Sonntag, 14. Juli 2019

Auf der Route 66 - Teil 2

Heute stand die Strecke von Kingman nach Williams stand auf unserem Reise-Programm  -  ausschließlich auf der legendären Route 66, die offiziell 1985 „eingestellt“ wurde. Es ist einer der längsten Streckenabschnitte der "Historic Route 66" in West-Arizona, der noch intakt ist.


Wir verließen den Campingplatz in Kingman und kamen stadtauswärts zunächst am Airport von Kingman vorbei. Hier standen vor allem viele Frachtflugzeuge.



Die Landschaft war flach, nur am Horizont waren Berge erkennbar.




Unser erste Halt war nach knapp 35 Kilometern in Antares. Namensgeber ist „Antares“, ein „gigantischer“ Stern  im Sternbild „Skorpion“, der dem Mars ähnelt. An dieser Stelle wurde 1965 das „Ranchero Motel“ eröffnet. Die alte Rastanlage ist schon lange aufgegeben und ist nun das „Antares Road Visitor Center“. Neben vielen künstlerischen Eisenfiguren ist dort der 4,27 m hohe „Gigantus Headicus“ aufgestellt, der 2004 vom örtlichen Künstler Gregg Arnold gebaut wurde. Er ist als Touristen-Attraktion gedacht.
1883 bereits wurde an dieser Stelle eine Haltestelle für die Eisenbahn gebaut, sie wurde damals schon Antares genannt. Der National Trail Old Highway wurde erst Anfang 1910 gebaut; er folgte der Eisenbahnlinie.1926 folgte dann die Route 66.
An der Tankstelle von Antares stand ein weißer VW-Käfer mit der Nummer „53“ - er erinnert an den berühmten „Herbie“, der in dem Walt Disney-Film „Ein toller Käfer“ (Originaltitel: „The Love Bug“, 1968) mit seiner sehr „eigenen“ Persönlichkeit und seinen außergewöhnlichen Fähigkeiten Autorennen fahren möchte und sie auch gewinnt. Es gab viele Fortsetzungsfilme, der aktuellste ist aus dem Jahr 2005 - „Ein toller Käfer startet durch“ (im Original - „Herbie: Fully Loaded“).
















Knapp zehn Kilometer weiter kamen wir durch den Ort Hackberry, der nach dem Hackberry-Baum [Desert Hackberry (Celtis pallida)]  benannt ist. Ursprünglich hieß der Ort "Garden-Spring", von Beale so genannt.

Das ist ist nur ein "Hinweis-Schild" am linken Straßenrand auf den Ort, der eigentlich nur noch aus dem "General Store" besteht.

Der Ort lebte ab 1870 von einigen Ranchern und zwischen 1875 - 1919 von einer Silbermine. Eine Bahnstation der Santa Fé Railroad (1883) und der Bau der Route 66 erhielten den Ort am Leben. Heute ist er verlassen und der Touristenmagnet ist der Hackberry General Store
Dieser wurde 1934 erbaut. Als die Route 66 an Bedeutung zunahm, war hier nicht nur eine Bahnstation, sondern zugleich ein Versorgungspunkt für Reisenden mit Benzin und Proviant. 
1978 schloss der Store, nachdem die Interstate gebaut worden war.
Erst 1992 eröffnete Bob Waldmire den Store wieder als Informationszentrum und Souvenirladen.
1998 kauften ihn John und Kerry Pritchard.
2016 übernahm Amy Franklin, seit 10 Jahren Mitarbeiterin, den General Store   -  und beließ alles beim Alten.





Selbst Ken Curtis, alias "Festus Haggen"
gibt es hier als Plakat.












Auf dem Gelände des Stores stehen mehrere Oldtimer aus den 60er Jahren. Der General Store ist ein Souvenirladen und Visitor Center, den man allein aufgrund seiner originellen Einrichtungen gesehen haben muss.


























Nach wenigen Kilometern folgte der Ort „Valentine“, der heute nur noch wenige Einwohner hat. Wir konnten zwar auch das Straßenschild „Everywhere is Valentine“ finden, aber in Valentine selbst war eigentlich alles nur wenig bis gar nicht bewohnt.








Bei BERT´S Country Dancing dreht man sich schon lange nicht mehr zur Musik

und diese ehemalige Tankstelle verkauft auch kein Benzin mehr.












Verlassen, verfallen und zugewachsen auch diese ehemalige Tankstelle an dieser ehemals so frequentierten Straße.

Eingezäunt und leer  -















Auffällig hingegen war die zweigeschossige ehemalige indianische Schule, die bereits 1910 als Schule geschlossen wurde. Sie ist heute noch gut erhalten, weil sie über Jahrzehnte anderweitig genutzt wurde. Heute gehört das Gebäude den Hualapai-Indianern. Sie wollen es restaurieren und wieder verwenden.




Das alte Post-Office von Valentine gibt es nicht mehr; es hatte aber immer viel zu tun. Es erfreute sich Amerika weiter Beliebtheit, weil hier alle Postkarten und Briefe mit einem herzförmigen Poststempel gestempelt wurden - bis ihre Betreiberin durch einen Raubüberfall erschossen wurde.

Nach weiteren fünfzehn Kilometern folgte der Ort Truxton, den Leutnant Beale einst nach seinem Sohn bzw. dessen Großvater benannte. Auch die Blütezeit dieses Ortes ist lange vorbei.

Der Ort erscheint "aufgeräumt", aber ähnelt sehr einer Geisterstadt!


Clyde McCune und Donald Dilts eröffneten 1951 eine Service -Station. Ray und Mildred Barker kauften das Truxton Café und das angrenzende Motel im Jahr 1957. Sie und ihr Mann wurden in Oklahoma geboren und Mildred wuchs in der Nähe der Route 66 auf und wollte daher dort leben. Beide waren in der "Historic Route 66 Association" von Arizona aktiv, die zur Anerkennung und "Wiederbelebung" der Historie führte.





















Kurz nach Truxton begann die Hualapai Indian Reservation, mit dem Hauptort Peach Springs. In Peach Springs haben die Hualapai ein Cultural Center und der Ort hat etliche Geschäfte, Restaurants, Kirchen, Tankstellen und ein Post Office. Die Route 66 führt gewissermaßen als Hauptstraße durch den Ort und man sieht doch noch das eine oder andere ehemalige, verfallene Hotel.

In Peach Springs gab es im 18. Jahrhundert eine Missionsstation von Mönchen aus San Bernadino, die hier an einer Quelle Pfirsichbäume anpflanzten. Die Pfirsichbäume gibt es noch, die Missionsstation ist schon lange Geschichte.
Die Post wurde 1887 eröffnet und die Eisenbahn, deren Loks hier dank Quelle mit neuem Wasservorrat weiter fahren konnten, baute ein "Harvey House"-Hotel & für Touristen, die dann über Dimond Creek zum Grand Canyon hinauf fuhren. Diese anfängliche Blütezeit endete jedoch bereits 1907, als die Eisenbahnverbindung von Williams zum Südrand des Grand Canyon gebaut wurde.

Die Hualapai sind eine sehr aktive "Indianergruppe" und versuchen aktuell, viele Verbesserungen für ihr Volk zu erreichen.


Die alte John Osterman Service Station  &  , 
von einem schwedischen Emmigranten um 1928 erbaut.

Die ehemalige Peach Spring Trading Post.










Nach Peach Springs folgten die Grand Canyon Caverns, Kalkstein-Höhlen mit einem riesigen touristischen Angebot von „Übernachtung in den Höhlen“ bis hin zu „Night Sky Viewing“.













Mit dem nun folgenden Ort Seligman erreichten wir eines der Highlights der „Historic Route 66“.
Seligman werde ich in einem extra Beitrag beschreiben.










Nach Seligman folgte Ash Fork.  Dieser Ort nennt sich selbst: „the flagstone Capitol of the U.S.“. Tatsächlich kamen wir an zahlreichen Betrieben vorbei, die ihre Steinplatten aus Sandstein zu Hunderten direkt am Straßenrand lagerten.



Ash Fork ist ein Ort, der von und mit seinen Steinen lebt, obwohl die Zeiten des Absatzes z.B. 2008 erheblich zurück gegangen waren.

Bereits 1882 mit dem Bau der Eisenbahnlinie gegründet, wurde auch hier ein "Harvey-House"-Hotel gebaut, das Escalante &  .
Viele der heute noch stehenden Häuser wurden zur Zeiten der Eisenbahn gebaut, um deren Arbeiter unterzubringen.















Endstation dieser Tagesetappe war die Stadt Williams, wo wir auf dem Canyon Gateway RV Park nächtigten.

Die Stadt Williams nennt sich „Gateway to the Grand Canyon“ und bietet für die Touristen eine „Grand Canyon Deer Farm“ und „Bearizona“, ein Zoo mit Wildtieren aus der Grand Canyon-Region.
Von Williams aus kann man mit einem „Sightseeing-Train“ zum Grand Canyon fahren. Hin- und Rückfahrt dauern jeweils zwei Stunden und man hat dann vier bis fünf Stunden Zeit, um den Grand Canyon zu besichtigen. Wir wollen uns jedoch keiner geführten Tour anschließen, sondern uns Zeit mit der Erkundung lassen.

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Heute gefahrene Kilometer: 230

Samstag, 13. Juli 2019

In Kingman


Am Samstag besuchten wir das Arizona Route 66 Museum in Kingman.
Es ist im ehemaligen „Powerhouse“ (Kraftwerk) von Kingman untergebracht und wurde 1997 eröffnet.
Die Ausstellung beginnt mit der Vorgeschichte der Route 66, die zunächst auf Handelsrouten der Ureinwohner Amerikas zurückzuführen ist. Die Ureinwohner im Gebiet des heutigen Kingman gehörten zum Stamm der Hualapai. Aktuell bewohnen sie die über 4.000 km² große Hualapai Indian Reservation etwa 80 km östlich von Kingman.

Powerhaus
In der Ausstellung wird wieder auf Captain Lorenzo Sitgreaves und seine ersten Kartographierungen hingewiesen (1851). Da in der Mitte des 19. Jahrhunderts mehr und mehr Menschen nach Westen zogen, um sich dort ein neues Leben aufzubauen, wurde eine „winterfeste“ Straße immer wichtiger. Dementsprechend bekam 1857, wie bereits auch schon beschrieben, Leutnant Beale vom damaligen Präsidenten Buchanan den Auftrag, eine Planwagenstrecke zu bauen. Beale nutzte die Kenntnisse von Sitgreaves und baute mit seinen Männern, und seinen Kamelen, die erste Wagenstraße.
Sie erstreckte sich über fast 650 Kilometer oder 400 Meilen und kostete damals etwa 50.000 $.














Lt. Beaele mit seinem "Camel-Corps"











Auf der „Beale Wagon Road“ fuhren dann ab  1858 die ersten Planwagen-Trecks, was damals aber nicht nur gefährlich war, weil man ohne gute Kenntnisse Probleme mit der Wasserversorgung bekam, sondern weil immer wieder Indianer-Überfälle stattfanden.

Welch Sorgen und Nöte die ersten Siedler hatten, kann man nur erahnen.



In einer Ausstellung im Powerhouse wird dies
lebensecht nachvollzogen.







Bereits ein Jahrzehnt später wurde die Eisenbahnlinie gebaut und dadurch eine größere Anzahl an Menschen in den Westen gebracht - die eigentliche Besiedlung des amerikanischen Westens begann.
Mit dem Beginn der amerikanischen Auto-Produktion, Henry Ford lässt 1913 sein „Modell T“ per Fließband produzieren, entstand die Forderung nach guten Straßen. Es wurde investiert, es wurde gebaut und in diesem Zusammenhang entstand aus dem „Old Trail Highway“ die „Mutter aller Straßen“, die Route 66.
Ihre Fertigstellung erfolgte 1926 mit einer Länge von fast 4.000 Kilometern. Die ursprüngliche Route 66 begann in Chicago (Illinois) und führte nach Santa Monica (Kalifornien) und verläuft damit diagonal durch das Land.

Historisch folgte nun eine traurige Zeit der Route 66. Am Ende der 20er Jahre, während der großen Weltwirtschaftskrise, und in der Mitte der 30er Jahre, während der größten Dürre im Mittleren Westen, fuhren tausende mit allem, was sie noch besaßen, auf dieser Straße nach Westen, um dort ihr Glück zu finden. Sie fanden wieder nur Armut und Hoffnungslosigkeit und weniger als zehn Prozent blieben dann tatsächlich im Westen. Die anderen kehrten wieder zurück.Während des zweiten Weltkrieges wurde die Route 66 überwiegend dazu genutzt, militärisches Material möglichst schnell in die Trainingscamps im Westen zu bringen.

In den 50er und 60er Jahren verwandelte sich das Bild der Straße vollkommen. Man reiste auf dieser Straße, es war Luxus und Abenteuer und an der Straße schossen die Motels und Restaurants wie Pilze aus dem Boden.
Und dann kam das Ende der Ära der „Mother of the roads“. 1957 führte Präsident Eisenhower das National Interstate Highway System ein, ein Autobahnsystem, "abgeguckt" von Deutschland. In Arizona wurde 1984 die Interstate 40 eröffnet und damit blieb die familiäre, kurvenreiche Route 66 auf der Strecke.

Eine Kuriosität an der Route 66 muss noch beschrieben werden: Über Jahrzehnte war es Kult, neben der Straße nach den Schildern von “Burma Shave“ zu suchen und sich über sie zu amüsieren. Bereits 1925 hatte Clinton Odell, dem die "Burma-Vita-Company" in Minneapolis gehörte und seine Rasiercreme „Burma-Shave“ bewerben wollte, die Idee mit Schildern entlang den Straßen für sein Produkt zu interessieren. Daraus entstand eine Schilder-Werbe-Kampagne, die es bis heute gibt. Die Werbesprüche sind phantasievoll und lustig, wie folgendes Beispiel zeigt:

„No lady likes to dance or dine,
accompanied by a porcupine. 
Burma Shave.“ (porcupine = Stachelschwein)


An das historische Museum schloss sich ein kleines technisches Museum an, in dem man unter anderem das  „Hochgeschwindigkeits-Fahrzeuge“, die Buckeye Bullet 2.5  &  mit Lithium-Batterien angetrieben, bestaunen konnte. Es erreichte den damaligen Weltrekord für elektrisch angetriebene Fahrzeuge mit 495 km/h.







Nach unserem Besuch im Museum befuhren wir ein kleines Stück der Route 66 in Kingman und sahen uns noch so manch "Historisches" aus dieser Stadt an.