staaten Montana und North Dakota. Watford City wurde bereits 1914 im Rahmen der Streckenführung der Great Northern Railroad gegründet.

Erneut begegnete uns hier Präsident Theodore Roosevelt – dieses Mal als großer Präsidentenkopf vor einem Motel. Da hatte man aus Werbegründen doch tatsächlich einen der „Präsidenten-Gipsköpfe“ vom Bildhauer David Adickes aus Houston gekauft (siehe unsere Fahrt von Spearfish nach Deadwood).








Von Watford City folgten wir weiter dem Highway 85, diesmal in westlicher Richtung Dort trafen wir das erste Mal auf ein Schild,
das über den „Lewis Clark Trail“ informierte. Lewis und Clark waren in dieser Gegend 1805 auf ihrer Expedition Richtung Westen unterwegs.







Getreidesilos vor Alexander

Nach 32 Kilometern erreichten wir den Ort Alexander, wo wir das Lewis Clark Trail Museum besuchten. Zu diesem Museum gibt es einen eigenen Bericht.
Alexander, ein kleiner Ort mit circa 300 Einwohnern,  wurde 1905 gegründet und nach dem Lokalpolitiker Alexander McKenzie (1851-1922) benannt. Der Ort bekam den Vornamen des Politikers, das County hier den Nachnamen des Politikers – McKenzie County.









Ab Alexander verließen wir den Highway 85 und fuhren über den Highway 200 westwärts nach Fairview, um dann nordwärts über den Highway 58 Fort Buford zu erreichen.




In Fairview befanden wir uns für kurze Zeit im Staat Montana, korrekterweise nur wenige hundert Meter und nur, um zu tanken. In Fairview (950 Einwohner) spielen, wie in vielen anderen Orten der Region auch, sowohl die Landwirtschaft als auch die Öl-Industrie nebeneinander eine Rolle. Die Landwirtschaft hat vielleicht eine etwas größere Bedeutung, denn man findet im Ort Figuren von Maiskolben und Zuckerrüben.













Wieder einmal fiel uns die besondere Straßenbeschilderung auf. Sowohl die 58 wie auch vorher die 200, waren mit einem Indianer-Kopf dargestellt – ein Tribut an den „Native American“ Marcellus Red Tomahawk, der Ende des 19. Jahrhunderts als Lakota-Botschafter an Friedensverhandlungen teilnahm, Mitglied der Polizei des „Bureau of Indian Affairs“ war und der 1890 Sitting Bull erschoss. Dementsprechend nennt man diese Straßenzeichen auch die „Red Tomahawk“-Schilder. Die Schilder sollen im Laufe der nächsten Jahre gegen ein Motiv, das den Staat North Dakota zeigt, ausgetauscht werden.

Yellowstone River (Blick nach Westen)
Knapp fünf Kilometer westlich von Fairview befinden sich eine 1913 gebaute, 1992 still gelegte Eisenbahnbrücke mit dem sich anschließenden Cartwright Tunnel, die Touristen heute zu Fuß begehen können.
Früher war die Brücke abwechselnd für Fahrzeuge und Eisenbahnen freigegeben;
die Brücke konnte sogar zur Seite schwenken, damit größere Schiffe sie passieren konnten.
Außer dem Test nach dem Bau hat dies jedoch nie stattgefunden, da der Yellowstone River immer mehr verlandete und kurz darauf für größere Schiffe unpassierbar wurde.
Erst 1997 teste man den Mechanismus wieder, als die Brücke überholt und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Er funktionierte einwandfrei!


Yellowstone River (Blick nach Osten)













Auf dem letzten Teilstück der Tagesetappe passierten wir noch die beiden großen Flüsse der Region  -  zunächst den Yellowstone River und anschließend den Missouri River.
Missouri River










Nach ~ 20 Kilometer auf dem Highway 58 erreichten wir unser Tagesziel Fort Buford &, wo wir auf dem Campground des Forts übernachteten.

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Heute gefahrene Kilometer: 230