Freitag, 12. Juli 2019

Auf der Route 66 - Teil 1

Direkt nach Topock fuhren wir eine Weile am Havasu National Wildlife Refuge entlang. In diesem Feuchtgebiet kann man zahlreiche Vogelarten beobachten. Am Straßenrand standen häufig Schilder, die uns vor einer Überflutung der Straße warnten, aber bei der flachen Landschaft und dem möglich vielen Wasser war dies auch nicht verwunderlich.






















Nach wenigen Kilometern passierten wir ein solches Gebäude, was wir schon einmal gesehen hatten, uns aber nicht erklären konnten.
Nach einigen Recherchen fanden wir heraus, das es sich hier um "Needles VORTAC EED 115.2" handelt; solche Einrichtungen dienen als Anflughilfen in der Flugnavigation.

Nach wenig Kilometern erreichten wir den Ort
Golden Shores
Schon auf der Straße am Ortseingang war das historische Zeichen für die Route 66 aufgemalt und gleich darauf folgte ein Schild, das uns auf den Beginn der historischen Route 66 hier in diesem Ort hinwies. 

















Zahlreiche weitere Schilder am Straßenrand wiesen uns nun auf die historische Route 66 hin.






















Seit Wochen hatten wir keinen Regen mehr gespürt; jetzt fuhren wir nun mitten in einen kleinen Regenschauer hinein.
Die Tropfen verdunsteten in der Luft, so heiß war es. Nur wenige erreichten den Boden!

Die Straße schraubte sich schnell höher und wir konnten einige spektakuläre Blicke auf bizarre Bergpanoramen werfen. 



















Wieder begegneten uns Cholla-Kakteen, wie schon im  Cholla Garden im Joshua Tree Nationalpark, die zu Tausenden den trockenen Boden vor den Bergen besiedelten.





















Bei Mile 25 trafen wir in Oatman ein. Es handelt sich um ein ehemaliges Goldminen-Örtchen, wobei an einigen Stellen auch heute noch kleinere Unternehmen ihr Glück im Minengeschäft versuchen. Oatman wirbt damit, ein „Geister-Wildwest-Ort“ 
(„gold mining ghost town“) zu sein, und lebt heute überwiegend von den Route-66-Touristen. 









































Traditionell leben in diesem Ort Esel frei und versuchen auch mal das eine oder andere Geschäft zu betreten. So rümpften wir die Nase, denn der Gestank der Esel-Hinterlassenschaften (Die "Geschäfte" der Esel) auf der Hauptstraße war insbesondere bei dem warmen Wetter doch schon erheblich.

„Burros came with the miners and still roam the streets today.“














Im Oatman-Hotel von 1902 soll angeblich der Schauspieler Clark Gable 1939 seine Hochzeitsnacht mit Carole Lombard verbracht haben; eben eine der vielen, nicht wirklich bedeutsamen Geschichten, die überall auf der Welt erzählt werden.

Die Wände des Saloons sind mit handsignierten 1-Dollar-Scheinen gespickt. Es sollen an die 60.000 Scheine sein.



In Oatman steht eine restaurierte Mobil-Tankstelle (red crown gasoline) und man bekommt oder bekam „Hamm´s Beer“.


Jeden Mittag finden für die Touristen in der Ortsmitte „Schießvorführungen“ statt und die Andenkenläden und urigen Lokale sind zahlreich.
Neben den vielen nostalgischen Gebäuden zeigt man in Oatman auch bunte Fassadenkunst.













Nach Oatman ging es kurvig und auf schmaler Straße weiter durch die Black Mountains bis zum Sitgreaves Pass (~ 1.085 Meter) nach oben. Captain Lorenzo Sitgreaves kam 1851 im Rahmen der Erforschung der Mohave Wüste durch die Gegend um Oatman. Die Aufgabe seiner Expeditionstruppe war die Erforschung einer Route nach Kalifornien und die Kartographierung des Gebietes. Er startete am Zuni-River in New Mexico und orientierte sich am 35. Breitengrad. Sechs Jahre später (1857) baute Leutnant E.F. Beale mit seinen Leuten hier eine erste Wagenroute. Diese „Wagon Road“ war der Vorläufer der Route 66 in diesem Bereich.


Für uns waren die Aussichten vom Pass aus in die Bergwelt der Black Mountains und nach Osten ins Sacramento-Valley beeindruckend / wunderschön.

Auf der rechten Straßenseite - kurz vor dem Gipfel auf der Cool Springs-Seite des Passes -  kann man noch Fundamente eines Gebäudes erahnen - alles, was von einer ehemaligen Tankstelle und  Eisdiele übrig geblieben ist.












Diesen Hinweis hatten wir vor Oatman gesehen.

Auf unser Fahrt talwärts vom Pass kamen wir dann an dieser "Einrichtung" vorbei.


Die Cool Springs Service Station war bis 2001 eine Ruine aus alten Zeiten, ehe Ned Leuchtner, ein Immobilienmakler aus Chicago sie kaufte und anhand alter Fotos restaurierte.

Die Cool Springs Service Station & wurde in den 1920er Jahren gebaut und hatte schließlich ein Café, eine Bar und Hütten. Aber die Route 66 wurde 1953 umgangen und der nahe Bahnhof 1964 aufgegeben. Dann brannte es sogar noch teilweise ab. Die Ruinen wurden für den 1991 von Dolph Lundgren / Jean-Claude Van Damme gedrehten Film "Universal Soldier" gesprengt.

Diese "Tankstelle" verkauft NUR Snacks und Route 66-Souvenirs.
Nachdem Cool Springs Anfang 2016 für kurze Zeit geschlossen wurde, fand sich bald aber wieder ein neuer Eigentümer, aber jetzt ist sie wieder geöffnet. Seine Initialien lauten "J. B."  -  nein, nein, nicht ich, sondern ein J. Barger.





Blick auf Gesteinsformationen am Ende der Abfahrt.



Jetzt waren es nur noch knapp 20 Kilometer bis zum als „heart of the longest remaining stretch of Route 66“ beworbenen Kingman. Schurgerade führte die Straße durch das Sacramento Valley.
Leutnant E.F. Beale entdeckte bereits 1857, als er mit seinem „berühmten Camel Corps“ seine Wagenroute baute, mehrere Quellen in dem Areal, wo heute das „Historic Downtown Kingsman“ zu finden ist. Unter dem „Camel Corps“ versteht man aus Tunesien eingeführte Kamele, die von der amerikanischen Armee in Wüstengebieten eingesetzt werden sollten. Leutnant Beale gründete auch kurz vor Los Angeles das Fort Tejon, was wir vor zwei Wochen besuchten. Zwanzig Jahre später war exakt auf der „Beale Road“ Lewis Kingman unterwegs, der eine Route für die "Atlantic and Pacific Railroad" vorbereiten sollte. Die Eisenbahnlinie erreichte 1883 diese Gegend und nach kurzer Zeit folgten die ersten „rancher, miner and industrials“. Schnell wuchs ein Ort und wurde zu Ehren des „Railroad-Explorers“ Kingman benannt.

Wiederum vierzig Jahre später baute man neben der Eisenbahnlinie eine Straße, aus dem dann der Highway 66 wurde. Den Straßenabschnitt, der durch Kingman führt, gibt es seit 1926.

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Heute gefahrene Kilometer:  110

Nach Topock


Gemütlich fuhren wir von Parker auf dem Arizona State Route 95 am Colorado River entlang und bewunderten die „Oasen“ am Flussufer.
Während überall um uns herum, die Berge und Hügel immer höher und das zerklüftete Bergland immer trockener wurden, standen am Colorado River Palmen und ein Erholungs-Resort folgte dem anderen.





Nur direkt in der Nähe des Colorado Rivers 
hat man sich niedergelassen.
Der Fluss bietet neben der Möglichkeit dort zu wohnen jede Menge Arten an Wassersport.








Direkt dahinter beginnen die trockenen und heißen Hügel. Aufgrund der Beschaffenheit
der Steine speichert dieser die Hitze und "wärmen" also auch noch nach Sonnenuntergang.













































Nach einigen Kilometer erreichten wir den Parker Dam & . Er ist mit 97 Metern Höhe der  höchste Staudamm Welt. Er staut den Colorado River zum Lake Havasu, der übrigens erst 1938 nach der Fertigstellung des Dammes entstand. Der Lake Havasu ist das Sammelbecken für das Colorado River Aquädukt &  .
Leider sieht man die enorme Höhe der Staumauer nicht, denn mehr als die Hälfte liegt auch hinter dem Damm unter Wasser.

Das Kraftwerk des Damms (hier im Bild) verfügt über vier Francis-Turbinen mit einer Gesamtleistung von 120 MW. Die Hälfte des erzeugten Stroms wird vom Metropolitan Water District selbst zum Pumpen von Wasser entlang des gesamten Colorado River Aquädukts verwendet. Der Rest wird an Versorgungsunternehmen in Kalifornien, Arizona und Nevada verkauft.


Erst wenn man sich der Stadt Havasu selbst nähert, kann man die langgezogenen Ausmaße dieses großen Sees erkennen.




















Weiter fuhren wir zur Stadt Lake Havasu City, die als heißester Ort der USA angesehen wird. Die Stadt wurde von Bob McCulloch und C.V. Wood ab 1963 auf von ihnen gekauftem Land aus dem Nichts aufgebaut und hat heute über 50.000 Einwohner.

Die größte Kuriosität der Stadt ist die „London Bridge“. Sie wurde 1831 in London (Groß-Britannien) eröffnet und leistete für 130 Jahre ihren Dienst als „Londoner Brücke“. Sie ist aus Granit gebaut, den man aus dem Dartmoor in Devonshire nach London brachte. Die nicht für die tägliche Überquerung von mehr als 10.000 Autos gedachte Brücke fing Anfang der sechziger Jahre an, kontinuierlich im Flussbett der Themse abzusinken und musste ersetzt werden. Bob McCulloch entschloss sich, sie für 2.460.000 $ zu kaufen, allein Abbruch und Transport kosteten 1.200.000 $.
Alle 10.276 Steine bekamen eine Nummer und konnten beim Wiederaufbau in Lake Havasu City exakt wieder an der richtigen Stelle eingefügt werden.
Die Steine der Brücke wurde mit Frachtern über den Panama-Kanal nach Long Beach gebracht und von dort weiter mit Lastkraftwagen nach Lake Havasu City. Die  Brücke wurde auf trockenem Land aufgebaut, die Pfeiler in tiefe Fundamente gesetzt. Anschließend grub man einen Kanal um die Halbinsel „Pittsburg Point“, so dass man aus der Halbinsel nun eine Insel zwischen dem Colorado-River und dem Kanal machte. Der Kanal wird nun von einer „echten“ London Bridge überquert. Sie ist 283 Meter lang, 15 Meter breit und hat fünf Bögen.
Die gusseisernen Laternen auf der Brücke gehörten zum Kauf. Sie sind aus französischen Kanonen hergestellt, die die Engländer in der Schlacht bei Waterloo (1815) erbeutet hatten. Man brauchte von 1968 bis 1971, insgesamt also drei Jahre, bis zur Fertigstellung. Heute ist die Brücke eine absolute Touristenattraktion, die noch durch ein paar typisch englische Pubs auf der einen Brückenseite bereichert wird.







Nach Lake Havasu City befuhren wir die Arizona State Route 95 noch bis zur Kreuzung mit der Interstate 40, bogen nach links ab und verließen die Autobahn dann nach knapp fünfzehn Kilometern vor dem Colorado River bei Topock wieder. Direkt hinter Topock folgt der Ort Golden Shores.
Ab hier befuhren wir einen Abschnitt der Historischen Route 66































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Heute gefahrene Kilometer:  130